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aber in Wahrheit weiß niemand etwas davon. Man hat von Besitzungen des Königs im West-End Londons und auch von zahlreichen Aktien amerikanischer Eisenbahnen gesprochen. In Wahrheit jedoch legt der König seine Fonds nach reiflicher Ueberlegung an und in vielen Fällen wer den diese Geschäfte nicht auf seinen eigenen Namen aus geführt, sondern durch die Vermittlung erprobter Ver trauensmänner, die nach den Aufträgen und Befehlen des Herrschers die nach seiner Meinung günstigsten Operationen vornehmen müssen. Wie viele andere Staatsoberhäupter, so hat auch Eduard vn. einen großen Teil seiner Effekten in den Stahlkammern der sichersten Banken liegen, wo sie vor jeder Gefahr und jeder Indiskretion geschätzt sind. Der König führt selbst eine kleine Aufstellung des ge samten Vermögens und hält sie in seinem Schreibtisch verschlossen, der nur durch einen kleinen goldenen Schlöffel geöffnet werden kann. Diesen Schlüssel trägt der Monarch an einer Kette von demselben Metall immer bet sich. Er allein kennt auch das Geheimnis des Schloßes, und^fvon dem Schlüssel existiert kein zweites Exemplar. Wenn der König in seinem Arbeitszimmer seine Geschäfte erledigt hat, so ist jedermann streng verboten, hier einzutreten, wenn er es verläßt. Das Recht dazu hat nur ein be- sonderer Sekretär, der gegenwärtig Lord Knollys ist. Er vernichtet alle in den Papierkorb geworfenen Papiere, in dem er sie verbrennt, selbst die Schreibunterlagen, die auf dem Tisch zurückbleiben, ja sogar die Kreuzbandstreifen der Zeitungen, die Se. Majestät erhält. Keiner der Se kretäre, die zu dem Arbeitszimmer des Königs Zutritt haben, darf ein Tagebuch führen; ebenso sind den Hof- damen der Königin alle persönlichen Aufzeichnungen streng untersagt, und sie müssen mit einem Eide bekräftigen, daß sie sich diesem Verbot fügen wollen. Trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln verschwinden dennoch bisweilen Papiere, und dann ist der arme Lord Knollys in großen Aengsten und fast krank vor Aufregung; denn der König hat vor Klatschereien den größten Abscheu Eine erschütternde Tragödie hat sich Anfang dieses Monats im Petersburger Ge fängnis zugetragen. Der wegen angeblicher Teilnahme an einem Komplott gegen den Zaren zum Tode verurteilte Gefangene Stnjawskt ließ sich mit seiner Geliebten Kit Purkin trauen, um das Kind beider zu legitimieren. Der Trauungs-Akt, der zwei Menschen, von denen einer nur noch wenige Stunden zu leben hotte, ehelich verband, ist am 2. September, nachmittags 5 Uhr in der Gefängnis- kirche im „Hause für vorläufige Haft" vollzogen worden. Das Paar war für die Trauung von allen Formalitäten, welche sonst die griechisch-orthodoxe Kirche verlangt, be- freit: sie brauchten weder das Abendmahl zu nehmen, noch zu beichten, auch vom Aufgebot war abgesehen worden. Als Zeugen fungierten bei der Trauung Ge fängniswärter, die Bitte Sinjawskis, die mit ihm zum Tode Verurteilten bei der Zeremonie anwesend sein zu lasten, wurde abschlägig befchieden- In der Traurede wünschte der Priester dem zum Tode verurteilten daS Leben, allein die Hoffnung, die er, ja die ganze aufge- klärte russische Gesellschaft auf die Begnadigung, die in diesem Falle fast selbstverständlich schien, gesetzt hatte, wurde getäuscht: Priester Flerow traute Sinjawski nicht für das Leben, sondern für den Tod. Am 3. September, im ersten Morgengrauen, ist Sinjawski mit seinen zwei Leidensgefährten htngerichtet worden. Ganz im Gegensatz zu den Hinrichtungen der letzten Zeit, welche die Gesell schaft mit der stumpfen Kälte der Gewöhnung hinnahm, bewegte die Hinrichtung der drei jungen Menschen, die ein Attentat auf den Zaren geplant haben sollen, die weitesten Schichten der Bevölkerung. Daß wider alles Erwarten dir Begnadigung ausblteb, machte einen um so schwereren Eindruck, als man tiefe Einblicke in den ganzen Prozeß gewonnen hatte, der niemand von der tatsächlichen Schuld der Angeklagten zu überzeugen ver mochte. Sogar äußerst loyale Kreise sprechen sich mit erbitterter Schärfe über die Vollstreckung des harten Ur teils aus. Vor der Hinrichtung hatte man den Verurteilten noch gestattet, einige Stunden gemeinsam zu verbringen. Auch durfte Sinjawki seine Frau sehen. Um 3 Uhr nachts wurden die Verurteilten geweckt, ins Bezirksgericht geführt und von hier in geschloffenen Wagen nach der am Meer gelegenen Richtstätte verbracht, wo man an ihnen in Gegenwart des Staatsanwalts das Todes urteil vollzog. Ein strenges Gesetz zur Bestrafung ehelicher Untreue in Amerika ist mit dem ersten September im Staate New-Jork in Kraft getreten. Nach diesem Gesetz ist jeder Gatte, der sich eines Ehebruchs schuldig macht, zu sechs Monaten Gefängnis oder 2500 Dollars Geldstrafe zu verurteilen. In schweren Fällen ist de: Richter aber auch er mächtigt, gleichzeitig auf beide Strafen zu erkennen. Zur Strafverfolgung ist kein besonderer Antrag eines der beiden Gatten nötig. Von dieser drakonischen Maßregel wird erwartet, daß sie ganz bedeutend zur Verminderung der Ehescheidungen beiträgt; man hofft, daß die Zahl der Ehescheidungen um wenigstens 75 Prozent zvrückgehr. Wie man weiß, ist die Zahl der leichtfertigen Eheschei dungen in Amerika sehr hoch. Voraussichtlich wird das jetzt im Staate New-Jork anders werden, denn jedenfalls werden wenig oder gar keine Ehebrüche mehr Vorkommen, die von ausetnanderftrebenden Eheleuten nach gemeinsamer Ueberetnkunft ausgeführt werden. Viele Scheidungskünstler und -künstlerinnen werden cs sich überlegen, ob nicht die Befreiung vom Ehejoch mit einem halben Jahr Gefängnis zu teuer bezahlt ist. Aus Stadt und Land. Mttteüuvgeo aus dem Leserkreise sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 11. September 1907. — Verehelichung der Gräfin Montignoso? Wie man dem „Berl, ttokalanzeiger" aus London telc- graphiert, wird dort die Ankunft der Gräfin Montignoso erwartet. Der Grund ihres Besuches ist ihre bevor stehende Trauung mit dem 26jährigen Florentiner Sänger Toselli. — Wir geben diese Nachricht mit allem Vorbehalt wieder, da sie jedenfalls auf Erfindung beruhen wird. Nachfragen bei den Bureaus für Trauungslizenzen in London haben hinsichtlich einer bevorstehenden Trauung der Gräfin Montignoso nichts ergeben. Unter keinen Umständen aber kann von einer sofortigen Heirat die Rede sein, da nach englischem Gesetz vorher ein Aufenthalt von 14 Tagen im Lande notwendig ist. Uebrigens stehen auch sonst recht gewichtige Gründe dieser Möglichkeit einer Wiederverheiratung der Gräfin Montignoso entgegen. Denn es ist einerseits zu bedenken, daß die Gräfin jeden falls gelernt hat, nicht bloS mehr der Stimme der Sinne, sondern vornehmlich derjenigen der Vernunft zu folgen Sie würde zweifellos einmal ihre Apanage von 36O00 Mark jährlich verlieren, denn der Dresdner Hof hat keine Verpflichtung mehr in einem solchen Falle. Auch könnte man annehmen, daß für die Verwirklichung einer der artigen Verheiratung der Großherzog von Toskana sich wohl gänzlich von der Gräfin abwenden wird. Aber weiter: Laut Vertrag mit dem Dresdner Hofe ist ihr Töchterchen, die Prinzessin Monika Pta bis zum 1. Mat 1908 ihr überlasten worden und es ist nicht ausgeschlossen, daß man der Gräfin auch noch über diese Frist hinaus ihr Kind anvertraut. Eine Wtederverheiratung aber würde ihr das Recht auf die kleine Monika Pia nehmen. Andererseits ist zu bemerken, daß die Gräfin Montignoso allerdings eine neue Ehe eingehen kann; denn ihre erste Ehe ist nach bürgerlichen Rechten geschieden. Sie kann indessen, wie man den „L. N. N." aus Dresden schreibt, nur eine Zivilehe, keine kirchliche Trauung begehren, denn, ihre erste nach kirchlichem Rechte geschlossene Ehe kann nach katholischem RituS nur durch den Tod gelöst werden. Die Meldung, daß die 37jährige Gräfin sich mit einem 26jährtgen jungen Manne verheiraten wolle, scheint offen bar Schwinde! zu sein. Auch die sonstigen Draht meldungen gehen darauf hinaus, daß man allgemein die ganze Sache alS Zeitungsente ansteht. Zudem hinkt die Botschaft schon daran, daß sich nach den bisherigen Er kundigungen der angebliche Sänger als Klavierspieler herausstellt, der allerdings das Wohlwollen der Gräfin genießen soll. Dem „Berl. L.-Anz." wird zu der Affäre aus Wien gemeldet: Die Nachricht von der bevorstehenden Ver- mählung der Gräfin Montignoso mit einem italienischen Sänger wird in hiesige» Hofkreisen nicht geglaubt. Die Gräfin ist seit ihrer Scheidung wieder Mitglied des österreichischen Kaiserhauses geworden. Für ihre Wiederverheiratung ist also die Ebenbürtigkeit und die Zustimmung des Kaisers als Chef des Hauses notwendig, die in diesem Falle ge- wiß nicht erteilt werden würde. Durch ihre Wiederver- heiratung ginge die Gräfin auch ihrer finanziellen Unter stützung, die sie aus Oesterreich bezieht, verlustig. Vom toskanischen Hofe werden die Gerüchte über die angebliche Wtederverheiratung der Gräfin Montignoso direkt als unglaubhaft bezeichnet. Die erzherzogtiche Familie zog sofort in Rom Erkundigungen ein, die zu dem Resultat fühlten, daß man dort einen Sänger Toselli überhaupt nicht kenne. Auch habe ein Verkehr der Gräfin mit Personen außerhalb ihres Bekanntenkreises niemals statt gefunden. Gräfin Montignoso lebe durchaus zurückgezogen und befinde sich augenblicklich weder in London noch anderwärts außerhalb ihres Wohnsitzes, sondern ... in ihrer Villa, die sie seit langer Zeit, von einigen Ausflügen abgesehen, überhaupt nicht verlassen habe. Nach diesen zuverlässigen Nachrichten kann es keinem Zweifel mehr unterliegen, daß die Nachricht der „Central News" auf Erfindung beruht. — Für Dienstag, den 29. Oktober, ist von den drei Dresdner nationalen Ausschüsse»» in der großen Halle des städtischen Ausstellungspalastes ein Vortrag des Generals Keim über nationale Fragen in Aussicht genommen. General Keim übt bereits seit einer langen Reihe von Jahren eine unermüdliche Tätigkeit aus zur Weckung und Hebung des Verständnisses für eine starke deutsche Flotte der Zukunft. Durch seine rückhaltlose Unerschrockenheit und fesselnde Rede versteht General Keim, seine Zuhöhrer mit Heller Begeisterung für seine Ideale und die ragende Größe Deutschlands zu Wasser und zu Lande zu erfüllen, ja, sein impulsives Temperament reißt ihn zuweilen zu Aeußerungen fort, die selbst in nationalen Kreisen nicht unangefochten bleiben. Der Eintritt zu dem Vortrag erfolgt unentgeltlich gegen Karten. — Wie wir vernehmen, steht in Wilsdruff die Gründung eines evangelischen Arbeitervereins bevor. Der in vorliegender Nummer an anderer Stelle abgedruckte Artikel über die Ziele der evangelischen Arbeiter vereine wird deshalb besonders interessieren — Der stimmungsvolle Verlauf des Waldfestes, das der Eoang. Arbeiterverein im Plauenschen Grunde im vorigen Jahre hier abhielt, hat dem Verein Veranlassung gegeben, auch für die Abhaltung des diesjährigen Waldfestes den hiesigen oberen Park ins Auge zu fassen. Von dem Entschluß des Vereins wird man hier allgemein gern Kenntnis nehmen. — Nachgenannte Bauarbeiten der Linie Wils druff—Gärtltz sind zu vergeben: 1. Erdarbeiten nebst zugehörigen Weganlagen und zwar des 2. Bauabschnittes mit rd. 68000 cbm, des 3. Bauabschnittes mit rd. 55000 cbm und des 4. Bauabschnittes mit rd. 58000 cbm Maßenbewegung; 2. Kunstbauten, 3. Gleisbettung und 4. Gleislegung. Die Angebotslisten sind bet den Eisen- bahnbaubureauS Wilsdruff (2. und 3 Bauabschnitt) und Lommatzsch (4. Bauabschnitt), woselbst die Vertragsbe dingungen einzusehen sind und weitere Auskunft erteilt wird, gegen Erstattung der Herstellungskosten von je 3 Mk. für die Preislisten des 2. und 3. Bauabschnittes und von 2,00 M. für diejenigen des 4. Bauabschnittes zu entnehmen und nach Ausfüllung versiegelt und mit der Aufschrift „Angebot auf Bahnbauarbeiten" versehen bis zum 17. September 1907 portofrei an das Hauptbureau der Kgl. Generaldirektion in Dresden, Wiener Straße 4. I., einzureichen. Die Bewerber bleiben bis Ende No vember 1907 an ihre Gebote gebunden. Die Auswahl unter den Bewerbern sowie die Zurückweisung sämtlicher Angebote bleibt Vorbehalten. Wer bis dahin einen Be scheid nicht erhält, hat sein Angebot als abgelehut an- Zusehen. — Heute, am Donnerstag und Freitag finden in 30 sächsischen Landtagswahlkreisen die Wahlmänner- Wahlen statt. Das Ergebnis dieser Wahlen, das im vorhinein das Ergebnis der späteren Abgeordneten festlegt, wird am Freitag abend im „Hotel Löwe" bekannt gegeben. — Welterausficht für morgeur Trocken und meist heiter, nordöstliche Winde, wärmer. — Die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden hat dem Wasserbauarbeiter Emil Gustav Bormann in Alt- tanneberg für die von ihm am 13. Juni d. I. mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Rettung zweier Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe eine Geldbelohnung bew lligt. — Herzogswalde, 11. Septbr. Am Sonntag und Montag — zum Erntefest — findet im hiesigen Erbgerichtsgasthofe ein Kell er fest statt. Die Räume, in denen daS lustige Treiben sich abspiele« soll, werden reiche Dekoration erhalten- An beiden Tagen findet humoristisches Konzert und Tanz statt. — Am Sonntag abend in der 8. Stunde fuhren zwei Radfahrer, der eine von Dresden, der andere von Tharandt kommend, etwa Halbwegs zwischen Tharandt und Hainsberg in der Dunkelheit heftig gegeneinander. Während dem abwärts in der Richtung nach HainSberg Fahrenden nur das Rad teilweise beschädigt wurde, er selbst aber in der Hauptsache unverletzt blieb, stürzte der andere so heftig mit seinem Rade zur Erde, daß er einige Zeit regungslos liegen blieb und an mehreren Stellen des Kopfes stark blutete. Als er das Bewußtsein all- mählich wieder erlangt hatte, vermochte er nur ganz müh sam Auskunft über seine Person und seinen Wohnort (Freiberg) zu geben. — Das am Sonntag nachmittag auf „Zechels Höhe" veranstaltete Knabcnhort-Jahresfest des Deubener Knabenhorts hatte trotz des trüben Himmels eine nach Hunderten zählende Zuschauermenge angezogen, die sich an dem munteren Treiben der spielenden Zöglinge sichtlich ergötzte. In seiner Ansprache wie» der Vorsitzende des Vereins, Pfarrer Jentsch, auf das am selben Tage gefeierte Erntefest hin, es im geistigen Sinne deutend auf die erstrebten und gezeitigten Erziehungserfolge der Anstalt. Mit ungeteiltem Interesse folgte die in der ge räumigen Halle Kopf an Kopf gedrängte Menge der naiven Vorstellungen der Kinder, deren hingebende Be geisterung man manchem zünftigen Akteur wünschen möchte. Es zeigte sich dabet, was auch in den schlichtesten Arbeits kindern für ein geistiger Fonds vorhanden ist, der nur von freundlicher Liebe avS Tageslicht gezogen zu werden braucht. Der Heimzug der Kinder, die, jedes mit einer Papierlaterne bewaffnet, wie eine lange Leuchtkäfer kette die Schlangenwege den Berg hinunter ins Tal marschierten, gewährte einen überraschenden Anbl'ck. Weit mehr noch aber freute sich der Ktnderfreund an den leuchtenden Augen der Kleinen, die sich trotz oder gerade wegen der Schlichtheit der Feier wie im Paradiese fühlten. Durch die freundliche Unterstützung zahlreicher Geschäftsleute und sonstiger Gönner des Knabenhortes war es möglich, eine ergiebige Groschenlotterie zu veranstclteu, deren Lose binnen kurzer Zeit abgesetzt waren. Ans Sachsen. Wilsdruff, den 1l. September 1907. In Wasewitz vollzog sich am Sonnabend die Hebtfet er des an der Prohliser Straße neucrbauten Realgymnasiums, zu der sich Herr Gemeindevsrstand Fischer und zahlreiche Mitglieder des Gemeinderats, sowie daS Lehrerkollegium mit den Schülern eingefunden hatten. Der Leiter der Anstalt, Herr Professor Dr. Börner, hielt eine warmempfundene Ansprache. An die schlichte Feier schlossen sich Führungen durch den Neubau. Herr Architekt und Baumeister Emil Scherz, nach dessen Entwürfen daS neue Realgymnasium gebaut wird, gab hierbei die Er läuterungen. Das Realprogymnafium (Realgymnasium in Entwicklung) zählt zurzeit 156 Schüler in den Klassen Sexta bis Obertertia; Ostern 1908 soll der Neubau be zogen werden. Gestern früh in der 6. Stunde schwamm unterhalb des Loschwitzer Waßerwerks ein mächtiger Hirsch durch die Elbe an das Blafewitzer Ufer. Nach kurzer Zeit kam das Tier wieder und landete am Winterhafen in Loschwitz. Dort übersprang es die hohe Einfriedigung und raste den Körnerweg entlang über den Körnerplatz und die Plattleithe aufwärts, riß dort einen älteren Mann um und blieb schließlich vor zwei kreischenden Fraue« stehen, machte wieder Kehrt und raste nunmehr längere Zeit in verschiedenen Straßen umher, bis es einen Aus weg in den Wald fand. Der umgerissene Mann kam mit dem Schrecken davon. Von der Leipziger Kriminalpolizei wurde am Freitag ein 20 Jahre altes Zimmermädchen aus Esch weiler verhaftet. Es hatte kürzlich in einem holländischen Kurhotel, in wechem es bedienstet war, einem Badegast 2060 Francs entwendet und war dann mit einem 22 Jahre alten Hausdiener aus Weimar nach Deutsch, land geflüchtet. In Düsseldorf teilte das Pärchen den Raub, und während der Hausdiener nach England abge- dampft war, hatte die Eschwegerin mit einer Freundin Leipzig aufgesucht, wo sich beide in einem Hotel einlogiert hatten. Als jedoch das Geld ausgegeben war und die beiden nicht zahlen konnten, erfolgte ihre Festnahme, wo bei die alten Sünden ans Licht kamen. Vor der Ferienstrafkammer des Freiberger Land gerichts hatte sich zum wiederholten Male die 44 jährige Stuhlarbeitersehefrau Lina Marie Flade aus Brand wegen Beleidigung des inzwischen verstorbenen Bürgermeisters Beier in Brand zu verantworten. Die Angeklagte Flade wurde bereits wegen Beleidigung des Bürgermeisters mit 4 Monaten Gefängnis vorbestraft. Dtesesmal wurde sie beschuldigt, dem nunmehr Verstorbenen.