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82 Stunden Klavierspiel. Im Volkshaus zu Bunz- lau spielte der 38jährige Berliner Klavierfachmann Eduard Kemp auf einem Bekewitz-Piano in Gegenwart einer großen Zuhörermenge vom Sonnabend, den 11. August, abends 6 Uhr, bis Mittwoch früh 4 Uhr mit Pausen von 15 Minuten nach je dreistündigem Spiel zur Einnahme von Essen und Trinken und Ausführung von Kopf- und Fingermassage. Der letzte Weltrekord betrug 81 Stunden 2V Minuten, den Kemp jetzt mit 82stündigem Spiel um 40 Minuten überboten hat. Für diesen Weltrekord sind durch Vermittlung der Internationalen Artistcnloge ein Preis von 2000 Dollar und eine freie Reise nach Amerika ausgesetzt. Eine gefährliche Waffe. Eine Bauersfrau im Arn stadter Kreise, die mit einer anderen Frau verfeindet war, überfiel ihre Gegnerin aus dem Felde und schlug ihr mit einem Bündel Brennesseln ins Gesicht. Dadurch entstan den so schwere Verletzungen an den Augen der Ge troffenen, daß auf dem eine» Auge die Sehkraft fast gänz lich verloren ist. Das Gericht bestrafte die rabiate Tat mit drei Monaten Gefängnis. i Schwere Scharlach- und Diphthericcpidemie. In Remscheid ist eine schwere Scharlach- und Diphtherie epidemie ausgebrochen, an der bisher schon mehr als 40 Personen erkrankt sind. Da die Krankenhäuser über füllt sind, mußte ein Teil der Kranken provisorisch im Freien untergebracht werden. Die Epidemie hat schon mehrere Todesopfer gefordert. Mohrrübcnattentat auf einen Zug. In der Nähe des Stellwerks Marzahne wurde ein in Richtung Wer neuchen fahrender Zug von jungen Burschen mit Mohr rüben beworfen. Eine Fensterscheibe des Zuges wurde zertrümmert und eine Frau durch umhcrfliegende Glas- splitter im Gesicht verletzt. Obwohl man den Zug sofort zum Halten brachte, gelang es nicht, der Täter habhaft zu werden. Todesopfer eines Wirtshausstrcitcs. In einer Wirt schaft an der Frauenstraße in München entstand ein Streit, in dessen Verlauf ein 35 Jahre alter Schlosser den 54 Jahre alten Schmied Joseph Stroppel und den ver- beiratetcu 47iährigen Schreiner Georg Grimm durch Messerstiche schwer verletzte. Bei Grimm trat der Tod alsbald am Tatorte ein. Stroppel starb nach seiner Ein lieferung in eine Klinik. Auf dem Gutsscc ertrunken. Ein tragischer Unglücks fall ereignete sich auf einem Gut in der Nähe von Brom berg. Auf einem zum Gute gehörenden See kippte ein Boot, in dem sich einer der Söhne des Besitzers befand, um und wurde von der Strömung fortgerissen. Sofort stürzte sich der am Ufer befindliche Bruder in die Fluten, um den Ertrinkenden zu retten; er wurde jedoch selbst Von der Strömung fortgerissen und ertrank. Verhaftung von Schmugglcrbanden. Die Krakauer Kriminalpolizei ist einer internationalen Schmuggler bande auf die Spur gekommen, die in der Hauptsache Seidenwarcn aus der Tschechoslowakei nach dem westlichen Polen schmuggelte. Die Polizei beschlagnahmte auf dem Güterbahnhof in Tarnow Seidenwaren im Werte von 80 000 Zloty und verhaftete vier Personen. In Krakau wurden zwei Frauen festgcnommen, die größere Mengen Sacharin über die Grenze von Oberschlesien nach Polen schmuggelten. Mit dem Fördcrkorb abgcstürzt. In B eiru 1 ist in einem Schacht durch Unachtsamkeit eines Arbeiters ein mit sechs Arbeitern besetzter Förderkorb 15 Meter tief abge stürzt. Vier Bergleute kamen ums Leben, zwei sind schwer verletzt worden. Bunte Tageschronik Chur. Ein schweres Bergunglück ereignete sich am Piz Kesch. Zwei Touristen aus Wien namens Dr. Klappholz und Dr. Schlesinger stürzten durch einen Kamin auf den Porca- bellagletscher ab und blieben mit zerschmetterten Gliedern, aber noch angeseilt, liegen. Die Leichen wurden nach Zuoz gebracht Salzburg. Infolge Steinschlags verunglückten in den Krimmlertauern zwei Duisburger Touristen, deren Identität noch nicht festgestellt wurde, sowie ein Träger aus Krimm! tödlich. Oslo. Ein mit drei jungen Männern und drei jungen Mädchen besetztes Motorboot, das sich auf dem Krabbenfang befand, lief nahe dem Flekkefjord auf einen Felsen und sank Einer der jungen Männer konnte gereitet werden, die füns anderen Insassen des Bootes ertranken. kmpfkklvn8«si1e firmen 'm Aiksruff um! vmgezsnr! ^Konturen kür Versi^eruLKSKeseHsdstsktsn Wilhelm, Berthold, Feldweg 283 v. Mickan, August, Berggasse 229. Ju/eiK6u^unuIiin6 Wilsdruffer Tageblatt, Zollaer Straße 2S, 6 (auch für auswärtige Zeitungen). ^poLroIcer Löwen-Apotheke, Peter Knabe, allopath. und Homöo path. Offizin, Markt 42, »-»> 403. ^uto-Lepsi stur^vortestätten Fuchs, Arthur, Markt 8, 4SS. Zobel, Alfred, Friedhofftraße 150 L, 43». Ludosustult Stadtbad, Pächter Erich Hausmann, Löbtauer Straße. Lank- und Girokasse und Sparkasse, Rathaus, Ss»- 1 und 9. Wilsdruffer Bank, e. G. m. b. H., Freiberger Straß« Nr. 108, s-s- 491. kuulisclilerei und Olsserei Hennig, Erich, Markt 99. Luu- u. HmiuererK68ejiükl6, Lauinstoriulion- standlunßon Bertholdt, Fr. Emil W., Architektur, Baugeschäst und Sägewerk, Meißner Str. 281g, r-p 407 — Zweiggeschäft Miltitz-Roitzschen, »-*> Krögis 136. Lildlinuorei und 8teinin6lr:>ver!r8tätten Kirsten, Willi, an der Fischerhütte. LIumenAksekäkt Zimmermann, Aug., Markt 101, 18. 8o1enkujir>verlr Ilschner, Otto, Bahnhofstraße 127, r-s- 534. Lneidüudsroi Zschunke, Arthur, Zellaer Str. 29, »-»- 6. Lulchdrudieerei Zschunke, Arthur, Zellaer Str. 29, 6. Ouclrdeckel Josiger, Gustav, Meißner Straße 261, 442 ! Hiwi-tu lind keini^unA, kli88eepre88erei, Lloidsuuin- und Zciinurslielinükerei Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. lUrrnd- und IXLlunnsMnenIlUndjnnßen mit K6p»ru1uivverjr8lä11en Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Fuchs, Arthur, Markt 8, s—-- 499. i Marschner, Fritz, Dresdner Straße 234. Grumbach: ° Opitz, Kurt, Nr. 88 6. i : Limbach: Zeller, Oswald, Nr. 7. Bestelle« Sie das Wilsdruffer Tageblatt . Was sind Vitamine? Von vr. Kurt Dinklage. Der Begriff „Vitamine" ist heute so populär geworden, daß es sich lohnt, immer wieder einige Aufklärungen "über diese geheimnisvollen Stoffe zu geben. Die Wissenschaft unterscheidet bis heute fünf ver schiedene Arten von Vitaminen, die sie alphabetisch, in der Reihenfolge ihrer Entdeckung, mit den Buchstaben 8, 0, o und L bezeichnet. Alle fünf sind zur Erhaltung des Lebens von der größten Wichtigkeit, sie jedoch aus den tierischen und pflanzlichen Stoffen, in denen sie enthalten sind, zu isolieren, ist bisher nicht gelungen. Das Vitamin ist von besonderer Bedeutung für die Heranwachsenden Kinder. Man hat festgestellt, daß in allen grünen Pflanzen, Spinat, Salat und sonstigen Kräutern so wie im Lebertran es am reichsten enthalten ist. Fehlt in der Nahrung des Kindes dieses Vitamin, so tritt Austrocknung der Hornhaut ein, und das Wachstum aller Organe verringert sich. Es ist also darauf zu achten, daß alle diese vorgenannten Nahrungsmittel den Kindern zugeführt werden. Das Vitamin 8 spielt bei unserer europäischen Er nährungsweise keine große Nolle. Es ist nur wichtig für die jenigen Völker, deren Hauptnahrung der Reis ist, also China, Indien, Japan. Wird der als Nahrung verwandte Reis poliert, so wird dadurch aus dem Korn das Vitamin 8 ent fernt, und durch sein Fehlen entsteht die gefürchtete Beriberi krankheit, die sich in heftigen Geschwüren und Lähmungen der Glieder äußert. Das Vitamin 6 ist vorzüglich in frischen Früchten, in Zitronen und Apfelsinen zu finden. Konserven enthalten es nicht mehr, woraus sich die Tatsache erklärt, daß der Skorbut besonders auf Schiffen und Expeditionen auftrat, die früher allein auf diese Art Nahrung angewiesen waren. Heute nehmen wir auch an, daß die Wirksamkeit der Frühlings kuren auf reichlicherer Zuführung des Vitamins 0 beruht. Die Form der Rohkost ist vorzuziehen, da schon durch leichte Hitze die Wirksamkeit dieses Vitamins zerstört wird. Das Vitamin 0 ist nun dasjenige, welches unser Inter esse am meisten erregt. Es ist gelungen, durch Bestrahlung mit ultraviolettem Licht in Milch nnd anderen Nahrungs mitteln dieses Vitamin zu erzeugen. Ferner ist festgestellt, daß die ultravioletten Strahlen auch in der Haut des Men schen das Vitamin v erzeugen, welches von da aus seine wohl tätige Wirkung ausübt. Unabhängig von der Sonne, deren Strahlen nur wenige ultraviolette Teile enthalten, die dazu in unseren Breiten noch zum größten Teil'von der Luft ab sorbiert werden, haben wir in der bekannten Hanauer Quarz lampe, der sogenannten „Künstlichen Höhensonne", das Mittel, sie uns in reichstem Maße zu verschaffen. Seit etwa einem Jahre schon wird die nach dem Verfahren von vr. Scholl mit ultravioletten Strahlen behandelte Milch von der Frank furter Universitäts-Kinderklinik unter Leitung von Professor Scheer zur Heilung der Rachitis mit großem Erfolge an gewandt. Selbst Kinder, die bereits vom Arzt aufgegeben waren, sind durch den Genuß dieser „Höhensonnenmilch" wiederhergestellt worden. Es müßte Aufgabe der Kommunen sein, Herstellung und Vertrieb dieser bestrahlten Milch in größtem Umfange zu fördern. Aber es muß auch verlang! werden, wie es Professor Scheer besonders betont, daß die Herstellung nur unter ärztlicher Kontrolle und mit Apparaten geschieht, deren volle Brauchbarkeit in langer, ausgedehnter Prüfung nachgewiesen wurde; wie es bei dem Verfahren nach t)l-. Scholl der Fall ist Das Vitamin 8 schließlich, das fünfte und letzte der be kannten, ist noch Gegenstand unabgeschlossener Forschungen. Man weiß bislang nur, daß sein Fehlen Herabminderung der Fortpflanzungskräfte verursacht, sogar zur Sterilität führen kann. Das Gebiet der Vitaminforschung ist erst seit kurzer Zeit von der Wissenschaft behandelt worden, so daß uns noch wichtige Entdeckungen bevorstehen. Bislang ist es nämlich nur gelungen, das Vitamin v mit unseren menschlichen Mitteln herzustellen. Aber im Interesse der Volksgesundheit ist es doch zu begrüßen, daß auch unser jetziges Wissen über die Vitamine immer mehr in die weitesten Kreise dringt. MlgäruN, vsssdner 8ttsVs, Hsrl Lorn Der Lomun von L. Wiler und Horst von Wertkern I^ririin koucklwuiiALr, Halle (Laale) s27 „Ach, du bist es? Wir haben uns heute noch nicht ge sehen", bemerkte sie in nachlässigem Ton. Sie war in liebenswürdiger Laune und machte ihm Platz, damit er sich an ihrer Seite niederlassen könne; sie sah reizend aus, und er erinnerte sich unwillkürlich daran, daß er noch vor wenigen Monaten gedacht habe, sie sei die schönste Frau auf Erden, und der Zauber, den ihre Erscheinung auf ihn ausübte, war auch jetzt noch nicht völlig geschwunden. Sanft legte er die Hand auf ihren Arm. „Ich bin froh, dich daheim und allein angetroffen zu haben, Dolly. Ich möchte in Ruhe mit dir reden." „Ich habe bisher immer die Erfahrung gemacht, daß, wenn die Leute ein Gespräch in dieser Weise anbahnen, sie nur Unangenehmes zu sagen wissen", warf sie lächelnd ein, „da du nun aber schon einmal begonnen hast, so fahre in Gottes Namen fort." „Ich fürchte allerdings, was ich dir zu sagen habe, Wird nicht sehr erfreulich klingen, aber es muß doch er örtert werden. — Dolly, haben wir uns in letzter Zeit nicht sehr stark entfremdet?" Eine Sekunde lang blickte sie halb erschreckt zu ihm hinüber, dann fragte sie hastig und furchtsam: „Was willst du damit sagen? Was soll das heißen?" „Das, was es andeutet. Ich will feststellen, daß wir Hnander nicht mehr das sind, was wir uns früher waren. Seit drei Tagen habe ich dich kaum gesehen." „Das ist nicht meine Schuld", erwiderte sie, indem sie mit einem Ring au ihrem Finger spielte. „Ich will gar nicht feststellen, wessen Schuld es ist, es kann ja die meine sein! Tatsache aber bleibt, daß wir nach kaum einjähriger Ehe so kalt und oberflächlich ver kehren, als seien wir nicht einmal gute Freunde. Der Bettler, der die Liebe seines Weibes besitzt, ist zu beneiden, der König, dem diese Liebe versagt wurde, ist ein armer Teufel." Mit spöttischem Lächeln schaute sie auf. Die Angst, die einen Moment in ihrer Seele wach geworden, schwand dahin. „Wirst du sentimental?" fragte sie. „Wie seltsam, ich dachte, du seiest über dieses Stadium längst hinaus." „Dolly", fragte er leise, „hast du mich je geliebt?" Das Plötzliche seiner Frage, der sehnsüchtige Klang seiner Stimme erschreckte sie wieder so sehr, als habe sie kein gutes Gewissen ihm gegenüber. „Natürlich habe ich dich immer sehr gern leiden mögen, und es ist dies auch heute noch der Fall", ent gegnete sie schnell gefaßt. „Gern leiden mögen", wiederholte er, „das ist ein Aus druck, den du auch auf deinen Lieblingspudel oder auf einen dir mundenden Leckerbissen anwenden kannst." Sie lachte hell auf, aber er fuhr stirnrunzelnd fort: „Mir ist es bitter ernst, bitte, lache nicht." „Gut, ich will so ernst sein wie ein Richter, aber du brauchst so furchtbar lange Zeit, bis du zur Sache kommst, und ich muß bald daran denken, Toilette zu machen; hast du vergessen, daß wir heute bei den Carltons speisen? Ich vermute, du willst etwas von mir. Was ist es denn?" „Ich will meine Ehre wiedcrerlangen!" Sie starrte ihn verständnislos an. „Ich glaube wirklich, du verstehst mich nicht! Ich will Hugo Trevarrack das geben, was nicht mir, aber ihm gehört." „Du bist verrückt!" rief sie heftig. „Wie? Du willst allem entsagen, jetzt, wo wir verheiratet sind? Wovon sollen wir dann leben?" „Ich würde für dich arbeiten." „Arbeiten? Wie stellst du dir das vor? Bildest du dir ein, du könntest genug verdienen, um standesgemäß zu leben? Und was würden die Leute von uns sagen?" „Sie müssen sich sagen, daß es besser sei, das Rechte spät zu tun, als ganz zu unterlassen! Uebrigens, wozu brauchen wir uns um die Ansichten der Leute zu küm mern? Wir können nach Kanada oder nach Australien auswandern." „Um dort vielleicht als Pflanzer zu leben? Ich könnte die Hausarbeit verrichten, während du Schafe weidest, nicht wahr? Danke verbindlichst dafür, mein lieber Franz! Wenn du jetzt das Geheimnis offenbarst, so werde ich dir das nie im Leben verzeihen. Bilde dir nicht ein, daß ich mit dir nach Kanada oder Australien ginge. Ich würde mich zu meiner Mutter flüchten." „Du hast doch gerade vorhin angedeutet, daß du mich aus Liebe geheiratet hast", sprach er, „ist es am Ende doch nur meiner Stellung wegen geschehen?" „Ich sehe nicht ein, welches Recht du hast, derartige Fragen an mich zu stellen, nur weil ich keine Lust habe, mich in meinen jungen Jahren in einer Wildnis zu be graben. Du weißt sehr gut, daß ich derlei nicht beab sichtigte, als ich dich heiratete. Ich sagte dir damals schon, daß ich dir freie Wahl lasse, nach deinem Belieben zu handeln." (Fortsetzung folgt.)