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Cine Kalenderrevoluiion. Als im 16. Jahrhundert der Gregorianische Kalender eingeführt werden sollte, stieß man damit zunächst, namentlich in den protestantischen Gegenden, überall auf Widerstand. Das war auch so in der Stadt Riga. Zu- nächst wehrte der Rat der Stadt noch die Einführung ab. Im Jahre 1584 bestand jedoch König Stephan Bathory von Polen als Oberlehnsherr darauf, daß die Kalender reform auch in Riga durchgeführt werde. Diesem Befehl glaubte der Rat nicht trotzen zu dürfen und so befahl er, daß von den Kirchenkanzeln herab die neue Zeitrech nung verkündet werde. Als dann der Weihnachtsabend nach dem Gregorianischen Kalender, das war damals zehn Tage früher als nach dem Julianischen Kalender, gefeiert werden sollte, zeigte sich die große Masse der Bürger recht widerspenstig. Die Kirchen blieben leer. Dafür sammelten sich in den Straßen größere Menschenmassen an; diese drangen in die Jakobikirche ein, wo Gottes dienst abgehalten wurde. Die Prediger wurden mit Steinen beworfen und aus der Kirche vertrieben. Auch am alten 22. Dezember, dem Neujahrstag nach dem neuen Kalender, mied man die Kirchen. Dafür waren diese zwei Tage später, an dem alten W,eihnachtsheiligabend, um so stärker gefüllt. Da Prediger nicht zur Stelle waren, zündeten die Kirchenbesucher aus eigener Machtvollkom menheit Wachskerzen an und sangen Weihnachtslieder. Der Rektor der Domschule, der in seinem Schulhause Weihnachtspredigten hielt, wurde ins Gefängnis gesetzt. Diese Verhaftung führte zu einem Aufstand, bei dem die Gegner der Kalenderreform einige Wochen Herren der Stadt waren. Schließlich kam ein Ausgleich, wonach vor läufig der alte Kalender bestehenbleiben sollte. Mhende Weihnachtsbaume Wd Weihnachtsbiische. Auch nachdem Tannen und Fichten schon als Weih nachtsbäume bekannt waren, wurden vielerorts noch Laubbäumchen als Christbaum verwandt, die man vorher in die warme Stube gestellt hatte. So war es am Ende des 18. Jahrhunderts in München üblich, daß man an den Weihnachtstagen an einem Laubbäumchen Lichter und Christbaumschmuck anbrachte. Der Brauch ist noch bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts nachzu weisen. In Thüringen und auch im Harz pflanzte man einige Wochen vorher kleine Bäume, meistens einen Kirsch baum, einen Fliederstrauch und auch andere Gewächse, in einen Topf, brachte ihn ins Warme und der Baum oder der Strauch hatten dann zu Weihnachten Blüten. Noch häufiger war das Einsammeln von Weihnachtsbüschen, die bis zum Fest zum Blühen gebracht wurden. Solche Zweige werden auch heute noch in die Stuben gebracht. Sie werden an bestimmten Tagen gesammelt, am An dreas-, Barbara- oder Nikolaustag. Frauen und Mädchen gehen mit diesen blühenden Zweigen zur Christmette. In Niederösterreich erhält jedes einzelne Familien mitglied einen solchen Busch und jeder einzelne Busch erhält ein besonderes Kennzeichen; wessen Zweige zuerst blühen, hat im nächsten Jahre Glück zu erwarten. Hei ratslustige Mädchen in Tirol wollen aus der Art des Blühens erkennen, wie im nächsten Jahre die Eheaus sichten stehen. Sogar Versuche, Fruchtbäume, die draußen im Freien stehen, zu Weihnachten zum Blühen zu brin gen, werden in Tirol in jedem Jahr unternommen, in dem unter einem ausgewählten Baum eine Kalkschicht ein gegraben wird. Heitere Umschau. Sparsam. Die Schotten sind als geizig verschrien. Ein Schotte kommt eines Abends in ein Gasthaus und es ent- spinnt sich folgendes Gespräch: „Was berechnen Sie für ein Bett?" — „Fünf Schilling." — „Höllisch teuer," brummt der Schotte, „und das Frühstück?" — „Drei Schilling." — „Und wieviel habe ich für das Unterbringen des Autos zu be zahlen?" — „Die Garage ist frei, mein Herr!" — „Also schieben Sie mir mein Auto in die Garage; ich werde im Wagen über nachten!" Die kleinen Freuden im Leben der Frau. Von Hede Linz-Mannheim. Das Glück der Ehe beruht in den weitaus meisten Fällen nicht in der Erfüllung großer, kostbarer Geschenke, nicht in Perlenketten und Diamantenringen, nicht in Pelzmänteln oder in 60 ?8-Wagen — es sind die kleinen Freuden, die be scheidenen Wünsche, die Geschenke außer der Zeit, die erfüllt werden, ohne daß man darum bitten muß, die den ehernen Bestand des Glückes bilden und die die behagliche Stimmung im Hause schaffen. Wenn mancher Mann wüßte, wie wenig manchmal dazu gehört, eine Frau heiter und froh zu stimmen, er würde er staunt sein, und man sähe lauter glückliche Ehen. Aber die meisten wissen nichts davon und Geschenke gibt es nur zu Weihnachten und am Geburtstag. Aber dies sind nicht die Freuden, die das Glück der Ehe sichern — es sind die schönen Freuden der Ueberraschung, die Freuden am Unvorher gesehenen — die kleinen Freuden des Alltags, die seine tausend Sorgen decken. Es ist die Rose, die man auf der Serviette findet, das neueste Buch seines Lieblings-Autors neben dem Gedeck, die Nummer einer guten Zeitschrift auf dem Nähtisch, ein neues Lied auf dem Flügel, Karten zu einer Theatervor stellung auf dem Nachttisch (eine Schachtel Pralinen auf dem Kopfkissen), und tausend andere mehr. Kleine Ausgabe und große Freude. Wie dankbar ist die Hausfrau, wenn am Wochenende in ihrer Kasse katastrophale Baisse herrscht, und ihr der Mann, der bekanntlich besser einkauft als die stets rechnende Hausfrau, als Beitrag zur Küche eineu großen Braten mitbringt. Im Nu wird der Alltag durch eine freudige Stimmung verklärt, ein Heller, freudiger Schimmer breiter sich über die nüchterne, graue Alltäglichkeit, von dem Gesicht der Hausfrau geht ein Lächeln aus, das ansteckend wirkt, nnd der Mann wird trotz seines prosaischen Geschenkes zum Freudenspender. Das glückliche „Danke schön" seiner Fran wird ihn bald seine Ausgaben vergessen lassen, und die kleine Zärtlichkeit, die kleine Schmeichelei, die er dafür empfängt, dürfte ihm Ansporn zu weiteren ähnlichen Ritterlichkeiten sein. Natürlich wird eine liebenswürdige und kluge Frau di« Aufmerksamkeiten ihres Mannes nie gleichgültig noch achtlos hinnehmen; selbst wenn sie im Augenblick noch so beschäftige, ist, sondern immer eine herzliche Freude darüber zeigen und seine kleinen Geschenke sorgsam zur Geltung bringen. Leider sind es meistens wohlhabende Ehemänner, die es ihren Frauen gegenüber an solchen kleinen, erdachten Auf merksamkeiten fehlen lassen. „Sie hat ja Geld, sie kann sich solche Kleinigkeiten selbst kaufen" — meinen sie und schicken ihr zu Weihnachten eine Anzahl Pelzmäntel, und zum Ge burtstag lassen sie Schmuck vom Juwelier kommen: „Da, such' Dir davon etwas aus, — auf den Preis kommt es nicht an." — Ach nein, auf den Preis kommt es wirklich nicht an, und nicht immer ist es Geld und Gold, das die Freude bringt; aber auf das „Wie" kommt es an, und daher kann man es sehr Wohl verstehen, daß jenes arme, aber feinfühlende Mäd chen seinem reichen Bewerber den Brillantring vor die Füße warf, weil er ihn eingewickelt in die Rechnung präsentierte und den minder bemittelten Verehrer, der an ein paar lang stielige Rosen einen schlichten Goldreif gebunden hatte, heiratete. Sicher ist sie mit diesem glücklicher geworden. Aber nicht jede Frau hat das Glück, ihren Gatten vor der Ehe kennen zu lernen. Gewöhnlich entpuppt er sich erst hinterher, und da werden die meisten sagen: „Geschenke, Auf merksamkeiten? — Man klettert nur so lange, bis man den Apfel hat" — — und Liebe, Güte, Selbstaufgabe werden nicht bezahlt, das ist alles im Ehekontrakt mit einbegriffen. Das sind jene, die Liebe im Abonnement genießen, und deren Frauen feit ihrem Hochzeitstag auf die erste Aufmerksamkeit warten — die nie kommt. Gewiß, auch sie legen auf den Geburtstagstisch ein kleines Angebinde und versuchen zu Weihnachten die Wünsche ihrer Frau zu erfüllen; aber man merkt es den Gaben an, daß sie „Mußgeschenke" sind, mit dem Verstand, nicht mit dem Herzen gewählt, deshalb sind auch dies nicht die Freuden, die die Frau bezaubern, sie liebenswürdig und heiter machen und die Ehe harmonisch ge stalten. Dies vermögen nur jene stillen Aufmerksamkeiten, jene kleinen Freuden, die man empfängt, ohne daß man die Rechnung sieht. 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