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SüMckrm, SwE ÄMM//e o. Ä5SK/K' VY^SAK ÄM/ M-S^L n. s L°s . M« »Sachsrn-Ztttun«" scheint täglich nachmittags 8 Uhr für den folgenden Tag. Be,ugspreis: Bei Abholung in de» Befchäftsstellen und Ausgabestellen 2,so Mark im Monat, bei Zustellung durch die Bote» 2,7S Mark, bei Postdesteilung WUkULV M/sö^r/M DaseS/a// rmd Geschäftsstellen nehmen — > jederzeit Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Die Sachsen-Zeituua enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitzeu, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. Nr. 9— 83. Jahrgang. Tel.-Adr.: »Sachsenzeitung- Wilsdruff-Dresden. Postscheck: Dresden 2810 Freitag, 11 Januar 1924 MM WmmW in SMr!-Hmz ermdet! Der Maiuzer Sonderbündler Hainz in Speyer erschossen. (Eigener F e r n s p r e ch d! e n ft der „Sachsen-Zt g.") Paris, 10. Jan. Der „Daily Mail" wird aus Mainz mrtgeteÄL, datz der Präsident der Separat! st en- regierung der Rhein pfalz, Hainz, gestern abend 9.30 Uhr m einem Restaurant in Speyer ermordet wurde. Es werden folgende Einzelheiten gemeldet: Drei Unbekannte drangen plötzlich in den Saal ein und riesen: „Hände hoch!" Sie gaben sofort Feuer und Hainz, der gerade zu Abend speiste, brach tödlich verwundet zusammen. Einer der Tischgäste wurde leicht verletzt. Die Attentäter sind entkommen. Die Polizei- und Befatzltngsbehörden haben in der ganzen Stadt Haussuchungen vorgenommen. Sämtliche Automobile, die Speyer verlassen, werden von Patrouillen untersucht. „Daily Mail" vermutet, ohne spezielle Gründe hierfür anzuführen, datz die Attentäter zu einer nationalistischen Organisation gehören. Blutige Zufammenstötze in Speyer. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-ZIg") Speyer, 10. Ian. Gestern abend ereigneten sich in Speyer ernste blutige Zufammenstötze zwischen den Separatisten und der Bevölkerung im Schluß an die Ermordung des Separat! st en- fuhrers Hainz. Insgesamt sollen bei den Zusammen- stötzen 5 Personen getötet worden sein. Nähere Mel- dungen liegen noch nicht vor. Die Separatisten haben eine außerordentlich strenge Verkehrssperre ver hängt. Wirkung des englischen Protestes. (Eigener F e r n s p r e ch di e nst der „S achsen - Z tg.") Berlin, 10. Ian. Der diplomatische Berichterstatter der Agentur „Havas" berichtet, datz infolge der von England in Paris und Koblenz unternommenen Schritte hinsichtlich der Separatisten in der Pfalz die französische Regie rung beschlossen habe, an Ort und Stelle durch Delegierte der Rheinlandkommission eine Untersuchung veranstallen zu lassen. Die Militärkontrollen im Anmarsch. Berlin, 10. Ian. Halbamtlich wird mitgeteilt: Wie be reits in der ausländischen Presse mitgeteilt wurde, hat die Inter alliierte Militärkontrollkommission der Reichsregierung mitgeteilt, llamsav MacäonM Der Engländer ist der konservativste Mensch unter der Sonne. Noch immer, wie seit Hunderten von Jahren, sitzt der „Speaker", also der Präsident des Unterhauses, auf dem Wollsack, vom Haupt herab wallt die Lockenperücke, und sie altertümliche Pracht der Parlamentswache vervoll ständigt das malerische Bild. Hunderte von Jahren, seit den Lagen Karls II. und Jakobs Stuart, ringen die beiden englischen Parteien um die Macht, die sich in der Parlamentsmehrheit verkörpert; aber sie waren eigentlich nur noch Geschichte, diese Parteigegensätze. Denn stärker als Parteiprogramme ist in England die politische Tradi tion geworden, und wenn die Opposition an das Ruder kam, so trieb sie eine Politik, die nichts anderes war als die gradlinige Fortsetzung der vorher getriebenen; das weih das Volk, und konnte daher mit dem Stimmzettel ein ruhiges Urteil über Erfmg oder Mißerfolg der Negierungs- Politik fällen, ohne befürchten zu brauchen, datz die neue Regierung etwa ungeahnte und in ihren Folgen unüber sehbare politische Experimente versuchen würde. Man trieb eben rein englische Politik. . Schon die Gründung der l r ische »Partei krackst« einige Störungen in den gleichmäßigen Ablauf der Dinge; fs?" Nicht allzu große, weil die ^"^ ewe ziemlich zuver- lRUge Hilfstruppe der W h i g s , also der Liberalen, waren. Allerdings hat England daraus, daß sich die liberalen ein mal nur mit den Iren zusammen die parlamentarische Mehrheit und damit die Negierung sichern konnten, mit einer schweren Niederlage der Liberalen ber den nächsten Wahlen geantwortet. Die englischen Wahlen im Dezember vergangenen Jahres brachten nun einen sehr starken Zug nach links, von dem am meisten die Arbeiterpartei profitiette. Nun soll diese Machtverschiebung dadurch ihre Auswirkung erhalten, daß nach englischer parlamentarischer Gewohn heit der Führer der siegreichen Partei die Kabinettsbildung tbermmmt. Das ist der auch zu Deutschlatch gut bekannte daß am 10. und 13. d. Mts. in einer Reihe von deutschen Städten Kontrollbesuche stattfinden. Die Besuche sind, soweit aus den Nachrichten von den deutschen Verwaltungsstellen her vorgeht, zum Teil auch militärischen Kommandostellen zugedacht. Sie sollen in Zivil statfinden und werden auch in Formen vor sich gehen, die den Gefühlen der kontrollierten Stellen Rechnung tragen. Die zur Durchführung dieser Kontrollbesuche nötigen Maßnahmen sind deutscherseits getroffen worden. Die Reichs regierung hat indessen der Interalliierten Militärkontrollkom mission erklärt, daß ihrer Ansicht nach diejenigen Aufgaben, die die Kommission mit militärischen Stellen in persönliche Be rührung bringen, nunmehr als beendigt angesehen werden müßten. Verzögerung der Antwort Poineares. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zt g.") Paris, 10. Ian. Nach halbamtlicher Ankündigung wird die französische Antwort erst am Freitag dem deutschen Geschäftsträger, Herrn von Hösch, der erst später nach Berlin reisen wird, überreicht werden. Bis heute steht noch nicht genau fest, wann und wie die Ueberreichung und die an gekündigte Unterredung Poincarss mit Herrn von Hösch statt finden soll. Auch der Zeitpunkt der angekündigten Enlärungen Poincarss ist noch nicht bestimmt. Keine Ermäßigung der Börfen- umfatzsteuer. (Eigener F e r n s p r e ch d i e nst der „S a ch s e n - Z t g.") Berlin, 10. Ian. Blättermeldungen zufolge, datz zwi schen dem Vorstande und dem Rejchsfmanzministenum Ver handlungen über eine Ermäßigung -er Börsenstände oder der Börsenumfatzsteuer geführt werden, erfährt der Deutsche Han delsdienst an zuständiger Stelle, datz die Regierung von der artigen Verhandlungen nichts wisse und datz auch an eine Er mäßigung der Börsenumsatzsteuer nicht geglaubt werde. Roch 12 Tage Lebensfrist für Baldwins Politik. (Eigener F e r ns p r e chdi e nst der „Sachsen-Zt g.") London, 10. IM. Dem Parlamentsberichterstatter der „Times" zufolge werden sich die Gerüchte, daß die Regie rung Donnerstag nächster Woche gestürzt werde, wahr scheinlich nicht erfüllen. Die Entscheidung wird nicht vor Montag oder Dienstag der darauffolgenden Woche fallen, da die Debatte sicher sehr lang sein werde. mamfay Macdonald. ^r yar am Liensiag in oer ersten Sitzung des neuen Parlaments eine Erklärung abge geben, datz seine Partei bereit sei, die Regierung zu über nehmen. Das wird seine Schwierigkeiten haben und zur Voraussetzung eine irgendwie geartete, aber ziemlich feste Koalition mit den Liberalen verlangen. Denn Macdonald braucht ja eine zuverlässige parlamentarische Mehrheit, so daß er sich unbedingt auch noch mindestens die von Asquith geführten Linksliberalen sichern muß Lloyd George, der außenpolitisch in einem immer stärkeren Gegensatz zu den Konservativen geraten ist, wird Wohl au? diesem Gebiete der ttadom gm-tv (Arbeiterpartei) auch zur Seite stehen. Man wird sich Wohl unschwer einigen können. Macdonald hat sich in seiner Rede naturgemäß mit dem wichtigsten außenpolitischen Problem beschäftigen müssen, also mit der Reparationsfrage. Er hat aber überaus vorsichtig gesprochen und hat nur allerhand schöne Wünsche über Aufhören des Wettrüstens, endgültige Wiederherstellung des Friedens in Europa und Ausbau des wirklichen Völkerbundgedankens in pazifistischem Sinne zum Ausdruck gebracht, das ist alles sehr unverbind lich und verpflichtet zu nichts. Ebensowenig natürlich auch die Schaffung der Voraussetzung für alle diese Dinge, näm lich eine internationale Verständigung zwischen den so arg verfeindeten Staaten des Kontinents, Deutschland eingeschlossen. Viel bestimmter sind nur gewisse Mitteilungen, die über die außenpolitischen Pläne der Arbeiterpartei in der Reparationsfrage und dem inter alliierten Schuldenproblem verlautbaren: Danach soll das weitere Vorgehen der neuen englischen Regierung von dem Bericht abhängig gemacht werden, den der Sachverstän digenausschuß der Reparationskommisiion über die fi nanziell-wirtschaftliche Lage Deutsch lands herausgeben wird und den nun dis Arbeiterpartei zum Gegenstand der Erörterung auf einer neuen inter- a liierten Konferenz — bei der Deutschland und Amerika vertreten sein sollen — zu machen ent schlossen scheint. Bei dieser Gelegenheit soll dann eine ver nünftige Umgestaltung des Londoner Zahlungsplanes vs« 1821 Lerbelaeküllrt werde«. Hier wird nun der erste Zusammenstoß mit Frank reich zu gewärtigen sein. Macdonald hat in seiner Rede eine Bereinigung des englisch-französischen Verhältnisses für wünschenswert erklärt, hat sich also auch hierbei in den Bahnen der bisherigen englischen Politik bewegt. Er hat überhaupt jeden scharfen Ton Frankreich gegenüber ver mieden, wie es englischer Vorsichtigkeit entspricht. Die Dinge sind auch allzu „kitzlig". In Paris wie in London wird man sich gegenseitig mit größter Höflichkeit behandeln und im übrigen tun, was man als das zweckmäßigste für die Interessen des eigenen Landes erachtet. Daran ist jedenfalls ganz und gar nicht zu denken, daß die Arbeiter partei nun aus ihren Reden gegen die französische Ruhr politik und, darüber hinaus, gegen die gesamte Politik seit dem Versailler „Frieden" irgendwelche praktischen Konse quenzen zieht, etwa dahingehend, datz man nun zum Zei chen des Protestes die englischen Truppen aus 5k ö l n und dm englischen Vertreter aus der Reparationskommission abberuft. Eine derartige Demonstrationspolitik wider spricht malischer Art und — dem englischen Interesse. Und dies wird auch für die Arbeiterpartei die einzig maß gebende Richtschnur ihres politischen Handelns sein, auch sie wird in die Bahnen der jahrhundertealten Tradition einlenken, ohne daß sich einer ihrer Anhänger über die ge waltige Differenz zwischen Worten und Taten aufregen wird. Denn entscheidend bleibt doch immer der Erfolg. Unfähigkeit -er französischen Regie. Schweizer Feststellungen. Die Baseler „Nationalzeitung" berichtet aus dem Ruhr gebiet über die unhaltbaren Zustände, die durch die fran zösische Regie in dem dortigen Verkehrswesen ein- gerissen seien. Es heißt dort: „Die wirklichen Ursachen dieses Versagens liegen ganz einfach in der Regie selbst. Die Franzosen wollen nicht zugeben, daß sie diesen schwie rigen Apparat nicht über einen Notverkehr hinaus bewäl tige» können. Darum habe» sie sie deutschen Eisenbahner nur zu einem sehr geringen Teil wieder eingestellt. Zur Fachunkenntnis kommt der Bureaukratismus, der sich bis in die obersten Verwaltungsinstanzen der Regie erstreckt. Die obersten Stellen haben nicht die Befugnisse unv Vollmachten, wie sie in der deutschen Verwaltung üblich sind; alles wird von der obersten Behörde in Mainz verfügt. Es ist durchgesickert, daß die Ausgaben der Regie nur zu einem Fünftel durch Einnahmen gedeckt sind. Das Dasein der deutschen Eisenbahner im Dienste der Regie ist ein Martyrium. Die Regie selbst ist sowohl für diese Unglücklichen wie für das ganze Ruhr gebiet ein Unglück. Wenn im Ruhrgebiet wieder er trägliche Zustände kommen sollen, muß die Leitung des Verkehrswesens wieder in deutsche Hände gelegt werden." Amerika will schnelle Arbeit. Die in Paris angekommenen beiden amerikanischen Sachverständigen Dawes und Owen Young veröffentlichen eine Erklärung, in der es heißt: Die amerikanischen Sach verständigen sind von der Reparationskommission ausgefor- dert worden, an einem Sachverständigenausschuß teilzu nehmen. Die amerikanischen Sachverständigen haben keine vorgefaßten Pläne und hoffen, nur den Plänen, die von an deren Persönlichkeiten unterbreitet werden, zu Hilfe zu kommen. Sie haben aber augenblicklich eine Erklärung ab zugeben, die lautet: „Die Zeit ist ein wesentliches Element der Latze. Das Komitee, das eingesetzt ist, ist ein geschäftliches Komitee, das sich mit Tatsachen beschäftigt und konstruktive Folgerungen daraus zu ziehen hat. Seine Arbeiten müssen mit möglich ster Beschleunigung geführt werden und cs müssen ununter brochen täglich Sitzungen stattfinden." Der „Petit Parisien" schreibt, es scheine aus den ver schiedenen Unterhaltungen der amerikanischen Sachverstän digen mit den Mitgliedern der Reparationskommission her vorzugehen, daß die Amerikaner glaubten, die Arbeiten des ersten Sachverständigenausschusses könnten binnen einem Monat beendet werden. Sie seien damit einverstanden saß dieser Ausschuß, wenn es sich als notwendig erweisen sollte, etwa eine Woche lang in Berlin sich aufhalte. Die nordische Eisgefahr. Wie über Stockholm gemeldet wird, kommt die nor dische Eisgefahr herangezogen. Während die Häsen auf schwedischer, finnischer und estländischer Seite bis weit ins Meer hinaus blockiert sind, ziehen in dem noch freien Fahrwasser der Ostsee ungeheure Massen von Treibeis von Norden nach Süden. Sie kommen aus dem völlig vereisten Bottnischen Meerbusen, treiben an den Älandsinseln vorbei und vereinigen sich dort mit mächtigen Eisschollen aus dem siunischeu Meerbusen. Das schwim mende Schichteis ist stellenweise zwei Meter hoch. Dieser Gefahr gegenüber ist die Schiffahrt und Fischerei eingestellt worden. Die ersten Ausläufer dieses nor dischen Eises sind bereits über die Insel Gotland hinaus gelangt und haben auch schon die deutschen Küsten, so bei Memel, Königsberg, Danzig bis Rügen erreicht. Die Eis wälle versperren auch den Eingang zum Rigaer Meerbusen, in dem vor zwei Jahren bei gleichem Eistrciben deutsche Dampfer wochenlang im Eise festsaßen. Große rufjijche Eisbrecher sind bei der Arbeit, um unterwegs befindlichen Schiffen eine Fahrstraße durch^pie Eiswüste zu bahnen.