Volltext Seite (XML)
Kannibalismus im Bismarck Archipel. Wie in voriger Nummer berichtet, wurde das bei dem Häuptling Salin in Malis bedienstete Bukawetb Karas Henot von den Häuptlingen Mogan aus Torohabou und Somson aus Bangalu mit ihren Leuten unter Zustimmung und Mitwirkung des Salin überfallen und ermordet. Als die Untat in Herbertshöhe bekannt wurde, brach eine Ex pedition unter Führung des kaiserlichen Bezirksrichters Dr. Scholz nach der Insel Nissan auf. Aus dem Bericht des Bezirksrichters Dr. Scholz ergibt sich noch folgendes: Er kam am 27. Februar in Nissan an und erfuhr vom Händler Heathcote, daß es nur einige bestimmte Dorf- schäften sind, deren Verhalten ein Einschreiten notwendig macht. Es sei mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die Menschenfresserei in letzter Zeit unter dem Einfluß einzelner Häuptlinge überhand genommen habe. Ein Stamm bemächtigt sich hinterlistig einzelner Männer oder Frauen des anderen und bringt sie zum Schlachten. Der andere Stamm leistet Widerstand und tut desgleichen. Die Leute liegen infolgedessen fortwährend im Kriegszustände. Wiederholt haben Eingeborene dem Händler Heathcote er zählt, daß sie keine Kopra schneiden könnten, weil sie fürchten müßten, überfallen und getötet zu werden. So stehen viele Bäume ungenutzt da. Es kommt hinzu, daß hier zulande die Sitte herrscht, am Grabe eines Stammes- mitgliedes eine Anzahl von ihm hinterlassener Kokosbäume niederzuschlagen, von dem Rest wird sechs Monate lang nur die unreife Frucht geerntet, während die reife Frucht, aus der die Kopra gewonnen wird, hängen bleibt. So fallen viele Früchte ab und werden von den Schweinen gefressen. Die Vermehrung der Todesfälle infolge der Fehden und Menschenfresserei habe dementsprechend zur Folge, daß auch die Zahl solcher Art unter Tabu (Bann) gestellten Bäume sich vermehre und der Koprakultur ent zogen werde. Dr. Scholz fand auch, sobald er in die Nähe kriegerischer Gegenden kam, gebannte Baumgruppen fast Schritt auf Tritt. Die verfeindeten Stämme haben ihre Niederlassungen sämtlich aus der Ostseite der hufeisen förmig gestalteten Insel. Es wird dann ausführlich der Fortgang der Expedition nach der Ostseite geschildert. Nach der wiedergegebenen Darstellung eines Eingeborenen erfolgt die Tötung von Feinden unter Martern, indem man zuvor die einzelnen Gliedmaßen abhackt und das Opfer bet lebendigem Leibe ausschlitzt. Die Expedition brachte zwanzig Eingeborene nach Herbertshöhe, von denen Salin, Mogan und Sinai als Mörder in Betracht kommen. Somson ist Anstifter zum Morde, Menschenfresser und das Haupt der Kampfpartei. Sein Sohn Djomu y, Welkerup und Nassiad haben sich gleichfalls am Menschenfraße be teiligt. Das Weib des Mörders Nataweng sowie einige andere wurden als Geiseln mitgenommen. Ausland. Auf einer rumänischen Polizeipräfektur zu Tode gefoltert. Auf unmenschliche Weise ist in einer Zelle der Bukarester Polizeipräfektur ein Untersuchunsgefangener gefoltert worden. Es liegt jetzt ein Gutachten von Gerichts ärzten über den Selbstmord vor, den ein Untersuchungs- gefanger in der Polizeipräfektur zu Bukarest beging, nachdem er vorher aufs entsetzlichste gefoltert worden war. Aus den ärztlichen Berichten geht hervor, daß der unglückliche Gefangene in einer Zelle von 66 Zentimeter Länge, 61 Zentimeter Breite und 3,22 Meter Höhe eingesperrt wurde, nachdem er vorher am ganzen Körper wund ge schlagen worden war. Infolge der Verletzungen, die ihm ein Stehen in der engen Zelle unmöglich machten, wurde der Verhaftete fast irrsinnig. Er hängte sich schließlich an seinen Unterkleidern auf. Ueber die Wunden selbst berichten die Gerichtsärzte, daß Kopf, Gesicht, Oberarme, Hände, sogar die inneren Handflächen sowie die unteren Körper teile bis zu den Fußsohlen hinab unzählige Risse, und „Cousine Rosa", was natürlich äußerst poussierlich war. Daß ich an Bord selbst von jemand erkannt würde, war nicht anzunehmen, denn der Kreuzer war drei Jahre lang draußen gewesen. Also wir mieteten, am Seegarten gelandet, eine Jolle und gondelten hinaus. An der „Ariadne" stiegen die Damen die Treppe hinauf. Fräulein Grete vorans. Oben standZder wachehabende Leutnant und sah sehr er staunt diesen Besuch an. Fräulein Grete wartete seine Anrede gar nicht ab, sondern fragte gleich, ob die Be sichtigung des Schiffes gestattet sei. Der Herr Leutnant machte ein bedenkliches Gesicht, sah verlegen die beiden doch offenbar den höheren Kreisen angehörenden Damen an und meinte schließlich, die Besuchszeit sei zwar vorüber, er wolle aber den Kapitänleutnant fragen. Ich hatte inzwischen den Jollenführer instruiert, zu warten, und kam nun auch an Deck. Da standen wir nun und sahen uns an, bis Fräulein Schmidt unbändig zu lachen anfing. „Vetter Karl, Sie machen ja ein Gesicht, als ob es gleich ans Hängen ginge." Beinahe so war mir zu Mute, als nun der Kapitän leutnant selbst kam. Ich stellte die Damen vor, wohl- weislich aber mich selbst nicht, und der Herr war so liebenswürdig, die Besichtigung ausnahmsweise zu ge- statten. Er kommandierte einen Obermatrosen zur Füh rung, und nun ging's los. Wir waren noch keine zehn Schritt gegangen, als der Herr Leutnant erschien: „Gestatten die Damen, daß ich selbst die Führung übernehme? Mein Name ist von Bolze". Nochmalige Vorstellung der Damen durch mich, und der Herr Leutnant nahm mit Fräulein Grete die Spitze, Fräulein Schmidt und ich folgten. Zuerst ging eS hinauf auf die Brücke. Nun begannen Folterqualen für mich. Ein unbeachteS Wort konnte mich ja verraten. Aber geradezu bewundernswert war die Sicherheit und Ge- wandtheit der beiden Mädchen. Da konnte ich die rhei- nische Geistesraschheit recht kennen lernen. Wie witzig und wie mit treffenden Bemerkungen gespickt waren die Fra gen und Antworten der beiden Mädchen. Der Leutnant auf der Brücke gesellte sich auch zu uns, und bald hatte Beulen und offene Wunden aufwiesen, die durch heftige Schläge mit einem keulenartigen Instrument hervorgerufen sein mußten. Polizeiagenten sagten aus, daß auf den Polizei kommissariaten drei Arten von Folterinstrumenten existierten, mit Hilfe deren man den Verhafteten Geständnisse erpreßte. Diese Instrumente bestanden aus einem dick zulaufenden Stock, aus einem gefüllten Gummischlauch und aus Fesseln, mit denen den Verhafteten Hände und Füße zusammengebunden wurden. Der schuldige Poltzeikommissar Zenide ist verhaftet worden. Einer Version nach soll Zenide sein Opfer totgeschlagen und den Leichnam dann aufgehängt haben, um den Schein eines Selbstmordes zu erwecken: die Untersuchung wird auch darüber Nachforschungen anstellen. H Aus Stadt und Land. MMklluugm auS dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wil 8 druff, den 23. August 1907. — König Friedrich August stattete vorgestern den Orten Radeberg,Großröhrsdorf und Pulsnitz einen Besuch ab. Sowohl von den Gemeinden als auch von Privatleuten wurden wiederum gemeinnützige Stiftungen errichtet, deren Gesamtbetrag sich auf 66000 Mark stellt. In Pulsnitz wurde die Einweihung eines König Albert- Denkmals vollzogen. — In Radeberg antwortete der König auf die Begrüßungsansprache des Superintendenten Kaiser in der evangelischen Stadtkirche: „Ich danke Ihnen, Herr Superintendent, für die freundliche Begrüßung. Ich freue mich immer, wenn ich mit den Herren zusammenkomme. Wir sind doch aufeinander angewiesen und müssen zusammen halten. Sie müssen aber zu mir Vertrauen haben! Sie wissen, daß ich es gut meine mit der evangelisch.lutherischen Kirche, und Ihr Gebet muß mir zur Seite stehen." — Aus dem Handelsrammerbert cht für19ü6 Aus Wilsdruff, Nossen und Riesa wird übereinstimmend berichtet, der Umsatz au Leder leim sei gegen das Vor jahr zum Teil erheblich gestiegen. Es sei jedoch nicht gelungen, die Leimpreise den bedeutend erhöhten Rohstoff, preisen anzupassen. Der neue österreichische Zolltarif machte einem unserer Berichterstatter den Absatz nach Oesterreich unmöglich. Der größere Verbrauch von Kasein beeinträchtigte den Absatz des Lederleims. Eine Dresdner Firma konnte auch in diesem Jahre ihren Absatz in Harzleim ganz bedeutend vergrößern. — Oeffentliche Stadtgemeinderatssitzung am 22. August. Den Vorsitz führt Bürgermeister Kahlen- berger. Es fehlt St.R. Wätzel. Es erhält zunächst das Wort Herr Ingenieur Franke von der Firma Franke L Berghold in Radebeul über die Erweiterung der hiesigen Wafferversorgungsanlage. Die Firma ist bekanntlich vom Stadtgemeinderat mit der Abgabe eines Gutachtens über den Ausbcu der hiesigen Wasserleitung beauftragt. Bereits in einem früher gegebenen Referat empfahl der Referent den Bau eines Ausgleichsbehälters auf einer der Höhen in unserer unmittelbaren Umgebung, nicht aber die früher ins Auge gefaßte Errit tung eines Wasserturmes. Heute gibt Herr Franke Details über die von der Firuia aufge- stellten Projekte. Der Redner betont anfangs, daß Gründe sachlicher und finanzieller Natur den Bau eines Ausgleichs behälters zweckmäßiger erscheinen lassen als die Errichtung eines Wasserlurmes. Als Terrain für den Ansgleichs- behälter empfiehlt Redner zwei Parzellen auf der Grum- bacher Höhe. Ein mit diesem korrespondierender Hochbe- hälter würde an der Zellaerstraße zu errichten sein, wenn die Einwohnerschaft Wilsdruffs auf etwa 10,000 gestiegen sein wird. Der Wasserbedarf sei in den einzelnen Ge- meindewesen außerordentlich verschieden. Seine Berech nungen lege Redner einen Bedarf von 90 Liter pro Kopf Fräulein Grete die beiden Herren in.eine Unterhaltung über englische Verhältnisse gelenkt, die ihr ganz geläufig waren. Dann ging es in den Panzerturm. Und hier ließ sie die Bemerkung fallen, daß ihr Vater, ein Artilleriemajor a. D., ihr schon von solchen, wie sie bei der Landbefestigung gebraucht werden, erzählt habe. Die beiden Offiziere wurden nun noch aufmerksamer, sie nah- men die beiden Mädchen völlig für sich in Beschlag und ich trottete hinterher. Zuweilen stellte ich auch eine recht dumme Frage, die so recht meine Unkenntnis in nauti- schen Dingen kennzeichnen sollte, worauf es dann jedesmal einen großen Heiterkeitsausbruch gab, indem die Damen sich amüsierten über den Ernst, mit welchem die beiden Herren meine Unwissenheit zu belehren suchten. Im Maschinenroum belustigte umgekehrt mich das dürftige Wissen der Offiziere über diesen wichtigen Raum im Schiff. Unsere Gesellschaft ward immer größer, immer mehr Offiziere und Ingenieure schlossen sich uns an, und als wir von unten wieder herauf kamen, da hatte sich auch der Kapitänleutnant eingefunden. Er lud uns jetzt ein, noch in die Messe einzutreten, einen Raum, der den gewöhnlichen Schiffsbesuchern nicht gezeigt wird. Während die Damen noch mit der Besichtigung des zwar kleinen, aber recht behaglich eingerichteten Raumes beschäftigt waren, bemerkte ich, wieder KapttänleutnantVorkehrungen zu einem Gasttrunk treffen ließ. Richtig präsentiert der Steward den Damen ein Tablett mit den bekannten Gläsern, in denen echter Pommery perlte, und der Kapitän- leutuant ließ nun einen schönen Spech loß über die Ehre, die S. M. S. „Ariadne" widerfahren, wofür das gesamte Offizierskorps dankbar sei, und wie die Damen, als gut patriotische, rheinisch« Mädchen es nicht ausschlagen dürften, nunmehr aus das Wohl des Allerhöchsten Kriegsherrn ein Glas zu leeren. Die Damen zierten sich auch gar nicht, sie ergriffen ihre Gläser und als alle versehen waren, natürlich ich, der Vetter, auch, da erklang der Trinkspruch gar herrlich und begeistert durch den hübscheu, molligen Naum. Es war eine tolle Kiste! Wenn die Herren, die da so munter mit mir anstießen, denn dem ersten Trinkspruch folgten noch gar viele, ahnten, daß ein lumpiger Applikant und Tag zu Grunde, ein Quantum, das unter Berück, stchtigung des Bedarfs der Landwirtschaft und der Industrie den tatsächlichen Durchschnittsbedarf überschreite. Das Rohrnetz einschließlich der Rohranlage auf den projektierten Straßen habe auf bei dem Kollegium vorliegenden Planungen eine Länge von 17630 Metern. Seine Be rechnungen des Versorgungsdruckes habe der Redner die Voraussetzungen der erfolgreichen Bekämpfung eines Schadenfeuers auf den höchsten Punkten des Bebauungs- gebietes zu Grunde gelegt. Das bestehende Versorgungsnetz werde nach Möglichkeit bestehen bleiben; nur an zwei Stellen werde sich die Auswechselung der Rohre notwendig machen. Im übrigen gibt der Berichterstatter Auskünfte rein technischer Art über die Gestaltung des Versorgungs netzes. Die Kosten der ganzen Anlage (einschließlich Br- hälter auf der Grumbacher Höhe) berechnet Redner auf etwa 40,000 Mark. (Wir kommen ans den Vortrag noch ausführlich zurück). Das Kollegium nimmt mit Dank von dem überaus instruktiven Vortrag Kenntnis und wird in einer der nächsten Sitzungen in der Sache Entschließung fassen. — Herr Bäckermeister Heinitze hat sich, nachdem die Stadtgemeinde Zwangsmaßregeln angedroht, zur Tragung der Kosten für die Errichtung des Geländers an der Parkstraße in vier Raten bereit erklärt. Man genehmigt nach kurzer Debatte den entsprechenden Vertrag. — Die Stadtkassenrechnung für 1906 samt Anhängen läßt man an den vereideten Bücherrevisor Herrn Seemann zur Prüfung gehen. — Herr Kauf«. Wilhelm, der das Kolonial warengeschäft des Herrn Kaufmann Gerlach erworben hat, bittet um Uebertragung der Konzession für den Branntwein kleinhandel. Man gibt das Gesuch debattelos und ein stimmig befürwortend weiter. — Die Masten des hiesigen Elektrizitätswerkes sollen frisch gestrichen werden. Das Kollegium beschließt deshalb, die Lieferung von 100 Farbe und 100 Ke doppeltgekochten Leinölfirnis auszu- schreiben. Auf Anregung des St.V. Frühauf sollen mit den etwa noch verfügbaren Farbbeständen die Wasser hydranten gestrichen werden. — St.R. Gocrne regt einen neuen Anstrich der Rathausfenster an. Auch dieser An regung soll entsprochen werden. — St.V.Tzschaschel fragt an, ob die Beratung der Petition der Stromabnehmer wegen Ermäßigung der Strompreise nicht bald auf eine Tagesordnung komme. Auch St.V. Loßner hätte eine baldige Erledigung der Angelegenheit gewünscht. Bürger meister Kahlenberger sagt zu, die Angelegenheit auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung zu bringen; da eine ev. Reform der Strompreise erst am Jahreswechsel ein- treten könne, habe die Deputation eine besondere Be schleunigung der Angelegenheit nicht für erforderlich gehalten. St.V. R. Ranft wendet sich noch gegen eine Bemerkung des St.V. Tzschaschel wegen Beschränkung der Stromab- nähme am Sonnabend abend. — Schluß der Sitzung um 7 Uhr. — Die Geflügelcholera scheint gegenwärtig in unserer Gegend epioemisch zu werden. Nach Bekannt machungen der königlichen Amtshauptmannschaft ist sie bereits in Gehöften in Kleinschönberg, Kaufbach und Schmiedewalde festgestellt worden. — Der Rabatt-Spar-Verein zu Wilsdruff hält heute, Freitag, abends ^9 Uhr, in Zschumpets Restaurant seine ordentliche Generalversammlung mit wichtiger Tagesordnung (Vorstandswahlen, Umsatzsteuer) ab- Der Gcfamtvorstand erwartet bei der Wichtigkeit der Beratung ein allseitiges Erscheinen der Mitglieder. — Der Gewerbeverein unternahm am Dienstag nachmittag unter reger Beteiligung seiner Mitglieder und Gäste eine Omnibuspartie nach dem auf felsiger Höhe gelegenen Jndustriestädtchen Rabenau. Die Omnibusse wurden nur bis Coßmannsdorf benutzt, denn von da aus ging es zu Fuß durch den herrlichen, romantischen Grund. JnberMühle, Restaurant zum Rabenauergrund, angelangt, wurde der Kaffee eingenommen. Nachdem man sich gestärkt ihren echten Pommery trank, daß sie ihm gewissermaßen die Honneurs des Schiffes erwiesen! Was sie wohl dem Frechdax aufgehalst hätten! Aber es ging gut, nichts passierte. Die Mädchen blieben trotz der mehreren Gläser Sekt so sicher, daß die Komödie ohne Störung zu Ende ging. Endlich kamen wir los, aber unsere Jolle war fort. Als Gäste des Offizierskorps des Schiffes hätte es sich nicht geziemt, daß die Damen in einem Mietsboot fahren, bemerkte der Herr Kapitänleutnant auf Gretes erstaunte Frage. Die Pinasie lag bereit, es wurde rüh rend Abschied genommen. Die Herren Offiziere gaben uns noch daS Geleit die Treppe hinab und fort ging es. Noch wagten wir es freilich nicht, unserem inneren Drang in fröhlichem Lachen Ausdruck zu geben, sondern winkten mit den Taschentüchern Abschtedsgrüße zurück. Erst als wir an der Gefionsbrücke landeten und die Pinasse wieder abgefahren war, ließen wir unseren Gefühlen freien Lauf und lachten uns gründlich allen Druck vom Herzen. Aber viel Zeit war nicht mehr. Die Damen wollten ja mit dem 7 Uhr-Zuge nach Hamburg. — AIS ich am nächsten Morgen zum Dienst kam, wurde ich sofort zum Chefingenieur befohlen. Mir ahnte Schauder volles. Aber als ich sein lächelndes Vollmondgesicht sah, da ward mein beklommenes Herz wieder leicht. „Ludwig'„ sagt- er, „Sie sind doch ein Frechling erster Sorte! Sich als Fremder, als Landratte an Bord eines Kriegsschiffes einzuschmuggeln, sich von seinen Vorgesetzten als Gast bewirten zu lassen, das ist doch ein starkes Stück. Aber mit Rücksicht auf die Damen will ich gern schweigen." Ich bat ihn, den Scherz zu entschuldigen und schilderte ihm den ganzen Vorgang und wie ich gewissermaßen dazu gezwungen wurde- „Beruhigen Sie sich, Ludwig, es weiß außer mir niemand davon. Mein Kollege Werner von der „Ariadne" erzählte gestern abend von dem Besuch, und nach seiner Beschreibung der beiden Damen, die ich gestern bei Ihnen auf dem Bahnhof gesehen, wußte ich sofort, woran ich war. Nun gehen Sie an Ihren Dienst!" Ich muß heute noch lachen, wenn ich an die Situation denke.