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Wilsdruffer Tageblatt : 17.09.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192409176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240917
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-09
- Tag 1924-09-17
-
Monat
1924-09
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 17.09.1924
- Autor
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bekannte Wilsdruffer Gastfreundschaft wird sich wieder bewahr heitet haben, wenn die Soldaten morgen in der Frühe weiter marschieren. Von der Landessynode. Der heute eröffneten Landessynode ist vom Evangelisch-lutherischen Konsistorium der Entwurf einer Verordnung zugegangen, durch die eine Regelung der kirchlichen Beteiligung an Feuerbestattungen erfolgen soll. Ende der Gerichtsferien. Am 1>5. September jeden Jahres endigen die am 15. Juli begonnenen Gerichtsferien. Alle für die Zivilrechtspflege eingetretenen Hemmungen und Unterbrechun gen fallen nach Beendigung der Gerichtsferien fort. Es werden nunmehr wieder in allen Rechtsfragen Termine abgehalten und gerichtliche Entscheidungen (Urteile, Beschlüsse usw.) erlassen. Die bei den Landgerichten, Oberlandesgerichten und dem Reichs gericht während der Gerichtsferien gebildeten Ferienkammern und Feriensenate treten außer Wirksamkeit. Wei der andauern den allgemeinen Geldknappheit und enormen Kreditnot ist es dringend zu wünschen, daß die von der Handelswelt angestrebte Förderung auf Beseitigung der Gerichtsferien im nächsten Jahre von Erfolg gekrönt sein möchten. Sächsischer Landes-Samariter-Verband. Am Sonnabend und Sonntag trat in Dresden der Sächsische Landes-Samariter- Verband zu seinem 14. Berbandstage zusammen, mit dem die 25. Gründungsfeier der Freiwilligen Samariterkolonne des Sa maritervereins Dresden verbunden war. Die Begrüßungsfeier wurde am Sonnabend im Vereinshause abgehalten. Am Sonn tagmorgen führte die Dresdner Abteilung auf dem Gelände des Güterbahnhofes im Backhof praktische Klebungen vor, die Kolon nenarzt Dr. Honecker leitete. Die Tagung schloß mit einer öffent lichen Versammlung und einem FesLall. Rinderschau des Landeskulturrates. Der Landesverband sächsischer Herdbuchgesellschaften veranstaltet am 18. September auf dem Pferdeausstellungsplatz in Dresden-Reick eine Angeld- schau für schwarzbunte Tieflandsbullen und eine Versteigerung von schwarzbunten Jungbullen und Kalben. Angemeldet sind 36 Jungbullen, von denen 31 verkauft werden sollen, und vier Kalben, die in der Zeit voM Januar bis März 1922 geboren sind, und sämtlich zum Verkauf stehen. Die Versteigerung ge ginnt mittags 0-12 Uhr. Wiedersehensfeier der 241er. Die ehemaligen 241er hielten am Sonntag in Dresden eine Wicderschensfeie- ab, zu der sich zahlreiche Kameraden eingesunden hatten. Am Heidenmal auf dem Ehrenhain des Garnisonfriedhofes sand Kranzniederlegung statt. Bei dem Festkommers im Linckeschen Bad konzertierte die Kapelle des Infanterieregiments 10 unter Obermusikmeister Helbig. Der Vorsitzende der Freien Vereinigung Kamerad Bert hold begrüßte die Teilnehmer. Exzellenz v. Criegern hielt die Festrede, in der er unter anderem die Kriegstaten der 53. Er satzdivision, zu der das Regiment 241 gehörte, hervorhob und das Märchen von der mangelhaften Ausbildung der Kriegsfrei willigen zerstörte. Der erste Teil des Weltkrieges sei vorüber, aber auch sein zweiter Teil werde noch kommen, denn im deut schen Volke lebe der unerschütterliche Wille, bas Reich zurückzu- sühren zu Freiheit und Macht. Generalmajor Kracke überbrachte die Grüße des Sächsischen Militärvereinsbundes. Dann wurde die Fahne durch den letzten Regimentsführer Oberstleutnant von Kirchbach geweiht, der auch die Festgrüße des ehemaligen Königs kundgab. Rauchverbot für Jugendliche in der Tschechoslowakei? Die nationalsozialen Abgeordneten hüben einen Gesetzentwurf einge- bracht, daß Jugendlichen unter 18 Jahren die Verabfolgung von Mauchmaterial und das Rauchen in öffentlichen Lokalen und auf öffentlichen Straßen und Plätzen selbst in Begleitung Erwachsener verboten sein soll. Geschirre muffen rechts fahren und links überholen. Das scheint nicht genügend bekannt zu sein. So wird von Herren des Motorradklubs, die bei der Reichsfahrt des Allgemeinen Deut schen Automobilklubs bemüht waren, die Strecke für den Ver kehr freizuhalten, darüber geklagt, daß aus ihre höfliche Bitte, in der Fahrtrichtung rechts zu fahren, manche Geschirrführer ent gegneten, das hätten sie gar nicht nötig. Diese Leute befinden sich in einem großen Irrtum. Es ist gesetzliche Vorschrift für alle Fuhrwerke, stets auf der rechten Straßenseite zu fahren. Soll ein anderes Fuhrwerk überholt werden, so muß allerdings links ausgebogen werden, worauf aber wieder die rechte Fahr- seite einzuhakten ist. Neukirchen. (B a l l o n l a n d u n g.) Am Sonntag nach mittags 4 Uhr überflog das Niederdorf der Luftballon „Schwar zenberg II", der 2,45 Uhr in Chemnitz aufgestiegen war und zwei Herren und eine Dame in seiner Gondel trug. Der Ballon senkte sich in beängstigender Tiefe auf das Niederdorf und weithin waren aus der Gondel die Worte zu hören: „Helfen! Wir lan den!" Aus allen Häusern und Gütern strömten die Menschen heraus und eilten dem Ballon nach, der über wegen der Stark stromleitung wieder etwas stieg und erst etwa ein Kilometer vom Ort entfernt an der Straße Neukirchen—Tanneberg glücklich ge landet ist. Kurze Zeit danach kamen in rasender Fahrt mehrere Autos an die Landungsstelle. Wie sich nun herausstellte, han delte es sich um eine Wette: der Ballon mußte innerhalb 50 Kilometer von Chemnitz aus landen; die Autos mußten ihn 15 Minuten nach der Landung eingeholt Haden. An der Verfol gung des Ballons waren acht Autos und zwanzig Motorräder beteiligt. Das erste ankommende, von einer Dame geleitete Auto erhielt bestimmungsgemäß den ausgesetzten Preis. Der Ballon hatte seine Aufgabe erfüllt. Uebrigens startete auch noch ein zweiter Ballon, der die Richtung nach Mohorn zu nahm. Selbstverständlich brachte diese Veranstaltung viel Neugierige auf die Beine. Nachdem der hier gelandete Ballon wohlverpackt war, wurde derselbe per Bahn seinem Bestimmungsort zuge führt. Die Autos waren aber erst binnen 23 bis 45 Minuten zur Stelle. Wetterbericht. Vorwiegend wolkig, nachts kühl, hohe Lagen kalt, um Mit tag verhältnismäßig warm, am Morgen örtliche Nebel, Mäßige zeitweise etwas böige südliche bis westliche Winde. Schmiedeberg, Bez. Dresden. (Schüller-Chor.) Am Sonnabend beging der Schüller-Chor unter Leitung des Herrn Kantors Große sein diesjähriges Stiftungsfest., Das Konzert Zeigte einwandfreie Darbietungen eines feingeschulten Chores und treffliche Leistungen der Solisten, Frl. Johanna Machner (Sopran), hier, und des Herrn Kempser (Violine), Mitglied des Salon-Iazz-Band-Trios Pietzsch-Marko, Dtesden. — (Ernte.) Seit Eintritt eines günstigen Herbstwetters haben nun auch in unserer Gegend die Erntearbeiten eingesetzt. — (Bahnhofs- b au.) Die Arbeien auf unserem neuen Bahnhofsgebäude schreiten rüstig vorwärts, daß noch im Spätherbst mit der In betriebnahme des neuen Bahnhofs gerechnet werden kann. Die Bahn fährt dann von Obercarsdorf am Hange des Weißeritz tales hin und durch Schmiedeberg als Hochbahn zum neuen Bahnhof. Bad Schandau. (Leichenfund.) In der Nähe des Prebischtores wurde ein stark verwester männlicher Leichnam gefunden, der mindestens schon ein halbes Jahr liegt. Neben der Leiche lag ein Revolver. Nach vorgefundenen Papieren handelt es sich um einen Selbstmörder, der aus Berlin stammen dürste. — St uben b r a n d.) Rechtzeitig verhütet wurde ein größeres Brandunglück. Aus einem Ofen in einem dritten Stock werk sprangen nachts glühende Kohlen auf die Diele. Die Be wohner im zweiten Stockwerk hörten am Morgen ein eigentüm liches Knistern und stellten fest, daß die Decks bereits heiß war. Die Dielen waren bereits durchgebrannt. Die rasch alarmierte Feuerwehr beseitigte die Gefahr. Sebnitz. (N eues Fi n anzam t.) Zum Bau des neuen Finanzamtes stellte die Stadt kostenlos das Bauland. Der Dank des Reiches zeigte sich in der Vergebung des Baues an aus wärtige Firmen, obwohl die Submission bei dem Objekt von 45000 Mk. nur einen Unterschied von 250 Mk. zwischen dem Angebot eines hiesigen Baumeisters und der gewählten Firma aufwies. Auch die Zimmerarbeiten wurden nach auswärts ver geben.. Zu einem weiteren derartigen Bau dürfte Sebnitz wohl nicht wieder das Bauland schenken. Die Gemeierten bei diesem Prinzip sind natürlich wir Steuerzahler und nicht die auftrag gebende Behörde. Sebnitz. (U nfal l.) Ein hiesiger Malergehilfe stürzte beim Anstreichen eines Hauses fünf Meter hoch ab und erlitt einen Unterschenkelbruch, der seine Ueberführung in das Stadtkranken haus nötig machte. Neustadt. Die Hauptversammlung der Lehrer schaft des Schulauffichtsbezirks Bad Schandau findet Dienstag, den 16. d. M., hier statt. Der Hauptvortrag steht auch in die sem Jahre wieder im Zeichen der wissenschaftlichen Heimatkunde. Es spricht Professor Dr. Stübler über „Das Landschaftsbild der Sächsischen Schweiz". Neustadt j. S. Autounfak l.) Am Sonntagabend in der zehnten Stunde sühr das Auto eines Radeberger Herrn bei der 'Kurve am Polenzer Rittergut in den Straßengraben und brach dabei einige Bäume um. Es gelang mit Hilfe von vier Pferden der Gutsherrschast, das Auto wieder auf die Straße zu bringen, damit es seinen Weg fortsetzen konnte. Der Wagen selbst war nur leicht beschädigt. Personen sind nicht verletzt. Brand-Erbisdorf. (Wiederwahl des Bürger meister s.) Im hiesigen Stadtparlament gab es am Freitag einen großen Tag. Auf der Tagesordnung stand die Frage der Wiederwahl des Bürgermeisters Dr. Schröter, besten sechsjäh rige Amtierungszeit nun bald zu Ende geht. Die Linke, die im Brander Stadtverordnetenkollegium den Ausschlag gibt, geriet hart aneinander. Nach einer äußerst lebhaften Debatte, in der Hauptsache zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten, wurde der Antrag der Sozialdemokraten auf Abberufung des Bürger meisters mit den Stimmen der Bürgerlichen abgelehnt. Die Kommunisten enthielten sich der Stimme. Bürgermeister Dr. Schröter wurde somit wiedergcwählt. Zschopau. (4 0 0j ähriges In nun gsjubi läu m.) Die Vereinigte Zwangsinnung der Schmiede, Glaser und Schlös ser zu Zschopau feiert Montag, den 22. September, ihr 400jäh° riges Innungsjubikäum. Lugau. (Erschlage n.) Bei dem herrschenden Sturm der vorigen Woche fiel die große Leiter eines Malergerüstes an der Hohensteiner Straße um und traf ein anderthalbjähriges Kind, das von seiner Mutter in einem Fahrstuhl gefahren wurde. Das Kind starb am Abend infolge der erlittenen Verletzungen. Oelsnitz i. V. (8 i n n b e rgba u.) In den Fluren Lauter bach und Knterhermsgrün sind bereits Abteusungsarbeiten zur Erschließung ehemaliger Zinnbergwerke vorgenommen worden. Diese Arbeiten zur Wiedereröffnung des Zinnbergbaues mußten aber vorläufig eingestellt werden, weil infolge des niederschlags reichen Sommers die" in die Scheunen eindringenden Wasser- mengen nicht zu bekämpfen waren. Adorf. (Frostschäd e n.) In der Nacht zum Freitag sank die Temperatur auf 1 Grad Reaumur unter dem Nullpunkt. Am Morgen waren die Fluren mit Reif bedeckt. Vielerorts haben Gartenpflanzen durch den Frost Schaden erlitten. Zwenkau. (Autobrand.) Ein der Kunstmühle Ostrowo bei Zeitz gehöriges Last-automobil geriet auf der Landstraße bei Zwenkau in Brand. Das Auto wurde völlig zerstört, nur der Anhängewagen konnte gerettet werden. Dommitzsch. (VomBlitz erschlage n.) Ein schwaches Gewitter entlud sich über unserer Gegend. Man glaubte gar nicht, daß das nahe Greudnitz im Bereich des Gewitters lag. Keder dem Ort und den angrenzenden Wiesen schaute durch leich tes Gewölk der blaue Himmel hindurch. Mit einem Male fuhr „aus heiterem Himmel" ein Blitzstrahl hernieder und traf einen mit Grummet beladenen Wagen. Eine auf diesem fitzende Dienst- mckgd wurde durch den Blitz getötet. Der danebenstehende Sohn des Ortsrichters Müller sowie die Pferde stürzten betäubt zur Erde, konnten sich aber bald wieder erholen. Der plötzliche Tod der Magd wirft um so tragischer, als tags zuvor ihr Vater be erdigt worden ist. Der Blitzschlag geschah an derselben Stelle, wb vor einigen Wochen zwei Pferde vom Blitz getötet wurden. Brambach i. B. (S ch ad e n f e u e r.) Im Grenzdorf Ober^ losau büßte der Gutsbesitzer Johann Röstler durch einen aus noch unermittelter Ursache in seiner Scheune entstandenen Brand die gesamte mühevoll eingebrqchte Ernte ein. Die Flammen er griffen auch das Wirtschafts- sowie das Stallgebäude und äscher ten diese ebenfalls ein. Das Wohnhaus blieb erhalten, doch er litten Röstler und besten erwachsene Tochter bei den Rettungs arbeiten erhebliche Brandwunden. Meuselwitz. (O pfer de s L e ichtsin n s.) Eine Anzahl Knaben hatten eine Flasche mit Karbid und Wasser gefüllt, diese fest verschlossen und warteten nun die Wirkung der Ladung ab. Als die Explosion nicht schnell genug vor sich ging, sah der acht Jahre alte Suderek noch einmal nach der Flasche. Im gleichen Augenblick flog die Fasche mit einem kauten Knall auseinander. Der Knabe wurde im Gesicht so schwer verletzt, daß das Augen licht des einen Auges verloren ist und das andere wohl kaum gerettet werden kann. Ob der Knabe überhaupt mit dem Leben davonkommt, ist sehr fraglich. Eger. (Gli egerabsturz.) Am Freitag ist wieder ein Flieger von der Eger Flugschule abgestürzt. Der Pilot Hönze war mit seinem Flugapparat etwa 500 Meter hoch gestiegen und stürzte aus unbekannter Ursache mit seinem Flugzeug herab. Die schrecklich verstümmelte Leiche wurde unter den Trümmern des Flugzeuges hervorgezogen. Hersseld. Zu einer blutigen Li eb estr a gö die kam es hier. Eine 16jährige Lyzeumsschülerin unterhielt mit dem Stallschweizer ihres Vaters ein Liebesverhältnis. Der Stall- schweizer wurde deshalb entlassen und es kam zu Auseinander setzungen zwischen ihm und dem Mädchen. Dabei schlug die Schülerin ihm mit einem Knüppel den Schädel ein, sie selbst versuchte sich durch Trinken eines größeren Quantums Essig säure zu töten. Beide liegen hoffnungslos im Krankenhaus. Rumburg i. B. (Der Zug fährt — die Fahrgäste s i nd e i n g esp e r r t.) Ein Vorfall, der an ein Schildbürger stück gemahnt, ereignete sich am Sonntagnachmittag in Rumburg und wirft ein bezeichnendes Licht auf die Bahnverhältnisse, die um so schlimmer werden, je mehr man das verläßliche deutsche Element entfernt und junge unerfahrene tschechische Beamte an stellt. Der Bahnhofsraum war mit Leuten gefüllt, die den Zug nach Warnsdorf benützen wollten. Die Zeit der Abfahrt war da, doch die Türen blieben geschlossen. Einige Ortsbekannte gingen uM den Bahnhof herum und kamen durch kleberschreiten der Gleise in den Zug. Nach einer halben Stunde nach Zug abfahrtszeit öffneten sich endlich die Türen und der tschechische Portier meldete, daß der Zug abgefahren sei, man möge sich das Geld an der Kasse zurückgeben lassen. Unter den Fahrgästen be fanden sich Reichsdeutsche, die den Anschluß nach Zittau ver säumten und ein Schweizer, die allesamt sich über die hiesigen Bahnverhältnisse nicht eben lobenswert aussprachen. Dem Ver kehrsbamten war nicht Mitteilung gemacht worden und da etliche Leute von rückwärts eingestiegen waren, ließ er, nachdem nie mand mehr auf dem Bahnsteig stand, den Zug normal abfahren. Böhmifch-Leipa. (E i s e nb ah nz u gz u s a m m en st o ß.) Am Freitag früh 0-5 Uhr ereignete sich hinter dem Stations gebäude des Leipner Nordbahnhofs ein Zusammenstoß Meier Lastzüge. Zehn Wagen Werden vollständig zertrümmert und eine Anzahl von Wagen türmten sich aufeinander. Der Zug führer des Lastzuges Hammerschlag aus Böhmisch-Leipa wurde sofort getötet, der Bremser Sima aus Neuland wurde mit zer schnittener Kehle und einer tiefen Halswunde tot aufgefunden und ein weiterer Eisenbahnbediensteter wird noch vermißt. Die Aufräumungsarbeiten sind noch nicht beendet. Mein Molstts«. Ein Stück Zeitgeschichte von Karl Fr. Nimrod. Das Motorrad, das mir Zacharias Blumentopf für ein Butterbrot (wie er sagte) abließ, verursachte, sobald man es in Gang zu sehen bestrebt war, einen Lärm, gegen den selbst die stimmlichen Leistungen in einer Reichstagssitzung stümperhaft genannt werden müssen. Der Geruch, der gleichzeitig aus dem geheimnisvollen Apparat kam, erinnerte stark an eine Mischung von frischem Naturdünger mit konzentrierter Heringöbrühe. Die Maschine war zwar sehr schwer in Gang zu bringen, blieb dafür aber alle zwanzig Meter stehen und war nur durch kräftiges Schütteln und einige derbe Fußtritte zur Wiederauf nahme ihrer kontraktlich festgelegten Funktion zu bewegen. Meine diesbezügliche Beschwerde tat Zacharias mit einem weisen und gütigen Lächeln üb. Ob ich nicht wisse, daß das bei jeder guten Maschine jo sei? Mein, das wußte ich bislang nicht. Aber ich glaubte Zacha rias und ging. Wenn die Qualität der Motorräder im direkten Verhältnis zu ihrem Strekkbedürfnis steht, dann war meine Maschine aller dings erstklassig. Sie ging jetzt überhaupt nicht mehr und der auf meinen telefonischen Anruf von Zacharias Blumentopf zu mir beorderte Monteur erklärte mir, daß der Mechanismus total ous- einandergenvmmen werden müsse. Er begann sofort damit. Als ich nach einer Stunde wiederkam, zeugte nur noch eine Unmenge von Schrauben, Metallteilen und sonstigem Zubehör eines Motorrades von verschwundener Pracht. Der Monteur sah aus wie ein Neger und versicherte mir, daß er die Maschine am nächsten Morgen wieder zusammensetzen wolle, welch edles Vorhaben ich in ihm durch eine Extraprämie von drei Mark fest zu Verankern gedachte. Wer am nächsten Morgen nicht kam, das war der Monteur. Dafür rief mich Zacharias Blumentopf an. Er teilte mir mit, daß jede Stunde Monteurarbeit zwei Mark achtzig koste, wozu noch Materialienkosten, Kleberstundenzuschläge, Hauszinssteuer, Erwerbslosenunlerstützungsbeiträge und Unfallversicherung kämen. Ich beeilte mich, Herrn Zacharias Blumentopf mit einigen Schlagworten aus dem Gebiet der Zoologie zu antworten, wo rauf er mir erzählte, daß sein Rechtsanwalt Dr. Aktenschnüffler sich mit mir weiter beschäftigen würde. Hierauf dpach er das Ge spräch ab. „Selbst ist der Mann", sagte ich mir und machte mich daran, das Motorrad wieder zusammenzuschrauben. Mein Freund Emil, der nach zwo Stunden heißer Arbeit mein Werk sah, erklärte, daß er noch nie einen solch praktischen Gasbadeofen gesehen habe. And Minna, die Perle von Sanitätsrats im zweiten Stock, schlug die Hände zusammen und rief elegisch aus: „Iotte doch, wat for-n scheener Blumenständer." Während Minna und Emil sich noch um die Bedeutung des von mir neu konstruierten -Apparates stritten, kam mit einer finqnzamtlichen Mahnung zur Steuerzahlung der Briefträger, der sich nach Erledigung seiner dienstlichen Obliegenheit in blumigen Worten über die Vorzüge der von mir installierten Miniatur-Dreschmaschine erging. Gasbadeofen — Blumenständer — Dreschmaschine? Ja, zum Teufel, waren denn die anderen oder war ich verrückt? Ich betrachte mein Werk aus -der Entfernung. Allerdings — die Aehnlichkeit dieses Vehikels mit einem Motorrad war gering. Etwa so, wie die eines Affenpintschers mit einem Koloradokäfer. Als ich — von dem anwesenden drei köpfigen Publikum erfolglos gewarnt — die Maschine ankur beln wollte, gäb sie einen Schrei wie eine melancholische Schleier eule von sich, so daß ich, entsetzt und gerührt zugleich, auf jegliches weitere Experiment verzichtete. „Morgen lasse ich mir einen gewiegten Monteur kommen. Der muß die Sache auseinandernehmen und sachgemäß wieder zusammensetzen." So dachte ich. Allein: der Mensch denkt und Gott lenkt. Ich vergaß am Abend mein Vehikel einzuschließen und ließ es im Garten stehen. Am nächsten Morgen stand es nicht mehr dort. Die ausgehängte Gartentür ließ weitere Schlüsse zu. Sie sprach sozusagen Bände. Erst wollte ich mich ärgern — aber -dann begann ich mich zu freuen. Eine Verfolgung und Aburteilung -des nächtlichen Gauners scheint mir nicht notwendig. Der hat seine Strafe weg. Die heutige Ausgabe unserer Zeitung umfaßt 6 Seiten. Verantwortlich für die Schriftleltung Hermann Lässig, für An zeigen und Reklamen A. Römer. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke, sämtlich i« Wüsdru-kß
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