Volltext Seite (XML)
Deutscher Lustfahrerlag. Vom 21. bis 25. Mai wird Pi Breslau der 18. deutsche Luftfahrertag des Deutschen Lustfahrtverbandes e. V. auf Einladung des Magistrats der Stadt und der Schlesier- gruppe des Deutschen Luftfahrtverbandes stattfinden. Diese Generalversammlung des Deutschen Luftfahrerver bandes soll den durch 20 schlesische Luftfahrtvereine zum Ausdruck gebrachten Willen zur Luftgeltung der Landes und Neichsregierung in eindrucksvoller Weise zu Gehör bringen. Bundestag der Saal- und Konzertlolalinhaber. In Kiel fand die 19. Bundestagung des Bundes der Saal- und Konzertlokalinhaber Deutschlands statt. Man beriet vor nehmlich über Mittel und Wege zur Beseitigung der Zwangswirtschaft im Saalbesitzer- und Kouzertlokal- gewerbe. Zusammenstöße zwischen Kommunisten und Stahl- ycimleuten. Am Dienstag nachmittag begannen in Delitzsch infolge kommunistischer Belästigungen von Stahlhelm und Jungdoleulen Reibereien, die gegen Abend einen bedenklichen Charakter annahmen. Auf beiden Seiten gab es Schwerverletzte. Die zu Hilfe gerufene Bitterfelder Schutzpolizei säuberte die Straßen und nahm Hausdurchsuchungen vor. In einem Hause wurde die Leiche eines Slahlhelmmannes gefunden. Tödliche Fleischvergiftungen. In B e tt e n h a u s e n (Provinz Hannover) erkrankten nach dem Genuß von kon serviertem Fleisch der Landwirt Wolf mit Frau und Kin dern. Wolf, seine Frau und ein erst seii kurzer Zeit ver heirateter Sohn starben. Zwei Kinder liegen noch im Krankenhanse, ohne daß Hoffnung besteht, sie am Leben zu erhalten. — In Gaustadl, Oberfranken, sind dreißig Personen nach Genuß von Fleisch eines notgeschlachteten Rindes an Vergiftungserscheinungen schwer erkrankt. Eine Person ist gestorben. Dreifache Bluttat. In Gelsenkirchen hat der Polizeibeamte Jäger nach einer heftigen Auseinander setzung mit seiner Frau diese sowie seinen Schwiegervater und seine Schwiegermutter mit seinem Dienstrevolver niedergeschossen. Die Schwiegermutter starb bald darauf, die Frau und der Schwiegervater liegen mit schweren Ver letzungen hoffnungslos im Krankenhaus. Der Täter wurde verhaftet. Der Grund zu der Tat ist anscheinend in zer rütteten Familienverhältnissen zu suchen. Richard Strauß Wiener Ehrenbürger. Bei einem im Empfangsraum des Mener Rathauses zu Ehren von Dr. Richard Strauß veranstalteten Festessen, an dem Bundespräsident Dr. Hainisch und der deutsche Gesandte Dr. Pfeiffer sowie zahlreiche Mitglieder der Opern- des Loten befindlichen Wertgegenstände zu Geld gemacht worden. Der Haupttäter ist flüchtig; zwei an der Mord tat Beteiligte wurden von der politischen Polizei fest- genommen. Soweit festgestellt wurde, ist der Tote ein früherer Oberleutnant Müller, der allerdings anders heißen dürfte, aber unter diesem Namen im vorigen Jahre inner halb verschiedener Rechtsorganisationen austrat. Müller soll dunkle Geschäfte, darunter auch Waffenschiebungen, ge macht haben und gleichzeitig hat er offenbar sowohl nach rechts als nach links Spitzeldienste getan. Offenbar ist er dann aus Rache von den Angehörigen eine? Geheim organisation in den Tegeler Forst gelockt und dort beseitigt worden. Die Kriminalpolizei -verfolgt ganz bestimmte Spuren, doch dürften die Ermittlungen sich nach so langer Zeit einigermaßen schwierig gestalten, da mit der Möglich keit zu rechnen ist, daß die Täter unmittelbar nach der Er mordung Müllers sich in Sicherheit gebracht haben. Zwei an dem Morde beteiligte Personen, die Mitglieder der Deutschvölkischen Freiheiispartei waren, wurden ermittelt und in Haft genommen. Sie haben nach kurzem Leugnen ein umfassendes Geständnis abgelegt. Der Haupt täter soll sich in Sicherheit gebracht haben. Die Leiche hat 5 bis 6 Monate bis zur Auffindung am Ort der Tai gelegen. Schon früher war ein gewisser Robert Grütte - Leh der wegen Verdachts der Ermordung Müllers fest genommen gewesen, mußte aber wieder! entlassen werden, da sich keine Beweisgründe fanden. ( » DapeLE/Mt/e/r » « Am Serenweg. Roman von F. Klin ck-L ütelsburg. (Nachdruck verboten.) (Alle Rechte vorbehalten.) Heinrich Garrett überlegte nicht. Was er zu tun und zwar eilig zu tun hatte, war ihm vollständig klar. Er mußte den Nachweis erbringen, daß Enno Leidhold eine größere Summe Geldes besaß. Derselbe hatte zweifellos weder Er sparnisse gemacht, noch von seiner im Armenhause gestor benen Tante ein kleines, erbetteltes Vermögen geerbt. Die Bettelreisen dieses Weibes mochten ihr Naturalien in Fülle -angebracht haben, Geld aber nur im Ausnahm-kall, weil es ür den Bauern kein tägliches Bedürfnis bildete. Vielleicht, wenn er mit dem Bäcker Krüdener ein offenes Wort hätte reden können, würde auch dieser ihm hilsteich zur Hand gegangen sein. Krüdener war ein überspannter Kopf, ein Sektierer, doch kein Mensch, der einen erkannten Ver brecher schützen würde. Wenn er sich jedoch mit diesem ein ließ, hätte Heinrich Garrett die sich gestellte Aufgabe wesent lich erschwert und Leidhold vorzeitig aufmerksam gemacht. Das durfte nicht sein. Er mußte fortfahren. Beweise zu sam meln, die den letzteren als den wirklichen Mörder Rudolfs verdächtig machten, und dann Heinrich Garrett beschleunigte seine Schritte — er lief ein Stück We^es, so schnell ihn seine FMe tragen wollten. An eine Rückkehr nach Hause dachte er nicht einmal, auch nicht daran, daß es notwendig sein würde, sich an Dahns Fersen zu heften und dessen Beziehungen zu Leidhold genau zu erforschen. Er wanderte weiter und weiter, der mehr als ein und eine halbe Stunde weit entfernt gelegenen Mühle zu, und erst, als er sie vor sich liegen sah, mäßigte er feine Schritte, um sich ihr zu nähern, ohne Aufsehen zu erregen. Er fand den Müller in der holländischen Mühle mit dem Aufschütten des Roggens beschäftigt. Einer der Knechte hatte ihn im Stich gelassen, weil die „Beter" eine Taufe hatten; nun mußte er selbst die Arbeit verrichten. So war der sonst allzeit freundliche und redselige/w"nn verdrießlich und zu einer Unterhaltung nicht sehr aufgelegt. Direkt den Zweck seines Kommens zu verraten, dünkte Garrelt nicht an- gebracht. „Ich hoffte, den Bäcker Krüdener noch anzutreffen. Ist er schon bei Euch gewesen?" begann er, nachdem er dem uno Mummen teunaymen, teilte der Bürgermeister Seitz mit, daß in der nächsten Sitzung des Gemeinderates Richard Strauß zum Ehrenbürger von Wien ernannt werde. Strauß versprach, die nächsten zwei De zennien in Wien zu leben und schenkte der Stadt Wien als Zeichen seiner Dankbarkeit die Originalpartitur seines neuen Balletts „Schlagobers". To-desradfahrt in die Donau. Ein Donanfischer und ein Weinberghüter in Preßburg beobachteten aus der Ferne, wie sich ein junger Mann und ein Mädchen umarmten, und wie der Mann dann auf sein Fahrrad stieg, während das Mädchen ihn umschlang und sich hinter ihn auf das Rad stellte. Dann begann eine rasende Fahrt in die etwa 1 Kilometer entfernte Donau, in der das Rad mit den beiden Menschen verschwand. Die beiden Zuschauer alar mierten sofort die Polizei, die bald darauf die Leiche des Mannes und des Mädchens und unweit von ihnen auch das Rad auffand. Liebestragödie auf hoher See. Die Passagiere, die an Bord des französischen Dampfers „Orduna" von Cher bourg aus die überfahrt nach Newyork machten, waren Zeugen eines sensationellen Vorfalls. Mitten auf hoher See sprang plötzlich ein reicher Herr aus Chicago namens Hilton über Bord, nachdem er bei der Abendtafel im Speisesaal der ersten Klasse erklärt hatte: „Sie soll sich nicht umsonst über mich lustig gemacht haben. Ich werde Schluß machen." Es wurden sofort zwei Boote klar ge macht, die im Licht der Scheinwerfer das Wasser absuchten; aber trotz zweistündigen emsigen Suchens fand man keine Spur des Verschwundenen. Dagegen fand man in der Kajüte des Selbstmörders einen halbseitigen Brief, der an ein junges Mädchen gerichtet war, dessen Namen zu nennen der Kapitän sich weigerte. Entschädigungen für die Opfer der Hinterbliebenen von Bellinzona. Die finanzielle Regelung der Folgen der Eisenbahnkatastrophe bei Bellinzona ist der Bundesbahn- direktion Luzern übertragen worden. Im allgemeinen sichen die sch> cizcrischen Bundesbahnen auf dem Stand punkt, lieber Renten als Kapitalabfindung an die Ge schädigten zu zahlen. Sie werden sich bei der Festsetzung der den Hinterbliebenen der Opfer zu zahlenden Entschädi gung auf Einkommens- und Vcrmögensverhältnisse der bei der Katastrophe ums Leben gekommenen Personen stützen. Charles W. Schwab gestorben. Der bekannte ameri kanische Stahlindustrielle C h a r l e s W. S ch w ab ist einer Meldung aus Newyork zufolge im Alter von 85 Jahren plötzlich verstorben. Schwab, der deutscher Abstammung war, begann wie die meisten amerikanischen Industrie- und Finanzmagnaten seine Laufbahn als einfacher Arbeiter, und zwar im Carnegie-Trust. 1889 wurde er Geschäfts führer des Trusts, um ein paar Jahre später schon zum führenden Industriellen der Vereinigten Staaten aufzu- rücken. Pockenopidcmie an Bord des „President Roosevelt". Aus Newyork wird gemeldet, daß sich unter den Passa gieren der ersten Klasse des Dampfers „President Roose velt" ein Fall von schwarzen Pocken ereignet hat. und zwar zwei Tage nach der Abfahrt des Dampfers von Southampton auf seiner Reise nach Newyork. Der an Pocken erkrankte Passagier ist gestorben und wurde nach altem Secmannsbrauch auf hoher See bestattet. Neunzig ertränkte Passagiere wurden an Bord geimpft. - <» « - Beihilfe zum Hochverrat. Vor dem Volksge richt München hatte sich der zum völkischen Reichstagsabgeordneten gewählte Ingenieur Feder, der zum Finanzminister der am 8. November im Münchener Bürgerbräu ausgerufcnen „natio nalen Regierung" in Aussicht genommen war, wegen Bei hilfe zum Hochverrat zu verantworten. Das Gericht verurteilte ihn indes nur wegen Amtsanmaßung, und zwar zu einer Geldstrafe von 50 Mark. Landtagsslandale vor Gericht. Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte standen unter der Anklage des Widerstandes gegen die Staatsgewalt und der tätlichen Beamtenbeleidigung die zur Kommunistischen Partei gehörenden Landtagsabgeordneten Scholem, Sobodtka und Rosi Wolfstein. Am 4. Mai 1923 war der kommunistische Abgeordnete Paul Hoffmann durch den Präsidenten Leinert von den Sitzungen des Land tages ausgeschlossen worden. Trotzdem erschien er in der näch sten Sitzung wieder. Infolgedessen wurde Polizei zur Hilse gc- ! rusen. Hoffmann weigerte sich aber, den Saal zu verlassen und ! wurde von den Polizeibeamten gewaltsam entfernt. Die drei Angeklagten sollen versucht haben, das Eingreifen der Polizei zu ! verhindern. Der Oberstaatsanwalt ließ im Lause der Gerichts verhandlung die Anklage gegen Sobodtka fallen. Scholem wurde s zu 90, Rosi Wolfstein zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt. Mschlnß einer Zirkustragödie. Eine Liebestragödie, die an Leoncävallos Oper „Bajazzo" erinnert, beschäftigte das Schwur gericht in Udin e. Die Heldin und das Opfer des Vorfalles, ! dessen Folge die Gerichtsverhandlung war, war die deutsche! Schulreiterin Margarete Schultz lach, die in einem italieni schen Wanderzirkus auftrat. Zwilchen ihr und dem Mitreisenden Clown Zavatta bestand ein inniges Liebesverhältnis, das! unsanft gestört wurde, als ein reicher Amerikaner die Gunst der schönen Zirknsreitcrin gewann. Außer sich vor Verzweiflung, schoß Zavatta die Geliebte nieder. Das Schwurgericht verur- > teilte ihn zu drei Jahren Zuchth aus. 5 « Mn/e/Sw/Me// « Eine Mark Ordnungsstrafe für Dichten. Darf ein deutscher Beamter in amtlichen Berichten dichten? Es scheint, als ob nicht! Die Münchener Eisenbahndirektion j hat jedenfalls einem poetisch veranlagten Zugführer, der in seinen Fahrberichten gereimte Meldungen abfaßte, das! Dichten von Amts wegen untersagt und ihn vorläufig in! eine Mark Ordnungsstrafe genommen. Der poetische Zug- j sichrer rapportierte folgendermaßen: „Eingeladen in den Wagen acht 2070 Kilo schwere Eisenfracht." Zugverspätung meldete er so: „Versäumt ab München vor dem Sperrsignal Wegen hoher Tonnen- und Achsenzahl." Ein schadhaftes Packwagendach besang er dergestalt: „Voll Flecken sind Papier und Fahrbericht, Weil das Wagendach nicht wasserdicht." Eine Fahrkontrolle meldete er mit folgenden Worten: „Es fuhr im Zuge zur Kontrolle mit Ein Direktionsassessor namens Schmitt." Von einem Leichentransport sagte er düster: „Es fährt der Zug zum Ascheureiche Von Neichenhall nach Gotha eine Leiche." Beschädigung eines Kupees meldete er in dem Vierzeiler: „Offizier von Talent und Wissen, Glieder dieser Welt Nobleß, Zerschnitten zweier Rücken Kissen, Verübten Roheit und Exzeß." Dieser Vierzeiler mit der „Welt Nobleß" und der „Rücken Kissen" ist unseres Erachtens mit einer Mark nicht hoch genug bestraft, aber die Strafe hätte nicht von der! Eisenbahndirektion München, sondern von Apoll, dem Gott! der Lyriker, verhängt werden müssen. Im übrigen sollte man den Beamten das Dichten ruhig gestatten: das würde immerhin etwas Abwechslung in die langweiligen Akten und Berichte bringen. Radio für Taube. Der Stockholmer Verein zum Wohle Tauber Pat Versuche angestellt, um zu ergründen, ob und in welchem Matze taube Personen Radiotelephonie erfassen können. Es ergab sich, daß bei Radiosendungen i des Staatstelegraphen von Personen aller Taubheitsgrade, sogar von solchen, die jahrelang vollständig ohne Gehör waren, alles verstanden wurde, von den vollständig ertaub ten Personen allerdings nur sehr schwach. Die Versuche, die mit besonders konstruierten Apparaten stattfinden, wer den unter Mitwirkung von Ärzten fortgesetzt. Vlasarmoanoer. Die neueste Schmuckmode Md farbige GlaKarmbänder. Die schmalen leuchtenden Glasreifen werden in solcher Menge angelegt, daß sie bisweilen -en ganzen Unterarm bis zum Ellbogen bedecken. In der Farbe müssen sie mit dem Kleid entweder harmonieren oder zu ihm in starkem Gegensatz stehen. Eine englische Modedame erregte Aufsehen, als sie zu ihrem schwarzen Kleid eine Masse solcher Glasarmbäuder in Scharlachrot und Schwarz trug. Seitdem kommt die Diode immer mehr in Aufnahme, und ! die Londoner Geschäfte köimen gar nicht genug Glasarm bäuder hereinbekommen, so eifrig werden sie von den Kun- dmnen verlangt. Müller, der ihn mit sichtlicher Neugierde betrachtete, „guten Tag" geboten hatte. „Woher wißt Ihr, daß er hier war?" „Seine Tochter sagte es mir." „Ihr kommt von Rotdornsfehn? Dann müßt Ihr ihm ja begegnet sein." „Ich ging durchs Feld." „Na, Garrelt, nehmt's nicht für ungut, das war auch ein Schwabenstreich. Der Bäcker kann doch mit Pferd und Wagen nicht durchs Feld! Aber wie qeht's Euch?" fuhr er neugierig fort, nachdem er die Bemerkung gemacht, daß das, was die Leute sich von Winrich Garrelt erzählten, nicht ganz aus der Luft gegriffen war. Er sah wirklich nickt aut und etwas „verwildert" aus. „Wie soll's gehen, Müller? Das mit dem Rudolf hängt einem nach, man kommt qarnicht mehr zur Ruhe", entgegnete Heinrich, der plötzlich eine übergroße Mattigkeit verspürte und sich erinnerte, daß er den ganzen Tag noch nichts ge nossen hatte. „Ihr könnt mir einen Gefallen tun und sorgen, daß Eure Frauensleute mir eine Tasse Kaffe machen." Er lehnte sich bleich und erschöpft gegen die Wand. Sofort sprang der Müller, der den Mahlgang geschlossen hatte, herzu. „Herr Jesus — Garrett! Kommt doch! Was ist Euch nur? Könnt Ihr mitkommen?" Heinrich nickte mit dem Kopfe, lehnte aber noch immer bleich an der Wand. Er war in der Tat vollständig erschöpft und es bedurfte seiner ganzen Willenskraft, sich aufrecht zu erhalten. Große Schweißtropfen perlten von seiner Stirn herab über die fahlen Wangen, und erst, nachdem der Müller ihm ein Stück Brot und einen Schluck kalten Wassers gegeben hatte, kam er allmählich wieder zu sich- Am Kaffeetisch erfuhr er dann im Laufe des Gesprächs, was der Müller ihn: auf direkte Fragen gewiß nicht mitgeteilt haben würde. Es war eine ausgemachte Sache, daß Leidhold über Jahr und Tag Krüdeners Trine heiraten sollte. Der Bäcker hatte dem Müller erzählt, daß Leidhold das Anwesen Bahns übernehmen werde, wenn der verkaufe, was er jetzt doch müsse. Bahn komme aus der Trunkenheit nicht mehr heraus. Groß sei das Anwesen ja nicht, und auch in verfallenem Zustand. Aber Leidhold wolle bauen. Der Bäcker habe ja Geld. „Ich dächte, Trine hätte auch noch einen anderen be kommen. Mich wundert's, daß er den Leidhold zum Schwie gersohn nimmt." „Weil er ein „Beter" geworden ist. Da ist doch der eine wie der andere, und dann ist er jetzt gut gestellt. Er hat einen hübschen Verdienst". „Er soll auch noch geerbt haben/ „Davon weiß ich nichts." „Die alte Meyern hat wohl ein bischen hinterlassen?" „Die — die aus dem Armenhaus? Wie kommt Ihr dazu, Garrelt? Nein — das weiß ich besser. Die ist arm wie Hiob gestorben, nicht einmal ein Sterbehemd hat sie ge habt. Das will ich beschwören." „Ich hörte davon. Sie soll sogar beinahe viertausend Mar! in Papieren hinterlassen haben." „Da habt Ihr Euch aber was aufbinden lassen", lachte det Müller. „Nein — nein, viertausend Mark in Papiergeld." „Papiergeld?" fragte der Müller stockend. Ihm war ersichtlich mit einem Male etwas ausgefallen. „Papiergeld?" wiederholte er noch langsamer. „Ja, Papiergeld — das sie sich eingewechselt hat," be- stätiqte Heinrich, der das Gefühl hatte, siegreich vorzugehen. Der Müller sann einige Augenblicke hin und her. Dann stand er auf, indem er sagte: „Hört einmal — mit dem Papiergeld — das könnte ja denn doch so was sein." Er ging an einen Schrank, welchem er etwas entnahm. Damit kehrte er an den Tisch zurück. „Den habe ich von Krüdener," sagte er, indem er einen neuen Einhundert-Markschein vor Heinrich Garrelt auf den Tisch legte. „Ich habe schon zweimal so einen von ihm ge habt." — „Habt Ihr die noch?" fragte Heinrich, indem er mit zit ternder Hand nach der Banknote langte. „Ihr könnt aber fragen, Garrelt," lachte der Müller. „So dick haben wir's nun gerade nicht sitzen. Drei — vier Monate Geld liegen lassen! — Das wäre so was." „Würdet Ihr mir diesen Schein hier abtreten?" Warum nicht? Ich mag das papierene Zeug nicht leiden s und nehm's nicht einmal gern. Was wollt Ihr damit?" 2 (Fortsetzung folgt)