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MrseMm, Äwmke, K/rMMe v. Kl-eSe? Nr. 123 - 83. Jahrgang. Wilsdrusf-Dresden. Dienstag den 27 Mai 1924 Tel.-Adr.: »Sachsenzeitung* Postscheck: Dresden 2640 In Erwartung des ^egiemngsrüekttitts ver- den mit, verstündigcnplan angenommen und durchgesührt werden könne. Sie seien dann auch aus die Kanzlerkandidat«! Tirpitz zurück- gekommen. Das hätten wieder die Mittelparteien abgeschlagen, Weil weder die Demission des Kabinetts Marx erfolgt sei, noch die Personenfrage erörtert werden könne, bevor die programma tische Grundlage sür die Regierungsbildung geschaffen sei. Da nach ständen die beiden Meinungen genau auf dem gleichen Punkte, an dem die Besprechungen begonnen haben und von vielen Seiten wurde bereits behauptet, die ganze Einigungs- aktion wäre zwar noch nicht formell abgebrochen, jedoch bereits als gescheitert anzufehen. Jedenfalls wird der Montagbe- schluß der Deutschnationalen abzuwarten sein. Es wird sich dann entscheiden, welcher weitere Weg eingeschlagen wird, ob das Kabinett Marr überhaupt nicht zurücktritt, sondern vor den am 27. Mai beginnenden Reichstag tritt und ihm die Entschei dung anheimstellt oder ob der Reichspräsident in der Weise eingreist, schon jetzt die Führer der großen Parteien zu sich beruft, um festzustellen, welche Möglichkeiten einer Mehr- heits- und Regierungsbildung gegeben seien. Dollarkredit für Deutschland? , Rewyorr, 25. Mai. Eine Gruppe von Newyorker Bankiers hat sich zusammengeschlossen, in der Bereitschaft, Deutschland Kredite in Höhe von 50 bis 60 Millionen Dollar zur Ver fügung zu stellen, und zwar zu dem Zweck, vier der größten Kraftwerke in Deutschland zu finanzieren. Das Zustande kommen dieser Kredite ist abhängig von der definitiven Ans! nähme des SachverständigenberichtL durch Deutschland. Neuer Brief Macdonalds an Poinca re. (Eigener Fernsprech bien st der „S a ch s e n - Z e i t ung".) London, 26. Mai. Der Intrensegeant meldet, Mac donald habe an Poincare einen neuen Brief gerichtet, der sich in herzlichen Ausdrücken bewegt. es sei ermittelt worden, daß für den 24. Mai bei der Ein weihung des Garde-du-Corps-Denkmals ein Sprengattentat beabsichtigt gewesen sei. Es wurde ein Mann festgenommen, der unter dem Mantel drei Eiergranaten, drei Bomben und eine Parabcüumpisiole mit sich führte. Er gab zu, der Karre- spondrut der Stettiner Volksmacht, Walter Zcutschel, zu sein. Im Anschluß daran wurden acht Personen verhaftet und ein Lager enweckt, in dem sich 22 Bomben, 5 Eiergranaten und eine Anzahl Parabellumpistolen befanden. Im ganzen sind fetzt »welk Vertonen in Haft. keim MickMiM im Kergba« Da aus der Grundlage des Schiedsspruchs vom 16. Mai eine Einigung der Parteien nicht zustande gekommen ist, hat sich der Reichsarbeitsminister angesichts der Be deutung des Streitfalls für das ganze deutsche Wirtschafts leben nach Fühlungnahme mit den Parteien entschlossen, von der ihm sür einen derartigen Ausnahmesall gegebenen gesetzlichen Befugnis Gebrauch zu machen mrd noch* Mals e in Schlichtungsverfahren einzu Berlin. Wie der „Lokalanzeiger" meldet, ist der offi zielle Rücktritt des Kabinetts Stresemann—Marx für morgen Dienstag zu erwarten. Schwenkung des ZentrnMs. Berlin. Erst gegen 11 Uhr abends am Sonnabend sind die Verhandlungen der bürgerlichen Parteien über die Frage der Regierungsbildung zu Ende gegangen. Das Zentrum hat gegen den Widerspruch von Wirth und Fehrenbach die große, seit Tagen erwartete Schwenkung gemacht, in dem es erklären ließ, daß es aus dem Fortbestand des jetzigen Kabinetts nicht mehr bestehe. Damit ist das Schicksal des Kabinetts Stresemann- Marx, sür das keine bürgerliche Mehrheits-Partei mehr eintritt, entschieden. Der Potsdamer Kommunistenaufmarsch vereitelt. Berlin, 26. Mai. Der sür Sonntag angekündigte Auf marsch der Kommunisten in Potsdam ist ins Master gefallen. In Potsdam selber kam es zu keinerlei Kundgebungen. Ver einzelte Versuche kommunistischer Trupps, von den Vororten Vor Wiederaufnahme des Prozesses Cailleaux? (Eigener Fer n sp r e ch öle nst d er ,-S a ch s en-Z ei tu N g") Paris, 26. Mai. Laut „Journal" hat Cailleaux in den letzten Tagen Herriot mitgeteilt, daß er keine Amnestie anneh- men würde, die die Urteile des Obersten Gerichtshofes auch nur im geringsten bestehen laste. Wen seine Freunde ihm Ge rechtigkeit erweisen wollten, müßten sie die Wiederaufnahme seines Prozesses herbeiführen. Der Wortlaut des, Briefes soll der Preste mitgeteilt werden. reuen. Er hat zum Schlichter den Präsidenten ver Reichsarbeitsverwaltung, Dr. Syrup, bestellt. Dio Schlichtungsverhandlungen finden am Montag, de« 26. Mai, im Reichsarbeitsministerium statt. Die Verhandlungen der Parteien, die am Freitag in Essen vor dem Reichs- und Staatskommissar Dr. Meh lich stattfanden, scheiterten nach siebenstündiger Dauer. In der Verhandlung beantragte der Zechenver band die Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs vom 16. Mai. Die Vertreter der Gewerk schaften legten darauf die Gründe dar, die sie zur Ab lehnung des Schiedsspruchs veranlaßt haben. Sie erklär ten ferner, daß auch durch eine Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs in der vorliegenden Form eine Be endigung des Kampfes nicht erfolgen werde. Die von den Gewerkschaften erhobenen Forderungen wurden vom Zechenverband unter Hinweis auf die außerordentlich schwierige Lage des Bergbaus als unerfüllbar bezeichnet. Der Vorsitzende mußte infolgedessen die Verhandlungen als ergebnislos abbrechen. Für den Antrag aus Verbind- lichkeitserklärung behielt der Kommissar sich seine Ent schließung vor. Bis zum Einigungsversuch in Essen hatte der Konflikt einen Produkttonsausfall von 150 Millionen und einen Lohnverlust von 40 Millionen« Goldmark verursacht. In Befürchtung der Rückwirkung der Ruhrberg- arbeiterbswegung auf die Kohlenlage der Niederlande sind niederländische Wirtschastskreise an die Regierung heran getreten, um ein zeitliches Ausfuhrverbot sür niede r län dische Kohle zu erlangen. Herriots Programm. (Eigener Fernsprech bien st der „S a ch s e n - Z e i t u n g" ) Paris, 26. Mai. Die Parteiausfchüsse dürften bis zur Wiedereröffnung Les Parlaments und dem Zusammentreten des Kongresses der Sozialisten und Radikalsozialisten aus ihrer ab wartenden Haltung nicht heraustreten. Die Frage des Eintritts Fer Sozialisten in die neue Regierung wurde gestern auch auf dem Kongreß des sozialistischen Seineverdanbes behandelt. Die Redner sprachen sür und wider die Beteiligung, ohne daß es zu irgendwelchen Beschlüssen gekommen wäre. Seinerseits hat Herriot den Vertretern der Presse in Lyon einige Erklärungen betreffend dasProgramm der neuen Regierung abgegeben. Die wesentlichsten Pogrammpunkte sind die folgenden: 1. Wieder aufnahme nonnaler Beziehungen zu Deutschland unter der Vor aussetzung, daß Deutschland sich nicht dem Imperalismus in die Arme wirft und gutwillig an Frankreich die Reparationen be zahlt. 2. Wiederanknüpfung von Beziehungen mit Rußland, ohne jedoch den Befehlen Moskaus Folge zu leisten. 3. Weit gehendste Amnestie für politische und militärische Vergehen. 4. Wiedereinstellung der entlassenen Eisenbahner. 5. Abschaf fung des Ermächtigungsgesetzes. 6. Keine Aenderung der sis- kalischen Zustände mit Rücksicht auf die angestrebte Ausgleichung des Budgets. Zum Schluffe sagte Herriot, er beabsichtige, den Sozialisten, wie auch der Beschluß der Konferenz ausfallen möge, den Eintritt in die Regierung in weitgehendstem Maße zu erleichtern. Keine Flucht des litauischen Finanz- Ministers. (Eigener Fer »sprech dien st ber „S a ch s e n - Z e i t u n g".) Kvwno, 26. Mai. Die litauische Telegraphenagentur verbreitet eine Meldung, nach der die Nachricht von der Flucht des litauischen Finanzministers völlig unzutresfend sei. Vor einem Abbruch der Mossul- verhandlungen. (Eigener Fernsprechdienst der ,,S a ch j e n - 8 e i t u n g".) Vor einer großen politischen Rede Poineares. (Eigener Fernsprech bien st der „S a ch je n - Z ei t u n g".) Paris, 26. Mai. Poincare begibt sich heute nach Bar- le-Duc, um anläßlich des Zusammentretens der Provinzialräte zum ersten und wahrscheinlich auch zum letzten Male eine große politische Rede zu halten. Man ist hier anscheinend gespannt, welche Darstellung Poincare von den Vorgängen der letzten Woche geben wird. Nach dem „Echo de Paris" dürste die Frage nach den Ursachen des Mißerfolges der Regierung bei den Wahlen im Vordergründe der Ausführungen Poineares stehen und von diesem in erster Linie mit dem Hinweis aus das Wahlgesetz beantwortet werden. nach Potsdam zu marschieren, wurden von der Polizei eitelt. Kommunistische ALtentatspläne 5 in Potsdam. Berlin, 25. Mai. Das Polizeipräsidium teilt zu in Potsdam geschehenen Verhaftungen von Kommunisten Lvndon, 26. Mai. Der Temps wird aus Konstantinopel gemeldet, daß die englisch-türkischen Besprechungen betreffend die Moßlusrage an einem kritischen Punkt angelangt sind. Ein offizielles Kommunique über den Ausgang der letzten Konfe- ! renz veröffentlicht, läßt den Schluß zu, daß ein Abbruch der l Verhandlungen bereits im Bereiche der Möglichkeiten liegt. Mitterana. In Frankreich tobt «eben den Vorbereitungen MW Kabinettswechsel der Kampf um den Präsidentensessel der Republik recht lebhaft. Die Presse der siegreichen Linken fordert mit jedem Tage stürmischer den Rücktritt Millerands. Der jetzige Präsident der französischen Republik ist der typische „Politiker?, wie wir sie in Frankreich zu vielen Dutzenden sahen, die bei uns aber bisher noch eine ver hältnismäßige Seltenheit sind. Dieser „bommo äo polltiquo" sit — natürlich! —ursprünglich Advokat. Das ist nämlich fast die Regel; sie kommen saft alle vom „barroau" her, von der Schranke, hinter der in Frankreich der Verteidiger Plädiert. Irgendein Sensationsprozcß macht ihn bekannt, dann schreibt er, wird Journalist und der erst 26jährige Sieht in die Deputiertenkammer ein. Als Sozialist, wie Briand und Hervs, sie haben sich dann so allmählich nach rechts hin entwickelt. Auch Millerand, der übrigens ein glänzender Redner ist, wird Mitglied der republikanisch-sozialistischen Partei und schließlich auch Minister. 1899 im Ministerium Waldeck-Rousseau Handels- und Postminister. Und wer in Frankreich erst einmal Minister war, wird es öfters, wenn er parlamentarisch „richtig liegt". 1909 ist der Fünf zigjährige unter Briand Arbeitsminister, dann 1912 bis 1913 in den Kabinetten Caillaux und Poincarü Kriegs minister, ein Amt, das er auch während des Weltkrieges bekleidet. Die Wahlen von 1919 schaffen den „Kloo national", und sein Schöpfer ist Millerand, der damalige General kommissar für Elsaß-Lothringen, wo er erbarmungslos alles Hinausfagen ließ, was deutschen Blutes war. Er wird im Januar 1920 Ministerpräsident und Außen minister. Schon damals erfolgte ein Einbruch der Fran zosen in das unbesetzte Deutschland: die vorübergehende Besetzung Frankfurts, das dann auf englischem Druck hin freilich wieder geräumt werden mußte. Aber man behielt Vie noch unbesetzten rechtsrheinischen Ufersireifen: der ganze Rhein war in französischer Hand von Mainz abwärts. Und das war Millerands Werk. Im September 1920 erlangt er die höchste Würde, die Von Frankreich vergeben werden kann: er wird Präsi dent, da Deschanel, der „schöne Paul", Zeichn von Geistesverwirrung aufwics. Mit Briands, des Minister präsidenten nicht ganz militärisch-schrosser Politik ist er gar nicht einverstanden; die „Nheingrenze", aber mit einem rechtsrheinischen Glacis, ist sein Ziel. Er läßt Briand stürzen, als dieser in Cannes bei den Verhandlungen mit Deutschland sich nachgiebig zeigt: die Ära P o i r 5 beginnt und sührt Frankreich bis an die Ruhi^ aber auH^ den Frank bis hart an den Abgrund. Die Wühlen vomL 11. Mai 1924 zerstören den „bloa national" in einem Augen blick, da nian die Früchte der Außenpolitik einheimsen wollte, jenen „bloo nMonal", sür den Millerand in seiner Rede im Pariser Theater Ba-Ta-Clan die Platform ge legt hatte. „Siegt der „bwo national" nicht, so gehe auch ich," soll er vor den Wahlen gesagt haben. Und jetzt nimmt man ihn beim Wort. Untragbar sei eine Landesregierung, in der Herriot das Ruder führt, neben einem rechtsstehen den, „besiegten" Präsidenten. Er ist nun aber mit dem Sturz Briands belastet, und die neuen Männer wollen sich einer gleichen Gefahr nicht aussetzen. Denn Millerand ist natürlich mit Briand völlig „auseinander" und er hat als Präsident Machtmittel genug, den Gegnern zu schaden. Man darf Wohl annehmen, daß Millerand auch nachgeben wird, wenn die Kammer nach dem 1. Juni, dem Tage des Abgehens Poineares, eine dahingehende „Geste" macht. In Frankreich ist man nach dieser Richtung hin sehr fein fühlig, hier hat sich das parlamentarische System weit besser eingespielt als anderswo. Im übrigen — schadet es ihm nicht; er ist unterlegen im politischen Duell und tritt ab. Bis ihm wieder die Sonne der Volksgunst strahlt. M/ow/e VüMsMrms M Krieg °d«r sonstiger BeM.d-ftS-uagen ha. der B-zi^ kL"Anspruchs Mung »er Zeliung oder Kürzung des Bezugspreises. - Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt »ur, wenn Porto beiliegt. NS» keine iimrrpslMsche Wring. m. Berlin, 24. Mai. Zwischen den e.eutschnationalen und den Führern der Mittelparteien wurden Heun die Besprechungen fortgesetzt. Nach mncM Stunden trat eine Unterbrechung ciu, und es verlautete, daß der Deutschnationalen Volkspcnni eine Reihe b e stimm- ter Fragen über die auswärtige Politik vorgelegt worden sei. Die Dcutichnattoualen Vertreter erklärten dazu, °aß sie noch keine verbindliche Antwort geben könnten Eine ausgcgebene Mitteilung des VerhandlungZleiters besagt die Besprechungen Hütten zum Gegenstand gehabt die Stellungnahme der Fraktion zum Sachverständigcu-Gutachten. Während die übrigen Anwesenden einheitlich eine endgültige Erklärung hier zu abgaben, behielten sich die Vertreter der Deutschuationalen die Entscheidung ihrer Fraktion vor, die am Montag erfolgen soll. Die Personcnsrage wurde wiederum offen gelassen. Es wurde heute nicht weiter verhandelt, nur die einzelnen Fraktio nen hielten jede sür sich Sitzungen ab. Uber diese gleichsam offiziösen Nachrichten hinaus erfährt man noch, die Mittelpartcicn hätten knapp die Annahme des Sachverständigengutachtens als Ganzes vertagt, die Deutsch nationalen dagegen diesen Standpunkt abgelehnt und nur ihre Bereitschaft kundgegebcu, darüber zu sprechen, wieweit der Sach- Anzeig«npr«ir: die 8 gespaltene Raumzelle 2» Goldpfennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold- psennig, die 3 gespaltene Reklamezeil« im textlichen Teile der Zeitung los Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Gold pfennig«. Dorgefchri-b-n- Er- scheinungstag« und Platzpor- fchristen werden nach Möglich, 6 keit berücksichtigt. Anzeigen- annahme bis vormittags 10Uhr. — Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage - - - - - . eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. DieSachsen-Ieitung enthält die amtliche« Bekanntmachrmge« der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts nnd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen n.a.