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Großbritannien. Vor Parlamcntsnenwahlen. Die Wahrscheinlichkeit einer Auflösung des Unterhauses mit alsbald folgenden Neuwahlen rückt näher. Die konservative Partei hat im Untcrhause einen Mißtrauensantrag gegen die Negierung eingebracht, weil der Generalstaatsanwalt die Strafver folgung eines Kommunisten, der die Wehrmacht zum Un gehorsam aufgefordert hat, einstellen ließ. Die Liberalen haben ferner durch Asquith die Ablehnung des englisch russischen Vertrages beantragt. Macdonald soll gegebenen falls zur Auflösung und Befragung der Wähler ent schlossen sein. China. Die Kämpfe bei Schanghai unentschieden. Die Kämpfe bei Schanghai sind von beiden Seiten erfolglos abge brochen worden, da trotz der größten Anstrengungen von keiner Partei irgendein Vorteil errungen werden konnte. Die Entscheidung liegt jetzt wieder im Norden und die fernere Entwicklung der Dinge wird von der augenblicklich in Gang befindlichen Entscheidungsschlacht zwischen den mandschurischen Truppen und den Re gierungstruppen abhängen. Aus In- und Ausland Berlin. Der für den 18. und 19. Oktober in Minden ge plante Reichsjugendtag der Deutschen Volks partei ist auf den 25. und 26. Oktober verlegt worden. Das Programm des Reichsjugendtages bleibt unverändert. Karlsruhe. Der O r i e n t e xp r e ß, der seit der Be setzung von Offenburg und Appenweier über die Schweiz geleitet wurde, wird ab Anfang November über Süddeutsch land verkehren. London. Das Unterhaus hat die Gesetzesvorlage betreffend die irische Grenzsrage in zweiter Lesung angenommen. Ein Antrag der Ulsterabgeordneten, die Vorlage nicht an- »unebmen, wurde mit 291 gegen 124 Stimmen abaeleünt. Nus ckem Serlchkslaal Anschwellen der Meineide — ein Zeichen der Zeit. In geradezu unheimlicher Weise ist bei den Berliner Schwur gerichten gegenwärtig das Anschwellen der Meineidsprozesse bemerkbar. Die jetzt zu Ende gehende Tagung des Schwur gerichts I zu Berlin hatte unter den 12 zur Aburteilung ge langenden Fällen nicht weniger als acht Dieineidsanklagen aus der Spruchliste. Das jetzt zu einer 13tägigen Sitzungsperiode zusammengetretene Schwurgericht beim Landgericht III hat sich ausschließlich mit Meineidssällen zu beschäftig.'». Bezeichnenderweise sind die meisten der unter Anklage gestellten Eide in Ehebruchsangelegenhetten geleistet worden. Vergehen gegen das Lottcriegesetz. Wegen Veranstaltung einer Lotterie ohne polizeiliche Genehmigung wurde der Photograph Kubiszek in Beuthen zu 300 Mark Geld strafe verurteilt. Gegen Einsendung von 50 Pfennig konnten sieben Landhäuser, 20 000 Paar Schuhe und Tausende von Fahrräder und Uhren gewonnen werden. Kubiszek hätte cu e. sieben Millionen Austrüge erhalten müssen, um das Geld für die sieben Landhäuser auszubringen. Der Doknmcnlenfälscher Anspach vor der BerusungS- kan-.mer. Erich Anspach, dessen Fälschungen politischer Do kumente seinerzeit viel besprochen wurden, stand dieser Tage wieder einmal als Anacklamer vor Gericlu. Er batte aeaen oas urteil einer Berliner Strafkammer, die ihn wegen Pfand scheinfälschung zu neun Monaten Gefängnis verur teilt halte, Berufung eingelegt. Die Berusungskammer des Landgerichts III in Berlin bestätigte jedoch das Urteil der ersten Instanz. Unterschlagungen bei einem Gericht. Vor dem Leipziger Schöffengericht hatte sich der Justizsekretär Richard Franz Eugen Arthur Schroeter aus Leipzig zu verantworten. Der Angeklagte, der seit über 25 Jahren beim Gericht beschäftigt war, ist seit 1919 als Justizsekretär in der Abgangsstelle Leim Landgericht am Petersteinsweg tätig gewesen. Von Ende Juni bis Anfang August d. Js. hat der Angeklagte fortgesetzt amt liche Schriftstücke und Urkunden mit Geldinhalt mit heim genommen und eine genaue Liste über diese Beträge geführt. Wurden die Schriftstücke angemahnt, so lieferte Schroeter das Geld und die Urkunde an die Kasse des Landgerichts ab. Der Angeklagte, der aus wirtschaftlicher Not gehandelt haben will, unterschlug so innerhalb 2)4 Monaten in 67 Fällen 1462 Mark. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu einem Jahr zwei Monaten Zuchthaus und 600 Mark Geldstrafe. Die Geld strafe kam auf die Untersuchungshaft in Anrechnung. Ein Regieangcftellter vor dem französischen Kriegsgericht Der Regieangestellte Rudolf Wirth hatte in Höchst am Main einem Beamten die ganze Wohnung ausgeplündert und den Raub beiseite gebracht. Der Dieb flüchtete nach Frank furt. Das Mainzer Kriegsgericht beschäftigte sich mit dem Fall und verurteilte den Genannten in Abwesenheit zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit. Der Weltpostverein. Am 9. Oktober vollendet der Weltpostverein sein fünf zigstes Lebensjahr. Den Namen „Weltpostverein" erhielt er allerdings erst auf dem Postkongreß, der im Jahre 1878 in Paris stattfand, aber gegründet wurde er bereits am 9. Oktober 1874 in Bern, und zwar als „Allge meiner Po st verein". Das große Verdienst, die Gründung dieses die ganze Welt umspannenden Post vereins angeregt zu haben, gebührte dem deutschen General- postmeister, späteren Staatssekretär des PostwesenL Dr. Heinrich von Stephan. Wenn man sich von der ungeheuren Bedeutung des Weltpostvereins einen Begriff machen will, braucht man sich nur vor Augen zu halten, wie engherzig die Verkehrs politik war, von der der internationale Postverkehr in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beherrscht wurde. Es wurden zwar zwischen den einzelnen Staaten Postverträge abgeschlossen, aber es kam den vertragschließenden Staaten dabei weniger auf Hebung, Erleichterung und Verein fachung des Verkehrs als auf Erlangung möglichst hoher Portoanteile und anderer Sondervergünstigungen an. Bis 1850 bestanden allein zwischen den deutschen Staaten etwa 100 Postverträge mit nicht weniger als fast 2000 verschiedenen Brieftaxen. Erst der 1850 von Preußen, Österreich, den übrigen deutschen Staaten und der Thurn- und Taxisschen Postverwaltung, die einen großen Teil des deutschen Postwesens monopolisiert hatte, errichtete Deutsch-Österreichische Postverein brachte für Deutschland und Österreich eine gleichmäßige Postorganisation mit ein heitlichen Taxen, den sogenannten Wechselverkehr. Nach dem preußisch-österreichischen Kriege von 1866 wurde dieser Postverein jedoch wieder aufgelöst. Bis 1873 schlossen dann der Norddeutsche Bund und später das Deutsche Reich mit dem Auslande 24 Postverträge nach übereinstimmenden Grundsätzen ab. Das deutsche Generalpvstamt hatte aber schon seit 1868 die Gründung eines allgemeinen Postvereins betrieben, und 1873 Md das Deutsche Reich alle europäischen Staaten und die Vereinigten Staaten von Amerika, unter Über sendung eines Entwurfs zu einem allgemeinen Postver trage, zu einem Postkongreß nach der eidgenössischen Bundeshauptstadt Bern ein. Das Ergebnis dieses KongresseswardannderAllgemeinePost- vereinsvertrag vom 9. Oktober 1874. Es war ein geschickter Schachzug Heinrich von Stephans, daß er statt der vorgeschlagenen englischen Sprache die französische Sprache zur internationalen Postsprache erhob. Die Fran zosen glaubten seit dem verlorenen Kriege von 1870 eine Art Aschenbrödelrolle in Europa zu spielen und nun wurde ihnen gerade durch die Initiative des siegreichen Deutschlands eine solche Genugtuung. Deutschland zeigte dadurch, daß es nicht mehr grollte, und daß ihm der Feind von gestern der Freund von heute und morgen sein konnte, wenn er nur wollte. Anfänglich erstreckte sich die Tätigkeit des Postvereins nur auf Briefsendungen. Auf dem Pariser Postkongretz vom Jahre 1878 vereinbarte jedoch eine Reihe von Staaten Rebenabkommen über Wertbriefe und Postanweisungen, und diesen Abkommen folgten auf fpäteren Kongressen Abkommen über Postpakete, Postaufträge, Kästchen mit Wertangabe und über den Bezug von Zeitungen und Zeit schriften. Im Gründungsjahre umfaßte der Weltpostverein 22 Staaten mit 250 Millionen Einwohnern, im Jahre 1906 schon 54 Staaten und 18 stimmberechtigte Kolonialgebiete mit 1150 Millionen Einwohnern und heute gehören ihm sämtliche Staaten der zivilisierten Welt, in denen sich ein auch nur einigermaßen geordnetes Postwesen befindet, an. Die Zentrale des Weltpostvereins ist das Internationale Bureau des Weltpostvereins in Bern, das unter der Leitung der schweizerischen Postverwaltung steht. Aber wo immer auch Weltpostvereinskongresse stattfanden — wäh rend des Krieges mußten sie ja notgedrungen unterbleiben — überall hat man mit aufrichtiger Bewunderung und Begeisterung des genialen Gründers des Allgemeinen Post- vereins, des Deutschen Heinrich v. Stephan, gedacht, und als im August dieses Jahres in Stockholm der Jubiläums - Weltpostkongreß tagte, eröffnete er seine Sitzungen mit derBbsendung eines Begrüßungstelegramms an Frau von Stephan, die greise Witwe des Vaters des Weltpostgedankens. —rr. „Raffe" und „trockene" Straßen in Konstantinopel. Von der türkischen Polizei sind Schritte unternommen worden, den Alkoholkonsum in vernünftige Bahnen zu lenken. Und diese Schritte stellen das diplomatischste Ver fahren dar, welches ein Staat in diesem Falle anwenden kann. Es verbietet den Trinkern nicht, sich weiterhin nach Kräften zu betrinken. Es sagt ihnen nur, wo sie sich gefälligst betrinken möchten. Dergestalt ist Konstantinopel in nasse und trockene Straßen eingeteilt worden. Die nassen Straßen liegen in der Nähe von Polizeistationen und die trockenen Straßen liegen weiter weg davon. In den nassen Straßen findet sich nun alles ein, was zu den Freunden berauschender Dinge rechnet, und da sieht man erst, wieviele das so sind. Den Freund erschossen. In Budapest wurde der 41 Jahre alte Oberstleutnant Siegmund Valeria von dem Finanzoberrechnungsrat Dr. Stephan Kostka, mit dem er seit Jahren befreundet war, erschossen. Dr. Kostka hatte erfahren, daß seine Frau zu dem Oberstleut nant Beziehungen unterhielt. Die Tragödie hat in Buda pest großes Aufseüen erreat. 126 Horn und Grund", noch in Ueberlieferungen ist je ein Anhalt dafür zu finden, daß zwi schen der Niedermühle Grund und der Dorf mühle Mohorn noch eine Mühle lag. Auch die Gesälleverhältnisse geben der Möglichkeit, daß hier einst eine Mühle zwischen lag, gar keinen Raum. Nun findet man noch heute auf dem Fried hof zu Herzogswalde und zwar in der Fried hofsmauer, gleich links, wenn man, die stei nernen Stufen heraufkommend, eintritt, zwei noch ziemlich gut leserliche Grabsteine. Nach diesen besaß Georg Rüdiger, Erbmüller zu Herzogswalbe, geb. 1640, gest. 1722 und Va lentin Rüdiger, Erbmüller z. H. 1681 bis 1739, die Dorfmühle. Man denke, daß schon der erste Rüdiger als „Erbmüller" genannt ist und kann da leicht zu der Annahme nei gen, daß Rüdigers bis einige Jahrhunderte die Muhle besaßen. Sollte nun nicht jener Kartenzeichner sich seine Aufgabe leicht gemacht, sich auf Befragen der Leute gelegt und dabei Rüdigers Mühle um 2 Kilometer höher verlegt haben? — Nach einem alten, leider mit keiner Jah reszahl versehenen Erbregister, welches aber der unseren Lesern nicht mehr fremde Histori ker, Herr Schönebaum, als dem 17. Jahr hundert zugehörig erklärte, besaß vor etwa 300 Jahren Blasius Döring die Dorfmühle. Im Jahre 1812 übernahm Johann Gottlob Winkler aus Kreißa bei Ziegenhain dieselbe. Dessen Ehefrau und meine Großmutter ent stammten beide dem „Huttengericht" als Töchter des damaligen Besitzers des Erbge richtes Hutha, namens Kaden. 1847 folgte der Sohn Ernst Leberecht Winkler, 1837 Karl Heinrich Hückel, 1909 der heutige Be sitzer Albin Bruno Trabert. Getreidemüllerei, Sägemühle und Land wirtschaft war steter Betrieb. Hückel führte 1873 Bäckerei ein, ließ diese aber bald wie der eingehen, obwohl er selbst eigentlich Bäk- ker, vorher Bäckereiinhaber in Naundorf war. Anfang des vorigen Jahrhunderts war auch Brennereibetrieb vorhanden. Um jene Zeit hatte Herzogswalde eine Posthalterei (Poststation), welche nach Anlegung der neuen Straße nach Tharandt verlegt wurde. (Hofmann, Meißner Niederland.) In jener Zeit nun war in der Dorfmühle reges Leben. In dem Erbgericht, dort lag die Poststation, reichte die für zirka 50 Pferde vorhandene Stallung nicht aus und wurde der Ueberschuß der Fuhrleute in die Dvrf- mühle, nötigenfalls auch in Bauernhöfe, ver wiesen. Vielleicht zog auch die erwähnte Brennerei in der Mühle die trinkfesten Fuhr leute jener Zeit mit an. Diese meist rohen, groben Gesellen mögen nicht selten in ihrer Alkoholstimmung zu laut geworden sein und da hatte der, mit außergewöhnlicher Körperkraft begabte und auch recht harte Meister Winkler nicht selten Gelegenheit, diese Kerls mal alle miteinander nauszuschmeißen, was ihm besonderes Ver-, gnügen war. Eines Nachts stellte sich Wink ler, da ihm seit längerer Zeit Holz gestohlen wurde, auf die Lauer. Zwei Spitzbuben be ginnen richtig ihr Werk. Winkler springt zu, greift mit jeder Hand einen der Männer, führt sie in seinen Mühlhof und ruft feinen Sohn Leberecht (der spätere Besitzer), daß er Licht bringe. Die Spitzbuben bitten jammernd um Gnade. „Ich dacht mirs schon, daß ihr Kerle es wäret", sagte Meister Winkler, rannte seine Nachbarn gehörig mit den Kop sen zusammen und schmiß sie aus seinem Hofe. Noch ein Beleg für die Herzhaftigkeit des Dorfmüllers: „Als der oben schon erwähnte Streit der Triebischmüller in Sache: „Warnsdorfer Quelle" spielte, war auch Winkler eines Tages mit vor das Tharandter Gericht geladen. Das Gericht verteidigte das Interesse der jenigen, welche die Quelle dem Triebischtal entziehen und in das Weißeritztal leiten woll ten. Da tritt Winkler vor den Richter, hält ihm seinen Rockzipfel hin und sagt: „Reihen Sie mal ein Stück ab!" Der Richter fragt, was er damit sagen wolle. Winkler: „Reihen Sie doch ein Stück ab, was sind Sie denn da?" Bei dieser Frage bleibt Winkler ganz ener gisch, und als der Richter ihn fragt: „Er meine wohl, daß er dann ein Spitzbube sei", sagt W. hämisch lachend: „Ich habe es nicht gesagt." Winkler wollte damit dem Richter begreiflich machen, daß das Entziehen der Warnsdorfer Quelle Diebstahl sei und unsre Väter siegten ja in jenem Streite ob. In jener Zeit wurde in den Sagemühlen viel Holz (Baumrinde) gefeuert. Hiervon setzte sich der heute noch viel genannte und ge fürchtete, aber kaum noch bekannte Glanzruß in den Essen an, welcher nicht selten zu einem Essenbrand führte, oder auch von Zeit zu Zeit, unter Beobachtung gewisser Vorsichts maßregeln, ausgefeuert wurde. So gebot auch Leberecht Winkler am 27. März 1868 früh die Esse auszufeuern. Das Feuer rast mit unheimlicher Gewalt zur Esse hinaus. Winkler eilt erschreckt von der Schneidemühle herein und schiebt, um zu dämpfen, unvorsichtiger Weise den Essenschie ber zu. Die alte Lehmesse platzt und sofort ist das ganze Wohnhaus voll Rauch, so dah man fast nicht das Vieh aus dem Stalle retten konnte. In einigen Minuten standen die 4, wie heute eng zusammenstehenden Gebäude in Hellen Flammen. Der Wind trieb die Glut auf das Tenzelsche, jetzt Spargensche Gut, welches allerdings weiter unten, ganz am Berge stand und ebenfalls Strohdächer hatte. Tenzels Söhne faßen auf den Dächern und klopften behende die auf das Stroh fallen den Funken aus. Doch plötzlich brannte ein Gebäude von innen und die jungen Männer konnten sich kaum vom Dache retten. Funken waren durch einen nicht beachteten offenen Laden eingedrungen und in wenigen Minu ten stand auch dieses ganze Gehöfte in Hellen Flammen. Warum erzähle ich dies fo aus führlich? — Es geht hier in aller Leute Münd mein Lebtag das Gerede, daß brennende Specksei ten aus der Dorfmühle aufgeslogen und Ten zels Gut in Brand gesetzt hätten. Eine noch heute lebende Tochter Leberecht Winklers, welche den Brand 16jährig mit er lebte, hat mir dies erzählt und möge dies zur Richtigstellung dienen. Auch das übrige von Winklers Gesagte wolle man ruhig glau ben, denn ich habe alles, von mir lieben Vet tern, schon vor 40—50 Jahren oft gehört, da ja, wie schon erwähnt, Familienbande zwi schen uns bestanden. ' 127 Wir beeilen uns nach diesem langen Aufenthalt in Herzogswalde talabwärts, gehen an der schon, behandelten Sem melmühle vorüber, wollen aber nicht ver säumen, dem „Nixtümpel" einen Besuch abzustatten. Talabwärts links, am Busch rande, gegenüber dem jetzt Raphaelschen Haus, lag ein etwa 30 Meter langer, bis 6 Meter breiter Wassertümpel, ganz von dichtem Strauchwerk umgeben. „Der Mix tümpel' hat keinen Grund, es leben Karp fen in Unmenge, riesengroß, mit Moos auf dem Kopfe in ihm und wenn ihr nahe ran- gcht, kommen die Nixen und ziehen euch hinein in den Tümpel", so sagte uns die Mut tere, so sagte der Volksmund, und ein un heimliches Grauen erfaßte Jung und Alt, wenn man in seine Nähe kam. Da begann 1898 der Bahnbau, man hatte bald den Grund gefunden und heute fährt der Zug schon fast 26 Jahre über Tümpel, Nixen und bemooste Häupter hinweg. Nun sind wir aber auch schon an Leut holds Holzdrechslerei, ehemals Böhmes Mühle in Helbigsdorf. Diese fehlt auf allen alten Karten. Anfangs d. v. Lahrh. besaß sie Thümmel, welcher etwa 1826 abbrannte. 2 Türinschrif ten am Wohn- und Mühlengebäude zeigen die Jahre 1812 und 1826. Jedenfalls wurde die 1812, vielleicht gelegentlich eines Um baues, vielleicht gar eines Neubaues ange brachte Jahreszahl, bezw. die mit dieser ver sehene Haustür nach dem Brande 1826 wie der mit verwertet. Interessant anzusehen ist die Haustür. Im Grundbuch erscheinen folgende Be sitzer: Bis 1842 Gottlob Ephraim Geyler, bis 1850 Johann Traugott Fischer, bis 1858 Johann Eduard Iulius Striegler, bis 1862 Kar! Ehregott Möbius, bis 1864 Hein rich Leberecht Schmiedgen, bis 1883 Karl Gottlieb Böhme, bis 1892 dessen Sohn, Ernst Iulius Böhme, bis 1893 Theodor Ritt- Hausen, weil. Kaufmann in Wilsdruff, wel cher leider fast allen zum Grundstück gehöri gen Grund und Boden weiter verkaufte, es also ausschlachtete. Von R. kaufte der Drechslermeister Johann Karl Leuthold, wel-