Volltext Seite (XML)
von den Finanzämtern, in den drei Dresdner Bezirken nur vom Finanzamt Dresden-Neustadt bezogen werden. Steuerpflichtig sind alle natürlichen Personen, Personenvereinigungen oder juristische Personen des Privatrechts, die selbst oder deren Rechts vorgänger Schuldverschreibungen begeben und nicht bis zum 1. Januar 1918 getilgt haben. Schuldverschreibungsähnliche Aktien, die bis Min 14. Februar 1924 getilgt sind, werden wie Schuldverschreibungen besteuert. Die am 1. März fällige Steuer beträgt 2 v. H. des um 15 v. H. (— Auswertungsbetrag der Dritten Steuernotverordnung) verminderten Goldmarkbetrages der Schuldverschreibungen, d. h. 1,7 v. H. ihres vollen Goldmark betrages. Bei den bis zum 1. Januar 1918 begebenen Schuld verschreibungen ist der Goldmarkbetrag gleich dem Nennbetrag. Bei den später begebenen Schuldverschreibungen ist der Gold wert über den Berliner Dollarmittelkurs (1 Dollar — 4,20 Goldmark) zu errechnen. Für die Zeit bis zum 2. Februar 1920, dem Wiederbeginn der amtlichen Dollarnvtierung sind vom Reichsfinanzministerium Dvllarkurse festgesetzt worden, die bei den Finanzämtern zu erfahren Md. Für die spätere «Zeit ent scheidet der Dollarmittelkurs (Auszahlung Neuyork) am Tage der Begebung. Als Tag der Begebung gilt in jedem Falle der Tag, an dem die Schuldverschreibungen der betreffenden Emission erstmalig ausgegeben oder veräußert oder verpfändet oder zum Gegenstand eines Geschäftes unter Lebenden gemacht oder die ersten Zahlungen auf sie geleistet worden Md. Wird die am 1. März fällige Steuer nicht spätestens bis zum 8. März entrichtet, so ist für jeden auf den Zeitpunkt de^Fälligkeit sollen den angefangenen halben Monat ein Zuschlag von 5 v. H. des Rückstandes zu zahlen. x « KechAr-chLM » - SrMleunigung Srr DvilproLLffs Dresden, 28. Februar. Ueber die Frage schreibt die „Sächsische Industrie", das amtliche Organ des Verbandes Sächsischer Industrieller, folgendes: Durch die Verordnung vom 4 Januar 1923 ist u. a. angeordnet worden, daß Privat klagen wegen Beleidigungen, 'Körperverletzungen, Hausfriedens bruch usw. bis 31. März 1924 ruhen. Durch diese Verordnung, die sich lediglich! -aus Strafsachen bezieht, werden aber die Zi vilprozesse vor den Amts- und Landgerichten über bürgerliche Rechtsstreitigkeiten in keiner Weise berührt. Die Rechtspflege auf diesem Gebiete läuft ungehindert fort. Es ist aber sogar durch weitere Verordnung der Reichsregierung für eine Be schleunigung des Verfahrens in bürgerlichen Rechtsstreitig keiten Sorge getragen worden. Hur üer« Ein Wiener Skandalprozeß. In Wen begann der Prozeß gegen die Sprachlehrerin Kadivec und ihre Mitange klagten, die Wegen sadistischerKindermißlhaiidlun- gen vor Gericht stehen. Die jetzt 44 Jahre alte Sprachlehrerin hatte sich unter dem Namen „Salon der Baronin Cabos" ein elegantes Heim eingerichtet, in dem vor zahlenden Zuschauern Kinder regelrecht arisgepeitscht wurden. Unter den ausgepeitsch- ten Kindern befand sich die 13jährige außereheliche Tochter der Angeklagten. Die Kadivec ist geständig und gilbt ihre sadistische Veranlagung zu. Für die ganze Dauer des Prozesses wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Berliner Bevölkerungsbilanz 1923. Die Volkszahl der Reichshauptstadt im Sinne des heutigen Groß-Berlin betrug Anfang 1924 4 004 000 gegenüber 4 019 000 An fang 1923. Hatte Groß-Berlin 1920 noch einen Geburten überschuß von 8000 Personen und 1921 noch einen solchen von 7000, so zeigt bereits 1922 einen Sterbeüber schuß von über 7000 und 1923 einen solchen von über 11000 Personen. An Tuberkulose starben in Groß-Berlin im Jahre 1923 7249 Personen gegenüber 6523 im Jahre 1922 und 5819 im Jahre 1921. Schülertragödien. Vor kurzem stürzt sich in einem Berliner Vorortghmnasium ein Schüler, der ein schlechtes Weihnachtszeugnis erhalten hatte, vom dritten Stock aus 'n den Lichtschacht des Treppenhauses und war auf der Stelle tot. Jetzt hat sich in Berlin eine zweite Tragödie dieser Art abgespielt: eine 17iäbriae Kontoristin stürzte sich . Lie M einander WS. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten. Dayer auch seine kecke Zudringlichkeit! Freilich, wenn sie gerecht sein wollte — sah sie denn anders aus und noch dazu bei dieser Arbeit des Teppichklopfens? „Nein, bei der Frau Rat bin ich nicht! Ich bin im ersten Stock!" entgegnete sie, damit ja auch nicht die Un wahrheit sprechend. In verstohlener Schelmerei blickte sie ihn an, während sie den Teppich abbürstete. „Ist vielleicht etwas zu bestellen? Ich will es gern ausrichten." „Wenn Sie so liebenswürdig sein wollen, schönes Kind — wollen Sie der Frau Rat sagen, daß sie mich heute nach mittag um fünf Uhr erwarten möchte, da ich sie jetzt leider nicht angetroffen habe —" Dabei nahm er seine Geldbörse aus der Tasche und ver suchte ihr ein Fünfzigpfennigstück in die Hand zu drücken. Sie weigerte sich, es zu nehmen. Doch er drängte, und da gab sie nach. Mit einem schwer zu erklärenden, spitzbübischen Blick sah sie ihn an, während sie „danke" sagte und das Geld stück in ihre Schürzentasche gleiten ließ. Um ihre Mundwin kel huschte ein schalkhaftes Lächeln. Obwohl der Offizier nun nichts mehr zu erledigen hatte, ging er doch nicht gleich. „Juli—a, wie lange zögert man! Flink, flink, man eile sich — ich will frühstücken —" tönte es da plötzlich mit Pathos in den Hof hinunter. Beinahe erschreckt blickte der junge Offizier zu dem Fenster hinauf, aus dem diese ölige, schmelzende Stimme klang, und er sah einen Herrn mit schwarzem, spitz zuge schnittenem Bollbart und kühn in die Stirn gezogener Künstlerlocke sich hinauslehncn. „Nanu, was ist denn das für'n Athlet —?" fragte er. Iulchen kicherte in sich hinein. „Das ist Herr Doktor Schultze aus dem ersten Stock —" „Aha, Ihr gestrenger Brotherr! Also haben Sie die Güte, meine Bestellung auszurichten." Nachlässig griff er an seine Mütze und ging fort; be- gt lächelnd sah sie ihm nach. Das kleine Abenteuer Spaß gemacht, io daß sie der Verstimmung des aus dem vierten Stock des Hauses,, in dem ihre Eltern wohnen, auf das Pflaster herab, weil sie unentschuldigt den Unterricht in der Pflichtfortbildungsschule versäumt hatte und deshalb in Strafe genommen werden sollte. Auch sie blieb mit zerschmettertem Kopf tot liegen. Unterbrechung des Fährdienstes Saßnitz-TreAeborg. Der Fährdampferverkehr Saßnitz-Trelleborg erlitt infolge der Eislage eine Unterbrechung. Beide Fährdampfer, die am Dienstag von Trelleborg abgingen, blieben im Eise stecken. Die deutsche Personenfähre wurde von einem deutschen Kreuzer befreit, während die schwedische Güter fähre im Eise sitzen bleiben mußte, da der deutsche Kreuzer ihr wegen Kohlenmangels nicht beistehen konnte. Von seinen Söhnen ermordet. Vor einigen Tagen wurde in Gilching bei München der Sägewerksbesitzer Bissinger ermordet. Von einer Wirtschaft zurück kehrend, war er in der Nacht im Hausgang seines An wesens erschossen worden. Der Verdacht fiel auf zwei Radfahrer. Nun aber hat die Angelegenheit eine über raschende Wendung genommen. Die zwei Schüsse, die auf Vissinger abgefeuert waren, kamen, wie die Untersuchung zeigte, aus nächster Nähe. Der Verdacht fiel dann auf die beiden Söhnedes Ermordeten, die, einem Kreuzverhör unterworfen, das Geständnis ablegten, den Vater ermordet zu haben. Einundvierzig Seeräuber hingerichtet. Das Gericht in Kanton (Südchina) hat 41 Seeräuber zum Tode verurteilt und hinrichten lassen. Die Verbrecher waren Mitglieder einer Bande, die monatelang die chinesischen Gewässer 'unsicher gemacht und Schiffe geplündert hat. Am 20. Januar glückte es den Behörden, das Seeräuber schiff abzufangen und die Piraten, darunter zwei Frauen, unschädlich zu machen. Die beiden weiblichen See räuber wurden zu lebenslänglicher Zwangs arbeit verurteilt. Boxer als Mörder. In Berlin begann unter gewaltigem Andrang des Publikums die Verhandlung in dem Raub mord Prozeß Friedmannr Angeklagt sind wegen des Mordes Ler Schlächter Hoffmann und der Bäcker Alfred Schulz, wegen Begünstigung u. Hehlerei Ler HänLler Bern hard Schulz. Hoffmann und Mfröd Schulz waren in Boxer und Ringerkreifen als Amateure sehr begannt. Friedmann, ein Börsenmakler, der homosexuell veranlagt war, trat zu ihnen in Beziehungen, und sie sollen ihn dann bei einem Besuch in sei ner Wohnung niedergeboxt, ermordet und beraucht haben. Einen gewissen Höhepunkt der Verhandlung bildete ein von der Ver- teidignnH gestellter Antrag, nach dem die Meisterboxer Brei tensträter und Prenzel als Sachverständige über die Wirkung von Boxstößen vernommen werden sollen. Das Ge richt behielt sich die «Beschlußfassung Wer diese Anträge vor. «... Fußball contra Stiergcfecht. Die vielen Ausländer, die jährlich Madrid und Sevilla besuchen, um die Sen sation eines Stierkampfes auf sich einwirken zu lassen, werden bald Spanien mit einer großen Enttäuschung ver lassen müssen. So unglaublich es auch klingen mag: in einigen Jahren werden in Spanien die Stierkämpfe nur mehr zu den Erinnerungen einer entschwundenen Ver gangenheit gehören, und wo früher Zehntausende von Zuschauern dem siegreichen Torero zugejubelt hatten, wer den Fußballmannschaften ihre unblutigen Kämpfe aus fechten. , Zeit zwei Jahren hat das Interesse für Stier kämpfe in allen Städten Spaniens stark nachgelassen. Die Zahl der Zuschauer wird immer geringer, und «die Ver anstaltung von Stiergefechten, einst ein glänzendes Ge schäft, beginnt ein unrentables Unternehmen zu werden. Ein Vorfall, der in der Chronik der Stierkämpse vereinzelt dasteht, beweist es auf frappante Weise, daß es keine Übertreibung ist, wenn man vom herannahenden Ende dieses nationalsten spanischen Sportes spricht. Vor einigen Tagen hätte in Madrid ein durch große Reklame ange kündigtes Stiergefecht stattfinden sollen; auf denselben Tag war auch ein Fußballkampf zwischen der Mannschaft eines Madrider Sportklubs und der Truppe eines Sport vereins aus Sevilla anberaumt. Die Karten für den Fuß ballkampf waren bald vergriffen; für den Stierkampf zeigte sich jedoch so wenig Interesse, daß «der Veranstalter es für angezeigt hielt, das Stiergefecht abzusagen. Auch die Zahl der Toreros nimmt rapid ab. Sie waren in Madrid einst povulär als die beliebtesten Operetten- Vaters nicht achtete, der darüber wetterte, daß man noch nicht fertig war und er daher genötigt sei, seine Arbeit za unter brechen und auszugehen, um in der Stille der erhabenen Natur seine Gedanken wieder zur Sammlung zu bringen. „Gehe nur und lasse dir den Frühschoppen gut schmecken, alter Herr!" dachte sie gleichmütig, „um so besser, wenn ich mit der Mutter allein bin!" Und sie war so fleißig und flink bei der Arbeit, daß es eine Lust war, ihr zuzusehen. Bald blinkte das Eßzimmer vor Sauberkeit mit den frischgeputzten Fenstern und dem glänzend gebohnerten Fußboden, so daß man über den doch schon recht schadhaften Teppich und die alten einfachen Möbel hinwegsah. Kurz vor fünf Uhr gab sie acht, ob der Offizier nicht wiederkam. Und als sie" im Fensterspiegel seine schlanke, elastische Gestalt die Straße daherkommen sah, richtete sie es ein, daß sie mit ihm im Hausgang zusammetttraf. Sie hatte am Arm einen Handkorb, in dem ein Kohlkopf und einige Flaschen Bier lagen, und in der Hand hielt sie einen Topf mit Milch — sie wollte in den Keller gehen. Sie war gerade die Treppe heruntergekommen, als er vor der Vorsaaltür der Frau Sanitätsrat Schlosssrmann stand. Er hatte noch nicht geklingelt. Lebbast wandte er sich ihr zu, und sie sah gar wohl seine Verblüffung bei ihrem Anblick. ' „Ah, schöne Iulia —", vertraulich grüßte er und sah voll Bewunderung in ihr reizendes Gesicht, „sind Sie so freundlich gewesen, meine Bestellung auszurichten?" „Ja, Herr Leutnant, und die Frau Rat freut sich sehr auf Ihren Besuch." Er schüttelte den Kopf, während er sie unverwandt an sah. „Welche Metamorphose seit heute vormittag —" Iul chen trug über einem Hanskleide aus schlichtem, dunklen Wollstoff ein weißes gierschürzchen; sie hatte sich mit Absicht heute ganz einfach angezogen, damit sie auf ihn weiter den Eindruck eines Dienstmädchens machte. Das kleine Aben teuer verursachte ihr viel Spaß. „Ich bin kein Metamorphose —" widersprach sie ihm an scheinend erzürnt; aber in ihren Mundwinkeln zuckte ein ver räterisches Lächeln, und die Grübchen in ihren Wangen ver tieften sich. Er lachte herzlich. „Schöne Juli—a, haben Sie auch einen Romeo?" renore oder Fumschauspieler. Seit Kriegsende ist das anders geworden. Es fehlt an Nachwuchs, und die wenigen „Espadas", die für größere Veranstaltungen in Betracht kommen, nutzen die Konjunktur rücksichtslos aus und verlangen beispiellos hohe Gagen. Die abgebrannte Mordstätte. In Jekaterinburg ist das Haus, in dem der letzte Zar und seine Familie er mordet worden ist, abgebrannt. Seit der Mordtat hat das Schreckenshaus unbewohnt gestanden. Die Entstehung des Feuers ist daher ein Rätsel. Da Brandstiftung vorliegen muß, hat das örtliche Exekutivkomitee eine Untersuchung eingeleitet, ohne bisher die Täter ermitteln zu können. Das Ende des türkischen Muezzins. Muezzin heißt der bei den großen Moscheen angestellte mohammedanische Kultusbeamte, der von der Höhe des Minarets herab die Gläubigen am Morgen und am Abend zum Gebet ruft und die im Verlauf des Tages in der Gemeinde einge tretenen Todesfälle verkündet. Dieser Gebetsrufer soll jetzt den Neuerungsbestrebungen der türkischen Regierung zum Opfer fallen. Auf Beschluß der mit der Neuordnung der Kultusgesetze betrauten Kommission wird der Gebetsruf des Muezzin in den anatolischen Moscheen eingestellt, weil, wie es in der Begründung heißt, durch ihn die Ruhe der Kranken und Leidenden gestört wird. Weniger essen, aber Zähne putzen. Das ist der gute Nat, den Dr. Thomas Darlington, früherer Vorsitzender des Newyorker Gesundheitsamtes, seinen Mitmenschen gibt. Man soll sich die Zähne täglich mehrmals putzen und zwischen den Mahlzeiten immer drei bis vier Glas Wasser trinken. Darlington erinnert daran, daß *Dr. Holmes, als er 1877 die Leute veranlassen wollte, sich häufig die Hände zu waschen, ausgelacht wurde. „Arbeit verursacht niemals Müdigkeit," sagt er, „müde macht nur die unerhörte Menge Essen, die man sich in den Bauch stopft, und die man"dann mit Anstrengung verdauen muß. In den letzten fünfzig Jahren hat sich das durchschnittliche Menschenalter um fünfzehn Jahre erhöht. Wenn es so weitergeht, werden wir leben können, bis wir zweihundert- Jahre alt sind." Gott behüte! Er will um jeden Preis den Preis. Die Zuerkennung des Preises in dem von dem Amerikaner Edward Bok ausgeschriebenen Wettbewerb für «die beste Lösung -Des Problems, wie Amerika dem Weltfrieden dienen könne, hat ein merkwürdiges Nachspiel gefunden. Der New- horker Rechtsanwalt Frank Hendrick ist nicht damit zu frieden, daß der Brooklyner Professor Levermore den „Friedenspreis" von hunderttausend Dollar erhalten hat. Er hat Herrn Bok auf Auszahlung des Preises an ihn, Hendrick, verklagt, indem er behauptet, daß der Wett bewerb nicht in gerechter, der Ausschreibung entsprechen der Weise durchgeführt sei, sonst würde der Preis dem von ihm ausgestellten Plane zugefallen sein. Da Frank Hendrick, wie gesagt, Rechtsanwalt ist, kann man sich auf einen langwierigen Prozeß gefaßt machen, und die gan zen hunderttausend Dollar dürften schließlich auf Prozeß kosten und Anwaltsgebühren draufgehen. Wer. lange Weile hat, versuche folgendes schöne Wort recht schnell zu sprechen und für dasselbe eine Verdeutschung zu finden: Hottentottenpotentatentantenattentäter. Handbuch -es guten Tones und der feinen Sitte von K. v. Franken. 48. verbesserte Auflage, (bisherige Auflage 260 000) 304 Seiten. Preis vornehm geb. R-M 3.— Max Hesses Ver lag, Berlin W 15. Guter Ton und einwandfreies Benehmen sind gerade in unserer Zeit erstrebenswerter denn je. Von all den zahlreichen Büchern der gleichen Art ist uns keines bekannt, das so viele Vorzüge in sich' vereinigt wie gerade dieses. Es ist geschmackvoll gebunden und äußerst billig. Nichts von blut leeren, steifen «Förmlichkeiten, überall geht Verfeinerung der äußeren Formen mit innerer Veredelung, stets Höflichkeit mit Herzlichkeit Hand in Hand. Selbst der Erwachsene, der gesell schaftlich Feingebildete wird vieles aus dem Buche lernen. Kein Alter, kein Stand, keine Lebenslage ist unberücksichtigt ge lassen. Jedenfalls möchten wir das Buch als besseres Geschenk zu jeder Gelegenheit, besonders zur Konfirmation und zu Ostern wärmstens empfehlen. M. Er stand vor ihr, ihr den Weg versperrend, und seine kecken, grauen Augen blickten so beharrlich in die ihren, daß sie errötete. Ein Romeo? Was ist das?" wiederholte sie fragend, „kenne ich nicht!" Wieder lachte er. „Romeo ist der Name des Liebsten einer gewissen, be rühmten Iulia! — Haben Sie schon mal was von dem be rühmten Liebespaar „Romeo und Iulia" gehört? Nicht —? Soll ich Ihnen davon erzählen?" „Ich habe keine Zeit —" „— die werden wir schon finden, und bald, schöne Julia! Ich möchte wohl Ihr Romeo sein —" mit einem heißen Blick sah er in ihr reizendes, rosiges Gesicht. Weiß Gott, das Mädel war wirklich zum Anbeißen! Sie verbarg ihre Verlegenheit unter einem kurzen Aus lachen. Wenn er ahnte, wer sie war — daß sie ihn verstand! So hielt er sie doch für ein dummes, unwissendes, kleines Dienstmädchen! „Ach, solcher komischer Name — Romeo! Mein Liebster dürfte mal nicht so heißen — nur Max oder Hans oder Fritz —" „Können Sie auch haben, schöne Julia! Ich hejße nämlich Fritz —" er faßte sie an beide Oberarme, daß sie sich nicht rühren konnte, und verliebt sahen seine kecken, grauen Augen sie an — „na, wie ist's? Soll ich Sie beim Wort halten?" Nein, das ging doch nicht; er wurde zu frech! Wenn jetzt die Frau Rat, die es immer so gut mit ihr meinte, her auskam —I „Bitte, lassen Sie mich vorbei, ich muß in den Keller!" „Darf ich Sie begleiten?" „Wenn es Ihnen Vergnügen macht —! sie befreite sich von seinem Griff, schlug ihn auf die Hand und drückte schnell auf die Norsaalklingel zur Frau Rat, so daß er machtlos da stand, während sie eilig nach der Kellertür lief. Er mußte doch nun das Öffnen abwarten! Freudestrahlend empfing ihn eine ältere, sehr würdig aussehende Dame.. „Grüß Sie Gott, Friß! Nein, wie ich mich freue, den Sohn meiner liebsten Freundin nach so langen Jahren ein mal wicderzusehen! Wie ist der kleine Bub' gewachsen —" Er küßte der Dame respektvoll die Hand und richtete die schönsten Grüße von der Mutter aus. (Fortsetzung folgt.)