Volltext Seite (XML)
oberen Rande der Bruchwände aus vorgeschrieben war, so wurde der Unternehmer unter Anklage gestellt und vom Landgericht zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Ein Arbeiter hatte beim Verladen von Ton eine etwa 5^/, m hohe Halde bestiegen, als letztere, durch nachts ein- getretene Regengüsse gelockert, ins Rutschen geriet und ihn verschüttete. Trotz sofortiger, von der gesamten Arbeiterschaft aufgenommenen Rettungsarbeiten konnte der Verunglückte nicht mehr lebend zu Tage gefördert werden; er war bereits erstickt. In einer Getreidemühle kam der Obermüller bei dem Versuch, einen Riemen während des Betriebes aufzulegen, ums Leben; er wurde tot an der Transmission hängend aufgefunden. In einer Fließenfabrik, in einem Emaillierwerk und in einer Puppenkopffabrik hatten zwei Arbeiterinnen und ein Minderjähriger Arbeiter, die an Pressen und Stanzwerken beschäftigt wurden und während des Betriebs zwischen Stempel und Matrize der Arbeitsmaschinen ge rieten, den Verlust einer Hand zu beklagen. Der Maschinist eines Elektrizitätswerkes benutzte beim Abstäuben des Schalterbrettes einen Pinsel mit metallener Zwinge und geriet mit letzterer zwischen die Kontakte eines ausgerückten Hebelschalters. In dem elektischen Stromkreis, der mit 220 Volt Spannung arbeitete, ent stand Kurzschluß, infolgedessen der Maschinist au der rechten Hand und im Gesicht Verbrennungen erlitt. An Fahrstuhlanlagen ereigneten sich vier Unfälle, von denen drei auf unvorsichtige Bedienung und einer auf ver botene Benutzung des Fahrstuhls zurückzuführeu sind. politische Rundschau. Wilsdruff, 2. September 1907. Deutsches Reich. Das Befinden der Kaiserin ist ein den Umständen nach ganz befriedigendes, denn der Heilungsprozeß nimmt einen normalen Verlauf. Wenn weiter keine Komplikation eintritt, dürfte die Kaiserin in der nächsten Woche so weit hergestellt sein, daß sie Geh versuche unternehmen kann. Alltäglich läßt sie sich auf ärztliches Anraten des Lor- und Nachmittags im Roll stuhl in dem weiten Schloßparke spazieren fahren, wobei sie stets längere Zeit in der berühmten Hortenstalaube, ihrem Lieblingsplatz, verweilt und der Lektüre huldigt. Sehr groß ist die Zahl der Beileidsschreiben, die der Kaiserin aus dem Volke gesandt worden sind; die Patientin läßt es sich indessen nicht verdrießen, all diese Zeichen der Liebe und Verehrung durchzulesen und hin und wieder Antwortschreiben zu diktieren. Im übrigen wird auf besondere Anweisung des Kaisers zwischen dem jeweiligen kaiserlichen Hauptquartier und dem Wilhelms höher königlichen Schlosst ein ständiger telegraphischer und telephonischer Verkehr unterhalten, damit es dem Kaiser möglich ist, sich stets über das Befinden seiner Gemahlin zu informieren. Täglich spricht der Monarch wiederholt per Draht mit seiner Gemahlin und tröstet sie, gleichzeitig berichtend, wie die und die Veranstaltung abgelaufen ist. Auch der Leibarzt der Kaiserin, Geheimer Medizinalrat Dr. Zunker, hat dem Kaiser mehrmals täglich über die fortschreitende Gesundung der Kaiserin Bericht zu erstatten. Des Interesses halber sei hierbei erwähnt, daß die ge- flogenen Gespräche mittels Fernsprechers und der tele» graphische Depeschenverkehr nicht gebührenfrei find, sondern genau so bezahlt werden müssen, als wenn sie ein ein facher Bürger führt. Kaiserliche Telegramme uno Tele phongespräche find bekanntlich nur dann gebührenfrei, wenn ste amtlichen, dienstlichen Charakter haben. Et« Idyll aus dem sozialdemokratischer» Zukuustsstaat entwirft der „Genosse" Hope Bridges Adams Lehmann in den „Sozialistischen Monatsheften". In einem Artikel, betitelt „Sexuelle Pädagogoik" bietet er über den Verkehr der Geschlechter folgende anmutige Schilderung: „Ich glaube, die sozialistische Gesellschaft wird zu- nächst die erste Jugend so gesund, so glücklich, so anregend, so voll Interessen, die dem Alter entsprechen, zu gestalten wissen, daß Nervosität und Frühreife verschwinden und physiologische Anfechtungen auf ein Minimum reduziert werden. Ich glaube, ste wird Krankheiten durch die nötigen Maßnahmen der Isolierung und rechtzeitiger und ausreichender Behandlung ausrotten. Ich glaube, sie wird ein gewisses Alter und auch gewisse Krank- heilen bestimmen, in denen das Zeugen und Gebären von Kindern verboten ist, als Schutz für Minderjährige und im Interesse der Rasse. Nach Ueberschreitung dieser Altersgrenze wird ste das Eingehen und Auflösen von geschlechtlichen Beziehungen dem individuellen Ermessen überlassen, ohne davon in irgend einer Weise Kenntnis zu nehmen. Nur für den Fall, daß Kinder aus der Ver- bindung hervorgeheu, wird sie das Paar für eine be stimmte Periode — etwa 3 bis 5 Jahre — als Eheleute betrachten und ste zur gemeinsamen Sorge für die Kinder anhalten. Nach Verlauf dieser Zett wird es ihnen sreistehen, auseinanderzugehen; im Fall der Uneinigkeit wirb das Gericht entscheiden. Für Kinder, die ohne Eltern verbleiben, wird die Gesell schaft sorgen. Solche Kinder wird es wahrscheinlich sehr wenige geben, denn es wird der Frau gestattet sein, eine unerwünschte Schwangerschaft innerhalb einer bestimmten Zeit durch ärztliche Hilfe unterbrechen zu lassen." Wem nun der Mund nach dem sozialdemokratischen Zukunftsstaat nicht wässert, der verdient auch nicht, all des kommenden Glückes teilhaftig zu werden. Die Einquartierung bei einem Genoffenblatte. Man schreibt aus Hannover: Auch der sozial demokratische „Volkswille' hat während der Kaiser- tage 4 Mann Einquartierung gehabt. Er selbst be richtet darüber: „Im Gegensatz zu den sogen, besseren Kreisen, die ihre Soldaten auSquartierten, haben wir trotz unserer beschränkten Räumlichkeiten uns bemüht, „unseren Soldaten" es während der Einquartierung mög- ictst angenehm, bequem und heimisch zu machen. Wir haben ihnen ein großes, schönes Zimmer mit Sofa ein- gerichtet, schnell extra vier komplette, gute Betten an geschafft und für reichhaltigste, beste Verpflegung mit allem, was an des Lebens kleinen Annehmlichkeiten und Be- dürfnissen sonst dazu gehört, gesorgt. Kurz, wir haben keine Kosten gescheut, Gastfreundschaft gegen „unsere Soldaten" zu üben; Mi allein deshalb, weil wir in ihnen das Volk in Waffen respektieren, sondern auch, weil wir glaubten, das Vertrauen, das die Militär, behörde durch diese Zuweisung der Einquartierung an den „Volkswille" in unsere staatsbürgerliche Loyalität offenbar gesetzt hat, in jeder Beziehung rechtfertigen zu muffen." — Na also! Feigenkuttur in Deutfch-Südwestafrika. In Swakopmuud sind einige vor fünf Monaten gepflanzte Feigenbäumchen so gut augewachsen, daß bereits die ersten reifen Früchte abgenommen werden konnten. Der Erfolg ist um so überraschender, als in anderen, für viel günstiger gehaltenen Plätzen des Schutzgebietes die Anpflanzung von Feigenbäumen meist ergebnislos ge blieben ist. Feuer im Kloster. Im 300 Jahre alten Ursulinerinnen-Kloster in Breslau brach Feuer aus, das mit rasender Geschwindig keit um sich griff und sich bald über das ganze Gebäude erstreckte. Durch den Brand wurde der Dachstuhl des Klosters vollkommen kingeäschert. Die Klosterkirche ist gänzlich ausgebrannt. Mit großer Gefahr wurden von den Ursulinerinnen die Kruzifixe und sonstige Kultgeräte aus ihren Zellen gerettet. Ebenso konnten die Kloster archive udd das wichtigste Akten- und Unterrichtsmaterial der Schule gerettet werden. Vernichtet dagegen wurde die Gaderobe und das Inventar. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Die Schwestern und Kinder wurden alsbald nach dem Karlowitzer Ursulinerkloster gebracht. Nach vierstündiger Tätigkeit gelang es der Wehr, den Brand einzudämmen und so vor allem das Einstürzen des zirka 65 Meter hohen Turmes zu verhindern. Der durch das Feuer angerichtete Schaden ist außerordentlich groß. Ausland. Ein verhafteter Prinz. Prinz Wilhelm von Schweden ist auf einer Auto- mobilfahrt von Coney Island nach Brooklyn von einem Polizisten wegen Schnellfahrens festgenommen worden. Die Einwendungen, die von der Umgebung des Prinzen erhoben wurden, machten auf den amerikanischen Polizisten deinen Eindruck, zumal ihm der Beweis, daß der Ver- »aftete wirklich der Priuz sei, nicht geliefert werden konnte. Zufällig kam ein höherer Beamter vorbei, der die Freilassung des Prinzen bewirkte. — Ziemliches Aufsehen hat es erregt, daß der schwedische Prinz auf Leitern zum höchsten Punkte des im Bau befindlichen neuen Wolkenkratzers -er Singer-Company cmporgeklettert ist. Der Neubau oll einundvierzig Stockwerke hoch werden, und die Leiter tour hat den Prinzen bereits auf eine die meisten New- Aorker Riesenbauten überragende Höhe emporgeführt. Das Räuberunwefe»» in Serbien. Nach einer Meldung aus Belgrad ist eine Räuber rande von sechs Personen, die seit einiger Zeit im Kreise Poscharewatz ihr Unwesen trieb, tm Dorfe Kumane von einer Gendarmerie-Abteilung unschädlich gemacht worden. Der Bandenchef und ein zweiter Mann wurden beim Angriff getötet, die übrigen Räuber, unter ihnen eine Frau, ergaben sich nach längerem Widerstande. Kirgisenkämpfe im ferne« Osten. Wie eine Episode aus der Zeit der Völkerwanderungen test sich eine Geschichte von dem Kampf zwischen Kirgisen und Ansiedlern, über die aus dem Gouvernement Tomsk olgendes berichtet wird: Das große Dorf Aimagul mit iber 4000 Seelen liegt zwischen kirgisischen Ländereien. Die Ansiedler zeigten in der letzten Zett das Streben, die Kirgisen von ihrem Lande zu verdrängen, und schon war eine widerrechtlich auf fremden Lande entstandene Ansiedelung vom Militär zerstört worden. Doch die andhungrtgen Ansiedler verlegten sie blos auf eine andere Stelle. Als schon 80 Häuser errichtet waren, gingen chließlich die Kirgisen von Verhandlungen zur Tat über und begannen die fremden Häuser auf ihrem Lande ab- zutragen. Da rückten die Aimagulzy zum Ersatz heran, und in der Nacht wurde das Dorf der Kirgisen über- fallen. Neun Kirgisen und ein Weib wurden erschlagen und zehn verwundet. Darauf flohen die Kirgisen zu den umliegenden Orten. Die Sieger nahmen vom eroberten Platz Besitz, in dem ste nach Herzenslust hausten und alles Brauchbare zusammenschleppten. Doch am Morgen rückten die Kirgisen in erdrückender Ueberzahl gegen die Feinde von allen Seiten heran. Die Sieger mußten fliehen und das geraubte Gut auf Wagen und Pferden zurücklassen. Die eingeleitete Untersuchung stellte 26 des Mordes Schuldige fest. Der Untersuchungsrichter ließ nach achttägigem Verhör einen Teil von ihnen verhaften und nach Barnaul inS Gefängnis zu bringen. Schon war im Dorf alles zur Abfahrt der Verhafteten bereit, da erschienen die Aimagulzy, die sich zur Befreiung ihrer Dorfgenossen wiederum auf den Kriegspfad begeben hatten. Der Untersuchungsrichter und der Prtstaw mußten fliehen, der Dorfälteste rettete mit knapper Not auf dem Rücken eines Pferdes sein Leben, die Landwächter schlossen sich ein. Aufruf -es Evangelischen Gundes. v. L. X. Die 20. Generalversammlung des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch protestantischen In ter essen findet vom29.Septem der bis 3. Oktober in Worms statt. Der Zentralvorstand erläßt gemeinsam mit den Vor ständen des Hauptvereins im Großherzogtum Hessenunddes Wormser ZweigvereinS, sowie mit dem großen Festaus schuß, der die Namen vieler angesehener Männer aus allen Kreisen der Bevölkerung aufweist, folgenden Aufruf: „Große deutsche und protestantische Erinnerungen klingen au der heurigen Stätte unserer Bundestagung in mächtigem Doppelklang zusammen! In Worms, wo König Gibichs Rosengarten zu neuem Leben erblüht, rauschen die Wellen des grünen Stromes ein sinnvolles Heldenlied aus den Nibclungentagen; in Worms, wo ehern das Denkmal der Reformation sich erhebt, hörte die Welt vor Kaiser und Reich Luthers folgenschweres Wort in denkwürdiger Stunde, wie ste der alte Dom und der alte Rhein vorher und nachher nicht erlebten. Uns sollen von diesem einzigartigen deutsch-evange lischen Hintergründe die Stimmen der Vergangenheit zu lebensvoller Erfassung und tatkräftiger Erfüllung unserer wichtigen Aufgaben in entschetdungSreicher Gegen wart rufen und mahnen. Eine verheißungsvolle Wendung hat die erfrischende Volkserhebung am Jahresanfang uns gebracht: der Bann der unerträglichen, politischen klerikalen Miuderheits- herrschaft im Mutterlande der Reformation ist ausgebrochen l Aus diesem Umschwung erwachsen dem deutschen Protestantismus verantwortungsvolle Pflichten. Jetzt gilt es, bei aller Mannigfaltigkeit evangelischer Anschauungen einig sich zusammenzuschließen, damit den rastlos rüstenden Gegnern protestantischer Geistes« freihcit entschlossene Abwehr entgrgensteht und nicht Nibe lungenhader bösen Rückschlag und schlimmere Not uns bringt. Jetzt gilt es, trotz aller Schwierigkeit des verwirren den Getriebes unserer Zeit, schaffenskräftig sich zu regen, damit befruchtende Lebenskräfte zersetzende Ver neinung und berechnende Herrschsucht überwinden und Luthers Erneuerungsmacht sich sieghaft wirksam erweist. Das ist unser Ziel: durch tatenstarke Einigkeit dem deutschen Protestantismus zum Heile unseres Vaterlandes im öffentlichen Leben die ihm gebührende Stellung zu erringen und zu erhalten. Nicht eine konfessionelle Parteibildung er streben wir; aber wir wollen neben und in dem politischen Kampfe wider den anspruchsvollen Ultramontanismus tiesgegründete Begeisterung für die Güter der deutschen Reformation als beste Wehr und Waffen ins Feld führen. Nicht engherzigen Konfessionalismus pflegen wir, der in herrschsüchltger Unduldsamkeit sich Allein berechtigung anmaßt; aber wir halten charaktervolle Ausübung evangelischen Geistesleben für einen Dienst, ohne den unserem Volks- und Parteileben Erstarrung oder Zerstörung droht. Diese hohen Ziele führen uns auf ein gewaltiges Arbeitsgebiet! Unsere großen Aufgaben besser zu erfassen, alte Tatkraft zu stärken, neue Wehrkraft zu entfalten, dazu wollen wir zusammen kommen! Auf denn in deutscher Treue zu gut evange- ischem Rat und z!u echt protestantischer Tat in der Nibelungen- und Lutherstadt Worms!" Ans Stadt nnd Land. Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar mtgegm. Wilsdruff, den 2. September 1907. — In der letzten am Mittwoch abgehaltenen achten diesjährigen Sitzung -es Bezirksausfchuffes der Kgl. Ämtshauptmanuschast Meißen wurde Genehmigung erteilt zum ortsstatutarischen Beschluß der Gemeinde Neu- anneberg, die Verkündigung allgemeiner Veröffent- ichungen und Anordnungen in Gemeinde- und ortspolizei- ichen Angelegenheiten betreffend; zum Gesucht des Gasthofs- besttzers Täubrich in Herzogs walde um Bewilligung eines dritten außerregulativmäßigen Tanzsonntags im Jahre; zum Gesuche Kurt Hermann Bobes in Dittmanns dorf um Konzession zum Schankbetrtebe im Grundstück Kataster-Nummer 28 C daselbst. Mit dem Erlaß von Polizeiverordnungen, betreffend das Nächtigen im Freien, die Obsternte und das Schießen zwecks Verscheuchung der Vögel, erklärte der Bezirksausschuß sich einverstanden. — Ueber die eingetretene Milchnot erhalten die „Dresdner Nachr." aus landwirtschaftlichen Kreisen folgende Zuschrift: Seit einiger Zeit wird beobachtet, daß die Milchproduktion nicht nur in unserem engeren Vater- ^ande, sondern auch im ganzen deutschen Reiche merklich urückgegangen ist. Durch den immer mehr überhand- nehmenden Arbeitermangel in der Landwirtschaft sahen ich die Landwirte genötigt, dort, wo sie konnten, Arbeits kräfte zu sparen. Man verarbeitete deswegen nicht die Milch zu Butter, sondern verkaufte sie gleich frischmelkend und hatte dann weniger Arbeit. Das Geschäft ging sehr glatt, die Milch wurde immer mehr gesucht, so daß man wmer mehr Milchkühe hielt, weniger Jungvieh aufzog und die fehlenden Kühe durch Zukauf ergänzte, welche leicht und zu billigeren Preisen, als wie man ste selbst aufziehen konnte, zu haben waren. Infolge dieser veränderten Wirtschaftsweise wurden tm ganzen Deutschen Reiche weniger Kühe aufgezogen, und da die Kühe häufig nur abgemolken, semästet, dann geschlachtet und nicht weiter zur Zucht renutzt wurden, so nahm die Kuhzahl immer mehr und mehr ab, und die Preise der frtschmilcheuden Kühe stiegen durch die große Nachfrage außerordentlich, so daß man 100 bis 200 Mk., ja noch mehr für eine frischmilchende Kuh mehr geben mußte, als wie man für dieselbe abge molken und gemästet vom Fleischer bekam. Die Kühe wurden immer teurer und schwerer zu beschaffen, so daß man sich genötigt sah, wieder den eignen Bedarf an Kühen mehr und mehr aufzuziehe«. Man konnte nun naturgemäß weniger Milchvieh halten, weil die Räume und das Futter nicht zulangten, infolgedessen wurde weniger Milch erzeugt, außerdem in der eigenen Wirtschaft mehr Milch zur Aufzucht der Kälber verbraucht. Auf diese Art und Weise mußte im ganzen deutschen Reich die Milchproduktion stark zurück- gehen. Anfangs hatte man gesucht, den Ausfall in der Milchproduktion durch erhöhte Kraftfuttergaben auszu- gleichen. Da aber auch diese durch den Mehrverbrauch ü Doppelzentner um 2 dis 3 Mark gestiegen waren, so mußte man auch damit etwas nachlassen, so daß der Rückgang der Milchproduktion nicht aufgehalten werden konnte. Dazu kommt noch in den letzten Jahren die große Trockenheit von 1904 und die Nässe in den Jahren 1906 und 1907, wodurch die Futterproduktionwesentlich verringert