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KÄw/m/e VasesseSv«- M Är/Mr/E, Swmke, KMeMSe v. KrSeSer M»-Sachsen-ZeitrmgE erscheint tSgllch nachmittag« S Uhr für den folgerten Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in Anzeigenpreis: die 8 gespaltene RaumzeN« W Goldpfennig, die 2 gespalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Geschäftsstellen und Ausgabestellen 2,— Mark im Monat, bei Zustellung durch die Voten 2,30 Mark, bei Postbestellung Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung !00 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold- Q DsM/aü Km/ ö SL W»d DeschSftsstcllcn nrhmra —7- — jederzeit Bestellungen entgegen. annahme bis vormittags 10Uhr. Für Lie Richtigkeit Ler Lurch Am Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung Fernruf llbermitteltenAnzeigen übernehmen wir keineGarantie. 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Aber er hat das Votum in der Tasche und ist damit nach London abgereist. Zweift Mos ist Herriot nicht die Politisch robuste, zielsichere Per sönlichkeit, die Poincar 6 war; diesem Manne war Mac donald ebensowenig gewachsen wie seine Vorgänger auf dem Stuhl des englischen Ministerpräsidenten. Herriot ist mit einem ganzen Sark voll Fragen gekommen; er hat sich keines wegs, wie die englischen Blätter zunächst glauben machen wollen, auf die Behandlung der Mnanzfragen des Sachver- ständigenberichts beschränkt, sondern, den Linien der bis herigen Politik seiner Vorgänger folgend, auch das Pro blem der interalliierten Schulden vorgebracht und es aufs engste verknüpft mit der deutschen Reparations frage. Und er hat Wohl auch noch andere Dinge michmein gemengt. So ist z. B. d ie russische Frage — Europa strotzt von. „Fragen" —. ins Rollen gekommen durch die anglo-russtsche Konferenz in der natürlich die Vorkriegs-- und Kriegsschulden des früheren Zarenreiches eine sehr erhebliche Rolle spielen. Nun hat Herriot in seiner Programmrede er klärt, daß er auf einer Klärung der Beziehungen zu Rußland hinarbeite. Dabei spielen diese Schulden für Frankreich natürlich eine noch viel wichtigere Rolle als für England. Da sie ja schon 1914 18 Milliarden betrugen und inzwischen, da die Zinsen von Rußland nie bezahlt wurden, auf etwa 50 Milliarden Goldfrank angeschwollen sein mögen. Freilich werden die schönsten Versprechungen Rußlands gar nichts nützen, denn es hat kein Geld. Aber auch andere deutsche Fragen hat Herriot zur Besprechung gebracht. Vor allem natürlich die Frage der „Sicherheiten" Frankreichs, dann natürlich die Rheinfrage und nicht zuletzt das Thema: Deutsch land und der Völkerbund. Also lauter politische Fragen, die aufs engste verknüpft werden mit dem wirt schaftlich-finanziellen Teil des Dawes-Berichts. Und daher ergibt sich sozusagen von selbst schon die Mittellinie, auf der man die aufs eifrigste von beiden Seiten angestrebte Eini gung finden- wird: Herriot mag in den -Bestimmungen und Forderungen des Daves-Berichts in manchem nachgeben, um das aber als Kompensation für ein um so starreres Fest halten- an den politischen Interessen zu benutzen. Nament lich in der Frage der „Neutralisierung" des Rheinlandes unter der mildsegnenden Hand des Völ kerbundes wird sich Herriot mit Macdonald leicht verständi gen können. Wir in Deutschland werden uns doch wohl wieder den Optimismus abgewöhnen, als hätte sich unsere politische Situation nun dadurch wesentlich gebessert, daß in London und Paris liberalere Parteien am Ruder sind. Das End ziel bleibt immer dasselbe, mag auch die Methode «ine andere sein, eine Methode, durch die leider unsere natio nalen Instinkte allmählich eingelullt werden. Vor allem müssen wir uns abgewöhnen, irgendwelche Zugeständnisse wesentlicher Art zu erwarten, bloß weil Macdonald ein Sozialdemokrat und Herriot ein Verehrer der demokrati schen Idee ist. Jener ist vor allem Engländer, dieser ist Franzose. Und nicht als Parteisache, sondern vom natio nalen Gesichtspunkt aus werden von ihnen die -außenpoliti schen Fragen behandelt. Jedenfalls ist aber eins festzustellen: Der Demokrat Herriot beachtet noch weniger als seine Vor gänger das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Wenig stens nicht, soweit es Deutschland angeht. Mit einer ge radezu naiv anmutenden Selbstverständlichkeit, die schon fast zur ständigen Praxis geworden ist, mischt er sich in innere deutsche Angelegenheiten „im Namen der Demo kratie". Und ein leichtes mag es ihm geworden sein, dafür den Beifall und die freudige Unterstützung Macdonalds zu gewinnen. Eingriffe in unsere Selbständigkeit von uner hörtesten Ausmaßen bringt uns der Dawes-Bericht auf wirtschaftlichem mrd finanziellem Gebiete; wir dürfen uns aber durch diese französisch-englische Zusammenarbeit nicht auch noch die geistige, die nationale Selbständigkeit, ein- schränkcn lassen. Neue deutsche Stritte in LonSon una Paris. Die Ruhrräumungsfrage. London, 21. Juni. Der deutsche Botschafter in London, Sthamer, hat gestern im Foreign Office Macdonald ein langes Memo randum der deutschen Regierung über reicht, in dem, wie man in Londoner politischen Kreisen annimmt, die Bedingungen auseinaudergesetzt sind, Unter denen die Berliner Regierung geneigt sein werde, an der Inkraftsetzung des Sachverständigen berichts mitzuarbeiten. Diese Demarche, die am Vorabend der Ankunft Herriots erfolgt ist, ist von außer ordentlicher Bedeutung, und die eventuelle Haltung Deutsch lands wird die Aufmerksamkeit der beiden Premierminister bei ihren bevorstehenden Besprechungen besonders be-- itbäitiaen. Vie krgebnMe von Lhequers. Eine neue Konferenz am 16 Jnli? (Eigener Fernsprech-dienst der „Sachsen-Z eitun g".) London, 23. Juni. Nachstehendes Kommunique wird veröffentlicht: Eine Zusammenkunft der Ministerpräsidenten von England und Frankreich hat am Sonnabend, den 21. und Sonn tag, den 22. Juni in Chequers stattgefunden. Im Verlaufe einer freundschaftlichen und intimen Unterhaltung wurden die verschie denen in den Sachverständigenberichten eingegangenen Fragen zur Sprache gebracht und die Maßnahmen zu ihrer Ausführung erörtert. Es war nicht möglich, eine definitive Entscheidung zu erzielen, denn die Notwendigkeit bestand, vorerst die belgische und die italienische Regierung zu Rate zu ziehen. Die stattge fundenen Besprechungen haben ein volles Einverständnis zwischen den Ministerpräsidenten der beiden Länder ergeben. Es wurde verabredet, unter Vorbehalt der Zustimmung der anderen alliierten Mächte Mitte Juli eine Konferenz in London einzuberufen, auf der das einzuschlagende Verfahren definitiv festgesetzt werden soll. Die beiden Ministerpräsidenten haben sich entschloßen, gelegentlich der Eröffnung der Völkerbundstagung im Septem ber zusammen einen kurzen Besuch in Genf abzustatten. — Zu diesem Kommunique verlautet von maßgebender Seite, daß der Vorschlag zur Einberufung der Konferenz von Macdonald ge-- macht wurde. Die Konferenz soll am 16. Juli stattfinden. Man will ihre Bedeutung aus dem Umstand ermeßen, daß die ein zelnen Delegationen von Sachverständigen begleitet werden. Herriot soll zu Macdonald wörtlich gesagt haben: Letzten Endes ergibt sich aus unserer Unterredung, daß Frankreich und Groß britannien eine moralische Verpflichtung übernehmen, ständig zusammenzuarbeiten, worauf Macdonald: „Ganz richtig" ge antwortet haben soll, Herriot, der am Sonntag nachmittag nach London zurückgekehrt ist, wird Montag früh 8,50 Uhr über Dover und Ostende nach Brügel reisen. Die Besprechungen mit Theunis und Hymanns beginnen Dienstag früh und werden am Nachmittag fortgesetzt. Herriot verläßt Brüssel 8,50 Uhr abends und wird um 11 Uhr wieder in Paris sein. Paris, 23. Juni. Eine besonders ausführliche Dar stellung der in Chequers gepflogenen Aussprache gibt der Lon doner Berichterstatter des Matin, Sauerweiy. Macdonald und Herriot haben ihm zufolge sich über die aus Berlin eingegangenen Berichte unterhalten. Diese Berichte lauteten sehr optimistisch. Die diplomatischen Vertreter Frankreichs in Berlin hatten er klärt, daß die Annahme der zur Ausführung der Sachverstän digenpläne notwendigen Gesetzesvorlagen an einem Widerstande der Nationalisten im Reichstage nicht scheitern werden. Die Frage sei die, welche Umwandlung die in Frankreichs Hand be findlichen Pfänder im Sinne des Sachverständigenplanes er fahren werden. Die wirtschaftliche Ausbeutung des Ruhrgebietes wird unmittelbar nach Einsetzung der vorgesehenen Körperschaf ten eingestellt werden. Um aber auf die militärische Besetzung verzichten zu können, verlangt General Rollet gewiße Sicher heiten gegen die Möglichkeit deutscher Verfehlungen oder einer Feindseligkeit des Reiches, Truppen an den Rhein schaffen zu können. Diese Möglichkeit erfordert die absolute Kontrolle über gewisse strategische Eisenbahnlinien. An dieser Konferenz werden selbstverständlich Belgien und Italien teilnehmen und, falls sie dazu bereit sind, die Vereinigten Staaten. Was die Deutschen anbetrifft, so werden sie logischerweise zur Unterzeichnung des Protokolls, das sich auf die sofortige Ausführung des Sachver ständigenprogramms bezieht, eingeladen werden. Das Siche rungsproblem würde dann auf einer zweiten Konferenz, die höchstwahrscheinlich in Paris zusammentreten wird, zur Sprache gebracht werden. ^Uebereinstimftrung zwischen den beiden Premiers Paris, 23. Juni. Der Londoner Berichterstatter des „Newyork Herald" schreibt zu -er Zusammenkunft Herriots mit Macdonald: Die beiden Ministerpräsidenten sind ein und der selben Auffassung in allen Punkten mit Ausnahme des Verfah rens, das zur Lösung des Ruhrprobiems eingeschlagen werden soll. Herriot besteht auf Aufrechterhaltung einer militärischen Kontrolle der Alliierten über die drei Haupteisenbahnlinien des Ruhr- und Rheingebietes, Macdonald dagegen vertritt den Standpunkt, daß die Kontrolle des verbündeten Oberkommißars in Koblenz für diese Zwecke ausreicht. Der trauernde Pertinax. Paris, 23. Juni. Zu dem Ergebnis der Chequeres-Be- sprechungen schreibt Pertinax, es sei nur so weit gekommen, daß Frankreich von einer interalliierten Konferenz, zu der die Deut schen tunlichst hinzngezüflen würden, die Verteidigung seiner Rechte erwarten müße. Ferner sei es dahin gekommen, daß die militärische Ruhrbesetzung verschwinden müße und die wirtschaft liche Besetzung aufgehoben werde, ohne daß eine Maßnahme vorgesehen sei, die es erlaube, bei deutschen Verfehlungen sie wie- derherzusiellen. Vie Wahlen in Anhalt. (Eigener Fernsprech-dienst der „Sachfen-Zeitun g".) Dessau, 23. Juni. Am gestrigen Sonntag fanden in Anhalt die Landtagswahlen statt. Das vorläufige Ergebnis ist folgendes: Demokraten 6082, Deutsche Volkspartei 27 674, Soz. 64159, Bodenreformer 2974, Landbund 14 241, Kom munisten 16 226, Völkisch-soziale 7112, Zentrum 10 982, Bauernbund 891, Deutschsoziale 795, Hausbesitzer und Gewerbe Wirtschaftspartei 5827, Deutschnationale 21127, Hausbesitz Stadt und Land 3591. Die Sitze würden sich wie folgt ver teilen: Dem. 1, D. V. P. 6, Soz. 14, Bodenref. 1, Landbund 3, Komm. 3, Hausbes. Stadt und Land 1, Völk.-soz. 2, Dnat. 4, Hausbes. und Gew. Wirtschaftspartei 1. Ebenso hatte der deutsche Botschafter in Paris, Hoesch, heute früh eine neue Unterhaltung mit dem französischen Ministerpräsidenten Herriot, in deren Verlauf von dem ungefähren Datum die Rede war, an dem die Räumung des Ruhrgebietes durchge führt werden könnte, ferner von der Lage in Rhein land und Westfalen, sowie von den Verträgen im besetzten Gebiet. Drese Unterhaltung wird in unmittelbare Beziehungen gebracht mit den diplomatischen Bemühungen der deutschen Regierung, um von den Alli ierten und insbesondere von Frankreich das formelle Versprechen zu erhalten, daß das Ruhrgebiet geräumt wird und gleichzeitig auch Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort, und zwar in einer be stimmten Frist unmittelbar nach Annahme der gesetz geberischen Maßnahmen über die Ausführung des Sach verständigenberichls durch den Reichstag. veiMlaua ima arr (MeidM. Eine Erklärung Dr. Marx'. Der Berliner Berichterstatter des „Daily Telegraph* hat von den höchsten Persönlichkeiten im Reiche maß gebliche Äußerungen über die zukünftige deutsch« Politik erhalten, die in englischen Regierungskreisen er hebliches Aussehen erregen. Reichskanzler Dr. Marx er klärte dem Journalisten, daß die Frag« des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund noch nicht reif für Diskussionen scheine. Die deutsche Negierung sei durch drungen vom Begriff der Völkersolidarität. In diesem Sinne hat sie wiederholt ihre Zustimmung zu den Grundsätzen des Völkerbundes erklärt. Die organi satorischen und tatsächlichenMängel des gegen wärtigen- Völkerbundes sind aber derartige, daß die deutsche Regierung in dem Völkerbund nichteinmal eine Annäherungandie eigenen Ideale zu erblicken vermag. Aus diesem Grunde beeilt sich die Regierung keines wegs, dem Genfer Völkerbund beizittreten. Andererseits lehne siedenEintrittnichtab, wenn dieser Ein tritt von anderen Völkern gewünscht werden sollte. Vie Antwort aut Sie KomroNnote. Innerdeutsche Konflikte. Der Berliner Korrespondent des „Daily Tele graph" meldet zur Frage der letzten an Deutschland ge richteten Kontrollnote: Von autorisierter Seite erfahre ich, daß das Armeeoberkommando es abgelehnt hat, .nur im geringsten von dem Standpunkte abzuweichen, der -darin besteht, die Ablehnung der alliierten Note zu fordern. Mehrere hohe Offiziere haben ihre Demission (?) angedroht für den Fall, daß die Re gierung die Forderungen der Alliierten auf eine allge meine Untersuchung der militärischen Zustände in Deutschland vor der Übergabe der Kontrolle an den Völker bund willigen sollte. Die deutsche Regierung -hat sich jetzt dafür entschieden, die Forderungen der Entente anzunehmen, da sie befürchtet, daß die Ablehnung der Forderungen einen internationalen Aus gleich der großen Friedens-Fragen ernstlich gefährden könnte und Deutschland in neue und ernste diplomatische Schwierigkeiten verwickeln könnte. übrigens erklärte Herriot in einer Pressekonferenz, oatz er bei seinem Besuch in London auf die Notwendigkeit der Beibehaltung der interalliierten Militärkontroll- kommission in Deutschland dringen werde; er werde sich dabei auf Mitteilungen über deutsche Rüstungen stützen, die er von den Generalen Rollet und Degoutto erhalten habe. Die Militärkontrolle solle solange bleiben, bis sie „ihre Ausgabe vollendet" habe. Also: Verewi gung. Pikanterweise wird in diesem gleichen Augenblick von Loudon aus der Bericht des französischen Oberkommandos im Ruhrgebiet über angebliche deutsche Angrisfspläne auf die Besatzungstruppen für die Fälschung eines „übereifrigen" Agenten erklärt, aber gleichzeitig zugegeben, daß er bei der Beratung der Militärkontrollnote von Bedeutung gewesen ist.