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l-ALt. e »te,1 poliMcbe kunaichau Volksentscheid über den Achtstundentag - i sck. !che » ünge- igften Berlin, 14. Juli. Die vom Allgemeinen Deutschen Gewerk schaftsbund und den übrigen freigewerkschastlichen Spitzenorganisa tionen cingeleitete Aktion für die Ratifizierung des Washingtoner Ab kommens über den Achtstundentag, wird, wie der Montagmorgen be richtet, mit ganz besonderen Nachdruck betrieben. — Die sozialdemokra tische Parteileitung und Reichstagssraktion haben sich angesichts der jüngsten Haltung der Regierung zur intensiven Unterstützung der Be wegung angcschlossen. ck gilt: inkreich , Lire; jweden Pesos; ungar. vorher 9,0 3,0 0,78 1,25 vorher 0,5 2,05 0,5 2,0 3,5 3,5 5,25 Deutsches Lied. Du List so rein! . . . Gleich Hüllen dunkler Rosen, Die vor der Liebsten Fenster stehen. Erglüht in ihrem Schoße träumen, Um Lüstespendend zu vergehen . . . Und bist so hell! . . . Wie schlanke Mutterhände, Die über Kinderlocken gleiten Und sie voll Güte nieLerneigcn In Ströme Heister Zärtlichkeiten . - . nergerste -28,50; eie 9,50 vorhel 0,2 0,9 1,5 4,7 Juli, ldmark.) ). 15,50 50, fest; >. klein- Lupinen, Futter- . fester; >, fester; -22,00, >—9,00, ü, Type ,00 bis AilsüruNer Tageblatt 2. Matt Nr. IS4 — Mittwoch üen lb. Juli IY24 hitzschiag und Sonnenstich. Von Sanitätsrat Dr. E. Graetz er (Friedenau). Wer in der heißen Jahreszeit eine größere Wander- tour unternimmt, setzt sich, wenn er sich nicht streng an ge- wisse hygienische Regeln hält und die erforderlichen Vor sichtsmaßregeln nicht beachtet, Ler großen Gefahr aus, Lon Hitzschlag oder Sonnen st ich befallen zu werden. Und da natürlich in solchen Gesundheit und Leben be drohenden Momenten fast nie sofort ärztliche Hilfe zur Stelle sein wird, muß der Laie wissen, was er zu tun hat, wenn jemand einen Hitzschlag bekommt, oder wenn sich Er scheinungen zeigen, die einen solchen ankündigen. Was ist Hitzschlag? Die Natur hat dem Menschen einen Schutz gegen Überhitzung des Körpers verliehen, einen Wärmeregulierungsapparat, der bewirkt, daß für gewöhnlich eine Ausspeicherung überschüssiger Wärme im Körper mit ihren schädlichen Folgen vermieden wird. Dieser Regulierungsapparat ist die Haut mit ihren Schweißdrüsen: der von den Drüsen produzierte Schweiß verdunstet auf der Haut, wodurch dem Körper Wärme in dem Maße entzogen wird, daß eine Gefahr nicht eintreten kann. Der Schutzapparat versagt aber, wenn die Wärme bildung im Körper zu sehr überhandnimmt, wie es bei großer Hitze der Fall ist, zumal wenn Muskelanstren gung durch das Wandern sich hinzugesellt; er versagt um so leichter, wenn es windstill und schwül ist, d. h. die Luft mit Wasserdampf übersättigt ist, wodurch die Verdunstung des Schweißes gehemmt wird. Zu viel Wärme wird dann im Körper zurückgehalten, Gehirn, Herz, Lungen, Nieren funktionieren nicht mehr richtig, und es kommt zu einem Krankheitsbild, das man „Hitzschlag" nennt. Wer in der Hitze wandert, vermeide vor allem luftundurchlässige und zu fest dem Körper anliegende Kleidung (denn durch sie wird die Schweißverdunstung behindert); er vermeide ferner beengende Kleidungsstücke (zu enge Kragen, Korsetts u. dgl.); er sei während des Wanderns sehr mäßig im Essen und Trinken (auch zu viel Wasser schadet, weil es zu große Anforderungen an das Herz stellt), hüte sich vor Alkohol, mache, sobald er Ermüdung bemerkt, eine Ruhe pause, ruhe namentlich in den Mittagsstunden und sei be sonders vorsichtig an schwülen Tagen. Leider wird oft genug gegen diese Vorschriften ge sündigt, und das Unglück ist da. Manchmal fällt der Wan derer ganz plötzlich zu Boden, er ist bewußtlos; sein Puls ist sehr beschleunigt, oft so schwach, daß er kaum fühlbar ist; er atmet rasch und oberflächlich, bisweilen stöhnend. Es kommt vor, daß jede Hilfe versagt und unter Krämpfen der Tod eintritt. Ehe ein Arzt eintrifst, lagere mau den Kranken horizontal an eine schattige Stelle, übergieße Kopf und Brust mit kühlem Wasser, nachdem man alle festen und beengenden Kleidungsstücke entfernt hat, leite die künst liche Atmung ein und drücke mit dem Daumenballen mittels rascher, kräftiger Stöße etwa 100 bis 120 mal in der Minute den Brustkorb in der Gegend des Herzstoßes ein. Richt selten gelingt es, durch solche Maßnahmen Las Leben des Kranken zu retten. Besser ist es freilich, zu verhüten, daß jener schwere Zustand überhaupt eintritt. Und das ist durchaus möglich, da meist Vorboten sich bemerkbar machen. Wenn Klagen über Kopfweh, Schwindel, Ohrensausen, Schwere in den Gliedern verlautbart werden, so sind dies Anzeichen, Lie sofort beachtet werden müssen. Fängt der Kranke zu taumeln an, marschiert er nur noch mechanisch Zweiter, teil nahmslos und apathisch, so ist es höchste Zeit, energisch ein- zugreifen. Lagerung an einem schattigen Platz, Über gießungen mit kaltem Wasser, kälte Umschläge auf Kopf und Brust, Einflüßen von Wasser, Limonade, Tee oder Kaffee, Kognak oder Wein in kleinen Mengen, evtl, von Hoffmannstropfen oder Baldriantropfen, sind geboten und bewirken, daß der Kranke sich wieder erholt. Der Sonnen st ich kann dann eintreten, wenn die Sonne direkt auf den K och f brennt. Nicht eine Über hitzung des ganzen Körpers ist hier maßgebend, sondern eine Schädigung des Gehirns Lurch Lie Sonnenglut. In Ler Regel sinkt Ler Kranke ganz, plötzlich hin; nur selten sind Vorboten zu bemerken. Die Behandlung ist dieselbe wie beim Hitzschlag, ebenso die Vorbeugungsmaßregeln. Ost ist die Entscheidung schwer, ob Hitzschlag oder Sonnen stich vorliegt. Noch eine Gefahr ist beim Wandern in Ler Hitze zu erwähnen, ein nicht gefährliches, aber recht schmerzhaftes Leiden: die Verbrennung der Haut an den nicht bekleideten Stellen. Diese röten sich, schmerzen, es bilden sich Blasen, und die Oberhaut fällt ab. Gegen diese Gefahr kann man sich schützen, indem man vor Antritt der Wande rung und während dieser die unbedeckten Hautpartien ein- salbt mit Vaseline- Hautcreme, Borsalbe u. dal. Wohnsitz und neue Arbeit gefunden. Um in ihrer Not sich gegenseitig zu beraten und zu unterstützen und um Len staat lichen Behörden und der Reichsregierung gegenüber ihr Recht auf ausreichende Unterstützung und Entschädigung durchzusetzen, haben sie sich zu Ortsgruppen des Hilfsbundes zusammengeschlossen. Seit Januar des vorigen Jahres haben sie alle Nöte der französischen Besatzung über sich er gehen lassen müssen, und nun erfolgt als letzter Schlag gegen sie Las Verbot ihrer Selösthilfeorganisation. Haus umtoste, dem Regen, der unaufhörlich herniederprasselte, und Lie Welt in ein strömendes Grau hüllte. Der Herbst riß sie aus allen Träumen, die düstere Luft stellte ihr die Zukunft sorgenvoll hin. Sie sah den Tagen mit Schrecken entgegen, da sie ihrem Kinde das Leden geben sollte, ohne daß die Hand des Mannes sie stützte auf dem schweren Wege. In ihren Träumen stellte sie sich Las Kind vor, sah große Augen, einen Kindermund, der nach dem Vater fragen würde. Die Verzweiflung übermannte sie. Der Gedanke, daß er nicht einmal ahnte, unter -welchen Leiden sie sein Kind dem Loben entgegentrug, raubte ihr die Fassung, die Kraft zur Arbeit. Dann wiedeil kam es ihr zum Bewußtsein, wie unrecht es von ihr ge wesen, sein Haus ohne Abschied zu verlaßen. Sie peinigte der Gedanke, daß er eine andere gefunden, die ihn ihren Verlust vergessen ließ. Die Eifersucht war wieder da, krallte sich in ihr Herz, bis sie, übermannt -davon, sich an den Tisch setzte, einen Bogen -herausenahm, um ihm ein letztes Wort des Abschieds zu schreiben. Alles war wie ihr Daheim: Las Licht der gelbbeschirmtcn Lampe, die Wände ringsherum. Wenn sie die Augen schloß, meinte sie, sein Schritt müsse draußen im Vorgarten ertönen. Aber hier war unter ihr die steinige Straße -und der Lärm der Großstadt verschlang jedes Geräusch. Da wurde die Klingel gezogen. Wie jedesmal, wenn ein Laut h-ereindrang von draußen, wurde sie von einer starken Unruhe erfüllt. Sie war jedesmal enttäuscht worden. Ein leises, schüchternes Klopfen ließ sich vernehmen. Die junge Frau erhob sich; bleich, furchtsam rief sie den Namen des Dienstmädchens: „Bertha?" Ihre Stimme war klirrend wie gesprungenes Glas. Sie selbst glaubte nicht, -daß es nur ein gleichgültiger Mensch sein könne, der- jetzt kommen würde — und bald schaute sie dem Lintretenden wortlos ins -Gesicht. „Renate!" „Otto!" Sie reichten sich Lie Hände, kein Wort kam ihnen über die Lippen. Was zwischen- ihnen stand, war zu schwer, um in Lauten die Erlösung zu finden. Als wollten sie sich Ruhe gön nen, sich sammeln, schwiegen sie. Er warf einen wehmütigen, fragenden Blick in ihr Gesicht. Sie erkannte die wunde Seele aus seinen Augen, aber sie verschloß sich und sagte leise klagend: „Weshalb -bist du gekommen? Weshalb läßt du mir meine mühsam erkämpfte Ruhe nicht?" (Fortsetzung folgt.) Die Länder und die Eisenbahnen Die in dieser Woche -wieder zusammentretende Konfe renz Ler deutschen Finanzmini ster wird sich zu nächst mit der Frage der aus Lem Staatsvertrag über die Übernahme der Eisenbahnen -durch Las Reich herrühreUden Re st schulden des Reiches andre Länder be- fassen. Es handelt sich dabei hauptsächlich gegenüber Württemberg u-m stoch recht erhebliche VerbinLlichl- keiten Les Reiches. Weiter wird -auf dieser Konferenz erneut die Stcllrmgnahme Ler Länder zu der Umgestaltung der deutschen Eisenbahnen erörtert werden, wobei ins besondere seitens des bayerischen Finanzministers die weitergehenden E is e nb a h n w ü n s che B a y e r n s zur Sprache gebracht werden dürften. Am dritten Tage ihres Aufenthaltes bei Gerta reiste Renate noch Berlin ab, in Lie Wohnung Ler Mütter, Lie einst ihr- Heim gewesen. Schmerzliche Empfindungen- stürmten auf sie ein. Sie sah sich wieder in ihrer Mädchenzeit, hörte ihre eigene Stimme von Len Wänden klingen, sie saß stundenlang in Lem lila- Zimmer, weil es an ihr kleines Reich erinnerte» und ließ sich von „Berta", der ehe-maligen Perle, bedienen. Es war ihr nicht leicht geworden, Gertas Fragen nach Ottos Besiniden zu beantworten, und sie war mehr als einmal nahe daran gewesen, ihr Lie Wahrheit in Las Gesicht zu rufen. Sie meinte, man müsse ihr Lie Qual, den Kummer ansehen, und trotz Wolters liebenswürdiger Einladung, trotzdem er ihr sogleich sein Zimmer zur Verfügung gestellt und Gertas Furcht, er würde nicht genügend arbeiten können, mit verliebten Beteuerungen bekämpft hatte, reifte sie ab. Mit Schaudern sah sie den Tag näherkommen, La sie der Mutter ihren Entschluß, wieder Lei ihr zu bleiben, würde ent hüllen müssen. Sie hatte erst zum Schreiben angesetzt, dann die Feder müde fallen lassen. Es dünkte ihr unmöglich, ni-eber- zulegen, was sich- über ihre Lippen nicht drängen -wollte. Renate fühlte sich beklommen, verzweifelt in der Einsamkeit. Der Herbst kam mit seinen Begleitern, dem Sturm, der Las Das Los der Deutschen aus Elsatz- Lothvinaen. Der Hilfsbund für die Elsaß-Lothringer im Reich ist tm neubesetzten Gebiet verboten worben, weil er „eine Gefahr für die Sicherheit der Besatzung-struppen und die öffentliche Ordnung" bilde. Durch französische Maßnahmen wurden nach Abschluß des Waffenstillstandes gegen 150 000 Deutsche aus Elsaß-Lothring-en von Heim und Herd, aus Besitz und Beruf vertrieben. Mittellos, elend und halb verhungert haben viele von ihnen im Industriegebiet an der Ruhr neuen In dieser Ehe war es, als habe Gerta -alles an sich gerißen, was Löben und Freudigkeit bedeutet. Nachdem er Renate begrüßt hatte, schritt- er zu Gerta hin, legte seinen Arm um ihre Schultern und sagte zärtlich: „Das ist schon. Gerade heute hatte ich eine so große Sehn sucht, nach Hause zu kommen.- Nur freut es mich doppelt, früher hier zu sein." Gerta machte sich aus Ler Umschlingung frei. „Ich finde, es wird immer früher, Walter! Habt ihr nichts zu tun?" Und zu Renate gewendet, fuhr sie fort: „Man mutz nämlich auf Lie Geschäfte Ler Männer stets aufpassen." Wolter Reintol betrachtete seine Frau verliebt und stolz: „Das versteht sie, Lie Kleine. Denke dir, Renate, sie windet meinem Teilhaber, wenn sie ihn irgendwo trifft, die Prozesse so zusagen aus der Hand, damit- ich sie bekomme." Frau Heinsius stimmte in Las Lob Les Schwiegersohnes ein, ün-d Gerta hörte alle Hymnen mit Selbstverständlichkeit an. Sie triumphierte über Renate, sie, Lie Gefeierte, -die Begehrte, neben Ler schönen, von der Natur üb-rreich bedachten Schwester. Es bedurfte nicht einmal Les Scharfblickes von Gerta-, um Renate anzumerken, Laß ihre Stimmung nicht die einer geliebten, glück lichen Frau wav. Der Verein der Auslan-spresse auf dem Rückzug ' Zu vem Schreiben des Vereins der ausländischen Presse in Berlin, in dem mit „Abbruch der Beziehungen" zu den deutschen Behörden usw. gedroht wurde, hat jetzt eine Voll versammlung Les Vereins Stellung genommen. Diese hat zwar dem Vorstand ihr Vertrauen ausgesprochen, aber das muß Wohl in einer Form geschehen fein, die einer Verur teilung seines Verhaltens ähnlich sah. Denn LerVorstanL ist zurückgetreten. Die Reichsregierung hat inzwischen Las Schreibendes Vereins alsunbegrün - det und ungehörig zurückgewiesen; sie teilt mit, daß der Verein nicht einmal um Ermäßigung der Gebühren sür Dauervisen und Unbedcnklichkeitsvermerke eingekommen ist, deren Höhe den Hauptbeschwerdepunkt bilLeie. Aus In- und Ausland. Berlin. In der zweiten Halste Les Monats Juni ist im unbesetzten Gebiet Lie Zahl der Vollerwerbslosen von 213 000 auf 241000, d. h. um 13 g e st i e g e n, die Zahl der unter- stützungsbcrcchtigten Angehörigen Vollerwerbsloser von 269 000 aus 298 000, also um 8,5 A. Kopenhagen. Auf Düppel wurde ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Einverleibung Norbschteswigs in Däne mark im Jahre 1920 enthüllt. - Paris. Trotz des vom Ministerpräsidenten Herriot aus gesprochenen Wunsches, Ler Senat möchte während der Dauer der Londoner Konferenz das Amne stiegesetz durchberaten, hat der Senat sich bis zum 31. Juli vertagt. Rom. Ein offizielles Aktenstück des Gerichtshofes von Leccein Apulien besagt, daß in diesem Wahlbezirk bei den letzten Wahlen über 34 000 Stimmen mehr abgegeben worden seien, als cs dort überhaupt berechtigte Wähler gebe. Kairo. Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Zaglul Pascha wurden der Scheich Shaweesh und einige andere Personen verhaftet. Sao Paulo. In einer Proklamation erklären die Auf ständischen, daß sie einen von Brasilien unabhängigen Staat Sao Paulo gründen wollen. Vie kntlsllung kilüenbranas Stuttgart, im Juli. Die Abberufung des -württemlbergischen Gesandten- in Berlin, Hildenbrand, hat hier beträchtliches Aufsehen erregt. Vielfach wurde angenommen, daß er infolge feiner politischen Gesinnung gefallen sei; die bürgerlich-sozial demokratische Mebrbeit im L-ande Labe ihn seinerzeit in „Das erste Ehejahr". 39 Roman von Ruth Goetz. Copyright 1914 by Greiner H Co., Berlin W 30. Nachdruck verboteu „Selbstverständlich! Denkst Lu, ich quäle mich ab? Nein, Lazu ist der Mann La! Die Herren der Schöpfung wünschen auch nicht, daß wir arbeiten. Sie lieben uns nur, wenn wir ihnen als Sphinx und Rätsel erscheinen, nicht aber als brave Hausmütter." Wie die leicht hingewoifenen Worte Renate an das Ohr schlugen, nickte sie still vor sich hin. Gerta hakte recht mit ihrer Lebensweisheit. Ihr Streben ging einst baraus, den Mann Lurch ihre Arbeit, ihre Hilse glücklich zu machen. Er- hatte es ihr mit Verrat ge lohnt. Sie wollte ihm nicht mit Len kleinen Sorgen Les All tags in das Reich seiner Gedanken fallen. Darum ging er hin und vernachlässigte sie einer anderen wegen. Gerta hatte recht, tausendmal recht. Einst war ihre Liebe groß-, grenzenlos gewesen; er hatte sich übersättigt gefühlt. Sie gab ihm keine Rätfel mit ihrer ehrlichen, geraden Natur. Wie ein dunkler Schleier legte sich die Erkenntnis auf ihre klaren Augen. Gerta merkte Lie Schwäche Ler Schwester nicht. Draußen hörte man einen Schlüssel in das Schloß stecken. Schritte gingen langsam, wie müde, über den Flur. Auf Gertas hübschem, nichtssagendem Frauengesichte zeigte sich eine Falte Les Unmutes. „Da ist Walter schon. Er geht jetzt stets gar so pünktlich. Mir scheint, er hat jetzt nicht genug zu tun." „Willst -du deinem Mann nicht guten Tag sagen? Laß Lich nicht Lurch mich stören!" sagte Renate. Aber Gerta hcL entsetzt Lie Hände. „Wie er von Ler Arbeit kommt? Nein, er muß sich um kleiden, bevor er meinen Kuß bekommt." Es -dauerte eine geraume Zeit, da erschien Master Reur- tal im Herrenzimmer, wohin die Mutter mit Len Leiben Schwestern sich zurückgezogen hatte, während man im Eßzimmer Len Tisch Leckte. Das eilige -Klappern der Messer drang -herein, Lie Teller klirrten, und Gerta hielt sich mchrere Male Lie Hände vor die Ohren. Mit einer falschen Lässigkeit sagte Gerta, «he Ler Mann Lie Tür öffnete: „Rasch herein, Walter! Schau, wer hier sst!" Renate erkannte Len Mairn, Ler herzlich auf sie zutrat, zu erst kaum, ebenso, wie sie Gerta nicht wiedererkannt hatte. Er schien gealtert. Sein schönes, braunes Gesicht sah müde aus. Die Augen blickten melancholischer, bie Kleidung zeigte nicht mehr die Sorgfalt, bi« -Renate von früher her in Erinnerung hatte. Deutsch-Oesterreich. Verbot des Deutschen Tages in Salzburg. Die öster reichische Regierung hat lven im Anschluß an den national sozialistischen Parteitag in Salzburg geplanten „Deutschen Tag", an dem etwa 18 000 Mann der reichsdeutschen Wchr- unv Kampfverbände und Lie gegenwärtigen politischen Füh rer der DclilschvöMschen im Reiche hätten teilnehmen sollen^ mit Rücksicht auf Bc senken außenpolitischer Natur verboten, da, wie cs in einem Erlaß des Bundes kanzleramtes heißt, eine solche Veranstaltung nicht nur in unliebsamer Weise die Aufmerksamkeit einzelner vom Stands- Punkt des Sanierungswerkes wichtiger fremder Regierungen erregen dürfte, sondern auch gerade Ler deutschen Negierung im Hinblick auf deren Verhältnis zu den Westmächten be sonders gegenwärtig unerwünscht sein könnte. — Die „Deutsch-österreichische Zeitung" kritisiert das Verbot sehr scharf als eine Absage an den Anschlußged-anken. r vorher 0,3 6,0 0,17