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ÄÜM5/LM, Swmle, KvMMe v. Krve/lee Die Sachsen-Ieitmrg enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. Wilsdruff-Dresden. Nr. 56 - 83. Jahrgang. Donnerstag, 6 März 1924. Tel.«Adr.: »Sachse»,kitung- Postscheck: Dresden 2«<0 Anzeigenpreis c die 8 gespalten« Aa»n,,eile roDoldpsennig, die 2gespalteneZe!le der amtlichen Bekanntmachungen 40 GolL- pfenmg, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung Ivo Doldpfennig. Nachwcisungsgebühr r» Gold- pfennlge. Vorgeschriebene Er- ^7-»,»,»,»,^ scheinungstage und Platzvor- schrrsten werden nach Möglich- / K//kk Nr. 6 keit berücksichtigt. Anzeige», annahme bis vormittag-Iv Uhr. — L. Für di- Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muji oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. Ne »Sachsen-Zeitung» erscheint täglich nachmittags 5 Uhr sür den folgende» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in den Geschäftsstellen und Ausgabestellen 2,— Mark im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mark, bei Postbestellung >md Geschäftsstellen nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Am Falle höherer Gewalt, Krieg »der sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung »er Zeitung »der Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegl. ÄMMZÄMV SliMMe VaMMMA M 8 veiM-iinkM fttMstdall. Aon einem genauen Kenner, der im Kriege als Mit kämpfer in der Türkei war, wird uns geschrieben: Wir stehen am Abschluß eines Vertrages über unser« Gesamtbeziehungen mit der Türkei, und der frühere Mi nister des Auswärtigen, Herr v o n R o se n, soll als Ge sandter nach Konstantinopel gehen. Damit werden die amtlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei wieder ausgenommen, nachdem sie über fünf Jahre „abgebrochen" waren. Hoffentlich haben wir in der Zeit, da wir mit den Türken im Kriege auf Gedeih und Verderb verbunden waren, vor allem aber in den Jahren hernach allerhand gelernt, wie wir Deutsche uns zu den Türken zu stellen haben. Es gab wohl keinen Fehler, den wir den Türken gegenüber während des Krieges nicht gemacht haben, und die 30 000 Deutschen, die dort unten gewesen sind, haben wenig Nutzen zu bringen vermocht. Man könnte ordent lich tiefsinnig werden über das Versagen des Durch schnittsdeutschen, wenn es gilt, sich fremden Verhältnissen anzupassen und nicht darüber die Hände zu ringen, wenn unten in der Türkei nicht alles so schnell, so selbstverständ lich und so geordnet vor sich ging, wie im damaligen Deutschland. Wir hatten während des Krieges die Türkenbegeiste- rung, aber der Orientale verträgt es am allerwenigsten, wenn sich ihm der Europäer voller Überschwang naht. Er hat nämlich bei dem Europäer, dem „Franken", wie er ihn bezeichnenderweise nannre, allerhand üble Er fahrungen gemacht. Die „Franken" wollten nämlich immer etwas von ihm haben, wenn sie zu ihm kamen. Er ver stand den ganzen Aplomb des deutsch-türkischen Freund schaftsbündnisses überhaupt nicht und lachte wohl inner lich — nach außen hin war er überaus höflich — über das „Freundschastshaus", das von idealistischen deutschen Professoren in vollkommenster Unkenntnis der türkischen Gedankenwelt in Konstantinopel gegründet worden war. Da war ihm das Geschenk Kaiser Wilhelms, ein Brunnen, weit lieber, weil es zweckmäßig war. übrigens haben die Deutschen draußen an der Front nicht minder gelacht über die geschwollenen Phrasen, denn wir kannten den Türken besser und wußten, daß wir mehr für die deutsch-türkische Freundschaft taten, wenn eine deutsche Kompagnie einen englischen Angriff zurückschlug. Also auf Gefühlsseligkeiten soll man das neue Verhältnis zur Türkei wirklich nicht aufbauen. Dort schätzt man nur den, der den Türken trgdeneinen Vorteil auf militärischem, Wirtschaftlichem oder organisatorischem Gebiete verschaffte. Das muß auch der einzige Gesichtspunkt sein, der für die Zukunft maßgebend sein darf. Wenn man etwa mit irgendwelchen Worten von alter Waffenbrüderschaft oder dergleichen ankommen und unter Berufung darauf etwas haben will, so wird man zwar nicht auf Ab lehnung, aber aus jenen zähen Widerstand, das Nicht- Verstehenwollen stoßen, das wir, die wir unten waren, alle so gut kennen. Und Deutschland hat an der Türkei doch noch allerhand gut zu machen. In Deutschland wurde Lalaat erschossen und der Mörder freigesprochen. In Deutschland starben noch zwei andere türkische Führer den gleichen Tod durch Armenierhand und die Mörder wur den nicht gefunden. Die Erfolge, die die siegreiche Türket im Kampfe gegen die Entente errungen hat, hat das durch Leiden empfindlich gemachte Nationalgefühl der Türken noch empfindlicher, noch stärker gemacht. Sie haben das Sklavenjoch von Sevres von sich abgeschüttelt, während auf unserem Nacken das von Versailles noch lastet. Also irgendwelche Ausnahmestellungen wird es für uns nicht geben und nur, wenn wir dem Türken etwas bieten können, jetzt selbstverständlich wirtschaftlich, oann Wird er uns, aber nicht gern, aufnehmcn. Denn gewal tige Aufgaben stehen Kemal Pascha jetzt bevor. In Vorderasien ist der Westen vollständig verwüstet, steht kaum ein Stein auf dem anderen; jahrelanger Krieg hat die Agrarwirtschaft zu den primitivsten Methoden zurück kehren lassen. Die Türkei braucht also Geld, braucht Kredit, und große Geschäfte dort zu machen, bietet sich gewiß kaum eine Gelegenheit. Kemal hat einmal gesagt, daß die Schwierigkeiten erst am Tage des Friedens schlusses wirklich beginnen werden, nämlich der wirtschaft liche Wiederaufbau; das gibt den Gesichtspunkt ab, umer dem wir iüm helfen können. ver skkiritHe Messempfg,g „ ceWg. Leipzig, 4. März, Heuse mittag sand in der alten Handelsbvrse ein Empfang der offiziellen Gäste des Messeamtes statt. Die Reichsregierung war vertreten durch den Vizekanzler und Innenminister Dr. Iaires, den Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, den Reichswirtschaftsminister t.r. Hamm und den Reichspostminister Dr. Höfle, die sächsische Regierung durch den Ministerpräsidenten Heldt und einige andere Minister. Ferner waren zugegen der bayrische Ministerpräsident -r r. von Knil- ling, sowie Vertreter der Parteien usw. Geheimrat Rosenthal- Leipzig begrüßte die Gäste und führte in seiner Rede aus, es sei falsch, sich von einer planmäßigen Schutzzollpolitik etwas zu versprechen. Völker, die sich vom Auslande absperren, müßten in ihrer Produktion zurückgehen. Der Direktor des Messeamtes, Dr. Köhler, unterstrich den internationalen Charakter der Leip ziger Messe. Auf der diesjährigen Frühjahrsmesse stellen 14 000 i Firmen aus und aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte der Besuch r Amerika Nimmt den neuen franLöMeh- engMehen Absichten niemals xu. London, 5. Mäirz. Wie der hiplomsaüschk Bericht erstatter des „Daily Telegraph" erfährt, spien amtliche und po litische Kreise in Washington über die in dem Schriftwechsel zwischen Macdonald und Pomcape enthaltenen Hinweise, wo nach die Rcparativns- und Kriegsschulden bei der kommenden Erörterungen über di europäische Regelung mi-^iandvr verbunden werden sollen, beunruhigt. Staatssekretär Hover hat immer wieder dargelcgt, daß die amerikanische Regierung Mmals zu- stimmcn würde, diese beiden Fragen zusammen zu erörtern und daß sie niemals ans einer Konferenz vertreten sein werde, die auf dieser Grundlage abgchalten werde. Es bandelt sich wieder an. tLizener Fernfprechdienst der „G«chsen-8eitvn z".) London, 5. März, lieber die neuerlichen Beziehungen zwischen England und Frankreich meldet das R-euterbüro: Allge meine Ansicht in verantwortlichen Londoner Kreisen sei, daß die französisch-englischen Beziehungen durch den, Briefwechsel zwischen Macdonald und Poincare in ein neues Stadium ge bracht worden seien. Es verlautet, daß diese Mitteilungen durch keine besonderen Ereignisse hervorgerusen worden seien und nur eine Fortsetzung der freundschaftlichen Noten bedeuteten, die ausgetauscht worden wären, als Madonald seinen Posten über nommen hätte. Frankreichs Schulden an England. (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g".) London, 5. März. Im Untechause gab gestern nach mittag Snowden bekannt, daß Frankreichs Kriegsschulden an Großbritannien genau 3 Milliarden Dollar betragen. Als Mac donald Poincare schrieb, daß er bereit sei, die interalliierten Schulden in direkten Besprechungen einer allgemeinen Rege lung entgegenzuführen, gab er gleichfalls zu, daß er bereit sei, in der Frage der deutschen Reparationen ein Kompromiß abzu schließen. Nach Ansicht Großbritanniens müßte das Problem der Sicherungen zuerst gelöst werden. Wenn Frankreich die Vor schläge des Völkerbundes anerkennt, so würde das Problem der Reparationen und der Kriegsschulden bald weniger schwer wer den.. Gleichzeitig könne damit eine bedeutende Verminderung der französischen Rüstung vorgenommen werden. In hiesigen amtlichen Kreisen ist man der Ansicht, daß der Wunsch nach einer Konferenz von Frankreich ausgehen solle. Es bestehe wenig Möglichkeit, daß eine internationale Abrüstungskonferenz noch vor dem Sommer dieses Jahres zustande kommen kann. die Rekordzisser von 160 OM überschreiten. Der sächsische Mi nisterpräsident Heldt svrach im Namen der sächsischen Regierung und sagte, daß man bei der Bewertung besten, was wiederum für die Messe geleistet worden ist, während der Abschnürung des Ruhrgebietes zum Optimist werden Nnne. Er sei davon über zeugt, daß es Deutschland zwingen und schaffen würde. Reichs arbeitsminister Dr. Brauns meinte, er könne nicht ganz so opti mistisch sein. Andern Völkern gebe man zum Wiederaufbau Geld und andere Hilfsmittel, bei Deutschland wäre es umgekehrt. Zu ihm sage man: saniere deine Währung und bringe dein Budget in Ordnung, dann werden wir vielleicht helfen. Das, was die Regierung mit den Notverordnungen erreicht hat, dürfe nicht täuschen. Es fei nur eine Notbrücke. Wir sind mit unseren Preisen über dem Weltmarkt. Er, als Vertreter der Arbeit, glaube ausdrücklich betonen zu sollen, daß es nicht an der Lohn höhe liegt. Nach seiner Meinung töte es aber der Wirtschaft auch gut, daß sie sich wieder einmal gegen die Konkurrenz zu schlagen habe. Nach der offiziellen Begrüßung erfolgte eine Be sichtigung der technischen Messe. Die Spaltung in der SozialdemskraLie. Dresden, 4. März. Die „Dresdner Volkszeitung" ent hält ein Schreiben, in welchem gesagt wird, die Delegiertenver- sammlung des flnterbezirks Groß-Dresden habe am 2. März Be schlüsse gefaßt, die offen gegen das Statut verstoßen und deshalb nicht aufrechlerhalten werden könnten. Die Delegiertenverfamm- lung habe wohl die Vorbereitung der Kandidatenliste zum Reichstage treffen, nicht aber die Wahl selber vornehmen dürfen. Die Wahl müsse vielmehr durch,,Urwahl erfolgen. Der Vorstand und die Mehrzahl der Delegiertenversammiung hätten trotz er hobenen Protestes die statuarische Bestimmung beiseite geschoben und die Wahl vollzogen. Weiter habe die Telegiertenvcrsamm- lung wohl das Recht, Vorschläge von Kandidaten zum Lcmdes- und Reichsparteitag zu machen, die Wahl selbst solle aber in der Regel durch Urabstimmung in den Gruppen erfolgen. Die Ver sammlung hätte sich nicht herausnehmen dürfen, den Mitgliedern vorzuschreiben, welche Kandidaten sie bei der Urwahl zu wählen hätten. Die beiden Beschlüsse müßten also korrigiert werden, Ein Kreditvorschla- für Deutschland und Oesterreich. (kitener Arrnfprechdienst der „E«chsen-Aeitun g".) Neuyork, 5. März. Der Senator Dial hat im Senat den Entwurf eines Gefeptzs eingfebracht, durch das das Schatz amt ermächtigt wirb, aus dem von Treuhändern für feindliches Vermögen verwalteten Geldern einen Betrag von 15V Millionen Dollar als Kredit für Deutschland und Ojesthrreich zum Ankauf amerikanischer Waren zu verwenden Drei Artikel des deutsch-amerikanischen Handelsabkommens gestrichen? (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) London, 4. März. Wie Reuter aus Washington Meldet, sollen die drei Artikel des noch nicht ratifizierten Handels vertrags mit Deutschland, die für die Schiffe der Vertragsstaaten Behandlung auf dem Fuße der Gegenseitigkeit vorsehen, nach einer heute von der Senatskommission für auswärtige An gelegenheiten getroffenen Entscheidung gestrichen werden. Protest gegen den deutsch-amerikanischeu Handelsvertrag. Washington, 4. März. Amerikanische Schiffseigen tümer haben bei dem Präsidenten des Senatsausschusses für auswärtige Angelegenheiten Senator Lodge Protest gegen den beabsichtigten amerikanisch-deutschen Handelsvertrag eingelegt. Neue Wendung im Petrolrumskandal Wafhi ngton, 5. März. Der Petroleumskandal hat eine neue Wendung genommen. Der Präsident des vom Senat eingesetzten Untersuchungsausschusses Walsh wird beschuldigt, verdächtige Telegramme mit Doheny ausgetauscht zu haben. Es wird allgemein die Frage aufgeworfen, ob andere Mit glieder des Untersuchungsausschusses über jeden Verdacht e» haben seien. Die Männer vom Wort! Pirmasens, 4. März. Der Polizeioberwachtmeister Roth, Polizeikommissar Walter, Feuerwehrkommandeur Müller, die beiden Verleger der Pirmasenser Zeitung Ge brüder Deil und Schmiedemeister Zapf wurden gestern nach dem Amtsgerichtsgefängnis Mainz geschafft, um wegen Beteili gung an der Ergreifung der Separatisten vor ein französisches Kriegsgericht gestellt zu werden, und zwar trotz des Speyerer Abkommens vom 16. v. Mts., das beiderseitige Repressalien aus- schloß. wenn die Ungültigkeit der Wahlen nicht von höheren Stellen ausgesprochen werden solle. Netchstagsanflösung? Berlin, 4. März. Nach dem negativen Ergebnis der gestrigen Verhandlungen angekündigte Abänderungsanträge zu Verhandlungen, die heute die Reichsregierung mit den der Re gierung nahestehenden Parteien geführt hat, rechnet man nun mehr in parlamentarischen Kreisen mit ziemlicher Sicherheit auf die Auflösung des Reichstages Ende dieser Woche. Man nimmt an, daß die morgen wieder beginnende Generaldebatte damit enden wird, daß einige von den Sozialdemokraten auch in den gestrigen Verhandlungen angeknüdigte Abänderungsanträge zu den Verordnungen, die auf Grund des Ermächtigungsgesetzes er lassen wurden, cingebracht und mit Hilfe der rechten Opposition der Deutschnationalen und der Deutschvölkischen angenommen werden. Dies dürfte dann für die Negierung der natürliche An laß zur Auflösung des Parlaments und zur Ausschreibung von Neuwahlen sein. Unbedingte Sicherheit über den Mahltermin besteht natürlich noch nicht, doch wird nach wie vor in erster Linie der 1. April genannt. Parlamentarische Zwischenfälle. Der volksparteiliche Abgeordnete Dr. Craemer hatte während der letzten Reichstagsdebatte Herrn von Graefe das Wort „Hochverräter" zugerufen. Darauf haben die drei deutschvölkischen Reichstagsabgeordneten v. Graefe, Wulle und Henning einen Kartellträgev zu ihm entsandt und ihn auf Pistolen „bis zur Kampf unfähigkeit" gefordert. Dr. Craemer soll beabsichtigen« von diesem Vorfall im Reichstag Mitteilung zu machen. Freiherr v. Lersner, der wegen seines Briefes an den Präsidenten Millerand in Zwistigkeiten mit der Deutschen Volkspartei, zu der er gehört, geraten war, und nicht wieder als Wahlkandidat ausgestellt worden war» hat sich in einer vertraulichen Anfrage an die Deutsch nationalen gewendet, um gegebenenfalls von ihnen ein NcichZtagsmandat zugesichert zu bekommen. Die ReichsLagskansidatur des Oberpräsidenten von Hannover, Noske, wird schon vor den Wahlen scharf um- stuttcn. Vor einigen Tagen lehnte man sie in Berlin beim sozialdemokratischen Bezirkstag durch eine radikale Mehr-« heit ab, weil der auf dem rechten Flügel der Sozialdemo kratie stehende Noske bei den Radikalen der mellt aebaßtest«!