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Wilsdruffer Tageblatt : 20.07.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192407201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240720
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-07
- Tag 1924-07-20
-
Monat
1924-07
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.07.1924
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Das Sammeln der wildwachsenden Pflanzen wurde nun aber im Laufe der Zeit durch die Zunahme der Stammes- und Siedelungs- genosjen naturgemäß immer schwieriger, und unsere Vorfahren sahen sich wohl oder übel ge zwungen, die Pflanzen für den Lebensunterhalt zu hegen und zu pflegen. Damit war der Grundstein des landwirtschaftlichen Betriebes, allerdings in der primitivsten Form, gelegt. Dem Grabstock folgte später in der Reihe der Bodenbearbeitungsgeräte die Hacke. Sie war bequemer und gestattete auch eine gründlichere Pflege der Pflanzen. Diese Kulturmaßnahme beschränkte sich aus den verschiedensten Gründen zunächst auf die in der Nähe der Behausungen stehenden, wild durcheinander wachsenden Pflanzen und die damit verbundene Arbeit ruhte auf den Schultern der Frau, wie auch heute noch im landwirtschaftlichen Betriebe die Gartenkultur der Obhut der Frau an vertraut i t. Die männlichen Glieder der alten Germanenstämme lagen der Jagd ob und — „lagen auf der Bärenhaut". 2m weiteren Verlaufe der geschichtlichen Entwickelung nahmen dann unsere Porfahren die ihnen geeignet erscheinenden wildlebenden Tiere nach und nach in ihren Hausstand auf und schufen sich auf diese Weise Haustiere. Hund, Ziege, Schaf, Schwein und Rind bildeten den ersten Haustierbestand, während das Pferd erst später in den Dienst des Menschen trat. Mit der Erwerbung der Haustiere und deren (System Krause). Heranziehung zur Arbeitsleistung trat an die Stelle der mühseligen Hackarbeit die Pflug kultur und die ersten gebräuchlichen Pflug körper sind einer Hacke, die von einem Zug tiere in Bewegung gesetzt und von Menschen in der gewünschten Richtung gehalten wird, außer ordentlich ähnlich. Diese neue Kulturart, der sogenannte Pfiugbau, gewann mit der Zunahme der Kopfzahl der Stämme eine immer größere Ausdehnung. Ferner verdient an dieser Stelle hervorgehooen zu werden, daß nach Ein führung des Pflugbaues die Feldmark ein ganz anderes Bild bot. Während früher beimalten Grabstock- und Hackbau die der menschlichen Ernährung dienenden Pflanzen wild durch einander wuchsen, tritt nunmehr eine Trennung im Anbau ein Es gelangen die einzelnen Pflanzen zum einheitlichen Anbau und zieren in besonderen Plänen die Feldmark, so wie wir es heute zu sehen gewohnt sind. In der Nähe der Behausungen, auf dem so genannten Hausland, bleibt jedoch die bunte Mannigfaltigkeit des uralten Hackbaues be stehen Hier werden in geschützter Lage einige der früher gänzlich wildlebenden Pflanzen weiter gehegt und gepflegt Es findet eine Teilung der bisherigen gesamten Anbaufläche statt Der größte Teil unterliegt der Pflug arbeit und der kleinere geschützte Teil wird weiter mit ver Hacke bearbeitet. Aus dieser fick ganz allmählich vollziehenden Umwand lung in der Bearbeitung und Benutzung der zur Feldmark gehörenden Ländereien, dürfen wir den Schluß ziehen, daß der heutige moderne deutsche Gartenbau nichts anderes ist als eine historisch weiter entwickelte Form des uralten Hackbaues. Das Hausland der Germanen ist die Urzelle des modernen deutschen Gartens. Aus der geschilderten Form des alten germa nischen Gartens hat sich dann später auch der Obstgarten entwickelt. Ferner verdankt auch der Zier- und Blumengarten dem alten Haus land seine Entstehung. Denn neben den Pflanzen, die lediglich der Nahrung dienten, barg der Garten der alten Germanen auch Gewürz- und Arzneipflanzen, die sich bekannt lich zum Teil durch prächtige Bluten aus zeichnen. Die Freude an der Form und Farbe dieser Gewächse veranlaßte spätere Geschlechter, auch anderen durch prachtvollen Wuchs und schöne Farben ausgezeichneten Pflanzen eine Stätte der Pflege innerhalb des Gartens ein zuräumen. So wurde das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. In dieser Form begegnet uns heute der Garten in allen deutschen Gauen auf Schritt und Tritt. Er spendet bei fleißiger, sach gemäßer Arbeit dem Besitzer reichlichen Lohn und trägt außerdem auch Freude in die Herzen der Menschen, die sich den Sinn für alles Schöne und Gute noch nicht haben rauben lassen. B. Vas Beizen des Saatgutes. Der große wirtschaftliche Vorteil eines guten Beizmittels geht aus den Ausführungen von Hermannes-Derenberg in Nr. 3S (26. Jahrgang) der „Landwirtschaftlichen Wochenschrift für die Protzinz Sachsen" hervor. In dem Saatzucht betriebe von Strube-Schlan- stedt und auf zahlreichen Besichtigungsreisen für die DLG. hat er reichlich Ge legenheit gehabt, die ver schiedenen Pflanzenkrank heiten und deren Bekämpfung kennen zu lernen. Zu den gefürchtetsten Pflanzenkrank heiten gehört Weizenstein brand, Haferflugbrand, Strei- senbrand der Gerste und Fusarium. Wenn wir diese Krankheiten nicht im Keim ersticken und dazu übergehen, sie restlos im Keim noch vor der Aussaat zu vernichten, müssen wir für diese Unterlassungs sünde mit einem unter Umständen erheblichen Ernteausfall rechnen. Nun ist es wirklich er schreckend, wie wenige Landwirte wirklich über die Anwendung und Wirkung der verschiedenen Beizmittel unterrichtet sind. Sie wenden lieber aus Gedankenlosigkeit und alter Gewohnheit das alte, oft genug verderblich wirkende Kupfervitriol an, anstatt sich über die Anwendung der neueren, vorzüglich und sicher wirkenden Beiz mittel zu unterrichten. Dabei kann ihnen jede landwirtschaftliche Schule, jede Landwirtschafts kammer, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin LiV ll, Dessauer Str. l4, und so manche andere Korporation sicherlich und unent geltlich Auskunft über Anwendung und Bezug der Beizmittel erteilen. Durch die keimfchädigende Anwendung des Kupfervitriols haben sich viele Landwirte unbewußt geschädigt, deshalb kann noch mals vor dessen Anwendung dringend abgeraten werden. Gegen Steinbrand und Haferflugbrand ist ein wirksames Beizmittel das Formalin, aber es kann eine nicht genau nach Vorschrift durch- gesührte Beize eine keimschädigende Wirkung äußern, auch wirkt es nicht gegen den Streifen brand. Man sollte lieber von der Anwendung des Formalins absehen. Das Uspulun hat sich in großem Umfange eingeführt, aber es wirkt nicht ausreichend gegen Haferslugbrand und nicht im Benetzungsverfahren. Ein neues, und sehr beachtenswertes Beizmittel ist hingegen dar Germisan, was die umfangreichen Versuche um Veröffentlichungen der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten in Halle a. S. bestätigen; es sei nur auf das Flugblatt Nr. 20 dieser Anstalt hingewiesen, das sich jeder Landwirt schicken lassen sollte. In diesen Versuchen steht Germisan an erster Stelle. Wir haben in ihm endlich ein Beizmittel gefunden, das gegen alle Pslanzenkrankheiten,wie: Steinbrand, Hafer slugbrand, Streifenkrankheit, Fusarium, auch im Abbildung t. Tragbarer ^khnerstan Benetzungsverfahre«, ausreichend wirkt. Wit brauchen somit nicht mehr für jede Krankheit eiv besonderes Mttel, und der Landwirt hat nicht mehr die Qual der Wahl. Ein zweiter über ragender Vorteil ist der, daß Germisan ausreichend im Benetzungsverfahren wirkt. Jeder Landwirt weiß, wie lästig das Tauchverfahren und wie hinderlich die große Wasseraufnahme der Körner dabei ist. Bei Vorhandensein von Brand butten empfiehlt Hermannes sie nicht durch Wasser im Tauchverfahren, sondern durch die Windfege zu beseitigen. Wer den erheblichen Gewichtsunterschied zwischen Weizenkorn und einer Brandbutte und die Anwendung einer Triumph-Windfege kennt, wird bestätigen, daß es nichts einfacheres gibt, als wie auf trocknem Wege die Brandbutten von dem Saatgut zu trennen. Es kommt bei der Beizung für Heuke darauf an, daß wir ein ein heitliches Mittel gegen die in Betracht kommenden Getreidekrankheiten besitzen, das vom jedem Landwirt ohne Schwierigkeiten angewendet werden kann. Dafür, daß unter Umständen das Germisan im Benetzungsverfahren gegen Flug- brand ausreichend wirkt, lieferten 1922 den Beweis etwa 600 Morgen Hafer-Eliten, die mit Germisan!m Benetzungsverfahren behandelt und absolut frei von Flugbrand waren, obgleich dieser Hafer infolge des ungünstigen Wetters in der Zeit vom 8. März bis 26. April bestellt wurde und sich zum Teil recht kümmerlich entwickelte. Kein Pfund Saatkorn darf künftighin ungebeizt dem Boden einverleibt werden, denn mit der Beize wird die drohende Gefahr im Keime erstickt und wo sie bereits besteht, gründlich beseitigt. Es sei zum Schlüsse nochmals auf das Flugblatt Nr. 20 der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten in Halle a. S. verwiesen und auf die Arbeiten der Stationen Dahlem, Braunschweig, Bonn, welche beweisen, daß das Germisan von den ausreichend geprüften Beizmitteln den Vorzug verdient und in keinem landwirtschaftlichen Betriebe, ob groß oder klein, fehlen darf. W Neues aus Stall und Hof« Die Entdeckung des Erregers der Manl» und Klauenseuche. Wie oft glaubten nicht schon Forscher, das Kleinlebewesen gefunden zu haben, das die allbekannte, gefürchtete Maul- und Klauen seuche hervorruft I Nachprüfungen solcher an geblichen Entdeckungen in wissenschaftlichen Instituten hatten immer ergeben, daß die ver- memtlichen Seuchenkeime nicht die richtigen waren. In zahlreichen Forjchungsanstalten ist seit langen Jahren vergeblich nach ihnen gesucht worden, aber der deutsche Gelehrte läßt sich durch Mißerfolge solcher Studien nicht abschrecken. Be harrlichkeit hat auch hier zum Ziele geführt. Dem Direktor des Hygienischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin, Geheimrat Frosch, und seinem Abteilungsvorsteher Professor Dahmen ist es nun kürzlich gelungen, den lange Gejuchten zu finden. Die Sachverständigen siw sich darüber einig, daß ein Irrtum ausgeschlossen ist, und in den Kreisen der Gelehrten herrsch, eitel Freude über die Entdeckung. Hat diese aber für die Praxis der Seuchenbekämpfung einen Wert? Auf diese Frage ist folgendes zu antworten Bisher ist kein Arzneimittel bekanntgeworden durch dessen Anwendung es möglich wäre, die in den Tierkörper eingewanderten Seuchenkeime abzutöten und dadurch Heilung zu erzielen. Da gegen gibt es seit langer Zeit ein unfehlbares Schutzmittel, ein Maul- und Klauenseuche-Serum üas aber leider für die allgemeine Seuchen bekämpfung nicht in Betracht kommt, weil es z» teuer ist und nur kurze Zeit gegen die Ansteckung mit Maul- und Klauenseuche schützt. Die groß, Schwierigkeit, ein besseres Schutz- und Heilserum zu finden, beruhte im wesentlichen daraus, da> man den Erreger der Maul- und Klauenseuche acht kannte, ihn nicht auf künstlichem Nährboden > züchten und mit laichen Kulturen nich o arbeiten vermochte. Diese Schwierigkeiten s nd nunmehr überwunden. Die Aussicht, einen Maul- und Klauenseuche-Impfstoff herzustellen ser ähnlichen praktischen Wert wie das bekannt« Rotlaufserum besitzt, ist durch die neue Eni deckung wesentlich verbessert worden. Vielleick «st nunmehr die Zeit nicht allzu fern, wo ma ebensoviel und mrt dem gleichen Erfolge gege Klauenseuche wie gegen Schweinerollaus imp; Jedenfalls hat die Landwirtschaft der Welt al e Anlaß, sich der Entdeckung zu erfreuen und auf jie große Hoffnungen zu setzen. vr. Ströse. Weidchaltung im Sommer. Sie ist, um gleich zu sagen, die billigste und rationellste Ernährung der Schweine im Sommer, weit billiger als die Stallhaltung. Wenn nun auch im allgemeinen das Billigste nicht das Beste ist, so trifft das jedenfalls für den Weidebetrieb der Schweine nicht zu. Zunächst erreichen wir durch die Weidehaltung eine Gesundung der Tiere, weiterhin erlangen sie eine kräftige Muskulatur, das hat eine kräftigere Fleisch bildung zur Folge und eine Erleichterung der Mast, weil sie durch die Aufnahme voluminösen Futters ihre Verdauunstsorgane erweitert Haden und dadurch befähigt sind, später bet der Mast mehr Nahrung auszunehmen und sich schneller mästen zu lassen. Natürlich dürfen die Tiere nicht zu spät auf die Weide aufaetrieben werden, denn je jünger das Futter ist, desto eiweißreicher und verdaulicher ist es, und wachsende Tiere brauchen bekanntlich viel Ei weiß in ihrer Nahrung. Ob man noch im Stall nach dem Heimtrieb den Schweinen ein Bei futter gewähren soll oder nicht, hängt von der Weidebeschaffenheit ab. Ein gut beobachtender Landwirt wird hier schon das Richtige zu treffen wissen, wobei ihm durch ein wöchent liches Wiegen der Tiere genügend Aufklärung gegeben wird, denn ältere Sauen sollen auf der Weide wöchentlich mindestens 1 kg und die Iungsauen Vs an Lebendgewicht zunehmen. Bei Rotkleeweide pflegt die Zunahme immer etwas größer als bei Grasweide zu sein. Man wird finden, daß eine gute Weide außerordent lich krastfutterersparend wirkt und somit die Schweinehaltung sehr verbilligt. Weiterhin hat man bei der Schweinehaltung zuweilen beob achtet, daß ganz bestimmte — meistens schwächere — Tiere von den übrigen gebissen und auch sonst schlecht behandelt werden. Wenn man solche verfolgten Tiere schlachtet, wird sich meistens herausstellen, daß bei ihnen eine innere Krankheit im Entstehen war, deren Vorhandensein die Genossen durch ihre äußerst feine Nase längst wahrgenommen haben. Im Stall ist ein solches Heraussinden von kränkelnden Tieren so frühzeitig nicht möglich, es wird dort manches Tier noch durchgefuttert, das besser geschlachtet werden sollte, vr. Ws. Futterpflanzen für Kaninchen. Futterbau und Kaninchenzucht sollen eigentlich Hand in Hand gehen. Aber auf dem Lande, wo jedem Bewohner wenigstens ein kleines Stück Land zur Verfügung steht und somit alle Be dingungen für eine gedeihliche Kaninchenzucht geschaffen sind, wird die Zucht dieser so sehr nützlichen Tierart merkwürdigerweise vernach lässigt. Warum? Weil es an der nötigen Aufklärung fehlt und daher eine Menge Vor urteile gegen Kaninchen herrschen. Allen Land bewohnern sind unsere Getreidearten zugänglich, am besten ist junger grüner Roggen und Hafer. Roggen wächst überall und durch Verwendung oon Sommerroggen kann man fast zu allen Zeiten des Jahres diese Getreideart als Futter pflanze zur Hand haben. Zu bemerken wäre noch, daß man nur jungen Roggen an Kaninchen verfüttern soll. Alle Kleearten liefern ferner ein gutes Kaninchenfutter. Der einjährige In karnatklee soll vor seiner Blüte gefüttert »erden, da er sonst zu hart ist und nicht gern von den Tieren gefressen wird. Weit lieber -bei wird der ausdauernde Rotklee gefressen, 'lussaat Ende April bis Mai. z. B. zwischen loggen Auch alle übrigen Kleearten sind -ls besonders nahrhafte und gern genommene iährpslanzen zu empfehlen. Hier anschließend wchten wir auch den Anbau von Luzerne, sparsette und Serradelle empfehlen Luzerne ft eine lange Jahre ausdauernde Pflanze, e drei- bis viermal jährlich geschnitten werden nn. Sofern der Boden warm ist, kommt e säst auf jeder Bodenart gleich gut fort. Is Dünger ist Kainit zu empfehlen, auf keinen all Stalldünger Esparsette ist ein Leckerbissen ir Kaninchen Auch diese Pflanze ist aus- uernd und stellt keine hohen Anforderungen > den Boden, verlangt aber Wärme Scrra- le ist eine einjährige Pflanze und wird nfalls sehr gern gefressen Namentlich ist radelleheu für Kaninchen eine willkommene de. Serradelle kann bis in den Juni hinein gesät werden. Wir möchten gerade diese Futter pflanzen allen Züchtern bestens empsehlen, da sie wohl den Kaninchen am zuträglichsten ist und selbst naß verfüttert keinen Schaden bringt. Als sehr rentabel, besonders für größere Züchtereien, möchten wir den Riesenkohl an- sühren, der eine Höhe bis 2,5 Meter erreicht. Man sät ihn im April oder Mai schon aus und nur in gut gedüngten Boden. Runkel rüben und Möhren sind ja bestaunt genug. Als Pflanzen, die für die Gesunderhaltung der Kaninchen eine Rolle spielen, nennen wir Sellerie, Petersilie und Blumenkohl. Die Knollen der ersten beiden Pflanzen regen den Appetit besonders an und Blumenkohlblätter sind namentlich als Uebergangsfutter für Jung tiere zu empfehlen, da sie weder Durchfall noch Blähungen verursachen. Neues aus Md und Garten Treibhaus und Blumenzimmer. Getreidedämonen. Die wichtigste Erntezeit, der Höhepunkt des Schaffens und Wirkens des Landmanns, nimmt jetzt ihren Anfang. Bei unsern Vorfahren, den alten Germanen, galt die Erntezeit als heilig. Nach ihrem Volks glauben standen Landbau und Ernte unter dem Einflüsse besonderer Gottheiten, welche den Früchten des Feldes Segen und Gedeihen ver liehen. Als das Christentum kam, übertrug man Gott, als dem höchsten Ernteherrn, diese Segenswirkungen. Aber der alte Götterglaube ließ sich nicht ausrotten; nur wurden aus den segnenden Gottheiten unheilvolle, dem Ackerbau mißgünstig gesinnte Dämonen. Reste dieser Volksanschauungen findet man noch heute aller orts in Deutschland. So warnt man die Kinder, wenn sie Kornblumen oder Klatschmohn im Getreide pflücken wollen, vor dem Kornstutzer oder Kornnicker, einem gespenstischen Tier. In der Mark und Altmark kennt man die Korn- oder Roggenmuhme, auch Korn- oder Roggenfrau genannt. Sie ist ein Weib von unheimlichen Gebärden und zerdrückt die Kinder an ihrer eisernen Brust. Solch ein Korndämon ist auch der Bilm-, Bilsen- oder Bilvisreiter, ein Gespenst, das den Landleuten die Felder verwüstet, und mit kleinen Sicheln, welche er an seine Füße gebunden hat, Gänge im Ge treide mäht. Anderwärts heißt er auch Io- hannisschnitter, weil er vom Johannistage ab ein schädliches Werk verrichtet. Wer ihn in einer hünenhaften Gestalt und mit seiner äugen Sense erblickt, muß sterben. Ein be kannter Korndämon ist auch der „Alte" Er sitzt im Getreide. Will er den Menschen wohl, so behütet er es, im andern Falle klopft er die Aehren aus, so daß der Landmann nichts erntet. In Ostdeutschland wird er in der letzten Garbe gefangen. Darum erweist man ihr be sondere Aufmerksamkeit. Beim Erntemahl be kleidet man sie mit Rock, Hose und Weste und setzt ihr einen Hut auf. In dieser Gestalt bringt man den „Alten" der Gutsherrschaft, und die älteste Schnitterin tanzt mit ihm beim Ernte mahl den ersten Reigen R Reichhardt. Die erfolgreiche Unterdrückung der Quecke, die wohl das schlimmste Unkraut der leichten Sandböden ist, macht immer noch manche Schwierigkeit. Die beste Frucht zur Be kämpfung ist entschieden guter, schon im Herbst bestockter Roggen Soll Roggen auf verqueckte Kartoffeln folgen, so empfiehlt es sich, die Stoppeln möglichst rasch zu pflügen und un- gewalzt liegen zu lassen, um sie erst nach Durchtrocknen tüchtig zu eggen Man läßt nun die obenliegenden Rhizomstücke noch ganz aus- trockncn, oder eggt sie gleich zusammen, um sie entweder zu verbrennen oder den Schafen einzustreuen Schlägt die Quecke nochmals aus, so weiden sie am besten Schafe scharf ab, worauf man dem Acker noch rechtzeitig die tiefe Saatfurche mit folgendem Untergrund hacker oder schwerer Walze gibt. Kommt der Roggen dann auf einen solchen in gutem Schluß und richtiger Gare liegenden Acker, so wird er rasch ausgehen und sich im Herbst noch bestocken, um den Kampf mit der Quecke erfolgreich aufzunchmen. Der Erfolg wird aber davon abhängen, der Frucht einen genügenden Vorsprung vor der Quecke zu geben. Die Quecke geht nur durch Ersticken oder Aus- trocknen zugrunde, aber kaum durch wieder holtes Eggen, das sie nur in Stücke zerreißt, die immer wieder austreiben. Ein weiteres, sehr brauchbares Mittel besteht darin, daß man den verqueckten Acker möglichst kurz vor dem ersten Frost tief pflügt. Die Quecken besitzen dann meist nicht mehr die Kraft, die Erdschicht zu durchbrechen. A. B. Der Hanfbau, der während der Kriegszeit erheblichen Aufschwung genommen hat, ist an- scheineno wieder etwas im Rückgang begriffen, das ist um so bedauerlicher, als es viele Böden gibt, die sich sür den Anbau dieser Pflanze ganz besonders dankbar und lohnend erweisen. Anders als in vielen Betrieben liegen die Ver hältnisse in dem großen landwirtschstaftlichen Betriebe von Schurig-Markee im Havellande, in dem der Hanfbau gerade in den letzten Jahren erheblich an Umfang gewonnen hat und zwar deshalb, weil er sich bei richtiger Kultur als recht rentabel erwiesen hat. Der Mit arbeiter von Schurig, Dr. Otto Heuser, ha! nun in dem Verlage von S. Hirzel in Leipzig zum Preise von 3 Mk. eine Schrift „Der deutsche Hanf" erscheinen lassen, deren Stu- dium allen Landwirten dringend empfohlen werden kann, die sich mit der Kultur dieser Pflanze zu beschäftigen beabsichtigen. Die reichen praktischen Erfahrungen, die der Ver fasser mit dem Hanfbau gemacht hat, sind in dieser Schrift niedergelegt. Beachtenswert sind beispielsweise die Untersuchungen über das gegenseitige Verhältnis zwischen Länge und Dicke der Stengel und dem Fasergehalt, über den Einfluß der verschiedenen Bodenarten und Düngerwirkungen auf Güte und Ertrag. So hat man sich in Markee sür den Anbau des niedrig wachsenden sogenannten russischen Hanfes entschieden, weil er sich leichter ernten läßt, besseren Samenansatz bildet und größere Konstanz unter unseren Verhältnissen zeigt. Man ist jetzt dort auch bemüht, solchen akkli matisierten Hanf durch systematische Züchtung bedeutend in seiner Leistungsfähigkeit zu steigern. Weiterhin ist in der genannten Schrift alles Nähere über die verschiedenen Aufbereitungsarten mitgeteilt. Sollte es ge lingen, solche Aufbereitungsarten in großem Maßstabe einzuführen, welche zur Verein fachung des Transportes ein Abdreschen des Hanfes mit der Maschine und ein Pressen in Ballen gestatten, dann dürfte der Hanfbau besonders auf Niederungsmoor wieder erheb lich zunehmen und dort eine bessere Rente als Getreide bringen, Sz Jeder kartoffelbauende Laudwirt muß heute darauf bedacht fein, seine gut tragenden Sorten möglichst lange vor dem Abbau zu bewahren, da sie meist einen Grund im Überhandnehmen der verschiedenen Krankheiten hat. Am wirksamsten hat sich dabei die negative Staudenauslese gezeigt, bei der man auf den Kartoffelfeldern möglichst früh zeitig die kranken Stauden aussucht und sofort aushaut. Dann wird man im Herbst nur Knollen ernten, die von gesunden Pflanzen kommen. Vielfach ist es nun üblich, die entstehenden Frei stellen entweder mit Lupinen oder Wasserrüben zu bestellen, wie es im Westen vielfach geschieht, wo die Abbauerscheinungen viel stärker auftreten. Das einfache Verfahren hat in vielen Versuchen bewiesen, daß es ausreicht, um den Abbau entweder ganz zu verhindern oder doch auf lange Zeit abzuhalten. C. D. Der Garten im Juli. Im Gemüsegarten warten jetzt die meisten Gemüse auf die Ernte. Erbsen, Bohnen, Frühkartoffeln, Gurken, Kohl werden eingebracht, die leer gewordenen Beete werden umgegraben, gedüngt und mit Herbst, und Wintergemüse bepflanzt. Man bestell! Buschbohnen, Winterkrauskohl, Porree, Spät- kohlrabi, Rosenkohl. Im übrigen bildet die Boden bearbeitung, das Gießen und Hacken, sowie die Vernichtung der Schädlinge, besonders der jetzt bald erscheinende Kohlweißling eine Haupt arbeit im Gemüsegarten. Salat, Rapünzchen, Endivien, Radieschen können noch ausgesat werden. Gurken brauchen jetzt viel Wasser. Tomate > sind anzubinden und zu beschneiden, reife Zwiebeln und Perlzwiebeln können Ende des Monats aus genommen werden. — Im Blumengarten werde i fleißig die abgeblühten Rosen entfernt, we.l von den Früchten der abgeblühten Fliederstauden
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