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WMlltt für Wlskllsf Erlcheiut wöchwtlich dreimal and zwar DieustagS, Douanstags uud Souuabeuds. Bezugspreis vierteljährlich I Ml. 30 Psg., durch die Post bezogen 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. und Amgegenv. Amtsblatt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Insektionspreis 15 Psg. pro oiergelvaltene Korpuszeile. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Aufschlag. Mr dir Kgl. Amtshauptmannschaft MMen, für das Kgl. Amtsgericht und den SLadtrat zu Wilsdruff» sowie für das Kgl. Forffrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Mtanuebcrg, Birkenhat«, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufdach.Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Mfttitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdors, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmieoewaloe, Sora, Steinbach bet Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Wetstropp, Wtldberg. Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil oerautwortltch: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschuuke, beide in Wilsdruff. No. 125 Donnerstag, den 24. Oktober 1W7. 66. Jahrg. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß der unter der Be-i Zeichnung „Weinessig" oder „Traubenessig" in Verkehr gebrachte Essig nur entweder aus unveroünntem Wein hergestellt oder doch mindestens als Gährungsprodult aus einer Maische mit mindestens 20 "/o Weingehatt hervorgegangcn sein muß. Einem lediglich aus Spritessig und Wein hergestelllen Gemische darf die Be zeichnung „Weinessig" nichtebetgelegl werden. Eme Färbung von Wein« oder Traubenesstg statt mit Rotwein mit sonstigen Pflanzensäften (z. B. Kirschsaft) oder mit künstlichen Farbstoffen ist nur bei ent sprechender Bezeichnung zulässig. Weinessig, der diesen Vorschriften nicht entspricht, wirs von den amtlichen Nahrungsmittelchemikern beanstandet werden. Meißen, den 8. Oktober l907. 7-4 Die Königliche Amtshauptmannschaft. Bekanntmachung. Nachdem die Königliche Kreishauptmannschaft zu Dresden Erhöhung des Ein lagenzinsfußes auf 3V« Prozent vom 1. Januar 1908 an genehmigt hat, wird solches hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Wilsdruff, am 23. Oktober 1907. Der Stadtrat. 740 Kahlenberger. Oslitische Rundschau. Wilsdruff, den 21. Oktober 1907. Deutsches Reich. Er will keinen Orden! Der deutsche Kaiser hatte dieser Tage dem Tele- graphiiten Heinrich Heese zu Dortmund aus Anlaß seines Ausscheidens aus dem Dienste und Uebertriltes in den Ruhestand das Allgemeine Ehrenzeichen ver liehen. Der „Ausgezeichnete" hat die Annahme der De- koralion abgelehnt und ließ dem Kaiser das Etui mit der Ordensauszeichnung zurücksendcn. Als Grund dieses Entschlusses wird angeführt, daß er auf dem Standpunkt stehe, das Gefühl, seine Dienstpflicht treu und gewissenhaft erfüllt zu haben, fei der s ch ön st e Lohn für eine ab geschlossene Berufstätigkeit und bedürfe es keiner sichtbaren Auszeichnung. Der Mann hat ja recht, wenn er seine innere Ueberzeugung, daß er seine Pflicht getan habe, höher einschätzt, als einen Orden. Die Zurückweisung des Ordens bedeutet aber doch immerhin eine Provokation, die gar zu leicht den Anschein erweckt, daß der Zurück- weisende nur von sich reden machen will. Er Hütte ja den Orden in die tiefsten Tiefen seiner Kommode vergraben können; dort hätte dieser ihn gewiß nie gestört. Von der Regierung verboten wurde dem Schriftsteller „Genossen" Katzenstein das „Lehramt" an der soziaIdemokratis chen Ar- betterbiloungsschule in Potsdam. In der Ver sammlung dieser genannten Schule erschien Katzenstein nicht. Dafür traf ein Telegramm ein, daß ihm die Re gierung das Vortragen verböte» habe. In der Verfügung der Regierung beruft sich diese auf die Kabinettsorder vom 10. Juni 1834 in Verbindung mit der Staats-Ministerial- Instruktion vom 31. Dezember 1839, wonach zur Unter- richtserteilung die Genehmigung der Schulaufsichtsbehörde einzuholen ist. Da eine solche Genehmigung nicht nach, gesucht und nicht erteilt ist, wird die Unterrichtserteilung bei einer Exekutivstrafe von 100 Mark für jede begonnene Stunde erteilten Unterrichts untersagt. Gegen diese Ver fügung ist Beschwerde erhoben worden. Der Unterricht in der Schule in Potsdam ist vorläufig eingestellt. Der „enthaarte" Minister. Aus München schreibt man: Ein lustiger Hörfehler ist dem Parlamentsberichterstatter eines fränkischen Blattes in seinem Bericht über die Rede des bayerischen Ministers des Innern bei der Etatsbebatte untergelaufen. Der Ab geordnete Heim — natürlich — hatte dem Minister sein schätzbares Vertrauen bekundet, aber boshaft, wie dieser Bauernauwalt nun einmal ist, hinzugesügt: „Freilich Minister entarten oft schnell." Er dachte offenbar an den dem Zentrum so teueren Kultusminister, in dessen Busen liberale Gefühle lebten, bis er schwarz wurde, - oder Herr Dr. Heim hatte die Wandlungs- fahtgkeit des Vorgängers des Herrn v. Brettreich im Auge, des Grafen Feilitzsch, der sich auf seine alten Tage und zum ehrenollen Abschluß seiner Laufbahn noch in den Wahlminister des Zentrums verwandelt halte, kurz Herr Heim fürchtete, Herr v. Brettreich könne entarten, der Be- richterstatter de» fränkischen Blattes aber hörte „ent- haaren" und fugte fürsorglich hinzu: „Dr. Heim spielte auf die Glatze des Ministers v. Breitreich an." Ei« politisches Duell; Der Bürgermeister von St. Johann, Neff, hat den Redakteur der Südwestdeutschen Wirtschaftszeitung, Han- delskammersindikus Dr. Tille aus Pistolen gefordert, weil dessen Blatt in einem Artikel über die Vereinigung der Saarstädte schwere Vorwürfe gegen Neff veröffentlicht hatte. Es wäre bedauerlich, wenn Dr. Tille diese Herausforderung annähme. Ja Deutschland ist es ja glücklicherweise noch nicht Sitte, wie etwa in den romanischen Ländern, daß Politiker und Journalisten, die gegeneinan- der polemisieren, solche Auseinandersetzungen nicht anders auszutragen nassen, als durch ein Duell. Ausland. Gehenkte Revolutionäre und Banditen in Rußland. Za der Nacht zum Montag sind in der Zitadelle in Warschau sieben Revolutionäre und zwei Banditen gehenkt worden. Der Schriftsteller als Haushofmeister. Nir. Upton Sinclair, bissen Buch „Tye Jungle" die Aufdeckung der Fleischkonservenskandale in Chicago her beiführte, hat, um sich das nötige Material für eine Schilderung der amerikanischen Millionäre zu verschaffen, eine Stellung als „Butler", eine Art Haushofmeister, im Hause der Mrs. Vanderbilt zu sichern gewußt, wobei er geschickt seine Identität zu verbergen verstand. Er erhielt den Dienst bei dem verlobten Paar, das augenblicklich so viel von sich reden macht, hörte allen Klatsch im Hause und spielte dabet die Rolle der untertänigsten Hauövorsehung wie wenn er dazu geschaffen wäre. Vor einigen Tagen wurde er jedoch entlassen, nicht weil Mrs. Vanderbilt die Verkleidung entdeckt hatte, sondern weil ein Mitdiener ihr hinterbracht hatte, daß der neue Diener jeden Abend, be vor er sich zur Ruhe legte, lange Notizen in ein Buch einzutragen pflegte. Erst drei Tage nach der Entlassung des „Butlers" entdeckten die Vanderbilts, daß der geschickte und beliebte Haushofmeister Mr. Upton Sinclair ge- wesen war. I« Indien herrscht Hungersnot, wodurch die «mißliche politische Lage sehr verschärft wird. Dem „Reuterscheu Bureau" wird aus Stmla gemeldet: Oberindien bleibt tatsächlich auch weiterhin ohne Regen, und die Ernteaussichten sind daher in den vereinigten Provinzen und im Punjab-Distrikt traurig. Weizen wird an einigen Orten zu Notstandspretsen und an anderen sogar zu noch höheren Preisen verkauft. Ans Ktadt und Land. M lttünugea aus dem Leserkreise für diese Rubrik uehmea wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 23. Oktober 1907. — Prinzessin Johann Georg auf dem Jahr märkte. Aus Dressen, 22. Oktober, wird den «Leipz. N. N." geschrieben: Mitten im bunten Jahrmarktstrubel und -Jubel bewegte sich heute in zwangloser Weise die anmutige Prinzessin Johann Georg. Allerliebste Bilder und reizende Episoden hatte dieser Besuch im Gefolge Schon in der zehnten Vormittagsstunde rüstete sich die Prinzessin zum Markibesuch. Sie bat zwei Hofdamen, sie zu begleiten, und um möglichst unerkannt zu bleiben und um das bunte Marklleben besser beobachten zu können, halte die Prinzessin auf der Landhausstraße ihren Wagen verlassen und begab sich nun zunächst mit ihren beiden Begleiterinnen auf den Neumarkt. Ein Diener folgte in respektvoller Entfernung, hielt sich aber mindestens 100 Schritt zurück, und war nur des Winkes der Hofdamen gewärtig, um die von der Prinzessin gekauften Herrlichkeiten in Empfang zu nehmen und nach dem auf der Landhaus straße haltenven Wagen der Prinzessin zu tragen. Nur wenige Dresdner erkannten im Marktgewühl die Prinzessin, die in einfachster Weise gekleidet war, keine der zahlreichen Verkäuferinnen aber wußte, wer die Dame war, die so viele schöne Sachen kaufte. Lange verweilte die Prinzessin bei den Verkäufern des Meißner Porzellans aus der Porzellanfabrik Teichert in Meißen, und hier machte sie namhafte Einkäufe. Sie prüfte die einzelnen Porzellan stücke in eingehender Weise und interessierte sich ganz besonders für die ausgestellten Eßservices aus blaubemaltem Meißener Porzellan. Die Prinzessin ging von einem Verkaufsstande zum anderen und unterhielt sich hierbei in lebhaftester Weise mit den Verkäufern. Sie fragte sie nach ihrer Heimat und ihren Verhältnissen, und ob sie mit dem klingenden Erfolg des Markttages zufrieden seien. Hierbei erhielt sie von einer Marktfrau, die das Wohl wollen der Frau Prinzessin gründlich mißverstand, die etwas drastische Antwort: „Madamchen sein aber neigierig:" Lachend ging die Prinzessin zum nächsten Verkaufsstanbe. In der Nähe bot eine redegewandte Frau, auf einer Kiste stehend, ihre Siebensachen aus und machte mitunter recht ergötzliche Witze. Auch hier verweilte die Prinzessin längere Zeit und amüsierte sich nach Herzenslust über die „Redefreiheit" der Verkäuferin. Zum Schluß kaufte sie für 3 Mark Haushaltungssachen. Aus der andern Sette des Neumarktes gegenüber der Kaiserlichen Postanstalt hatten die böhmischen und erzgebirgischeu Glashändler und -Fabrikanten ihre Derkaufszelte und Läden aufgeschlagen. Auch durch diese Budenstadt machte die Prinzessin einen längeren Rundgang, um viele herrliche Gläser und bunte Vasen einzukaufen. Hier wandte sich ein etwa I2jähriges Mädchen an die Prinzessin mit den Worten: „Tante, ist dieses Glas aber schön bunt!" Sofort kaufte es die liebenswürdige Prinzessin und schenkte es dem kleinen Mädchen, das hocherfreut davon zur Mama stürzte. An einem Pfefferkuchenstaud machte die Prinzessin ebenfalls Halt und kaufte hier einige Dutzend Kuchen, die sie an die liebe Straßenjugend verteilte. Erst gegen Mittag verließ die Prinzessin mit ihren Begleiterinnen den Jahr- markt, um in das prinzliche Palais auf der Zinzendorf- stcaße zunickzukehren. — Von einer Dame, die nicht Weitz, was sie will. Der Florentiner Mitarbeiter der „L. N. N" schreibt: Meine Drahtnachricht vom 18. ds. aus Florenz, daß die Gräfin Montignoso eingewilligt habe, die Prin zessin Monika dem sächsischen Hofe zu übergeben, wurde am Freitag von allen Florentiner Zeitungen mit ver schiedenem Wortlaut bestätigt. Es wurde hinzugesügt, daß die Gräfin durch Zureden guter Freunde zu dem schweren Schritte bestimmt worden sei, daß die Uebergabe am Ende dieses Monats stutifinden solle, und daß darauf Maestro Toselli mit seiner Gattin eine große Konzert-Tournäe in Amerika antreten werde. — Heute widerruft der „Fiera- mosca" offiziös, das soll hier heißen: im Auftrage der Gräfin Montignoso selbst, alle diese Nachrichten. Die Gräfin habe nie eingewrlligt, ihr Kind herzugeben, und von einer Tournäe in Amerika sei keine Rede! — Die Frau Gräfin hat sich die Sache also inzwischen wieder einmal anders überlegt. — Ter Grotzherzog vo« Toskana, der Vater der Frau Toseül, ist in Lindau schwer erkrankt, so daß die Augenoperation, der er sich in München unterziehen wollte, abermals verschoben ist. — Die diesjährigen Herbst-Kontroll-Verfamm- lnnge« werden im Landwehrbezirk Meißeu vom 2 —9. November abgehalten. Zur Teilnahme verpflichtet find alle OWere, Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve Einschließlich der Halbtnvaliden, zeitig Ganzinvaliden, Militär-Rentenempfänger, Dispositionsurlauber und der zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mann schaften.) der Jahrcsklassen 1900 bis 1907. Die näheren Bestimmungen hierüber werden für die in Meißen wohnenden Kontrollpfli. tigen durch Plakate an den städtischen An- schlagtafeln, für die auf dem Lande durch Plakate im Gemeindeamte beziehungsweise an geeigneten Orten in der Gemeinde bekannt gegeben. Gestellungsbefehle erhalten nur Offiziere. Jeder zur Kontrollversammlung Ver-