Volltext Seite (XML)
Oie Lthr in -er Kanone und im Knopfloch. Aus dem Museum für Zeitmeßkunde. Die Uhr ist die ständige Begleiterin des modernen Menschen geworden. Auf Schritt und Tritt begleitet sie ihn in seiner Tasche, am Handegelenk oder auf seinen Gängen an den Türmen, den Straßenecken oder Schau fenstern. Nicht immer war es so. Es gab Zeiten, wo Uhren zu den erlesensten Kostbarkeiten ge hörten, und die deutschen Uhrmacher, die sich zu ihrer Reichstagung in Magdeburg trafen, haben in ihrer hoch interessanten Ausstellung, dem „Museum für Zeitmeß kunde", jetzt einen überblick gegeben über die Uhr und ihre Technik im Wandel der Zeiten. Von der Sonnenuhr Tutanchamons aus dem 15. Jahrhundert vor Christi Ge burt geht hier eine Wanderung aus durch die Jahrhunderte. Lange war der Mensch mit seiner Zeitmessung von den Ge stirnen abhängig geblieben und Taschen-, Sonnen- und Wanduhren zeigen die Gestirne im Dienst der Uhr. Eine Sonnenuhr in Verbindung mit einer Kanone ersetzt den Mittagsglockenschlag. Genau Mittags scheint die Sonne in den Brennpunkt einer Linse und entzündet das Pulver aus der Zündpsanne der Kanone, deren Schuß gelöst wird und so lärmend zum Mittagessen r^ft. Zur Zeit der Gotik wurde dann das Geheimnis der Feder und der Unruhe entdeckt und die Uhr mit dem in Stunden eingeteilten Zifferblatt tritt auf den Plan. Vom Nürnberger Eierlein angefangen stehen und liegen hier die köstlichsten nnd kapriziösesten Gebilde in Hunderten von Formen, wie sie die Mode, der Geschmack oder die Ge schmacklosigkeit schufen. Zahlreiche Demonstrationsmodelle zeigen die Kom pliziertheit des Uhrwerks. Mehr als 175 Ein zelteile enthält die kleinste wie die größte Uhr, ob sie nnn wie das kleinste Modell noch nicht einen Zentimeter Durch messer hat und wenige Millimeter stark ist oder wie die ausgestellte Riesendcmonstrationsuhr etwa 41L Zentner wiegt. Was Geist gepaart mit feinster Handfertigkeit ge schaffen haben im Verlauf der Jahrhunderte, das findet man in dieser sehenswerten Schau. Kongresse rmd Versammlungen Reichstogung des Zcntralverbandes der deutschen Uhr macher. Die Rerchstagung des ZeNtralverbandes der deut schen Uhrmacher in Magdeburg wurde mit einer Begrüßungs ansprache des ersten Vorsitzenden des Verbandes, Kerckhoff- Ncuwied, eröffnet. Hieran schlossen sich Ansprachen der Ver treter der Staats- nnd städtischen Behörden sowie bedeuten der Wirtschastsvcrbändc. Vor über 1000 Delegiertenvertre- tcrn aus allen Teilen des Reiches erstattete dann Verbands direktor König-Halle den Geschäfts- und Kassenbericht, wor auf ein Vortraa des Svndikus der Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhandels, Dr. Hard-Berlin, folgte. Mit der Tagung verbunden ist eine hochinteressante Ausstellung, die einen historischen Überblick über die Entwicklung des Uhren baus an der Hand wertvoller alter Uhren gibt. Reichstagung des Deutschnationalen Arbeiterbuudes. Die 8. Reichstagung des Deutschnationalen Arbeiterbundes fand in Bielefeld unter starker Beteiligung aus dem ganzen Reich statt. Als Vertreter der Parteileitung waren u. a. die Abgeordneten von Krietz, Treviranus, Dr. v. Winterfeld und Rippel er schienen. Weiter hatten sich eine weitere große Anzahl von Reichstags- und Landtagsabgeordneten und Landesverbands- vorsitzenden als Gäste zu den etwa 420 Delegierten aus dem Reich eingesunden. Lcibgardistcntag in Darmstadt. Anläßlich des Leibgar- distentages in Darmstadt fand die Einweihung eines Ge fallenendenkmals statt, an die sich ein Vorbeimarsch der alten Leibgardisten anschloß. Der Feier wohnte u. a. der ehemalige Großherzog von Hessen mit seiner Familie bei. General major von Preuschen übergab das Denkmal dem Oberbürger meister der Stadt Darmstadt, der in seiner Ansprache an die Verwachsenheil des Leibgarderegiments Nr. 115 mit der Stadt Darmstadt erinnerte. Reichspräsident v. Hindenburg hatte an den Darmstädter Leibgardistentag ein persönliches Handschreiben gerichtet. —— Geschäftliches Zur Herbstbestellung. Sollen die Herbstsaaten gut durch den Wim er kommen, so müssen «sie eine sachgemäße Düngung erhalten. Neben einer kleinen Stickstoffigaibe wird man ihnen daher >den ganzen Bedarf an Mosphorsäure und Kal, schon im Herbst ge ben, damit die Pflanzen sich gut und kräftig entwickeln können. Die Kalisalze tragen ganz besonders dazu bei, die Saaten derart widerstandsfähig zu entwickeln, daß sie die Unbilden des Win ters ertragen können. Roggen und auch Weizen gebe man daher je ein Viertel Hektar mindestens einen Zentner 40er Kasidüng- salg auf schweren oder entsprechende Mengen Kainit auf leichten Boden. Handball. Die ehemalige Wilsdruffer erste Handballmann schaft traf sich am Sonntag zu einem Freundschaftsspiel in Klin genberg mit der dortigen Elfe. Die Wilsdruffer Mannschaft siegte mit 7:1; nach dreivierteljähriger Panse ist dieses Resultat sehr anerkennenswert. In der ersten Halbzeit fand sich die Elf nicht zusammen und die Platzbösitzer konnten auch iü dieser Zeit ihren Ehrentreffer einbringen. Nachdem die Seiten gewechselt waren, konnte man ein ganz anderes Spiel sehen, die Wilsdruffer Mann schaft hatte die Üeberhand gewonnen. Der Sturm spielte wie aus einem Guß und die Haffreihe wurd e nur ganz selten durchbrochen, auch die Verteidigung und der Tormann waren in blendender Form. Die Mannschaft hatte ihre alte Form bei weitem Über boten. Handball. Wilsdruff Jugend — C. V. I. M. Meißen 9 : 2. Beide Mannschaften standen sich hier in einem Kranzsprel gegen über, welches Wilsdruff dank seines besseren Zusammenspieles ge wann. Pr. Die ersten Punktkämpse im Fußball. Die Zeit der Gesellschaftsspiele hat nunmehr ihr Ende er reicht und nur wenige Treffen dieser Art werden in den nächsten Monaten in Dresden stattfinden, die in der Haupt sache Sonntag für Sonntag mit Punktspielen ausgefüllt sind. Als Abschluß hatte der Sportklub den neuen deutschen Meister, den Hamburger Sportverein, verpflichtet, gegen den er unent schieden 1:1 spielte. Die ersten Verbandsspiele brachten auch sofort eine liberaschung, indem Spielvereinigung Guts Muts 2:0 schlug, während die übrigen Spiele die erwarteten Sieger brachten. Futzballverbandsspiele im Gau Groß-Leipzig. Viktoria gegen Olympia-Germania 8:3 (3:3). T. u. B. gegen Wacker 0:6 (0:2). Turnspiele der D. T., Spielgruppe Leipziger Tiefland. Fußball: Großzschocher A. T. V. Leipzig 45 3 :0, Eintracht—Knautkleeberg 3:3, Lindenau — Gautzsch 0:3, Paunsdorf—Anger 2:1, Leutzsch—Eutritzsch 4:2, Holzhausen —Gohlis 4 :1, Stötteritz 48—Gerichshain 2 :1, Kleinzschocher- Dölitz 1:1, Groitz—Connewitz 9 :0, Stötteritz Reserve—Otter wisch 2 :2, Holzhausen Reserve—Großbardau 12 :0. Handball: Auswahlmannschaft ^ — Auswahlmann schaft 8 9:4, A. T. V. Schönefeld—Leipziger Ost 1858 8 :2, Groitzsch—Leipzig 1867 4 :5, Engelsdorf—Neustadt 4 :5, Jahn- Böhlen—Döhlitz 5:5, Kleinzschocher—Eutritzsch 6:1, Nück- marsdorf—Gohlis 5 :3. Spiele der Gaugruppe Elbtal. Das Spielfest des Vereins in Stetzsch war ein voller Er folg, wenn auch von den fünf Kränzen drei verlorengingen. In allen Spielen wurden äußerst knappe Ergebnisse erzielt und dadurch die Gleichwertigkeit der Mannschaften erwiesen. Die zahlreich erschienenen Zuschauer wurden bis zum Schluß jeder zeit in Spannung gehalten. Von den einzelnen Spielen nach stehend folgende Ergebnisse: Fußball: Turngemeinde Dresden 1 gegen V. T. B. , Stetzsch 13:2 (2 :1),Wehlen 2 gegen V. T. B. Stetzsch 22:1 j (2:1). Handball: V. T. B? Stetzsch 1 gegen Weinböhla 1 3:2 (2:1), V. T. B. Stetzsch Ti gegen Wesnitzthal Ti. 3:0 (2 :0), Turngemeinde Dresden 'gen V. T. B. Stetzsch 2 4:0 (3 : 0), Klotzsche 1 gegen Jahn ena 1 13 :12 (7 : 7), Freital- Deuben 1 gegen M. T. B. Dresden 1 11:6 (6 :3). Fußball: Radeberg 1 gegen Wilsdruff 1 6 :1 (2 :0), Zschaschwitz 1 gegen Dippoldiswalde 13:2 (2:1). Hinter dem Ball. Die größte Fußballüberraschung des Sonntags war die 2:4-Niederlage, die der Chemnitzer BC. dem Deut schen Meister Hamburger SV. beibrachte. Gegen den Dres dener SC. spielten die Hamburger 1:1. — Südostdeutschlands bemerkenswertestes Ergebnis war die 1:4-Niederlage der Spielvg. Leipzig gegen Preußen-Zaborze. — In Westdeutsch land gab es eine Fülle von Privatspielen, die meistens mit Favoritensiegen endeten. Sülz 07 konnte gegen den Kölner C. f. R. nur 2:2 spielen. In Süddeutschland siegte S. Vg. Fürth mit 8:0 gegen V. f. R.-Fürth, ganz knapp dagegen nur 1. F. C.-Nürnberg mit 1:0 gegen 1. F. C.-Bayreuth. Eine Überraschung bildet die 1 :2-Niederlage des Süddeutschen Meisters Bayern- München gegen Jahn-Regensburg. Eintracht-Frankfurt schlug Hanau 93 mit 7 :1. In der Reichshauptstadt fanden einige Turniere statt. In dem wichtigsten siegte Norden-Nordwest im Schlußspiel über Viktoria 89 mit 4 :2. Den 3. Platz sicherte sich Breslau 08 durch einen 4:1-Sieg über Fortuna-Leipzig. Pferderennen. Den Jugend preis der Traber in Berlin-Ruh- leben gewann „König Lear" (CH. Mills) vor „Signal" und „Albrech Dürer". Toto 23 Sieg, 12, 12, 20, 20 :10 Platz. Das Rennen (für Zweijährige) führte über 1600 Meter und war dotiert mit einem Ehrenpreis von 20 000 Mark. Den Großen Preis von Frankfurt (Ehrenpreis und 33 000 Mark, 2100 Meter) gewann „Aurelius" (O. Schmidt) vor „Serapis" und „Löwenherz II". Toto 27 Sieg, 15, 18:10 Platz. Das Dreistundenmannschaftsrennen der Amateure auf der Berliner Rütt-Ärena gewannen die Ber liner Engelmann—Graffunder mit einer Runde Vorsprung vor Klawitter—Scherf, die übrigen Paare lagen eine weitere Runde zurück. Die Vorläufe der Steherweltmeisterschaft über 100 Kilometer in Budapest endeten damit, daß den ersten der Holländer Snoek vor dem Titelverteidiger Linart und dem deutschen Meister Möller gewann, der sich am Vortage einer Operation hatte unterziehen müssen! Im zweiten Vor lauf siegte Breau-Frankreich vor Sawall-Deutschland und dem Schweizer Läuppi, der als bester Dritter der fünfte Teilnehmer am Entscheidungslauf ist. „Rund um Forst", das größte Lausitzer Straßenrennen des B. D. R. über 230 Kilometer gewann Elpel-Breslau in 7 :58 :35 vor Hoffmann-Berlin und Heller-Breslau. Ein über 138 Kilometer gehendes Rennen für Altersfahrer gewann der Bremer Lehrmann vor Schulz-Dresden. Die V. D. R. F.-Bahn Meisterschaften wurden bei der Austragung in Moosburg über einen Kilometer von dem Magdeburger Brummert, über 10 Kilometer von dem Berliner Kaspar gewonnen. Der Dixipreis von Süddeutschland „Rund um Mün chen" über 185 Kilometer endete mit dem Siege des Frei burgers Merlo. Sportallerlei. Das internationale Sportfe st der Berliner Ver eine D. S. C. und S. C. C. brachte eine Reihe ganz hervor ragender Resultate. Nachdem am Sonnabend Frl. Hargus- Lübeck ihren eigenen Speerwurfweltrekord auf 38,39 Meter ver bessert, Hirschfeld im Kugelstoßen mit 15,87 Metern einen neuen deutschen Rekord aufgestellt hatte, nachdem Houben die 100 Meter in 10,8 vor Gerling und Eldracher, der Olympia sieger Harn-Amerika den Weitsprung mit 7,46 Metern gewon nen hatten, brachte der Sonntag im Stadion vor allem inter essante Laufergebnisse: Körnig gewann die 200 Meter in der einen neuen deutschen Rekord bedeutenden Zeit 20,9 Sek. vor dem Amerikaner Russel und Schüller-Krefeld je 21,1; der Olympiasieger Lowe-England siegte über 800 Meter in der glänzenden Zeit 1:51,2 vor Dr. Peltzer 1:52,2, über 400 Meter lief der Amerikaner Spencer die Zeit 47,8. Im 5000-Meter- Lauf wurde Kohn-Berlin von dem Finnen Helgas in 15:23,7 geschlagen. Bei internationalen Leichtathletikwett- kämpfen in Kassel siegte über 100 Meter der Ungar Gerö in 10,5 vor dem Dortmunder Jonath 10,6. über 200 Meter siegte Jonath in 22, über 400 Meter der Kölner Gertz in 49,1 vor dein Hamburger Krebs, über 1500 Meter Boltze-Hamburg in 4:5,3, über 800 Meter der Zehlendorfer Müller in 2:0,8. Wölle-Köln sprang 7,39 Meter weit. ? KunMunk-programm r Rundfunk Leipzig (Welle 365-8), Dresden (Welle 2SL). Mittwoch, 22. August. 15: Dresdner Funkkapelle. Aus del Jahresschau. « 16.30: Für die Jugend. Das Leuchtkäferlein. » 18.30: Französisch für Fortgeschrittene. O 18L5: M!n.-Rat Dr. Flatow: Techn. Lehrgang: Arbeitsrecht. » 19.25: Prof. Dr. Sachsen berg: Die Arbeit im Dienst der Industrie. » 20.15: Irische Volks gesänge. Vorgetragen von Gerard Crofts (Tenor) aus Dublin. Am Flügel: A. Simon. » 21: Heitere Stunde. Mitw.: Dr. Bayer (Wiener Lieder), Leipziger Funkorch. Dirig.: Wilh. Rettich. » 22: Pressebericht. « 22.15: Tanzmusik. Kapelle Waldo Oltersdorf. Mittwoch, 22. August. Berlin Welle 4 84 und ab 20.30 Welle 1250. 16.00: Margarete Cämmerer: Die Frau als Kultur trägerin (In der Gesellschaft). 4- 16.30: Schädlingsbekämpfung. Prof. Dr. Ludwigs: Pilze als Bauholzschädlinge, 4- 17.00: Jugendbühne: „Skate, wer da raten kann." Mitwirk.: Gertrud van Eyseren mit ihrer Waldi-Gruppe. 4- 17.30—18.30: Unter haltungsmusik. Dr. Becces Terra-Sinsoniker. — Anschließend: Werbenachrichten. * 19.00: San.-Rat Dr. W Brock: Nervosität * 19.30: Obering. Herm. Schröter: Das Licht im Laden und im Schaufenster. 4- 20.00: Dr. Herm. Kirchhoff: Ziele und Organi sation des Weltverbandes der Völkerbundgesellschaften 4- 20.30: Marek Weber. 4- 22.30: Nachtmusik. Artur Guttmanns Ufa-Sinfoniker. Käthe Mann (Sopran). Am Flügel: Heinr. Steiner. Deutsche Welle 1250. 12.00—12.25: Sauberkeit. 4- 12.30-12.40: Mitteilungen des Reichsstädtebundes 4- 12.40—12.50: Mitteilungen des Ver bandes der Preuß Landgemeinde». 4- 14.30—15.00: Kinder theater: „Der gestiefelte Kater." 4- 15.00—15.30: Schulland heime. 4- 15.35—15.40: Wetter- und Börsenbericht. 4- 16.00 bis 16.30: Die pädagogischen Beziehungen zwischen den Ver einigten Staaten und Deutschland. 4c 16.30—17.00: Einführung in die moderne Musik. Skrjabin. 4- 17.00—18.00: Nachmittags konzert aus Hamburg. 4- 18.00—18.30: Die Gasfernversorgung und die Städte. 4< 18.30—18.55: Französisch für Fortgeschrittene. 4c 18.55—19.20: Techn. Lehrgang für Facharbeiter und Werk meister: Arbeitsrecht. 4- 19.20—19.45: Vom König Salomo bis zum Völkerbund. 4- 20.15: Mendelssohn: Schottische Sinfonie, Lalo: Spanisches Konzert (Solist: Hans Bassermann, Violine), Orchester des Westdeutschen Funkorchesters. 4c 21.00: Schön- than: „Der Herr Senator." Sendespiel. — Anschl.: Pressenach- richten. 4- 22.30: Nachtmusik. Mitwirk.: Käthe Mann (Sopran), Artur Guttmanns Ufa-Sinfoniker. vor Roman von L. Miller unck Horst von Wertster» Oop^rizdt dx MsrUn keucdtcvsnser, Nslle (Znalc) s28 „Nach meinem Belieben? Glaube mir, Dolly, es wird mir wahrhaftig kein Vergnügen machen, Hugo Trcvarrack und allen Leuten zu sagen, daß ich nicht Graf Trevarrack bin, sondern ein Abenteurer, ein mittelloser Niemand. Es würde mir hart sein, eingestehen zu müssen, daß ich dies schon seit zehn Monaten weiß, und dennoch geschwiegen habe." „Wenn es dir nicht leicht wird, warum willst du es dann tun? Wozu all das Aufheben?" „Mein Gewissen gibt mir keine Ruhe. Begreifst du denn nicht, daß man den Zwang in sich verspürt, seine Pflicht zu tun, wie schwer sie auch sei! Ich will rein da stehen, Dolly, ich will mir den Schmutz von der Seele waschen." „Ach, laß mich mit deiner Seele in Ruhe! Wenn du wie ein Priester predigen willst, dann verliere ich die Geduld. Warum hast du an all dies nicht gedacht, bevor du mich geheiratet hast? Damals paßte es dir nicht in den Kram, gewissenhaft zu sei«!" „Ich verdiene diesen Hohn", entgegnete er, bis tn bie Lippen erblassend, „und da wir nun einmal so un verhohlen miteinander reden, will ich eingesteben, daß ich ein Feigling und ein Schurke gewesen bin, weil ich urich von dir übertölpeln ließ. Ich tadle nicht dich, ich tadle nur mich allein. Ich hätte als Mann stärker sein sollen.' Ich habe es immer klein und erbärmlich von Adam gefunden, daß er Eva beschuldigte, ihn in Versuchung geführt zu haben. Meine einzige Entschuldigung ist, daß ich damals im Rausch war, und jetzt bin ich nüchtern geworden. Ein heilloser Katzenjammer ist die Moral der Geschichte. Ich kann nur an deine Nachsicht für einen Kranken appel lieren!" Vielleicht war sie zu erzürnt, um seinen Worten zu lauschen, oder verstand sie diese wirklich nicht? Sie starrte ihn an, während er neben ihr saß, und Tränen heißen Zornes traten in ihre Augen. „Ich dachte, du seiest ein Edelmann", stieß sie mit zuckenden Lippen hervor, „aber Geburt oder Mangel an Herkunft läßt sich doch nicht verleugnen." „Du meinst", erwiderte er. kalt, „daß ich dich gekauft habe und mich nun weigere, den Preis zu bezahlen, den du begehrtest? Ich habe eine ähnliche Bemerkung von dir erwartet, denn ich kenne dich nun doch besser als einst. Aber ich möchte ja nur wissen, was du als Reugeld be gehrst, unter welchen Modalitäten du mir gestattest, wahr zu sein?" „Ich weiß nicht, ob du brutal oder lächerlich bist. Man sollte meinen, ich sei schuld daran, daß du nicht Graf Trevarrack bist. Ich habe dich nicht gebeten, mich zu hei raten, und es war ja doch alles nur dein Verschulden." „Das weiß ich — habe ich cs nicht selbst zugestanden?" „Warum kehrst du also den Spieß gegen mich?" „Das tue ich nicht. Ich bitte dich vielmehr inständigst, diese Komödie «ufzugeben und zu gestatten, daß ich mich wie ei«, anständiger Mensch benehme." „Wa« dn begehrst, kann ich nicht zugeben, und wenn dn es ohne Met!»' Einwilligung tust, werde ich dich hassen, so lang« ich sebe/ „Ich da.cke dir, Dolly." „Ich weiß, daß du mich hassest." Sie brach plötzlich in Tränen aus, und er starrte finster vor sich hin, ohne sich die Mühe zu nehmen, die Tränen zu stillen, die ihr der Zorn und nicht der Schmerz erpreßt hatte. Hätte er ihrer letzten Behauptung widersprochen, so würde er gelogen haben, und dazu fühlte er sich nicht geneigt. Dreizehntes Kapitel. Franz dachte, er werde gar nicht den Mut finden, Hilda wieder vor die Augen zu treten; aber wenige Tage später begab er sich doch nach Kensington. „Nun, ist dein Gewissen beruhigt?" fragte sie ihn. „Ich habe mein möglichstes getan, bin aber av- geblitzt." „Wollte deine Frau dir nicht gestatten, zu sprechen?" „Nein." Sie sah betrübt vor sich hin und schwieg. „Nicht wahr, du glaubst mir?" forschte er dringend. „Ich möchte gern, daß du mich für keinen Feigling hältst." „Ich zweifle nicht an dir, obzwar ich eigentlich nicht recht weiß, warum ich dir so blinden Glauben entgegen bringe. Ich weiß ja im Grunde genommen blutwenig von dir." „Ich danke dir", sprach er innig, „vielleicht würdest du mir weniger Vertrauen schenken, wenn du mehr von mir wüßtest." „Du stellst dich in ein schlechtes Licht, Trevarrack." „Nenne mich nicht so, es ist mir lieber, wenn du mich Franz nennst." „Franz also", gestand sie lächelnd zu. (Fortsetzung folgt.)