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»« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffe«. Sonntag 19. Oktober 1924 Wilsdruff-Dresden Nr. 246 — 83 Jahrgang Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Ii»,r>,r»pretr: di« Stimm,«ilr WGoldps-NTttr, Sic 2s^paIr-iic§cNe d-r amIIich«nB«kani!tma»ungm4Ü<Lolr>- ptennt,. dt» » i» ««Mchen TcU« IW Doldvtrnmg. Nachwciinngs,edüt>l 2V SoldPsrnnig«. Dor- Fernsprecher: Ami Wilsdruff Nr. « «»nähme dis vor«. 10 Uhr Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelte« Unreigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Na battansprnch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Rationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, N» ToacSIott' «ischei« tLgNch «och«, i Uhr für »rn fol,e»dr» r«,. »kpnioprrl»: »ri «bhol»», I» >» ül-fch»f>«ü-s« u»0L« A«s-boftellr» r Mk. im Mo»««, Sri z«ftra»»ß Ü»KÜ »le Soir« 2,20 M»., »ri PoftLkftrlllm, «vkMLS» Wochenblatt für Wilsdruff «.Umgegend ^j-»»^^ »M«r »»» Dri-döst-it-Rrn «rhm»» ,u jeder Zelt »e. Mkw«» e»tar«n. Im Fall« dSherer «ewol«, Krieg o»er so»M,er Betrieb,fiSnln,e» besteh« Kei» «»sprach auf Ltef«r»ng ^e-eittrtt, »ds «Lr,»»!, »er BeMS-preiteo. — «Lrtse»»u»g ei»,esm«bter Schrtseft»«»- erfolgt »m. wen» Porto detlie,«. Das SWal der ZeMliMlst. „Los Angeles" soll der neue Zeppelin in Amerika genannt werden, und der Kommandeur Dr. Eckener, der von dem ämerikanischen Präsidenten Coolidge feierlich in Washington empfangen wurde, hat die Quit tung von mehreren Millionen Dollar ausgehändigt er halten, mit denen das Luftschiff von Amerika bezahlt oder vielmehr nicht bezahlt wurde, da uns diese Summe nur auf unsere Zahlungsverpflichtungen gegenüber Amerika angerechnet wird. Was nun unmittelbar im Vorder grund steht, das ist die Frage, was mit der Zeppe lin-Luftschiffwerstin Friedrichshafen ge schehen soll? Der Artikel 202 des Versailler Vertrages bestimmt, daß die flugfähigen Lenkluftschiffe, ebenso solche, die sich in Herstellung, Ausbesserung oder Ausbau befin den, der Entente auszuliefern sind. Ferner aber auch Lenkluftschiffhallen und die Behausungen aller Art für Luftfahrzeuge. Eine Reihe von Zeppelinhallen ist aus Grund dieser Bestimmung und auf Befehl der Entente bereits z e r st ö r ttworden; verlangt jetzt etwa Frank reich die Ausführung jener Bestimmung des Versailler Vertrages, also die Zerstörung der Friedrichshafener Werst, so läßt sich formell dagegen von deutscher Seite nichts machen. Bekanntlich ist, vielleicht auch von deutscher Seite her, die Vermittlung Amerikas in dieser Frage an geregt worden; es wurde aber darauf geantwortet, daß die Vereinigten Staaten, weil sie den Friedcnsvertrag von Versailles nicht unterzeichnet haben, nur einen in direkten Einfluß auf Frankreich ausüben können. Mac donald wird wohl zurzeit auch mehr Sorgen haben, als Deutschland gegenüber eine Gefälligkeit zu erweisen, die doch wahlpolitisch gerade in England besonders aus geschlachtet werden kann; denn England hat ja im Kriege die Zeppeline ganz besonders verspürt. Freilich ist der Welterfolg der Zeppelinfahrt nach Amerika anscheinend auch in Frankreich doch nicht ganz ohne Wirkung geblieben. Man weiß freilich nicht, ob der Vorschlag, den der frühere Minister Her bette in dem Blatt „Information" macht, ein stärkeres Echo in Frankreich finden wird. Herbette schreibt, daß die Reise des Zeppelin den Anfang eines neuen Abschnittes darstelle. Deutschland gewinne seine alte Kraft zurück, es besitze Arbeitsmaterial und Arbeitsausrüstung, Arbeiter- Massen und Arbeitswillen genug, — irgendwohin müsse diese Kraft treiben, zum KriegeoderzumFrieden. Gewiß habe die Botschafterkonferenz nach Genehmigung des Baues von „Z. N. 3" gleichzeitig auch bestimmt, daß die große Halle in Friedrichshafen sofort nach Vollendung des Schiffes abgebrochen werde, aber wenn jetzt die Deutschen verlangen, daß dieser Abbruch nicht erfolgen solle, so berufen sie sich dabei Wohl nicht mit Unrecht auf eine Unterstützung durch Amerika und England. Es wäre daher für die — Deutschnationalen in Deutsch land eine glänzende Wahlparole, wenn die Entente auf dem Abbruch bestände, man also einen heftigen Ausfall gegen die französische Zerstörungspolitik unternehmen könne. Aus diesen deutschen innerpolitischen Rücksichten schlägt daher Herbette vor, die Zeppelin-Frage in anderem Zusammenhang zu behandeln. Sie sei nicht ausschließlich von Frankreich abhängig, sie sei nicht einmal rein mili tärisch, sondern international, und alle Alliierten hätten sich darüber zu entscheiden. Als militärischer Faktor sei ja der Zeppelin nur eins unter vielen anderen weit ge fährlicheren Zerstörungsmitteln, also mit dem ganzen Problem der militärischen Abrüstung zusammen zu be handeln; wolle man die Frage aber rein politisch erledigen, das beißt auf dem Schein von Versailles bestehen und die Zerstörung der Halle verlangen, so sei das eine verhäng nisvolle rein politische Erledigung der schwierigen Frage. Man kann und wird Herrn Herbette irgendeine Dcutschfreundlichkeit niemals nachsagen. Aber es wäre wirklich ein gar zu greller Mißklang, wenn man das ganze Verhältnis zwischen der Entente und Deutschland auf die sogenannte Versöhnungsformel des Londoner Pakts stellt, auf der andern Seite aber besonders nach diesem riesigen Erfolge deutscher Technik uns die Möglichkeit weiterer Betätigung auf dem Felde des Luft- schifsbaues unterbinden will, besonders deshalb, als man wohl allseitig in der Welt das Gefühl dafür hat, daß der Bau und die Führung der Zeppeline nur auf Grund der jahrelangen Erfahrungen deutscher Technik möglich sind, die ,zum mindesten nur sehr allmählich ersetzt werden können. Man komme aber überhaupt nicht mit dem militäri schen Gesichtspunkt bei der Behandlung der ganzen Trage, denn der Zeppelin ist überhaupt nur bis Mitte 1217 als militärisches Angriffsmittel verwandt worden. Freilich wäre es erfreulicher, wenn in Frankreich der Beginn einer Einsicht nicht durch deutsche innerpolitische Erwägungen hervorgerufen worden wäre, sondern daß es eine Tat schlimmer als die Zerstörung des Heidelberger Schlosses sein würde, wollte man jetzt die Friedrichs« Hafener Werft zur Ruine machen. Jie DkiMtimki zm MM iw MM Kreit Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Oktober. Der „Lokalanzeiger" bestätigt: Die gestrige Sitzung der deutschnationalen Frakt on hat sich prin- § zipiell für den Eintritt in das Kabinett ausgesprochen, wovon i Reichskanzler Marx verständigt worden ist. Eine weitere Sitzung i über die Einzecheiten ,die für gestern abend vorgesehen war, wird s erst heute siattfinden, da sich die Fraktionssitzung der Deutsch nationalen außerordentlich lange hinzvg. Die deutschnationalen Kandidaten Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Oktober. Nach der „Vossischen Zeitung" sollen zum Eintritt in das Neichskabinett folgende Deutschnatio nale ausersehen sein: Hergt als Vizekanzler und Innenminister, Abg. Schiele als Wirtschaftsminister, Leopold, der sächsische Braunkohlenindustrielle als Verkehrsminister. Außerdem soll ! Graf Kanitz das Ernährungsministerium behalten. Die Einheitsknrzschrist Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Oktober. Nach den Morgenblättern wurde r im Reichsministerium des Innern gestern eine Konferenz Wer k die Einheitskurzschrift abgehalten, an der Vertreter aller Reichs- : ressorts und Länderregierungen teilnahmen. Die Konferenz hat § beschlossen, spätestens am 1. April 1926 m allen öffentlichen, ! höheren und Handelsschulen und, soweit möglich, auch an sämt- lichen anderen Schulen die Einheitskurzschrift als Pflicht oder Wahlfach einzuführen. Die Ueberzeichnung in Amerika Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Oktober. Das „Tageblatt" meldet aus s Neuyork: Die Zuteilungsquote der deutschen Anleihe bestätigt, daß insgesamt Zahlungen von Wer einer Milliarde Dollar ein- gegangen sind. Am Freitag stiegen die Anteile bis auf 95°/» im freien Verkehr gegen einen Ausgabclurs von 92 A. Neue kreMe in Amerika. Eigener Fernsprechdienst bes „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 18. Oktober. Wie „Petit Parisien" aus Wa shington erfährt, hat der Erfolg der deulsären Anleihe zahlreiche andere Anträge auf Anleihen in den Vereinigten Staaten ge bracht. Hauptsächlich handelt es sich um eine Anleihe, die von Oesterreich, und eine andere, die von Polen verlangt wird. Eben so Haden verschiedene deutsch« Städte Gesuche um Anlechen an Amerika gerichtet. In den FinEzkreisen Amerikas zeigt man sich geneigt, sämtliche Gesuche genau zu prüfen. Jedoch wird eine Entscheidung vor -er Präsidentenwahl nicht getroffen werden, da diese vielleicht eine Neuorientierung der Politik mit sich bringen kann. Mr kriegerische stelle Hema! pssdar. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 18. Oktober. Dem „Daily Telegraph" zufolge erklärte Kemal Pascha auf seiner Rückreise durch Läsaräa: Die ganze Welt müsse wissen, daß die türkische Nation ihre Rechte, ihre Würde und ihr Prestige zu verteidigen wisse. Die ganze Nation werde sich wie ein Mann erheben, wenn auch nur ein Zoll des Landes bedroht würde. Auch der kleinste Eingriff in die Rechte des Landes werde als eine schwerwiegende Beein trächtigung der nationalen Existenz empfunden werden. Baldige Prüfung der Jrakfrage durch den Völkerbund. Eigener Fernsprechdienst bes ,,Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 18. Oktober. Der Vorsitzende des Völkerbunds rates Paul Hymanns hat dem Generaljekretariat mitgeteilt, daß er den Rat sobald als möglich einberufen werde, um die eng lisch-türkische Streiffrage Wer das Irak-Gebiet zu prüfen. Der Termin für den Zusammentritt ist bis jetzt noch nicht bekannt. Uruguay räumt Frankreich Kredits ein. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 18. Oktober. Zwischen der französischen Re gierung und der Regierung von Uruguay wurde ein kleberein kommen getroffen, wonach die Regierung von Uruguay Frank reich einen Kredit von 130 Millionen Franken eröffnet, die da zu dienen, für Frankreich Lebensmittel, wie Getreide und Ge frierfleisch, anzukaufen. Die Shenandoah im Sturm. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 18. Oktober. Das amerikanische Lustschiff Shenandoah befindet sich nach einer Radiomeldung aus Kall- l formen in einem schweren Sturm auf dem Rückflug nach der - OsMste von Amerika. , Schanghai besetzt Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 18. Oktober. Die „Vossische Zeitung" berichtet i aus Loudon: Schanghai ist am Freitag von den Teskiangtruppen besetzt worden. Dis ewige Regierungskrise. o. Berlin, 17. Oktober. Immer noch dreht sich in unaufhörlichem Kreise die poli tische Bilderschau der Regierungskrise, ohne daß eine besonders i neue Aufnahme größere Aufmerksamkeit hervorzurufen im stande wäre. Immer rund herum, bis der Ring geschlossen und alles wieder aus dem alten Fleck steht. Sprach man gestern ernsthaft von der nun unwiderruflich und unumstößlich ge wordenen R e i ch s 1 a g s a u?l ö s u n g, so ist heute dieser kühne Plan wieder etwas nebelhafter geworden. Dafür zeichnen sich, allerdings auch nur schattenhaft, die Figuren einiger Fachminister ab, dis den brüchig gewordenen Bau des jetzigen Kabinetts als frisch eingesügte Säulentrüger stützen und so die Möglichkeit des Weiterbestehens der bisherigen Ne gierung Marx schaffen sollen. Diese Fachmintster würden nicht den Parteien entnommen werden, aber wahrscheinlich der Rechten nahestehen und somit denL Gedanken der Kabinetts- erweiterung durch die Deutschnationalen wenn auch nicht direkt verkörpern, so doch einigermaßen in die Erschei nung bringen. Der gestrige Kabinettsrat hat die verfahrene Karre auch nicht um eine halbe Naddrehung weitergebrachi, aber so- vie! ist doch in die Öffentlichkeit gedrungen, daß fast alle Mi nister sich mit dem Plan der Reich stagsauslösung nicht befreunden konnten. Ein endgültiger Beschluß wurde nicht gesaßt, und heute haben die Minister sich noch nicht erneut an das heiße Eisen gewagt. Die Deutschnationale Volkspartei soll aber nicht besonders davon erfreut sein, sich mit einigen Fach- mtnistern sozusagen abspeisen zu lassen, und auf offenkundigen und parlamentarisch regelrechten Vertretern in der Regierung bestehen. So gehen denn die Besprechungen und Verhandlun gen und Erwägungen teils vor, hauptsächlich hinter den Kulissen ihren nun schon gewohnten Trott weiter — dem braven Staatsbürger, soweit er überhaupt noch zuschaut, wird sasl wirblig im Kops vor dem Umtreiben des Karussells, das seine Figuren immer und immer wieder, wie es ja die Natur verlankt, aus den Ausgangspunkt zurückbringt. j Aus dem toten Punkte. Berlin 17. Oktober. Im Reichstag ist man allgemein der Ansicht, daß die Verhandlungen über die Negicrungs- rrmciterung aus einem toten Punkte angelangt sind Tic gestern abgebrochene Kabinettssitzung ist heute nicht fortgesetzt worden. Ein Termin für eine neue Kabinettssitzung ist noch nicht fest- geirgt. Tie Parteiführer sind ebenfalls noch nicht zu einer Besprechung geladen worden KuktzvertungspMne. Beratungen im Neichstagsausschuß. Im Unterausschuß des Reichstages für Auswertungs- sragen machte Dr. Emminger neue Vorschläge, die als Antwort auf die vom Vollausschuß gestellten Fragen zu betrachten sind. Dr. Emminger legte u. a. dar: Eine Verzinsung der Reichs- und Staatsanleihen erscheint möglich, wenn sie sich beschränkt aus selbstgezeichnete, zwangsweise als mündelsichere Anlage erworbene oder infolge langen Besitzes ihnen gleichzustcllcnde Stücke. Im übrigen bleibt die spätere gesetzliche Regelung des Zinsendtenstes der Reichs- und Staatsanleihen — unter Berücksichtigung der Leistungssähigkeit — Vorbehalten. Bezüglich der Gemeinde anleihen soll durch Reichsgesetz der allgemeine Aufwertungssatz Geltung bekommen. Eine Erhöhung des Umwertungssatzes für Hypotheken erscheint vorbehaltlich des Härtepara- graphcn wirtschaftlich tragbar. Eine Rückwirkung der Aufwer- tungsvorschristen erscheint möglich. Die Regierung wird um Auskunft darüber ersucht, inwieweit eine Rückwirkung das Ergebnis der Obligationssteuer in Frage stellt. Den Spar kassen sollen durch Bevorrechtigung bei den Reichsanleihen, Erhöhung des Auswertungssatzes und Heranziehung der Ga ranten Mittel zur Aufwertung in solchem Umfange zusließen, daß sich ihre Aufwertungsguote dem allgemeinen Aufwertungs satz nähert. Die aufgestellten Leitsätze sür die Aufwertung von Forderungen bevorrechtigter Gläubiger der Reichs- und Staatsanleihen sagen im wesentlichen: als bevorrechtigt gellen l. Fürsorgeempfänger im Sinne der Reichsverordnung vom 13. Februar 1923, 2. Selb st Zeichner und ihnen gleich- zustelleude Zeichner, 3. Gläubiger, die nachweisen, daß sie zwecks Aufnahme von Kriegsanleihen sich dinglich belastet baden und mit dieser Belastung der Auswertung unterliegen,