Volltext Seite (XML)
MMufferTaMatt Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Wilsdruffer Tag,bleit' erscheint tLglich nach«. » Uhr für den fallenden Laa. v«,»,,pr«i,: «ei Abholung in »ee »efchäftost-Sr nnd den Ansgabeftellen r Wk. i« Monat, bei Zustellung durch di« «ote» r,M Mb., »ei Postbestellung Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend «üger und «efchiiftoftellen — nehmen »u feder Zeit Br» Pellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebrftörungen besteht »ein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstück« «rfolgt nur, m«m> Port» deilikgt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeige» preis: di« st,«spalten« Ran»,«ile rO Doldpscnnig, dir Lgespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Sold. Pfennig, die 3,«spalteneReblam«,«Ne im textlichen Teile 100 «oldpsennig. Nachweisungigebühr ro Goldpfennige. Do». geschriebeneErscheiuungr- —. , , - tage undPlatzvo>schrifte» werden nach Möglichkeit FkrUsprschkr! ÄMt ÄUllsdkUff Np. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme dis norm. 10 Uhr Für die Richtigkeit de, durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Barantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag«eingezogen »erben muh »derberAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachung«! der «mtshauptmannschast Meitze», de« Amtsgerichts und Stadtrat« zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nasse« Nr. 276 — 83 Jahrgang Tele,r.«Adr.t »Amtsblatt» Wilsdruff-Dresden d-t».» D»,den r«4o Mittwoch 26 November 1924 Flammen in Ägypten. Die Ermordung des Sirdars, also des englischen Höchstkommandierenden in Ägypten, ist nur eins der vielen Flammenzeichen jener inneren Gärung, die nach Schluß des Weltkrieges im Nillande immer stärker wurde, eine Gärung, gegen die der Engländer zunächst nur ein Mittel kannte: das Maschinengewehr. Viele Hunderte von Ägyptern sind mit der brutalen Rücksichtslosigkeit, die von jeher das englische Kolonialregiment unrühmlichst bekanntgemacht hat, bei Unruhen politischer Art einfach niedergeknallt worden, die Dörfer wurden verwüstet, die Ernten vernichtet. Ein dichtes Netz englischer Truppen? abteilungen überzieht das Land, das man auch wirtschaft lich dadurch von England abhängig gemacht hat, daß man seine Landwirtschaft restlos auf Baumwollpflanzung um stellte, so daß das Land hinsichtlich seiner Ernährung fast vollkommen auf überseeische Einfuhr angewiesen ist. Nach dem Weltkrieg hatte der damalige englische Oberkommandierende Allenby den Ägyptern politische Zugeständnisse zwar nicht gemacht, aber versprochen. Nur hatte man in London keine Eile damit, diese Ver sprechungen zu erfüllen; und als es sich in Ägypten zu regen begann, arretierte man den Führer der Bewegung Zaglul Pascha mit seinen nächsten Anhängern und setzte sie aus Malta gefangen. In Ägypten sorgte man dann für die nötige Grabesruhe. Schließlich kam es aber doch zu einer Nationalversammlung, die sich trotz ihrer Zahmheit in Protesten gegen die englische Herrschaft er- ging. Da hat plötzlich Zaglul seinen Frieden mit Eng land gemacht; mit welchen Mitteln das geschah, darüber kursieren bezeichnende Gerüchte. Nur streitet man sich über die Höhe der Summe, die den Engländern die Gewinnung Zagluls gekostet hätte. Jedenfalls hat er so ziemlich alles vergessen, was er früher gefordert hat, und es ist gar nicht verwunderlich, daß sich gegen ihn starke Kräfte bemerkbar machten, namentlich bei der nationalistischen Jugend, was dann vor einiger Zeit bekanntlich zu einem Attentat aus den Ministerpräsidenten geführt hat. Der gesamte ägyp tische Rationalismus hatte sich gegen seinen frühere» Führer Zaglul gewandt. Nun kam das neue Attentat auf den Sirdar. Es ist selbstverständlich, daß England auch jetzt wieder mit schärfsten Misteln vorging. Denn Ägypten ist für England nicht so außerordentlich wertvoll als Kolonie, sondern vor allem als Mittel dazu, den Suezkanal zu schützen. Jetzt gehört ja auch das Gebiet östlich des Suezkanals, nämlich die Sinaihalbinsel, zu Ägypten. Zunächst erging ein Ultimatum, das außer einer Entschuldigung an die englische Negierung noch die Zahlung einer Entschädig gung von einer halben Million Pfund Sterling, das Verbot politischer Demonstrationen und schließlich die Beibehaltung der- turistischcn und finanziellen Natgeber in Ägypten verlangte. Schlimmer als die Forderungen, die binnen 24 Stunden erfüllt werden sollten, ist das Begleit schreiben, in dem die Schuld sür die Ermordung des Sirdars glattweg der Regierung zugeschoben wird. Damit habe sie bewiesen, daß sie unfähig oder nicht gewillt sei, das Leben der Ausländer in Ägypten zu schützen. Zahl reiche Verhaftungen schlossen sich an diese englische Aktion. Außer den obenerwähnten Forderungen geht eine andere, sehr bedeutsame dahin, daß der Sudan, der be kanntlich zu Ägypten gehört, vollständig vom Nilland ab- getrennt werden soll. Zunächst sollen die Ägypter die dort stationierten ägyptischen Truppenteile, außerdem aber sämt liche ägyptischen Offiziere in sudanesischen Truppenteilen zu rückziehen. Es sollen dann, nachdem dies geschehen ist, die sudanesischen Einheiten in eine besondere Truppe nur zu Defensivzwecken umgebaut werden, die allein dem eng lischen Generalgouverneur des Sudans zur Verfügung steht. Das bedeutet die administrative Trennung des Sudans von Ägypten, worauf nicht einmal Zaglul wird eingehen können. Wenigstens nicht als Ministerpräsident, und mag er auch alle die andern englischen Forderungen unter dem Druck des Augenblicks annehmen wollen. — die letzte Forderung wird er zweifellos mit seiner De- Mission beantworten. Er ist vor einiger Zett in London gewesen und hat versucht, England zur Nachgiebigkeit hin sichtlich der Forderungen des ägyptischen Volkes nach Selbstbestimmungsrecht zu veranlassen. Es ist bezeichnend, daß nicht einmal die Negierung Macdonalds ihm auch nur einen Schritt entgegenkam, so daß Zaglul mit den Worten: „England hat von uns verlangt, daß wir Selbstmord begehen", den englischen Boden wieder verließ. Der Ministerpräsident hat in der Kammer erklärt, daß die Entschädigungssumme gezahlt werden soll, wie dies die Pflicht eines jeden zivilisierten Staates sei, wo solch eine Tat vorkommt. Mit deutlichen Worten hat er sich damit sogleich gegen die schmählichen Vorwürfe Allenbys ge wandt, der dem ägyptischen Kabinett Unfähigkeit vorwarf, die Pflicht der Zivilisation zu erfüllen. Alle anderen An sprüche Englands aber sollen zurückgewiesen werden, woraus die Antwort schon dadurch erfolgt, daß die eng lische Truppenmacht in Ägypten verstärkt wird. SrlZaerungsLuttsnä über Mgvpten. —-—- Erste britische Zwangsmaßnahmen. Lond » n, 24. November. Da die Antwort aus das Ultimatum an Ägypten nicht befriedigt hat, sind von der britischen Regierung die ersten Zwangsmaßnahmen anaeordnet worden. Zwar ist dir Zahlung der geforderten*Strafsummc von 500 000 Pfund Sterling durch Ägypten heute erfolgt, aber in der Ver weigerung der Anerkennung sämtlicher britischer Forde rungen erblickt die englische Regierung die Notwendigkeit, sofort aktiv zu werden. Der ägyptischen Regierung wurde mitgetcilt, es sei bei der Negierung deS Sudans angc- ordnct worden: 1. Die Zurückziehung aller ägyptische« Offiziere und Truppen mit den sich daraus er- gebenden Veränderungen zu veranlassen. 2. Das? die Su dan-Negierung die Freiheit haben soll, das bisher IM 600 Acres umfaßende Bewäflerungsgebiet von Gezirah soweit zu vergrößern, als sie cs für nötig hält. Das Schlachtschiff „Malaya" ist von Malta nach Ägypten abgefahren, und ein anderes großes Schlachtschiff hat Bereitschaftsbefchl er halten in vier Stunden absahren zu können. Das Ost- Lanrashire-Regiment hat Befehl erhalten, im Laufe der nächsten Woche nach Ägypten abzugchcn.. Das erste Bataillon des Ost-Kent-Negiments werde am nächsten Sonnabend nach Ägypten ausbrciyen. Tie britische Truppen haben Befehl erhalten, das Zollgebäude in Alexandria zu besetzen. Die ägyptische Negierung hatte in ihrer Beantwor tung des englischen Ultimatum gesagt, sie verabscheue aufs tiefste das Verbrechen an dem Sirdar, sie selbst sei aber in keiner Weise verantwortlich und könne nicht zugeben, das Verbrechen sei das Ergebnis eines politischen Feldzuges, der von der Negierung ermutigt sei. Die einzige Verant wortlichkeit, die die ägyptische Negierung anerkenne, be treffe die Verhaftung und Bestrafung der Verbrecher. Um das tiefe Bedauern des Landes zu zeigen und der briti schen Negierung Genüge zu tun, sei sie zu einer Entschul- digung und zur Zahlung der geforderten 500000 Pfund bereit. Nicht zustimmen könne sie der geforderten Verände rung in der ägyptischen Armee im Sudan. Nur der König Fuad von Ägypten habe das Recht, dort Offiziere zu ent lassen. Wegen der zu entwässernden Gebiete im Sudan er klärt die Antwortnote, die Frage sollte durch ein gemein sames Übereinkommen unter Berücksichtigung der Inte ressen der ägyptischen Landwirtschaft geregelt werden. Die Regierung sei der Meinung, daß die Frage der Stellung auswärtiger Beamter bereits durch diplomatische Überein kommen geregelt sei. die nicht ohne Beteiligung des Parla ments abgeändert werden könnten. Was den Schutz der fremden Interessen im allgemeinen angehe, so habe die ägyptische Regierung stets die allerloyalste Politik verfolgt, die mit dem Grundsatz der Unabhängigkeit vereinbar sei. Rücktritt des ägyptischen Kabinetts Nach einer Neutermeldrmg aus Kairo hat das Kabi nett demissioniert. Der König hat die Demission angenom men und den Senatspräsidenten Ziwar Pascha mit der Bil dung eines neuen Kabinetts betraut. Das euglische Kabinett und die ägyptische Krise. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 25. November. Gestern mittag hat eine weitere Sitzung des Kabinetts über die ägyptische Frage stattgefunden. Alle weiteren Regierungsstellen, besonders aber die direkt beteilig ten Minister sind angestrengt tätig. An Loyd Allenby sind neue Instruktionen und Vollmachten gesandt worden. Er verfügt gegen wärtig über eine diktatorische Gewalt. Aus Kairo wird gemeldet, daß Ziwar Pascha mit der Bildung des Kabinetts nahezu fertig ist. Ob sich aber die Hoffnung auf ein Nachgeben Aegyptens erfüllen wird, steht noch in Frage. Englischerseits trifft man Vor kehrungen, um im schlimmsten Falle des Konflikts sofort gerüstet zu sein. Die englische Garnison in Aegypten beträgt 15 000 Mann. Im Sudan stehen zwei Bataillone. Die ägyptischen Truppen zählen etwa 6000 bis 7000 Mannun- zwei Bataillone, die im Sudan stehen, so daß zunächst die militärische Uoberlegen- heit Englands gesichert erscheint. Die Negierung plant außerdem die Beschlagnahme des Zollamtes in Alerandrien, die Bese^-ung wichtiger Regierungsämter in Kairo, die Beschlagnahme von Post nnd Telegraph und schließlich die Entfernung der ägyptischen Truppen aus dem Sudan. Trotz dieser scharfen und umfang reichen Maßnahmen strebt man eine Verständnismöglichkeit au. BelageriiugszilsM Wer AeWten. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" P ar is, 25. November. Nach Meldungen aus Kairo sind über ganz Aegypten die Belagerungsbestimmungen verhäng worden. ver evgMe Druck Eigener Fernfprechdienst de» „Wilsdrusfer Tageblattes". London, 25. November. Die englische Admiralität teilt» gestern mit, daß die Schlachtschiffe Iron, Duke und Maleryer im Hafen von Malta den Befehl erhalten haben, das eine nach Alexandrien und das andere nach Port Sach aufzubrechen. Eia leichter Kreuzer und zwei englische Zerstörer haben Befehl er halten, nach dem Suezkanal zu fahren. Die englische Arbeiterpartei gegen das englische Ultimatum. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 25. November. Ausgesprochen Stellung gegen das Ultimatum an die ägyptische Regierung nimmt das offiziöse Organ der Arbeiterpattei, der „Daily Herald". Er schreibt: Di» Ermordung eines einzelnen zum Vorwand genommen, wird nun mehr den Streit Mischen England und dem Orient verstärke«, dessen Ausgang Entsetzen und Verheerung bedeutet. Die beabsichtigte Haftentlassung des Generals von Nathusius bestätigt Eigener Fernfprechdienst der „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 25. November. Die Meldung, daß die franzö sische Regierung die Begnadigung des Generals v. Nathusius beabsichtige, wird von zuständiger französischer Seite bestätigt. Bis zur Haftentlassung des Generals dürsten vermutlich noch einig» Tage vergehen, da vor dem ein Meinungsaustausch Mischen de» deutschen Botschaft und dem Quai d'Orsey erfolgen wird. Die deutschen Kolonialwerte unter dem Hammer. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 25. November. Die Versteigerung der deut schen Besitzungen und Plantagen in Kamerun hat heute begon nen. Die Molive-Piantage brachte 450 000 Goldmark einschließ lich Gebäude und 7,5 Kilometer betriebsfähige Eisenbahnanlage. Schwedens Antwort auf das deutsche Völkerbundsmemorandum Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 25. November. Die Antwort der schwedischen Regierung auf das Memorandum der Reichsregierung über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund vom 29. September ist nunmehr hier eingetroffen. Die schwedische Regierung gibt der Auffassung Ausdruck, daß Deutschland in der Organisation des Völkerbundes dieselbe Stellung erhalten soll wie dir übrigen Großmächte, und sie erklärt sich bereit, dahin zu wirken, daß vom Völkerbundsrat beM. von der Völkerbundsversammiung entspre chende Maßnahmen getroffen werden, damit Deutschland sofort einen ständigen Sitz erhalte. Die schwedische Regierung hält es jedoch für kaum vereinbar mit der Bundessatzung und ihren Grundsätzen, daß Deutschland mit einem Vorbehalt bezüglich wichtiger Verpflichtungen aus Artikel 16 eintrete. Sie gibt da gegen der Meinung Ausdruck, e ssri mit Artikel 16 nicht unver einbar, daß bei der Ausführung von Sanktionen Rücksicht aus die besonderen Verhältnisse, namentlich die deutsche Rüstungsbe schränkung, genommen wird und spricht die Hoffnung aus, daß die deutsche Negierung den Artikel 16 nicht als ein Hindernis für den Eintritt empfinden werde. Schwere Verluste der Spanier in Marokko Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 25. November. Zwischen Tetnan, Ceuta und Cherchau wurden die Telegraphenlim'en durch den Sturm zer stört, so daß leine vollständ'gen Berichte von den Gefechten bei Harqui und Soko-Er-Arba übermittelt werden konnten. Die Ver wundung des Generals Bcranger soll nicht ernst sein. Die Zahl der Toten und Verwundeten ist noch nicht bekannt. E'nem offi ziellen Kommnmgue zufolge sind die Verluste der Fremdenlegion und der einheimischen Truppen groß. Reuter meldet, daß die spanische Botschaft in London ein Dementi aller Gerüchte über Meutereien der Truppen in Madrid und in der Provinz erhal ten habe. Der Erzbergermörder Schulz in Kon stantinopel Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Belgrad, 25. November. Die Polizei wurde davon verständigt, daß der Erzberger-Mörder Schulz in Konstantinopel eingetroffen ist und sich dort unter falschem Namen aufhält.