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Die Sachsen-Zeituna enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschost Meißen, de» Amtsgerichts und Stadtrat» zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Stoffen u. a. Är/Mf/lM, Swmke, v. Äk'Se/7«' : »U S0»»ldpf»nnig, »U »»»spaUnieIeil« »«i «»«Uchen Pfennig, di« Lgrspnttrne «efilamt^il« im ««ilUchen T«il« d«r DrUun, l»0 L»Idpf«»mg. Rnchmeifnngegrdützr M Dol». Km/V/7sS?r,5 Slr. ö armahme dis vormittags 10Uhr. --Für Richtigkeit der drmP Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nadattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch xlagr eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen eutgege». Die,Sachsen-Zeitung* erscheint täglich nachmittags S Uhr für den folgende» Tag. 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Man wirst Frankreich vor, daß es nicht genügend Rücksicht auf die höheren Interessen Europas genommen habe und daß es gar keine Rücksicht aus die beson deren Interessen Englands nimmt. Außerdem wird nach der. allgemeinen Ansicht die finanzielle und moralische Unterstützung, die Frankreich den kleinen Nationen für ihre Bewaffnung an gedeihen läßt, einen neuen Krieg unvermeidlich machen. Frank reich entnervt unser Volk, das sich in aller Aufrichtigkeit fragt, ob es nicht in die Notwendigkeit versetzt werde, seinerseits mili tärische Vorbereitungen zu treffen und neue Alliancen zu suchen. — Auf die Frage über das Verhältn s der Reparationsregelung zu den internationalen Schulden antwortete Macdonald: Wir sind der Ansicht, daß die Frage der französischen Schulden gegenüber England nicht angeschnitten werden kann, ohne daß zu gleicher Zeit die gesamte europäische Lage erörtert würde. Ich würde niemals zulassen, 'daß diese beiden Fragen voneinander getrennt werden. — Macdonald sprach sich alsdann über den Völkerbund aus und erklärte: Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund würde Franrkeich im Osten die beste Sicherheits bürgschaft sein. Auf die Bemerkung, daß auch PoincE in Frankreich Gegner seiner Politik habe, diese aber glauben, eine Räumung des Ruhrgebietes sei nicht möglich, bevor andere Bürgschaften geschaffen worden seien, antwortete Nr englische Premierminister: Das weiß ich, aber wir werden demnächst den Realitäten gegenüber gestellt werden oder wir werden uns an den Abgrund führen lassen. Die französische Ruhrbesetzung bringt keinerlei Vorteile, weder Frankreich noch England noch irgend jemand, aber sie birgt in sich die Keime für alle möglichen Kalamitäten. Es wäre ein großer Irrtum anzunehmen, daß man auf lange Zeit ungestraft eine Nation in ihren Interessen schädi gen oder in ihren Stolz erniedrigen kann. Die Leipziger Messe unter ber Erde! (Eigener Fernsprechdienst der „Sochsen-Zeitun g".) Leipzig, 28. Ian. In Leipzig machen zwei ebenso große wie kühne Bauprojekte von sich reden. Es handelt sich um den Bau eines Messehauses unter dem Marktplatz und eines sinter- grund-Mcsse- und Handelshauses unter der Südseite des Dugustusplatzes, dieses mit einem Zugang zu der projektierten Untergrundbahn. Dem Vernehmen nach soll der Rat der Stadt dem ersten Projekt schon grundsätzlich zugestimmt haben. Unterkünfte der SachverftLndigen- «»»schüsse. (Eizener Fernfprechdienst b«r „Sach sen- Z eit« n g".) Berlin, 28. Ian. Die beiden Sachverständigen- ausschüsse werden ihre Mitglieder, Sekretäre und Hilfsper sonal, ungefähr 100, gemeinsam in einem Berliner Hotel unterbringen. Den Ausschüssen werden beson dere Unterkunstsräume in einem Reichsgebäude zur Verfügung gestellt. Man rechnet mit einer Dauer der Arbeiten von einem Monat. Deutsche au» Polen «erwiesen (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung") Warschau, 28. Ian. 15 Deutsche haben erneut Aus weisungsbefehle erhalten. S'e haben innerhalb drei Tagen Polen und Pvmmerellen zu verlassen. vrr ts»e»si»-kr-»fSfif»e freunafKskiwenfag. Prag, 26. Januar 1924. Der Freunbschafts- und Bündnisvertrag zwischen Frank reich und der Tschechoslowakei enthält folgende Bestimmungen: Die Regierungen der Republik Frankreich und der Republik Tschechoslowakei stehen auf dem Grundsätze, d:e internationalen Verpflichtungen, welche im Völkerbundspette jewrlichst bekräftigt nd, zu respekrieren. Sie sind in gleicher Weise bestrebt, den Frieden zu schützen, dessen Erhaltung für die politische Stabilität untz die wirtschaftliche Aufrichtung Europas in gleicher Weise notwendig ist. Zu diesem Zwecke sind sie entschlossen, die Ach tung des internationalen Rechtes und der politischen Veiem- barungen und Verträge, welche sie gemeinsam unterschrieben Huben, sicher zu stellen. Sie sind der Anschauung, daß zur Er reichung dieses Zieles eine gegenseitige Sicherheit, vor ^allem gegen eventl. Angriffe und zur Verteidigung ihrer gemeinsamen Was der „Matiu" erzählt. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Paris, 28. Ian. Dem belgischen Berichterstatter des „Motin" hat eine hochgestellte politische Persönlichkeit folgende Erklärung gegeben: Italien und Jugoslawen verpslichtet das politische Abkommmen, den „Status quo" auf dem Balkan und in Zentraleuropa aufrech.zuerhalten, ferner an dem Fortbestehen der gegenwärtigen Friedensverträge zu wirken. Dieses Ab kommen bedeute andrerseits eine Annäherung zwischen Italien und der Kleinen Entente und eröffnet dadurch die Aussicht auf enge Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Italien. Der Fiumestaat hat durch dieses Abkommen aufgehört zu existieren, wenn Fiume an Italien fällt und die kleinen Häfen Barros- Delta und Bamhino zu Jugoslawen kommen. Auf diese Weise sind das italienische Selbstbewußtsein und die wirtschaftlichen Bedürfnisse Iugoslaviens befriedigt. Ein Milstärabkommen und ein Handelsvertrag werden die Friedensverträge ergänzen. Der erste Sachverständigen-Ausschutz bei der Arbeit. (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch se n - Z e i t u n g".) Paris, 26. Ian. (Telumon). Die Sachverständigen des Komitees Dawes haben gestern früh zweieinhalb Stunden über das Problem der deutschen Eisenbahnen beraten. Sie vernahmen den englischen Eisenbahnsachverständigen Aswvrth und seinen französischen Kollegen Leverve. Die Beratungen bezogen sich hauptsächlich auf die Möglichkeiten der Aus beutung des deutschen Eisenbahnnetzes. Weiter wurde die Möglichkeit erörtert, die Eisenbahnen an private Gesellschaften zu verpachten.' Gestern nachmittag hat sich der Ausschuß um 4 Uhr wieder versammelt und auch die beiden Sachverstän digen bei dieser Gelegenheit wieder vernommen. Die Sitzung wurde um 6 Uhr beendet. Heute früh wird das Komitee voraussichtlich zu einer neuen Sitzung zusammentreten. Montag abend reist es nach Berlin ab und wird, wie verlautet, im Hotel Esplanade absteigen. Die Sachverständigen dürsten Gäste der Reichsregierung sein. Barthouüber die Hoffnungen Frankreichs. (Eigener F e r n s p r e ch d i e u st der „Sa ch s e n - Z e it u n g".) Paris, 26. Jan. Der Vorsitzende der Reparations kommission Barthou hielt gestern nachmittag in der geogra phischen Gesellschaft einen Vortrag über die Hoffnungen Frank reichs. Einige Sätze haben aktuelles Interesse. Barthou sagte: „Das Jahr, das jetzt begonnen hat, wird auf das Schick sal Frankreichs einen entscheidenden Einfluß ausüben. Wir müssen den Blick ins Innere des Landes und über die Grenzen Frankreichs hinauswenden, um zu erkennen, daß die Lage sehr ernst ist. Wir wollen keine Pessimisten sein, aber es wäre falsch, diesen Ernst zu leugnen. Macdonald und Mac Kenna. (Eigener Fernsprechbirnst der „Sachsen-Lei tun g".) Paris, 27. Jan. Wie aus London berichtet wird, wird Ramsey Macdonald mit Mac Kenna, dem Vorsitzenden des zweiten Sachverständigenausschusses, der sich gegenwärtig in London aufhält, vor dessen Abreise nach Berlin verhandeln. Nach derselben Meldung versichert man in politischen Kreisen, Macdonald und Mac Kenna wären hinsichtlich der zu verfolgen den Politik, nämlich was die Arbeiten der beiden Sachverstän digenausschüsse anbetreffe, vollkommen einig. Interessen unentbehrlich sind. Die Bevollmächtigten der beiden Staaten sind sür den Präsidenten der Republik Frankreich Raymond Poincarö, Ministerpräsident, und für den Präsidenten der tschechoslowakischen Republik Dr. Benesch, Außenminister, welche ihre Vollmachten ausgetauscht, in Ordnung befunden und sich auf folgende Dispositionen geeinigt haben: Artikel I: Die Negierungen der Republik Frankreich und der Republik Tschechoslowakei verpflichten sich, in jenen aus wärtigen Fragen, welche geeignet wären, ihre Sicherheit zu be drohen und welche die im Friedensvertrage festgesetzten Statu ten, dessen Sionatare beide Regierungen sind, schmälern könn ten, zu verständigen. Artikel II: Beide Teilen werden sich über die Vorkehrungen geeigneter Maßnahmen verständigen, welche ihre gemeinsamen Interessen in dem Falle, daß sie bedroht werden, sichern sollen. Artikel III: Beide Vertragsteile sind verpslichtet, einig in der Erkenntnis der Bedeutung, welche die politischen Grund sätze, die im Art. 88 des Friedensvertrages von St. Germain vom 10. September 1919, sowie in den Genfer Protokollen vom 14. Oktober 1922 enthalten sind, für die Erhaltung des allgemeinen Friedens zu wirken und verpflichten sich, sich über jene Maßnahmen zu verständigen, welche in jenem Falle vor zukehren sind, wenn diese Grundsätze bedroht würden. Artikel IV: Beide Vertragsteile ziehen insbesondere die Deklarationen der Botschafterkonserenz vom 3. Februar 1920 und 1. April 1921 in Betracht, nach welchen auch in Zukunft ihre Politik sich richten wird und im Zusammenhänge damit auch die Deklaration, welche die ungarische Regierung am 10. April 1921 den diplomatischen Vertretern der Alliierten gegenüber abgegeben hat. Sie verpflichten sich, daß in jedem Falle, daß ihre Interessen durch die Nichtachtung der in diesen verschiedenen Deklarationen ausgesprochenen Grundsätze bedroht würden, ein Einvernehmen herzustellen. Artikel V: Beide Teile bestätigen, daß sie vollständig über einstimmen in der Erkenntnis der unbedingten Notwendigkeit im Interesse der Erhaltung des Friedens einen gemeinsamen Stand punkt im Falle eines eventuellen Versuches einer Restauration der Dynastie Hohenzollern in Deutschland einzunehmen und verpflichten sich, sich über die Vorkehrungen zu verständigen, welche in einem solchen Falle durchzuführen sind. Artikel VI: In Uebereinstimmung mit den Grundsätzen, welche im Völkerbundspakte zum Ausdruck gebracht worden sind, verpflichten sich die Vertragsteile, daß in jenem Falle, wenn in Zukunft zwischen ihnen strittige Fragen entstehen, diese durch freundschaftliche Verständigung oder auf diplomatischem Wege nicht zu lösen sind, diese Streiffälle dem ständigen internatio nalen Gerichtshof vorzulegen. Artikel VII: Beide Vertrogsteile verpflichten sich, sich jene Uebereinkommen mitzuteilen, welche ihre Politik in Mitteleuropa betreffen, die bisher abgeschlossen worden sind, sowie sich gegen seitig vorher zu beraten, bevor solche neuen Uebereinkommen abgeschlossen werden. Sie erklären, daß in dieser Richtung in den gegenwärtigen Verträgen nichts enthalten ist, was dem bis herigen Vertrage widerspricht, insbesondere nicht dem Bündnis vertrag zwischen Frankreich und Polen, den Uebereinkommen oder Verständigungen, welche die Tschechoslowakei mit der Bundesrepublik Oesterreich, mit Rumänien, mit Jugoslavien abgeschlossen hat und ebenso auch nicht den Vertrag, der mit dem Austausch der Memoranden vom 8. Februar 1922 zwischen den Regierungen Italiens und der Tschechoslowakei abgeschlossen wurden. Artikel VIII: Dieser Vertrag wird dem Völkerbunde, ent sprechend dem Artikel 18 des Paktes, mitgeteilt werden. Dieser Vertrag wird ratifiziert und die Ratifikationsurkunden werden sobald als möglich in Paris ausgetauscht werden. Zur Bekräftigung dieses Uebereinkommens haben die Be vollmächtigten den Vertrag unkerschrieben und ihren Siegel untergesetzt in zwei Ausfertigungen in Paris am 25. Ja nuar 19Ä. gez. Dr. Benesch, Außenminister, gez. Poincare, Ministerpräsident. * „Ältere MnUreiL" — sagt cler sigsro. Gewiß, Poincarö wackelt; aber ob er sauen wtro, o» nicht, ist doch für uns gleichgültig. Ebenso gewiß, tritt ein «noerer an seine Stelle, Briand, Barthou, so können wir vielleicht auf etwas mehr äußerliche Konzilianz, aber doch nicht auf eine andere politische Konstellation rechnen. Es wird schon wieder deutlich, daß man in Frankreich seinen zweiten Trumpf ausspielen will, die sogenannte Siche rung k f r a g e. Im .Figaro" äußert sich ein Anonymus über vic Lage derdeutschen Armee. Immer das alte Lied: die Reichswehr sei durch zahlreiche Freiwillige „zwecks Unterdrückung der kommunistischen und nationalistischen Putschversuche- verstärkt worden; aber diese Freiwilligen habe man nicht wieder entlassen. Dabei passiert dem „Figaro" doch das Pech, daß er die Stärke der Reichswehr, wie sie der Vertrag von Versailles sestsetze, auf 150 060 Mann beziffert, während sie doch bestimmungsgemäß tat sächlich nur 100 000 Mann zählt. Und da er die durch Frei willige verstärkte Reichswehr mit 170 000 Mann angibt, so ist diese ganze „schwarze Reichswehr" laut „Figaro" — 20000 Mann stark. Zittre, Frankreich! Und nun gar die Polizei! Die stände jetzt unter dem Befehl der Divisionsgenerale; das gehe hin und her und her und hin zwischen den beiden, Polizei und Reichs wehr. Sagt der „Figaro". Aber nun gebe es noch eine ganz schwarze Reichswehr; das seien die irrcaulären Formationen. Und die seien nicht weniger als 500 000 Mann stark. Das wären also alles in allem — wenn der „Figaro" recht bätle — 670 000 Mann und dazu die Schupo mit 150 000 Mann. Das heißt also etwa soviel wie das aktive fran zösische Heer betrügt. Zittre Frankreich! Und Waffen habe dies deutsche Heer, Waffen im Überfluß! Sagt der „Figaro". Nicht etwa Waffen aus dem Ausland gekauft, sondern „in zahlreichen Gegenden, in Magdeburg, Kassel und Stettin könne die Kriegsindustrie wieder ausgenommen und gegebenenfalls zur vollen Leistungsfähigkeit gesteigert werden," kurz, Deutschland arbeite mit unverdrossener Hartnäckigkeit an der Schaffung einer nationalen Armee, die mit Material im Überfluß ver sehen werde. Nur darum hätten die Nachbarn Deutsch lands das größte Interesse daran, sich gegen jeden kriege rischen Eventualfall zur Wehr.zu setzen. Sagt der „Figaro".