Volltext Seite (XML)
droht die Beamtenschaft, im Falle" der'U-nnachgiebbgk'eit der Direktion, -dcu Street auf alle Banken auszudclmen und auch di« Industriearbeiter zu einem Sympathiestreik zu veranlassen. London. (Der englische Hafenarbeiter streik hat begonnen.) In Liverpool, Plymouth, Southampton, Bristol, Glasgow un!d den anderen Häfen von SüÄwales haben die Dockarbeiter die Arbeit niedergelegt. Die Leitung der Transportarbeiternmon erklärt, daß der ausgehende Seever kehr für Güter vollkommen stillgelcgt wird. Der Streik droht auf andere Verbände überzugreifen. Aus Liverpool wird be richtet, daß die dortigen Lagerhausarbeiter beschlossen haben, sich den Dockarbeilern anzuschließen. Einer anderen Meldung zufolge seien auch 2000 bei den Docks beschäftigte Eisenbahn arbeiter in den Ausstand getreten. Der nationale Streik ausschuß beschloß, daß alle Transportarbeiter den Transport von und nach Docks, Werften und Lagerhäusern während deS Streiks abzulehnen haben. » Vas Ke/ch Ser « - Neue Kraftquellen Industrielle Ausbeutung der Vulkane. Ein vermehrtes Streben nach nationaler Unabhängig keit ist ein Zeichen unserer Zeit, eine Folge der Erfahrun gen, die man während der Kriegsblockade gemacht hat. In Mitteleuropa interessiert mau sich jetzt stärker als je zuvor für die Förderung von Braunkohle und Mineralien, sowie für die Ausnutzung der Wasserkräfte. In anderen Ländern ist die Suche nach Petroleum zu einer fast komischen An gelegenheit geworden. Noch andere suchen ihre landwirt schaftlichen und gärtnerischen Erzeugnisse so zu mehren, daß sie die Einfuhr entbehren können. Die vulkanischen Kräfte des Erdbodens auszunutzen, hat man aber bisher nur in Italien begonnen. Das Land hat ja von Sizilien vis zu den Alpen eine Menge von vulkanischen Gebieten, die heißen Dampf und heißes Wasser ausströmen lassen. Bis vor kurzem sah man in diesen kleinen Vulkanen — wenn der Ausdruck erlaubt ist — lediglich feindliche Mächte. Seit 1790 allerdings benutzte man schon den Mineralgehalt der heißen Wasser zur Gewinnung von Borax ü. dgl.; aber jetzt fängt man an, die vulkanischen Kräfte selbst zu verwenden. In Toscana, südlich von Volterra und südwestlich von Florenz, an den Flüßchen Lecina und Cornia, am Fuße einer Hügelkette, liegen die Ortschaften Larderello, Castelnuovo, Sasso, Monterotundo, Lago, Lustignano, Sarrazano, Travalc. Die vulkanische Natur verrät sich hier in Lagern von Schwefel, von Kalk und Gips und von Boraxverbindungen. Die .Dampf wolken, die dem Erdboden entsteigen, sind zu schwach, um industriell verwendet zu werden, aber Bohrungen in die Tiefe haben Dampf von zwei Atmosphären und 100 bis 200 Grad Celsius ergeben, und zwar in gewaltigen Mengen, bis 60 Tonnen in der Stunde. Der Dampf wird direkt in Maschinen, Generatoren u. dgl. geleitet: auf diese Weise setzt man die Kraft in Elektrizität um. Daneben läuft die Gewinnung von Chemikalien durch Auskristallisieren. Die Arbeiten in Toscana sind natürlich erst im Anfang. Die italienischen Geologen beschäftigen sich jetzt schon mit dem Vesuv, dem Ätna, den Liparischen Inseln usw. In Kalifornien, Chile, Bolivi-a, Alaska, Neuseeland, Japan, in allen Ländern, wo man auf größere vulkanische Tätig keit im Erdboden stößt, dürfte das Vorgehen der Italiener bald Nachahmung finden. Was für eine Fülle von leicht benutzbarer Kraft, die kostenlos zur Verfügung steht, ist die vielen Jahrhunderte hindurch in die Luft verpufft! Für uns Deutsche freilich hat die ganze Angelegenheit kaum mehr als ein rein akademisches Interesse. K. M. f « KechZ/MchMA « - Vierzehn Jahre Zuchthaus für einen Spion. Die Hand lungsgehilfen Claus aus Bärenstein und Döhmel aus Meißen hatten sich vor dem Reichsgericht wegen Spionage zu verantworten. Sie hatten in Erfahrung gebracht, daß sich in den Händen des Breslauer Ingenieurs Grünwälder eine Denk schrift über das deutsche FcldcisoNbahnwesen befinde. Der Chef der französischen Nachrichtenstelle in Essen gab ihnen das Reise geld noch Breslau. Dort stellte sich Claus als Rittmeister vom Generalstav der Reichswehr v»r; er schwindelte dem Ingenieur vor, der Ches des Generalstabes interessiere sich für Pi« Arbeit. Grünwälder gab dem Schwindler Empfehlungen an den Studienrat Dörmer in Oppeln mit, der die Schrift anfbewahrte. Claus erhielt die Schrift und machte sich nun mit Döhmel aus den Weg nach Essen. Die Forderung von 20 Millionen Mark, damals 500 Dollar, drückten die Franzosen auf 3 Millionen Mark herab. Die Arbeit wurde photographiert und dann Claus wieder zu-gestellt. Bald darauf wurden beide Spione verhaftet. Das Reichsgericht verurteilte Claus zu vierzehn Jahren Zuchthaus. Gegen Döhmel soll später noch ein mal verbandelt werden. Todesurteile gegen Giftmischer. Das Gericht in Neiden- bürg verurteilte die Besitzerwitwe Minna.Weiß und den Besitzer August Harwardt wegen gemeinschaftlichen Gift mordes zum Tode. Die Anklage legt ihnen zur Last, den Guts besitzer Gustaw Weiß, den Ehemann der Angeklagten, mit Arsenik vergiftet zu haben. Wieder ein Kommunistenprozeß. In der Angelegenheit der Kömmunistenunruhen in Loerrach und Wiese le tal, die seinerzeit die Verhängung -des Belagerungszustandes über gang Baden zur Folge hatten, wurde jetzt vom Land gericht Freiburg i. Br. das Urteil gesprochen. Die Anklage lautete auf Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz, Aufruhr und Landfriedensbruch. Verurteilt wurden der Hauptangeklagte Ritzau zu 2 Jahren, ein anderer Angeklagter zu 1 Jahr acht Monaten, zwei weitere Angeklagte zu je 1 Jahr 3 Monaten, ein Angeklagter zu 1 Jahr Zuchthaus. Die übrigen Ange klagten erhielten Gefängnisstrafen von 4 Monaten bis zu 1)4 Jahren. Ehrungen des Dichters Hermann Stehr. Dem Lyri ker und Romandichler Hermann Stehr wurden anläßlich seines 60. Geburtstages zahlreiche Ehrungen zuteil. Reichspräsident Ebert sandte ein herzliches Glückwunsch telegramm. Habelschwerdt, die Geburtsstadt des Dichters, ernannte Stehr zum Ehrenbürger. Dittersbach, wo er als Lehrer gewirkt hat, und Warmbrunn, wo er gegenwärtig wohnt, benannten Straßen nach ihm und veranstalteten große Feiern. Die Künstler des Riesengebirges über reichten künstlerisch wertvolle Geschenke. Stehr hat 1910 den Bauernfeldpreis, 1919 den Fastenrathsvreis und bald darauf den Schillerpreis erhalten. Schreckenstat eines Tollwutkvanken. In Stolp in Pommern hat der Polizeiunterwachtmeister Spiering, offenbar in geistiger Umnachtung, zwei Kameraden mit der Dienstpistole erschossen und dann sich selbst getötet. Die Tat dürfte im Zusammenhang stehen mit einer Verletzung, die Spiering vor drei Wochen durch den Biß eines tollwutkranken Hundes erhielt. Er ist danach nach Berlin geschickt und in der Wutschutzabteilung des Institutes für Infektionskrankheiten behandelt worden. Spierings Leiche ist obduziert worden. Die in Frage kommenden Körperteile wurden zur genauen Untersuchung Lem^Aerliner Institut übersandt. Schweres NovelungiNS. An der Saarburg geriet beim Rodeln ein mit fünf jungen Leuten aus Frankfurt am Main besetzter Rodelschlitten aus der Fahrbahn, sauste gegen einen Baum und überschlug sich. Ein Fahrer war sofort tot, drei wurden lebensgefährlich und einer leicht verletzt. Frisieren ist Luxus. Beim Fremdenamt der Polizei direktion in München erhoben zwei Damen aus Bozen und Innsbruck Beschwerde gegen einen Damenfriseur, der von ihnen für Frisieren 300 Lire (etwa 45 Goldmark) ge fordert hatte. Die Wucherabwehrstclle in München lehnte jedoch ein Eingreifen ab, da das Damenfrisieren ein Luxus sei. Moral: Kämm dich zu Hause oder schaff dir einen „Bubikopf" an! Verhaftung eines „Ban!ier"-Trios. In Braun schweig bestand in einer abgelegenen Stadtgegend im dritten- Stock eines obskuren Hauses seit einiger Zeit ein Bankhaus Gebrüder Küneüe u. Co. Seine In haber waren drei Brüder Künecke, von denen einer Tischlerlehrling und die beiden andern Nieter auf einer Hamburger Werft gewesen waren. Nunmehr sind alle drei plötzlich verhaftet worden, weil sie iy mehreren Städten Deutschlands mit gefälschten Schecks allerlei Schwindelmanöver getrieben hatten. Ihre Hauptgeschäfte machten die drei originellen Bankiers mit dem Ausland: sie standen mit angesehenen Banksrimen Italiens, Amerl« kas, Spaniens und anderer Länder in reger Korre spondenz. Einsturz eines Viadukts. In Ludwigstadt, an der Strecke Nürnberg—Saalfeld—Berlin, stürzte eine Eisen bahnüberführung in dem Augenblick ein, als ein Eilgüter- zng sie passieren wollte. Der Lokomotivführer und der Heizer des Zuges sind tot. Von den unter der Bruae be findlichen Wohnhäusern sollen zwei beschädigt sein. Der Materialschaden ist sehr groß. Das Grab im Eise. Zwei Kinder aus Neu-Redde- Witz auf Rügen, die täglich über das Eis nach Alt-Redde- Witz gingen, sind Sonnabend auf dem Rückwege auf ein« dünne Stelle geraten und ertrunken. Fischer sanden die Leichen der beiden Knaben. Die Verteidigung Londons gegen Angriffe aus der Lust. Englische Blätter beschreiben ausführlich einen großen Plan, den mau gegenwärtig ausführe, „um Lon don zu der gegen einen Luftangriff am vollkommensten verteidigten Stadt der Welt zu machen". Um London herum werde ein großer Ring von Flugplätzen angelegt. Man will eine große Anzahl besonders konstruierter Ab wehrmaschinen aufstellen, die auch bei Nacht mit bisher unerreichter Genauigkeit schießen können. Dazu kämen andere geheimnisvolle Abwehrmittel hoch oben in der Luft und Geschosse, die für die Angreifer eine unange nehme Überraschung sein würden. — Eine ange nehme Überraschung sind ja Geschosse wohl nie, aber man darf schon neugierig sein, zu hören, wie die Eng länder ihre Abwehrmittel hoch oben in der Luft selbst unterzubringen gedenken. Gerichtliche Nachprüfung einer Theaterkritik. Der Kritiker der Debrecziner Zeitung hatte über eine Vor stellung der Operette „Ein Herbstmanöver" im Debrecziner Stadttheater sehr abfällig geurteilt. Er war daraufbin von dem Theaterdirektor wegen „Schädigung des Ge schäfts und Kredits" verklagt worden. In der Gerichts verhandlung beantragte der Kritiker, die Vorstellung möge vor einer unparteiischen Budapester Jury wiederholt wer den. Das Gericht ging daruf ein, und die Vorstellung vor der Jury fand statt. Der Erfolg des Kritikers war durch schlagend: die Jury erklärte die Vorstellung für „unter dem Hund". Das Gericht urteilte darauf, daß es die Pflicht des Kritikers gewesen sei, die Wahrheit über die Vorstellung zu sagen, und sprach ihn frei. Stresemann über den Film. In Berlin fand dieser Tage die erste Vorführung eines das Nibelungendrama behandelnden Films statt. Bei einem Essen, das der Auf führung folgte, hielt der deutsche Außenminister Dr. Strese mann eine Rede über den Kulturwert des Films. Er be tonte die große Bedeutung des lebenden Bildes bei allen Bestrebungen, die zur Völkerversöhnung und Völkerver- binvung führen sollen und wies vor allem darauf hin, daß die großen Grundfragen der Politik letzten Endes nicht durch wirtschaftliche Einzelverständigung, sondern nur durch den Austausch geistiger Werte gelöst werden können. Wiener „Schlager". In einem der vornehmsten Wiener Restaurants konzertierten zwei Kapellen, ein Wiener Schrammeltrio und eine ausländische Jazzband kapelle. Zwischen den beiden gab es einen heißen Wett bewerb um den Beifall des Publikums: eine Kapelle mar immer eifersüchtig auf die andere, und die Gäste hatten bei diesem Musikantenwettstreit den Vorteil, daß man immer bessere Leistungen zu hören bekam. Soweit war alles in Ordnung. Als jedoch eine Dame ihren Beifall erst dem einen Kapellmeister und dann vielleicht ein wenig stürmischer — Damen können das fein „abtönen" — dem andern zuteil werden ließ, entbrach ein offener Kampf, der schließlich mit Geigen, Blasinstrumenten und Trom melschlägeln ausgefochten wurde. Die Schlägerei nahm schließlich einen derartigen Umfang an, daß die Gäste in wilder Flucht das Lokal verließen. Polizei mußte kom men, um die streitenden Parteien voneinander zu trennen. Das Schlachtfeld bedeckten zerbrochene Glaser, Flaschen, Aschenbecher, Haarbüschel. Krawatten und abgerissene Hemdärmel. ' ' " « Ei» Schritt ins Anrecht. -LmerUcau. Oopzwigdt 1920 Ult. Lur. LI. lanlcs, Vrs8cksn-21 Kriminal-Noman von Arthur W i n ck l e r-Tannenberg. Der alte, vergrämte Mann, der dem Rechtsanwalt gegen übersaß, hob fragend den Kopf. »Herzleidend war Ihre Frau Mutter —? „Ja. Sie behauptete es seit Jahren; die Aerzte fanden nicht viel und beruhigten mich —" -Ja, ja, die Aerzte, ich halte nicht viel von den Aerzten." -Wie? Gibt es einen pflichttreueren und tüchtigeren Mann, als den Sanftätsrat " „Ganz gewiß nicht. Aber ich bin für die Naturheilkunde. -Hab' viel ausgehalten im Leben. Nur keine Medizin, dos ist Gist, dabei bleib' ich " -Gift! —" griff Herbert das Wort auf. „Wie konnte meine Mutter zu Gift kommen?" „Sie muß es mitgebracht haben, wir hatten keine» im 'Hause — -Das ist undenkbar! Auch wir besaßen kein Gift." -Sagten Sie nicht, Ihre Frau Mama sei eine heftige Gegnerin Ihres Herzensplanes gewesen —?" -Ja." -Konnte sie nicht in Verzweiflung, als sie — wie doch anzunehmen ist — auch Fräulein Grothes Widerstand nickt zu brechen vermochte, sinnverwirrt, zum Gist gegriffen Haben?" -Unter keinen Umständen, denn sie besaß keines —" -Rätselhaft! Medizin ist Gift, ober doch kein so scharfes, kein so rasch wirkendes, daß man annehmen dürfte, sie habe !von Herrn Grotbes Medikamenten genommen —" -Wie käme sie dazu?" -Ja, wie käme sie dazu! Wohin man blickt, Rätsel, und die einzige, von der man vielleicht einen Schimmer von Aus- kunft erhalten könnte, ist dazu nicht fähig —" - „So müssen wir warten—", schloß Herbert resigniert. Draußen war ein Wagen vorgefahren, der sich mühsam den Weg durch den hohen Schnee gebahnt hatte. Eine stürmi sche Bewegung ging durch die immer mehr angeschwollene Masse. Gewohnheitsmäßige Sensationsgaffer, welche schon Personenkenntnis besaßen, machten sich mit dieser Kenntnis wichtig. Das klang durcheinander: -Ah! Der Kriminalkommissar von Hissing —" „Das ist ja Rat Wolter, der Dezernent vom Polizei präsidium !" „Gustel ist auch da — bravo, Gustel, der wird seine Sache schon machen!" Gustel ging an der Leine eines Sergeanten, denn Gustel war der berühmteste Polizeihund der Stadt. Alles verschwand im Eingang des Hauses. „Ich muß zum Empfange", sagte Hollmann und erhob sich eilfertig. „Bleiben Sie noch, Herr von Plessenow?" „So lange ich darf. Denn hier nur kann ich ia etwas er fahren, und ich vergehe vor Ungewißheit " „Bleiben Sie, bleiben Sie ruhig — Damit verschwand der Alte. Er geleitete die amtlichen Personen in die Privaträume der Familie Gothe, vor deren Eingang eirx Schuhmann Wache hielt. Herbert war ans Fenster getreten. Jetzt fuhr noch ein Schlitten herbei und hielt neben dem Weaen, dessen dampfende Pferde der Kutscher soeben mit Decken belegte. Schwarzgekleidete Herren stiegen aus Herbert erkannte die meisten. Die Mordkommission! Und seine Mutter war das Opfer, um deswillen sie kamen, feine geliebte Mutter, die er am heutigen Morgen noch frisch und gesund gesehen hatte! Er ging rasch auf den Flur und begegnete dort dem Poli inspektor Grunner, den er persönlich kannte. Der zog den Hut und reichte ihm die Hand. „Aufrichtiges Beileid, Herr von Plessenow." „Ich danke. — Bitte. Herr Inspektor, lassen Sie mich wissen, wann ich meine Mutter sehen darf." „Gewiß, gewiß. — Wo trifft Sie Nachricht?" „Hier im Hause, im Sprechzimmer des Herrn Holl mann „Das ist gut. Auch für den Fall, daß wir Sie zur Klä- rung der Sache vernehmen müßten —, ich verivreche es Ihnen. — Aber verleihen Sie, da kommt der Erste Staatsanwalt, ich müßte ihn führen." Ein drittes Gefährt war eingetroffen mit dem Staats anwalt und dem Untersuchungsrichter. Auch diese Herren waren Herbert persönlich bekannt. Sie reicht 'bm im Vor beigehen stumm, teilnahmsvoll, die Hand. Die Amtsaktion hatte begonnen. Herbert kehrte in das kleine Sprechzimmer zurück. An die Tote dachte er und an die Lebende. Eine wehe Spannung belastete ihm jede der lanaen, ban gen Minuten, die er wartete, so daß sie ihm noch schnecken- hafter nr wandern schienen. Nach einer Stunde etwa wurde auch er vernommen. Der Schuhmann, welcher die Woche am Wohnungsein- gana aehobt hatte, brachte die Aufforderung. Im Flur traf er den Nanitätsrat. der eben aus einem Zimmer trat, um in der Küche Gis ru bestellen. „Wie aeht es Klara Grothe?" staate er hastig. Der alte Herr sah erschreckend bleich aus. „Keine Lobensaefahr —, aber lonit lehr flocht. Mein Gott, was muß sie aushalten —, es ist nicht zu fassen!" Der Beamte hatte die Tür zum Salon geöffnet und Her bert nmr aenötiot, einzutreten. Der Sanitatsrat aber verschwand auch bereits in der Küchentür. Herb-rt warf sich am Diwan nieder. Die Auaen wurden ibm keucht, die Lianen rücktm. „Mutter, Mutter!" flüsterte er für sich, „so sehe ich dich wieder!" Gr küßte die Hand in d-m Kleidermotten, die weiße, kalt« Hand und leote dann seine Wanne an sie. Der Volizeiinsvektor Nood stnmm an der Tür. die sie einaetreten waren. Menfchenleid! Gr nmr nicht kiMrsog. aber er fast es ko okt an. das und kn so vielerlei Gestatt. Dog stu"mtte Kenn dach endlich ab. Nach einer Weile stand Herbert auf. „Ich möchte den Sanitätsrat sgrock-n, von ihm eine Aus kunft über dis Tochter des Kaufes erbitten " „Ich weiß nicht, ob er sie geben darf —, Fräulein Grothe wird zuletzt vernommen — Er soll sie stärken und dazu fähig machen." — Kann man ihr das nicht ersparen?" „Nein. Sie war mit ihrer Frau Mutter allein, ars oer Mord geschah. — Daß cs sich um einen Mord handelt, gilt nicht mehr als zweifelhaft. Sie selbst haben diese Auffassung wesentlich unterstützt." (Fortsetzung folgt.)