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Wilsdruffer Tageblatt : 22.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192812220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19281222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19281222
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-12
- Tag 1928-12-22
-
Monat
1928-12
-
Jahr
1928
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 22.12.1928
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Advcntsgeister. Wenn längst im Traume schon, Menschen, mchn, Tann ragt zur Nacht sich's sacht in ollen Ecken. Was über Tag, verborg ein heimlich Tun, Braucht dann nicht mchr sich svrgchch zu verstecken. Schon hängt hoch droben bunt der Weihnachtskranz, Dran Kerzen ragen stolz aus goldnen Wttern. Verstohlen schnuppert noch im Bett der Hans, Wenn Tannendüfte schmeicheln- ihn mmvittern. llnd durch die Stube weht ein zarter Ton. Von Harfen manchmal und von fernen Glocken. Ein süßer Klang, als nahten Engel schon 8» preisen Gott in himmlischem Frohlocken Di« fleiß'ge Nabel, -dorr der flinke Stift, Im HaEwettslasten Säge, Bohr' und Feile Mch'n müde aus, und nur zuweilen trifft Ein Mondstrahl sie, der weiter hüpft in Eile. Dann wieder Raunen, Kichern, neckisch Spiel, Das ist der Meihnachsceister lust'ger Reigen. — Da kommt -der Morgen, Dämmernd grau und MHI Sicht man ihn grämlich auf die Dächer steigen, 8m Haus gcht's bald gar Mrsig hin und her. — Die Geister zwar des Alltags Schatten scheuchten.' Doch schau'n sich zwei ins Äug' von ungefähr, Glimmt tief Larin ein wunderfrohes Leuchten. M. Rog g e. Weihnacht-- und Neujahrskarten. Ohne Umschlag ver- sandte gedruckte einfache WoHnachts- und Neujahrskarten!, die hinsichtlich der Größe, Form und Papierstävke den Bestimmun gen für Postkarten entsprechen müssen, dosten sowohl im Otts- Hus unserer keimst Wilsdruff, am 22. Dezember 1928. Der »Goldene Sonntag". AuS den verschiedensten Teilen Deutschlands kam in diesen Tagen die gute Kunde, daß der „Silberne Sonntag" die auf ihn gesetzten Hoffnungen der Geschäftsleute „im all gemeinen" erfüllt habe: das Publikum habe sich wieder ans Kaufen gewöhnt und das sei immerhin als ein fröhlicher An sang zu betrachten. Die fröhliche Fortsetzung nun erwartet man für den fälligen „Goldenen Sonntag". Im großen und ganzen unterscheidet sich der „Goldene" von dem „Silbernen" nur durch die Metallfarbe — in ihres Wesens Kern sind sie einander gleich und ebenbürtig, nur daß es am „Goldenen" noch ein bißchen „intensiver" zugeh« als eine Woche vorher. Es ist, wenn wir uns bei einer so bedeutsamen Sache so vul gär ausdrücken dürfen, „die höchste Eisenbahn", und wer mit seinen Weihnachtseinkäufen noch immer nicht im reinen ist, Hai fetzt, in zwölfter Stunde, die letzte Gelegenheit, sich mit Eifer in das Vergnügen zu stürzen und zu kaufen, was keinem Beutel erreichbar ist. Diesmal beinahe die allerletzte! Denn es ist zu bedenken, daß in diesem Jahre der „Goldene Sonntag" dicht vor Heiligabend anhebt und aufhört, und daß an dem „Halbtage" der ihm folgt, kaum noch etwas Rechtes anzufangcn ist. Man hat sich also zu beeilen, und wer irgend auf Tüchtigkeit Anspruch erhebt, muß sich am Abend des „Goldenen" nach Ladenschluß mit dem berühmten Brust ton der Überzeugung sagen können: „So! Ich bin fertig! Run kann die Familie aufmarschieren!" Mit Wünschen ist fa nicht viel getan, und es ist durch sie allein wahrscheinlich noch niemals eine Kasse gefüllt worden, aber wir glauben, daß uns die, so etwas zu verkaufen haben und die es vor dem weihnachtliche« Lichteranzündcn noch rasch an den Mann »der an die Frau bringen möchten, nicht sonderlich böse sein werden, wenn wir ihnen für den „Goldenen Sonntag" ein wirklich „goldenes" Geschäft wünschen. Was hiermit geschieht! bereich des Aufgabeorts als auch rm Fernverkehr 3 Nps. Es dürfen in Liesen Karten außer den sogenannten Mfenderangaden (MfenLu-ngstag, Name, Stand unL Wohnort nebst Wohnung Les Absenders) noch weitere 5 Worte, die mit Lem gedruckten Wort laut im Zusammenhang stehen müssen, handschriftlich hinzugesügt werden. Als solche zulässige Nachtragungen gelten z. B. Li« üb lichen Zusätze „sendet", „Ihre", „Dein Freund", ,-sendet Dir", „sendet mit dösten Grüßen Ihre" usw. Werden solche Karten lm offenen Umschlag versandt, so kosten sie sowohl im Ortsbe- reich des Aufgabeorts als auch nach außerhalb 5 Rpf. Unge nügend frei gemachte Sendungen werden mit Nachgebühr belastet. Es Mn LÄ-er den Versendern nur geraten werden, Lie Be stimmungen zu beachten. Für den Weihnachtstisch. Eine wertvolle, sinnige Gabe, die nicht wie jedes aridere Geschenk in mehr oder weniger kurzer Zeit verbraucht wird oder unbenutzt liegen bleibt, die Lom Be schenkten dauernden Nutzen bringt und ihm gleichzeitig Freude be reitet, ist zweifellos das schönste Geschenk, das auf den Weih nachtstisch gelegt werden kann. Eltern, die das Wohl ihrer Kin der im Auge haben, ältere Geschwister, bereits im selbständigen Beruf, welche den „Nesthäkchen" im Elternhaus ein Zeichen ihrer Geschwisterliebe in Form eines Weihnachtsgeschenkes geben wollen, Familien, die ihren Hausangestellten eine Föstfreude bereiten möchten, sie alle tun gut, wenn sie neben den Geschenken für die Bedürfnisse des Lebens ein Weihnachtsgeschenk von Dauer wäh len, »Las auch in Zukunft für Len arbeitet, für den es gilt: e i n Sparbuch! Der durch das Geschenk gemachte Anfang regt den Beschenkten an, selbst regelmäßig zu sparen. Diese Erziehung zum Sparen aber ist Unterweisung in der Kunst der richtigen Lebens- und Wirtschaftsführung. Tas Sparbuch ist das beste Geschenk auf den Lebensweg, es paßt in die heutige Zeit, es ehrt Geschmack und Absicht des Gebers, es kommt «dem Be schenken gut zustatten, deshalb sollte es aus keinem Weihnachts tisch fehlen. 3!^ Millionen Mark für 7 Millionen Weihnachtsbäume. Das Geschäft mit Weihnachtsbäumen 'Hot jetzt, zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest, in vollem Umfange eingesetzt, und es ist »da- her einmal interessant, ein paar Feststellungen über den deutschen Konsum von, Weihnachtsbäumen, über ihr Herkommen und Lie Hauptabsatzgebiete zu machen. Der Bedarf an Weih-nachtsbäumen ist für Deutschland, wenn man eine Bevölkerungszahl von rund 60 Millionen annimmt, relativ gering. Er beträgt nicht mehr als rund 7 Millionen, d. h. also, «daß auf etwa jeden neunten Deut schen ein Weihnachtsbaum kommt. Berücksichtigen muß man hier allerdings die Tatsacke, daß ein großer Teil der Landbevölkerung sich seine Weihnachtsbäume selbst schlägt, er also für den Konsum nicht in Frage kommt. Der Reingewinn, den der deutsche Wa'L- besitz aus dem Erlös der Weihnachtsbäume erzielt, wird nach vorsichtigen Schätzungen ungefähr 3)4 Mill. Mark betragen, ein Betrag, der im Vergleich zur Gesamteinnahme für Holz auch re lativ nicht gering ist. Die Hauptgebiete, aus denen die Weih- nachtsbäume in den Handel gebracht werden, sind der Harz, der Thüringer Wald, der Schwarzwald und das Riesengebirgr. Vergmigungssteuersteie Veranstaltungen. Das Ministerium des Innern hat auch die Veranstaltungen der dem Kftchenchvr- verband von Sachsen -angeschlossenen gemischten DHöre, (Kir chenchöre) und der Mitglieder des Landesvereins Ler Kirchen musiker Sachsens e. V. als gemeinnützig im Sinne von Art. 2 8 2 Ziffer 7 der Reichsratsbestimmungen über die Vergnügungs steuer vom 12. 6. 1926 anerkannt. Ausgeschlossen von der An erkennung sind jedoch solche Veranstaltungen, mit denen andere vergnügungssteu-erpflitchlige VeranstaltunWn verbunden sind. - Wieder eine Grüne Woche in Dresden. Wie die Pressestelle der Lawkwirls-chastskamimer mitteilt, wird in der Zeit vom 21. bis 25. Januar 19W im Verrinshaus in der Zinzendvvfstraße wieder um eine Grüne Woche abgehal-ten. Es ist Lies Lie 9. Sächsische lcrndwirtschastliche Woche, Lie wiederum eine Reihe ausgesuchter Botträge für die gesamte sächsische Landwirtschaft bringen wird. Im Verlaufe dieser neun Jahre hat es sich immer mehr erwiesen, daß die Grüne Woche in Dresden ein Stelldichein für alle säch sischen Landwirte und idle an der sächsischen Landwirtschaft 8n- terdssierten geworden ist. Zumal bei dieser neuen Grünen Woche erwartet die Landwittschaftskammer einen besonderen Anstrom, La wie kaum vorher die Not in der sächsischen Landwirtschaft so akut gworden ist. Aus dem bis jetzt feststehenden Programm, Las sich in drei größeren Gruppen obspielen wird, sind Vorträge vorne- sihen, die Volks- und Betriebswirtschaft betreffen, den Pflanzen bau und die Tierzucht. Professor Dr. Ernst Schultze (Leipzig) wird in der ersten Gruppe 'über LieZukunftder Welt wirtschaft sprechen. Professor Dr. Beckmann von Ler LandwirftchaWchen Hochschule Bonn - Poppelsdorf über Er nährung und Volkswirtschaft mit besonderer Berücksichtigung für die Hausfrau, der Direktor Les Pommevschen Landdundes Stettin, Major a. D. von De - witz, behandelt die Maßnahmen zur Regelung Ler Ge treidewirtschaft, während Professor Dr. Sagav« (Kiel) diebetriebswirtschaftlichenFörderungs- aufgaben der deutschen Landwirtschaft zum The ma seines Vortrages genommen hat. — Wie alljährlich ist mit .der Grünen Woche auch eine Ausstellung landwirtschaftlicher Geräte seitens derLanLwirtschaftlichenMaschinen- und Geräte st eile und eine gleiche seitens des Landes- saatbauvereins für Sachs en vorgesehen. Schneeschuhläufer, schont den Wald! Die hohe Schneelage lockt alltäglich ein Heer von Schnechchuhläufern in den Wald. Die Ausübung dieses fchönen Sportes und das Tummeln in Schnee und Sonne fei jedem von Herzen gegönnt. Foust- und Icfgersleute stehen idem Schneeschuhfport besonders freundlich gegenüber, La sie selbst ost in die Lage kommen, bei Ausübung ihres Dienstes von ihm rnft Nutzen Gebrauch zu machen. Uner freulich für sie ist aber dasEsiLringen mancher allzu eifriger Läufer in Lie jungen Bestände und das Befahren von Schonungen, von denen ost kaum sichtbar die E pfeitriebe aus Lem Schnee horaus- ragen. Manche Sportler überlegen sich nicht, >daß die zarten PMn- zen und Triebe durch die starken Fröste in einen Erstarrungszu stand versetzt sind und beim A.berfahren oder Berühren mit dem Schneeschuh wie Glas abbreckM. Verletzungen an den jungen Eipfrltricben verusiacheck eine Verkrüppelung der jungen Pflan zen; durch biefe Verletzungen wirb während der ganzen Machs- tumszsit, also fast ein Jahrhundert hindurch, der Wuchs der Plauzen und des künftigen Baumes mindestens stark beeinträcht tilgt, wenn die Pflanzen nicht überhaupt vorzeitig absterben. Den Schaden, der sich »durch die Einsicht Ler SchneLschrchportler ver meiden läßt, hat Ler Wald und damit Lie Allgemeinheit Les Dofteg u tragen. Die Staatssmstverwaltunz kann Leshaid den Schnee- MHlüüfom keine Ausnahme von Leu gesetzlichen Bestimmungen gestatten und hat ähre Beamten aMewäsien, -das Verbot des Be tretens von Schonungen, die als felche offensichtlich oder Lurch Warnungszeichen kenntlich oder mit einer Einfriedigung »versilheu sind, auch im Winter unbedingt aufrecht zu erhalten und Über tretungen umrachsichlllchz ur Anzeige zu bringen. Erleichterter Eintritt in die Fürsten- und Landesfchule. Das Ministerium für Volksbildung hat genehmigt, daß vom, Beginn Les nächsten Schuljahres ab an der Fürsten- und Landesschule zu Meißen versuchsweise eine Vorklasse (Quarta) einzerchket wird. Da der Eintritt in Lie Untertertia der Fürsten- und Landesschule zu Meißen Kenntnisse im Lateinischen w'e bei jedem Gymnasium mit grundständigem Latein voraussetzt, soll durch diese Maßnahme Schülern, die diese Kenntnisse nicht haben, der Eintritt in diese Fürsten- und Landesschule erleichtert werben. Auskünfte über die Lintrittsbedingunaen sind »durch die Direktion der .Fürsten- und Landesschule zu Meißen zu erfahren. Unfallversicherung für Passagiere von Kraftomnibussen. Bei den beteiligten Behörden schweben Erörterungen, ob die Vor schrift in der Verordnung Les Ministeriums des Innern vom 2g. Mai 1928, daß Krastsahrbetriebe für Lie öffentliche Beförderung von Personen neben der Haftpflichtversicherung auch eine Unfall versicherung für die Beförderten em.'.uWhen haben, aufgehoben werden kann. Die Dresdner Handelskammer sprach sich in 'Be richten an Lie übrigen sächsischen Handelskammern grundsätzlich für die Aufrechterhaltung der Unfallversicherung neben der Haft pflichtversicherung aus und wiederholte damit ihre fton Wher vertretene Forderung, die Haftvorschriften für Eiserbahn- und Kraftfahrzeuge inhaltlich einander anzugleichen. Die Haftpflicht versicherung allckn genüge nicht, sie schütze den Wagminsasfen na- »nentlich bann nicht, wenn bei Unfällen den Führer des Wagens keine Schuld trifft. Erfindungsschau vom Patentbüro O. Krueger Le Eo., Dres- den-A. 1. — Auskünfte an die Loser; Abschriften. Otto Michalk, Freital-Deuben: Förderanzeiger mit Schaugläsern für Hochdruck- fchmieranlagen (Gm.). — Max Sc Ernst Hartmann, Freital: Dampfkessel mit übereinander gelagerten Vorwärmern für Speise- wasser und Verbrennungslust (ausgel. Pat.). — Alfred Schötz, Wurgwitz: Vorrichtung zum Spinnen von Kunstseide (ausgel. AmLmKNÄ^ HlMkvttükcmsLcuv7r vvoc» vkviz- oLLka «cisikk vcirvzu (2. gorllegung.) Natürlich wollte sich keiner schwach zeigen. Die Männer standen alle gemeinsam auf, obwohl sie lieber in den behag lichen vier Wänden geblieben wären. Sie traten die vier Stufen empor in den Hof. Die Nacht umfing sie und versteckte einen vor dem anderen. .Wo bist du denn, Johann? Ach so. jetzt sehe ich dich wieder. Das ist ja eine verwünschte Dunkelheit. Hast du kein Licht?" Das Ausflammen von Johanns Taschenlampe enthob die- ten der Antwort. Schweigend stapften die fünf Männer durch den Schnee. Nur der alte Hannesen brummte unwillig vor sich hin. Als sie vor dem Torinnern standen, rief Johann laut hin aus in die Nacht. Alle lauschten gespannt. Aber kein Laut meldete sich. Alles blieb ruhig. „No siehste!" sagte Gesinger. „da hast du uns schön zum Narren gehalten. Du mit deinen Halunkinationen." Fremd wörter waren Gesingers schwache Seite. Der Kutscher wurde ärgerlich. „Doß ich nicht zum Ulk herausspaziere, das wirst du dir woh! denken können. Ge- llnger. Ich habe ganz deutlich einen Menschen rufen hören." „Na, dann gucke doch mal vor dem Tore nach. Vielleicht schläft er aus dem bloßen Erdboden." Und dabei lachte er. als habe er einen guten Witz gemacht. Johann aber trat resolut zum Tore, öffnete es und trat hinaus Eine Weile war Stille. Dann ein kurzer Schrei. „Rasch, kommt! Hier liegt einer." Einen Augenblick lang sahen sich die vier erschrocken an, dann stürmten sie durch das Tor hinaus. Johann stand über eine am Boden liegende Gestalt ge beugt. Das malte Licht seiner Taschenlampe fiel auf einen bmcheincnd leblosen Körper. Ein Riese an Gestalt war es. »R"fch zugefaßt. Jungens! Wir sind Christenmenjchen 'onnen ihn hier nicht umkommen lassen." tu s sie mit vereinten Kräften den Hünen hochhoben, schlug «r «men Augenblick lang die Augen aus und seufzte tief. Im nächsten Moment hielt ihn eine Ohnmacht erneut um fangen. Johann verschloß die Tür, während die vier anderen den i Ohnmächtigen trugen. Langsam kamen sie vorwärts, unter j Stöhnen und Aechzen. War das eine Last. Der mußte ja bald seine drei Zent ner wiegen. Als sie mit dem Ohnmächtigen in das Gesindezimmer tra ten, schrien die dort zurückgebliebenen weiblichen Dienstboten aus vor Schrecken. „Um Gottes willen, wen bringt ihr denn da?" fragte die Mamsell bestürzt. „Einen armen halbersrorenen Teufel, Mamsell." Rasch war der Ohnmächtige auf dem Ruhebett, das im Gesindezimmer stand, untergebracht. Johann zog ihm die Stiefel aus, entfernte alle nassen Kleidungsstücke und rieb dem Verunglückten Füße. Arme und Gesicht. „Mamsell geben Sie doch einmal ein Glas Grog her, aber einen recht strammen. Ich glaube, das wird ihm wohl tun." Das warme, scharfe Getränk wurde dem Ohnmächtigen eingeflößt. Er wollte nichts von dem Alkohol annehmen. Sein Körper sträubte sich dagegen. Endlich begann er lang sam zu schlucken Die Wirkung zeigte sich sehr rasch. Der Fremde schlug die Augen aus und sah sich mit einem Seufzer um. Er war ein großer, starker Mensch, ein Riese an Gestalt, aber seine Augen waren saust, wie die eines Kindes Sein Haar war blond, fast lockig. „Dank! — Dank!" murmelte er „Wo — wo bin ich?" „Aus Schloß Arnsperg!" sagte Johann. Ein Zug der Befriedigung glitt über des Riesen Kinder gesicht. „Arnsperg? O gut, gut. Mister — Moresield — ist er hier?" „Ja, er weilt auf Arnsperg." „Gott sei Dank!" Mit diesen Worten schlief er wieder ein. Die Dienerschaft stand um ihn herum und sah ihn mit zwiespältigen Gefühlen an. Was nun? Natürlich konnte man ihn nicht wieder hinaus in die Nacht jagen mußte ihm ein Nachtquartier geben, daß er sich von der Erichöpsung erholte Aber die gräfliche Familie schlief. Sie konnten jetzt niemand davon unterrichten. Dieser Punkt wac ihnen der unangenehmste; denn der Gras war gewöhnt, daß jeder Gast, der über Nacht blieb, gemeldet wurde „Jedenfalls muß er do bleiben. Er macht ja auch »inen ganz anständigen Eindruck. Anscheinend will er zu Her,» Moresield." Alle nickten. «Durch den mannshohen Schnee sich nach Schloß Arnsperg allein durchzumüraen, dazu gehört doch allerhand! Man kann sich gar nicht vorstellen, daß dies ein Mann vermag. Ohne Schneeschuhe! Alle Hochachtung!" Der Diener Johann >agte es und sprach damit aus, was alle dachten. So blieb der Fremde aus Arnsperg. Er blieb auf dem Nuhelager in der Gesindeltube, die von Ler Mamsell abge schlossen wurde. 2 Am nächsten Morgen meldete der Diener Ernst seinem Herrn, dem alten Grafen, den Vorfall. Aeußerst ere stert hörte er die Meldung des Dieners und schüttelte den Kops. „Man soll's nicht glauben, daß sich einer zu Fuß bis nach schloß Arnsperg durchaibeitet. Ich spreche mit meinem Sohne und werde dann den Fremden zu mir bitten. Es ist gut, Ernst." Der Diener verbeugte sich und verschwand. In der behaglichen Diele des Schlosses wurde um die achte Stunde der Morgenimbiß eingenommen. Alle waren sie da. Friedrich Kari und Aline. Maximilian, der zweite Sohn des gräflichen Paares, der alte Graf selbst, leine Frau Helgo und Peler Ziegeldecker der Pilot und Freund Fried rich Karls. Auch die beiden Kinderchen Friedrich Karls fehlten nicht. Nur der alte Moresield schlief noch. Da er aber in den letzten Tagen des öfteren nicht zum Frühimbitz erschienen war, wunderte es keinen, daß er heule fehlte. Sein Gesundheitszustand ließ sehr zu wümrben übrig. Ein er schreckender Kräfleverfall war eingeirelen. „Wir haben über Nacht Leinch gekriegt, Friedrich Karl." „Besuch? Nicht möglich. Wer »st es denn?" „Wer, weiß ich auch noch nicht Gestern Abend haben sie ihn vor dem Tore ohnmächtig gefunden. Es ist ein einzel ner Man,n, der anscheinend Herrn Moresield besuchen will." „Soll man's glauben!" warf Peter Ziegeldecker, ein sehr ernster Mann, Anfang der Dreißig, ein, „ich nahm a», ein findiger Reporter, ein fixer Kerl habe sich bis nach Arns» pero durchgeackert." „Anscheinend kommt das nicht in Frage " „Ich werde gleich mal mit ihm reden. Der Mann interes siert mich," sagte Friedrich Karl plötzlich. „Willst du ihn hierher bitten?" „Nein, ich gehe selbst hin. Wo ist er einquartiert?" „In der Gesiudestube, aus dem Ruhebett hat er über nachtet." (Fortsetzung folgt.)
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