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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,WU»dr»ff«r I»,«Klatt- «rlch«t»t «m alt» W«»t«gn> nach»!«»,» k lltz«. »«pt^p,«!»: Bei 4ldh»l»n, I» »rschlftnstelle »»d »en «»»«adeftelie» r «M. im w-n-t, bei 8»stell>«, durch »je »dien r,zo «M., bei Poftdestellnng »«». ,»,L,ltch «dir»,. «ekühr. Einzelnummern «lePoft-usinlien Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P»ftd°tenundunsere«us. »teerund »rich»st»fiellru ! nehme» ,u Itder Zeil Be. Met»»,«» r»I,«,e«. I« Falle hdherer Bemal«, «rie, -der l-nkti,er BetriedestSrunge» besteht kein «»sprach auf Lieseru», »er Z»t«»n, -der Siez»», de» Bez»g»preise». — «LLsenduni,<in,esaudIer Schriftftiiike «rs»l,t nur, meun Porto b«Uie,t. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Ramnzeile 20 Apfg», die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen Reichs^ Pfennig, die 3gespaltene AeLlamezril« im tezUichen Teile I Aeichsmark. 9lachweisu«g«gebühr 20 Steichspfennige. wn^^^BUi^ich»«« Fernsprecher: Amt Wilsdruff Rr. 6 a»»ahm«bi»oorm.1VUHr. — — ——° S»r di- «ich«,Ke,t dy durch Neruru!Ldermittelten«»j-i,«u übernehmen wir keine Galaalte. Jederriakattansprnch erlischt, wenn derBetrag durch w»,« ei»,«zogen mrrdeu mnh-derder«nttra,,eberin Koakur» »erSt. L»,et,e» nehmen alle Prnnittluugcstellenent,«»«». Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 232. — 87 Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 3. Oktober 1S28 Bin ein fahrender Gesell... Heraus aus der Steinwüste moderner Großstädte so oft wie nur möglich, Lufthunger — das ist die Sehn sucht aller Menschen von heute, die die Sehnsucht nach Gottes freier Natur weit stärker verspüren als unsere Väter und Großväter, denen die moderne Entwicklung zur Massenzusammenballung in den Riesenstädten noch nicht Luft und Licht verbaute. Und die noch nicht so sehr wie die heutige Generation das „Heraus in die Natur!- als natürliches Gegengewicht gegen die Gefahren unseres Maschinenzeitalters mit seinem rasenden Tempo brauchten. Langsam, zögernd nur hob auch das Jugend wan dern das Haupt, rieb sich die Augen und schaute mit erstaunten, hoffnungsfreudigen Blicken in die schöne Welt hinaus. Sachte löste sich die Jugend von dem oft allzu straff gespannten Gängelband der Älteren. Häufiger, immer häufiger durchzogen die Trupps der „Wandervögel- die hinaus auch den Schön heiten des Auslandes m die Arme. Die ^uaend ent deckte Deutschland. Zahlreicher wurden Schicker- und Stndentenhcrbergen, wo privater leistete und das Hcmmcndsw die Kostende d"s Wan derns — erträglicher machen half. Der ^ens^a-» brauchte nicht mehr als einziges Nachtquartier fick die lufthuugnge, wanderlustige Jugend zu dienen Eine große Organisation, der Verband für deutsche Jugendherbergen, tat ein übriges Ans der früher rein privaten Fürsorgetätigkeit erwächst ein Arbeiten und Schaffen, an dem Reich und Länder regen Anteil nehmen. Vor allem: auch finanziell Mitwirken. Längst ist erkannt, welch' schwere Pflichten der Staat seiner Heranwachsenden Jugend gegenüber hat, und längst ist das Jugendwandern hinaüsgewachsen über die Kreise der Schüler und Studenten. Der Heranwachsende jugendliche Arbeiter, die Jugend beiderlei Geschlechts, die der Zwang zum Erwerb auf deu Bureauschemel oder hinter den Ladentisch zwingt — sie alle, die ganze deutsche Jugend füllt die zahlreichen Bünde und Vereinigungen, die die Sehnsucht nach Feld und Wald, Tal und Berg, aber auch nach den Schönheiten deutscher Städte befriedigen wollen. Auf der Kasselcr Tagnnq, die der Verband für deutsche Jugendherbergen gerade jetzt veranstaltet, konnte man wieder einmal zurückblicken auf große Fortschritte, konnte man auch die tatkräftige Unterstützung nicht bloß des Reiches und der Länder, sondern auch der Landesver sicherungsanstalten und Krankenkassen anerkennen. Daß man noch mehr verlangt, ist angesichts des Zweckes, die Zahl der Jugendherbergen reichlich zu vermehren, durch aus nicht zu tadeln, ebensowenig, daß man für Aus dehnung des Schulwanderns eintritt. Auch die Reichs bahngesellschaft nm ein Entgegenkommen bei den Fahr preisen ersucht; denn der Geldbeutel ist schmal bei der Jugend, aber weitqestcckt sind die Ziele der Wander sehnsucht. Unendlich viel mehr tun die Länder rings um Deutsch land für das Jugendwandern; zu Tausenden und aber Tausenden — zu politischen Zwecken freilich — schickt der Italienische Staat Jugendliche hinein in die Bergwelt Süd tirols und Englands Boy-Scouts trifft man in ganz Europa. Selbst das arme Österreich kann auf einen ganz gewaltigen Aufschwung des Jugendwanderns zurück blicken. Gerade aber hier kommen manche Schattenseiten zum Vorschein, die der gesunden Entwicklung manchen Schaden zufügen und die zur Vorsicht mahnen. Gewiß verträgt diese Bewegung weniger als sonst etwas ein engende bureaukratischc Bevormundung, aber — man denke z. V. an den traurigen Fall im Juli d. I., als ein alpinistisch unerfahrener Berliner Zeichenlehrer mit ihm anvertrauten sechzehnjährigen Schülern führerlos und ohne jede Vorsichtsmaßregel auf dem Matterhorn herum- kletterte; spurlos verschwand einer dieser Bergsteiger. Organisationsfreiheit hat Selbstdisziplin und Er fahrung besonders beim Führertum zur Voraussetzung und das „wilde- Wandern umfaßt nicht bloß das un- erireuliche Auftreten mancher Wandcrhorden, die ihren . leider nur zu Recht tragen, sondern auch ^.'"dringen von Elementen als Führer, das von Wanderungen, bei denen eigensüchtige Süchten, womöglich mit öffentlichen Geldern, vielem Und dies ist durchaus nicht selten sji'"ÄSedessen schärfere Prüfung, weil Ver- E. für d,e Jugend nur übernehmen darf, wer fähig ist,.sie z« tragen. Rücksichtslos aber ist gegen jene leider nicht minder seltenen Auswüchse jugendlicher Wanderer vorzugehen, die die Natur nur als T u m m e l - Platz gänzlicher Hemmungslosigkeiten be trachten und als Gelegenheit, sich in übelster Form „aus- zuleben Daß sogar das Jugendwandern zum Teil in die Hande politischer Parteien geriet, wurde ihm auch Nicht gerade zum Vorteil. Unsere deutsche volkstümliche Dichtkunst ist in großer Ausdehnung eine Poesie des Wanderns, aber eine Poesie, die durchtrankt ist von ehrfürchtiger Liebe zur Natur. Nur wer in diesem Geiste der Natur naht, wird sie ganz verstehen und in sich aufnehmen. Zer Weite Tag der IeutsWWtt „Graf Zeppelin" über Sachsen MNsPMMsmWM Der Dauerflug des Graf „Zeppelin". Von Ulm aus fuhr das Luftschiff über Heidenheim-Crails heim und Nördlingen nach Nürnberg, das es in einer Höhe von etwa 250 Meter überflog. Während des Über fliegens der Stadt funkte der Nürnberger Oberbürger meister Dr. Luppe folgenden drahtlosen Gruß an das Luft schiff: „Die Stadt Nürnberg ruft dem Schöpfer und Führer des neuen Meisterwerkes ein herzlich Glückab für alle weiteren Fahrten zu. Luppe, Oberbürgermeister.- Um 9.30 Uhr wird der Kurs geändert. Wolken, Regen und ungünstige Seiten winde lassen es geraten erscheinen, den ursprünglichen Plan, nach Mittel- und Ostdeutschland zu fahren, aufzu- gebcn. Zwar hat diese Änderung einige Enttäuschung hervorgerufen, vor allem auch deswegen, weil die geplante Hindenburg-Begrüßung zu seinem Geburtstag in Berlin unterbleiben mußte, aber niemand wird deswegen dem besonnenen Luftschifführer einen Tadel aussprechen. Handelt es sich doch um eine Probefahrt, keine Ziclfahrt. Wie Dr. Eckener erklärt, wird er die Richtung nach Amster dam nehmen und nachts über der Nordsee und Eng land sein. Am Mittwoch morgen soll es dann über Helgoland und Hamburg nach Berlin gehen. Bei Bamberg wurde eine scharfe Wendung nach Westen unternommen nnd über Würzburg Aschaffenburg erreicht. Weiter ging die Fahrt über Hanau, Offenbach und Frankfurt«. M. Mainz wurde nicht überflogen, sondern das Luftschiff wandte sich nach Norden, überflog Wiesbaden und setzte die Fahrt in raschem Tempo in der neuen Richtung fort. Dann ging es nach Köln und Düsseldorf und der Lauf des Rheins wies die weitere Richtung. „Graf Zeppelin" auf der Fahrt zur holländischen Grenze. Emmerich, 2. Oktober. Aus Richtung Duisburg fliegend überquerte „Graf Zeppelin" um 16.55 Uhr Dinslacken. Um 17.10 Uhr kreuzte das Luftschiff über der Stadt Wesel. „Graf Zeppelin" fuhr dann auf der linken Rheinscite in nordwestlicher Richtung Weiler auf Emmerich. Er überflog die Stadt nicht, son dern wandte sich nach Westen der holländischeen Grenze zu. Zur zeit kreuzt „Graf Zeppelin" über holländischem Gebiet. Ueber Holland. Amsterdam, 2. Oktober. Das Luftschiff ist um 18 Uhr über Nymwcgen gesehen worden. Es flog sehr niedrig. Das Wet ter über Holland ist günstig. Der Flug über Holland. Amsterdam, 2. Oktober. Nachdem „Graf Zeppelin" kurz nach 18 Uhr die holländische Grenze überflogen hatte, kreuz ¬ te das Luftschiff über Doorn. Der frühere Kaiser und seine Fami lie beobachteten den Flug und winkten dem Lustkreuzer zu. Bon Rotterdam aus nahm das Luftschiff Kurs nach Nordwesten. Man erwartet, daß es auch noch Amsterdam überfliegen wird. „Graf Zeppelin" um 19.10 Uhr über Rotterdam. EssenanderRuhr,2. Oktober. Aus Rotterdam wird folgendes gemeldet: Der Luftkreuzer „Graf Zeppelin" kam gegen 19.10 Uhr an. Er führte mehrere Schleifen über der Stadt aus und wandte sich dann der Küste zu und hat somit Kurs auf Eng- lcmd genommen. „Graf Zeppelin" über der Nordsee. Friedrichshafen, 2. Oktober. Um 19.20 Uhr hat die Funkstation des Luftschiffbaues Zeppelin einen Funkspruch von Bord des Luftschiffes erhalten, wonach es sich zurzeit über der Nordsee befindet. Die genaue Lage des Schiffes wurde nicht mitgeteift. Es scheint Kurs auf England zu nehmen. Auf dem Wege nach Pullham. Amsterdam, 2. Oktober. Das Luftschiff wurde etwa um 19.30 Uhr über S' Eravenhage in der Nähe von Haag gesehen. Zur Zeit befindet sich der Lustkreuzer auf dem Wege nach Pull ham über der Nordsee. Ueberall, wo das Luftschiff austauchte, wurde es von Tausenden von Menschen freudig begrüßt. Im Rotterdamer Flughafen ist ein Telegramm des Reichsverkehrs ministeriums eingegangen, in dem um Wetterberichte aus Holland ersucht wird. Mit Rücksicht darauf wird der Lusthafen von Rot terdam die ganze Nacht geöffnet bleiben. „Graf Zeppelin" über England. London, 2. Oktober. Des Luftschiff „Gros Zeppelin" hat heute abend 20.55 Uhr die englische Küste bei Covehithe, einer steinen Küstenstadt acht Meilen südlich von Lowestoft in der Grafschaft Norfolk, erreicht. Bon Covehithe nahm dos Luftschiff nördlichen Kurs und passierte Locwstoft um 21.05 Uhr. Obwohl das Luftschiff in bedeute: der Höhe slvg, konnte die große Men schenmenge, die vom Land aus den Flug verfolgte, das Geräusch der Motoren deutlich hören und die Lichter unterscheiden. Das Luftschiff zeigte weiße Lichter von den Kabinen und blaue vom Heck. Von Lowestoft setzte der Zeppelin seinen Flug in nordwest licher Richtung fort. Ueber Berlin. Berlin, 3. Oktober. Pünktlich um 9 Uhr überflog „Gras Zeppelin" von Homburg kommen- Berlin. Er flog, begleitet von einer Flugzeugstaffcl, dem Stadtilmern zu. Hunderttauseiche be jubelten ihn unter Glockengeläut« und dem Heulen der Fabrik sirenen. Zeppelin über Dresden. Dresden, 3 Oktober. 11,30 Uhr erschien „Graf Zeppe lin" über Dresden. Mehrere Flieger kreisten über der Stadt und begleiteten das Luftschiff aus seiner Fahrt. Als er die Stadt mehr mals gekreuzt halte, fuhr er in südwestlicher Richtung weiter. Bereits 12,08 Uhr wurde „Gras Zeppelin" über Chemnitz ge meldet. Ländsrkonserenz in Berlin. Staats- und Ministerpräsidenten versammelt. Dienstag traten im Reichskanzlerpalais in Berlin die Staats- und Ministerpräsidenten der deutschen Länder zu sammen, um den Bericht des Reichskanzlers Müller über die Genfer Beratungen entgegcnzunehmen. Die Sitzung ist bekanntlich ans den Wunsch Bayerns einberufen wor den. Sie soll den Regierungsstellen der Länder Gelegen heit geben, sich eine Meinung über die außenpolitische Lage zu bilden und ihre Ansichten auszutauschcn. An der Dienstagsitzung nahmen der Reichskanzler Hermann Müller und die Minister Curtius, Gröner, Guvrard, Hilferding, Koch, Schätzel und Severing teil, außerdem Staatssekretär von Schubert und die stimm- führenden stellvertretenden Bevollmächtigten im Reichsrat sowie die Beamten des Auswärtigen Amtes, die der deut schen Delegation in Genf angehört haben. Erschienen waren ferner für Preußen Ministerpräsi dent Braun, für Bayern Ministerpräsident Dr. Held, für Sachsen Ministerpräsident Heldt, für Württemberg Dr. Bolz, für Baden Staatspräsident Dr. Remmelc, für Thüringen Dr. Leutheusser, für Hessen Staats präsident Adelung, für Hamburg Oberbürgermeister Dr. Petersen . für Mecklenburg-Schwerin Ministerpräsi dent Dr. Schröder, für Oldenburg Ministerpräsident von Finkh, für Braunschweig der Vorsitzende des Staatsministeriums, Minister Dr. Jasper, für Anhalt Ministerpräsident Deist. für Bremen Bürgermeister Dr. Donandt, für Lippe der Vorsitzende des Landespräsi- diums, Präsident Drake, für Lübeck Bürgermeister L ö w i g t, für Mecklenburg-Strelitz Staatsminister Frei y e r r v o n Re i b n i tz, für Waldeck Landesdirektor Präsi dent Dr. Schmieding nnd für Schaumburg-Lippe der Vorsitzende der Landesregierung, Staatsrat Lorenz. Das Reichskabinett beriet Montag in der gleichen Angelegenheit. In der Sitzung gedachte vor Eintritt in die Tagesordnung der Reichskanzler des Geburtstages des Reichspräsidenten, dem er die herzlichen Glückwünsche der Reichsregierung übermittelt hat. Das Kabinett nahm alsdann den Bericht des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes von Schubert über die Arbeiten der Völkerbundversammlung und des Völkerbundrates in der Zeit nach der Abreise des Reichs kanzlers von Genf entgegen. Ferner beschloß das Reichs kabinett die Ernennung eines Nachfolgers im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat für den ausgeschiedenen Neichsfinanz- minister Dr. Hilferding in der Person des Leiters der Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik, des früheren Re- oakteurs des Handelsteils der Frankfurter Zeitung, N a p h t h a l i. Schließlich wurde als Termin für die Tagung des Ausschusses für Berfassungs- und Vcrwaltungsreform die Zeit vom 22. bis 24. Oktober festgesetzt. Große Koaliiion in Preußen? Vorbereitende Fühlungnahme. Reichswirtschaftsminister Dr. Curtius, der der Deutschen Volkspartei angehört, hatte Dienstag eine Aus sprache mit dem preußischen Ministerpräsidenten Braun, die sich auf die Erweiterung der Ncgicrungskoalition in Preußen und die Umbildung des Kabinetts bezog- Dir