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Wilsdruffer Tageblatt : 29.03.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192403290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19240329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19240329
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-03
- Tag 1924-03-29
-
Monat
1924-03
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 29.03.1924
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treter von Parlament, Wissenschaft «nd Presse geladen waren. In der vorhergegangenen Mitgliederversamm lung des Reichsverbandes hielt Geheimrat Bücher eine Rede über die Wirtschaftslage Deutschlands, in der er mit besonderem Nachdruck die Bereitwilligkeit der Industrie zu Reparationsleistungen betonte. Im Anschluß daran sprach Kommerzienrat Guggenheimer über die Be deutung der neuen Steuergesetzgebung für die Industrie. Heute begann in der Krolloper die groß« öffentliche Tagung, zu welcher der Reichskanzler und mehrere Mi nister erschienen waren. Nach den Begrüßungsansprachen nahm das Wort Reichskanzler Dr. Marx. Er betonte, das Kernproblem für unsere Wirtschaftslage sei die Aufrechterhaltung einer stabilen Währung. Die Neichsregierung sei sich bewußt, daß die gegenwärtigen Maßnahmen zur Stabilisierung unserer Währung nur einen Notbau darstellen, der noch in vielen Beziehungen erweiterungs-- und verbesserungsbedürftig ist. Der Reichs kanzler ging sodann auf das Jnflationsmärchen ein und wies die im Ausland verbreitet gewesene Lüge, wonach Deutschland selbst die Inflation verschuldet habe, unter lebhafter Zustimmung der Versammlung energisch zurück. Wenn wir jetzt eine kleine Zuversicht auf eine bessere Zu kunft haben können, so doch nur deshalb, weil es uns ge lungen ist, durch eine stabile Währung im Augenblick wieder festen Boden unter den Füßen zu gewinnen. Mit warmen Worten gedachte der Reichskanzler der Brüder an Rhein und Ruhr, woselbst das Herz der deutschen Wirt schaft schlägt, ohne das unser Volk nicht leben kann. Einige Worte widmete der Kanzler auch noch dem Märchen, wo nach Deutschland noch immer in manchen Auslandskreiseu als der allein Schuldige am Weltkrieg angesehen wird. Nach dem Reichskanzler sprach Reichsfinanzminister Hamm über Wirtschaft und Währung und ReichsarbeÜS- minister Dr. Brauns über soziale Pflichten. Staat und Wirtschaft. Generaldirektor Dr. Vögler führte aus, daß die Industrie das größte Interesse an einem gefestigten Staatswesen habe. Wenn die Industrie ein« politische Richtung verfolgt hat, so sei es die, die alten Grundsätze bewährter Wirtschaftsführung wieder herzustellen und in Einklang zu bringen mit den Lohn- und Arbeitsverhält- nisten. Die politischen Bedürfnisse der Industrie ergeben sich aus den Grundgesetzen der Wirtschaft von selbst. Die Industrie mußte zu dem nachrevolutionären, von der sozialistischen Tendenz beherrschten Staat in Opposition treten. Es ist heute wohl nicht mehr zu bezweifeln, daß sich auch der Staat völlig von diesem wirtschaftlich un produktiven und geistig zersetzenden System freimachen muß. Man wirft der Industrie vor, keine politischen Ideen gehabt zu haben. Aber die Grundvorstellung, die sie von Staat und Wirtschaft gehabt habe, habe sich als richtig erwiesen. Industrie und Sozialpolitik behandelte Geheimrat Dr. v. Borsig. Er bestritt die Meinung, daß die Arbeitgeberschaft die jetzige wirtschaft liche Notlage selbstsüchtig auSnutze, um den Arbeitern alle sozialen Verbesserungen zu nehmen, und daß sie jede Sozialpolitik bekämpfe. Es müsse gelingen, ein« verständ nisvolle Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Ar beitnehmern zu erzielen. Nach einem Appell an Regie rung, Wissenschaft, Jugend, Parlament und Presse schließt der Redner zusammenfassend: Wenn es gelingt, die Ein heit der Grundauffasfung im ganzen deutschen Volke durch verständnisvolle Zusammenarbeit, durch gegenseitiges Sichverstehen, durch klare und offene Aussprache herzu stellen, aus der anderen Seite aber die Durchführung des für notwendig Erkannten mit gegenseitiger Unterstützung und damit in mildester Form vorzunehmen, dann können wir die Voraussetzungen schaffen und erhalten, die unserer gesamte Grundlage sichern^ stsm AsMsmpf. Aus allen Parteien. NattonaMberale Bereinigung und Deutsche Volks» «artet. Dem Nernebmen nack sollen die Verbandlunaen Arm-?- vretüner SemSMegalerle- Die neue „Moderne Abteilung" der Dresdner Gemälde galerie ist nunmehr nach einjähriger Arbeit den Besuchern zu gänglich gemacht worden. Nachdem die Bebauung eines beson deren neuen Gebäudes, zu dem bereits der Platz abgesteckt war und das den Zwingerteich in seinen Rahmen einschließen sollte, aus Mangel an Mitteln aufgegeben werden mußte, war die Sorge des Galeriedirektors Dr. Posse darauf gerichtet, wenigstens im alten Gebäude soviel Raum zu gewinnen, um den Malereien der Neuzeit einen würdigen Platz anzuweisen. Zu diesem Zwecke wurde der nach dem Schloß zu gelegene Erdgeschohteil des Sem- perischen Baues, worin bisher die Gemälde Ganalettos und die Pastellsammlung untergebracht waren, einer Erweiterung unter zogen und durch diesen sind in dem srüher fast abgelegenen und wenig besuchten, ja den meisten Fremden gar nicht bekannten Teile des Galeriegebäudes etwa 40 Säle und Kabinette ge schaffen worden, welche, gut belichtet, jetzt die neuzeitliche Ab teilung ausgenommen haben. Etwa mit der Mitte des 19. Jahr hunderts beginnend, kann man hier die Entwicklung der Malerei bis zu dem Allermodernsten verfolgen und obwohl es nicht mög lich war, alle dieser Zeitspanne angehörenden Bilder hier zu ver einigen, sondern einige noch im zweiten Stock belassen werden mußten, ist doch der Reichtum dieser neugeschaffenen Abteilung so groß, daß manche Stadt froh wäre, lediglich ihren Inhalt zu besitzen. Von den einzelnen Räumen seien der Saal mit den herrlichen Bildnissen Ferdinand von Rayskis, der Saal der fran zösischen Künstler mit dem berühmten „Steinklopfer" Courbets als Mittelpunkt, der Raum der Menzel-Bilder, der Slevogt- Raum, dessen ägyptische Bilder durch eine neue „Tänzerin" ver mehrt sind, in erster Linie hervvrgehoben. Ferner sind die Werke Max Klingers, Fritz von Uhdes, Gotthard Kühls (dessen Trip tychon „Danziger Waisenhaus" seltsamerweise in seine 3 Teile zerlest worden ist), in besonderen Kabinetten vereinigt, so daß ein Ueberblick über ihr Schaffen ermöglicht ist. Dem „Sommer tag" von Böcklin, einer der köstlichsten Proben neuerer Kunst, hätte man allerdings einen besseren, seinem Werte mehr ent sprechenden Platz gewünscht. Sind auch nicht alle Wünsche er füllt, so macht doch die neue „Moderne Abteilung" einen ein heitlichen Eindruck und läßt das in ihr angesammelte Kunstgut sehr vorteilhaft in die Erscheinung treten. Schon die ersten Tage brachten den neuen Räumen einen sehr zahlreichen Besuch, der » wohl am besten beweist, daß ihre Schaffung eine Notwendigkeit I war. F. A. G. z zwischen Dr. Stresemann als Führer der Deutschen Volks- Partei und den Gründern der Nasionalliberalen Vereini- annq über die Möglichkeiten einer Verständigung ge scheitert sein. Freikwrrn von LerSners Ausscheiden nuS der Dent- schrn Volkspartei. Freiherr von Lersner, ehemals Präsi dent der deutschen Friedensdeleaation in Paris, bat an die Parteileitung der Deutschen Volksvartei ein Schreiben aerichtet, in dem er unter scharfer Kritik der von dem Führer der Partei. Dr. Stresemann, geführten Po litik seinen Austritt aus der Partei erklärt. Reichselternbund und Mablen. Der Reichsverband Evangelischer Eltern- und Volksbünde weist in einem Aufruf darauf bin, daß im künftigen Reichstag auch die Schnlfrage zur Entscheidung stehe. Niemals werde sich die evangelische Elternschaft mit einer Ordnung abfinden können, bei der nicht die Gleichberechtigung und volle Entfaltungsfreiheit der evangelischen Sch-nle gewahrt ist. Die Arbeitnehmer gegen eine Verlänge rung der Mtcumverträge. Berlin, 27. März. In der Reichskanzlei fand heute nachmittag eine Aussprache zwischen Arbeitnehmervertretein des Ruhrgebietes und der Reichsregierung über bie durch die Mi- cumverträge geschaffenen Verhältnisse statt. Die Arbeitnehmer wiesen auf die geradezu unerträglich gewordene Lage für die Arbeiterschaft hin. Der Reichskanzler und die zuständigen Res sorts stellten eine erneute schleunige Prüfung ber Abhilfemaß- nahen in Aussicht. Dor Reichssinanzminister legte jedoch klar, daß mit Rücksicht auf den Reichshaushalt und zur Vermeidung einer neuen Inflation finanzielle Mitwirkung bes Reiches zur Milderung der Lasten der Micumverträge ausgeschlossen sei. Zum Schluß erklärten die Arbeitnehmervertreter einmütig, daß sie eine Verlängerung der jetzigen Micumverträge unter allen Umständen ablehnen. Der Reichsarbeitsminister nach Hamburg Hamburg, 27. März. Zum hiesigen Streik auf den Seeschiffwerften hat der Reichsarbeitsminister sich entschlossen, am Sonnabend, den 29. März, zu einer informatorischen Be sprechung mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Werften nach Hamburg zu kommen. Poincare übernimmt definitiv die Kabinettsbildung. Paris, 27. März. Nach der Unterredung, welche Poincars heute abend mit dem Präsidenten Millerand hätte, wurde offiziell mitgeteilt, daß er die Kabinettsbildung übernimmt. Die Kam mer, die morgen zusammentreten sollte, wird sich wahrscheinlich auf Samstag oder Sonntag vertagen, bis die Kabinettsbildung vollzogen ist. Spätestens am Sonntag muß die Kammer über das provisorische Zwölftel für das Budget der wiedererlangbaren Ausgaben abstimmen. Die Ratifizierung durch den Senat muh dann gleichfalls auf den letzten Termin am Montag erfolgen. Die Pariser Presse sür Poincare. Paris, 27. März. Die Blätter geben alle der Erwar tung Ausdruck, daß Poincare die Regierungsgeschäfte wieder übernehmen wird. Nur Pertinax bemerkt, daß das Land auch zu Millerand seine Zuflucht nehmen könne. Englische IPressestimmen zur Demission Poincare. London, 27. März. Poincaräs Demission wird hier als Ereignis zweiten Ranges behandelt, sogar ironisiert, da der Streik die allgemeine Aufmerksamkeit fesselt. Nur die „Daily Chronicle" behandelt die Demission als endgültig und sieht der Lage kritisch entgegen. Das Blatt spricht davon, das die allge meine Politik, namentlich seine Ruhrpolitik, scharf mihbilligt. Der „Daily Herald" ersehnt die Demission mit der Ueberschrift „Komödie". Bolschewistische Vergeltungsmaßnahmen. London, 27. März. Aus Riga wird der Reuter-Agentur gemeldet, daß der Sohn des Khan von Khiwa und zwölf seiner Anhänger in einem Konzentrationslager bei Moskau als Ver geltungsmaßnahme gegen die Hinrichtung bolschewistischer Kom missare in Kliwa erschossen worden sind. Ein deutscher Wirtschastsvertreter in Rußland verhaftet. Petersburg, 27. März. Der „Berliner Lokalanzeiger" berichtet: Der deutsche Reichsangehörige Fritz Kömmler ist nach einer nächtlichen Haussuchung in seiner hiesigen Wohnung ver haftet und in das Untersuchungsgefängnis üerführt worden. Herrn Kömmler wird wirtschaftliche Spionage vorgeworfen. Die amerikanische Anleihe sür Deutschland Neuyork, 27. März. Die „Neuyork Times" sehen voraus, daß im April eine deutsche Anleihe zur Zeichnung auf gelegt wird. Die „Neuyork World" nimmt als Zeitpunkt Mai oder Juni in Aussicht und meint, daß ein Fünftel des Anleihe betrages in den Vereinigten Staaten gezeichnet werden dürfte. Die amerikanische Presse zum Zwischen ¬ fall Poincare W a s h i n g t o n, 27. März. In offiziellen Kreisen ist man der Auffassung, daß die Demission Poincarös zu keinen Kompli kationen in der politischen und wirtschaftlichen Lage führen kann. Kommentare hält man für verfrüht. Doch ist man der Ansicht, daß ein Wechsel in der Person des Ministerpräsidenten die Lö sung des Reparations- und bes interalliierten Schuldenprsblems aufs neue verzögern wird. Eisenbahnerstreik in Stuttgart. Stuttgart, 27. März. Die Eisenbahnarbeiter Stuttgarts sind heute früh 8 Uhr infolge Ablehnung höherer Lohnforderung in den Streik getreten. Vom Reichsverkehrsministerium ist die Weisung an die Reichsbahndirektion Stuttgart eingelrossen, daß die Führung von Sonderverhandlungen abzulehnen sei. Gutes Ergebnis der Nordisthen Messe. Kiel, 27. März. DaS Ergebnis der nordischen Frühjahrs messe kann nach einer Mitteilung der Kieler Handelskammer trotz der Geld- und Kreditknappheit, die sich überall auf den deut schen Messen bemerkbar machte, als im allgemeinen recht zu« ftiedenstellend, teilweise sogar al- recht gut bezeichnet werden. Die guten Ergebnisse sind im wesentlichen daraus zurückzufüh« ren, daß die Aussteller bei den Zahlungsbedingungen den Käu fern weitmöglichst entgegrngekommen sind. Todesurteil wegen Mordes an der Ehefrau. Nattbor, 27. März. Die hiesige Strafkammer verurteilt? gestern den Arbeiter Koziel zum Tode. Der Angeklagte hatte seine Ehefrau in der Nacht zum 9. Dezember im Schlaf mit dem Beil erschlagen. Eine Möbelfabrik völlig nirdergebrannt. Rad Oeynhausen, 27. März. In Müllbergen unweit Oevn- bausen brannte die Möbelfabrik von Backhaus vollständig nieder. Das Feuer griff so schnell um sich, daß an die Rettung von Hvlzmaterial nicht zu denken war; auch die wertvollen Ma schinen sind vernichtet worden. Der Schaden ist sehr groß. Die Rückkehr PoincarSs. Paris, 27. März. Nachmittags wurde folgendes Com- nnmiyue ausgegeben: „Herr Poincare hat dem Präsidenten der Republik über seine bisherigen Verhandlungen Bericht erstattet. Er wird diese Verhandlungen fortsetzen und Herrn Millerand nm Ende des Nachmittags wieder befuck-cn." ES wird in politi schen Kreisen angenommen, dass Herr Poincare alsbald die Liste feines neuen Kabinetts vorlegen wird. Das griechische Königspaar in England. Loudon, 27. März. Die Blätter melden, daß der König und die Königin von Griechenland in einigen Tagen nach London kommen werden und ihren dauernden Wohnsitz in England nehmen wollen. Beginn drS Mount Everest-BufftiegrS. London, 27. März. Wie aus Delhi gemeldet wird, hat von Darjeeling aus der diesjährige Aufstieg der englischen Mount Everest-Expedition unter Führung des Generals Bruce be gonnen. Spanien gegen den Mädchenhandel. Madrid, 27. März. Durch ein RegierungSdekret wird der Beitritt Spaniens zu dem in Genf im Jahre 1921 abgeschlosse nen internationalen Abkommen gegen den Mädchenhandel er klärt. Ein Deutscher in Petersburg verhaftet. Petersburg, 27. März. In Petersburg ist der deutsche Neichsangehörige Fritz Erich Tümmler nach mehrstündiger Haussuchung verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis übergeführt worden. Herrn Tümmler wird wirtschaftliche Spionage vorgeworfen, die offenbar darin gesehen wird, daß er als deutscher Kaufmann sich Informationen über di« Möglich keit zur geschäftlichen Betätigung der von ihm zu unterrichtenden deutschen Wirtschaftsverbände beschafft hat. Herr Tümmler ist ehrenamtlicher Vertreter der Frankfurter und der Kieler Messe. Die griechische Volksabstimmung. Athen, 27. März. Die Volksabstimmung ist auf den 1». Aprv festgesetzt worden. Die Nationalversammlung hat ihre Arbeiter sür 4» Tage unterbrochen und hat eine Botschaft an daS Lairs gerichtet, in der die Beweggründe für die Absetzung der Dynastd und die Einführung der republikanischen RegierungSform datz aeleat und di« Büraer IM Abstimmung ausgesordert werden. M/E Mm/ »-) Wilsdruff-Dresden, 28. März 1924. Merian M aeu ry. Mär;. Vmrnenanstzan, 5" 8 Mondauf-an, 3' B. Sonnenuntergang S* jf Monduntergan« 11" V. 1735 Märchendichker MusLuS geb. — 1828 Dichter und Phi-f lolog Johann Heinrich Boß (der Homerübersctzer) gest. — 1840 Afrikareisendrr Emin Pascha (Eduard Schnitzer) geb. — 1863 Schriftsteller Frhr. v. Ompteda geb. — 1S1L Novellist Timm; Kröger gest. Oefsentliche Stadtverordnetensitzung am Donnerstag, den 27. März, abends 7 Uhr. Der erste und wichtigste Punkt der gestrigen Sitzung, die unter Vorsitz des Herrn Bürgermeisters Dr. Kronfeld bei vollzähliger Anwesenheit der Stadtverordneten stattfand, betraf die Wahlen zum Stadtrat. D:ei Wahivorschläge waren eingegangen: 1. Buchhändler Zschoke, Schriftleiter Bom- bach, Tischler Jähn« und Tischler Heinicke; 2. Eisenbahninspektor Lautenbach, Inspektor Lehmann, Lehrer Schneider und Buch- haltW Messerschmidt; 3. Privatmann Wehner, Stadtgutbesitzer Quantz, Oberlehrer Hientzsch und Dachbeckermeister Zienert. Die Auszählung der Stimmzettel ergab 5 sür Liste Zschoke, 3 für Liste Lautenbach und 5 für Liste Wehner. Nach dem Verhält niswahlsystem fiel zunächst auf jede der drei Vorschlagslisten ein Sitz. Um den 4. Sitz mußte zwischen den Listen 1 und 3 gelost werden. Das Los entschied für die Liste 3 (Wehner), dem Stadt rat gehören somit an: die Herren Buchhändler Zschoke, Eisen bahninspektor Lautenbach, Privatmann Wehner und Stadtgutbositzer Quantz. Während di« andern Herren an nahmen, behielt sich Herr Zschoke seinen Entscheid vor. — Die Hundesteuer wurde jährlich auf 30 Mark für den 1. Luxus- Hund, auf das Doppelte für jeden weiteren festgesetzt. Zughunde werden mit 15 Mark für den ersten, das jeweils Doppelte für jeden weiteren besteuert. Die Musikinstrumenten steuer ist im letzten Jahre nicht erhoben worben, da sie die Erhebungsgebühren nicht eingebracht hätten. Das Kollegium erklärt sich damit ein verstanden und weiter damit, daß die Sätze auf 5 bzw. 10 Mark erhöht werden. — Da nach den ministeriellen Verfügungen die Wohnungsbauabgabe nach dem 1. 4. nicht erhoben werden darf, wurde sie fallen gelassen. — Der Rechnungsabschluß 19^2/23 soll einer nochmaligen besonderen Prüfung nicht unterzogen werden. Die im Rechnungsjahr 1922/23 gezahlten Fürsorgeunterstützungen sollen nicht zurückgefordert werden. Einverstanden war man auch mit dem Nachtrag zum Sparkassenregulativ, Rentenmarkeinlagen detr. Danach werden Spargelder mit monatlicher Kündigung als wertbeständig angenommen. Der Zinsfuß beträgt ab 1. 1. 24 bei täglicher Verfügung 6 Proz., bei monatlicher Kündigung 7 Prvz. Vor Schluß der Sitzung nahm Herr Bürgermeister Dr. Krv n- feld noch Gelegenheit, im Namen der Stadt den Herren zu danken, die am 31. März aus dem Ratskollegium ausscheiden. Besonderer Dank gebühre Herrn SLadtrat Heinickel für seine gewissenhafte aufreibende Tätigkeit im Wohnungsamt. Weiter erinnerte der Bürgermeister noch daran, daß es die letzte Sitzung unter der alten Verfassung von 1912 war. Es müsse wohl jeder zugeben, daß uns diese Verfassung Nachteile nicht gebracht habe. Hoffen und wünschen.wir, daß die neue Gemeindeord nung und das neue Ortsgesetz jederzeit unserer Stadt und ihrer Bewohnerschaft zum Segen gereichen mögen. Entlassungsfeier der Verbandsderufsschule. In der Turn halle zu Wilsdruff wurden gestern nachmittag in schlichter wür diger Feier 150 Schüler und Schülerinnen aus Wilsdruff, Grum bach, Sachsdorf-Klipphausen, Kesselsdorf und einigen andern Gemeinden der Umgebung entlassen nach Erfüllung ihrer drei jährigen Berufsschulpflicht. Gedichte und ein Mädchenchor, ge leitet von Herrn Lehrer Gerhardt, umrahmten die Abschieds- rede des Schulleiters Herrn Oberlehrer Meyer. Von dem Reich tum und der Herrlichkeit des deutschen Volkstums ausgehend, ging «r auf den großen deutschen Denker Immanuel Kant ein, der vor 200 Jahren geboren wurde. In Aniebmmi an dessen Kate gorischen Imperativ wurden als wichtige Grundsätze für das Leben des einzelnen wie aller behandelt: Ich will 1. einfach und natürlich, 2. wahrhaft und ehrlich, 3. gerecht und sachlich, gründlich und pflichtgetreu und 5. bodenständig in Heimat und Sitte sein. Die ernsten Mahnungen wurden mit Beispielen und
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