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8e» den rrn ten i'', ar schneid - '/<6 u- ach Klix« »hnnng Ll ,j öA alten P elle dies 1450 e Rchkbllltt für WMA Beilage zu Nr. 151. Sonnabend, 28. Dezember 1907. Aus Sachsen. Wilsdruff, den 27. Dez. Beim Schleusenbau in der äußeren Saalfelder Straße in Leipzig wurden vier Arbeiter von einstürzendem Erdreich völlig verschüttet. Die sofort eingeleiteten Hilfsarbeiten hatten den Erfolg, daß die Unglücklichen nach relativ kurzer Zeit von den sie bedrückenden Erd. massen befreit werden konnten. Einer der Arbeiter konnte nur als Leiche zutage gefördert werden. Ein zweiter Mann war schwer, die beide» anderen nur leicht verletzt. Der Tote ist der 40 Jabre alte Arbeiter Michalski aus Godurowo; er hinterläßt die Frau und fünf Kinder im Alter von 2 bis 15 Jahren. Der Schwerverletzte ist der 19 Jahre alte galizische Arbeiter Franzinszeck Smolen. Die Ursache des Unfalls ist darin zu suchen, daß ein Teil der ausgearbeiteten Schleuse, der eben Vorschrift?» mäßig abgestetft werden sollte, plötzlich teilweise zusammen» brach. Geschehen dürfte das sein, weil eine Sandwelle, wahrscheinlich infolge der Nässe, ihren Halt verloren hatte. Eine Aufsehen erregende Brandstiftungsaffäre, die schon drei Verhaftungen im Gefolge hatte und die voraussichtlich noch weitere Kreise ziehen wird, halt in Großschirma bei Freiberg die Bewohnerschaft in Er regung. Die dortige Pappenfabrik „Churprinz" brannte innerhalb weniger Jahre, seit sie dem gegenwärtigen Be» sitzer Köhler gehört, kürzlich zum vierten Male ab. Der letzte Brand entstand, als sich der Besitzer auf Reisen be fand. Trotzdem wurde dieser und auch sein Buchhalter Koch verhaftet. Jetzt hat Köhler ein Geständnis ab gelegt, oaß er alle vier Brände veranlaßt hat und der Buchhalter Koch hat eingestanden, daß er durch einen Emgrlff in die elektrische Leitung absichtlich den Kurzschluß hervelsüycte, der den letzten Brand im Gefolge hatte. Die Ge- ständntffe der beiden führten auch zur Verhaftung des in der Fabrik beschäftigt gewesenen Arbeiters Heide, der Koch Mithilfe geleistet haben soll. Damit scheint aber die Reihe der Verhaftungen noch nicht abgeschlossen zu sein. Im Laufe der Untersuchung hat Köhler auch noch einen raf finierten Versicherungsbetrug zugegeben. Köhler geriet Vor einiger Zeit mit der rechten Hand in ein« seiner Be. trlebsmaschinen. Dabei wurden ihm zwei Finger abge. schnitten. Da er sich gegen Unfall sehr hoch versichert hatte, brachte ihm der Verlust der Finger über 100000 Mark ein. Jetzt hat Köhler eingestanden, auch diesen Unfall absichtlich herbeigeführt zu haben. Der Kirchengemeinde Großweitzschen wurde von einer edeldenkenden Familie als sctiene Welhnachtsbe. scheerung ein schönes Glockengeläut geschenkt. „Aus einen warmen Stall fürs Vieh im Winter hält jeder praktische und sorgsame Landwirt, und mancher hätte gewiß schon bei großer Kälte Oefen in die Ställe gesetzt, wenn er nicht befürchten mußte, sie könnten umge- rissen werden und dadurch Feuersgefahr verursachen, oder die Tiere könnten sich verbrennen, das Vieh ist manchmal so unvernüitig. Da kam einem Anwohner der Köselitzer Straße in Coswig, Herrn Sanftenberg, ein praktischer Gedanke. Se ne Zuchtsau hatte eine Anzahl kleiner Ferkel das Leben gegeben, und da zu befürchten stand, daß die kleinen Tierchen um die j tzige Jahreszeit unter der Kälte leiden und vielleicht eingehen würden, hängte er einen Petroleumofen an die Decke, so hoch, daß er für die Schweinemutter nicht erreichbar und auch sonst nicht feuergefährlich war. Mutter und Kinder liegen jetzt immer unter der Wärmequelle, woraus hervorgeht, daß sie die Einrichtung angenehm empfinden." Und da sage noch einer, daß die Errungenschaften der Technik mit Landwirtschaft und Viehzucht nichts zu tun hättenI Ein Bäckermeister in Grottau i. B. wollte sich dieser Tage von dem Wohlbefinden seiner zwei Gänschen überzeugen. Hierbei mußte er die Wahrnehmung machen, daß ein Dieb die leckeren Braten gestohlen hatte. Bei dieser Gänsestehlerei hat nun der Dieb zur größten Freude des Bäckermeisters seinen Kaffeekrug, in welchem sich 42 Kronen befanden, stehen gelassen. Der Gänsedteb befindet sich nun jedenfalls in einem Dilemma: holt er sich sein Geld zurück, so verrät er sich als Dieb, hoff er es nicht, ist der Gäusediebstahl schrecklich gebüßt. Die Aopenickiade in Wien. Aus Wien schreibt man: Die guten Wiener, die sich seinerzeit über die Groteske des Hauptmanns von Köpenick nicht genug moquieren konnten, können sich jetzt an die eigene Nase fassen, denn auch sie haben den Besuch eines „Hauptmanns von Köpenick" erhalten, und der Wiener hat sein Köpenicker Original noch in mancher Beziehung übertrumpft Im Wiener Arsenal, in der Nähe der Bahnhöfe der Staatseisenbahngesellschaft und der Süd bahn, befindet sich ein eigenes, streng behütetes Kassen lokal, worin sämtliche Handkasseten der in Wien garni- sonierenden Truppen aufbewahrt werden. Die Schlüssel dazu befinden sich in der Verwahrung des Artillerie- Zeugdepots. Der Vorgang für die Entnahme von einer der Regimentskassen ist streng geregelt. Braucht ein Truppenkörper einen Betrag aus der Kasse, so wird der Schlüssel aus dem Artillerie-Zeugdepot von einem Offizier geholt, der im Beisein einer kleinen Kommission das Geld abhebt. Sonnabend vormittag erschien nun im Artillerie- Zeugdepot ein Offizier in der tadellos vorschriftsmäßigen Uniform eines Lemnants-Rechnungsführers. Er wendete sich an den diensthabenden Offizier, emen HauM»»«», und verlangte den Schlüssel zum Kassenlokal mit dem Bemerken, daß er zum „Kassagang", — so lautet hier die Bezeichnung für die Geldabholung —, für das Korps- artillerieregiment Nr. 2 bestimmt sei. Der wachhabende Offizier, der den Kameraden für echt hielt, nahm keinen Anstand, den Schlüssel auszufolgen. Ordnungsgemäß mußte der Rechnungsoffizier den Empfang in dem hier für bestimmten Buche bestätigen. Er tat dies, indem er in die Rubrik einen Namen schrieb, den man für Geld bacher oder Geldbecher lesen könnte. Während der kurzen Unterredung war der fremde Rechnungsleutnant mit gut gespielter Ungeduld in die Nähe des Kassenlokals ge gangen, als ob er auf die Kommission, in deren Gegen wart er das Geld übernehmen sollte, warte. Da der Vorgang etwas Alltägliches ist, maß ihm der wachhabende Offizier keine besondere Bedeutung bei. Er ging ins Wachlokal zurück, und der Rechnungsleutnant entschwand seinen Blicken. Ein Zufall wollte es, daß bald nachher die Kommission eines andern Truppenkörpers erschien, um ebenfalls Geld aus der Kasse zu entnehmen. Der wachhabende Offizier entsann sich, daß den Schüssel zum Kassenlokal noch der fremde Rechnungsleutnant habe und daß er ja mit seiner Kommission noch im Kassenraum sein müsse. Man ging h n, fand jedoch den Kaffenraum versperrt, und der Schlüssel war — verschwunden. Auf fälligerweise war auch der Rechnungsleutnant nirgends zu erblicken. Nun ahnte man Unheil, ließ einen Schlosser holen, um festzustellen, was sich eigentlich im Kassenlokale abspielt habe Der Schlosser sprengte die schwere Tür des Kassenlokals auf. Man trat ün, und schon ein flüchtiger Blick ergab die Gewißheit, daß die Kasse des Divistons-Artillerieregiments Nr. 42, die der Tür am nächsten stand, ausgesprengt und beraubt worden war. Die Untersuchung ergab, daß aus der Kasse 27800 Kronen in Päckchen von 20 Kronenscheinen, sowie zwei Sparkassenbücher von ca. 2000 Kronen entwendet worden waren. Die ersten Nachfragen ergaben, daß der Ver schwundene mit einem Einspänner beim Arsenal vorbei gefahren uud ebenso wieder sich entfernt hatte. Er ist dann bei der Sparkasse vorgefahren und hat die Spar kassenbücher eingelöst, was ihm dank seiner Uniform auch anstandslos gelang. Dann entlohnte er den Kutscher und ist seitdem verschwunden. Die Kriminalpolizei ist an scheinend sofort auf die richtige Fährte gekommen. Der Täter konnte nur eine Persönlichkeit sein, die mit den Kasseverhäl nisten im Arsenal genau vertraut ist. Dies im Zusammenhang mit der Personalbeschreibung lenkte den Verdacht auf den am 31. Oktober 1876 in Würnitz in Niederösterreich geborenen Prouiantoffizterstellvertreter Leopold Goldschmid, der seit dem 15. September vom Divisions-Artillerieregiment Nr. 6 wegen Desertion und Unterschlagung amtlicher Geloer verfolgt wird. Von den Recherchen ist noch zu berichten: Goldschmidt ging nach seiner Desertion nach Deutschland. Mittellos kam er nach Mannheim, wo er am 16. Oktober wegen Vagabon- dage aufgegriffen und wegen Landstreicherei bestraft wurde. Zugleich wurde er aus dem Großherzogtum Baden aus gewiesen. Dev gute Appetit in früheren Zeiten. Zu den vielen angenehmen Dingen, in denen wir hinter unseren Vorfahren gar sehr zurückstehen, gehört auch der gute Appetit. Wenigstens behauptet dies H. de Gallier in einem Aufsatze der Revue, in dem er eine Fülle neuer interessanter Tatsachen zu dem unerschöpf lichen Thema „wie man früher aß" beibringt. Was die gute alte Zeit mil ihrer jovialen und freien Heiterkeit im Essen leisten konnte, was sie für eine ^behagliche Kultur, was für einen dauerhaften Ernst in den Genüssen der Tafel entwickelte, das muß uns als ganz abenteuerlich und schwelgerisch üppig erscheinen, die wir einige wenige Gerichte voller Hast herunterschlingen und Mäßigkeit für ein Grundprinzip des Lebens halten. Die Zahl der vor gesetzten Gerichte war früher außerordentlich viel größer als heute. Festessen wie das zu Ehren Philipps des Guten im Jahre 1452 zu Lille, bei dem vier verschiedene Hermelin. Roman von Melati von Java. Nus dem Holländischen übersetzt von Leo van Heemsiede. Uz (Nachdruck verboten.) „Und Dein Bruder Guilleaume bat auch schon eine Frau?" „Jawohl!" „Und auch Kinder?" „Fünf." „Von Deinen Schwestern sind auch noch ein paar ver« beiratct?" „Dolly und Kitty." „Wohnen sie auch auf dem Lande?" „In Kabulen." „Und wie beißen ihre Männer?" — Hermine Ware ver legen gewesen, wenn jemand gehört hätte, wie wenig sie ihre neue Familie kannte, aber obschon sie die Kosten des Ge sprächs fast allein tragen mußte, fand sie es doch besser und nützlicher, als ganz zu schweigen, und setzte demnach ihre Inquisition fort. (Hermelin 11. Nr. 7.) „van Ankeveen und PortiaS", war die Antwort des Reis vertilgenden Schwagers. 81 „Korona ist doch die älteste?" „Wer?" „Korona?" „O Kor! ja!" „Ist sie älter alS Du?" „Weib nickt." „Sie wird also Kor genannt?" „Jawohl! »Wieviel Kinder sind noch da außer Dstk und Korona, Guilleaume, Dolly, Kitty Md Konrad?" Eine lange Pause, August schien zu zählen. „Sechs, nein sieben — nein, warte mal, doch sechs." „Und ist ihre Mutter schon lange tot?" „Fünf Jahre." „Dann ist Korona gewiß ihre Pflegemutter?" August fand diese Frage gewiß nicht wichtig genug, um ihr den Genuß zu opfern, den ihm das Abnagen eines in Sherry zubereiteten Hübnerbeinchens bereitete; seine Finger und Lippen waren goldgelb davon gefärbt. Der alte Herr de Gcran hatte indes sein Mahl beendet; er erhob sich und fragte Lermine, ob sie auch fertig sei; sie bejahte sofort und wollte ihm folgen, als von der andern Seite des Tisches ein Herr auf sie zutrat. „Herr de Geran, Ihre neue Schwiegertochter, wenn ich nicht irre. Wollen Sie so gut sein, mich ihr vorzustellen?" „Herr Thoren van Hagen, Hermine de Geran." „Hermelin!" „Iwan!" Lächelnd begegneten sich ihre Blicke: die Freude, zwischen all den Unbekannten ein bekanntes Gesicht zu sehen, strahlte aus Herminens Augen, uud sie reichte ihm die Hand. „Kennt Ihr einander?" fragte der Schwiegervater. „O ja, von der kleinen Stadt her, wo Fräulein van Voorens Vater Kommandant war und ich als Sergeant ihm empfohlen war." 32 „Haben Sie den Militärdienst verlassen?" fragte der alte Herr. „Ja, sobald ich die Epauletten batte, habe ich sie nieder- gelegt." „Und was bist Du jetzt?" „Nichts, Herm.... ich werde Madame sagen müssen?" „Natürlich, Thoren van Hagen, ich bin es noch zu kurz, um auf diesen Titel nicht stolz zu sein." „Nun, ich bin buchstäblich nichts, ich reise zu meinem Ver gnügen." „Glückliche Menschen, die das tun können. Reisen Sie mit uns, Thoren? Nach Ngarungan?" „Mit dem größten Vergnügen, Herr de Geran." „Nun gut, um vier Uhr fahren wir zur Kirche, um bald fünf hinaus." „Wenn Sie mir versichern, daß ich niemandem zur Last bin —" „Durchaus nicht. — Was gibt es, Bcersma?" Herr de Geran gab einem andern Audienz; wie jede« gleich auffiel, wurde er von allen mit größter Achtung be handelt, und er selbst schien das volle Bewußtsein seiner Würde zu haben. 83 „Welch eine Ueberraschung, Dich hier zu sehen, Hermelin", sagte Tboren van Hagen, „die alte Wahrheit von den Bergen und Tälern. Und mein guter Maior ist nicht mehr!" „Sonst würdest Du mich hier nicht sehen", sagte Hermine mit einem Zittern in der Stimme; denn plötzlich war eS ihh als wenn der Schritt, den sie getan, sie reuen würden „Dein Mann ist noch nicht da?" „Nein, kennst Du die Familie, Iwan?" „Durchaus nicht, ich wohne hier seit einem Monat nick» machte vor einigen Tagen die Bekanntschaft des Herrn de Geran, von dem ich viel gehört batte. Er ist hier die Seele von jedem Unternehmen, ein Mann, dem Indien viel zu verdanken hat) Du darfst stolz sein, zu der Familie zu gehören. Hermelin." „Das bin ich auch." „Woher kanntest Du Deinen Mann?" „Aus Holland." „Ist er da gewesen, dann wird er hoffentlich ein andere- Exemplar sein, als . .." und er zwinkerte lächelnd mit den Augen zu August hinüber. „O gewiß, er ist ein lieber Junge." „Ist es der, der Dir den Namen Hermelin gab?" „Ja, und darum war der Name mir immer so lieb, sA war so froh, ihn immer zu hören. Und wie geht es Deine« Vater, Iwan?" „Gut... ich denke wenigstens —" (Fortsetzung folgt.)