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MsdmsserTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Freitag, den 2. November 1928 W! Nr. Meiler berichtet über die Heimfahrt W Der Rückslug des „Gras Zeppelin". Das Luftschiffes „Graf heimatlichen Halle vom langen Wege Leise schwankt ei Der schimmernde Riesenleib des Zeppelin" liegt jetzt wieder in seiner in Friedrichshafen und ruht sich aus und vom Kampf mit den Elementen. Uber dem Landeplatz herrschte, als am Donnerstag um 7 Uhr das Luftschiff sich der Erde wieder näherte, fast völlige Windstille, für die Einbringung des Luftschiffes in die Halle das idealste Wetter. Nachdem die Laufkatzen befestigt waren, glitt das Schiff mit dem Bug zuerst langsam durch das weit geöffnete Tor in den von strah lenden Bogenlampen hell erleuchteten Jnnenraum. Der württembergische Staatspräsident und Vertreter der württembergischen Regierung, der amerikanische General konsul und die Angehörigen der Besatzung sowie eine kleinere Anzahl Gäste hatten in der Halle Aufstellung ge nommen und ließen den silbernen Rumpf des Luftriesen an sich vorüberziehen. Um 7.40 Uhr lag das Schiff in seiner ganzen majestätischen Grütze in der Halle. Ein ungeheurer Jubel erfüllte den weiten Raum. Alle Gerüste und Leitern waren mit Zuschauern dicht besät, die begeistert das Deutschlandlied anstimmten. Als erste be gaben sich zwei Zollbeamte in die Passagiergondel. Schon zwei Minuten später verließen die ersten Passagiere mit ihren Handköfferchen die Gondel und wurden von ihren Angehörigen und allen Anwesenden herzlichst begrüßt. An den Fenstern der Gondel zeigten sich die vergnügten Gesichter der Besatzung, die in ihren braunen Lederjacken und blauen Marinemützen einen äußerst frischen und sympathischen Eindruck machte. Hinter Frau Dr. Eckener betrat der amerikanische Generalkonsul das Luftschiff und überreichte dem „blinden" Passagier, der sich bis dahin in der Küche ausgehalten hatte, einen großen Weißen Bogen, den er mit Aufmerksamkeit durchlas. Wahrscheinlich handelte es sich um seine Papiere, die für das Betreten deutschen Bodens notwendig waren. Inzwischen hatte sich auch der württembergische Staatspräsident in die Gondel begeben, in deren großem Aufenthaltsraum sich herzliche Begrüßungsszenen ab spielten. Immer noch tobte die Menge in der Halle vor Begeisterung. Wie auf einem Bahnhof hatten sich Gepäck träger eingefunden, die das schwerere Handgepäck aus oem Luftschiff holten. an seinen Haltetauen hin und her und träumt von seiner Fahrt, von jubelnden Mengen und festlich geschmückten Städten, vom Lichtmeer der Großstädte und den eis schollenbesäten Wogen des nördlichen Ozeans. An allen Wetterklippen hat ihn die kundige Führerhand seines Herrn und Meisters Dr. Eckener sicher vorbeigeführt. Willig gehorchte er jedem Druck des Steuers und im sicheren Hafen wartet er jetzt darauf, bis er zu neuen Taten und neuem Ruhm hcrausgezogen wird, um in sein luftiges Element zu tauchen und seinen beflügelten Lauf zu ziehen. Indessen ist sein Lob in aller Munde und die Kunde von ihm kreist um den ganzen Erdball, der einst das Reich seiner Fahrten werden soll. Nicht ohne einiges Bangen sah man ihn zum ersten Flug aufsteigen, und Millionen verfolgten seinen Weg klopfenden Herzens. Nun ist es geschafft und der Beweis erbracht worden, daß der Lebenstraum des alten Grafen am Bodensee, der Luftschiffverkehr über den Ozean hinweg, vom alten Kontinent zur Neuen Welt, kein leerer Wahn war, sondern möglich und durchführbar ist. Ohne Über heblichkeit können wir Deutschen stolz sein auf dieses Werk: deutscher Geist hat diese Tat erdacht, deutsche Energie und deutscher Wagemut sie ausgeführt. Vom nimmermüden Grafen Zeppelin an über Dr. Eckener und Dr. Dürr bis zum einfachsten Werft arbeiter, der die Schrauben bohrte, haben alle teil an dem Lorbeerkranz, den der jetzt schlummernde Luftriese von seiner Ozsanfahrt heimbrachte. Ministerium bestätigt die derzeitige ungünstige Kon junktur in der Eisen- und Stahlindustrie, die vor allem auf den langen Erzstreik in Schweden zurück zuführen sei, der die Ruhrindustriellen gezwungen habe, teuere Erze aus Übersee zu beziehen. Es ist aber nach An sicht des Arbeitsministeriums zweifellos, daß im Laufe der 1)4 Jahre, für die der Schiedsspruch befristet sei, Er leichterungen auf dem Erzmarkt sich zugunsten der Ruhr industrie auswirken werden. Auch würde die im Gange befindliche Rationalisierung der Hüttenwerke nach er folgter Durchführung den Arbeitgebern zugute kommen. In der Erklärung des Reichsarbeitsministeriums wird andererseits auf die schlechte Lage der Arbeiter im Ruhrrevierund auf die verhältnismäßig niedrigen Löhne hingewiesen. Die durch den Schiedsspruch erfolgte Lohn erhöhung bewege sich in bescheidenen Grenzen. über den weiteren Verlaus der Dinge ist das Arbeitsministerium der Ansicht, daß die Industrie jetzt wohl klagen werde, daß die Verbindlichkeitserklärung zu Unrecht erfolgt sei. Das Arbeitsgericht werde zunächst über die Rechtsgültigkeit des Schiedsspruches befinden. Es sei aber anzunehmen, daß die unterliegende Partei Einspruch erheben werde, in welchem Falle als zweite Instanz das Landesarbeitsgericht in Frage komme. Es sei jedoch die Möglichkeit vorgesehen, daß solche Fälle gleich der Entscheidung des Reichsarbeitsgerichts über lassen werden könnten, das alsdann endgültig über die Verbindlichkeitserklärung Beschluß fassen werde. Die Zollformalitäten aahmen nur zehn Minuten in Anspruch, und als die beiden Beamten hinter Ministerialdirigent Brandenburg das Luftschiff wieder verließen, wurden auch sie von der Menge bejubelt. Der Generaldirektor des Luftschiffbaues Zeppelin, der sich ebenfalls an Bord des Schiffes begeben hatte, erklärte mit einigen Worten, daß die Gäste von der langen Fahrt immerhin ermüdet wären, und bat Passa- ziere und Ehrengäste, sich um sechs Uhr abends zu einer Wiedersehensfeier einzufinden. Der Funker an Bord des Luftschiffes sprach am Mikrophon einige Worte und er klärte, daß die Fahrt ziemlich stürmisch gewesen, daß er aber im Augenblick zu müde sei, um über alle Einzelheiten ;u berichten. Inzwischen halten alle Passagiere das Luft schiff verlassen. Um der Neugier der Zuschauer zu ent gehen, hatte man den blinden Passagier heimlich und un bemerkt aus dem Luftschiff und aus der Halle geführt. Als eiuer der letzte« Passagiere. verlies? dann Dr. Eckener das Schiff, wieder von den begeisterten Hurras der Menge begrüßt. Nur mit Mühe konnte er sich den Weg zu seinem Bureau bahnen. Der Polizeikordon war nicht in der Lage, die anstürmenden Menschenmassen zurückzuhalten. Vor dem Gebäude stand eine nach Zehntausenden zählende Menschenmenge, die den Wagen, mit dem Dr. Eckener später die Werft verließ, umsäumte. Sein Amtszimmer war in einen Blumenhain verwandelt. Dr. Eckener er klärte den anwesenden Pressevertretern, daß alle Passa- aiere. wie auch er selbst, der Rube bedürften. Alle hätten „Graf Zeppelin" im Heimathafen. Jubelnder Empfang. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wtlsdruff-DresdeN Postscheck: Dresden 264V, Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Rnmnzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4OReichs- pfeunig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgedühr 20 Reichspfennige. geschriebene Erscheinung»- —„ _ Lage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis norm.10 Uhr. "" > Für die Richtigkeit d«^ durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. 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Dem Begehren ^ Arbeiterschaft «ach einer Lohnerhöhung setzte die ^rbcügeberschast den Hinweis auf wirtschaftliche Schwic- Weiten entgegen, die sinkende Konjunktur, den immer iZarser werdenden Konkurrenzkampf beimAuslandsabsatz. L'? hält die Löhne ihrem Kaufwert nach als schon über dem ^riedcnsstand liegend und erklärt es vor allem für all- ^mcin-wirtschaftlich untragbar, daß eine Heraufsetzung Löhne vorgenommen wird, weil diese infolge der ^lbstkostensteigerung auch zu einer Preiserhöhung für die Zeugnisse der Eisen- nnd Stahlindustrie führen müsse. 4uch „UZ formalen Gründen sei der Schiedsspruch des Schlichters ungültig, weil er von diesem allein, aber nicht von der Mehrheit der Schlichtungskammer gefällt worden ^. außerdem in bestehende Bestimmungen des noch Menden Rahmcntarifs eingreife. Beides verstoße gegen , Schlichtungsverordnung und das ändere auch die Ver- Andlichkeitserklärung des Schiedsspruches nicht. . . Die Arbeitnehmerseile hinwiederum bestreitet nicht die "kdenklicher werdende Entwicklung der Konjunktur, er- "chtct diese aber immer noch als so gut, daß eine Lohn- lMgerung trotz der damit verbundenen Erhöhung auch Selbstkosten die Eisen- und Stahlindustrie nicht kon- ^"zunfähig mache. Noch sei ihr Ertrag hoch genug, Mine Lohnforderungen glatt bewilligen zu können. Im M.gm komme es den Arbeitgebern viel mehr auf einen l. ö gegen das Schlichtungswesen an — das ja schon a-^augem im Lager der Gegenseite auch tatsächlich heftig -"-impft wird, weil fast jeder Schiedsspruch zu einer Her- M^"ng der Löhne führe. Man bezeichnet bei den Gewerkschaften das Vorgehen der Arbeitgeberschaft — Aussperrung trotz Verbindlichkeitserklärung des Schieds- pruchcs — gleichfalls als ungesetzlich; denn die am 13. Oktober erfolgte Kündigung der Arbeiter sei nur ein Vor mund, um die schiedsgerichtliche Tätigkeit von vornherein 'ahmzulcgcn Beide Seiten bestehen also auf dem, was sie für ihr /'echt halten: wer aber recht hat, wird eine hoffentlich sehr "Wdige Zukunft entscheiden. Ist der Schiedsspruch rechts gültig oder nicht? Ist er cs, dann haften die Arbeitgeber jeden Schaden, der der Arbeiterschaft erwächst; denn ""R' hat den Schiedsspruch angenommen. Am 1. November der Lohntarif abgelaufen; ersetzt ihn nun der für ver- Midljch erklärte Schiedsspruch rechtlich oder nicht? Das „'Achsarbeitsmittisterium bejaht in einer offiziösen Er- /arung diese Frage, bejaht auch die wirtschaftliche Trag- °aneit des Spruches, allerdings nur „im ganzen gesehen", er die Werke verschieden treffe. . jenseits des Standpunktes, auf dem dort die Arbeit- o , ^mst, die Arbeiter stehen, jenseits derFragc auch, sich hjer wirklich um einen wirtschaftlichen Macht- handelt, der auf den, Rücken des Schiedsgerichts- d°n uusgcfochten wird, kann es doch nicht verhelt wer- LÄ- , Ü die vermittelnde und schließlich schiedsrichterliche u„,Mt der Behörden eine nicht gerade glückliche Hand kow,^ Seit dem 13. Oktober sah man dort den Konflikt funk aber die Entscheidung erfolgte erst sozusagen aemm 'nuten vor Toresschluß; es wäre Zeit nöü„ gewesen, die jetzt bestehenden Streitfragen, wenn okk-G sichtlich, auszutragen, während das jetzt im der bL, Kampf geschehen muß, der natürlich Tag um Tag Nt» „^ "Kchaft, und zwar beiden Seiten, schwere vom » schläg t. Und leider ist auch diesmal nicht äcaeb- dem ausdrücklich gestellten Verlangen nach- koni>n!--Gorden, durch eine neutrale Sachverständigen- wie die wirtschaftliche Lage ebenso der Betriebe drohe.,! Arbeiterschaft zu untersuchen, wie dies bei sür Kämpfen im Bergbau geschehen ist, und damit Wirlu„„ scheidung eine Grundlage zu schaffen, die ihre So ab/! BK die breite Öffentlichkeit nicht verfehlt hätte. Berantwn^rn'mmt pjg Behörde allein eine gewaltige Tic o» > g, die zu tragen nicht ganz leicht sein dürfte, sich iibcron!" k n n g e n des Kampfes werden natür- EiseninM.a^ Geit reichen. Auf der einen Seite fällt die und als Abnehmer des Kohlenbergbaues fort cinaclem idhon jetzt davon, daß dort Feierschichten ein Garden sollen. Auf der andern Seite führt von Lohnausfall, wie ihn die Arbeiterschaft 00 — eine Zahl, die zusammen mit den slew. etwa auf eine Million letzt erleidet, zu einer beträchtlichen die allgemeinen Kaufkraft, wir s-a! < « ^^"."bentuellen Sieg der Arbeiterschaft wich m ? ^Osani wieder eingcholt werden kann. Daß ^hr Mim m/!Eoeber mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten den U kämpfe» müssen, vertieft noch die Wnn- 'chläai »uu der deutschen Wirtschaft dringendst zu hoffen, daß sich lenden -eiten kinve»'^-"^0 Zwischen den beiden kämp- d»rch beiderseitige Einsicht ^"ch Zwang als . rzung ^^ugrprrljes. — Rücksendunglringesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegl. Klnge eingezogen werdenmußoderderAnitrasgeberinKonkursgerät. Anzeigennehmen aHeDermittlungssteUcnentgegen. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- Hls und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. ^257. — 87 Jahrgang