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var reaitsttscyer Weise wie setzt in Rom, sondern nur als Schaunummer im Spiel. Einer der Bändiger legte sich ungefähr anderthalb Meter vor dem Apparat auf den Boden und zog einen Löwen, der auf den Namen »Negus" hörte, über sich. Unter dem Tier liegend, strampelte er dann mit Armen und Beinen und brachte so tatsächlich den Eindruck hervor, als ob der Löwe ihn abwürgte. Als die tückischsten aller Bestien „in ihren Beziehungen zum Film" schildert May die Tiger, die er bei der Auf nahme für den Film „Das indische Grabmal" verwendete. Dieser Gesellschaft hätte kein Sterblicher ohne Gefahr für sein Leben nahe kommen dürfen, und sie wurden denn auch niemals mit Menschen zusammen gefilmt, sondern immer nur als.Solonummern". Ob diese Ansichten über „Film- hestien" auch von den Tierbändigern geteilt Werder!, wissen wir nicht, aber vielleicht nimmt jetzt auch von ihnen einer »as Wort, um sich zu der römischen Tragödie zu äußern «nd Schlußfolgerungen daran zu knüpfen. S Ter Dresdener Zwinger in Einsturzgefahr. Der weitberühmte Dresdener Zwinger, der im zweiten Jahr zehnt des 18. Jahrhunderts von Pöppelmann als Schau- Platz für allerhand Festlichkeiten errichtet wurde, ist in Ge fahr, einzuftürzen. Die baulichen Schäden machen den kost baren Bau schon seit Jahren zum Sorgenkind aller Kunst freunde. Im Mauerwerk klaffen breite Fu^en, und ganze Archiiekiurteile drohen herabzustürzen, so ß die Bau polizei schon an eine völlige Absperrung deo Zwingers ge dacht hat. Die Fachleute bezeichnen den Zwinger als eine vollständige Ruine. Der Heimschutz regt nun zwecks Be schaffung der nötigen Mittel zum Wiederaufbau eine jähr lich wiederkehrende Zwinger-Lotterie an. Mondfinsternis. Am Nachmittag des 20. Februar findet eine totale Verfinsterung des Mondes statt, die in ihrem Endverlaufe auch in Deutschland gesehen werden kann. Von 4 Uhr 20 Min. bis 5 Uhr 57 Min. befindet stch der Mond vollständig im Erdschatten. Kurz vor 7 Uhr abends ist die Vollmondscheibe wieder ganz aus dem Gchattenkegel herausgetreten. Ungültiges Hartgeld. Seit einiger Zeit tauchen nicht nur die Kupfer-, sondern auch die Nickelmünzen der alten Währung (Fünf- i ad Zehnpfennigstücke) als Zahlungs mittel auf. Es liegt aber bisher keine amtliche Zu lassung der alten Kupferpfennige und der Nickelmünzen vor. Die letzteren sollen überhaupt nicht wieder in Ver kehr gesetzt werden, da ihr geringer Materialwert keine Garantie für Wertbeständigkeit bietet. Was dagegen die alten Kupfermünzen zu ein und zwei Pfennig betrifft, so dürften sie in der Tat wieder in Verkehr gebracht werden, »ur ist das, wie gesagt, einstweilen noch nicht geschehen. Ls sei bei dieser Gelegenheit noch darauf hingewiesen, daß auch das alte Silbergeld nicht wieder zugelassen werden soll; die Silberstücke sind bald nach der Revolution außer Kurs gesetzt worden. ^Einlösung von wertbeständigem preußischen Notgeld. Der preußische Finanzminister hat die Negierungshaupt kaffen und die staatlichen Kreiskaffen angewiesen, daS auf- terufene vreußische und wertbeständige Notgeld gegen andere umlaufsfähige Zahlungsmittel einzulösen. Einreisebedingungen für die Pfalz. Für die Ein- >md Durchreise im südlichen besetzten Gebiet, d. h. in der Pfalz und den angrenzenden Teilen, gelten jetzt folgende Bestimmungen: Personen, die ihren Wohnsitz im unbe setzten Deutschland haben, müssen sich durch Einholung der Einreiseerlaubnis an den obersten Delegierten in Speyer Wenden. Dem Einreisegesuch ist beizufügen: eine Jdenti- tatskarte, zwei Photographien, 30 Franken, 1 Frank mit Umschlag für die Rücksendung und ein schriftliches Gesuch. -Postpakctverkehr nach Köln. Der seit dem 28. Januar wegen Zollschwierigkeiten vorübergehend eingestellte Vost- pakewerkehr nach dem besetzten Teil des Oberpostdirek- tjonsbezirks Köln ist wieder ausgenommen worden. Tynamiterptosion. In dem Dorfe Bütlingen bei Lüneburg wollten drei Männer, die mit Ausroden von Bäumen beschäftigt waren, im Hause eines Bäckermeisters Dynamit versuchen, und zwar schlug einer der Männer mit einer Art auf den Sprengstoff Eine schwere Explosion war die Folge. Einer der vrel Manner wuroe vurcy vas Fenster auf die Straße hinausgeschleudert, wo er schwer verletzt liegen blieb. Ein zweiter Mann erlitt ebenfalls schwere Verletzungen. Beide Männer starben bald nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus. Der dritte Mann trug schwere, wenn auch nicht lebensgefährliche Ver letzungen davon. Während die Nachbarn sich um die Ver letzten bemühten, brach im Hause des Bäckermeisters ein großes Feuer aus, das das ganze Grundstück bis auf die Grundmauern zerstörte. Die Tragödie eines Invaliden. Be' einer Verhand lung vor dem Wiener Jnvalidenentschädigungsgericht er eignete sich ein tragischer Selbstmord. Der 63jährige Land sturmhauptmann Adolf Adam, der den Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger mitgemacht hat, hatte wegen Ver kürzung seiner Invalidenrente geklagt. Nach Verkündi gung des abweisenden Urteils zog er eine Pistole aus der Tasche und jagte sich eine Kugel durch die Schläfe. Ein Ehepaar an Rattengift gestorben. In der Ge meinde St. Marienkirchen (Österreich) starb die 61jährige Hausbesitzersfrau Marie Wiesinger, ohne daß sie zuvor krank gewesen wäre. Einige Tage später starb ihr eben falls 61 Jahre alter Gatte. Da in der Gemeinde das Gerücht auftauchte, die beiden seien ermordet worden, be schlagnahmte die Staatsanwaltschaft die Leichen und nahm eine Untersuchung vor. Es stellte sich heraus, daß die beiden nach dem Genuß von Rattengift gestorben sind. Der Mann hatte das Rattengift nach Hause gebracht und mit einem Eßlöffel angerührt. Den mangelhaft gereinigten Löffel hatte am nächsten Tag die Frau und einige Tage kväter der Mann benutzt. D Annunzio tm Schmollwinkel. Das italienische Ausstellungsschiff „Italia" sticht zu seiner Rundfahrt an einem der nächsten Tage in Spezia in Anwesenheit des Königs von Italien in See. D'Annunzio, der das ganze Unternehmen angeregt und ins Leben gerufen hat, wei gert sich ostentativ, an dem Abschiedsfeste teilzunehmen. Der Grund des Zwischenfalls ist unbekannt, es wird aber wahrscheinlich irgendeine neue Reklame dahinterstecken. Die Bevölkerung Moskaus, die in den Hungersnoi- jahren stark zurückgegangen war, vermehrte sich in den Jahren 1922 und 1923 fortwährend. Ende 1923 zählte Moskau 1542 874 Einwohner, d. h. etwa 80 A der Be völkerung von 1915, wo der Höhepunkt mit 1984 000 Ein wohnern erreicht war. Ein neuer Flugmotor. Der Professor der Peters burger Technischen Hochschule H. Held hat einen neuen Flugmotor erfunden, der mit Naphtha arbeitet und durch komprimierte Luft in Bewegung kommt. Der neue Motor wiegt zehnmal weniger als die gewöhnlichen Motoren und verbraucht viel weniger Brennstoff. Tutankhamen hat Ruh'. Wie aus Ägypten gemeldet wird, hat Carter, der Leiter der Ausgrabungsarbeiten, der das Grabgewölbe des Pharao Tutankhamen geöffnet hat, sich zur Schließung des Gewölbes entschlossen, weil das ägyptische Arbeitsminifterium ihn bei seinen Nach forschungen zu sehr behinderte. Carter beschwert sich über den Mangel an Höflichkeit der ägyptischen Behörden und verzichte! darauf, seine wissenschaftlichen Nachforschungen fortzusetzen. - « M/erVe/ Ar/rMe/Z » - Ein hochgebildeter Papagei. Im Londoner Kristall- Palast findet zurzeit eine Ausstellung seltener ausländischer Vögel statt. Einige lausend Engländer haben ihre Vögel dort zur Schau gestellt. Den ersten Preis trug ein Papagei davon, der fließend drei Sprachen spricht: 1. seine englische „Muttersprache", 2. französisch, 3. portugiesisch. Außer diesen hervorragenden linguistischen Talenten hat der Papagei noch andere Talente, die ihm, falls er eine Stellung suchen sollte, von größtem Nutzen sein dürsten: er singt, tanzt, pfeift, lacht und weint wie ein Säugling; außerdem kann er telephonieren. Wenn das alles wahr sein sollte, dürsten sich dem gebildeten Vogel im Variets oder vielleicht auch in der Diplomatie glänzende Aussichten eröffnen. Eine neue Strafe. In Omsk (Westsibirien) zog vor einigen Wochen der Sowjet der dortigen Bildungskurse einen der Hörer zur Verantwortung, weil er seine Frau, ebenfalls Besucherin der betreffenden Vorlesungen, ge prügelt hatte. Das Schiedsgericht beschloß, den Schuldigen für unwürdig der Zugehörigkeit zur Roten Studentenschaft zu erklären. In Anerkennung seiner ehrlichen Reue wurde ihm indessen Strafaussetzung gewährt, zugleich aber vor geschrieben, Trotzkis Buch „Fragen der Sitte" durchzu arbeiten und darüber dem Sowjet der Studierenden ein Referat zu erstatten. Gott mag wissen, ob das nun ei» Lob oder einen Tadel für Trotzki bedeutet! Der Sarg und der Fluch des Pharao. In LuFor in Ägypten ist am 12. Februar der Sarg des vor 3200 Jahren verstorbenen Ägypterkönigs Tutankammon oder Tutancha- mon oder Tutankhamen — man weiß nämlich nicht einmal, wie er zeichnete — geöffnet worden. Die Mumie des Ph>eao ist in einen 9 Fuß langen Holzbehälter einge schlossen. Der Behälter hat die Form einer Statue, deren Augen ans Bergkristall bestehen, und deren Kopf aus reinem Golde gemeißelt und mit Olivblättern bekränzt ist. Der ganze Behälter ist mit zwei gut erhaltenen Leichen tüchern bedeckt. Hoffentlich ist nun mit dieser Sargöffnung die Affäre Tutankhamens endgültig zum Abschluß gebracht, denn der tote Pharao hat während seines ganzen Lebens nicht so viel von sich reden gemacht wie seit dem Tage, an dem ihn der englische Lord Carnarvon als Mumie entdeckte und in die Londoner Presse brachte. Man er innert sich, daß dieser Lord Carnarvon kurz nach der Auf findung des Pharaonengrabes das Opfer einer ägyptischen Giftfliege wurde, und als bald darauf sein Mitarbeiter Howard Carter, der gegenwärtige Leiter der Aus grabungsarbeiten, schwer erkrankte und ein anderer Tutankhamen-Sünder, der Amerikaner Livingstone Poe, ein Nachkomme des berühmten Dichters Edgar Allan Poe, unter ähnlichen Symptomen wie Lord Carnarvon starb, waren alle englischen und amerikanischen Blätter einig darin, daß der tote König an den Störern seiner Grabes ruhe posthume Rache genommen habe; denn so nüchtern - die Aankees und ihre englischen Vettern sonst auch denken, in puncto Aberglaube sind sie schlimmer als sämtliche alten Weiber Mitteleuropas zusammengenommen. Und dieser angelfächsische Glaube an den Fluch des Pharao erhält jetzt neue Nahrung durch den dieser Tage erfolgten plötz lichen Tod des kanadischen Professors Lafleur, der sich wegen der Ausgrabungen nach Ägypten begeben wollte. Woraus man ersieht, daß Tutankhamen ichon den bösen Willen bestraft. - » Gr/eMM/r * : Frau Karoline Kl.: Um Fensterscheiben vollendet blank zu be kommen, binde man etwas Schlemmkreide in ein Leinwandbäuschchen, befeuchtet dieses, so daß der Inhalt sich erweicht und fahre nun mit dem Beutelchen über die Scheiben hin und her, doch so, baß kein« Stelle unbetrvffen bleibt. Dann wird sofort mit einem reinem Tuch nachgewischt und blankpoliert. Friedrich Kl.: Das Lied „An der Saale Hellem Strande" wurde 1826 gedichtet von Franz Kugler. Treuer Abonnent E. R.: Unter dem Pseudonym „Karlchen" verbirgt sich der langjährige Mitredakteur an der „Münchner Jugend", Karl Ettlinger. Ettlinger hat gewiß seine eigene Schreib weise, macht auch gute Verse. Zu den derzeitig,-Großen" aber gehört er nicht. Frau Käte 12. 3.: Mir raten Ihnen zu folgender Methode zu» Reinigung und Auffrischung farbiger Stoffe: Man reibt rohe, geschält« Kartoffeln, vermischt sie mit kaltem Wasser und gießt dieses durch ein reines Tuch. In diesem Wasser wäscht man nun die Stoffe, spült sie recht klar, trocknet sie nur halb aus der linken Seite und bügelt sie trocken. Freigeist W. Z.: Lesen Sie Goethes „Faust", 2. Teil. Dott finden Sie im 4. Aufzuge das Wort, das auf Sie zutrifst: „Das wäre mir die rechte Höhe, Da zu befehlen, wo ich nichts verstehe!" Frau Kl. M. in W.: Gegen aufgerissene blutende Hände ist Honig ein vorzügliches Vorbeugungs- und Heilmittel. Nachdem die Hände gewaschen, aber noch feucht sind, wird ein erbsengroße» Stück darauf verrieben und dann die Hände abgetrocknet. Die Haut wird davon glatt, weich und sehr geschmeidig. Georg E. N. 9099: Um sich vor dem bei Glatteis so häufigen Fallen und seinen nicht immer harmlosen Folgen zu bewahren, ver meide man es, mit dem Absatz zuerst aufzutreten. Man setze viel mehr zuerst die Zehen auf und drücke den Fußballen fest gegen den kalten Boden, ehe man den Absatz folgen läßt. „Keine jener Stimmungen war so schlimm, wie die gestrige. Ich fragte und bat, wurde aber hart abgewiesen —" „Also, Sie zogen sich zurück, und schlaflos hörten Sie, was im Hause geschah — „Ja. Gegen zehn Uhr noch kam Ian —" „Ihr Verlobter?" Hörten Sie seine Stimme?" „Nein, aber ich kenne das Schlittengeläut " „Eine unsichere Feststellung! Aber nehmen wir an, Sie hätten sich nicht getäuscht was geschah dann?" „Daß weiß ich natürlich nicht. Papa hat ihn zweifellos empfangen, und um Mitternacht erst fuhr der Schlitten wieder ab. Daß er bis dahin voran Tore war, möchte ich beschwören, i ich hörte, wie dann und wann ein Pferd sich bewegte und die» Silberschellen leise anklangen, wie auch zwei- oder dreimal j der Schlitten auf und nieder fuhr, um die Pferde zu er-s wärmen." „Das alles hörten Eie, von dem Besuche selbst nichts?" „Nein —" Sie hielt inne, ein gräßlicher Gedanke schoß ihr durch den- Kopf. Hastig fragte sie: „Herr Sanitätsrat, ist Papa eines natürlichen Tode»! gestorben?" „Jener Besuch Hai ihn nicht getötet?" Doktor Strecker schüttelte den Kopf. „Nein, liebes Fräu lein Klara. Herzschlag. Der Tod, mit dem wir immer zu rechnen hatten. Allerdings, in der letzten Zeit glaubte ich zu- versichtlich, auf Leben und Genesung rechnen zu dürfen. Unser Wissen ist Stückwerk." Traurig sah er vor sich hin. Klara aber dachte bei sich: Ich hafte ihm auch das zuge traut, wenn ich nur ein Motiv wüßte. Mitleidig sah sie der Sanitätsrat an: „Armes Kind, so plötzlich, so mitten in Ihr Glück!" „Lassen wir das!" wehrte sie ab. „Hier nicht, jetzt nicht!" „Sie haben recht. — Wie fanden Sie Ihren Herrn Vater > und wann?" „Vor kaum einer Stunde —. Ich sagte Ihnen schon, daß ich in letzter Zeit viele schlaflose Nächte hatte —" „Sonderbar! Bräute träumen doch so viel —" Klara achtete des Einwurfs nicht. (Fortsetzung folgt.) Da pochte es. Auf das einladende „Herein" der Majorin erschien Nosa. „Ein ganzer Stoß Akten ist angekommen —" meldete sie und legte ein Paket auf den Schreibtisch. „Danke", sagte Herbert, „ich habe sie mix bestellt, Für ven Termin nwrgen muß ich noch arbtzitWl^ Die Majorin erhob sich: „Wieder bis tief in die Nacht, du ruinierst dich?" Sie ging zu ihm und reichte ihm die Hand. Er küßte sie respektvoll und dann verließen die Frauen das Zimmer. — An den Kopf faßte er sich. Wie das wirbelte und klopfte! Um fremder Leute Recht und Unrecht hatte er zu denken und zu arbeiten und konnte doch durchs eigene nicht zur Ruhe kommen. Sklavendienst der Armut! War das der Mutter Geist, der noch warnend und an- klagend ihn umwehte? Lin Augenblick nur, dann schüttelte er alles ab. An sie dachte er, die gleiches, noch schwereres Leid trug als er. Und alle Bitternis, die ihn beugte, scheuchte er mit dem Gedanken an Klara. Dann vergrub er sich in die Arbeit. ! Elftes Kapitel. Mitten in der Nacht noch, im Osten wurde der Himmel blasser, aber Sonnenaufgang war noch fern, wurde Sanitäts rat Doktor Strecker in das Grothesche Haus gerufen. Er fand Klara ganz gebrochen. Sie saß am Lager ihres Vaters, der aber lag, mit zornig verzerrtem Gesicht, bleich und starr, er war tot. Mit einem Blicke erkannte der Arzt, daß hier für ihn nichts mehr zu tun war. „Wie ist das gekommen?" fragte der alte Her^ selbst aufs tiefste erfgrifen und erschrocken. Klara schluckte ein paarmal, dann berichtete sie. „Ich schlafe so schlecht", sagte sie, „und ich schlief auch diese Nacht fast gar nicht. Mein Gehör ist sehr scharf und alles, was im Hause vorgeht, gewahre ich, wenn's nächtlich still ist. So lag ich und horchte, ohne zu wollen " „Wann war das?" „Noch vor zehn Uhr. Ich hatte mich zeitig zurückgezogen. Er erwartete noch Besuch, sagte er, und wünsche, mit ihm allein zu sein —" „Angenehmen Besuch? Freute er sich auf ihn?" „Nein. Ich habe Papa noch nie so finster gesehen, so grimmig möchte ich sagen. Noch nie war er so kurz und schroff zu mir. In letzter Zeit gab es ost düstere Stimmun gen, Aerger und Unruhe. Sie wissen es " -7 Ein Schritt ins Anrecht. ^meiLun. (lop^rigbt 1920 b^ Uit. Lur. bl. UinLs, vrescken-lll Kriminal-Roman von Arthur Winckler-Tannenberg. Er richtete sich auf. „Ja, das soll sie — sonst glaube ich's nicht. Dir nicht »nd niemand auf der Welt! Nur ihr!" Die alte Dame hatte Tränen in den Augen. „Es ist unbegreiflich! Und doch wieder nicht. Das Blut der Aiguillons fließt in dir, das heiße leidenschaftliche Blut, 'nnd ich büße, was ist selbst gesündigt habe. Wie ich vor dir, iso standen damals Vater und Bruder vor mir, bittend, war- 'nend, ratend. Ich habe sie nicht gehört und bin die Wege ge- , gangen, die ihnen unbegreiflich waren. Es ist ein eigensinnig Geschlecht; ich aber war die eigensinnigste meines Stammes. Gut, war ich, damals, wo ich für romantische Einbildungen 'kämpfte, so will ich's auch jetzt und jetzt erst recht sein, wo es gilt, solche romantische Einladungm niederzuringen." ,Was willst du tun?" „Dich zur Vernunft bringen, dich gegen dich selbst retten. Has will ich —" „Und wie?" „Indem ich dich überzeuge. Mit nichts anderem." „Dann ist's gut. Es wäre richtiger, du ließest mich durch- , Äugen, was kein Mensch dem andern abnehmen kann, auch ' keine Mutter ihrem Kinde, aber in der Mühe, mich zu über- ! zeugen, daß du recht hast und ich unrecht habe, darf ich dich Nicht abweisen —" „Und wenn mir's gelingt, wirst du dann den We^ aehen, -Den ich dir riet?" „Dann, ja!" Er hatte sich wieder gesetzt und vor sich himnurmelnb fuhr fort: „Dann ist ja doch alles eins —!" Eine schwüle Spannung lag über den beiden. In einem Schweigen drückte sie sich aus. „Aber jetzt doch längst nicht mehr, alle Sorge war doch jetzt vorbei —"