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Vie ffunckstage. „Offizieller* und wirklicher Beginn. Kalendermäßig, also sozusagen „offiziell", beginnen die Hundstage am 23. Juli. In Wirklichkeit sind wir aber bereits mitten drin, denn wir hatten, was schon lange nicht mehr dagewesen ist, einen Julianfang mit ganz anständi ger Hundstagshitze, und die Wettermacher, die in diesem Jahre ganz auf der Höhe der Situation sind und in ihren Prophezeiungen mit der jeweiligen Witterung durchaus „konform gehen", versichern, daß die Hitzeperiode einst weilen noch keine Unterbrechung erfahren wird. Man wird also in der nächsten Zeit immer wieder von Hundstagshitze, Hundstagsschwüle, Hundstagsphantasie usw. reden hören, aber man kann getrost daraus wetten, daß nur sehr wenige wissen, was die große Hitz- und Schwitzzeit, in der wir gegenwärtig leben, mit dem Hunde zu tun hat. Bis in die fernen Anfänge menschlicher Kultur müssen wir zurückgehen, um den Ursprung des Wortes „Hundstage" zu finden. Die merkwürdige Bezeichnung stammt aus dem alten Ägypten, wo die Hundstage als Lie wichtigste Zeit des Jahres galten. Es war die Zeit der Nilüberschwemmung, deren Beginn mit Lem Wieder erscheinen des Hundssternes, Les Sirius, am Morgenhimmel zusammenfiel. Von diesem Zeitpunkt hing Las ganze Wohlergehen Ägyptens ab: konnte doch das durch die glühende Sonne ausgedörrte Land erst durch Lie Nilüberschwemmung zu üppiger Fruchtbarkeit erblühen. Ursprünglich wurde nun Ler erste Tag der Nilüberschwem mung von den Bewohnern des Landes als Festtag hoch in Ehren gehalten: es war eben der Tag, an dem früh morgens im Osten der von den Ägyptern „Sopet" genannte Hundsstern zum erstenmal mit seinem strählenden Licht die Dämmerung durchdrang. Der Zeitpunkt des Frühaus ganges Les Hundssternes war von den Priestern, denen in Ägypten Lie Himmelsbeobachtung oblag, genau sestgelegt worden, und als das Zusammentreffen mit dem Beginn der Nilüberschwemmung erkannt war, wurde der erste der Hundstage zum Jahresanfang bestimmt. Der Tag war Ler Göttin Isis, der Spenderin Ler Fruchtbarkeit, geweiht. In der Zeit der Ptolomäer wurde ihr Name direkt mit Lem Hundsstern in Verbindung gebracht: man nannte sie Isis Sothis (Sopet), schließlich Sothis allein, und die ihr zu Ehren veranstalteten Feste wurden durch die Griechen, die sich gleichfalls eifrig dem Jfiskult ergaben, weit über Ägyptens Grenzen hinaus verbreitet. Hippokrates, der „Vater der Heilkunde", wie ihn die Griechen nannten, war überzeugt, daß die Hundstage Lie Gallenkrankheiten förderten; ob unsere Mediziner derselben Ansicht sind, wissen wir nicht. Im übrigen decken sich in unseren Breiten die Hunds tage keineswegs völlig mit der heißesten Zeit desSommers Diese beginnt vielmehr — was wir ja in diesem Jahre besonders gut feststellen können — schon zehn Tage früher, so um die Mitte des Monats Juli, und findet auch Mitte Arrgust schon wieder ihr Ende, während Lie „offiziellen" Hundstage erst am 23. August enden. Gesundheilsverhallnisse in Deutschland. Soweit die Zahlen über die Bevölkerungsbewegung des Jahres 1923 vorliegen, ist diese durch weitere An gleichung der Heiratsziffer an den Vorkriegsstand, ver stärkten Rückgang der Geburtenziffer, geringe Veränderung der Sterbeziffer und sich vermindernde Eeburtenüberschutz- ziffer gekennzeichnet. Die Gesamtzahl der Geburten betrug im Deutschen Reich (ohne Saargebiet) im letzten Jahre 1333 621, d. h. 21,6 auf 1000 Einwohner im Vergleich zu 1150 893 im Vorjahre oder 23,6 auf 1006 Einwohner und 1655 569 im Jahre 1913 oder 27,7 auf 1000 Einwohner (ber-i-m auf das Deutsche Reich heu tigen llmf- Die Gesamtzahl der St erbe fälle (eu^, Lot geborenen) betrug im Jahre 1923 900 660, d. h. 14,6 aus 1000 Einwohner gegenüber 927 304 oder 15,1 im Vorjahre und 934 370 oder 15,7 im Jahre 1913. Die Eesamtziffer ist somit gegenüber dem Vorjahre und dem Jahre 1913 nicht unerheblich zurück- gegangen. Demgegenüber hat die Zahl der Todesfälle an Tuberkulose weiter zugenommen, und es ist mit Bedauern m bemerken, daß seltsamerweise gerade sehr viel Kinder, genau 3262 von dieser Erkrankung oahingerafft wurden. Die Zahl der Todesfälle an Kindbettfieber hat sich gegenüber 1922 fast verdoppelt, während die übrigen Infektionskrankheiten, wie Fleckfieber, Pocken, Diphterie, Scharlach, Typhus und Ruhr wesentlich günstigere, d. h. niedrigere Erkrankungsziffern Nach weisen wie im Vorjahre. Im Zusammenhang hiermit berührt es peinlich, wenn das Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose mitteilt, daß im vergangenen Jahre 36 Tuberkulosenheilstätten für Er wachsene mit 3577 Betten und 7 Heilstätten mit 940 Betten für Kinder geschloßen werden mutzten. Außerdem sind noch drei Genesungsheims und drei Versorgungskrankenhäuser für Lungen kranke ebenfalls infolge der zwingenden wirtschaftlichen Ver hältnisse eingegangen. Infolge Ler stark verringerten Geburtenziffer ging der Geburtenüberschuß weiter beträchtlich zurück. Auf 1000 Einwohner berechnet, beziffert er sich im Jahre 1923 auf 7,0 gegenüber 8,5 im Vorjahre und 12,6 im Jahre 1913. i Rus ckrm «erichkslasl - Beleidigung des Reichspräsidenten. Vom Großen Schöffen gericht in Naumburg (Saale) wurde der Apotheker Ger hard Sturm aus Laucha a. U. zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt, weil er den Reichspräsidenten als „Verbrecher am deutschen Volke" bezeichnet hatte. verurteilte Landesverräter. Der Strafsenat des Ober- landcsgerichts in Stuttgart verurteilte den 24jährigen Kauf mann Joh. Wensky ans Stuttgart wegen Anwerbung Deutscher zur französischen Fremdenlegion zu fünf Jahren und sechs Mo naten Zuchthaus, der 23jährige Bankbeamte Jardot aus Baden erhielt wegen Landesverrats zehn Jahre Zuchthaus und eine Geldstrafe von 3000 Mark, der 24jährige Schneider Polkmann von Clarholz 4 Jahre 6 Monate Zuchthaus und eine Geldstrafe von 1500 Mark, der 25jährige Arbeiter Eifenbraun von der Nachrichtenabteilung in Konstanz 4 Jahre Zuchthaus und 1500 Mark Geldstrafe, der 21jährige Paul Walter aus Kleistdorf Oberamt Tübingen, eine Gefängnisstrafe von 4 Jahren und 1000 Mark Geldstrafe. . Zuchthaus für eine Engelmacherin. Eine bestialische Engelmacherin namens Frieda Jäntsch wurde vom Dresdener Schöffengericht zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie hat lebend geborene Kinder in Decken gewickelt, mit Petro- lenm begossen und verbrannt. Auch einige Frauen sind an ungesetzlichen Eingriffen zugrunde gegangen. Ihre Helfers helfer wurden zu entsprechenden Strafen verurteilt. - LanckMlrtlchaltliclies ! Me man SGweine ballen und rüchlen soll. Das Schwein wächst von allen landwirtschaftlichen Haus säugetieren am schnellsten, vermehrt sich am raschesten und ist in der Wahl des Futters am wenigsten anspruchsvoll. Mit den Ab fällen und UebeMeibseln der Küche, der Scheune oder einer Molkerei kann es sehr gut ernährt werden. An jedem Alter ist es Verkäuflich oder in geschlachtetem Zustande Verwertbar. Man kann es ebenso leicht einzeln, wie in ganzen Herden halten. Aus diesen Gründen und nicht zuletzt wegen des schmack haften- Fleisches wird heule nicht nur auf dem Lande, sondern § auch in kleinen Städten die Schweinezucht emsig betrieben und - gepflegt. Selbst ganz arme Leute, -die nur sehr wenig Platz haben, halten sich nach Möglichkeit ein Schwein. Wie -soll man nun ein Schwein- behandeln? Wenn man nicht selbst die Zucht von Schweinen betreiben will, lasse man beim Ankauf solcher Tiere, die man lediglich zur Mast haben will, die größte Vorsicht walten; denn es ist sehr leicht möglich, daß durch Schweine Seuchen eingeschleppt -werden. Das ist -besonders da der Fall, wo der Hausierhandel mit Schweinen blüht. Vielfach wird dann auch beim Ankauf Von Masttieren zu wenig Werl auf die Rasse gelegt. Man findet oft, daß ein Land- wirt oder Ackerbürger, der schöne fette Schweine züchten will, sich grobe, veredelte L-andschweine im Alter von 3—4 Monaten kauft und dann sofort intensiv mit der Mästung beginnt. Dies ist grund falsch; denn Schweine, die derartig behandelt werden, ,-ver wachsen" einen großen Teil des Mastfutters und nehmen infolge dessen nicht zu. Der M-äster wird also nicht nur sein sehr schlechtes Geschäft machen, sondern auch noch den Aerger obendrein noch Haden. Hat er also grob veredelte Ländschweine im Alter von 3 bis 4 Monaten gekauft, so muß er" sie erst noch einige Monate mit s selbst gezogenem Futter, dem er ein wenig Kraftfutter beigibt, > billig ernähren und sie dann im Alter von 7—8 Monaten zur i Mast stellen. Er wird dann am Resultat der Mästung seine ! wahre -Freude haben; denn das -so behandelte -Schwein -wird ihm i einen großen Reingewinn bringen. Doch weiter! Wir leben augenblicklich im schönsten Sommer, ! und der Züchter darf nicht verabsäumen, auch die wohltuende ! Wärme den Schweinen zugute kommen zu lassen. Außerdem soll ! man ihnen nach Möglichkeit viel Bewegung im Freien gewähren; ' denn eine ständige Stallhaltu-ng schädigt die Gesundheit und die günstige Entwicklung aller Haustiere. Dazu kommt, daß gerade die Ställe der Schweine in hygienischer Beziehung sehr oft viel zu wünschen übrig kaffen, so daß den Tieren dadurch das Leben zur Qual gemacht wird. Man denke nur an die 'kleinen dunklen Ställe ohne Fenster und ohne genügenden Iauchenabfluß, die oft wochenlang nicht ausgemistet werden, weil manche Landwirte törichterweise glauben, daß- das Schwein sich im Mist und Dreck am wohlsten- fühle. Wenn die Tiere in derartig gehaltenen Löchern von Seuchen befallen 'werden, oder gar eingchen, jo ist das nicht -weiter ver wunderlich. Ein Schweinestall soll seinen Bewohnern ein rein liches Lager, frische, gesunde, nichtfeuchtwarme Lust und Licht ge währen. -Ohne diese elementarsten Grundbedingungen ist eine ge deihliche Zucht und Mästung nicht durchführbar. -Es empfiehlt sich, außer regelmäßigem Werdegang, der am besten- mit dem Ende der Klee-Ernte beginnt und zur Zeit der Kartoffelernte -aufhört, die Schweine auch manchmal baden zu lassen. Jeder Schweinehof sollte, wenn irgend möglich, über fließen des Wasser verfügen. Ein kühles Bad ist den Schweinen im Sommer sehr Vorteilhaft. Darum: laßt eure Schweine baden und führt sie auf die Weide (Rotklee)! Gotthard Brod 1. r - vermischtes - - Der Abgeordnete im Sporthemd. Eine kleine Sensa tion erregte in der Mittwochsitzung des Preußischen Land tages Ler kommunistische Abgeordnete Obuch, Ler sich plötzlich Len Rock auszog und im Sporthemd dastand. Der Abgeordnete handelte offenbar, wie es die Kommu nisten jetzt ja in so vielen Fällen ttm, nach sowjetrussischem Vorbild. Las man doch kürzlich in russischen Blättern, Laß sich im ehemaligen Hoftheater im Petersburg ein moderner Herr während einer OpernanMhrirng gleichfalls den Rock ausgezogen und Lem „Gang der Handlung" in Hemdärmeln bei-gewohnt habe. Was Herrn Obuch angeht, so scheint er mit Ler freiheitlichen Neuerung selbst bei seinen Freunden nur geringen Beifall geerntet zu haben, denn er zog nach eiuer kleinen Weile, als er in irgendeiner Sache Vas Wort ergriff, Len Rock wieder an. Schade, Laß die Ent- und BekleiLungsszene nicht gefilmt werden konnte! Nadiostationen auf den Schnellzügen. In Deutschland ist nunmehr die Aufnahme des drahtlosen Telephond-ienstes von und nach fahrenden Zügen für den Herbst dieses Jahres gesichert. Es werden damit in Deutschland zum erstenmal drahtlose Gespräche ermöglicht, die sich von den üblichen drahtlichen nicht unterscheiden. Außer der persön lichen Verwendungsmöglichkeit, die sich auf Zwiegespräche nach allen Städten Deutschlands, Telegr-ammbeförderung ustv. erstreckt, sollen auch Rundsunkvorträge aller Art über mittelt werden. Aber jedem Sitzplatz wird zu diesem Zweck eine Steckdose angebracht, in die gegen eine geringe Gebühr ein Kopfhörer eingeschaltet werden kann. Zunächst werden nacheinander die Strecken von Berlin nach Hamburg, Han nover, Frankfurt a. M., Stuttgart, München, Köln mit der schönen Einrichtung versehen. Aus dem Leben eines Scharfrichters. InMannheim Narb der badische Scharffichter Konrad Widder im Alter von 53 Jahren. Während Les Krieges hatte er als Nach richler bei der Armeeabteilung Ober-Ost, die mit vielem Raubgesindel zu schaffen hatte, gewirkt. Seine letzte Hin richtung vollfii-hrte er in Bruchsal an Lem Heidelberger Doppelmörder Siefert, -Ler die beiden Bürgermeister ermordet hatte. Widder war persönlich ein geselliger, lebens lustiger Mann. Von Beruf Bäcker, weilte er eine Zeitlang in Bruchsal, wo er eines Tages beinahe einer Meuterei der Sträflinge zum Opfer gefallen wäre. Er sollte in den Kessel mit kochender Fleischbrühe geworfen werden. Nur seine riesige Körperstärke rettete ihn. Eine Frau, die ihren Mann aus Liebe erschießt. An einem unheilbaren Leberkrebs lag Jean Zoznowski im Pariser Krankenhaus. In der Hoffnung, ihn zu retten, hatte man noch eine Bluiübertragung vorgenommen, zu der Frau Zoznowski ihr Blut zur Verfügung stellte. Der Versuch schlug jedoch fehl und so fand Frau Zoznowski den Mut, dem Wunsche des Kranken zu entsprechen und ihren Manne aus Mitleid zu töten, um seine Leiden zu verkürzen. MMWWWU Var Krobejahr der Dolores KenoN. . . 2 Noman von Fr. Lehne. Urheberschutz durch Stuttgarter Rvmanzentrale C. Acker mann, Stuttgart. „Du hast recht daran getan, und vielleicht war es auch dieser Grund, der mich vom Mitgehen zurückhielt — denn heute erst hatte ich erfahren ,daß Dorini statt der Linik- holdt singt", entgegnete Dolly ernster, „ich möchte nicht, daß noch weiter geklatscht wird — du bist zu impulsiv, Jrmi." Jrmi war rst geworden. „Nun ja, aber Norini ist doch hinreißend, das mußt Du ja selbst zugeben! Und was mich betrifft, du hast ja so recht: immer mit dem Mund voraus und nicht über legen, was ich sagen und nicht sagen darf, Mama schilt mich manchmal! Du dagegen bist so stolz und kühl und Prinzessinnenhaft! Weißt du, was Leutnant Fabian neu lich im Tattersall von dir gesagt hat — du tust, als seist du eine „verwunschene Prinzessin!" .. Dolly lächelte ein wenig. „Ach, was kümmert es mich, was man über mich spricht! — Bitte, bediene dich —" Sie reichte ihr die klei nen Kuchen, die der Diener inzwischen zum Tee gebracht. „Unrecht hat Fabian eigentlich nicht, wenn er dich „Prinzessin" nennt. Du hast wirklich etwas Prinzessin- nenhaftes an dir; unnahbar scheinst du für die Staub geborenen." „Ach, Liebste, glaubst du, ich weiß nicht, daß alle diese mehr oder weniger durchsichtigen Huldigungen nur meines Waters Tochter gelten, nicht meiner Person?" „Immer dieses Mißtrauen! Dadurch verbitterst du oir nur das Leben, und hast es wahrhastig doch nicht nötig." i Dolly machte eine abwehrenoe Hanvbewegung. i „Ach geh', ich weiß es besser! Es ist der Fluch der rei chen Mädchen, daß sie nicht um ihrer selbst willen gefreit werden." „Wenn sie häßlich sind, ja! Aber du — so schön —! Ich quäle mich nicht so wie du. Bei allem findest du aber etwas." „Ich weiß, Jrmi —! Doch mir ist manches begegnet; du weißt, ich bin viel in der Welt hernmgekommen — und jo bald es hieß „eine reiche Erbin" war ich von Mitgift jägern umflattert wie das Licht von den Motten! Ich habe meine Augen offen gehalten — und da wird man, muß man mißtrauisch werden. Darum hab' ich mich auch nicht entschließen können, zu heiraten, obwohl ich nun schon 24 Jahre alt bin — also beinahe schon eine alte Jungfer." „Es liegt an dir. Du bist so wählerisch, so kalt und herzlos." „Nein, Jrimi! nur: ich warte auf den einen, dem ich mich schenken kann ohne Bedenken, der mich wirklich liebt, und den ich wieder lieben könnte." Sie faßte nach der Hand der Freundin. „Ach, Jrmi, ich bin nicht kalt und herzlos, im Gegenteil, ich fehne mich auch wie andere, einem Manne anzugehören! Doch ich will um meiner selbst willen geliebt werden, wie ich dir vorhin schon sagte. Der Reichtum meines Vaters ist mir hinderlich." „Dann wirf ihn doch von dir!" lachte Jrmi, „er macht nicht glücklich, aber er beruhigt doch ungemein, gelt?" Schelmisch, überlegen blinzelte sie die Freundin an. „Glaubst du, ich könnte es nicht? Mir liegt gar nichts daran, gar nichts." „Ach, meine Beste, das sagt sich so leicht hin. Du wür dest dich schön umsehen — Du, so verwöhnt und von allen beneidet! Ich tauschte sofort mit dir, obwohl ich mich auch > nicht zu beklagen habe! Sei doch froh, daß du es fo gut bask! Das Grübeln uuü Spiungeren stehl dir gar nicht. Immer sangst du davon an, so oft wir zusammen sind!- — Gern gäb' ich Glanz und Reichtum hin für dich und deine Liebe —" trällerte Jrmi. Dollys feine, gerade gezeichneten dunklen Augenbrauen zogen sich schmerzhaft zusammen. Keiner verstand sie, sie war so allein, immer, und leicht ging man über das, womit sie sich quälte, als über eine Schrulle eines verwöhnten Mädchens hinweg! - „Papa hätte mir erlauben sollen zu studieren! Da mals, als ich als Neunzehnjährige diesen Wunsch hatte, und er ihn mir verweigerte, hätte ich doch mehr darauf bestehen sollen! Und jetzt fehlt die Energie! Die Jahre sind so in ödem Nichtstun hingegangen, so leer und nichtig, stets dieselben Vergnügungen und Zerstreuungen." „Ach, freue dich doch deines Lebens, daß du es fo gut hast! Die Liebe, wenn du erst unter deinen Bewerbern gewählt hast, wird deinem. Leben noch genug Inhalt geben." Dolly machte eine müde, abwehrende Handbewegung. Sie schwieg und ließ die Freundin plaudern, deren Worte an ihrem Ohr vorbeiklangen. Irma Völkel gehörte auch zn denen, die froh und vergnügt in den Tag hineinlebten, ohne auch nur einmal über sich nachzudenken. Vielleicht hatte die recht — es war im Grunde töricht, sich mit un nützen Grübeleien den Kopf zu beschweren. Denn sie, Dolores Renoldi, hatte keinen Grund, sich zu beklagen, wie das Geschick es freundlich mit ihr gemeint! Einzige Tochter des reichsten und angesehensten Mannes der Stadt, des Konsuls Renoldi, der jeder Wunsch, kaum, daß sie ihn äußerte, auch schon erfüllt wurde, bewundert, verehrt von allen Seiten — und dann nicht zufrieden? Wahrhaftig, das war schwer zu begreifen! iF-orttebuna folcu i