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Wilsdruffer Tageblatt : 30.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192401307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240130
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-30
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 30.01.1924
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Soweit die „Chemnitzer VolksKimme". Im Landtage ionnte man jüngst von Erzählern hören, daß es in Dresden der Herr Arzt noch viel schlimmer treide mit der Unterdrückung der freien Meinung. Sofort nachdem der Abg. Bethge (der Parteisekretär ist) sich mit den 24 anderen Abgeordneten für die Große Koali tion erklärt hatte, habe der Abg. Arzt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Landesarbeitsausschusses Bethge samt seinem Kollegen Pückert gekündigt! Schauspielerisch, wie aber Arzt eben ist, tat er so, als fiel ihm das Unterschreiben dieser Kün digung recht schwer, indessen er feinen Kumpanen Sander und Genossen gesagt habe, daß man nunmehr gründlich ausräumen müßte. Herr Arzt scheint nicht zu wissen, daß nicht er darüber zu entscheiden hat, ob ein Parteimitglied an verantwortlicher Stelle bleibt oder nicht, sondern daß lediglich der Parteivorstand kn Berlin dafür zuständig ist. Om Landtage wurde beifällig erzählt, daß Arzt seit dem Tage, da Dr. Kaiser Kultusminister und damit sein direkter Vor gesetzter geworden ist, auffallend kleinlaut geworden sei. Er, der so intolerant gegen seine eigenen Parteigenossen gewesen sei, sei nun heilsroh, daß der volksparteiliche Dr. Kaiser nicht mit gleichen Maßen meße, sondern ihn auf feinem Bezirksschulrats- Posten weiter belassen habe. Lehrer und Schüler seien ganz erstaunt, wie ruhig und gedüldig Arzt nun seine Maßnahmen treffe, wie nun seine Leier auf Moll gestimmt sei, die bisher auf Dur so laut zu schmettern verstand, wie ungemein nachsichtlich er jetzt inbezug auf Religionsübung usw. sei, Dinge die ihn noch vor vier Wochen rein aus dem Häuschen gebracht hätten. — Oa, ja, es ist etwas Großes und Erhabenes um die hohe Gesinnungstüchtigkeit eines Radikalinskis. In den Kreisen der soziallstischen Arbeiterschaft wächst, wie wir aus Zuschriften ersehen, die Mißstimmung gegen die „Schulmeister", die, wie bereits der Artikel Dittmanns sagte, mit einer „Handvoll junger Redakteure" die SPD. tyrannisie ren. In allen Versammlungen seien es die Lehrer Arzt, Weckel, Dr. Wünsche usw., die das große Wort führten und jede andere Meinung hochfahrend von oben herab unterdrückten. Die Funk tionäre sind außerdem sehr unwillig über diese Schulmeister, weil sie, soweit sie als Redner in Frage kommen, wie Prima donnen behandelt fein wollten und recht unangemessene An sprüche stellten. Trotz der sinanziellen Notlage der Partei seien es stets die Lehrer aewesen, die für Vorträge die höchsten Hvnorarsorderunoen stellten und die fast niemals aus das Honorar verzichtet haben, wie das so viele andere Vortragende taten. Besonders bei den Grabreden sei das der -Fall, was nun mehr zur Folge habe, daß andere Redner, die Grabreden bisher aus Idealismus hielten, sich nun ebenfalls nach den Forderun gen der Schulmeister richteten. In den Gruppenversammlunaen, die jeden Freitag stattfinden, wird oftmals von der Clique Arzt- Weckel-Dr. Wünsche nur als von dem Lehrerkollegium von der Partei gesprochen und hinzuqefüqt, daß weite Kreise der Ar beiterschaft das ewiae Schulmeistern reichlich satt hätten. Der Artikel Dittmanns wandert in manchen Fabriken von Hand zu Hand und findet überall Zustimmung. — Es scheint, daß sich hier eine gesunde Reaktion anbahnt, die nur zu begrüßen ist. i -- LM/M KlmWw « s Der Münchener Besuch des Retchs- ernährungsministers. München, 28. Ian. Reichslandwirtschaftsminister Graf Kanitz ist heute abend von seinem Münchner Besuch nach Berlin zurückgekehrt. Nachmittag fand ein Empfang im Hotel Kon tinental statt. Staatsrat Land begrüßte als Vertreter des bay rischen Landwirtschastsministeriums den Rsichslandwirtschafts- minister und die erschienenen Gäste, besonders den bayrischen Ministerpräsidenten von Knilling. Gras Kanitz nahm die Ge legenheit wahr, in einer eingehenden Aussprache besonders die bayrische Landwirtschaft berührenden Fragen sich vortragen zu lasten. Putschdrohung. München, 29. Ian. Der Vorsitzende des Bundes „Blücher", Dr. Schäfer, hielt in einer Versammlung in Schobenhausen eine Rede, die von Ausfällen gegen Kahr strotzte. Er teilte mit, daß in nächster Zeit, noch vor dem Hitlerpozeß, ein Putsch stattfinden werde, ähnlich wie der am 8. November, aber dann würde man mit rücksichtslosester Gewalt vorgehen, alle Drähte abschneiden, alle Verkehrsmittel besetzen und die Städte sperren. Der Regierungsbaumeister Schäfer ist als einer der Kronzeugen aus dem Fuchs-Machhausprozeß bekannt. Zu seinen Drohungen erklärten die zuständigen Stellen, daß die Regierung diese Drohungen ernst nehme und alle Vorbereitungen getroffen habe, um die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ord nung zu gewährleisten. Sachverftändigenarbeit in Berlin. Um Deutschlands Zahlungsfähigkeit. Mit dem Eintreffen der beiden Sachverständigenaus- schüsse der Reparationskommistion in Berlin kann die Arbeit an dem großen Problem der Reparations fähigkeit Deutschlands beginnen. Die Ausschüsse werden aus je vierzig Personen bestehen. Ein offizieller Empfang durch die Neichsregierung findet nicht statt. Die Sachverständigen stehen nach dem „Newyorl Hcrald" auf dem Standpunkt, daß eine günstige Lösung des Neparationsproblems unter Zugrundelegung samt kicher Einnahmequellen Deutschlands gesunden werden könne. Die Einnahmen des Ruhrgebietcs sollen in erster Linie zur Bezahlung der Reparationen herangezogen wer den. In der letzten Sitzung wurde beschlossen, die detail lierten Angaben, die die Sachverständigen von den Ber liner Behörden während ihres 15tägigen Aufenthalts er halten werden, nicht von vornherein als erwiesen anzu nehmen. Die Sachverständigen werden vielmehr von französischen, englischen und belgischer. Experten begleitet sein, deren Aufgabe es ist, die deut schen Statistiken eingehend nachzuprüfen. Auf diese Weise hofft man zu ermitteln, ob die Schlußfolgerungen der Sachverständigen mit der Auffasiuna des Garantie komitees übereinstimmen. Keinerhelnisch-westfälischeGoldnotenbank Köln, 28. Jan. Nachdem der Reichsbankpräsident Dr. Schacht mit günstigen Aussichten für die Gründung der neuen deutschen Goldnotenbank aus Paris zurückgekehrt ist, hat die Reichsregierung Louis Hagen schriftlich ersucht, er möge seine Bemühungen um die Gründung einer besonderen rheinisch-west fälischen Goldnotenbank einstellen. Geheimrat Hagen hat der Regierung geantwortet, das sei bereits geschehen. Kommunisten-Vet Haftungen in Hamburg. Hamburg, 28. Januar. Der Hamburger Polizeibehörde war bekannt geworden, daß am Sonütag von hiesigen und aus wärtigen Angehörigen.der kommunistischen Partei eine Ver- ! sammlung in Hamburg geplant war. Sämtliche 55 Teilnehmer, s darunter Delegierte aus Berlin, Leipzig und Nordwestdeutfch- land wurden von der Polizei während der Versammlung in einem Gasthaus in Hamburg-Brunsbüttel verhaftet. Reicyyal- tiges Material, das einen richtigen Einblick in die kommuni stischen Pläne zuläßt, wurde beschlagnahmt. Da die Verneh mung noch andauert, können weitere Mitteilungen noch nicht gemacht werden. Die endgültige Stimmenzahl der Saar wahlen. Saarbrücken, 28. Ian. Bei den Landratswahlen wurden an Stimmen abgegeben: Zentrum 101 810, Mehrheits sozialisten 46 787, Kommunisten 39 858, Saarländische Volks- j Partei 33 075, Partei für Hausdesitz und Landwirtschaft 8 505, Deutschnationale 3731, Saarländische wirtschaftliche Vereinigung l ÄM/Masi K'MF Meral«? ) Aar Kuhnen- und silmhelöen früher waren. Eine große Anzahlber Stars, die heute bewundert werden, hat ihre künstlerische Laufbahn durchaus nicht in der Jugend be gonnen. Viele hantierten erst mit dem Seifenbecken, verkauften erst Trikots und Filzpantoffeln, ehe sie „entdeckt" wurden oder aus eigenem Antrieb zur Bühne oder Leinwand liefen. Albert Basiermann war mit 19 Jahren Laboratoriumschemiker in der Zellstofsabrik Waldhof und wurde erst zwei Jahre später in Mannheim als Bühnenvolontär engag.ert. Der verstorbene Ludwig Hartau leitete jahrelang in Breslau ein Schuhwaren geschäft, ehe er im Rahmen einer Revue in Berlin zum ersten Male auftreten durste. Emil Iannings, geborener Amerikaner, wurde zum Tischlerhandwerk gezwungen, entfloh dieser Be schäftigung und kam als Schiffsjunge nach Deutschland. Auf Wanderbühnen hatte er seine ersten Erfolge. Friedrich Kayßler ist als einziger Sohn eines Arztes zu Neurode in Schlesien ge boren, wurde bald Waise, kam auf das Gymnasium in Breslau, mußte in München studieren und wurde erst nach langer Stu dentenzeit von Otto Brahm für Berlin entdeckt. Max Pallen berg war seines Zeichens Handlungsgehilfe und Reisender in Wien, ehe er zum komischen Fach kam, und Paul Wegener aus Ostpreußen hatte Iura studiert. So ließe sich aus der Reihe der Bühnenkünstler noch manches Beispiel durchaus unkünst lerischer Vergangenheit aufzählen. Noch bei weitem bunter als das Vorleben der Tragöden ist das der Flimmerhelden. Viele unter den Lcinwandstars waren in den Anfängerjahren Sta tisten an Sprechbühnen. Mia May tat die ersten Bühnenschritte als Choristin im Wiener Apollo-Theater; Hanni Weiße war Chordame im Berliner Thalia-Theater. Auf Ossi Oswalda wurde man aufmerksam, als sie als Chortänzerin in den „Bummelstudenten" im Berliner Theater auttrat. 13 Jahre alt war Lotte Neumann, als si-e in der Komischen Oper in Ber lin als Statistin figurierte. Leo Peukert, der sich um das deu- fche Filmlustspicl verdient gemacht hat, war Statist am Mün chener Schauspielhaus, und Bruno Kastner das gleiche in Altona. Filmgrößen, die studiert haben, sind u. a.: Erna Morena, die Kunstgeschichte getrieben hat und von Reinhardt in Brüssel entdeckt wurde, Friedrich Zelnik, der das juristische Staatsexamen aboele"t hat, und Gunnar Tolnaes, der in Christiana das medizinische Staatseramen bestanden hatte. Von der Tanzkunst schließlich sind zum Film gekommen Pola Ne^ri, die mit 14 Jahren in der Petersburger Ballettschule übte, Lya Mara, die in Riga Tänzerin war, und Fern Andra, die als Seiltänzerin in der Bird Millmann-Truppe in Amerika be gann. Weniger ängstlich um die Geheimhaltung ihrer Vergan genheit als in Europa sind die Filmheldcn Amerikas. Dort weiß jeder Mensch, daß Charlie Chaplin einst ein tüchtiger Barbier gewesen ist, und daß die Anna Nielsson erst eine Dienstmagd und lange Zeit Modell war. La.- * Glückliche Wilde. Kürzlich ist eine amerikanische Mission von einer Forschungsreise durch Australien zurückgekehrt, deren Ergebnisse ganz dazu angetan sind, denen Recht zu geben, die in der fortschreitenden Zivilisation das Gegenteil des Segens erblicken, mit dem die Zivilisation die Menschheit zu beglücken vormbt. Die amerikanischen Missionare berichten, Papuastämme entdeckt zu haben, deren Leben noch ungleich einfacher verläuft, als das der Menschheit vor der Bronzezeit, da sie noch im un verfälschten Steinzeitalter leben. Sie haben keine anderen Wassen als den Bogen und die Steinaxt und verbringen zwi schen ihren fruchtbaren Feldern ein patriarchalisches Leben, das vollständig idyllischen Charakter zeigt. Selbst die Elementar begriffe der Kriegskunst sind ihnen so fremd geblieben, daß ihre Dörfer auch nicht die Spur einer Verteidigung aufweisen. Kriegerische Konflikte sind angesichts der sanften Sitten der Ein geborenen von vornherein vollständig ausgeschlossen. Jetzt dürfte diesen glücklichen Ueberlebenden aus dem goldenen Zeitalter das Gold verhängnisvoll werden. Holländische For scher, die in das Land kamen, gingen sofort daran, den Boden nach Gold zu unteruchen, und sie haben schließlich auch das gelbe Metall gefunden, das so begehrt ist. Damit ist dem Glück der Papuas das Todesurteil gesprochen. - * Me/ne NachM/e/? « - Die Bayreuther Festspiele 1924. Nach Mitteilung der „Deut schen Festspielstistunz Bayreuth" finden die Bayreuther Wagner- Festspiele bestimmt im Sommer statt. Der Spielplan ist folgender: 22. und 31. Juli: „Die Meistersinger"; 23. Juli: „Parsival"; 25. bis 29. Juli: „Der Ring des Nibelungen"; 1., 4.. 7., 8., 10. und 20. August: „Parsival"; 5., 11. und 19. August: „Die Meister singer"; 13. bis 17. August: „Der Ring des Nibelungen". Die baulichen und technischen Arbeiten im Festspielhause, sowie die wich tigsten Vorproben sind bereits beendet. Im übrigen wird die finan- t zieile Grundlage der Festspiele durch das Vermögen der „Deutschen s Festspielstistunz Bayreuth" gebildet, das durch Ausgabe von 5000 ! Patronatscheinen mit bestimmten Vorrechten ausgebracht worden ist. j Die 18 verdienstvollsten Förderer der Kultur. Die Professoren der Universität in Washington haben aus ihrer Mitte einen Aus schuß gebildet, dem die Aufgabe zufällt, die 18 Männer zu bezeich nen, die sich nach ihrer Meinung das höchste Verdienst um die För derung der Eeisteskultur der Welt erworben haben, und deren Büsten in der Aula der Hochschule am Potomac Ausstellung finden sollen. Trotz dem streng gehüteten Geheimnis sind doch einige von den Namen der Gewählten in die Oeffentlichkeit gedrungen. Danach ist Amerika nur durch Franklin vertreten, während weiterhin genannt werden: Homer, Dante, Goethe, Shakespeare, Beethoven, Moses, i Plato, Darwin, Galilei, Newton, Gutenberg und Pasteur. I (Saarseparatisten) 6923. — Wahlberechtigt waren 377 300, ge wählt haben 255 499, also 68,25 v. H. Der Kampf der Regie gegen die Kölner Zone. Köln, 28. Ian. Von gutunterrichteter Seite erfährt di* TU.: Der Güterverkehr in der englischen Zone ist infolge der französischen Blockademaßnahmen mit außerordentlichen Um ständen verbunden, da alle Güter, die aus dem Kölner Bezirk herausgehen, mit der Eisenbahn oder mit dem Auto nach der deutschen Grenzstation im Kölner Bezirk gebracht und dann dort neuerdings bei der Regie aufgegeben werden müssen. Da durch wird der Güterverkehr außerordentlich erschwert und verteuert. Durch diese Methode des sogenannten gebrochenen Verkehrs soll — das ist der allgemeine Eindruck in den rhei nischen Wirtschaftskreisen — der Kölner Bezirk mürbe, das heißt für den Uebergang an die Regie willig gemacht werden. Es kommt noch hinzu, daß der Güterzugsverkehr der Regie ein außerordentlich unregelmäßiger ist und daß von einem eigent lichen Fahrplan für Güterzüge überhaupt nicht gesprochen wer den kann. In letzter Zeit wenden die Franzosen neue Schikanen an. Nach den Ordonnanzen der Rheinlandkommission waren bisher aus dem Ausland kommende Waren an einer deutschen Grenzstation ordnungsgemäß verzollte Waren bei der Einfuhr, in das besetzte Gebiet zollfrei, wenn die deutsche Verzollung nachgewiesen wurde. Im Gegensatz zu den Bestimmungen der Rheinlandkommission gehen die Franzosen neuerdings dazu über, auch für solche ausländische Waren, deren Verzollung durch deutsche Zollbehörden nachqewiesen ist, einen Einfuhrzoll heim Eintritt in das besetzte Gebiet zu fordern. Die Schlapwetter-Kataftrophe auf der Lancashire-Grube. Paris, 28. Ian. Nach einer Havas-Meldunq ist es gelungen, aus der Lancashire-Grube, in der sich vorgestern ein« Schlaawetterkatastrophe ereignete. 3 Tote zu Tage zu fördern. Die Grube steht jetzt unter Wasser und man fürchtet, daß un gefähr 40 Bergleute ums Leben gekommen sind. Zur Kammerdebatte in Paris. Paris, 28. Ian. Heute nachmittag wird die Kammer die Diskussion über die Finanzprojekte der Regierung fortsetzen. Der Kommunist Levy und der Sozialist Coutet werden Anträge aus Vertagung der Debatte einreichen, jedoch ohne Erfolg. Man sieht voraus, daß die Reaierunq der Zahl der vorliegenden Amendements, die sich auf 65 beläuft, im Interesse eines raschen Abschlusses der Debatte zu verringern versuchen wird. Das Interview mit Macdonald dementiert Paris, 28. Jan. Der „Ouotidien" hat in seiner gestrigen Ausgabe ein angebliches Interview mit Macdonald veröffent licht. Eine soeben aus London eingetroffene Reutermeldung führt demgegenüber aus, daß Macdonald seit seinem Amts antritt keinem Journalisten ein Interview gewährt habe, sondern sich lediglich seinerzeit als Führer der Arbeiterpartei privat ausgesprochen habe. Fortsetzung des diplomatischen Empfangs bei Macdonald London, 28. Ian. 6m Laufe des heutigen Tages empfing Ministerpräsident Macdonald die hiesigen diploma tischen Vertreter von 34 auswärtigen Mächten. Jeder, von ihnen wurde einzeln empfangen und hatte eine Unterredung von meh reren Minuten mit dem neuen Außenminister. Neue Verhandlungen im englischen Eisenbahnerltreik. Lonbon, 28. Ign. Die Vertreter der Eisenbahngesell- schaffen, der streikenden Eisenbahnerorganisationen und der Ge- werkschaftszentrale sind heute zu neuen Beratungen zusammen getreten. Schwedische Maßnahmen gegen die Inflation. Kopenhagen, 28. Ian. Der schwedische Reichstag erörterte gestern die Frage der schwedischen Valuta. Es herrschte Einigkeit darüber, daß es darauf ankommt, alle Maßnahmen, die zur Inflation führen können, zu vermeiden. Ein Beruhiguugsaufruf der polnischen Regierung gegen die Inflation. Warschau, 28. Ian. Die polnische Regierung wendet sich mit einem Aufruf an die Bevölkerung, worin sie der Hoff nung Ausdruck gibt, daß die gegenwärtige Inflation bis späte stens Anfang Februar aufgehalten wird. Die Regierung weist darauf hin, baß ihr durch eine künftige Emissionsbank Kredite zur Verfügung stehen werden, die dazu dienen, die Grundlagen einer neuen Währung zu festigen. Diese wird in der Bevölkerung den geschwundenen Sparsinn wecken und im ganzen Lande wieder eine gesunde Kreditbewegung Hervorrufen. Naauragltches Verbot des Thüringer völkischen Flugblattes. Berlin, 28. Januar, über einen in Thüringen er schienenen Wahlaufruf der vereinigten völkischen Parteien war ein lebhafter Pressestreit entstanden. In dem Aufruf sollten starke Ausdrücke in bezug auf andere Parteien und auf öffent liche Zustände enthalten sein. Trotzdem sei er vom Mititär- befehlshabrr zugelassen worden. Die Neichsregierung läßt jetzt erklären, daß eine zu sehr am Wortlaut haftende Auslegung der Bestimmung der Neichsregierung, wonach Wahlflugblättern die Genehmigung nur daun zu versagen ist, wenn sie auf einen gewaltsame» Umsturz der Verfassung hinwirlen, dem Gebot der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung nicht immer gerecht wird. Der Inhaber der vollziehenden Gewalt hat dem gemäß das Verbot des völlisclfen Flugblattes verfügt und die Militärbcfehtshaber angewiesen, auch an Wahlflugblätter einen möglichst strengen Maßstab anzulegen. Erhöhte Zuschläge für Pflichtarbeit Erwerbsloser. Berlin, 28. Januar. Die Erwerbslosen sind bekanntlich verpflichtet, gegen ihre Unterstützung gemeinnützige Arbeiten, insbesondere anch bei Notstandsarbeitcn zu leisten. Sie er halten dann gewisse Zuschläge zur Unterstützung. Diese Zu schläge sind jetzt in der Weise erhöht, daß der Erwerbslose sür je 8 Stunden, die er mehr als 24 Stunden Arbeit leistet, 30 Zuschlag zur Hauptunterstützung erhält, bei schweren Arbeiten kann dieser Zuschlag schon nach l6 Stunden bezahlt werden. Für Facharbeiter ist eine besondere Prämie von lO des Hauptunterstützungssatzes pro Tag eingesührt. Außerdem ist bei besonders guten und besonders schwierigen Leistungen eine Prämie von täalicb 5 ?! feltaesetzt.
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