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MsdrufferTageblatt I M Dar Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meiß««, des Amts- serichts uud des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffes behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tazedlatt- erschrin« an all« WmLtagen nachmittag k Utz,. B»t»s«prri«: Bai «»halnn, in »« «schSftaftrll« und dan «ua,a»tstrllkn 2 R». im Monat, dti guftkll»», durch dch Lotrn r,3ü «M., bet Paitdr»«Imia e«w. Malich «dv»,. , , .. ,<»tzr. Lin,chn»»mnn Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegead «-««»»tIchLftaftell« : ! ll nehmen zu jeder A-i, Bc- ImFattrhSher« Gemalt, Krieg oder sonstiger Betrtedrftdmuigen beste HI kein «»sprach ans Lieser»», er» sei tun, oder Kürzung de« Bezugspreises. — Rückseudungleingesaudter SchriststLeiee erjolgt nur, wenn Port» deUiegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «»gi,«»prei»: »i« 8 gspalM», «au«,eile 2» «s>f»., die 1 gespaltene Zeil« dar amtlichen Beltanntmachungen «0 Reich», psemei,, die L,esp,lien« R,»l,«ezkil« im textlichen Teile 1 Reich»mark. Nachenrisnngsgebhhr 20 «e>ch-psrnuige. «ch> aeschrtedeneErschein»»,». tage und Platzvorschrifte« ««»«»«h Miglichb^t Fernsprecher: Amt Wilsdruff Rr. 6 b-rs-istch«,». a»»»d«ebi»v»r».1»Uhr. — — FS- »i- «ichtigkeit der dnrchFer»r»s»ber«t>belten«»,etg,Sderneb»en wir keine Garantie. J«der«adatlansprn-t> erlischt, men» derBetragd-rch Klage ci»g«,»,e» «erde» muß »drrder«atn»,«ebtr in Konkurs gerät, «n,eigen nehmen alle Drrmiltluugsficllen entgegen. 237. — 87 Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresde» Postscheck: Dresden 2640, Dienstag, de« 9 Oktober 1928 Oie Radio-Köpenitkia-e. , Dieser kuglige Körper, Erde benannt, produziert bis weilen, wenn er gerade gut gelaunt ist, ganz autzerordent- H gute Witze. Und was kein knirschend arbeitender Ver stand der Lustspieldichter sieht, das lehret in Einfalt des Lebens Buntheit, die im Gegensatz zu den meisten Lust spielen vom Reiz der Originalität umkleidet wird. . Schon kurz nach Erschaffung der Welt sollen ja Men- schen aus irgendwelchen Gründen gewaltsam entführt wors den sein und vom Raub der Sabinerinnen bis zum Raub eines Dollarkronprinzen führt ein gerader Weg. Nun hat wan in Berlin einen Mann entführt, der imRadio reden sollte. Modern entführt natürlich, im Auto. Und seine Rede blieb ungeredet, was für ihn wie für jeden Rede- durstigen bekanntlich eine furchtbare Enttäuschung be deutete. Besonders, da ein anderer vor den Sender trat, eine Rede hielt, freilich eine ganz andere, anders auch, als es im vorher eingereichten Manuskript stand — und der „zuständige« Angestellte des Rundfunks bemerkte über haupt nichts. Ihm ging erst eine Jupiterlampe auf, als der Redner — das Honorar anzunehmen sich weigerte. Statt einer Rede über „Friedenssicherung« eine solche gegen den Panzerkreuzerbau; an Stelle eines sozialdemo kratischen Redakteurs ein kommunistischer Landtagsabge ordneter. Und jener Ärmste, auf einsamer Landstraße aus gesetzt, pilgert fernen Lichtern zu, während der „Stellver- treter« ungestört seine Propagandarede hält. Ganz Berlin lachte, Deutschland wird nicht minder laut lachen — und vermutlich auch das Ausland. So oft wie am letzten Sonntag wurde noch nie das Andenken an den Hauptmann von Köpenick aufgewärmt. Weniger an genehm freilich mag es dem Betroffenen gewesen sein, gls ihm plötzlick ein paar Pistolen unter die Nase gehalten wurden. Und im Haus des „Rundfunk« wird wohl auch allerhand geschehen — müssen. Da aber die Strafe be kanntlich aus dem Fuße folgt, wurde der unbefugte Nadio- attentäter von einem anderen sozialdemokratischen Redak- tenr auf der Straße erkannt und „handgreiflicher" Beifall schließt das Lustspiel. Jetzt wenigstens. Die Juristen zerbrechen sich die Köpfe über die Strafen. Zwar die Entführer — wenn man sie erst bat — werden wegen Nötigung, Bedrohung und Frei heitsberaubung auf recht lange ins Gefängnis wandern können, wobei sie aber" Hoffnung auf Amnestie hegen dürfen, da ihre Tat eine politische war. Aber der Usur- bater vor dem Sender? Als Landtagsabgeordneter ist er immun, muß vom Landtag also erst ausgeliefert werden, iveil^jhn die Polizei nicht binnen 24 Stunden nach seinem unverhofften Auftreten zu packen vermochte. Vielleicht war er Anstifter und Gehilfe bei der Entführung; zum blindesten kann der Allerweltsparagraph des „groben Un- sugs« benutzt werden — sicherlich aber wird dieses Lust spiel dann auch noch einen weiteren Akt aufweisen können. Die Entrüstung kann aber bei vielen nicht so recht hochkommen, das Humoristische dieser Nadio-Köpenickiade überwiegt, zumal niemandem Unheil an Leib und Leben geschah, das Originelle dieses p o l i t i s ch e n S t r e i ch c s dor allem ein Lachen auslöst. Freilich wird er aber auch me immer lauter werdende Kritik stärken, die sich gegen Handhabung und Geschäftsführung, gegen die Reden und Redner im Radio schon lauge erhoben hat, eine Kritik, außerordentlich viel Berechtigtes hat und deren Gegen stand besonders der Berliner „Rundfunk" ist. Der Grund- mH, „parteipolitische" Vorträge oder Veranstaltungen nicht Wülassen, ist nicht bloß längst durchbrochen, sondern des- einfach schwer oder gar nicht durchführbar, weil die Olsten und gerade die interessantesten Fragen der Gegen- — und vor ihrer Behandlung kann sich der Rundfunk »'St beschließen — ja doch mehr oder weniger partei- r?'ltisch betrachtet und besprochen werden. Der Radio- selbst vermag ja nickt den geringsten Einfluß auszu- usen; ihn, bleibt als einziges Zeichen des Protestes, den abzulegen oder den Lautsprecher ausznschalten. Und „oben" "beschlossen, bestimmt, getan oder verhindert entbehrt jeder Kontrolle — vorher. Daß dies an- NA's der weltumspannenden Bedeutung des Rundfunks ? AM -er Kritik geworden ist, kann man durchaus Reichtest dann Verbindung mit der w^^viß ist von der Leitung versprochen worden, daß 4-^ " derartige oder ähnliche Vorfälle ausgeschlossen wklen; solche Streiche, die sich auf das Gebiet des rafrechtlichen begeben, wollen wir in Deutschland doch uock einmal erleben. Gerade weil der Eidnink eine halböffentliche Einrichtung ist und dem- eine besondere Stellung besitzt, muß er vor jedem n^stdrauch nicht nur sich selbst bewahren, sondern, wo es schübt werden?' durch besondere Bestimmungen ge- darf man bei dem Lachen über diesen Streich dock "nsthafte, die üble Seite vergessen, die diese politische Radio-Köpenickiade ausweist. ^-warOrecher Schatz verprügelt, bisherige Ergebnis des kommunistischen Volks- begehrens. Schwarzhörern im Rundfunk, die es hoffent- M m nutzt allzu großer Zahl «eben wird, ist jetzt in der Am Mittwoch Eckeners letzte Reisevorbereitungen. „Los Angeles" erwartet den großen Bruder. „Graf Zeppelin" hat die letzte Werkstättenfahrt vor seiner großen Amerikafahrt zurückgelegt. Nachdem er um 13.33 Uhr in Friedrichshafen aufgestiegen war, be wegte er sich über dem Bodenseegebiet. Die Fahrt diente hauptsächlich der Abstimmung des Peilgerätes und Ge schwindigkeitsmessungen und zog sich bis in die Abend stunden hin. Das Luftschiff fuhr etwa mit demselben Gewicht wie auf der Amerikafahrt. An Bord befanden sich wieder etwa 80 Personen, darunter der preußische Handelsminister Dr. Schreiber, Staatssekretär Dr. See feld, ferner als Vertreter des Reichsrats Exzellenz von Preger und Staatsrat Ahlhorn, als Vertreter des Reichs tages die Abgeordneten Dr. Herz, Klöckner und Schulz- Bromberg. Die Fahrt ist zur vollen Zufriedenheit Dr. Eckeners ausgefallen, so daß er bei günstiger Wetterlage, wie sie nach den letzten Berichten vorhanden zu sein scheint, b e sti m m t a m M i tt w o ch n a ch A m e r i k a zu starten gedenkt. Als eine Neuerung wird ein Apparat für Bildfunk mitgeführt werden, durch den die fertige Wetterkarte au Bord gefunkt werden kann. Amerika in Erwartung. In Lakehurst herrscht großer Andrang. Zahllose Be sucher versuchen sich Eintrittskarten für den Zeppelin empfang zu besorgen, müssen jedoch unverrichteter Sache zurückkehren, da bereits über fast alle Plätze verfügt ist. Atan rechnet bestimmt damit, daß der Marineminister Wilbour mit seinem ganzen Stabe bei der Landung an wesend sein wird. Aus Kreisen der Marineleitung in Lakehurst wird sogar versichert, daß die Möglichkeit des persönlichen Erscheinens Coolidges nicht ausgeschlossen sei. „Los Angeles" ist nach Texas aufgestiegen, wird aber noch rechtzeitig zu den Empfangsfeierlichkeiten des „Graf Zeppelin« zurück sein. Das Luftschiff soll sodann am Ankermast befestigt werden, während „Graf Zeppelin« allein in die Halle ge schoben wird. Kommander Rosendahl suchte in einem Telegramm bei der amerikanischen Marineleitung nach, sämtlichen amerikanischen Schiffen Anweisung zu geben, den Zeppelin während seiner Überfahrt mit Wetternach richten zu beliefern. Person des kommunistischen Abgeordneten Schulz als Neuheit der Schwarzsprecher gekommen, der nach Über listung der zuständigen Rundfunkstelle im Radio einen Propagandavortrag für das kommunistische Volksbe gehren gegen den Bau von Panzerkreuzern hielt. Der preußische Landtagsabgeordnete Schulz glaubte, den Rundfunk für die kommunistische Panzerkreuzerpropa ganda ausnutzen zu müssen, da nach den bisher vorliegen den Meldungen die Eintragungen für das kommunistische Volksbegehren nur recht spärlich zu fließen scheinen. In der Reichshauptstadt z. B. sind bis zum letzten Sonntag einschließlich nur 76 182 Eintragungen erfolgt, eine Zahl, die als gering anzusehen ist, wenn man bedenkt, daß bei den letzten Reichstagswahlen in Groß-Berlin etwa 60» OVO kommunistische Stimmen abgegeben worden sind. Im Reich sollen die Ergebnisse des Volksbegehrens noch ungünstiger liegen. Die Politische Polizei ist im übrigen eifrig bemüht, die Kommunisten, die sich an dein Handstreich gegen den rechtmäßgen Sprecher, Redakteur Schwarz, beteiligt haben, ausfindig zu machen. Bisher ist es lediglich gelungen, den kommunistischen Sprecher vor dem Sender festzusteilen, der der preußische Landtagsabgeordnete Schulz war. Schulz hat sich den Sonntag über im Reichstag aufge- haltcn, wo er vor dem Zugriff der Polizei gesichert war. Auf seinem Heimwege ist er allerdings dann von Redak teur Schiff, einem Nedaktionskollegen des entführten Re dakteurs Schwarz, erkannt, gestellt und verprügelt worden. Der Abgeordnete hat gegen Redakteur Schiff, der ihm einige Faustschläge ins Gesicht versetzte, Strafantrag wegen Mißhandlung und Sachbeschädigung gestellt, so daß die ganze Rundsunkkomödie nochmals vor Gericht auf- geführt werden wird. * Sine Auslassung des Rundfunttommissars. Vom Rundfunkkommissar des Retchspostministeriums wird eine Mitteilung verbreitet, in der es u. a. heißt: „Die Untersuchung der Vorgänge beim Kommunistenüberfall auf die Berliner Funkstunde hat ergeben, daß die Vor kehrungen zur Überwachung der gehaltenen Vorträge an sich ausreichend sind. Ein in einem besonderen Raum sitzender Angestellter hat die Aufgabe, alle Vorträge am Lautsprecher zu kontrollieren und nötigenfalls durch Be tätigung eines besonderen Ausschalters zu verhindern, daß die Worte des Redners über den Sender gehen. In nach Amerika Zwei neue amerikanische Niesenluftschiffe. Das amerikanische Marineministerium hat der Goodyear Corporation einen Auftrag für den Bau von zwei großen lenkbaren Luftschiffen erteilt. Beide Schiffe sollen größer werden als der „Graf Zeppelin«. Das eine wird 2 480 000 Dollar, das andere 5 375 000 Dollar kosten. Die Pläne für die beiden Zeppclinluftschiffe sehen die An bringung von fünf Aufklärungsflugzeugen innerhalb der Flugzeughülle vor. <e Sie WerWlttuWt -es Zeppelin sehr befriedigt. Friedrichshafen, 8. Oktober, lieber das Ergebnis der Werkstättenfahrt am Montag ist man in den Kreisen her Werftleitung, wie auch der Teilnehmer in jeder Weise zufrie den. Die angestellten Funkpeilverfuche sind in jeder Weise gelun gen und bei den Eeschwindigkeitsmesjungen wurde eine Höchst geschwindigkeit von 123 Stundenkilometern bei fünf Motoren erzielt. Infolge widriger Umstände wurde allerdings die Lan dung über eine halbe Stunde hingezogen. Der erste Landungs versuch mißglückte, weil das Luftschiff in zu schneller Fahrt und noch zu großer Höhe über dem Landungsplatz erschien und nicht mehr in der Lage war, so tief zu gehen, daß die Haltelaue ge worfen werden konnten. Ein zweiter Landungsverfuch wurde durch das plötzliche Auftreten eines südwestlichen Windes ver eitelt, der das Schiff nach Osten drehte, so daß es gezwungen war, nochmals eine Schleife über dem. Bodensee zu ziehen, um dann zum dritten Landungsversuch über dem Werftgelände zu erscheinen. Hierbei zeigten sich wieder insofern die großen Män gel des Landungsplatzes, als es nur mit äußerster Vorsicht und den größten Schwierigkeiten gelang, das Schiss, das von Osten her sich langsam auf den Landungsplatz senkte, mit dem Heck nach Norden zu drehen, da es nur auf diese Weise durch das Wetter in die Halle gebracht werden kann. Auf die Fragen erklärte Dr. Eckener dem Sonderberichterstatter der Telegraphenunion, daß er am Dienstag mittag, sobald das Ergebnis der Wetterkarte fest gestellt sei, je nach der Wetterlage endgültig den Termin für den Start zur Amerika-Fahrt festsetzen werde. Nach dem. Ergebnis der am Montag nachmittag vorliegenden Wetterkarte ist da» Wetter auf dem Atlantik zurzeit sehr schlecht, über Irland und dem Kanal liegt ein schweres Tief. Dr. Eckener hofft jedoch nach wie vor, am Mittwoch morgen zu dem großen Flug starten zu können. dem vorliegenden Falle ist der Kontrollbeamtc unmittelbar nach Beginn der Rede des Kommunisten Schulz, der sich zuerst an den Wortlaut des Manuskripts gehalten hat, an scheinend planmäßig von seinem Platz durch Tele phonanrufe weggelockt worden. Er hat, statt auftragsgemäß den Vortrag anzuhören, den Lautsprecher abgestellt und T c l e p h o n g e s p r ä ch e a b ge w i ck e l t. Auf diese Weise ist es möglich geworden, daß Herr Schulz seine Rede unkontrolliert hat zu Ende halten können. Der Angestellte ist sofort feiner Kontrolltätigkeit enthoben worden. Die Redner waren der Funkstunde durch die vor herigen Verhandlungen stets bekannt und es konnte nicht angenommen werden, daß an Stelle eines entführten Redners ein anderer erscheinen könnte. Auch der an gesetzte Redner, Herr Schwarz, war der FunWunde und dem Kontrollbeamten bekannt und es ist unerklär lich, daß er trotzdem einen anderen an seiner Stelle zu gelassen hat. Das ganze Unternehmen war so geschickt angelegt, und der angebliche Herr Schwarz ist mit solcher Sicherheit ausgetreten, daß der Kontrollbeamte sich hat völlig Räuschen lassen.' Major a. D. von TsHudi 1*. DerverdienstvolleFördererderLuftfahrt Am Tage der Eröffnung der Internationalen Luft- fahrtausstellung in Berlin hat ein tückisches Schicksal den Mann dahingerafft, der sich um das deutsche Luftfahrwesen in außerordentlicher Weise verdient gemacht hat, Major a. D. von Tschudi, gcschäftsfuhrender Vorsitzender des Deutschen Luftrates, Vizepräsident des Aeroklubs für Deutschland und Vorsitzender des Organisationsausschusses der neueröffneten Ausstellung „Ila 1928". Georg von Tschudi ist 66 Jahre alt geworden. Der deutsche Flugsport sowohl wie die praktische Luftfahrt ver lieren mit ihm einen ihrer eifrigsten Förderer. Seine aus gezeichnete und von großem Erfolg begleitete Tätigkeit für die Fliegerei ist in Deutschland auch dem Fernstehenden vollauf bekannt. Herrn von Tschudis große Erfahrung berechtigte ihn auch zur Führung aller internationalen flugsportlichen Angelegenheiten. Daß Deutschland im Luft« portwefen der Welt wieder eine so geachtete Stellung ein«