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Erscheint wöchentlich dreimal und zwar DimStagS, Donnerstags and Sonnabends. BernaSvretS vierteljährlich I Ml. 30 Pfg., durch die Post bezogen I Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. und Amgegend. Amtsblatt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitag? bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jnserttonspreis 15 Pfg. pro viergespaiteue Korpuszeile. Außerhalb des Amtsgeüchtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Aufschlag. Mr die Kgl. Amtshauxtmannfchaft MMen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Kgl. Forffrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanueberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kletnschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf PohrSdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck und Verlag vou Zschunke 8- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschuuke, beide iu WilSdruss. No. 96. Sonnabend, de« 17. August 1S»7. j««. Jahrg. politische Atrn-seha«. Wilsdruff, 16. August 1907. Deutsches Reich. Staatssekretär Dernburg ist mit der Uganda-Bahn, von den englischen Behörden überall festlich begrüßt, in Port Florence eingetroffen, und reist heute nach Muanza ab. Eine Umsatzsteuer für Warenhäuser soll in Gera eingeführt werden. Die Steuer, die sämt liche Warenhäuser, Großbazare, Abzahlnngs- und Ver- steigerungsgeschäfte treffen soll, beginnt nach dem vorläufigen Entwürfe bei einem Umsätze von über 150000^ Mk. mit Prozent und endet bei einem Umsätze von über 3 Millionen Mark mit 3 Prozent. Gefährdung einer deutschen Stadt durch Dynamitexplosionen. Eine außerordentlich schwere Explostonskatastrophe hat sich in der Frühe des gestrigen Tages in der Dömitzer Dynamitfabrik ereignet. Die ersten Meldungen lauten: Dömitz a. Elbe, 15. Aug. In der hiesigen Dynamit- fabrik erfolgten heute früh mehrere heftige Explosionen, wodurch die Fensterscheiben in der Stadt und der Um gebung zertrümmert wurden. Nach den bisherigen Fest stellungen sind etwa 80 Personen verwundet und ver mutlich einige getötet worden. Der Fabrikbrand dauert noch fort. Dömitz a. Elbe, 15. Aug. Heute morgen 6 Uhr 45 Minuten flog ein Teil der hiesigen Dynamitfabrik infolge einer Explosion in die Luft. Der erste Schlag, dem rasch hintereinander drei weitere Schläge folgten, geschah in der Oelbnde. Da die Schläge andauern und noch mehrere befürchtet werden, sind sämtliche Bewohner der Stadt aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu räumen. Die Fabrik brennt. Alle Fensterscheiben der Stadt und Umgebung sind zertrümmert. Wegen der Explosionsgefahr ist es unmöglich, zu der Fabrik zu gelangen. Dömitz ist ein mecklenburgisches Landstädchen mit etwa 3000 Einwohnern, das inmitten einer wiesenreichen Gegend auf einer Anhöhe am Einfluß der Neuen Eide in die Elbe gelegen ist. Außer der Schiffahrt — Dömitz hat einen Hafen, ein Deichamt und eine Schtfferschule — wird in der Stadt Zementwaren- und Holzschuhfabrikation betrieben. Erfreulicherweise bestätigen sich die ersten Nach richten nicht in vollem Umfange, wie auS folgenden Nach richten hervorgeht: Dömitz, 15. Aug. (10 Uhr Vormittags). Wie nunmehr festgestellt ist, erfolgte die erste Explosion im Menghause IV. Schwer verletzt wurden 7 Personen, leicht verletzt 20, Tote find bis jetzt noch nicht gemeldet. Die Behörden haben alles abgesperrt. Augenblicklich liegt eine weitere Gefahr nicht vor: nur wenn der Wind sich dreht, sind die Magazine, in denen Dynamit lagert, gefährdet. Dömitz, 15 Aug. (Mittags). Bis jetzt wurde ein Toter gefunden; acht Personen werden noch vermißt. Aus Wittenberge ist eine Sanitätskolonne hier eingetroffen. Die Gefahr ist, der «Dömitzer Zeitung" zufolge, anscheinend beseitigt. DaS Feuer wütet aber noch fort Dömitz, 15. Aug. Um 8 Uhr 30 Minuten erfolgte die letzte Explosion. Die Polizei gab indessen bekannt, daß die Türen und Fenster geöffnet bleiben sollen, da noch weitere starke Schläge erwartet werden. Nach den bis herigen Feststellungen find etwa 80 Personen zumeist leicht verwundet. Man nimmt an, daß einige Personen getötet wurdenläßt sich die Zahl noch nicht seststellen, da A *ach der erpen Explosion nach allen Richtungen Hw Zugang zu der Fabrik ist noch un- möglich, da der Brand fortdauert. Die Geschäfte sind zum größten Teil geschlossen. Hamburg 15 Aug, Die von der Explosion be troffenen Werke find im Besitze der Sprengstoffwerke R. Nahnsen L Cd., Aktiengesellschaft, in Dömitz. Das Aktien- kapital beträgt 3V, Millionen Mark. Die religiöse „Weltanschauung" der Sozial- demokratte. Eine gründliche Abfuhr wird dem Sozialismus O «Weltanschauung" im „Korresp für D. Buchdr. und Schrift«." erteilt. Dort wendet sich der Verbändler Rummen gegen einen im selben Blatte veröffentlichten antireligiösen Artikel mit folgenden trefflichen Worten: „Es kann hier selbstverständlich nicht im entferntesten davon die Rede sein, auch einigermaßen umfassend dar zulegen die Wichtigkeit und den Wert der Religion, ihre gute Einwirkung auf den einzelnen, die Familie, den Staat und die ganze menschliche Gesellschaft, und damit den Standpunkt der sich noch positiv zum Christentum bekennenden Kollegen zu begründen und zu verteidigen. Nur für einige kurze Bemerkungen möchte ich den Raum hier in Anspruch nehmen. Die Religion ist allein imstande, den Menschen wahrhaft zu veredeln nnd zu vervollkommnen. Die Religion zügelt den Menschen m seinen Leidenschaften und gibt ihm wirklich innere, seelische Befriedigung, eine Befriedigung, welche die heutige Welt nicht zu vermitteln vermag, viel weniger noch der Sozialismus, ganz gleich, ob als neue Wirtschafts, unv Gesellschaftsordnung oder als Weltanschauung gedacht; wir sind und vleiben eben Menschen mit unterschiedlichem Charakter und geistigen Fähigkeiten. Ich erlaube mir weiter zu be- zeichnen die Religion gleichsam als die Balanzierstange, die den Menschen hält in dieser schwankenden Zeit, die ihn oftmals, von schweren Schicksalsschlägen betroffen, vor Verzweiflung bewahrt. Und diese von unseren Vätern ererbte Religion will man uns aus dem Herzen reißen?" Außerdem bittet die Redaktion des „Korrespondenten" n einem Nachwort die Verbandsmitglieder, zu entschuldigen, daß der antireligiöse Artikel überhaupt veröffentlicht worden sei; das sei nur aus Versehen geschehen. (Wie ist das möglich?? Red. d. W. W.) Es wird dann gleich, zeitig darauf hingewiesen, daß sich von den Mitgliedern des Buchdruckerverbandes über ein Drittel zum positiven Christentum bekennen. Da wird der „Vorwärts" nicht übel schäumen l Ei« Besuch des serbischen Kronprinzen in Deutschland? Kronprinz Georg, der vielgenannte älteste, 19jährige Sohn des Königs Peter von Serbien, befindet sich äugen, blicklich in Frankreich auf einer Studienfahrt. Wie die „N. G. C." erfahren haben will, wird der junge serbische Thronfolger auch noch einige andere Länder Westeuropas, darunter Deutschland, aufsuchen und durchreisen. Für Deutschland sei ein längerer Aufenthalt in Aussicht ge- nommen worden. Der Kronprinz reise incognito, werde also wohl nirgends offiziell empfangen werden. Ver mutlich reist der tapfere Prinz deshalb incognito, weil er weiß, daß er als offizielle Persönlichkeit doch nirgends empfangen würde. So dürfte die LeSart besser lauten. Ausland. Ei« freudiges Ereignis am «iederläudischen Hose i« Sicht? Wieder einmal kommt aus dem Haag die Meldung, die Königin Wilhelmina der Niederlande befinde sich in gesegneten Umständen, und es sei zu erwarten, daß sie in wenigen Monaten dem Lande einen Thronerben — oder eine Thronerbin schenken werde. Die Nachricht muß vorderhand wohl mit einiger Vorsicht ausgenommen werden, da sie eine amtliche Bestätigung bisher noch nicht erfuhren hat. Ihre Verwirklichung würde, nachdem die junge Königin in ihren Mutterhoffnungen mehr als ein- mal grausam enttäuscht worden ist, in ihrem Lande mit außerordentlicher Freude ausgenommen werden, — um des persönlichen Schicksals der so beliebten Herrscherin willen, wie aus dem Grunde, daß die Frage der Thron folge dann eine willkommene Lösung erführe. — Die Königin Wilhelmina ist am 31. August 1880 geboren, steht also vor der nahen Vollendung ihres 27. Lebens jahres; seit dem 7. Februar 1901 ist sie mit dem jetzt 31jährigen (am 19. April 1876 geborenen) Herzog Hein rich zu Mecklenburg vermählt, der seitdem den Titel eines „Prinzen der Niederlande" führt. Kridtios Nanie« amtsmüde. Aus London kommt die Nachricht, baß der berühmte Polarforscher Dr. Fridtjof Nansen, der die Stellung eines norwegischen Gesandten am englischen Hoke begleitet, seinen diplomatischen Posten zu verlassen wünscht. In der wissentlichen Welt erregte es großes Aufsehen, als Nansen im Jahre 1905 die Stellung eines Gesandten übernahm. Der berühmte Forscher nahm damals dieses Amt an, um der neue« Regierung in Norwegen während der königslosen Zeit eine Stütze bei der englischen Regierung zu geben. Nach der Versicherung von „English Mechanic" hat Nansen seinem Vaterlande in London erhebliche Dienste geleistet und manche Erfolge vermittelt. Aus Stadt und Land. MMkilaugeu auS dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. WilSdruff, den 16. August 1907. — Parkfeft i« der Dresdner Ausstellung. Zu dem am 21. August in der Ausstellung stattfindenden Parkfest hat ihre Majestät die Königin-Witwe ihr Er scheinen in Aussicht gestellt. Das Fest findet bei jeder Witterung statt, entweder werden den Besuchern der große Konzertplatz und die mit verschwenderischer Fülle illuminierte Parkanlage zur Verfügung stehen, oder bei Regenwetter der große AuSstellungSsaal und der Konzert saal. Besonderes Interesse dürfte das Konzert der Kapelle S. M. Jacht Hohenzollern erwecken. — Im Anschluß an die Notiz über den Brandi« Birkenhain betonten wir in voriger Nummer, daß die Feststellung des Brandherdes ohne große Mühe möglich gewesen wäre, wenn man die Unfall meldestellen in Anspruch genommen hätte. Hierzu teilt unSetnFeuerwehrmann mit, daß er den Versuch gemacht hab-, die hiesige Unfall meloestelle in Anspruch zu nehmen. Der diensttuende Beamte habe aber keine Zeit gehabt, um Ferngespräche auszuführen. Wir haben in der Sache das folgende festgestellt: Bis abends 10 Uhr 20 Minuten wird auf dem hiesigen Postamt der Abenddienst von einem Beamten und einem Unterbeamten versehen. 10,20 verläßt der Beamte den Dienst, während der Unterbeamte die Schaffner post zur Bahn bringt. Bei diesem Gange nach der Bahn wurde der Unterbeamte am Dienstag abend von dem Feuerwehrmann um die Gesprächsvermittelung gebeten. Dem Ersuchen sofort zu entsprechen, war dem Unterbeamten unmöglich, weil am Bahnhof bereits der Zug einlief. Von dem Feuerwehrmann ist die Angelegenheit nach der Rückkehr des Unterbeamtrn ins Postamt nicht weiter ver folgt worden. Der Unterbeamte hat alsdann aus persön lichem Interesse versucht, mit der Unfallmeldestelle und einem Teilnehmer in Limbach in Verbindung zu treten. Beide Stellen haben jedoch nicht gehört. — Niemand wird bei dieser Sachlage behaupten wollen, daß der Unfall- meldediest besonders exakt organisiert ist. Sollte er seinen Zweck voll erfüllen, dann dürfte die Dienstbereitschaft nicht unterbrochen werden — der Beamte, der jetzt 10,20 daS Postamt verläßt, könnte schließlich die Rückkehr des Unterbeamten vom Bahnhof abwarten — und die Alarm anlagen müßten die Dienststelleninhaber auf dem platte« Lande auch während der Nachtruhe erreichen können. Von zuständiger Seite wird uns freilich mitgeteilt, daß sich die Aufgaben der Unfallmeldestellen auf dem platten Lande in der Annahme und Weitergabe von Unfallmeldungen erschöpften, die ihnen von dritter Seite übermittelt würden, daß die Unfallmcldestellen aber nicht verpflichtet seien, nachts Auskünfte — etwa über die Oertlichkeit eines aus- brochenen Brandes, wie im vorliegenden Falle — einzu- holen und zu erteilen. Wir meinen aber, daß dadurch die Einrichtung der Unfallmeldestellen erheblich an ihrer Zweckmäßigkeit einbüßt. Vor allem wird eine Feuerwehr nicht immer die Unfallmeldestelle zweckmäßig in Anspruch nehmen können. Und das ist in mehr als einer Beziehung bedauerlich. — Ei« heftige- Gewitter traf gestern abend auf. Das Gewitter brachte ganz ungewöhnlich starken Regenfall, der hier und da mit Schloßen vermischt war. In Niederhermsdorf schlug ein Blitz in daS Gehöft des Gutsbesitzers Starke ein, ohne jedoch zu zünden. In Roßwein ging ein wolkenbruchartiger Regen nieder. Von den Dächern strömte daS Wasser in Mengen, auf den Straßen wälzte sich eine etwa 10 Centimeter hohe Wassermeuge hin. Auch in der Leipziger Gegend traten zur gleichen Zeit heftige Gewitter auf. Aus Böhlitz- Ehrenberg berichtet man von einem tiefbedauerlichen Unfall. Dort hatten sich zwei Jungen, um Schutz vor dem Unwetter zu finden, hinter eine 4 Meter hohe, etwa 25 Zentimeter dicke Ziegelmauer geflüchtet, die an einem Fabrikneubau aufgeführt war. Plötzlich stürzte die Mauer unter dem Anprall eines Sturmstoßes ein und begrub