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für den Bau einer Behausung, eine Lagerstätte, Kleider und Lebensrnittel für den Anfang. Wenn der Konzessionär sich eivzmichten wUß, so braucht er nicht selbst zu arbeiten. Ein Reglement vom September 1882 gestattet de» Sträs' lingen, sich bei ihrem Betriebe durch fremde Perionrn helfen zu lassen. Als der Berichterstatter eines Tages einen Sträfling fragte, wie einer seiner früheren Kette», kameradcn so schnell reich geworden sei, erhielt er zur Antwort: ,Er war eben ein Schlaukopf. Er ist hier, weil er gestohlen hat. Da es ihm gelungen war, seinen Raub beiseite zu schaffen, ließ er sein Geld kommen, so- bald er die Konzession hatte, und konnte so Arbeiter an- stellen." Diese Arbeiter sind gewöhnlich arme Teufel von Kolonist«», denen die Herren Sträflinge, die zu lebens, länglicher Zwangsarbeit verurteilt sind, befehlen dürfen- Es ist diesen auch erlaubt worden, ein landwirtschaftliches Syndikat zu bilden, dem die Verwaltung jährlich hundert, tausend Kilogramm Mais abvimmt und bar bezahlt. Das Syndikat von Bourail steht sich mit der Verwaltung so gut, daß ihm vor einigen Jahren durch den Kolonial. Minister Tecrais „zur Ermutigung' eine jährliche Sub- vention von sechshundert Franken bewilligt wurde. Die Erregung der marokkanischen Stämme in der Umgegend von Mazagan ist ständig iw Wachsen. 800 Flüchtlinge aus Mazagan, Europäer, Juden und Marokkaner, sind zu Schiff in Tanger ein getroffen. In Mazagan sind im ganzen nur etwa 20 Europäer zurück, geblieben, darunter sechs deutsche Kaufleute und der deutsche Postbeamte. Die im Innern gelegene Stadt Marrakesch haben die Deutschen in der Nacht zum Sonntag sämtlich verlassen. Der Vertreter des Sultans hat ihnen eine starke Begleitmannschaft gestellt. Sie beabsichtigen, sich noch der Hafenstadt Saffi zu begeben- Ju Fez aber ist beim Sultan eine Abordnung von „Ulemas", d. h. Rechtsgelehrten und Priestern, vorstellig geworden und hat in heftigen Worten die Verkündung des „heiligen Krieges" gefordert. Die Ulemas zogen schließlich grollend ab. Der Sultan ist sehr besorgt wegen der möglichen Folgen der religiösen Opposition so einfluß. reicher Führer; er befürchtet für sich Ermordung oder Entthronung. Die französische Regierung Hot zur Be- fchwichtigung der Mauren den sofortigen Wiederaufbau der zusawwkngeschossenen Moschee von Casablanca ange. ordnet. Wie avS Fez gemeldet wird, befindet sich die dortige Bevölkerung in der grlßten Erregung und hält lärmende Versammlungen ab. Aus Stadt und Land. MMeilrmgm aus dem Leserkreise für diese Rubrik uehmeu wir jederzeit dankbar eutgegen. Wilsdruff, den IN August 1807. - Farbige Achselklappe« für die säch fischen Regimenter? Farbige Achselklappen nach preußischem Muster sollen die sächsischen Infanterie-Regimenter er- halten. Es soll sich hier um eine Idee des Königs Friedrich August handeln. — Den Bestimmungen für die vom 19. bis 21. Sep. tcmber stattfindenden Korpsmanöver des 12. (1. K. S.) Armeekorps entnehmen wir folgendes: Das Generalkommando nimmt vom 17. bis 21 September Quartier in Dippoldiswalde, wo am 17. September auch der zu diesem übertretende Stab des 1- Train-Bataillons Nr. 12 eintrifst. Parteiführer dir Manöver am 19. und 20. September sind der Kommandeur der 1. Division Nr. 23 und der Kommandeur der 3. Division Nr. 32, General leutnants Graf Vitzthum v. Eckstädt bcz. v. Kirchbach, Ex zellenzen. Die den Divisionen während der Divisions. Manöver zugetrilten Truppen und Formationen verbleiben ihnen auch für die Korpsmanöver am 19. und 20. Sep. tcwper unterstellt. Für das Korpsmanöver gegen markierten Feind am 21. September wird eine kriegsstarke Division unter Führung des Generalleutnants Graf Vitzthum v. Eckstädt gebildet in der Weise, daß zwei Friedens-Bataillone ein kriegsstarkes, ein Feidartillerie-Rcgiment eine kriegs starke Abteilung zu 3 Batterien mit je 6 Geschützen (Feld- Haubitzenbatterien mit je 4 Geschützen) darstellen. Die Bildung der kriegsstarken Verbände erfolgt am 21. Sep. tcmber früh. Der markierte Feind setzt sich zusammen aus dem 3. Bataillon des Schützen-Regiments Nr. 108, 2 Kompagnien des Pionier-Bataillovs Nr. 12 (2 Kom- ragnien rücken nach Posen zur Festungskriegsübuvg aus), >er 23. Kavallerie-Brigade — Gardereiter-Reglment und Hanen-Regiment Nr. 17 — und der reitenden Abteilung ! . Feldartilleric-Regimcnt Nr. 12. Zu seinem Führer rst der Kommandeur der 32. Kavallerie-Brigade General major v. Laffert bestimmt worden. Am 19. September biwakieren alle Truppen, auch die berittenen; die höheren Stäbe beziehen Quartier nach Anordnung der Parteiführer. Am 20. September biwakieren nur die Fußtruppen (ohne die zum markierten Feind tretenden); die höheren Stäbe und alle berittenen Truppen beziehen enge (Not.) Quartiere. Manöverproviantämter werden errichtet in Sayda, Frauen, stein, Dippoldiswalde, Obercarsdorf. Außerdem wird noch in dem (im Frieden bestehenden) Proviantamt Pirna Futter usw. empfangen werden. Der während der Korps- Manöver entstehende Blotbedarf wird durch die in Pirna und Frauenstein zu errichtenden Feldböckereiev gedeckt, und zwar versorgt die Feldböckcret in Pirna die Magazine Pirna und Dippoldiswalde, die Feldbäckerei in Frauen- stein die Magazine Frauenstein, Sayda und Obercarsdorf mit dem erforderlichen Brot. Die Verpflegung?- und Biwaksbedürfnisse werden den Truppen zugeführt. Die berittenen Truppen stellen hierzu für die eigenen Empfänge ihre Krüwpergespavne. — Der Präsident der Zweiten Kammer des säch sischen Landtages, Geh. Rat Vr. Mehnert, soll nach den Meldungen verschiedener auswärtiger Blätter nach dem Ablauf feines Mandats im Jahre 1909 eine Wieder wahl ablehncn. Wie man hierzu aus Dresden schreibt, dürfte sich diese Meldung voraussichtlich bestätigen, da Herr Or. Mehnert mehrfach sich dahin ausgesprochen haben soll. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß mit diesem Rücktritte vr. Mehnerts eine Rangerhöhung und seine Berufung in die Erste Kommer des sächsischen Landtages verbunden ist. — Als Pflaster? — Durch die sächsische Presse geht jetzt folgende Notiz a«s Wilsdruff: „Mit dem Bau der vielbesprochenen „Rübenbahn" Wilsdruff.Meißkv-Lewwotzsch—Döbeln ist be- gönnen worden. In Triebischtal sind zahlreiche Arbeiter eingetroffen, hier werden 14 Eifenbahvbrückcn aufgeführt. Weiter hat man von Potschoppel bis Hainsbcrg in die Straßenbalnstrecke eine dritte Schiene eingesügt, es ist sonach eine Verbindung von Hainsbcrg (Anschluß noch Kipsdorf) nach Potschoppel-Wilsdruff bis Nossen oder Meißen hergestellt. Weiter fahr en dann die Schmalspur, wagen über Lommatzsch noch Gödewitz—Strehla oder Döbeln-Mutzschen-Mügeln usw. Auch soll auf dcm ganzen Schmalspurnetz Rollwagenverkehr eingeführt werden. Er ist eine neue Errungenschaft der Königlich Sächsischen Staatseiscnbohven. In Wilsdruff wird der Bahnhof bedeutend erweitert, weil hier das Netz zusammenläuft. Da in Wilsdruff Wohnungen sehr schwer zu haben sind, finden sich vielleicht Baumeister, die dicscm Mangel abhtlfen. Grund und Boden sind billig." Der Verfasser dieser famosen Notiz scheint ein konfuser Vielschreiber zu sein, vor dem wir die sächsische Presse - und vor ollcm den „Dresdner Anzeiger", der die Notiz zuerst brachte — warnen. Wenn unsere StaatSeiscnbohn eine Verbindung zwischen den Schmalspurbahnen Kipsdorf. Hainsbcrg und Potschappel-Wilsdruff-Meißen schaffen will, dam legt sie die dritte Schiene natürlich auf ihren Gleisanlagen an, nicht aber auf denen der — Straßen- bahn im Plaucnschen Grunde. Die dritte Schiene vom Straßcnbohnhof in Deuben bis zur Hoscmühle in Potschoppel hat den Zweck der Güterzusuhr für einige industrielle Unternehmen in Deuben und Potschoppel durch die Straßenbahn. Mit dem Eisenbahnverkehr hat diese Anlage absolut nichts zu tun. Wohl aber sprechen wichtige Verkehrsrücksichten für eine Verbindung der beiden Schmal- fpurbahnen Wilsdrvff-Potschoppel und Hainsberg-Kipsdorf. Man wird sie mit der Zeit sicher auch schaffen — aber niemals auf der Straßenbahn im Plaucnschen Grunde, sondern dort, wo sie hingehört: auf der Eisenbahn!! Auch die Bemerkung, daß der Rollwagenverkehr „eine neue Er- findung der Staatsbohn" fei, verrät die Unkenntnis des Verfassers in bahntechnischen Dingen. — Ganz und gar schlägt Ler Verfasser daneben in der Beurteilung des Wohnungsmarktes in Wilsdruff. Es muß zugegeben werden, daß sogen, mittlere Wohnungen — im Preise von etwa 250 Mk. — gegevwärtig etwas knapp sind. Das wird sich ober nach Aufhebung des Baubureaus zum Teil ändern, da der spätere Zuwachs an ZugSpcrsonal einen vollen Ersatz für das Baubureau kaum bilden kann. Andere —größereund kleinere — Wohnungen sind hinreichend vorhanden. Wenn sich einzelne Grundstücksbesitzer dazu verstehen wollten, ihre Grundstöcke entsprechend umzubauen, dann würde allen Ansprüchen bequem Rechnung getragen werden. Aber jedermann fürchtet sich, hier zu bauen, weil ihnen die Höhe der ortsüblichen Mietpreise keine Gewähr für eine ent- sprechende Verzinsung des Kapitals bietet. Für das Spekulantentum, das der Verfasser der ominösen Notiz anruft, ist in Wilsdruff absolut kein Boden vorhanden. — Die Unfallmeldestellet» haben, wie man uns unter Bezugnahme auf die Notiz in letzter Nummer mit- teilt, den Unfallmeldedienst außerhalb der Dienststunden nur während der sogenannten Dienstbereitschaft zu versehen. Die Dienstbereitschaft dauert hier früh von 6,30 bis 7 Uhr und abends von 9 bis 10 Uhr 20 Minuten. Für den Beamten, der 10,20 den Dienst verläßt, besteht also kein Aulaß, die Rückkehr des Unterbeamten von der Bahn abznwarten. Der Unterbeamte verbleibt lediglich im Postamte, um den Nachtdienst zu versehen. Im gegebenen Falle würde er aber ohne weiteres bereit sein, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, wenn ein Unfall dies erheischt. Die entsprechenden Bestimmungen lauten: „Un- fallmeldegespröche können zwischen Teilnehmerstellen, zwischen öffentlichen Sprcchsüllen sowie zwischen Teil- nchmcrstellen und öffentlichen Sprechstellen außerhalb der Dienststuvden gewechselt werden, sofern die Betriebs- und örtlichen Verhältnisse die Herstellung der Verbindungen ermöglichen. Die Benutzung einer öffentlichen Sprechstelle zu Unfallmeldegesprächen wird während der Nacht nur Personen gestattet, die dem Ver- Walter der Stelle bekannt sind; sie kann ausgeschlossen werden, wenn der Apparat im Schlafzimmer untergebracht oder die Verwaltung der öffentlichen Sprechstelle einer weiblichen Person übertragen ist- Solche Empfänger von Unfallmeldungen, die keinen Fervsprechanschluß haben, werden, fofern es die örtlichen Verhältnisse gestatten, zur öffentlichen Sprechstelle herangerufcn." Schon diese Bestimmungen gewährleisten das größtmöglichste Ent gegenkommen seitens der Postverwaltung, und daß gerade das Wilsdruffer Postamt auch in dieser Beziehung gern ein übriges tut, wenn man es nur in Anspruch nimmt, ist bei der an ihm gewöhnten Koulanz selbstverständlich. Hoffentlich macht man bei wiederkehrenden Fällen von der Einrichtung zweckmäßigen Gebrauch. — Aus gebotenem Anlaß hat der Tierschutzverein zu Meißen sein Ausschußmitglied Bezirkstierarzt Haubold um ein Gutachten über das Erwachsen der soge nannten Stallketten im Schädel von Rinder« ersucht. Herr Beztrkstierarzt Haubold äußert sich darüber wie folgt: Das sog. „Einwachsen der Kopfketten und noch mehr der Anböngcstricke" kommt bei Rindern infolge un sachgemäßer Fesselung leider immer noch vor. Es handelt sich um oberflächliche Hautwunden, bisweilen sogar um tiefe, auch auf die Kopfknochen eindringeude Verletzungen. Ursachen sind: Widersetzlichkeit und Zerren der Tiere, welche vorher in Laufstöllen untergebracht und noch nie gefesselt waren, am Stricke oder der Kette; kurzes An- bil den stößiger Rinder bei engem Stande, Fesselung der Tiere auf dem Transporte, währenddessen zum Beispiel durch unvorsichtiges Rangieren der Waggons die zu dünnen Kopsstricke Zerrungen und obige Verwundungen in kurzer Zeit veranlassen können. Die Besitzer sowohl als die Transporteure, ja sogar die Eisenbahnbctriebsbehörde« widmen diesen Verhältnissen nicht die genügende Auf merksamkeit. Die Tiere leiden infolge fraglicher Zerrungen und Wunden ost erheblich und besonders auch daun an- dauervd, wenn die Verletzungen bei großer Dunkelheit der Ställe oder Lässigkeit dcr Besitzer und Wärter nicht wahrgenowmcn werden. Solche fahrlässige Quälereien der armen, jahrelang kurz gefeyeltcn Tiere kaffen sich in einfachster Weise verhüten durch Verwendung o) der Hals bänder oder Halsketten im Stalle, b) der Kopfzäume auf dem Transporte, c) besonders konstruierter Kopfketten. — Parkfest i« der Dresdener Ausstellung. Den Höhepunkt des am nächsten Mittwoch zum Betzen des Albert-Vereins im Aussiellungspcrk stattfindenden Wohltätigkeitsfestes wird aller Voraussicht nach der Sommcrnochtsboll bilden,-der in dem prächtigen, auS diesem Anlaß schlich geschmückten Kovzertsaal obgchalten wird. Als Konzertkopellen wurden außer der Matrosen- kopclle S. M. Jocht Hohcnzollern die Kapellen des Infanterie-Regiments Nr. 177 und des 2ten Grenadier- Regiments Nr. 101 verpflichtet. Der Eintrittspreis zu dem bei jedem Wetter stattfindenden Feste istauf 1 Mk., im Vorverkauf 75 Pfg. festgesetzt worden. Dauerkarten be- rcchtigen gegen Nachzahlung von 50 Pfg. zum Eintritt in den Park. Für die Teilnahme zu dem Sommernachts- boll sind besondere Abzeichen zu lösen. — Die Beschickung der J«bilä«ws Hu«dea«s- stelluug i« Dresden verspricht infolge der hohen Kloffevdoticrungkn (mindestenst Mark 30—, 20,— und 10,— in allen Houptklossen oller Rassen) sehr zahlreich zu werden, drch kann die Dresdner Ausstcllungslcitung wegen des nötigen Platzes nicht in Verlegung kommen, da dcr städtische AuSstcllungSpalast für viele 1000 Hunde sonnen-, wind, und regenstchercv Aufenthalt bieten könnte. Es ist ein Lokal, wie cs wohl keim Hundeausstellung zur Verfügung hat. Programe und Meldescheine sind durch Lorenz, Drcsden-N. 12, Görlitzerstraße 28 zu beziehen. — In der Otto Putzgerschen Lederfabrik in Roste« haben sich vor acht Tagen zwei Arbeiter eine Milz- brandvergiftung zugczogen, weshalb sie sich in ärztliche Behandlung begeben mußten. Der eine der erkrankten Arbeiter, Blau aus Augustusbcrg ist an den Folgen der Vergiftung gestorben, der andere befindet sich auf dem Wege dcr Besserung. — Ueber ein angeblich totficheres Mittel gege« No««e«falter meldet der „Bunzlauer Kurier" folgendes: Ein Waldbesitzer der Umgegend hat den Versuch gemacht, die zurzeit zahllos heruwfliegenden Nonnenschmetterlinge durch Anzünden eines Feuers im Walde während der Abendstunden zu vernichte». Natürlich muß hierbei mit größter Vorsicht uwgegangen werden. Der Erfolg war ein ncht lohnender, indem Tausende von Faltern in das Feuer flogen und zugrunde gingen. Genannter ist dcr Ansicht, daß eine erfolgreiche Bekämpfung sehr wohl möglich wäre, wenn man viele kleine Feuerherde in ca. 200 Meter Entfernung im Walde oder am Waldravde schaffen wollte. — Die Abfahrt des Gewerbe Vereins zur Aus stellung nach Rabenau erfolgt morgen Dienstag, nach mittags Punkt 1 Uhr vom „Hotel goldener Löwe". Weitere Anmeldungen zur Teilnahme an der Omnibus- Partie — von Mitgliedern und Nichtmitgliedern — nimmt noch der Vorstand des Vereins, Herr Louis Seidel, entgegen. — Wetteransficht für morgen: Troken bei abnehmender Bewölkung, schwache Luftbewegung, warm. Ans Sachsen. Wilsdruff, 19. August 1907. Das bekannte Weiße Schloß in Blafewitz wird am 27. August zwangsweise versteigert werden. Die amtliche Schätzung beträgt 157250 Mk. Die Erfindungsgabe der Schwindler ist um neue Tricks, mit denen sie ihre vertrauensseligen Mit menschen hincinlegen, nie verlegen. Jetzt ist einem von der Gilde folgendes Stückchen gelungen. In Leipziger Zeitungen — vielleicht auch anderwärts — erschienen Inserate, in denen für zwei junge Engländerinnen, die deutsch lernen sollten, gute Pension gesucht wurde. Offerten wurden erbeten an: „Mrs. M. Riemer, 163 Oxford Terrace, London L." Es meldeten sich eine An zahl Personen, welche auf die Pensionärinnen reflektierten, und olle erhielten bald darauf die Mitteilung, daß daS Angebot angenommen worden sei, daß für die jungen Damen eine Pension von je 150 Mk. pro Monat bezahlt werde und daß sie demnächst eintreffen würden. Kurz darauf ersuchte ein angeblicher Spediteur Heller, 2 Park Street, Islington bl. London, um Ueberscndung von Eilgutspesen im Betrage von M. 35 und 65 Pfg., da er das Gepäck der Damen in deren Auftrag per Eilgut abgesendet habe und die Spesen dafür im Voraus er heben müsse. ES scheint, daß mehrere der also Benach richtigten da? Geld abgesendet haben, aber weder Damen noch Gepäck sind eingetroffen. Der Schwindel wird viel leicht auch in anderen Städten noch versucht werden, des halb sei hierdurch vor den Cowpaguons Riemer und Heller, vermutlich Deutschen, gewarnt. M AuS Zwickau meldete das dortige „Tagebl." folgen den Fall: Als am Donnerstage früh der Bureauvorsteher des Rechtsanwalt Stauß das Bureau öffnete, wartete ein Mann an der Vorsaaltür und verlangte Herrn Rechts anwalt Stauß zu sprechen, um eine Klage anzubringen. Da Herr Rechtsanwalt Stauß verreist ist, führte der Bureauvorstcher den Mann herein, nahm die Klage entgegen und wollte sich die Gebühr bezahlen lassen, erhielt hierbei aber ein größeres Geldstück, das er wechseln mußte, zu welchem Zwecke er die Tischlade, worin sich die Kasse be- fand, herauszog. Auf diesen Augenblick hatte der Fremde gewartet. Er stürzte auf den Bureauvorsteher zu, warf ihn zu Boden und versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf, sodaß er bewußtlos liegen blieb, bis der Brief träger kam. Inzwischen hatte der Gauner die Kosse durch»