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so bemessen worden war, daß die gleiche Maßregel für die Hofbediensteten getroffen werden konnte, in die Lage zu versetzen, dieselbe Erhöhung der Wohnuugsgelder, die den Staatsdtenern zugedacht ist, auch den Königlichen Hofbcamten und Dienern zu teil werden zu lassen. Der Entwurf des Etats für die Finanzperiode 1908/09 wird daher nicht eine Erhöhung der Zivilliste im eigentlichen Siune anregen, sondern nur den Vorschlag enthalten, den für die Zivilliste auszuwerfenden Betrag dergestalt zu regeln, daß die den Hofbeamte« zn gewährenden Wohn- ungsgeldzuschüsfe in Einklang gebracht werden können mit denjenigen, die die StaatSdiener künftig beziehen sollen. — Für die morgen Donnerstag stattfindende öffentliche Stadtgemeinderatsfitzung ist folgende Tagesordnung aufgestellt worden: 1. Geschäftliche Mit teilungen. 2. Regulierung der Gehaltsverhältniffe des Herrn Bureauassistenten Lehmann. 3. Erteilung von Zu« schlag für verpachtete Grundstücksnutzungen. 4. Wahl von Wahlmännern für die Neuwahl eines Vertreters zur Be- zirksverfi mmlung. 5 Die König Albert-Stiftung betr. 6. Gesuch des Kreises VII des deutschen Schwimmverbandes um Unterstützung. 7. Gesuch um Ermäßigung des Strom preises beim hiesigen Elektrizitätswerke. — Den hiesigen Stadtgemeinderat wird in der morgen abend stattfindenden Sitzung folgende Eingabe der Licht- und Kraftabnehmer beschäftigen: „In Ver folg der in der letzten Sitzung des Stadtgemeinderates laut gewordenen Anregung Haden die Licht- und Kraft abnehmer des städtischen Elektrizitätswerkes in einer gemeinschaftlichen Versammlung erneut mit der Frage des Strompreises beschäftigt. Für die Kraftabnehmer stand im Vordergrund des Interesses der Doppeltarif. Die Frage gab zu einer ausgedehnten Aussprache Anlaß. Zunächst wurde festgestellt, daß man die frühere Eingabe in voller Form aufrecht erhält. Weiter ließ die Aussprache erkennen, daß durch die jüngst von der Betriebsleitung veran staltete Umfrage einige Verwirrung in die Kreise der Beteilig ten getragen worden ist. Unseres Wissens war der Betriebs leitung nach dem Beschlusse des verehrl. Stadtgemeinderates aufgegeben, lediglich festzustellen, für welche Betriebsstunden die Abnehmer den billigeren Tarif eingeführt haben wollten. Die Umfrage hat sich aber in wesentlich anderen Grenzen bewegt und das ergebenst unterzeichnete Komitee wurde in der fast von allen Kraftabnehmern besuchten Ver sammlung einstimmig beauftragt, ausdrücklich zu erklären, daß die Antworten zumeist unter falschen Voraussetzungen gegeben worden sind. Die Betriebsleitung hat erklärt, der billigere Tarif werde für die Stunden von 8—12, 2—6 Uhr eingeführt; in den übrigen Stunden werde für die Kilowattstunde 50 Pfg. berechnet werden. Für viele Abnehmer, namentlich für solche, die ihren Betrieb nicht von den Tarifen abhängig machen können oder die ledig lich früh arbeiten (Käsereien), würde eine solche Reform keine Verbilligung, sondern eine Verteuerung bedeuten. Deshalb haben die Beteiligten zum Teil erklärt, man solle es dann lieber beim alten lassen. Erst in der Versammlung wurde nun festgestellt, daß über die Strompreise und über die Geltungsdauer der einzelnen Tarife vom Stadt gemeinderat überhaupt noch keine entgültige Entschließung gefaßt worden ist und daß eben Zweck der Umfrage war, festzustellen, welche Wünsche die Beteiligten bezüglich der Geltungsdauer der Tarife haben. Die Versammlung be schloß deshalb einstimmig, den Stadtgemeinderat zu bitten, die unten angeführten Gesichtspunkte als Unterlage für seine Beratungen benützen zu wollen. Allgemein wurde in der Debatte anerkannt, daß die besonders gearteten Finanzverhältnisse des Werkes die Erfüllung aller Wünsche ausschließen, wenn auch nicht zu bestreiten sein wird, daß die Entwickelung eines Elektrizitäts werkes immer von der Billigkeit des Stromes getragen und abhängig sein wird. Bezüglich des Tagestarifes gingen die Wünsche zunächst auseinander. Kleine Tischlereibetriebe haben keine besonderenMaschinenarbeiter; sie könnten sich einem kürzeren Tagestarif ohne große Verluste und Betriebsstörungen vielleicht anpassen. Ganz anders ist's aber in größeren Betrieben. Sie beschäftigen besondere Maschinenarbeiter. Zu anderen Arbeiten sind diese nicht zu verwenden. Die Maschinen müßten also zumeist auch während der Geltungsdauer des teueren Tarifes laufen, wenn man für den billigen Tarif gar zu enge Grenzen ziehen wollte. Dann würde die Reform aber keine Verbesserung bedeuten. Außerdem wurde von Beteiligten darauf hingewiesen, daß die Holzindustrie Wilsdruffs vor 3 Jahren einen harten Kampf ausgefochten hat, um sich gegen eine Verkürzung der Arbeitszeit um eine Viertelstunde zu wehren; da mache es einen seltsamen Eindruck, wenn man für einzelne Arbeiter auf einmal einen achtstündigen Arbeitstag diktieren wolle. Die Käsefabrikation verwendet die elektrische Kraft zumeist am frühen Morgen und zwar in der Zeit von 3 bis 6 Uhr. Eine andere Disposition ist nach Erklärung der Beteiligten ausgeschlossen. Diese Industrie wird der teure Tarif dauernd treffen. Ihre Vertreter erklärten deshalb, daß sie dem Doppeltarif nur zustimmen könnten in der Voraussetzung, daß neben der Einführung des erhöhten Nachttarifs eine bedeutende Verbilligung des Lichtpreises einhergehe. Nach alledem beschloß die Ver sammlung, den Stadtgemeinderat zu bitten: den billigen Tagestarif einzuführen für die Zeit von 6—12, 1—6 im Sommer, 7—12, 1—6 im Winter und den Kraftrompreis für diese Zeit auf 2 Pfg. pro Hektowattstunde festzusetzen. Bezüglich des Lichtpreises wurden in der Versammlung Stimmen laut, die eine Annäherung des Preise? an die jenigen in benachbarten Werken anstrebten. Man ließ sich jedoch überzeugen, daß die hiesigen Verhältnisse eine derartige Reform unmöglich erscheinen lassen. Die Mehrheit vertrat den Standtpunkt, daß man nichts Unerreichbares, nichts Unmögliches verlangen solle. Man faßte darauf hin einstimmig den Beschluß, einen verehrl. Stadtgemeinderat um die Herab setzung des Lichtpreises von 5,5 auf 5 Pfg. pro Hektowatt zu bitten. Da es, wie schon in der ersten Eingabe betont, den Be teiligten namentlich darauf ankommt, dem Werk die großen Abnehmer zu erhalten, beschloß man weiter, den lit. Stadt gemeinderat zu bitten, die Gewährung erhöhter Rabattsätze an die großen Lichtabnehmer in den Kreis der Erwägungen ziehen zu wollen. Gegenwärtig setzen die Rabattsätze bereits beim geringsten Lichtverbrauch ein, während auch beim höchsten Umsatz nur 15°/« Rabatt gewährt werden Das ergibt eine Tarifisterung der Strompreise, welche den Leistungen der großen Abnehmer keineswegs Rech nung trägt. Will man sich die großen Abnehmer dauernd erhalten und ein gerechteres Verhältnis schaffen dann wird es notwendig sein, daß man ihnen bezüglich des Lichtpreises besonders entgegenkommt." — Bei der hiesigen städtischen Sparkaffe wurden im Monate August des Jahres 1907 802 Einzahlungen im Betrage von 88953 Mark 87 Pfennig geleistet, da gegen erfolgten 297 Rückzahlungen im Betrage von 83485 Mark 27 Pfennig. — Die Sedanfeier der hiesigen freien Vereinigung der Kampfgenossen, Veteranen aus den Feldzügen von 1863/64, 1866, 1870/71, wurde, wie alljährlich, am 2. September abends im hiesigen Schützenhause abgehalten. Die Veranstaltung war zahlreich besucht. Nach Begrüßung der Kameraden durch den Vorsitzenden, Herrn Pfairer em. Ficker, wies derselbe in warmen Worten auf die Bedeutung des Tages hin. Der Redner schloß mit einem dreimaligen Hoch auf das deutsche Reich, auf Kaiser Wilhelm und unseren Landesfürsten König Friedrich August. Die Kameraden stimmten begeistert ein. Nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten vereinigte man sich zu einem zwang losen Beisammensein. Ernst und heiter gestimmte Er innerungen führten die Teilnehmer im Geiste zurück auf die Schlachtfelder und Erlebnisse auf fränkischem Boden. Die Feier nahm den besten Verlauf und bewies aufs neue, daß echte Kameradschaft, unwandelbare Treue zu Kaiser und Reich, König und Vaterland dauernde Tugen den jedes Veteranen sind. Der Vereinigung gehören zur Zeit etwa 40 Veteranen aus Wilsdruff und den benach- barten Ortschaften an. — Auch in Wilsdruff gibt es reife Weintraubett von einem Viertelpfund Gewicht. Herr Möbelfabrikant Heinrich Birkner übermittelte uns eine solche Weintraube. — Einquartierung. Auf dem Marsche von Grimma «ach dem Manövergelände wird morgen nach- mittag eine Eskadron Grimmaer Husaren (etwa 90 Mann mit ebensoviel Pferden) in Wilsdruff Quartier nehmen. Der Weitermarsch erfolgt am Freitag früh. — Im Konkurs des Baumeisters Lungwitz, früher in Wilsdruff, soll jetzt die Schlußverteilung erfolgen. Die Forderungen an die Masse betragen 109 476 Mk., die verfügbare Masse 13 010 Mk. Für die nicht bevor- rechtigten Forderungen wird eine Quote von etwa 10°/» verbleiben. — Das dritte Sommer-Abonnements-Kouzert des städtischen Orchesters findet morgen, Donnerstag, im Schützenhause statt. — Wetterausstcht für morge«r Vorwiegend kühl mit Rcgenfällen, ziemlich starke Westwinde. — Keffelsdorf, 4. September. Die am vergangenen Sonntag nachmittag stattgefundene Sedan- und Stiftungs- fesifeier des hiesigen evang. Arbeitervereins gestaltete sich zu einer erhebenden Darbietung. Herr Oberlehrer Meyer hatte eine plastische Darstellung der Festung Sedan und ihrer Umgebung selbst entworfen und schilderte den Vorgang der weltgeschichtlichen Ereignisse nach eigner Besichtigung der Oertlichkeit in höchst fesselnder Weise. Den musikalischen Teil hatten Frl. Mende, Frl. Rehnisch und Herr stuck. mLtk. Schumann gütigst übernommen. Eine Nichte des Herrn Oberlehrer Meyer trug noch ein Gedicht: „Der schwerste Gang" in vortrefflicher Weise vor. Alle Vor tragenden ernteten den reichsten Beifall der zahlreich besuchten Versammlung. Die nächste Versammlung findet am 29. September nachm. 4 Uhr statt. Herr Lehrer Kunze wird über „Die Notwendigkeit einer Volkserziehung im nationalen Sinne" sprechen. — Keffelsdorf, 4. Sept. Am hiesigen Bahnhof treibt eine Eberesche (Vogelbeerbaum) ein eigenartiges Naturspiel. Während dieser Baum mit sich rötenden Früchten behangen ist, sind daneben neue weiße Blüten büschel gewachsen. Man schließt daraus auf einen langen schönen Herbst. — Burkhardtswalde, 4. Septbr. Am frühen Morgen des Montag brannte hier ein Seitengebäude des Herrn Gutsbesitzer Hönicke aus unermittclter Ursache nieder. Die in dem Gebäude untergebrachten Geräte sind mitverbrannt, dagegen gelang es, das Vieh zu retten. Als das Feuer aufging, befand sich die Ortsspritze auf dem Wege nach Tanneberg, wo bekanntlich ein Seiten gebäude des Rittergutes in Flammen aufgtng. Mit Hilfe des Automobils des Herrn Dr- med. Naubert wurde die Löschmannschaft zurückgerufen, sodaß die Spritze in Tätig- keit treten konnte, noch ehe der Besitzer, der auf dem Felde Futter holte, von dem Brande in seinem Gehöft Kenntnis hatte. — Eine in Oehmes Restaurant in Potfchappel tagende gemeinsame Versammlung des Gewerbevereins und des Rabattspar-Vcrbandes beschäftigte sich mit dem 8 Uhr-Ladenschiufse. Es wurde nach lebhafter Debatte in dieser Frage folgende Resolution einstimmig angr- nommen: „Die heute abend in Oehmes Restaurant ver sammelten 45 Mitglieder des Gewerbeveretns Potfchappel und Umgegend protestieren gegen eine gesetzmäßige Ein führung des 8 Uhr-Ladenschlusses. Sie sehen in diesem Vorgehen einen Eingriff in die freien Rechte des Handels und Gewerbestandes, sowie eine Beschränkung der Gewerbe freiheit und somit eine Schädigung des gesamten Handels." — Der Siebenlehner Bürgermeister vor Gericht. Nicht wegen seiner Schuld an der unglück seligen Siebenlehner Brandstifteraffäre, die vor einigen Monaten leider alle Welt beschäftigte, wohl aber wegen einer Reihe von Vergehen im Amte usw. hatte sich gestern vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts Freiberg der Bürgermeister Barthel aus Siebenlehn zu verantworten. Barthel ist angeklagt des Betrugs und der Untreue, des Verbrechens und Vergehens im Amte. Speziell in Frage kommen die 88 331, 266', 332 und 350 des R.-St.-G.-B. Diese Verhandlung ist freilich, insofern die Vergehen Barthels in idealem Zusammenhang stehen mit der Brand- stistersache, ein weiterer Akt in dem Drama von Sieben- lehn. Der letzte Akt in dieser unheilvollen Handlung wird sich erst in der Ende dieses Monats beginnenden Schwurgerichtsperiode abspielen. Der Angeklagte Karl Richard Barthel, geboren am 5. April 1870 zu Franken berg, verheiratet, Vater von 3 Kindern im Alter von 8 Jahren, 4 Jahren und von 1 Monat war Bürgermeister von Siebenlehn, welchen Posten er Ende Januar 1907 niederlegte. Barthel ist einmal mit 2 Monaten Gefängnis vorbestraft wegen Unterlassung der Anzeige einer straf baren Handlung, die ein Schutzmann beging. In seiner Eigenschaft als Bürgermeister war Barthel zugleich Kassierer der Siebenlehner Sparkasse. Im Jahre 1905 wurden bei einer Revision Unregelmäßigkeiten entdeckt. Die Schuhfabrik von Höfer L Hockemeyer hatte ein Darlehen von 40 000 Mark bet der Sparkaffe ausgenommen, der Firma wurden aber 58 000 Mark (in Wirklichkeit 100 000 Mark) durb Barthel übergeben, ohne daß der Stadtrat und der Gemetnderat etwas davon gewußt hätten. Barthel wurde von der Stadt der 18 000 Mk. wegen regreßpflichtig gemacht. Barthel versprach damals, so etwas nicht wieder zu tun. Die Verwaltung der Sparkaffe erhielt Kassierer Lößnitz-Siebenlehn, die Aus leihung besorgte aber Barthel nach wie vor weiter. Trotz der vorhergegangsnen Unregelmäßigkeiten wurde Barthel im Jahre 1906 wieder zum Bürgermeister gewählt. Zur Anklage standen gestern folgende Fälle: Barthel hatte mit dem Architekten Friedrich August Franke-Leipzig sieben Darlehnsgefchäfte abgeschlossen. Dabei zog er immer Vz Prozent der Darlehnssumme als Spesen und städtische Gebühren ab, in Wirk lichkeit floß aber die Summe in die Taschen des Bürgermeisters. So verlangte er einmal 250 Mk- für Gebühren, während deren nur rund 100 Mk. erwachsen waren. Ferner hatte er Gelber angenommen, die er in seiner Eigenschaft als Beamter nicht annehmen durfte. Nicht genug damit, er hatte noch obendrein viel zu hohe „städtische" Spesen und Gebühren erhoben. Betroffen sind die Herren Ratsregistrator Vogel, Schneidermeister Ludwig Georg Weichold, Malermeister Müller, Bautechniker Kirschner, sämtliche in Freiberg, Maurer Büttel-Leipzig- Lindenau. In weiteren Fällen hatte Barthel auch viel zu hohe Zinsen von Darlehen erhoben und in seine Tasche verschwinden lasten. Der Angeklagte hatte dem Kassierer erklärt, er wolle das Geld selbst zurückzahleu. Ein weiterer Fall ist folgender: Herr Kaufmann Syre in Dresden wollte auf sein Grundstück eine zweite Hypothek in Höhe von 6000 Mark aufnehmen. Auf dem Grundstücke lastete aber bereits eine 1. Hypothek von 11000 Mark, die Brandkaste war mit 17000 Mark eingetragen. Wider besseres Wissen erklärte Barthel vor dem Stadtrate, es handle sich um eine Summe auf 1. Stelle. Barthel hatte nämlich die 6000 Mar! schon vorher bezahlt, und der Sparkassen-Ausschuß wollte nicht recht an die Belehnung gehen. Für die Vermittlung hatte sich Barthel außerdem noch 100 Mark als Provision „für seine Kinder" zahlen lassen. Das Grundstück wurde bald darauf versteigert, wobei die von Siebenlehn gegebene Hypothek ausfiel. Ferner steht folgendes unter Anklage: Fabrikbesitzer Winckler-Leipzig hatte ein Darlehn von 55000 Mark ausgenommen. Da Winckler die Zinsen nicht regel mäßig bezahlte, so erwirkte die Sparkasse zu Steben- lehn eine Zwangsversteigerung. Die Schwester des Fabrikanten, Pauline verw. Neubert, erstanddas Grundstück. An Barthel mußte sie an Zinsen und Kosten 1500 Mk. bezahlen. An die Sparkaste lieferte der Angeklagte nur 850 Mk. ab, welche auch gebucht wurden. Den Hypotheken brief und die restierenden 650 Mk. ließ er nach seiner Verhaftung aus dem ihm zur Verfügung stehenden Kassen schranke herausnehmen. Die Staatsanwaltschaft erhob während der Vernehmung noch Anklage wegen zweifachen Betrugs. Barthel gab auf die Anfrage des Schneider meisters Weichold, wieviel Zinsen zu zahlen sind, die Summe auf 378,75 Mk. an, statt auf 318,75 Mk. und täuschte auch hierin die Kassenbeamten. Die Sparkasse Siebenlehn erhebt im ganzen Ansprüche auf 74000 Mk., welche ge deckt wurden. Es schwebt auch die Frage, ob nicht Steuer- Hinterziehungen in Betracht kommen. Der Angeklagte ist in allen Fällen geständig. Als erster Zeuge trat der Ortsgendarm von Siebenlehn, Rudolph, auf. Er diente vor allem als Leumundszeuge. Der Haushalt Barthels war vollkommen normal, die Frau nicht verschwenderisch. Nur wunderte sich ein Teil der Einwohnerschaft, daß Barthel soviel auswärts war; es kam aber auch niemand zu Ohren, daß er außerhalb Siebenlehn große Ausgaben gemacht hätte. Er wurde stets für sehr vermögend ge halten. Auf die Vernehmung des Zeugen Franke-Leipzig wurde verzichtet. Zeuge Stadtrat Kaufmann Stirl-Sieben- lehn erklärte die Wiederwahl Barthels zum Bürgermeister dadurch, daß man bei der Kassenreviston eigentlich keine Unregelmäßigkeiten, sondern nur Eigenmächtigkeiten ge funden habe. Die Sparkasse selbst werde durch das De fizit kaum geschädigt werden. 60000 Mk. sind bereits gedeckt und der Rest steht sicher. — Stadtrat Schuhmacher meister Butzger-Siebenlehn bestätige die Angaben des Zeugen Stirl und gab zur Wiederwahl des Barthel an, daß man eben gefürchtet habe, man müßte Barthel eine Pen sion geben, wenn er keine Stellung wieder bekäme. Stadt verordneter Privatmann Beck-Siebenlehn bestätigte, daß die Syresche Hypothek auf erste Stelle gegeben wurde. Im Protokoll der Ausschußsttzung. in welcher Beschluß gefaßt wurde, ist dieser Punkt nicht enthalten. Die Vernehmung des Stadtkassierers Lößnitz von Siebenlehn wirkte durch aus belastend für den Angeklagten. Die Bücher der Spar kasse waren bei der Uebernahme durch den Zeugen nicht ganz in Ordnung. Vernommen wurde nur noch Bau techniker Kirschner-Freiberg. Auf die Zeugenaussagen der Zeugen Vogel, Weichold, Müller, sämtliche in Freiberg, Francke-Leipzig, sowie des Kassenrevisors Reich-Sieben-