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iMsämtter Tageblatt 2. Liatt Nr. >52 - Mittwoch a«n 2. 3u>i IY2L Ungesegnet. Du neigst« dich zitternd, volle Mehre, 9m Sommerhauche segenschwer. O, Hatz auch ich gesegnet wäre! — Doch meine Hand bleibt immer leer. Wie wollt' ich demutsvoll mich -neigen Vor meiner Sonne Allmachtsstrahl! Goldkörnern gleich, bas Beste zeigen Dem Manne meiner Herzenswahl. Ein schlanker Halm in Windeswogen, Steh' ich mit stolz erhob'nem Haupt, Mein und leer — vom Glück betrogen, An bas ich wie ein -Kind geglaubt. Anna Ziegler. Vie lieben Landplagen cies Sommers. Eine neue Tertiarzeit? Kürzlich fuhr ich mit einem Zuge, der über eine Stunde unterwegs ist, nach einer großen Stadt. Wo an den ver schiedenen Haltestellen neue Neisende zustiegen, da war ihr Gespräch überall dasselbe: Am Abend vorher waren in ihren Wohnungen ungeheure Massen großer schwarz blauer Fliegen ausgetreten, ohne daß jemand erklären konnte, woher sie kamen. Sie waren auf einmal in solcher Menge da, daß die Fenster von ihnen bedeckt waren wie von einer schwarzgemusterten Tapete, wie ein Erzähler sich anschaulich ausdrückte. Jemand, der aus einer Wohl etwas altväterlichen Gegend kam, meinte, alte Leute des Ortes wüßten, daß 1866 und 1870 etwas Ähnliches beob achtet worden sei. Das bedeute also zweifellos Krieg. Andere aber waren mindestens überzeugt, daß der Millionenaufmarsch der „Schmeißfliegen" schwere Gesund heitsschädigungen im Gefolge haben werde. Beide dürfen beruhigt werden. Wir leben im Frühling und Sommer 1924 in einem Jnsektenjahr, wie es seit geraumer Zeit, und vielleicht in diesem Ausmaß, schon lange nicht mehr da gewesen ist. Aber „Schmeißfliegen" waren die Gardinen mustertierchen wirklich nicht. Unsere beiden verbreitetsten Schmeißfliegen, die blaue und die smaragdgrüne, treten bisher in diesem Jahre nicht zahlreicher auf, als es der verhältnismäßigen Kinderbeschränkung ihres alten Ge- schlechts in anderen Jahren entsprechen mag. Die plötzlich z in die Wohnungen verirrten Massengäste waren Blu menfliegen, die nicht nur harmlos, fondern selbst nützlich sind. Sie bestäuben gleich den Bienen die Obst blüten und fügen ihnen keinen Schaden zu. Auch lassen sie den ruhebedürftigen Menschen völlig unbeachtet. Diese Fliegen hätten also unsere in vielen Gegenden auch in diesem Jahre so unbefriedigende Obsternte fördern können, wenn ihnen da nicht einige Mitglieder der Kerbtierklasie zuvorgekommen wären, nämlich die Maden der Frostspanner, die auch in diesem Jahre wieder die Kraftsammler des Obstbaumes, die Blätter, in schändlicher Weise zusammenspinnen und durchlöchern, und die Blutenstecher, welche den Fruchtansatz ver hindern. Beide vernichten auch in diesem Jahre die Hoff nung der Obstzüchter beinahe völlig in manchen Provin zen, richten aber auch in den bevorzugten Obstbaugebieten schweren Schaden an. Die Abwehrmittel gegen sie sind bekannt und in jedem Handbuch zu finden. Infolge der jahrelangen Vernachlässigung hat sich das Ungeziefer stark vcnnehrt, das ist selbstverständlich. über eine andere Landplage berichten unsere Ruderer, unsere Wandervögel. Alle stimmen darin überein, daß es so etwas an Stechmücken (je nach der Landschaft auch Schnaken oder Gelsen genannt) wie in diesem Jahre noch nie gegeben hat. Neulich wurde aus Potsdam berichtet, daß sie aus den Niederungen in einer Schwarmmenge aufgestiegen seien, welche das Licht verdunkelt habe, und offenbar ist das keine Übertreibung gewesen. Doch auch die Schnaken sind noch nicht der größte aller Schrecken. Leute, die in landschaftlich schöne Gegenden gegangen sind, um sich zu erholen, kehren bleich und hohlwangig zurück und vermelden einen erschreckenden Tatbestand: Jeden Morgen, um Sonnenaufgang, wurden sie in schändlicher Weise von fast unsichtbaren, punktgroßen, schwarzen Plage geistern überfallen. Sie waren so winzig, daß man sie kaum für wichtig hielt, wenn man sie am Morgen haufen weise an den Fensterscheiben herumkriechen sah, aber ihre Wirkung war fürchterlich. Sie stechen in alle unbedeckten Körperteile, besonders aber in die empfindlichsten, in Nasenlöcher und Augenwinkel. Diese Plagegeister sind die Kriebelmücken, ebenso lästig dem Menschen wie dem Vieh, namentlich den Pferden. Die Liste sollte schon genügen, aber da ich von den sieben Plagen gesprochen habe, bin ich verpflichtet, die Ziffer zu vervollständigen. Ich brauchte nur von dem diesjährigen Auftreten der Forstschädlinge, der Nonne, der Kieferneule, und etwa noch von dem in Westdeutschland aus Frankreich eingeschleppten Colo radokäfer an den Kartoffeln zu reden, dann hätte ich die Zahl schon beisammen. Und dann würde ich noch lange keine vollständige Liste der diesjährigen Landplagen Europas haben, sondern jeder Jnsektenkundige würde mir Ergänzungen bieten können. Die sichtbare Zunahme dieser Landplagen ist wissen schaftlich bemerkenswert, denn sie scheint die Annahme der jenigen Gelehrten zu stützen, die der Ansicht sind, daß in Europa keine neue Eiszeit, fondern im Gegenteil eine der Tertiärzeit entsprechende Epoche wiederkehrt. Die Tertiär zeit war das Zeitalter der Massenverbreitung der Insekten. Das lehren uns die Bernsteinfunde mit ihren zahllosen Jnsekteneinschlüssen. Sie war auch das Zeitalter der bunten Vögel, deren bemerkenswerteste Vertreter, Sieben töter, Wiedehopf, Bienenfresser, Blaurake, in unserem alten Erdteil zunehmend häufiger werden. Auch Schnake und Kriebelmücke sind solche Tertiärüberbleibsel. Beide sind erst in geschichtlicher Zeit in unsere Gegenden, wo sie schon zur Bernsteinzeit saßen, zurückgewandert. In Goethes Tagen war die Schnake in der Rheinebene, von der sie sich über das übrige Deutschland dann unter dem irreführenden Namen „Rheinschnake" ausgebreitet hat, noch ein Neuling. Die Einwanderung der Kriebelmücke, und besonders ihrer lästigsten und gefährlichsten Art, der Kolumbatscher Art aus dem ungarischen Banat, vollzieht sich unter unseren Augen. Wichtiger vielleicht ist es, daran zu erinnern, wie man sich gegen die Plagegeister schützen kann. Ob die Auf stellung der aus Südafrika stammenden Topfpflanze „Mottenkönigin" bei uns dieselben günstigen Wirkungen hat wie in ihrem Heimatlande gegen die Moskitos, wird bestritten. Gegen Fliegen und Mücken aller Art aber Hilst, abgesehen von Drahtgaze-Fenstern, erfahrungsgemäß das Blaufärben der Fensterscheiben. Blaues Licht, auch blaue Vorhänge, scheinen sie nicht zu lieben. Ferner helfen manche starkduftenden Elle, wie Nelkenöl und Kampferöl. Ein gutes Hilfsmittel gegen Stechmücken ist ferner, die Zimmer bis auf einen kleinen Spalt bei Abenddämmerung zu verdunkeln und dann, wenn die Schmarotzer dem letzten Licht zustrebend die Zimmer verlassen haben, die Fenster zu schließen. Leider läßt sich dieses bewährte Mittel in der Sommerfrische und beim übernachten in Wanderzetten nicht immer anwenden, und gegen die Kriebelmücken ist es anscheinend wirkungslos. W. S. „Volk, Staat unck Äirllcsialt " Königsberg i. Pr., 30. Juni. Die große Kundgebung des Deutschnationalen Handlungs gehilfenverbandes wurde in Anwesenheit von mehr als 2000 Vertretern der deutschen Kanfmannsaehilken aus allen Teilen „Das erste Ehejahr". 27 Roman von Ruth Gocg. Copyright 1914 by Greiner 8 Co., Berlin W SO. Nachdruck verboten 3u oft schon hatte er sich den Gang zu Lohe, dem Gewal tigen, ausgematt, hatte sich hier in dem großen Zimmer stehen sehen und um eine Audienz -bitten. Seine Gedanken sprachen wohl -hundertmal in flammenden Worten alles, was er dem Direktor sagen wollte, und schon daher war er unsicher und verlegen gewesen. Nun kam Lohe ihm zuvor, ersparte ihm alles, wovor er gebangt und gezittert in langen, erwartungsreichen Wochen. Quälende Zweifel befielen ihn. Wahrscheinlich wollte er ganz etwas anderes, irgend die Erledigung einer Frage, die in fein «Gebiet fiel. Torheit! Wahnsinn die Hoffnungen! Sie würden zerschel len! Netzt erschien der junge Mann in der Tür, machte eine Ver beugung und jagte: ,/Oer Herr Professor lassen bitten." Otto trat in einen hohen, vornehm ausgestatteten Raum. Die Eleganz der «Ledersessel paßte zu der schlanken Erscheinung des Mannes mit dem geistreichen Kopf. Lohe ließ seine «Augen mit diskreter Neugier über die Er scheinung des Ingenieurs schweifen, als sähe er ihn heute zum ersten Male. «Und Otto dankte es Mälwe im stillen, daß er ihret wegen seinen schönsten und elegantesten Anzug angelegt hatte; er war zu sehr «von Eindrücken abhängig, um nicht den Aeußerlich- keiten einen gewissen Wert beizulegen. Vor «Lohe in den alten, abgetragenen «Kleidungsstücken zu erscheinen, hätte ihm gewiß viel von der geringen Sicherheit genommen. So trat er näher, fühlte wohl den Blick der Augen. Aber er machte ihn nicht verlegen. Nur die Unruhe kam peinigend wieder, die er stets in- Lohes Nähe empfand. Nicht er allein. Vor diesen Augen bangten die Angestellten «von Paulmenhütte. Alfts schien eifriger am Werk, wenn der Direktor einen Gang durch das Hochofengebiet und das Walz werk machte, die Köpfe in den kaufmännischen Bureaus neigten sich tiefer auf -die Bücher, sobald Herr von Lohe einen- der Dureauräume betrat, die Schreibmaschinen -der Damen klap perten lauter, wenn Lohe durch eins der Zimmer hindurchging, und die Ingenieure hofften von diesen klugen, prüfenden Augen alles für ihre -Zukunft. ,Mitte, nehmen Sie Platz," sagte der Direktor und reichte Otto liebenswürdig, wie er immer war, die Hand. „Sie hatten gestern Nachtschicht gemacht, wie man mir sagte." ,-Jawohl, Herr . Professor." Otto antwortete mechanisch, denn er überlegte, weshalb ihn «Lohe wohl herbestellt haben I mochte. Er forschte in dem Antlitz des Mannes, fragte sich, was diese gepflegten nervösen Hände für ihn hielten, Zukunft, Glück oder -Enttäuschung. ,Dch habe Sie -bitten lassen, weil mir der Zeitpunkt ge kommen scheint, um mit Ihnen über die Erfindung zu sprechen. Sie erzählten mir davon." Ottos Herz schlug in dumpfen Schlägen gegen- die Haut seiner Brust. Er Hätte jauchzen mögen. Er konnte nicht mehr an sich halten und brachte nur ein leises Wort heraus. „Jawohl, Herr Professor." ,M Ihre Erfindung bereits angemeldet?" 'Wieder eine kurze Bejahung. „Hat das Patentamt in Berlin sich schon dazu geäußert?" „Ich habe noch -keinen Bescheid bekommen, Herr Professor." „Sie wissen selbst, daß ein Patent nicht immer dazu beiträgt, den wahren Wert einer Erfindung erkennen zu lassen. Es kommt mir lediglich darauf an, ob Ihre Leistung uns in der Tat in -die Lage setzen wird, die Produktivnsfähigkeit -der Hütte zu ver doppeln. Wir müssen fertig -werden, die Zeit drängt." „Ich Hosse bestimmt, Herr Professor," stammelte Otto Und sand diese «Antwort vor sich selbst -in der gleichen «Minute un sagbar albern. «Hätte er nicht hier mit allen Auseinandersetzungen einfallen müssen? Gerade den Augenblick, der für ihn am wich tigsten war, hatte er versäumt. „Ich habe es bei den Herren des Aufsichtsrates durch- gesetzt, Ihre «Erfindung in die neue Walzenstraße einbauen zu lassen.' Zu diesem -Zweck müßte ich Ihr zweites Modell haben. Sie waren gewiß vorsichtig genug, gleich zwei Modelle anzu fertigen?" Otto hätte vor Glück beinahe hinausgeschrien. Seine Kräfte fühlte er wachsen, nun, da er sich «von nichts hatte beirren -lassen und unermüdlich gearbeitet. Er segnete seine Festigkeit, die ihn nicht wanken ließ. „Das zweite Modell steht zu Ihrer Verfügung, Herr Pro fessor. -Ls ist vollendet in -meiner kleinen Werkstatt, die ich mir zu dem Zweck eingerichtet habe." Lohe schwieg, stand auf und sah eine Weile träumend vor sich hin. Als ob bei den «Worten des jungen Mannes ein kleines, rebenumsponnenes Haus vor sein Auge trat, eine schlanke, junge Frau, die traurig zu Hm ausfa-h. Diese Botschaft, die -der Mann heute -nach Hause brachte, würde sie lachend machen. ,Eine Werkstatt?" fragte Lohe unvermittelt. „In Ihrem Haufe . . . nun gut, ich werde das Mbdell holen lassen, werde es hier aufstellen, -sobald ich es genau geprüft; und die Herren Kollegen sollen sich nun auch ein selbständiges Urteil darüber bilden. Morgen gedenke ich, eine Konferenz 'einzuberufen und des Reiches, Deutsch-Österreichs und Böhmens sowie zahl reicher Ehrengäste in Königsberg i. Pr. eröffnet.. Ministerpräsident a. D. Stegerwald wies namens des Deutschen Gewerkschaftsbundes unb seiner Einzelverbände in bedeutungsvollen Worten auf die verantwortungsvollen Auf gaben der christlich-nationalen Arbeitnehmerbe-wegung Kin. Wenn wir wieder zu deutscher Freiheit kommen wollen, dank müßte das deutsche Klassenvolk von heute sich durchringen zum Staatsvolk, zur wirtschaftlichen deutschen Volksgemeinschaft. In einer großen Rede sprach sodann Verbandsvertreter Hans Bechly über „Voll, Staat und Wirtschaft" und führte u. a. aus: Durch Ursachen, die tief in unserer Vergangenheit wurzeln, unterlag das deutsche Voll geistig allzu leicht dem Siegeszuge des Kapitalismus. Unser politisches Leben krankt am Parteihaß und leidet unter den Formen des Partei- kampses. Nur über die Gesinnungsgemeinfchaft innerhalb der beruflichen Gruppierung und aller Schichten untereinander führt der Weg zu wahrer Volksgemeinschaft. Gegen die schrankenlose Herrschaft des Kapitalismus erheben wir als Arbeitnehmer und vom Standpunkt der Volksgemeinschaft aus schärfsten Widerspruch. Die Anweisungen der Vereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände zur planmäßigen Sabotage ge setzlicher Einrichtungen, die den Arbeitnehmerinteressen dienen ' könnten, lehnen wir als verderblich und zerstörend ab. Deutsch- l land hat noch genügend Lebenskraft zum Neuaufbau des deut- ' scheu Volls- und Staatslebens. s politische kunülchsu Die Verhandlungen über die Micum- verträge. Die Vertreter her Sechserkommission der deutschen Industrie haben der Reichsregierung über die Verhandlun gen mit der Micum eingehenden Bericht erstattet und sind dann sogleich nach Düsseldorf zurückgereist. Dort werden die Verhandlungen fortgesetzt. Deutsche Forderungen in Italien Nachdem Ende 1923 zur beschleunigten Abwicklung des Ausgleichsverfahrens Vereinbarungen mit Großbritannien, Frankreich und -Belgien getroffen worden sind, daß Forde rungen als verspätet zurückgewiesen werden, die dem Aus- gleichsamk des Staates des Schuldners erst nach -dem 30. April 1924 vom Ansgleichsamt des Gläubigers mttgcteitt werden sollten, ist nunmehr auch mit Italien eine ähnliche Vereinbarung zustande gekommen. Als Endtermin für den Austausch der Forderungen zwischen den Ämtern ist der 30. September 1924 festgesetzt worden. Anmeldung beim Reichsausgleichsamt mit größter Beschleunigung, spätestens jedoch bis zum 31. August 1924 erfolgen Italien ^m-iBung des italienischen Kabinetts. Der König nahm das Rücktrittsgesuch der Minister Gentile, Corbino und Carnazza an und ernannte auf Vorschlag von Mi nisterpräsident Mussolini folgende Minister: Unterricht: Senator Cassati; Wirtschaft: Senator Nava; öffentliche Arbeiten: Abg. Saroocchi. Für das Kolonialministerium, das bisher von Mussolini mitverwaltet wurde, wurde Abg. Lanza de Scalea in Aussicht genommen. Frankreich. Kongreß der Völkerbundvereinigungen. Der achte Kon greß der Vereinigungen für Völkerbund wurde in Lvon er öffnet. Vertreten waren Vereine von 30 Ländern durch etwa 250 Delegierte. Der Vertreter der englischen Völkerbunvs- gesellschaft Dickinson erklärte, wenn Frankreich, England, Ita lien und auch Deutschland ihre Anstrengungen vereini gen würden, um den Völkerbund zu unterstützen, so würde seine Tätigkeit bald entscheidend werden. Aus In- und Ausland. Berlin. Der verhaftete kommunistische Stadtrat Dörr ist aus der Haft entlassen worden, da kein Fluchtverdacht vorliest. Ihnen -dann meine Entschlüsse mitzuteilen. Wie Sie dafür ent schädigt -werden sollen, das wird der -kaufmännische Herr Direktor «Ihnen- mitteilen. Jedenfalls sollen- «Sie gewiß nicht zu klagen« haben." Er lachte, «daß der -warme Schein sich wieder über sein «Ge sicht ergoß. Auch Otto lachte. Ihm -war in der- Minute das Geld gleichgültig, er dachte nur -daran, daß er durch -sein Werk etwas geschaffen, was kein anderer vor ihm geleistet. Sein -Erfinder stolz machte ihn froh, trug ihn hinaus über den Alltag, die Menschen, die ihn sonst umgaben. An Renate dachte er, und er meinte, «sie in -der Minute ganz zu verstehen. Auch sie war eine Schöpferin, sie war «glücklich durch das, was sie aus der Kraft ihres «Geistes heraus in das Leben rief. „Das ist keine Sorge für mich, Herr Professor. Ich würde nur zu glücklich fein, «wenn ich der Paulinenhütte in der Tat einen Dienst leisten könnte." Professor Ernst von Lohe sah den jungen «Menschen prüfend und ernst an. Als wollte er sich eine Frage selbst beantworten, die unablässig sein «Hirn bewegte. Er war unparteiisch- genug, um sich zu sagen-, daß dieser Mensch Hm einen guten Eindruck gemacht. Er -war -lebhaft, intelligent . . . vielleicht aber ein Ar beiter, der neben seinem Schaffen das «Glück der -Frauenliebe ent behren konnte. Lohe hatte solche Menschen zahlreich in seinem Leben getroffen. Eine Pause entstand, während der Otto wartete, ob der Professor noch einmal das «Wort an ihn richten werde. „Empföhlen «Sie mich Ihrer Frau Gemahlin," sagte Lohe, als «Storm sich abfchiednehmend verneigte: „Grüßen -Sie sie herz lich von mir." Die Tür schloß «sich unhörbar. Professor Lohe -blieb unbeweglich stehen, aus feinem Ge sicht war das liebenswürdige Lächeln verschwunden. Ein tiefer Ernst bereitete sich über die hohe geistvolle «Stirn, die an den Seiten leise ergrauende Schläsenhaare zeigte. «Einem Berauschten gleich stürzte Otto in sein Arbeits zimmer. Weinhold stand draußen: er -vermochte seine Ungeduld nicht länger zu beherrschen-, denn er sah sich auch als Förderer des jungen Erfinders. Als er laut die «Frage hinausrief, öffneten sich plötzlich die Türen der anderen Bureaus. Die Gänge waren belebt und das Zimmer von Weinhold war mit Menschen ge- süllk. Otto vermochte nicht, alle Fragen auf einmal zu beant worten, -die Stimmen schwirrten- durcheinander, Weinholds Baß trug endlich den Sieg über alle davon. „Also, Lohe ist entschlossen? Nun? Habe ich recht behalten, als ich sagte, er kriegt es mit der Angst zu tun?" (Fortsetzung folgt.)