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ilsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ^0 ra,e»Ia«- rrschrim iLzltch »achm. ü Uhr für dra folgnid»» vr,u,«prri,! Bei Bbdolmr, t» »« S«tzlM»ftrNe m>d de» «»»zadtftrlle» 2 Md. im Monat. dei guftrSila, S-rch die Bote» 2,« Md-, bei Poftdeftellun, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Po«dötm »«d DefchäftLsteüev — ——— nehmen zu jeder Zeit Bv- ldÄkmserl nrtgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung Ker Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eiugesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauplmaunschast Meißen, des für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. - die „^palt-»« M »oldof-mü«, di« rgtwottmeJkNe dn amIItchmB-dannmachunsn!«» »srn-i«, dir 2 »rsp-iirn-Rkklam^tNr i« »rllichkn Tcilc 100 Doldvimmg. Nachwnsllngr,edühr ro DoldpfkNMgk. D°r- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr^6 ZAL» durchFrrnri-.f üdcrmit>eitrnLu,ri,e»adrrukI,Mkn wir driur Garanlic. IedcrRadanonspn-ch erlisch!, wenn SrrBctro, durch NlLg« ein,e,o,rn werden muh o»er»er«ustrag,eber>n Kondur, «eröt. An,eigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Amtsgerichts nnd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr 234 - 83 Jahrgang Sonntag, 4 Oktober 1924 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' iMau; in 6enl. Als Erlösertal war sie angekündigt worden, diese Tagung des Völkerbundes, damals, als sich die beiden völkerbundbegeisterten Ministerpräsidenten von Eng land und Frankreich in Chequers die Hände drückten, als das Sachverständigengutachten Lie Grund lage geschaffen zu haben schien für einö Bereinigung des Verhältnisses zwischen Deutschland und der Entente und diese Grundlage dann auf der Londoner Konferenz fest zusammengemauert werden sollte. Damals wurde angekündigt, daß Macdonald und Herriot, sprechen würden vor diesem Areopag der Völker in Genf, sie, die Führer der beiden größten Mächte des Kontinents, des armen zerquälten Europa. Und daß sie den Weltfrieden künden, die Wege weisen würden, wie das «Nie wieder Krieg!" eine Wirklichkeit werden sollte, wie man Stück um Stück der furchtbar schweren militärischen -Rüstung ob legen würde. Und wie das „Seid umschlungen, Mil lionen!" gekrönt werden würde durch den Eintritt der drei letzten großen Mächte, die noch draußen stehen: Amerika, Deutschland, Rußland. Das alles war zu schön, als daß man auf die Er füllung zu hoffen wagte. Nun ist sie zu Ende, diese Tagung, die so vielen vieles bringen sollte; das Schlußprotokoll ist unterschrieben und das obligatorische Schiedsgerichtsverfahren den Regierungen zur Unterzeichnung empfohlen. Der Völkerbundrat soll eine Abrüstungskonferenz einberufen und die Abrüstungs- und Sicherheitssrage soll „von den Regierungen weiter erwogen" werden; und für die Abrüstungskonferenz wird gleich ein Programm in Vorschlag gebracht, auf dem auch der uns besonders interessierende Punkt steht: Schaffung von entmilitari sierten Zonen. Und „Aufsicht über den Rüstungsumsang der einzelnen Staaten". Will man der Völkerbundtagung eine Note ausstellen, so kann man sagen: sie hat „nützliche Arbeit geleistet". Nützlich insofern, als sie Klarheit geschaffen hat über die Grenzen jener Idee, die „theoretisch" dem Völkerbund zu grunde liegt. Kindheit aber vor allem über die Grenzen, die für Deutschland gezogen sind angesichts der Art, wie die Idee verwirklicht wurde und sich auswirkte. Nach der negativen Seite hin: obwohl man über einen Monat zusammen war, ist gegenüber den himmelschreienden Zu ständen im Saargebiet nichts geschehen, als daß man für das verstorbene spanische Mitglied der Saarregierung einen — Tschechen hineinsetzte, der sicherlich nun gar nichts gegen das französische Regime einzuwenden haben wird. Und die Beschwerden der deutschen Minderheiten in Polen — auch dafür hatte man keine Zeit. Es ist ganz zweifellos, daß Macdonald, der be geisterte Prophet Les Völkerbundes, den Eintritt Deutsch lands wünscht. Aber in seiner über die realen, nackten, grausamen Tatsachen leicht hinübervoltigierenden Art, bei feinem Flug Lurch die Wolken sah er nicht, daß „hart im Raume sich die Sachen stoßen". Wie hart, das zeigte die Rede Herriots und die Worte derer, die dann sprachen. Zeigten vor allem die Beschlüsse über die Militär- kontrolle, zeigte der Protest gegen die Ausführungen des ungarischen Delegierten Apponyi, dessen Klage über das „zweierlei Recht" im Völkerbund auf eisige Ab lehnung stieß. Zweierlei Recht — das aber war das Charakteristische des Völkerbundes, wie er bisher war, wie er sich auch auf seiner fünften Tagung zeigte und wie er vielleicht auch bleiben will. Opfern will niemand der „Idee" des Völker bundes, will keines seiner wirklichen oder angemaßten Rechte aufgeben, vor allem nichts von jenem, was die eisengepanzerte Faust des Versailler Friedens diktierte. Und das ist die Tatsache, die wie ein Felsblock auf dem Wege zu jener Idee liegt. Um den wir Deutsche nicht herumkommen, der uns den Weg versperrt, jener Weg, über besten Anfang die Gleichberechtigung der Völker nicht als buntleuchtendes Transparent steht, sondern ein Weg,, auf dem diese Gleichberechtigung Wirklichkeit ist. Noch aber liegt jener Felsblock breit und finster drohend da und die fünfte Tagung des Völkerbundes hat nicht einen einzigen, noch so Neinen Splitter abgeschlagen. Im Gegenteil: der Beschluß über die Militärkontrolle gegenüber den Besiegten hat ihn neu gefestigt. Damit ist unsere Stellung gegenüber den Dmgen ge geben, die in Genf geschehen sind: Abwarten. Denn wir haben ja in der Welt nur Pflichten, keine Rechte. Will man uns noch mehr Pflichten auferlegen, so wollen wir fragen, ob man uns auch Rechte geben will. Vor allem das Recht der Gleichberechtigung, der ideellen wie der materiellen: um der schönen Augen der Völkerbundsidee willen dürfen wir uns nicht noch zu mehr verpflichten, als wir es schon taten. Protest gegen die 26p^ozentige Abaabe. Berkin, ». Oktober. Die Erhebung der skprozenttgen Rrparationsabgabe durch Frankreich Hai auch in Kreisen, die dem TranSser-Agrnten naheftehen, lebhaft« Beunruhigung her- vorgerusrn. Man weist daraus hin, daß durch die Erhebung dieser Abgabe die Durchführung de« DaweS-Planes im höchsten Matze gefährde, erscheint. Der Transfer Agent hat bereits Schritte unternommen, um die französisch« Reaieruna ru etne: auderweitigen Regelung zu veranlassen. Um ckie Hegirrungserweiterung Eiilärung der Sozialdemokratie. Berlin, 3. Oktober, über die heutigen Besprechungen des Reichskanzler! mit den Vertretern der Sozialdemokratischen Partei wir! halbamtlich mitgeteilt: In der Aussprache, die heute vormittag zwischen dei sozialdemokratischen Fraktionssührern und dem Reichs lanzlcr über eine Regierungsumbildung stattfand, wurd von sozialdemokratischer Seite sestgestellt, daß die Sozial demokratische Partei sich bei der Entscheidung über di Frage der Erweiterung der Reichsregicruns nicht von parteitaktischen Erwägungen bestimmen laste Ohne der Stellungnahme der sozialdemokratischen Reichs tagsfraktion vorgreifen zu wollen, wurde betont, daß ein grundsätzliche Ablehnung der Erweiterung der Reichs regierung im Sinne des Reichskanzlers für die Sozial demokratie nicht in Frage komme, daß aber vor ab schließender Stellungnahme völlige Klarheit geschaffen sei, Iicutz über die Haltung der Deutschnationalei Partei zum Schutz der republikanischen Reichsver faffung, zur Durchführung des Washingtoner Abkommen! und zu den entscheidenden Fragen der deutschen Außen Politik. Als Unterhändler Ler Sozialdemokratie waren er schienen die Abgeordneten Müller-Franken, Weli und Dr. Hilferding. Die Besprechung mit den Ver lretern der deutscbnationalen Neicbstaas. , r arri o n begann im Lause des Nachmittags, es ist «bei fraglich, ob sie noch im Laufe des Tages zu einem Resultai gelangt Em Kabinettsrat ist jedenfalls für heut, abend vorgesehen. Die Vertreter der Regierungsparteier haben m ihrer Besprechung mit dem Kanzler darauf hin. gewiesen, daß sie der endgültigen Stellungnahme ihrei Fraktionen, die im Laufe der nächsten Woche zu. sammentreten werden, nicht vorgreifen könnten. Infolge dessen mußten sie sich darauf beschränken, das Programm des Kanzlers anzuhören und ihm ihre Zustimmung zu daß er seine Bemühungen gleichzeitig nach rechts und links erstreckt. Ae jetzige Regierungskrise ist die vierzehnte deutsche Regierungskrise seit dem Jahre 191». Da die eine der m Betracht kommenden Parteien, die Sozialdemo kratie, ihre Meinung kundgcgeben hat, wird es auf die Stellungnahme der Deutschnationalen im wesent lichen ankommen, nach welcher Richtung sich die Krise wettercntwickelt. Nicht ohne Einfluß ist aber auch das Verhalten der Deutschen Volkspartei, die der retzigen Minderheitsregierung angehört und ihre Zustim mung zu dem Verhandeln des Kanzlers nach rechts und links gegeben hat, die aber auch die Initiative ergriff zur Fühlungnahme mtt den Deutschnationalen. Die über- '"'"dung des kritischen Zustandes in kurzer Zeit ist auf °ue Falle angesichts der außenpolitischen Aufgaben des Augenblicks wie auch der mnerpolitischeu Klärung dringend zu wünschen. Me M«l Ns dos MerbiOMMmim. Eigener Fernsprechdienst des Wilsdruffer Tageblattes'-. Paris, 4. Oktober, lieber die Absendung einer gemeinsamen englisch-ftanzösisch-belgischen Antwortnote an die deutsche Regierung in der Frage des Völkerbundes wird heute unmittelbar nach der An kunft Herriots aus Lyon eine Besprechung stattfinden. Wenn die Ab sicht, eine einzige Antwortnote zu schicken, sich als undurchführbar er weisen sollte, so besteht aus französischer Sette, wie zuverlästig mit geteilt wird, der lebhafte Wunsch, daß gleichlautende Antworten von den drei Regierungen an Deutschland gerichtet werden. Der Tcmps be schäftigte sich gestern abend mtt den wesentlichen Punkten des deutschen Memorandums und versucht, die Antwort der Mächte vorauszuschen. Es stehe fest, daß die Regierungen die Bitte Deutschlands zur Schaf fung eines Sitzes im Bölkerbundsrat nicht abschlagrn werden, wenn Deutschland den Antrag aus Aufnahme vorschriftsmäßig stellen wird. Zu den Mandaten über die früheren deutschen Kolonien bemerkt der Temps, daß diese Frage nichts dem Völkerbund angchc. Das Blatt fährt fort: Selbstverständlich kann eine Ableugnung der Schuld am Kriege nicht geduldet werden und der Paragraph des Versailler Ver trages, der feststcllt, daß Deutschland und seine Verbündeten ihre Verantwortlichkeit zugebcn, woraus sich die Rcparationsvcrpflichtungen ergeben, muß in feiner gesamten Tragweite aufrecht erhalten bleiben. Die deutsche Regierung hat cs in der Hand, zu bestimmen, ob Deutsch land dem Völkerbund beitreton will, wenn sie den Patt in der Form unterzeichnet, wie er für sämtliche Mitglieder des Bundes besteht. — Diese Ausführungen des Temps können, wenn sie sich auch zum großen Teil mit der Ansicht der Pariser diplomatischen Kreise decken, nicht als offiziös gelten. Es ist zu beachten, daß sich das Blan seit dem Aus scheiden seines bisherigen Leitartiklers Hcrbcttes immer mehr in Rich tung der Oppositvn orientiert. * Unterredung mit Or. Marx. Der Londoner „Daily Expreß" veröffentlicht eine Unterredung seines Vertreters mit dem deutschen Reichs kanzler. Dr. Marx soll darin auf die Frage, ob Deutsch land sich durch hohe Zollschranken vor jedem Import aus England abzuschließen gedenke, geantwortet haben, daß nicht der geringste Grund für eine solche Zollpolitik vorhanden sei. Im Gegenteil hätten di« Statistiken der letzten Jahre bewiesen, daß in Deutschland durchaus ein starker und sich steigernder Bedarf an eng lischen Waren vorhanden sei. Auf die Frage nach seiner Ansicht über die gegenwärtige allgemeine Lage er- klärte Dr. Marx, daß seiner Meinung nach nicht allein in wirtschaftlicher, sondern auch in politischer Hinsicht eine neue Phase für Europa begonnen habe. Was Deutschland anbetreffe, so könne er nur versichern, daß es den Verpflichtungen, die es mit der Annahme des Dawes-Berichts übernommen habe, bis zur äußer- sten Grenze seiner Leistungsfähigkeit nachkommen werde. Der Standpunkt der deutschen Regierung hinsichtlich des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund habe gleichfalls bei der Londoner Konferenz eine grundlegende Änderung erfahren. Man könne aber unmöglich von der Maste des deutschen Volkes verlangen, daß sie zum Beispiel in An- betracht der Entscheidung über Oberschlesien oü Handlungen des Völkerbundes vor seinem Beitritt sank tioniere, während es allein die Kosten der Rechnung zr zahlen habe. Aber nun, wo das Neparationsproblem ge löst sei, müsse Deutschland in Anbetracht der wichtiger Fragen, über die der Völkerbund jetzt zu entscheiden habe seine bisherige Haltung ändern. Es sei bereits viel »bei Dcutfchlands Denkschrift gesprochen worden. Er könm nur versichern, daß es Deutschland im Grunde genommer nur darauf ankomme, festzustellen, daß seine zukünftig! Stellungen Völkerbundder jeder dortlvertretencn Großmacht gleichkomme. Er hoffe, daß der Beitriti Deutschlands in nicht allzu ferner Zei erfolgen werde. Die Verhandlungen über die deutsche Anleihe London, 4. Oktober. Die englischen Blätter bringen erst heute die Nachricht von der Abreise der beiden deutschen Delegierten Dr. Luther und Dr. Schacht. Gleichzeitig bringen sie beruhigende Mel- düngen, daß diese Abreise lediglich aus kleine technische Schwierig keiten m den Verhandlungen zurückzusühren sei. Am Donnerstag Unterzeichnung des deutschen Anleihevertrages London, 4. Oktober. Die Verhandlungen über die Einzel heiten der Anleihe sind noch nicht abgeschlossen, da es sich als not wendig erwiesen hat, daß die Vertreter mehrerer kontinentaler Staaten teils telegraphisch, teils durch persönliche Reise zu Hanse Rückfragen stellen mußten. Man hofft, am Donnerstag den Vertrag unterzeichnen zu können. Für einen erfolgreichen Abschluß der deutsch-französischen Ve» Handlungen. Paris, 4. Oktober. Ere Novelle greift in einer Besprechung der deutsch-französischen Wittschastsverhandlungen in sehr unzwei deutiger Form den Handelsminister Rcynaldi an. Das Blatt drückt sein Bedauern darüber aus, daß Loucheur nicht persönlich die Be sprechungen leitet, für die er bei seiner hohen Begabung besonders geeignet erscheine. Ere Novelle fügt hinzu, cs Hosse trotzdem, daß der Handclsminister nicht außer Acht lasten werde, daß, wenn Besprechun gen überhaupt geführt werden, cs darauf ankommt, daß sie zum er- folgrcichen Abschluß gebracht werden. Die repulikanische Meinung wünsche einen Ersolg dieser Verhandlungen. China bittet Japan um Hilfe. Paris, 4. Oktober. Nach einer Meldung der United Preß aus Peking hat das chinesische auswärtige Amt die japanische Regierung gebeten, einen sranzösischcn Frachtdampfer zu beschlagnahmen, der mit achtzehn Flugzeugen an Bord für den Gouverneur der Mandschurei nach den japanischen Gewässern unterwegs ist. Die japanisch« Antwort ist noch nicht gegeben worden. Der gefährdete r nglischc Einfluß in China Neuyork, 4. OAvber. Rach einer neuerlichen Meldung aus Schanghai ist der Angriff der mandschurischen Truppen nunmehr aus der ganzen Front im Gange. Die Verteidiger Pekings sind nunmehr mehrere Meilen zurückgegangen. Die Angreifer versuchen, die Regie- rungskruppen aus schnell bezogenen Stellungen hinaus zu werfen. Man erwartet ein gemeinsames Eintreten Frankreichs, Rußlands und Japans für die Mandschurei, die offen für die Rebellen sympathisieren, um den angelsächsischen Einfluß in China zu brechen. Die Pekinger Regierung protestierte bei der französischen Vertretung gegen die Wciterbelieserung von 18 Flugzeugen an die Ausständischen und ver langt, daß die Ablieferung verhindert wird.