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Vas Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Weißen, de« Amtsgerichts und Stadtrats za Wilsdruff, Forstrentamts Tharaud!, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Lmmte, Angestellte u. Arbeiter. Luzeigenpret»: Vie 8-espa!tt«eA«nrMzkjle?VGo!dpfenni,, die 2gejr'<MencKeUc der am:UchtnB?kanntmochunyen4'.'GoN>. pfrnnig, die 3-espolteneReKlame-etle rm textlichen Teil* l<X> Gsidvienniy. SlachweisungSLedühr 20 Goldpfenniye. Dor- grschriebeoeErscheimnrgr- „ tooe und Plas;oo-schnste* »erden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nke 6 berücksichtigt. Anzeigen- annahmediLvorm.U-Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rudattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag« eingezogen werden mntz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,WU<i«r»jfrr T»«e»ta«t- erschein tLrNch „«cdAI. s Uhr für »«n f»l,e»h« r»g. »el Abholung i» hsrG^chü-.ftelle «Ad den A«,gadeft«lle» r Mk. i« Moual, bei Fuitellun, »«rch hie Bote« L.M Mk., hei Postbestellu», Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend -M»« mrd Geschäftsstellen — nehmen zu jeder Feit Be- AEsvgr» entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetriebsstSrnngen besteht Kei« Anspruch auf Lieferung Aeltttng »der Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingefandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto beiliegt. Nr 247 — 83 Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden P°mch-ck-D---d°n 2«4° Dienstag, 21. Oktober 1924 Me EMÄW in der MjmWlmse sw fragen der üeiAsbakn. j Während die Regierungskrise noch unentwegt anhätt, ! wird außerhalb des Parlaments weiter und unablässig ; § mran gearbeitet, die Bestimmungen des Londoner ! s Pakts und der „Dawes-Gesetze" durchzuführen, soweit ; i das noch zu geschehen hat. Noch hat sich das, was bisher ! durchgeführt ist. längst nicht eingespielt, der Apparat ' knarrt, die Räder greifen nicht ineinander. Das kam zu ! besonders starkem Ausdruck bei einer Debatte im Pre u- hischen Landtag, die aber Interesse über die Gren- jen dieses Landes hinaus hatte und auch die andern . Länder berührt. k Es handelte sich dabei kurz gesagt darum, ob den ein- j leinen Länder in irgendeiner Form bei der neuen sieichseisenbahngesellschast ein gewisser Ein fluß gewahrt werden soll oder nicht. Rein rechtlich steht die Sache so, daß bei dem Übergang der Eisenbahnen an oas Reich 1919 einzelnen Ländern, so besonders Bay- rrn, gewisse Rcservatrcchte zugestanden waren, die auch mr die Deutsche Neichsbahngesellschaft 1923 — d. h. bei der Herausnahme der Reichsbahn aus dem Etat des Reichs und ihrer Umwandlung in einen kaufmännisch »Monomen Betrieb — rechtsverbindlich geblieben waren. Diese Neservatrechte bezogen sich auf eine Geltendmachung der wirtschaftlichen Interessen dieser Länder bei Auf hellung der Fahrpläne und der Neuordnung bezw. Um- »rbeitung der Gütertarife. Auch sollte ein gewisser lands mannschaftlicher Charakter innerhalb des Personals er halten bleiben. Durch die Schaffung der neuen rein privatrechtlich unterbauten Reichseisenbahngesellschast wurde natürlich der einheitliche Charakter der deutschen Eifenbahn noch viel stärker unterstrichen, irgendwelche Rücksichten auf die politischen und wirtschaftlichen Interessen einzelner Län- , der praktisch ausgeschaltet. Ob das richtig ist, mag politisch j umstritten und umstreitbar sein. Bei der Wahrnehmung der wirtschaftlichen Interessen liegt das aber anders. Zweifellos hat beispielsweise Bayern tarifarisch ganz andere Interessen als Preußen, vor allem das west liche Preußen, weil beide Länder eine ganz verschiedene wirtschaftliche Struktur aufweisen, und weil darüber hin aus Bayern, das in der Hauptsache agrarische Land, durch tarifarische Bevorzugungen seine Industrie be günstigen lassen will. Denn der bayerischen Industrie fehlen die günstigen Rohstoffbezugsbedingungen, die die rheinisch-westfälische Industrie besitzt. Infolgedessen denkt Bayern an Vorzugstarife für Rohstoffe und Halbfabrikate, während die preußische Industrie des Westens stärkere tarifarische Vergünstigungen für Fertigfabrikate unter be sonderer Berücksichtigung des Abtransports zu den See häfen hin erstrebt. Andererseits verlangt aber auch oas ostelbische Preußen, das ja auch starke landwirtschaft liche Interessen hat, ein Tarifwesen, das sich seinen wirt schaftlichen Bedürfnissen anzufchmiegen hat — nicht bloß auf der Eisenbahn, sondern auch auf den Wasserwegen —, so daß der Wunsch, im Verwaltungsrat ihre Interessen geltend zu machen, vom Länderstandpunkt aus verständlich ist. Es fragt sich auch weiter, ob größere Rücksichtnahme aus die Länder nicht aus einem andern Grunde zweckmäßig gewesen wäre: die Entscheidung über Tarif« n der un- gen oer Herabsetzungen — die vom Reiche vor- i geschlagen werden können entsprechend feinen wirtschaft lichen 'Bedürfnissen — hat der Verwaltungsrast und zwar endgültig. Da dieser Verwaltungsrat in feiner großen Mehrzahl aus Deutschen besteht, natürlich aus Männern der Wirtschaft, so war Raum genug gegeben auch den gesamtwirtschaftlichen Interessen der Län- d e r, nicht bloß, wie es geschehen ist, den Wirtschafts zweigen Vertretung zu gewähren. Das alles hat mit „politischen" Reservatrechten, mi Unitarismus oder Föderalismus nicht das geringste zr tun, sondern sind rein wirtschaftliche Zweckmäßigkeits fragen, und die ganze Aufregung, in die sich der Preußisch, Landtag hineingeredet hat, wäre wohl vermieden worden wenn bei der Namhaftmachung der Mitgliedeer des Ver waliungsrats diese Wünsche mehr berücksichtigt worder wären. Rachholen läßt sich das insofern, als die „Dirck tionen" auch in der neuen Gesellschaft in der Hauptfach bestehen bleiben und nun dort, bei Besetzung oder Um besetzung dieser Stellen, den Wünschen der Länder Rech nung getragen wird. Wegen der Geltendmachung de wirtschastlich-tarifarischen Ansprüche scheint der Vorschla, des Abgeordneten Haseloff beachtenswert, der eine be sondere amtliche Stelle damit beauftragt wissen will - und zwar in allen Ländern —, bei Tarifänderungei und Lieferungen, bei Fahrplanberatungen und Ausschrei düngen die Sonderinteressen und -wünsche den dafür maß gebenden Instanzen der Eisenbahngesellschaft zu über mitteln. Bei gutem Willen auf allen Seiten wird sich das alle- schon zurechtziehen, muß sich zurechtziehen, weil allzi Großes auf dem Spiel steht, nämlich dasGesa m 1 schick kal der Eisenbahnen. Das Raten nm die Regierung. v. Berlin, 18. Otkober. Die Woche ist zu Ende gegangen, ohne daß es gelungen Ware, die Schwierigkeiten der schwebenden Regierungskrise zu überwinden. In den gestrigen Abendstunden schien sich fast ein bestimmtes Ziel einigermaßen abzuzeichnen, das durch folgende halbamtliche Mitteilung umrissen wurde: „Nachdem sich die Unmöglichkeit ergeben halte, aus dem Wege der Ver handlungen mit den Fraktionen des Reichstages zu der not wendig gewordenen Erweiterung der Reichsregierung zu ge langen, hat der Reichskanzler nach Beratung mit den Reichsministern die Beauftragten derDeutschnationalen Volkspartei zwecks Verhandlungen über Einbe ziehung deutsch nationaler Parteimitglieder in die Reichsregierung empfangen." Bald nach dieser Bekannt gabe erzählte man sich, bei der Unterredung hätten die deutsch nationalen Vertreter ihr Einverständnis mit den Richtlinien des Kanzlers nochmals kundgegeben. Schon wurden auch die angeblich vorgesehenen deutschnationalen Minister mit Namen genannt. Der Reichskanzler sollte vier Sitze für sie in Aus sicht gestellt haben, und zwar in folgender Anordnung: Vize kanzler und Inneres: Dr. Hergt, Ernährung: Abgeordneter v. Schiele, Wirtschaft: Abg. Leopold, Verkehr: Abge ordneter Lawerrenz. Ferner wurden die Herren Frei herr v. Gayl und v. Kries erwähnt. Somit schien die Erweiterung nach rechts fast gesichert, als sich das Blättchen wieder etwas wendete. Der Kanzler habe an seine Einwilligung die Bedingung geknüpft, die demo kratischen Minister oder wenigstens doch Reichswehrminister Geßler müßten im erweiterten Kabinett verbleiben. Heute empfing der Kanzler abermals die Führer der Deutsch- nationalen, die ihm nun auch offiziell Mitteilung davon machten, daß die deutschnationale Fraktion sich mit den pro grammatischen Richtlinien des Reichskanzlers in der Führung der inneren und äußeren Politik einverstanden erklärte. Von einer Nominierung ihrer Ministerkandidaten, die beabsichtigt war, nahmen die Deutschnationalen Abstand, als der Reichskanzler erklärte, daß er nunmehr mit der demo kratischen Fraktion sich in Verbindung setzen werde. Als da- ; nach die demokratischen Abgeordneten Erkelenz und i Dr. Keinath in der Reichskanzlei erschienen, fragte sie der j Kanzler, ob sie sich an einer nach rechts erweiterten Regierung f beteiligen würden und, wenn dies «bgelehnt werden sollte, ob sie dem Reichswehrminister Dr. Geßler gestatten würden, im Kabinett zu verbleiben. Abg. Erkelenz verwies auf die be kannten Beschlüsse der demokratischen Fraktion und erklärte, daß sich der Standpunkt der Demokraten nicht geändert habe. Die demokratische Fraktion lehne eine Beteili- s gung an einer Nechtsloalition ab und könne auch ihre Zustimmung zum Verbleiben ihrer Minister in einer Rechtsregierung nicht geben. Abg. Dr. Geßler habe in der letzten Sitzung der demokratischen Fraktion die Erklärung ab gegeben, daß er nicht im Kabinett verbleiben würde, wenn die demokratische Fraktion aus der Regierungskoalition ausscheide. Rcichswehrminister Dr. Geßler, der ebenso wie Dr. Strese mann und Dr. Luther dieser Besprechung beiwohnte, bestätigte die Ausführung des Abg. Erkelenz und wiederholte sein: Er klärung. Damit wäre die Krise auf dem alten Fleck. Man spricht zwar noch von Fraktionsberatungen des Zentrums am Monmg und der Demokraten am Dienstag, auch davon, daß der demo kratische Reichswirtschaftsminister Hamm sein Portefeuille zur Verfügung gestellt hätte, aber eine endgültige Lösung ist jedenfalls nicht gefunden worden und man weiü nickt, wie lange sie noch auf sich warten lasten kann. veute sbencl XsdineltslitLung Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 2V. Oktober. Der „Montag" erfährt, das; eine Kabinettssitzung zur Entscheidung über die Krise nicht vor dem heutigen Abend stattsinden wird, da der Reichskanzler erst die Besprechungen der Fraktionen abwarten will. Vie KZumung vortmuncks. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Dortmund, 2V. Oktober. In der Nacht zum Montag 12 Uhr ist die Uebergebe der in der Dortmunder Zone von der französischen Regie verwalteten deutschen Eisenbahnlinie an die deutschen Behörden erfolgt. Die Abwicklungsarbeiten, vornehm lich die Uebergabe des Materials werde noch einige Tag» in An spruch nehmen. Die deutsche EisenbahndireMvn, die seinerzeit von Essen nach Hamm verlegt wurde, wird am Montag nach Dortmund kommen. Frei sind nach der Urbergabe folgende Strecken: Dortmund, Dünen, Vörde, Applerbeck, Soest, Hamm und Schwerte und Dortmund-Süd. Die Regie-Eisenbahner französischer Nationalitä tsind schon abtransportiert und werden in Mainz untergebracht. Dort werden sie eingekleidet und hren früheren Eisenbahnformationen zugestellt. i Uebergabe der Dortmunder Rrgiebahn. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Dortmund, 20. Oktober. Die militärischen Räumungs arbeiten sind bereits zum allergrößten Teil durchgeführt. In fran zösischen Händen befinden sich nur noch einige große Gebäude Die Kleinwohnungen, die von den Familien der französischen Ossiziere und Soldaten belegt worden sind, sind fast sämtlich geräumt mrd die Familien abtransportiert. Auch aus dem Dort- m und er Hauptbahnhof kann man noch zahlreiche französische Fa milien beobachten, die mit Sack und Pack die Stadt verlasten. In den Hoteis ist man am Werle, das Eigentum der Besatzungs truppen zum Bahnhof zu befördern. Die Bevölkerung nimmt von diesen Räumungsarbesten keine Notiz. Wie verlautet, soll die 2500 Mann starke Besatzung zum Teil nach Frankreich, zum Teil in das Rheinland befördert werden. Eine Erklärung des GeneralngenLen für die Reparationszahlungen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 20. Oktober. Der Nachfolger Poungs als Gene ralagent für die Reparationszahlungen Samuel Gilberts, hat bei feiner Ankunft in Frankreich folgende Erklärung abgegeben: Vor allen Dingen werde ich in Paris mit Owen Bomig zu sammenkommen, um von ihm die nötigen Ratschläge und In struktionen zu erhalten. Ich hatte Gelegenheit in der letzten Zeit wiederholt General Dawes zu sehen und zu sprechen. Um die Durchführung des Sachverständigenplans genau zu prüfen, ist es unumgänglich notwendig, daß ich mich mit Owen Poung in Paris in Verbindung setzte. Vielleicht werde ich mich später in Berlin niederlasten. Es ist dies jedoch noch nicht sicher. Meinen Aufenthalt in Paris werde ich dazu benutzen, um mit verschie denen hervorrragenden Finanzleuten, von denen mir einzelne schon bekannt sind, und zwar in erster Linie mit dem Gouverneur der Bank von Frankreich, in Verbindung zu treten. Noch immer Eingriffe der Besatzungs- behörden in die Gerichtsbarkeit der Pfalz Eigener Fcrnsprechdicnst des „Wilsdruffer Tageblattes". München, 20. Oktober. In Beantwortung einer Anfrage im Landtage erwiderte das Justizministerium, daß die Eingriffe der französischen Besatzungsbehörden in Strafverfolgungen und Strafvollstreckungen teilweise trotz den Bemühungen der pfälzi schen Justizbehörde noch nicht eingestellt seien. Die bayrische Staatsregierung wird sich mit aller Entschiedenheit dafür einsetzen, daß die aus der Londoner Konferenz gegebene Zusicherung freier ungehinderter Ausübung der deutschen Gerichtsbarkeit i mbesetz- ten Gebiet und in der Pfalz restlos durchgeführt werden. Tödlicher Unglücksfall kirres Deutschen bei den Autorennen in Italien. Eigener Fcrnsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 28. Oktober. Wie der „Montag" aus Monza meldet, ist bei dem gestrigen Automobilrcnnen um den Großen reis von Europa in Monza der deutsche Rennfahrer Graf Zba- rvwski tödlich verunglückt. Gegen die Zerstörung derZeprelinVerft. Amerikaner und Engländer protestieren. In Newyork fand im Waldorf-Astoria-Hotel zu Ehren der Zeppelin-Fahrer ein Festessen statt, an dem zahlreiche amerikanische Offiziere, Großindustrielle und Fachschrift- stellcr auf dem Gebiete der Luftschiffahrt Teilnahmen. In mehreren Tischreden wurden die Taten der deutschen Lustschiffer begeistert gefeiert und man gab der Bewun derung für Deutschlands Fortschritte auf dem Gebiete der Luftschiffahrt rückhaltlos Ausdruck. U. a. wurde von amerikanischer Seite betont, die Zerstörung der Lust- schiffwerft Friedrichshafen würde die Kultur um 50 Jahre znrückwerfen; gleichzeitig sprach man die Hoffnung aus, daß Deutschland noch viele solcher Luftschiffe bauen möge. Auch der englische Schriftsteller Grey protestierte gegen die Zerstörung der Anlagen in Friedrichshafen. Er be tonte, das vernünftige England habe für Männer vom Schlage Eckeners nur Gefühle der Freundschaft und Dan? barkeit. Die Zerstörung der Luftschiffwerft würde e i n Verbrechen geaen die Zivilisation sein.