Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 03.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192410032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19241003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19241003
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-10
- Tag 1924-10-03
-
Monat
1924-10
-
Jahr
1924
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.10.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V! irlen 2 u in der Oberpfalz brachen nachts Diebe in die Räume des Amtsgerichts ein, stahlen dort sämtliche Schreibmaschinen, sperrten die Bewohner des Amtsgerichts ein und beraubten dann das Polizeilokal gleichfalls seines aan^en Inventars. Explosion einer Dampfdreschmaschine. In Hermanns burg bei Celle explodierte der Kessel einer Dampfdresch maschine. Drei in der Nähe stehende Kinderwurden getötet, ein viertes wurde schwer verletzt und liegt in hoffnungslosem Zustande im Krankenhaus. Straßenraub in Köln. Einem Kassenboten wurde auf dem Heumarkt in Köln eine Tasche mit 2000 Mark von einem Unbekannten entrissen. Bei der Verfolgung des Räubers wurde ein Wachtmeister durch einen Schutz in die Hüfte verletzt. Ein hinzugekommener Beamter gab zwei Schüsse auf den fliehenden Räuber ab, von denen einer den Räuber in den Kopf traf und seinen Tod her- beiführte. St. Goar bekommt ow Ruine RheinselS. Die Stadt verordneten von St. Goar haben beschlossen, einen Ver- trag mit der preußischen Krongutsverwaltung abzu- schlietzen, wonach der Stadt die große Burgruine Rhein fels als Eigentum überlassen wird gegen die Verpflichtung, sie nicht zu verkaufen oder in andere Hände übergehen zu lassen, sondern sie als geschichtliches Denkmal zu erhalten. Eine lebensgefährliche Reparaturarbcit. Ein kleines Heldenstück hat ein Mechaniker namens Richards voll bracht, der etwa eine halbe Stunde, nachdem ein französi sches Farman-Riesenflugzeug den Flugplatz Croyden verlassen hatte, in voller Fahrt mehrere tausend Fuß über dem Erdboden auf einen der Flügel des Flugzeuges her auskletterte, um den Brennstofszuführer, der gebrochen war, zu reparieren. Während des Fluges war er ständig der Gefahr des Abstürzens ausgesetzt. Das Flugzeug führte acht Passagiere mit. Unwetterkatastrophe in Amerika. Die ganze Atlanttk- küste ist von einem schweren Unwetter heimgesucht worden. Besonders schwer betroffen wurden die Südstaaten, wo Tausende obdachlos geworden sind. Ganze Dörfer stehen unter Wasser. In Hayleton sind 18 Koh len - Minen überschwemmt und die Bahnlinien auf weite Strecken unterwühlt. Z a h lr e i ch e T o te sind als Opfer der Katastrophe ru beklaaen. Lrcdniickes Allerlei. Tie Atuminiumlötung. Der Verwendbarkeit des immer mehr an Beliebtheit ge winnende» Aluminiums standen bisher zwei Schwierigkeiten im Wege, dieses Metall ließ sich weder schweißen noch löten. Jetzt ist es dem Schweizer Schoop gelungen, ein Mittel zu finden, das die Verschmelzung von Aluminium durch Schwei ßen ermöglicht. Unter dem Namen .Autogal" Wird in Deutschland ein Schweißpulver für Aluminium hergestellt. — Ferner sind sogenannte Schmierlote im Handel, die bet einer Erweichungstemperatur von etwa 200 Grad zur Ver wendung kommen, doch ist dieses Verfahren sehr wenig dauer haft und weniger mit Löten als mit Kitten zu bezeichnen. Besser bewähren sich verschiedene im Handel befindliche Le- a«erungen des Aluminiums mit anderen Metallen, bei deren Anwendung ein Flußmittel notwendig ist. 4V?L Ersparnis bei Gebrauch von EmulsionSöl. Von der Güte der Schmiermittel hängt die Leistungsfähig keit unserer Kraflerzeugung ab. Die erforderlichen Mengen sind recht beträchtlich. Allein für die Schmierung der Krask- maschinenzylinder verbraucht Deutschland jährlich ungefähr 100 000 Tonnen Zylinderöl. Durch die Erfindung des sogenannten Emulsionsöls scheint nun ein Schmiermittel geschossen worden zu sein, das bei bester Eignung im Heißdampsbetrieb nicht ausschließlich aus Ql besteht und daher an sich billiger «st und auch unseren Einsuhrbedars an Qlen aus dem Auslande vermindert. Emulsionsöle sind Mischungen von Mineralölen mit wässe rigen Lösungen bestimmter Alkalien. Die Versuche haben er geben, daß sich die Schmiermittelkosten um 40?L verringern lassen. Der Wasseranteil hat nicht nur keinen Nachteil im Be triebe gezeigt, sondern er begünstigte die seine Verteilung des Emulsionsöles an der Zylinderwandung und wirkt gleich zeitig kühlend. Automobile ohne Achsen. Ein eigenartiges Modell hat eine französische Automobil- firma herausgebracht, nämlich ein Automobil ohne Achsen. Die Achsen sind ersetzt durch lange querlausende Federn, die den unteren Teil eines Hängewerks bilden, dessen oberer Teil aus einem eigentümlichen rohrsörmigen Stück besteht. Die äußeren Enden der Federn werden mittels Klammern an den unteren Lagern der Schwenkbolzen besestigt. In der Mitte der Federn ist das obere Mittelstück des Rohres besestigt. Vorn am Wagen hat es eine rohrsörmige stumpse V-Ausbtldung, deren äußere Enden wie ein aus der Seite liegender Hammer -r Ich hab dich lieb. . _ Roman von Erich Eben st ein- Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Acker mann, Stuttgart. »Tja ... so bleibt es also dabei." Er zündete sich die dickste Zigarre an, die in dem Be hälter zu finden war und blies den Rauch durch die Nü stern seiner gewaltigen Adlernase in wahren Wolken von sich. So faßen sie einander eine Weile stumm gegenüber, Herr Wieprecht, nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, offenbar mit schwierigen Gedanken beschäftigt, Heinz ver ständnislos nach einer Erklärung dieses seltsamen Be suchs forschend. War Onkel Wieprecht, der Glumotschan sonst nie ver ließ, am seltensten deshalb, um in der Stadt Besuche zu absolvieren, nur gekommen, um ihm zu sagen, was er ohnehin schon wußte? Da stürzte Herr Wieprecht fein Gläschen Benediktiner auf einen Zug hinunter und legte die Zigarre weg. „Na, es nützt nichts. Erfahren mußt du es ja schließ lich doch, Junge. Ich . . . heirate nächstens!" Heinz prallte zurück und starrte seinen Onkel sprach los an. Trieb der Alte Scherz mit ihm? Es zuckte so wunderlich in dessen Gesicht. Und schon wollte der junge Mann in lautes Lachen ausbrechen, als Baron Wieprecht hastig fortfuhr: „Die Gräfin Noscnschwert ist's. Nandine Rosen schwert. Wie's kam, weiß ich eigentlich selber nicht. Tat mich da s, um in der Nachbarschaft ... für dich, weißt du! Und die kleine Dina Rosenschwert auf Föhrenbruch schien mir die beste von allen. Ritt immer öfter hinüber. Sprach von dir und vrieS dich au — so unter der Blum« ausgebildet sind. Die K ' s- dieser Hämmer sind hohl und emhalten Sioßdämpfer. Die Verbindungsstreben werden mit gewöhnlichen Klammern zu einem querlausenden gleitenden Teil verbunden, der mit einem Steuerlriebwert in direkter Verbindung steht. An Stelle der Hinterachse ist die quer laufende Blattfeder fest mit dem Disserential-Untergehüuse verbunden. Der obere Teil dieses Gehäuses ist mit einem röhrenförmigen Stück verbunden, das sich unmittelbar an das Chassis anschließt und ebenso wie vorn Stoßdämpfer enthält. Der eigenartige Wagen soll besonders jur die Überwindung schlechter Straßen geeignet sein. Serichlslssl) Wenn die Herrschaft aus den Lumpenball geht. Die be- rüchligte Hausdiebin Mattern, die schon wiederholt die Gerichte beschäftigt hat, und die unter der Maske einer Stütze sich Eingang bei Herrschaften zu verschaffen versteht, um bei günstiger Gelegenheit die Wohnung auszuräumen, erhielt wieder einmal eine empfindliche Strafe für eine neue „Helden tat". Die Angeklagte hatte es verstanden, Stellung als Stütze bei einem Kaufmann K. zu finden. Zwar war sie unter ihrem richtigen Namen ausgetreten, aber mit gefälschten Papieren. Es gelang ihr, durch ihr einschmeichelndes Wesen das volle Ver trauen der Herrschaft zu erlangen, so daß man ihr die Woh- nung anvertraute, als man eines Abends einen Lumpenball besuchte. Kaum hatte die Herrschaft das Haus verlaffen, als die „Perle" eine Helfershelferin herbeiholte und mit ihr zu sammen die Wäsche und die Kleider, sowie den wertvollen Schmuck im Werte von 100 000 Mark in die Koffer packle. Dar auf ließ sie ein Auto herbeikommen, trug die Koffer zusammen mit der Helfershelferin hinunter und fuhr auf und davon. Die Angeklagte Mattern wurde zuSJahrenZuchthaus, S Jahren Ehrverlust und Polizeiaufsicht verurteilt. Das Urteil im Hamburger Kasfiberprozeß. In dem Kas« sibcrprozeß wurden die angeklagten Rechtsanwälte Joachim Crasemann und Dr. Brandt zu je einem Jahr Gefängnis wegen einfacher Begünstigung unter Anrechnung der Unter suchungshaft verurteilt. Bestrafte Gotteslästerung. Gotteslästerungen fast unglaub lich roher Art verübten an zwei Aprilsonntagen d. I. in König!. Carmerau <Kr. Oppeln) die 22jährigen Arbeiter Stefan Mutz und Thomas Golletz. An dem einen Sonntag stießen sie vor den Ohren von Kirchgängern die gemeinsten Schimpf worte gegen Gott und Christus aus, an einem anderen rissen sie von einem in der Nähe des Dorfes stehenden Bildstock ab und besudelten diesen und das Kreuz mit Unrat. Einem Be obachter, der dagegen einschreiten wollte, drohten sie mit Tot schlag, falls er etwas verrate. Das Schöffengericht Oppeln hatte dafür Golletz zu 9 und Mutz zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Aus die Berufung der Staatsanwaltschaft hob jetzt die Strafkammer die erstinstanzlichen Strafen als zu niedrig aus und erkannte gegen Golletz auf 3 Jahre 9 Monate, gegen Mutz aus 2 Jahre 1 Monat Gefängnis. ? " vermifcktes » j Oktober. Im Mittelalter galt der Oktober, der ger manische Weinmonat, als ein Monat des Glücks, besonders in den abergläubischen Vorstellungen der Angelsachsen. Nur vier Tage, und zwar der 4., der 6., der 16. und der 24. Oktober, sollen davon ausgenommen sein. Diese vier Tage stehen unter dem Walten böser Geister. Um sich vor ihnen zu schützen, soll der im Oktober zur Welt gekommene Erdenbürger einen Opal tragen, der dem Oktober als Symbol zuerteilt ist. Es gibt Mittel, um die Geister, die sich sonst beharrlich in Schweigen hüllen, zum Sprechen zu bringen. Die Nacht des 6. Oktobers ist in dieser Be ziehung besonders geeignet für junge Mädchen, die gern ihren künftigen Gatten kennenlernen möchten. Drei Jung frauen backen einen Kuchen, dessen in drei gleich große Stücke geschnittene Teile sie zusammen schweigend verzehren müssen. Sie müssen auch zusammen schlasen; dann gibt sich ihnen der Zukünftige im Traum zu erkennen. Aber gläubische Vorstellungen dieser Art begünstigt der Oktober mehr als die vorangegangenen Monate. Die frühe Dunkel heit am Abend und das trauliche Beisammensitzen am heimischen Herd regen die Phantasie und die Vorstellungs kraft empfindsamer Naturen an. Einer erzählt dem an deren Geschichten, die man sür bare Münze nimmt, und so ist in der Enge des mittelalterlichen Bauern- und Bürger hauses all der Aberglaube entstanden, der sich in stilleren Winkeln bis zum heutigen Tage lebendig erhalten hat. Für die schlanke Figur in den Tod. Vor einigen Lagen ist eine junge Wiener Schönheit ganz unerwartet gestorben und es verlautet, sie sei das Opfer ihres Ver- langens nach Schlankheit geworden. Die Männer, denen zwar die modernen, schlanken Frauen weit besser gefallen natürlich — und lies es immer deutlicher merken, was ich im Sinn hatte. Ob 's die Kleine merkte, weiß ich nicht. Ist noch ein halbes Kind mit ihren sechzehn Jahren, das immer lacht und singt.. „Und die willst du jetzt heiraten?" Heinz konnte nun das Lachen doch nicht länger zurückhaltcn. Der Alte fuhr auf. , „Die Kleine? Blödsinn! Nein, ihre Tante ist's, Nandine, die ältere, die ja auch auf Föhrenbruch bei Rofenschwerts lebt. Die Schwester vom Grafen Georg. So um die dreißig herum ist sie, glaube ich. Und mords mäßig gescheit, sag ich dir, Junge! Mit der besprach ich's auch — so halb und halb — wegen der Kleinen und dir, und sie war sehr für den Plan. Dann kam dein blöd sinniger Brief, der alles zu Wasser machte. Wie ein Narr war ich vor Wut! Wo alles so schön geklappt hätte! Und die Werffens so zu blamieren mit dem bürgerlichen Dingsda, das nicht mal was hat! Gräfin Nandine — die altere — tröstete mich. Das tat mir wohl. Immer öfter noch ritt ich jetzt hinüber, um ihre sanfte Stimme und all' die guten Worte zu hören ... na, und da kam's eben. Wie Schuppen fiel's mir von den Augen: wie gut und lieb sie ist und wie freudlos so ein einsames Hausen auf Glumotschau eigentlich sei, und, weiß der Kuckuck, Ivas noch alles. Schließlich . . . kerngesund wie ich bin, fühle ich mich ja noch nicht alt! „Nein, das bist du eigentlich auch nicht!" warf Heinz nachdenklich ein und ließ seine Augen über die kraftvolle Reckengestalt gleiten, die frisch und kräftig aussah wie die wetterfesten Tannen des Hochgebirges. Der Alte aber fuhr nach kurzer Pause fort: „So sagte ich es ihr eines Tages. Und erst wollte sie nicht. Deinetwegen. Dein Erbe sollte dir weder genom men noch verkürzt werden. Aber zuletzt gab sie doch nach. - Hus ckem cus ryr in ore Brette gegangener Hausgeist, die es aber meckwürdigerweise nicht gern sehen, wenn die eigene Frau sich zu viel mit ihrer Körperlichkeit besaßt, lächeln hämisch und sagen: „Siehst du, was das Ende ist, wenn man durch aus abnehmen will?" Dabei wird nur der eine ausdrück lich erwähnte Umstand vergessen, daß die unglückliche junge Dame, au? die sich diese Anspielung bezieht, die Herab minderung ihres Körperunlsanges ohne ärztliche Hilfe vor- gcnommen hat und daß ausschließlich darauf die traurigen Folgen zurückzuführen sind. Merkwürdigerweise ist aber der Glaube, eine so tiefgehende Veränderung des mensch lichen Körpers lasse sich ohne die sachverständige Über wachuna durch den Arzt durchführen, allgemein verbr.ü^et. 80 Zentner Fische in 1>L Stunden. Das Wiener Naturwissenschaftliche Museum hat eine zoologische Samm lungsreise in das Mündungsgebiet der Donau unter nommen. Die Expedition ist soeben zurückgekehrt. Das Überschwemmungsgebiet des Donaudeltas ist nach ihren Mitteilungen halb so groß wie Niederösterreich, und schwimmende Inseln aus Schilfdickicht erreichen den Um fang der Stadt Wien. Die Gewässer wimmeln von Tieren aller Art. Ein einziger Fischzug erbrachte in 1>L Stunden 4000 Kilogramm Edelfische. Ein witziger Musikus. Die Zeitschrift für Musik bringt eine Anzahl köstlicher Anekdoten von Eduard Hellmesberger, dem berühmten Wiener Hof kapellmeister, Direktor des Konservatoriums und Führer des weltbekannten Quartetts, geboren 1829, gestorben 1893. Der ausgezeichnete Cellist seines Quartetts hieß Hummer; bei einem Konzert des Joachim-Quartetts, in dem der etwas trockene Robert Hausmann am Cello saß, sagte Hellmesberger: „Wenn man an Hummer gewöhnt ist, schmeckt einem die Hausmannskost nicht." Zu dem Lustspieldichter Eduard von Bauernfeld, der sich während eines Konzerts unterhielt und lachte, sagte Hellmesberger: „Warum lachen Sie, wenn ich spiele? Lache ich etwa in Ihren Lustspielen?" Als der Cellist David Popper und seine Gattin, die Pianistin Sophie Menter, unmittelbar vor ihrer Scheidung noch eine gemeinsame Konzertreise unternahmen, sagte Hellmesberger: „Erst das Geschäft, dann das Vergnügen." Das übervölkerte Moskau. Um eine Übervölkerung ver russischen Hauptstadt zu vermeiden, hat die Sowjet regierung für die zuziehenden Fremden eine besondere Steuer eingeführt. Die Besucher von Moskau und alle Personen, die in der Roten Zentrale nicht länger als einen Monat verweilen, werden künftig eine Abgabe in Höhe von zehn Pfund Sterling entrichten müssen. Der Entschluß, in Moskau dauernden Aufenthalt zu nehmen, kostet dreißig Pfund. Aus dem Ertrag dieser Steuer werden Wohnhäuser für die Arbeiter gebaut. Die Re gierung begründet diese Abgabe mit der beispiellosen Wohnungsnot, die in Moskau einen erschreckenden Um fang angenommen hat. Die Bevölkerung der Stadt hat sich im Laufe zweier Jahre um 500 000 auf 1800 000 Menschen vermehrt. Moskau ist heute das Handels- und Industriezentrum des Riesenreiches geworden, und es verdankt diese bevorzugte Stellung vor allem der Unter drückung des Privathandels in den Provinzen. Für Zehn tausende ist diese Stadt das Mekka der Hoffnungen ge worden, in dem sich alles sammelt, was Unterkunft und Arbeit sucht. Damit ist auch die Wohnungsnot ins Un erträgliche gestiegen. Die Sowjets, denen zunächst als einziges Mittel die Zwangsbewirtschaftung der Häuser verblieb, hat jeder Person das Recht auf einen Raum von zehn Quadratmetern zugesprochen. Ansteckungen und Epidemien sind die Folgen gewesen; namentlich das Scharlachfieber hat sich unter den zusammengepferchten Menschen stark verbreiten können. Man hat in diesem Jahre nicht weniger als 7000 Erkrankungen daran fest- gestellt. Vunte Tageschronik. Dortmund. Die Nachricht über angebliche Millionenunter schlagungen bet der Reichsbankhauptsteüe Dortmund ist über trieben. Die in Frage stehenden Summen sind von den Firmen zum größten Teil längst zurückgezahlt. Lediglich ein Betrag von etwa 270 000 Mark steht noch aus, der aber ebenfalls größtenteils wieder eingehen dürste. Düsseldorf. Durch Einbruch sind aus den Räumen des Städtischen Museums wertvolle Gemälde gestohlen »vordem Es sind dies u. a.: Die Kattosselernte von Liebermann, Drei Männer im Freien von Marees, Kleopatra von Böcklin, Kätchen von Heilbronn von Schwindt, Forsthaus im Walde von Buchholz. Für die Wiedererlangung wurde eine Be lohnung von 20 000 Mark ausgesetzt. Paris, über den östlichen Pyrenäen tobte ein heftiger Sturm. Zahlreiche Telegraphenstangen wurden niedergelegt und Bäume entwurzelt. Der Sachschaden ist sehr bedeutend. Denn siehst du — es ist ebenso merkwürdig als wahr: ich gefalle ihr auch! Sie hat mich richtig und wahrhaftig lieb!" „Dann ist ja alles gut!" sagte Heinz fröhlich. „Und ich gratuliere dir von Herzen, Onkel Wieprecht! Komm, laß uns anstoßen auf deine liebe Braut und — auf die meine! Dann nun sich alles so glücklich gefügt hafizürnst du meiner Gretl doch auch nicht mehr?" Er füllte die Gläser. Der Herrscher von Glumotschan sah ihn ungewiß" am „Das ... das ist dein Ernst, Junge? Das kommt dir vom Herzen?" „Hast du mich je als Heuchler gekannt, Onkel Wie precht?" „Aber du verlierst doch viel. . . vielleicht alles durch meine Heirat!" „Gewinne ich dafür nicht alles wieder in meiner Gretl? Wir beide hängen nicht an Geld und Gut, wir wollen nur glücklich sein in unserer Liebe, so unmodern das auch ist. Aber zu meinem Glück gehört auch, daß ich mit dir, Onkel Wieprecht, in Frieden und Eintracht lebe, wie bis her, denn ich habe mich nun mal gewöhnt, etwas wie einen zweiten Vater in dir zu sehen. Deinen Groll in den letzten Wochen hat mir sehr Weh getan, aber dein Besuch heute macht gottlob alles wieder gut!" Der Riese schnaufte, als drohe ihm der Atem auszv- gehen. Er zerrte an seinem grauen Schnurrbart und blinzelte mit den Mausäuglein, als wäre ihm etwas hineingeflogen. Endlich platzte er gepreßt heraus: „Und wenn ... sie ist ja noch verhältnismäßig jung, die Nandine . . . wenn sie mir nun eines Tages einen Jungen in die Glumotschaner Wiege legte? Dann müßte ich doch ... Dann könnt' ich dich nicht mal mehr auf die Zukunft vertrösten . . " lFortsctzuna
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite