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Geireroes verursacht. In Nordamerika war dk Lage im allgemeinen Anfang Juni schlechter als im Juni vorigen Jahres, besonders inKanada waren die Saaten im Rück» stand. Frühjahrsweizen ist in den Verein rgtenSt-aa- ten weniger als im Vorjahre angebaui worden, was auch für Roggen und Gerste zutrifft. Die Schätzungen aus fünf Ländern, die etwa für ein Viertel der Welter Zeu gung an Weizen in Betracht kommen, lauten auf 745,1 Mill. Cenial (ein Cental — 100 Pfund eng-l. Gewicht) gegen 816,4 Mill. Cental im Vorjahre. Zur „OerMlung an MSnaelMtle ümL all arlttr Slruernsiversranung". Dresden, 5. Juli. Zur ,-Vernichtung der Mündelwerte durch die Dritte Steuernotveroidnung" bringt nunmehr auch die Juni-Nummer des Berliner Zentralblattes für Iugendrecht und Iugendwohlsahrt einen Artikel des Herrn Amtsgerichtspräsiden- ten a. D. Dr. Becker (Dresden)- der erneut in überzeugender Weise aus die Notwendigkeit hinweist, den öffentlichen Anleihen ihre Wertbestandigkeit wiederzugeben. Das würde, nach den vom Reichsfinanzminister demVerfasser inzwischen dankenswerterweise gegebenen Unterlagen, bei einer Wprozentigen Aufwertung eine Annuität Von etwa 1*/- Milliarden Mark beanspruchen. Statt derartiger Aufwertung bringt die Steuernotverordnung in übler und rechtlich wohl anfechtbarer Weise eine verschleierte Kassa tion der öffentlichen Anleihen. Sie hat damit der „Sachverstän digenkommission" die Möglichkeit gegeben, bei Ermittlung deut scher Leistungsfähigkeit" den eingesparten Zinsen- und Schulden dienst sofort für die Neparation in Anspruch zu nehmen! Die Versagung der Aufwertung ,Mündelsicherer" Staatspapiere trifft wie ein Nackenschlag deutsche Jugend und Aster, mit ihnen alle diejenigen, die für deren Erhaltung Pflicht und Verantwortung übernommen haben. Sie sind vor einen Trümmerhaufen gestellt, in dem hoffnungslos alles zusammenbricht, worauf Aufstieg und Lebenserhaltung breiter Schichten, vor allem im Mittelstände, sich aufbauen sollten. Dieser Zusammenbruch erfaßt aber auch deutsches Treuwort, das mit Recht bisher überall im In- und Auslande höher bewertet worden ist als selbst dingliches Pfand. Dabei kann der Treubruch nicht einmal der erhofften Vorteile bringen. Darauf verweisen die ausländischen Proteste und an gedrohten Vergeltungs-Maßregeln, die Verteuerung des der deut schen Wirtschaft unentbehrlichen Leihkapitals, das Anwachsen der UnierstühungsbedüM weiter Kreise, die geminderten Steuer eingänge. Es gehört gewiß zu den obersten Ausgaben des neuen Reichstages, zur Wiedergewinnung deutscher Kreditwürdigkeit und deutschen Treuglaubens, die Aufwertung der öffentlichen An leihen durchzusetzen. Andernfalls muß im Wege der Selbsthilfe die Ünhaltbmkeit der Steueinvtverordnung offenkundig gemacht werden. Insbesondere ist hierbei zu bedenken an die Aushebung der Zwangsanlagepslicht für Mündel- und -ähnliche Gelder, an prozeßrichterliche Feststellungen von der Unzulässigkeit der ver fügten Kassation, an die Ablehnung der Zeichnung und Auf legung neuer Anleihen durch die Allgemeinheit und- die führen den Emissionsbanken, sofern nicht die alten Anleihen zu einem gewißen Prozentsatz mit angenommen werden. Hier zeigen sich beachtenswerte Wege für die Sparer-Sch-utzverbände, um den Auswüchsen der Dritten Steuernotverordnung mit Erfolg ent gegentreten zu können. i poMMe kuMchsu - Die nationale Feier am 3. August. Die Anregung der Reichsregierung, am 3. August in ganz Deutschland eine allgemeine nationale Gedenkfeier anläßlich der Wiederkehr des Tages, an dem vor zehn Jahren der Weltkrieg begann, zu veranstalten, hat in ge wissen Kreisen die Befürchtung wachgerufen, daß es sich um eine militaristische Kundgebung handele. Davon kann aber gar keine Rede sei»- Unter Ausschaltung jeder ss j kl- ^1 ———. politischen Erörterung soll vielmehr der Tag in erster Linie dem Gedächtnis der Gefallenen ge widmet sein. Zum Zweck einer Vorbesprechung sind vom Ministerium des Innern Vertreter der Presse und aller in Frage kommenden Verbände für Mittwoch, den 9. Juli, eingeladen. Lübeck erhält einen Freihafen. Nachdem die Lübecker Handelskammer und die Senats, kommission die Frage der Errichtung eines Freihafens für Lübeck geprüft haben, ist jetzt nach längeren Verhandlungen mit dem Neichsfinanzministerium und in Anknüpfung an ein der Stadt Lübeck im Jahre 1868 gewährtes Recht die Schaffung eines Freihafens grundsätzlich zugestanden worden. Um Lübeck so bald als möglich die Vorteile eines Freihafens zu sichern, hat sich das Neichsfimmz- mmisteriums damit einverstanden erkürt, daß vorläufig im Jnnenhafen durch Errichtung entsprechender Abteilungen im Lagerhaus auf der Priwall-Halbinsel und in dem Tee- schuppen eine sogenannte Freizone geschaffen wird. Italien Die Suche nach Matteottis Leiche. Die italienischen Untersuchungsbehörden haben die Nachforschungen nach der Leiche Matteottis wieder ausgenommen, über das Unter- nehmen wird diesmal Stillschweigen bewahrt. Die Unter- suchungsbehörden haben einen neuen Haftbefehl erlassen. Ferner haben sie den Redakteur des „Mondo", Ferrara, zwei Stunden lang verhört. Auch General de Bono soll dieser Tage vom Untersuchungsrichter verhört werden. Die Direktion der Unitarifchen Sozialistenpartei hat einen Dreis von 25 000 Lire für die Auffindung der Leiche Matteottis ausgesetzt. Der „PoPolo" will wissen^ daß did Leiche Matteottis in der Klinik, die zur Chirurgenschule gehört, unter Mitwirkung eines bekannten Arztes, der einen bedeutenden Posten in Ler Freimaurerei einnehme» zum Verschwinden gebracht worden sei. Im Saale für Leichenpräparattonen habe man die Leiche Matteottis zer schnitten und stückweise beseitigt. Diese Meldung muß jedoch mit großer Vorsicht ausgenommen werden. Spanien Der Krieg in Marokko. Aus Madrid wird gemeldet- daß in dem westlichen Teil der spanischen M-aroikko-Zone nach wie vor heftige Kämpfe im Gange sind. Die spanischen Truppen arbeiten sich nur mit äußerster Mühe an die von ihren rückwärtigen Verbindungen abgeschnittenen Vorposten heran. Eine Kompagnie eingeborener Truppen wurde von den Marokkanern, die zur Täuschung Kaki- uniformen angelegt hatten, in einen Hinterhalt gelockt und fast völlig niedergemacht. Die Verluste der spanischen Trup pen während der letzten Kämpfe betragen 400 Mann. Gene ral Castro wurde im Zusammenhang mit den bevor stehenden eNischeidendenOperattonen zum Oberkomman danten in Ceuta ernannt. Weiter wird amtlich mii- geteitt, daß zwecks Wiederherstellung der Verbindungen mit den umzingelten Truppenteilen zwei Sonderkolonnen ge bildet worden sind. ' Nordamerika. Der demokratische Konvent in Nöten. Die Zerfahren heit des demokratischen Konvents in Newhork kann nicht mehr überboten werden. Abstimmung folgt aus Abstim mung, aber ein Ergebnis bleibt aus. Nachdem es in 77 Wahlgängen nicht zur Nominierung eines Präsidentschafts kandidaten gekommen ist, hat man endlich vorgeschlagen, Mac Adoo und Smith fallen zu lassen und einen Kom promißkandidaten aufzustellen. Aber damit scheinen die Anhänger der beiden nicht einverstanden zu sein, und so ist denn, um über den toten Punkt hinwegzukommen, noch ein anderer Vorschlag gemacht worden, daß nämlich für die Präsidentennominierung die einfache Stimmen mehrheit genügen solle, an Stelle der bisherigen Zwei drittelmehrheit. Ferner wurde vorgeschlagen, Daß nach jedem Wahlgang der Kandidat, der die niedrigste Stimmenzahl erreicht, ausscheide. Der Direktor Professor Lohe schritt durch den Raum. In seinen Brillengläsern spiegelte sich das Licht der elektrischen Lampen. Halmer hielt die Augen gesenkt, wie von diesem wan dernden Lichtschein gebannt. Lohe drehte die Enden des kurzgeschorenen Schnurrbartes unablässig und bl-ie-b wieder -stehen. „Ich bin am Ende der Woche gezwungen, einige Tage zu verreisen, Herr Storm. Bis dahin wollen wir pausieren. Wenn wir zusammen den Fehler finden, haben wir immer noch Zeit. Ich bin recht müßig gewesen, ich werde es weiter nicht sein. Aber Sie dürfen den Kopf nicht verlieren! Ihre Erfin dung ist gut. Hat sich ein Fehler eingeschlichen, den wir noch nicht ergründen können, dann werden wir ihn doch eines Tages finden. Der Zufall ist tückisch, aber wir Menschen sind stärker!" Er ging. Er reichte Otto wieder die Hand, und es hätte nicht viel gefehlt, so hätte er die Finger mit seinen Küsten be deckt. Wie ein Alb fiel es von ihm, er konnte wieder atmen. Weinhold saß starr da, wie erschlagen. Das hatte er nicht er wartet. Lukas zerrte die Lippen zu einer Grimmaste. „Du hast ja einen mächtigen Stein im Brett bei dem Gewaltigen!" sagte er. „Nun will also auch er ansangen, mitzuarbeiten. Viet Glück! Dann wird es wohl gehen. Viel Glück Otto!" sagte er. Es klang nun aufrichtig und herzlich und sollte das grimmassen- hafte Lächeln verbergen. Auch Weinhold gab ihm die Hand. Fast hatte er sich da mit abgefunden, sich „tot" zu arbeiten, da winkte auf einmal wieder Erlösung in der Person des Direktors. Diese Ansicht machte ihn so froh, daß er eine Stunde früher den Heimweg ein schlug. Halmer schloß sich ihm an. Das Rot des Abends war verblaßt, die Dämmerung floß hinunter in das Tal und hüllte es in ihren grauen Schein. Dichte, wallende Nebel stiegen auf, aber sie zerrissen rasch, hoben sich wie schwankende, sonderliche Gestalten von der Erde und ließen einen klaren Himmel sehen. Es war kalt wie im Winter, und nur die Blätter auf dem weichen Waldboden, die bei jedem Schritte rauschten, erinnerten, daß man noch im Herbst sich be fand. Das Walzwerk war von weißen Bogenlampen erleuchtet, auf der neuen Straße über lag alles still und tot. Als endlich auch Otto sich auf den Heimweg machte, erloschen hier die Lichter, und diese Walzenstraße, von der man fick eine ungeheure Arbeitsleistung versprach, war zu ungewollter Ruhe verdammt. Die Worte des Direktors hatten alle Lebensgeister in Otto von neuem entfacht. Er stürmte nach Hause, um Renate sein Glück mstzuteilen. Eine Zeitlang stand er an der Halte stelle der elektrischen Bahn. Aber als er sie in weiter Ferne noch nicht erblickte, verließ ihn die Geduld. Er trat in den Park ein, um in einem kurzen Weg über die Lichtung hin nach Hause zu eilen. (Fortsetzung folgt.) Keigen. Eine zeitgemäße Geschichte von Balduin Reichenwallner. Ja mei, man tut sich halt schwer bei der Geldknappheit. Kam da vorgestern mein Freund Fritz Bulle zu mir, sehr feier lich, ein wenig verlegen, zupft sich die Kravatte zurecht und redet allerhand Dinge, wie man so redet, wenn man sich nicht herausgetraut mit der Sprache: Vom Wetter und von den Aus sichten des Sommers, von der Kunst und vom Kampf ums Dasein, was weiß ich. Schließlich hielt er die Gelegenheit für gekommen, und er fing nach einigen Räuspern und Husten an: „Wie du weißt, Balduin, bin ich seit Jahren Mitglied des Vereins sür Nacktkultur. Du wirst doch nicht zweifeln, daß —" „Nein, nein, ich weiß, es handelt sich um ganz ideale Be strebungen," beruhigte ich ihn. „Ganz recht. Nun aber kann ein Verein doch nur be stehen, wenn alle Mitglieder pünktlich ihren Beitrag zahlen." „Gewiß, gewiß. Alle Ideale brauchen ein solides Funda ment." „Nun ja, du verstehst, worauf es ankommt. Aber du weißt auch, wie knapp ich gestellt bin. Da wollte ich dich mal fragen: Könntest du mir nicht die zehn Mark, die du mir seit Februar schuldest, wiedergeben? Ich bin nämlich mit dem Beitrag zwei Monate im Rückstand." „Jesses, die zehn Mark!" Eiskalt fuhr es mir durch die Glieder. Ich hatte sie ganz vergessen. „Aber natürlich, Fritz, verzeih. Sofort. Das heißt, heut geht's nicht. Ich habe gegenwärtig eine solche Summe nicht flüssig. Aber ich erwarte jeden Tag ein Honorar von der Redak tion des „Alleswisser". Ich will sofort einmal mahnen." „Ja, bitte, tu das." Als Fritz Bulle fort war, schrieb ich einen vorsichtig abge- faßten Brief an den „Alleswisser" und erhielt postwendend von ihm den Bescheid, in den nächsten Tagen werde der geschuldete Betrag an mich abgehen. Zur Zeit sei es jedoch unmöglich, ihn zu entrichten, da sich der Verlag selbst in Zahlungsschwierig keiten befinde. Zahlreiche Abonnenten hätten die Bezugsgelder noch nicht eingesandt usw. „Zahlreiche?" Das schien mir ein wenig übertrieben. Denn meines Mistens hatte der „Alleswisser" zur Zeit nicht mehr als drei seste Bezieher. Daß diese jedoch nicht pünktlich zahlten, war zu glauben. Nun, da konnte man nachhelfen. Einer der ältesten Leser dieses parteilosen Blattes, das seit über einem halben Jahr seine segensreiche Wirkung entfaltete, der Hausbesitzer Moog, war mir gut bekannt. Es wäre schließlich Brasilien. Mikttäraufstand in Sao Paulo. Aus Mo de Janeiro wird gemeldet: Die Truppen Les Staates S-a o Paulo haben sich empört und ihre Offiziere angegriffen. Diese mußten, um Ler Bewegung Herr zu werden, Bundestruppen aus Sao Paulo in aller Eile herauziehen. Gerüchtweise verlautet, daß die Aufständischen von Ler brasilianischen Regierung Las Versprechen erzwingen wollten, den Vertrag mit der franzö sischen Militärmisfion nicht zu verlängern. Aus diesem Grunde sollen sie die Auf- stauLsbewegung ins Werk gesetzt haben. Eine Bestätigung der Meldung steht noch aus. Jedenfalls wird die Bewegung als sehr ernst angesehen. Sämtliche telegraphischen, tele phonischen und Eiseuhahnverbindungen zwischen der Bun deshauptstadt und Sao Paulo find unterbrochen. In den Staaten Rio de Janeiro und Sao Paulo W tzer Wv lagerungszustand verhängt woÄW, Aus In- und Ausland. München. Hier ist ein Gedenkstein für die im Welt kriege gefallenen Kämpfer aus der Pfalz eingeweiht worden. Der -Feier wohnten mehrere Wittelsbacher, darunter Kronprinz Rupprecht, und Bettreter der Behörden bei. Minister präsident Dr. Held hielt eine Rode und gab der Befürchtung Ausdruck, daß in der Pfalz ein neuer Separatistenputsch drohe. Gera. Die hiesige Ortsgruppe des Stahlhelms hatte zu einer Fahnenweihe eingeladen. Die Kommunisten griffen die Festteilnehmer wiederholt an. Die Landespolizei konnte nicht verhindern, -daß eine ganze Reihe von Stahlhelm- leuten mit Eisenstangen und Messern traktiert wurde, so daß sie in das Krankenhaus gebracht werden mußten. Frankfurt a. M. Die deutsche Firma Holzmann hat oon der englischen Regierung -den Auftrag für die Aus führung der Erweiterung des Hafens von Suez bekommen und angenommen. Würzburg. Der Reichsbund der Kommunalbe- f amten und Angestellten Deutschlands (180000 Mitglied der) hielt seinen diesjährigen ordentlichen Bundestag L« ! Würzburg ab. - Rus llem «erlcktslaal l 1000 Mark SelSstrafe für Minister kernrann. Weimar, 7. Juli. Im Prozeß gegen deft früheren thüringischen Innen minister Hermann und seine Mitangeklagten, ist heute nachmittag nach vierstündiger Beratung des Gerichtshofes das Urteil verkündet worden. Minister Hermann wurde wegen falscher Beurkundung zu einer Geldstrafe von 1000 Goldmark, Kreisdircktor Rennert-Meiningen wegen des gleichen Vergehens in zwei Fällen zu einer Geld- strafe von 1200 Goldmark, Kreisdirektor Hörfchelmann- Eisenach wegen des gleichen Vergehens in einem Falle zu einer Geldstrafe von 1000 Goldmark und Kreisdircktor Faulian-Roda zu 500 Goldmark verurteilt. Kreis direktor Koch-Gotha wurde sreigesprochen. Der Ange klagte Kunze erhielt wegen der ihm nachgewicsenen Ver gehen eine Gefängnis st rafevon1)4 Jahren, auf die die sechsmonatige Untersuchungshaft ungerechnet werden soll. Der Prozeß gegen Hermann hat weit über Thüringen hinaus Aufsehen erregt, -da die sozialdemokrati schen Freunde des Ministers behaupteten, daß es sich rnn eineu politischen TenLenzprozeß handelt. Es hat sich aber im Laufe der mehrtägigen Verhandlungen nichts ergeben, was darauf hatte Mießen lassen können, daß Las Prozeß- verMren auf Veranlassung und Betreiben politischer Geg ner Hermanns in Lie Wege geleitet worden sei. Bemerkens wert war nur, daß Hermanns Verhaftung zeitlich ungeAhr mit dem Prozeß gegen den- früheren sächsischen Minister Dr. Zeigner, der sich bekanntlich gleichfalls zur Sozialdemo kratie rechnet, zusammenfiel. Das mag jenen unbegrün deten Gerüchten über politische Animosität «egen Hermann Nahrung gegeben haben. kein Fehler, wenn ich ihn so nebenher einmal an feine Pflicht erinnerte. Ich machte mich also auf und besuchte Herrn Moog, den alten Filz. „Ach, der „Allerswisser", dieses Schmierblatt," hüstelte er. . „Gestohlen kann es mir werden. Nächstes Quartal bestelle ich ihn sowieso ab." „Aber, Herr Mvvg, Sie sind -doch gewissermaßen ver pflichtet —" „Weiß schon. Aber man zahlt mir doch auch nicht, was man mir schuldet. Sehen Sie, da ist die Frau Heberl, die Krämerin, die kennen Sie doch. Meinen Sie, die zahlt ihre Miete, wie sich's gehört? Dreimal hab' ich sie schon gemahnt. „Ach, Herr Moog," sagt sie dann alleweil, „bei die schweren Zeiten müssen S' schon a wenig Rücksicht nehmen." Ich verabschiedete mich und schaute unten flink einmal bei der Frau Heberl herein. „Grüß Gott, Frau Heberl. Na, wie schaut's?" „Ach Gott, schlecht schaut's aus. Zahlen tut schon lang koa Mensch nimmer. Erst eben hab' ich dem Herrn Schnöckel wieder an Kautabak anschreibcn müssen. Zehn Mark hat er jetzt bei einander. Mei Gott, wann der die amal zahlt, der Depp, der dreckete." „Was, der Schnöckel? Der Malermeister? Hat denn der keine Arbeit nicht?" „Ja, scho, aber zahlen dun' eahm nix, sagt er. Beim Gast wirt Oberdimpfl hat er erst letzte Woch'n den Plafong geweißt." „So, so, beim Oberdimpfl. Na, wenn der sich das leisten kann, den Plafond weißen zu lassen . . ." „Ja, wissen S', er muß scho. Ham S' das Nebenzimmer im „trüben Lamperl" vielleicht kennt? Ganz schwarz war's und verdreckt. Wissen S', und so hätt's der Verein nie net nehmen mögen. Da hat er halt in den sauren Apfel beißen müssen, der Herr Oberdimpfl." „Was für ein Verein ist denn jetzt da drin, Frau Heberl?" „Ja, wissen S' dös noch net? I schäm mi, 's zu sagen. Der Verein für — für — na, was gibt's net alls für Sachen heutingen Tags." Mir ging ein Licht auf. „Meinen Sie etwa den Verein für Nacktkultur?" „Ja, den mein' i. Aber die scheinen's mit dem Zahlen auch net eilig zu haben, die Nacketen." „Mei Frau Heberl," sagte ich da, „das liegt gewiß daran, daß die Mitglieder ihr Geld auch nicht so aus dem Aermel schütteln können, wie früher." „Do können S' recht Ham. Ja, ja, man tut sich halt schwer bei der Geldknappheit."