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Das Gebiß muß intakt sein! Schlechte Zähne be hindern das richtige Zerkleinern der Speisen. Dieses ist aber notwendig, damit die Nahrung ordentlich verdaut wird. Magen- und Darmleiden beruhen nicht selten aus einem schlechten Gebiß, und verschwinden sehr bald, wenn der Zahnarzt Abhilfe geschaffen hat. * Bei Masern soll man — so heißt es allgemein — alle Geschwister zusammentun: „kriegen tun sie sie doch und es ist mit einem abgemacht". Bei älteren, gesunden und kräftigen Kindern mag diese Regel gelten, bei jungen, schwächlichen, schon mit irgend einem anderen Leiden be hafteten aber ist dies Verfahren grundfalsch . Denn solchen Kindern wird oft die Ansteckung in hohem Grade gefähr lich. Deshalb ist hier schnellste Isolierung am Platze. Die Schwierigkeiten des Hotelgewerbes. Die 4. Haupt» Versammlung des Reichsverbandes Deutscher Hotels, dis in Dresden stattfand, ist am 21. Mai geschlossen worden. Alle Redner, die am letzten Verhandlungstage zu Wort kamen, beschäftigten sich mit den Schwierigkeiten des Hotelgewerbes und verlangten die Abschaffung der vielen Sonderbesteuerungen, die das Gewerbe zugrunde richteten. Schwere Autounfälle. Ein Automobilunglück ereig nete sich aus derBerlin-HamburgerChaufsee vor dem Dorfe Selbeland in Westhavelland. Der Schofför Schimanowski aus Berlin fuhr mit seiner Mutter und seinem Freunde in einem Aga-Wagen nach Perleberg. Hinter dem Dorfe Selbeland begegnete er einem anderen Wagen. Schimanowski bog zu weit aus und sein Wagen kam ins Schleudern und stürzte in den Chausseegraben Der Schofför war sofort tot, seine Mutter erlitt einen schweren Schädelbruch und wurde besinnungslos ins Nauener Krankenhaus transportiert. — In Kattowitz stahlen Diebe einem Baumeister ein Auto. Sie versuchten dann, mit dem Auto über die alte polnische Grenze zu kommen. Bei Ochoitz fuhren sie gegen einen Baum. Das Auro ging in Trümmer, die Diebe wurden getötet. Edelmelallfunde in Sachsen, über das kürzlich ge meldete Vorkommen von Gold und Platin im Warns - dorfer Bezirk liegen jetzt fachmännische Urteile vor. Bei St. Georgental befindet sich ein Stollen, der vor langer Zeit wegen mangelhafter Ergiebigkeit geschlossen wurde. Im Jahre 1923 wurden Gesteinsmassen von dort nach mehreren wissenschaftlichen Anstalten gebracht. Die Unter suchungen haben ergeben, daß Platin und Gold darin enthalten sind. Der Besitzer des Geländes hat zur Er schließung und Ausbeutung eine Schürfgesellschaft ge» aründet. Der Raup des Deutschen Theaters in Kattowitz. Die Stadt Kattowitz hatte bis jetzt noch ein deutsches Theater; j in Zukunft wird sie sich ohne ein solches behelfen müssen. Die ' Frage der Weiterverpachiung des Theaters an die deutsche Theatergemeinde hat ihre vorläufige Erledigung dahin gefunden, daß die eingesetzte Kommission die Entscheidung an die Wojwodschaft verwies mit dem Hinweis, dieAuf- ltündischenorganisationen und der West markenverein ließen dies« Weiterverpachtung nicht zu. Rückkehr eines für tot erklärten Kriegsteilnehmers. Der Landwehrmann Leutheußer aus Schalkau in Thüringen, der 1917 in russische Kriegsgefangenschaft kam und bereits vor zwei Jahren gerichtlich für tot erklärt wurde, ist plötzlich in seine Heimat zurückgekehrt. Seine nach einem andern Orte verzogene Gattin war eben im Begriff, eine neue Ehe einzugehen. Leutheußer behauptet, daß noch viele vormals kriegsgefangene Deutsche in Rußland weilen. Vertagung der Kalcndcrrcform. Der vom Völker bund eingesetzte Studienausschuß für die Reform des K a l e n d e r s hat am 19. und 20. Mai in P a r i s getagt. Da eine Anzahl der von ihm eingeforderten Antworten noch nicht vorlag, mußte sich der Ausschuß aus einen Meinungsaustausch beschränken. Die gekochten Notgeldscheine. Große Sendungen von Notgeldscheinen der Reichsbahndirektion, Zweigstelle München, wurden zum Einstampsen in eine bei München gelegene Papierfabrik gesandt. Ein Teil dieser Scheine verschwand aus den Kochern und wurde in Unsere Poltbspeker bitten wir den Bezug auf die „Sachsen-Zeitung" für den kommenden Monat beim Zuständigen Postamt, soweit es noch nicht ge schehen ist,, ioforl zu erneuern Bei verspäteter Beslellungt tret enam 1. Juni Unterbrechungen in der Lieferung ein, außerdem verlangt die Post für alle nach dem 25. eines Morais eingehenden Bestellungen eine Svnber- gebühr. Es genügt, einen Zettel mit der genauen Adresse in den nächsten Briefkasten zu werfen ober dem Briefträger ben Zettel nrstzugeben. Muncyeu m umraus georachr. Nun ist es der Gendarmerie gelungen, 12 Arbeiter der Fabrik, die als Täter in Frage kommen, zu v e r h a ft e n. Die Reichsbahndirektion teilt mit, daß die Notgeldscheine infolge des Wasser dampfes grau und steif geworden, und daß die Farben verwischt sind. „Wesermünde". Im Unterweser-Gebiet sind seit langem Bestrebungen vorhanden, die auf eine Vereinigung von Bremerhaven, Geestemünde und Lehe hinauslaufcn. Diese Bestrebungen waren von vornherein zum Nichterfolg verurteilt wegen der verschiedenen Staats zugehörigkeit der drei Städte; denn Bremerhaven gehört zu Bremen, die anderen beiden Städte zu Preußen. Neuer dings strebt man daher eine Teillösung an, die eine Ver einigung von Geestemünde und Lehe unter der Benennung Wesermünde zum Ziele hat. Die Stadtparlamente dieser beiden Städte faßten bereits einen dahingehenden Beschluß, und der Provinziallandtag zu Hannover sprach sich jetzt gleichfalls für die Vereinigung aus. Die Reichstagung der Kaffeehausbesitzer, die in Breslau stattfand, verlangte in einer Entschließung die Aufhebung oder doch eine einheitliche Regelung des Tanzverbots. Es wurde darauf hingewiesen, daß gegenwärtig bei der Erteilung der Tanzerlaubnis ganz verschiedenartig verfahren werde. Gefordert wurde ferner die Abschaffung der örtlichen Getränke steuern. Bei der Vorstandswahl wurde der bisherige Vorstand wiedergewählt. Unwetter im Schlesicrtal. über das in den Aus läufern des Waldenburger Berglandes und des Eulen gebirges gelegene Schlesiertal brach eine schwere Unwetterkatastrophe herein. Bei einem heftigen Gewitter setzte starker Hagelschlag ein, der in kürzester Zeit die blühende Landschaft in eine Eiswüste ver wandelte. Die Eismassen stauten sich im Tale und ver hinderten so den Abfluß der niedergehenden Regenmassen. Das Tal wurde schnell überschwemmt, und teilweise konnten die Bewohner nur mit Mühe das nackte Leben retten. Litauische Banditen. Dreißig bewaffnete Ban diten, die von der litauischen Grenze kamen, überfielen die Bewohner der polnischen Dörfer Krywicse und Kro- zowiszkie und töteten und verletzten Poli zisten und den Eigentümer eines Hauses, das sie be raubten. Daraus eilten sie mit ihrer Beute wieder über die Grenze. Im polnifchen Ministerrat beschloß man so fort, Verhütungsmaßregeln zu ergreifen und Schutztruppen zu organisieren. Der ungeratene Neffe. Aus Kairo wird gemeldet, daß dem Prinzen Said-Halim durch königlichen Erlaß sein Titel entzogen worden ist mit der Begründung, er habe sich in London und Paris „ungehörig und nicht so benommen, wie es der Würde eines Edelmannes geziemt". - Prinz Said-Halim ist eines der jüngsten Mitglieder des ägyptischen Königshauses. Er ist 26 Jahre alt und ein Neffe des Königs Fuad. Vor einem Jahre heiratete er in Kairo eine Engländerin, die seit Jahren in Ägypten ansässig ist und in den dortigen Vergnügungsstätten sehr bekannt war ; * KZ/er/e/ : Der Mann, der eine Frau war. Vor einigen Tagen starb in London Ernest Wood, der Geschäftsführer des weitbekannten Restaurants Moria. Nack seinem Tode entdeckte der Arzt, der ibn bebändert batte, zu seinem w-bj geringen Erstaunen, daß Wood kein Mann, sondern eine o-au wai. «>le H-rau vermochte zehn ^ahre ymou^ Geschlecht und ihren Namen vor aller Welt so geschickt zu verbergen, daß niemand, weder in dem Restaurant, in dem sie angcstellt war, noch in dem Hause, in dem sie wohnte, eine Ahnung davon hatte, daß der pflichtbewußte junge „Mann", der etwas kränklich aussah, ein Mädchen war. übrigens wäre jeder Verdacht schon durch einen Umstand im Keim erstickt worden: Ernest Wood hatte eine — Ge liebte, eine Italienerin namens Nina Bacchini. Diese an gebliche Braut des Verstorbenen, eine hübsche kleine Nä herin, war wie aus den Wolken gefallen, als sie aus dem Munde eines Journalisten vernahm, daß ihr „Bräutigam" ein Mädchen gewesen sei. Sie wollte der paradox klingend- den Nachricht keinen Glauben schenken. Allerdings bestritt sie auf das entschiedenste, die Geliebte Ernest Woods ge wesen zu sein. Der junge „Mann" hätte sie oft besucht und sie hätten gemeinsam Ausflüge gemacht, von einem Liebesverhältnis sei aber nie die Rede gewesen. Ein deutsches Friedenspreisausschreiben. Unter dem Vorsitz des Reichsgerichtspräsidenten Dr. Simons tagte in Berlin der Ausschuß zur Durchführung des deutschen Friedenspreisausschreibens. Das Thema des Preisaus- fchreibens lautet: „Wie kann Friede und Gedeihen für Deutschland und Europa durch internationale Zusammerr- arbeit gesichert werden?" Der erste Preis beträgt 5000 Dollar. Die gleiche Summe steht für weitere Preise zur Verfügung. Alle Preise sind gestiftet von Edward A. Filene in Boston. Die Bedingungen des Preisaalsschreibens sind folgendermaßen festgesetzt: Jeder und jede Deutsche kann sich beteiligen. Die Arbeiten dürfen nicht länger sein als 5000 Worte. Die Pläne müssen so durchgearbeitet sein, daß sie innerhalb der verfassungsmäßigen Legislaturperiode des Reichstages in Wirksamkeit gesetzt werden können. Die Arbeiten müssen mit Schreibmaschine auf Folioformat ein seitig mit Zeilenabstand und breitem Rande geschrieben fein. Die Namen der Bewerber dürfen nur im verschlosse nen Unischlage beigefügt sein. Letzter Einlieferungstag ist der 20. Juli. Die genauen Bedingungen sind gegen Bei fügung von Rückporto bei dem „Sekretariat des Deutschen Friedenspreises" erhältlich Es be findet sich Berlin W. 35, SchönebergerUfer 36a 1. Alle Anfragen sind ausschließlich dorthin zu richten. An fragen an einzelne Mitglieder des Ausschusses können nicht beantwortet werden. Eine Wessi lackierte nicht wurmstichige Frau. In einer kleinen Stadt am Rhein hatte ein Mann, der sich einsam fühlte, ein Hciratsgesuch in die Zeitung gesetzt. Als er dann die eingelaufenen Angebote durchsah, las er zu seinem nicht geringen Erstaunen in einem der Briefe folgendes: „Gewünschtes finden Sie bei mir, 2 Meter hoch, 1^ Meter breit, nicht wurmstichig, weißlackiert. Besichtigung am Nachmittag." Der Mann hatte zwar schon einiges über weißgepuderte Frauen gehört, aber daß eine Frau weiß- lackicrt und noch dazu 114 Meter breit sein sollte, wollte ihm nicht recht in den Kopf; außerdem wußte er nicht, warum ausdrücklich betont wurde, daß die lieferbare Frau nicht wurmstichig sei, da doch Wohl nur verschwindend wenig Frauen schon bei Lebzeiten von Würmern angesressen sein dürften. Als der Heiratskandidat: dann am Nachmittag aus purer Neugier die auf so merkwürdige Art angepriessne Dame besichtigen wollte, stellte sich heraus, daß man ihm statt einer Frau einen — Kleiverschrank verkaufen wollte. In der Expedition der Zeitung hatte man durch eine Cbiffre- verwechslung die Verwirrung angerichtet, und der Mann, der nahe daran war, seinen Glauben an die natürliche Schönhheit des weiblichen Geschlechts zu verlierest, konnte beruhigt nach Haus« gehen. Der größte Mensch der Welt. Interessante Einzel heiten von einem Riesen, der jetzt London unsicher macht, erzählen englische Blätter. Man kann ruhig sagen, daß er Englands Hauptstadt unsicher mache, weil der ganze Straßenverkehr in Unordnung geriet, als der Riesenmensch sich auf der Straße zeigte. Der Hüne mißt fast zwei Meter achtzig Zentimeter. Sein Vater heißt Albert van Alberst wohnt in Amsterdam und fabriziert Luxuskörbe. Der Vater, die Mutter und fünf Geschwister des Riesen haben normale Größe. Als Knabe von sieben (?) Jahren war Albert junior bereits zwei Meter zehn Zentimeter hoch. In den „Daily News" sieht man den Riefen neben dem Ministerpräsidenten Ramsay Macdonald vor des letzteren Amtswohnung abgebildet. « Mr HexenAkg. Roman von F. K l i n ck-L ü t e l s b u rg< (Nachdruck verboten.) lAlle RWO- Vorbehalten.) „Und du hast ihm das geglaubt?" fragte Kanßius jetzt. Die Frage war unzweifelhaft in einem ungleich milderen Ton gesprochen, als alle vorhergegangenen. „Warnm sollte ich nicht — ich habe erst gar nicht viel darüber nachgedacht." „Aber nachher?" „Für gewiß nicht. Oltmanns saß nkin doch schon einmal und er hatte ja auch das Geld gehabt. An Leidhold habe ich erst gedacht, als er mir mit dem amerikanischen Geld kam. Ich traute mich nur nicht, es ihm zu sagen, weil ich bange war, daß er mir auch was tun würde." " „Wann ist dies gewesen?" „Das war schonEnde Januar* Eine Pause entstand. Seine letzte Hoffnung, daß Leidhold sich erst nach Olt manns Verurteilung an Friederike herangewagt, war ge schwunden — und damit auch die Hoffnung, noch etwas ans dem Ruin einer vernichteten Existenz zu retten. Er täuschte sich nicht über das, was nun kommen würde, und was ihm allein zu tun übrig blieb. „Du wirst heute das Hous nicht verlassen, Friederike." Sie wollte schon wieder auffcchren bei diesen in befeh lendem Ton gesprochenen Worten, aber ein Blick auf den Gatten machte sie doch verstummen. In seinem Gesicht war ein Ausdruck, den sie nie zuvor darin wahrgenommen hatte. „Morgen kannst du gehen, wohin du willst, Friederike", > fuhr er mit einem tiefen Atemzuge fort. „Es wird dir klar sein, daß unter den bestehenden Verhältnissen unseres Blei bens in dieser Stadt nicht mehr ist. Schon heute abend wer den die Zeitungen von der Verhaftung Leidholds berichten, und es kann nicht ausbleibcn, daß alsbald auch mein Name genannt wird. Es ist sogar wcchrscheinlich, daß, nachdem deine indirekte Beteiligung an einer ungerechten Verurteilung bekannt geworden ist, mein Zeugnis — das ich damals nach bestem Wissen und Willen abgegeben habe — noch Anlaß zn böswilligen Verdächtigungen geben wird. Als Rechtsan walt bin ich unmöglich geworden, gesellschaftlich nicht weni ger. Eine neue Existenz gründen — nein." „Wir sind doch reich genug", warf Friederike zaghaft ein. Schwer und schwerer fiel ihr die übernommene Verant wortung aufs Herz. „Ich halte es für am besten — wenn du übrigens einen Rat von mir annehmen willst — du fährst morgen nach Hause zu deinem Vater und teilst ihm alles mit", fuhr Kanßius fort, als habe er ihre Worte nicht gehört. „Er hat v'elleickt ein anderes Urteil, ans jeden Fall wirst du dich in Zukunft an ihn halten müssen." „Und du?" „Ich? Was fragst du darnach?* „Herr Jesus, Peter, du — du willst doch nicht etwa —* Jähes Erschrecken prägte sich in ihren Zügen aus. „Peter! Herr Gott im Himmel, Peter, sei nur blos ver nünftig! So schlimm ist es doch nicht. Ich kann ja nichts dafür, mir war stets so bange vor Leidhold — nnd ich habe ihm auch alles geglaubt. Peter, schick' mich doch nicht weg. Was soll ich bei dem Vater, unter all den Menschen, die am schlimmsten über mich hcrfallen wüvden? Herr Jesus, Peter, sag' doch ein einziges Wort!" Peter Kantzius aber schwieg beharrlich still. Er stand mit verschränkten Armen da, gerade so, als wolle er abwshren, und blickte finster ans Friederike, die mit einem Mal ihren Trotz, ihre Gleichgiltigkeit, alles, was ihn seither so oft zur Verzweiflung getrieben hatte, von sich ge worfen zu haben schien und nun, bleich und vor Angst am ganzen Leibe zitternd, um ein Wort aus seinem Munde bet telte, das sie von der Angst erlösen sollte, von welcher sie sich mit einem Mal ergriffen fühlte. Aber — er sprach das Wort nicht aus. „Ich kann doch nicht nach Hetkum gehen — das wäre jetzt das allerschlimmste", fuhr sie fort. „Ach Gott — und dann — dann, Peter — das — Kind — unser " Sie vollendete nicht, sondern trat unwillkürlich einen Schritt vor dem Mann zurück, der da mit weitgeöffneten j Augen, als hätten sie plötzlich etwas Furchtbares erblickt, vor ihr stand. Peter Kantzius erschien ihr gewachsen in seiner aufrech ten, drohenden Haltung. „Was — Friederike? Sag's noch einmal — ein Kind —- mein Kind — durch dich — Weib, was hast du getan?" Er hatte sie, sinnlos in jäh ausbrechender Wut, am Arm gepackt. Sein Kind mit dem Brandmal, das eine verbrecheri sche Mutter ihm schon aufgedrückt, noch ehe es das Licht der Welt erblickt! Da war die entsetzliche Furcht seines heißen Verlangens nach Ehre und Ansehen, die er frevelnd, ohne einen Einsatz von Wollen und Können, hatte erreichen wollen, durch Zurückdrängen der besseren Gefühle, die ihm die Liebe einer edlen Mutter ins Herz gepflanzt hatte. Das war zu viel! Nur vorübergehend hatte ein wahnsinniger Zorn ihn übermannt, schon im nächsten Augenblick sanken seine Arme schlaff herab, und Peter Kantzius stand da, wie ein.zu Tode Getroffener mit wankenden Knieen. Minuten vergingen, ehe er sich imstande fühlte, noch eine Aeußerung zu machen. „Bleibe heute zu Hause, Friederike", sagte er mit klang loser Stimme. „Ich will überlegen, was zu tun ist. Ver suche nichts mehr, wodurch du unsere Lage zu verbessern ge denkst und sie doch nur verschlimmern kannst." Im nächsten Augenblick hatte er das Zimmer verlassen, und Friederike war allein mit ihrer Angst. Wie es doch nur so gekommen war! Wenn sie das ge wußt hätte, sie würde sicher lieber gesagt haben, daß sie mit Heinrich Garrett spät abends am Hexenweg gewesen war — und wenn sie Peter Kantzius auch nicht gekriegt hätte. Sie hatte sich das Leben in der Stadt überhaupt anders vorge stellt. In Emden war es viel schöner gewesen, da hatte ihr jeder etwas zu Gefallen getan und die Männer waren ihr nachgelaufen. Wenn's auch um ihr Geld geschah! Jetzt küm merte sich niemand darum, daß sie den reichen Harm Steen- Huns zum Vater hatte. Sie war nicht mehr als andere, sie fühlte sich sogar noch zurückgesetzt. Und wie würde es nun erst werden! (Fortsetzung folgt).