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hsst a« ei» guter MütterLt».. Hast Lu ein gutes Mütterchen, So streue Blumen um sie her llnd sorge, daß sie lächeln mag, Und mache ihr das Herz nicht schwer! O wisse, hast die Tränenflut, Die bitter sie umLich verzieht, Einst wie «n Heister Feuerstrom Dir zehrend durch die Seele flieht. Die Augen, die so sdnmnhell Dich spiegelten tagaus, tagein, Die dürfen nicht durch deine Schuld Verschleiert und gefeuchtet sein! Es kommt die Zeit, wo schluchzend ^du Das Herz begräbst, das für dich schlug, Die Brust, die eine ganze Welt —> Ein Meer der Liebe in sich trug! sieichrkanrlerappe» im lsuiukonsW Beiderseitige Bereitwilligkeit zu Verhandlungen. Mittwoch morgen traten in Berlin unter dem Vorsitz Les Reichskanzlers und unter Beteiligung der zuständigen Reichs- und preußischen Ministerien die Vertreter des Zechenverbandes und der Bergarbeiterverbände zur Ein leitung von Verhandlungen über die Arbeitsverhältnisse M Ruhrbergbau zusammen. Dabei betonte der Reichs kanzler: Die Rcichsrcgierung habe volles Verständnis für die Kotlage der beiden Parteien, die sich teils aus den Nach wirkungen des Nuhrkampfes, teils ans den Belastungen durch die Micumvrrträge und die Kreditnot, teils aus den Teucrungsverhältnissen und den Schwierigkeiten der Le benshaltung ergeben. Demgegenüber ständen aber die wichtigen Forderungen außen- und innerpolitischer Natur, die einen baldigen Abschluß des Kampfes zur dringen- den nationalen Pflicht für beideParteien machen. Jede Verlängerung des Kampfes vermehre die Schwierigkeiten der Wirtschaft, steigere die Kreditnot und bringe außenpolitische Gefahren mit sich. Nach dem Reichskanzler sprachen im Namen der Berg- I arbciterverbände der Abg. Husemann vom Alten Ver band und Rotthäuser vom Gewerkschaftsverein Christ licher Bergarbeiter sowie im Namen des Zechenverbandes Generalidrektor Wiskott in allgemeinen Ausführungen über den Streitfall. Darauf stellte LerReichsarbeits- Minister die Bereitwilligkeit der beiden Parteien fest, an zuknüpfen an die Verhandlungen über den Manteltarif und ein Schlichtungsverfahren über die schwebenden Streit wagen zu eröffnen. Die Anwesenden waren mit der so fortigen Weiterführuna der Verhandlungen einverstanden. MmeaWg mit LutlenaorN. Aktive Betätigung im Reichstag. General Ludendorff verurteilte in einer Unterredung Mit dem Vertreter einer Berliner Tageszeitung zunächst die Loslösungsbestrebungen in Hannover. Er sagte dabei: „Von den Protestanten Hannovers hoffe ich, daß st« sich darüber klar' werden, daß eine Ablösung Hannovers von Preußen die Politik des Zentrums, der Demokraten Und der Deutschen Volkspartei außerordentlich stärken würde. — Die Bayerische Volkspartei wird von den Meisten als eine Rechtspartei angesehen. Das ist sie nicht; sie ist eine römische Partei. Mein Kampf richtet sich gegen die römische Abhängigkeit, niemals gegen den deutschen Katholizismus." über die Völkischen sagte der Gene ¬ ral: „Eine Politik der Schwäche, ein Unterschreiben uner füllbarer Bedingungen werden die Völkischen, die auf mich hören, nicht machen. Ich halte es für den schwersten Fehler, etwas zuzusagen, von dessen Nichterfüllbarkeit man nach stärkster Prüfung überzeugt sein muß. Das muß zu immer neuen schweren Erschütterungen des Volkes führen, das auf diese Weise niemals zur Ruhe kommt und dem Feinde immer wieder Gelegenheit gibt, wegen angeblichen nicht Einhaltens gegebener Versprechungen zu unerhörten Gewaltmatzregeln zu greifen." Zum Schlutz äußerte Ludendorff noch, alle Gerüchte über seinen Wegzug von München gehörten in LaZ Reich der Fabel. Er werde sich aktiv an den künftigen Reichstagsverhandlungen beteiligen und gedenke sein Mandat auszuüben. MiWrtkanWale» m fnnlkrei» Briand. I. Herriot. die zu besagen scheinen, hat Hänger einer Teilnahme an der Regierung werden auf ernste Widerstände stoßen, da bei den Sozialisten viels einen offenen Gegensatz zu den Kommunisten durch eine Koalition mit bürgerlichen Parteien vermeiden wollen. Als weitere Kandidaten für die Ministechräsident- schaft werden noch ge nannt Painlevs, der schon Kabinetts leiter war, und der Senator Doumer gue. Unter den An wärtern für die Ressorts befinden sich von be kannteren Namen der Sozialistenführer Leon Blum, der sozialistische Admiral Faures, die Politi ker Bourgeois, LeJou- venell. Levasienr Re- naudel und Loucheur. Briand und Herriot. Von Len beiden besonders in den Vordergrund treten den Anwärtern für die Nachfolge Poincarös ist Ariftide Briand kein Neuling auf dem Regierungssessel. Er hat sowohl die Ministerpräsidentschaft wie einzelne Ressorts mehrfach innegehabt. Sollte er auch diesmal die Bildung des Kabi netts übernehmen, so würde er wahrschein lich das wichtige Mi nisterium des Äußern für sich neh men. Sein Ministerium würde als Folge einer Konzentration der Kam mer nach links, aber ohne direkte Teilnahme der Sozialisten sein. Werden aber die So zialisten au Lem künfti gen Kabinett teilneh- men, so würdeEdou- ard Herriot, der frühere Bürgermeister von Lyon, an dessen Spitze treten. Die So zialisten haben be schlossen, noch vor dem Wie die letzten ^ewungen „ . „ . . Kandidatur Briands an Wahrscheinlichkeit gewonnen Juni einen Nationalkongretz abzuhälten, auf dem die Frage ihres Verhaltens besprochen werden soll. Die An- PoinearS und Tardieu im Privatleben. Aus Paris wird berichtet, daß Poincarö Lie Absicht habe, sich eine Zeitlang vom öffentlichen Leben zurückzu- ziehen und vielleicht sogar im Senat um Urlaub zu Litten, damit er nicht genötigt ist, an den Sitzungen teilzunshmen. Von allen Serien, besonders von Amerika, werden Poin- carä Angebote gemacht, für große Zeitungen zu schreiben. Man bittet ihn, sich über Lie Probleme Ler europäischen Politik zu äußern oder seine Memoiren zu veröffentlichen« Wie ferner bekannt wird, beabsichtigt auch Tardieu, Poincarös unerbittlicher Gegner, weil ihm dessen nationa listische Politik namentlich gegen Deutschland noch zu ge mäßigt erschien, sich für einige Zeit vom öffentlichen Leben zurückzuziehen und nach den Vereinigten Staaten zu reisen. Die Zeitung „Echo National", die Tardieu leitet, wird ihr Erscheinen einstellen. Nach dem „Petit Parifien" soll Präsident Millerand die Absicht haben, zurückzu treten, falls Ler neue französische Ministerpräsident ihm ein Programm unterbreite, Las für ihn unannehmbar wäre« l kLNlMMtbe »Nil ZaLverDMgeil- WaMu. Zustimmende Stellungnahme. Der Zentralverband des deutschen Bank- und Bankier gewerbes hat in einer umfangreichen Entschließung Stel lung zu den Gutachten der internationalen Sachverstän- vigen genommen. Darin wird hervorgehoben, daß das Gutachten sich nicht nur durch die tiefe Durchdringung der Probleme, sondern auch durch den Geist auszeichnet, in dem Lie Gutachter an ihre Aufgabe herangegangen sind. Nach verschiedenen Vorbehalten unter Betonung äußerster Be schleunigung der Verwirklichung kommt es zum Schluß, daß die Golddiscontbankein geeignetes Mittel zur dauernden Währungsstabilisierung sein könnte, wenn ge wisse Bedingungen erfüllt sind. Auch dem Grundsatz der alliierten Eisenbahnsach verständigen kann unter Klauseln zugestimmt werden. ?rWem Sun-vst se» gestorben? Aus Shanghai lief die Meldung ein, daß Sun- Yat-sen, der Präsident der südchinesischen Republik, in Hongkong an Gehirnschlag gestorben sei. Nach einem anderen Bericht sollte Sun-Yat-sen nur schwer erkrankt, aber noch nicht tot sein. Sün-yat-sen war der einflußreichste Gegner der Hme- flschen Zentralregierung in Peking. Er stand stark unter westeuropäischen und amerikanischen Einflüssen, und sein Name war seit dem Sturz der Mandschudynastie im Jahre 1912 die Parole für die Fortentwicklung Chinas zu einem modernen Staatswesen. Er widersetzte sich den verschie denen Militärregierungen von Kanlon aus mit großem Erfolge. Mehrfach schlug er die Generalheere Nordchinas mit großem Erfolg und unablässig verfolgte er die Jdee^ ganz China zu gewinnen und zu reformieren. Sun-yat-scn, 1863 geboren, studierte in Amerika Medi zin. Er ward einer der Organisatoren der chinesischen Revo lution, und nachdem sich 1911 die südlichen Provinzen er hoben und das Kaisertum beseitigt hatteK, wählte man Sun-yat-sen zum ersten Präsidenten der Republik. Nach dem er sich mit Jüanschikai über den Neubau des Staates geeinigt hatte, legte er im Februar 1912 sein Amt nieder, organisierte dann einen bewaffneten Aufstand, und als dfl Truppen Jüanschikais seine Anhänger niedergeworfen hatten, floh er nach Japan. Nach der Gründung der Gründung der Republik Südchina leitete er im unaufhör lichen Kampf gegen Peking die Geschicke des neuen Staates. Die Verhältnisse in China werden durch das Ableben des Präsidenten von Südchina nur noch mehr verwirrt. kme psiiliDe MsrüsNäre. Berlin, 14. Mak. Der dieser Tage im sog. Tegeler Forst in der Um gebung von Berlin gemachte Leichensnnd scheint sich zu einer neuen politischen Affäre auszuwachsen. Das Polizeipräsidium teilt mit: Seit mehreren Tagen beschäftigt sich die Berliner Polizei mit c.aem Leichenfund im Tegeler Forst. Dis Ermittlungen haben ergeben, daß der Mann vod deutschvölkischer Seite ermordet worden ist, weil er im Verdacht stand, Beziehungen zu den Kommunisten zu haben. Nach erfolgtem Morde find dem Toten die Taschen gelehrt und dtp W, B-Ntz « AM HexeKMg. Roman von F. Klinck-Lütetsburg (Nachdruck verboten.) (Alle Rechte vorbehalten.) „So ist Leidhold wohl ein guter Freund von Eurem Vater?" fragte Garrelt. „Er will mich freien, wenn er erst noch ein Jahr weiter sit," entgegnete sie ruhig und ohne Ziererei. „Euch freien?" In den beiden Worten lag ein grenzenloses Erstaunen, das Garrelt nicht zu unterdrücken vermochte. Man hielt Krüdener für einen wohlhabenden Mann, daß dessen einzige Tochter die Frau eines Enno Leidhold werden solle, dünkte ihn so verwunderlich, daß er für den Augenblick alles andere darüber vergaß. „Ihr meint wohl, weil Leidhold früher auf Abwegen gewesen ist? Ja, das war vor seiner Taufe. Nun ist er aber ein heiliger ^Nann geworden, wie nicht viele in der Gemeinde es sind." „So, das mag schon iem, aber — nehmt's mir nicht für ungut — daran glaube ich nicht! Und sowohl Euer Vater als auch Ihr solltet Euch vorsehen, ehe Ihr dem Bur schen traut. Der Fuchs wechselt seine Farbe wohl, aber nicht seinen Rücken." ... Das junge Mädchen seufzte und blickte nach oben. „Den Frommen macht üble Nachrede nichts, Heinrich Garett; sie haben eine große Schar von Feinden, die sie verderb^ möchten. Wir wandeln, von Teufeln umgeben, durch dieses Erdental und wohl demjenigen, der viel leidet, ihm vor allen werden sich die Himmelspforten weit auflun." viel zu leiden, wollt Ihr Luch wohl von dem Leid hold freien lassen?" fuhr es ärgerlich aus Heinrich Garrelt heraus, denn er hatte viel von den angefeindeten Lehren der Baptisten gehört. „Wißt Ihr, das heißt Gott versuchen! Guar Vater hätte was Besseres tun sollen, als Euch die Schrullen in Kopf zu setzen. Den Leidhold nehmen — Ihr mußt ja ron Sinnen sein!" „ ist nun einmal so bestimmt," sagte das Mädchen, durch Ehygg zu verraten, daß es sich durch Garrelts Woriabeunruksigt oder verletzt fühle. „Niemand entgeht sei- „Kennt Ihr Leidhold schon lange?" fragte Hemrick. „Seit dreiviertel Jahren." „Und Bahn?" „Bahn habe ich immer gekannt." „Euer Vater hat ihm vor ein paar Monaten dreihun dert Taler gegeben." „Ja — nein — der Vater war's eigentlich nicht. Leid hold hat es gegeben. Ihr könnt daraus schon sehen, daß er sich streng an die Bibel hält; die rechte Land soll nicht wissen, was die linke tut." Heinrich Garrelts Herz klopfte zum Zerspringen. „Hat Leidhold denn so viel Geld?" fragte er und seine Stimme bebte vor Aufregung. „O ja, er hat sich was gespart und auch von seiner Tante geerbt." . „Ich denke, die ist doch im Armenhause gestorben!" Freilich ist sie das. Sie hat aber 's Geld im Bettstroh versteckt und in ihre Röcke eingenäht gehabt. Da hat's Leid hold gefunden." Nur mit Mühe vermochte Heinrich Garrelt noch seine Ruhe zu behaupten, und allein die völlige Arglosigkeit des Mädchens hinderte es, die Auflegung wahrzunehmen, in welcher er sich befand. „Ist's denn viel gewesen?" forschte er weiter. „Bald viertausend Mark. Ja — ja — so viel war's wirklich. Damit kann einer in unsern: Stand schon was anfangen. Darum hat mir der Vater auch zugeredet." „Wie hat denn die Alts das Geld nur zusammenqe- kriegt? Sie muß es gehabt haben. Das Betteln bei den Bauern bringt doch kein Geld ein!" „Das kann ich Euch nun nicht sagen. Es wird aber doch wohl sein. Sie ist immer weit über Land gegangen — und dann die vielen Jahre — sie ist ja bald siebzig Jahre alt geworden." „So was habe ich mein Lebtaa noch nicht gehört", sagte Garrelt kopfschüttelnd, wie auf das höchste verwundert. „Dann ist Leidhold ein Glucksvogel." Es drängte ihn, weiter zu flogen und nur mit Mühe bekämpfte er sein Verlangen, um das Mädchen nicht aufmerk sam m macken. Aber eins mußte er noch wissen: „Sind's Bettelpfennige gewesen, die er gefunden hat?" „Nein — das eben nicht. Sie muß sich das Geld ordent lich ausgewechselt haben." „So waren es Goldstücke?" „Auch nicht, lauter papiernes Geld; aber Vater sagt, das wäre ebenso viel wert wie Gold, man könnte Gold dafür kriegen — und Leibhold hat sich auch nach und nach welches dafür geholt." „Wo denn?" „Nun, in der Stadt." „Beim Kaufmann?" „Wo's so gepaßt hat. Der Vater hat auch beim Müller was ausqewechselt. Hartes Geld geht nicht so leicht verloren, sagt er." „Habt Ihr das Geld von Leidhold gesehen?" „Jawohl, er hat doch dem Vater was davon in Verwah rung gegeben." „Wann kommt denn euer Vater wieder?" „Er ist blos in die Mühle gegangen — Mehl holen. Es kann aber Abend werden, ehe er kommt?" „Na, dann sprech' ich lieber auf einem anderen Tag wieder vor. Ich wollte mal wegen Bahn mit ihm reden. Der will wohl verkaufen und nach Amerika — nicht wahr?" „Das weiß ich nun nicht. Es mag aber sein — Leidhold will Bahns Grundstück übernehmen und neu bauen." „Nun, dann hat es seine Richtigkeit. Sagt's doch dem Vater; wenn ich keine Zeit finden sollte, so mag er mal Ge legenheit suchen. Wir könnten uns am Ende in die Hand arbeiten." Nachdem Heinrich Garrelt das Haus des Bückers verlassen hatte, bog er sogleich von der ab, um guerfeldein durch Wiesen und Felder zu wandern und so der Möglichkeit aus dem Wege zu gehen, Bäcker Krüdener auf seiner Heim kehr von der Mühle noch :u lvoegncn. Das Glück war ihm außerordentlich günstig gewesen. Ein Zusammentreffen mit dem Wicker würde ihn gewiß nicht über Dinge gufaeklärt haben, die er so unerwartet in Erfah rung gebracht.