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- Gemäß §14 des Gesetzes, die staatliche Schlacht- viehverficher«ng detr., vom 2. Juni 1898 bez. 24. April 1906 sind vom VerwaltungsauSschusse der Anstalt für staatliche Schlachtvieh »Versicherung hinsichtlich der in der Zeit vom 1. Juli bis 30. Sept br. 1907 statt- findenden Schlachtungen die der Ermittelung der Entschädi gungen nach Z 2 des angesührten Gesetzes zu Grunde zu legenden Durchschnittspreise für die einzelnen Fleischgattun gen für je 50 KZ Schlachtgewicht wie folgt festgesetzt worden: Ochsen: 1) vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren 79,50 Mk., 2) junge fleischige — ältere ausgemästete 75,— Mark, 3) mäßig genährte junge — gut genährte ältere 69,— Mk., 4) gering genährte jeden Alters 63,— Mk., 5) a. magere 50,Mk., b. abgemagerte, soweit fie nicht nach 8 1 Zffr. 1b des Gesetzes von der Versicher ung ausgeschlossen sind 33 Mk. L. Kalben und Kühe: 1) vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlacht- wertes 76,— Mk., 2) vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren 73,— Mk., 3) ältere aus gemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 68,50 Mk., 4) gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 62,— Mk., 5) gering bez. mäßig gc- «ährte Kühe und gering genährte Kalben 54,50 Mk., 6) 2 magere dergl. 42,— Mk., b. abgemagerte dergl. soweit fie nicht nach 8 1 Zffr. 1b des Gesetzes von der Ler- sicherung ausgeschlossen sind 30,— Mk. c. Bullen: 1) vollfleischige höchsten Schlachtwertes 75,— Mk., 2) mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 71,50 Äk., 3) ge ring genährte 67,— Mk., 4) s. abgemagerte 50 Mk. b. abge magerte, soweit fie nicht nach 8 1 Zffr. 1b des Gesetzes von der Versicherung ausgeschlossen sind 40 Mk. v. Schweine: 1) vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwertes und zwar der feineren Raffen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1Vi Jahren 53,50 Mk. 2) fleischige 51,— Mk., 3) gering entwickelte Mastschweine, sowie ausgemästete Schnitteber (Altschneider) und ausge mästete Sauen 47,50 Mk., 4) nicht ausgemästete Sauen, Schnitteber (Altschneider), Zuchtsauen und Zuchteber 42 Mk., 5) s. magere, bez. im Ernährungszustände zurückgebliebene Tiere 30,— Mk. b. abgemagerte, soweit sie nicht »ach § 1 Zffr. 1b des Gesetzes von der Versicherung ausge schlossen sind 25.- Mark. — Schlimme Folgen sozialdemokratischer Der» hetznng. Aus Dresden wird den„Leipz. N. N." geschrieben: Vor wenigen Tagen konnten wir berichten, daß die Ard eiter der Firma Seidel L Naumaun den etwa 12Wochen zuvor begonnenen Ausstand für beendet erklärt hätten und gewillt seien, die alten Arbeitsstätte» wieder einzu nehmen. An sich steht die Notiz sehr harmlos aus, wer aber hinter die Kulissen schaut, der ist geradezu sprachlos darüber, wieviel Not und Elend durch diesen Streik heraufbeschworen wurde». Und wer trägt die Schuld an diesen hochbedauerlichen Zuständen? Einzig und allein die sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer I Ganz gering, fügige Ursachen, wie vereinzelte Streitigkeiten mit Meistern, einzelne Fehler in den sanitären Einrichtungen, die aber sicher auch ohne einen Streik abgestellt worden wären, mußten dazu herhalten, den Ausstand der Arbeiter zu begründen. In Wirklichkeit hatten die Leute, die zu den bestbezahlten in ganz Deutschland zählen, keine Veranlassung, mit ihrem ArbeitSvrrhSItnisse irgendwie unzufrieden zu sein. Aber Zufriedenheit unter den Arbeitern ist bekannt- lich der größte Feind der Sozialdemokratie. Und darum wurde vom Metallarbeiterverbande schon seit langer Zeit «ach Kräften daran gearbeitet, die Unzufriedenheit dis zur Siedehitze zu steigern, denn es paßte den Herren Gewerkschaftsleitern durchaus nicht, daß noch immer die Aktiengesellschaft und deren Beamte den Betrieb leiteten, während ihrer Meinung nach doch eigentlich auch die ArbeiRr das Mitbestimmungsrecht haben müßten. Also ein Kampf um die Macht, wie er unverhüllter wohl kaum wieder zutage getreten ist. Den beschlossenen Ausstand, um die Macht zu ertrotzen, machten aber von den 2100 Arbeitern 7—800 nicht mit. Sie halten deu TerroriS- mus der Gewerkschaftsleitung schon längst satt; ihnen ist es tausendmal lieber, in ehrlicher Arbeit den Verdienst sür sich und ihre Angehörigen zu erwerben, anstatt die Streikgroschen des Verbandes zu nehmen und den Sirenen- gesängrn der VerbaudSleiter zu folgen. Damit war von vornherein eine Bresche in den Au-stand gelegt, und die Firma konnte in beschränktem Maße den Betrieb aufrecht erhalten. Inzwischen ist es ihr gelnngen, die offenen Stellen wieder zu besetzen und mit vollen Kräften zu arbeiten. Nun endlich, nachdem es zu spät war, sahen auch die Gewerkschaftsleiter das Nutzlose ihres Kampfes ein, und großmütig, wie fie nun einmal find, gaben sie ihre Genehmigung zur Beendigung des Streiks. Natür lich ist cs nun viel zu spät, denn die Fabrik hat inzwischen alle Plätze besetzt. Die Arbeiter aber, Lie sich seinerzeit von den Volksverhetzern zum Ausstande auswiegeln ließen, sind nun doppelt geschlagen, denn einmal ist ihnen der Weg zum sicheren Arbeitsverdienst gesperrt, und zum anderen haben sie durch den Beschluß über die Aufhebung des Streiks jeden Anspruch auf Streikunterstützung verloren. Den Herren Arbeiterführern, deren Gehälter die Arbeits löhne um Doppeltes übersteigen, und die sich ausschlteß- lich von Arbeitergroschen nähren, ist es natürlich sehr gleichgültig, was sie hier für Not und Elend angerichtet haben. Je mehr davon, desto besser, denn dann blüht ja erst der Weizen der Unzufriedenheit. Wann endlich wird die deutsche Abeiterschaft sich in ihrer Ge- samtheit aus dem Joche der Sozialdemokratie befreien und zur Besinnung kommen? Höchste Zeit ist es geworden! — Zur Erwiderung erhalten wir von den Herren Stadtrat Wätzel und Stadtverordneter Loßner folgendes Schreiben: „Bezugnehmend auf den Bericht über die letzte Stadtgemeinderatssttzung, sowie auf den vom Herrn Berichterstatter unter der Aufschrift „Zur Abwehr" geschriebenen Artikel haben wir folgendes zu erwidern: Es wird der geehrten Bürgerschaft noch in Erinnerung sein, daß wir in letzter Sitzung bei Beratung eines von Loßner gestellte« Antrages betreffs Schulbaufrage sich auf Grund vorausgcgangencr mcngelhafür Berichterstattung seitens des Herrn Redakteur Friedrich, berechtigt fühlten, eine ausführlichere Berichterstattung zu wünschen. Der selbst mit anwesende Berichterstatter wird, als er den Wunsch hörte, sich seiner Unterlassungssünde auch sofort bewußt gewesen sein, weil wir ihn zur Zeit gleich darauf aufmerksam gemacht haben, daß es nicht in der Ordnung sei, wenn er auf Wunsch des einen oder des anderen über eine wohl für die ganze Bürgerschaft interessante Debatte (so z. B. über die Abhaliuvg des Königskommersrs in dem Lindenschlößchen) vollkommen totgeschwiegen hat. AvS alledem geht wohl der geehrten Bürgerschaft hervor, daß wir sehr berechtigt waren, den Wunsch zu äußern, die Berichte fernerhin nicht mehr nach Willkür oder nach Wunsch der Beteiligten abzufaffen. Der Herr Berichterstatter hatte wohl die Pflicht, sich zu rechtfertigen, aber nicht durch Protest, sondern durch Entschuldigung. Auf alle die Einzelheiten des Artikels einzugehen, halten wir unsrerseits für vollkommen überflüssig. Bemerken wollen wir nur noch, daß wir keineswegs einen wörtlichen Bericht habe« wollen (was der Herr Berichterstatter wohl auch selbst nicht glaubt) aber auch keinen willkürlichen Wunschbericht, sondern einen ausführlichen Bericht, zu dem selbstver- stündlich die vorerwähnte Sache gehörte." — Wir wollen, um der an sich nicht gerade besonders bedeutungsvollen Sache ein Ende zu machen, nur mit ein paar Sätzen antworten. Wir berichten seit über drei Jahren in aus- führlicher Form über die Sitzungen des hiesigen Stadt gemeinderates. Da ist es nun — eben in Sachen des Königkommerses — einmal vorgekommen, daß der Bericht erstatter über das Interesse der Debatte für die Allgemeinheit ganz anderer Meinung war als die Herren Einsender, und deshalb die Angelegenheit nur streifte — nicht aber totschwieg, wie in der Erklärung behauptet wird. Und daher leitet man das Recht, uns in aller Form den Vorwurf „willkürlicher Berichterstattung" zu machen?! Man bestellt das „Wilsdruffer Wochenblatt" für die Monate Juli, August, September in Wilsdruff bei der Geschäftsstelle und Ausgabe- stellen (Bruno Gerlach, Ernst Adam, Bertha verw. Major, Bruno Klemm, Magnus Weise), und in folgenden Orten beiden Ausgabestellen, die das Blatt noch am Abend des Erscheinens den Lesern zustellen, und zwar in Birkenhain-Limbach: bei Herrn Gemeindediener Zönnchen, Limbach, Blankenstein r bei Herrn Arbeiter ZeIler, Blankenstein, Grumbach: beffHerrnA. Ambos,^Barbier, Grumbach, Helbigsdorf: bei Herrn Kaufmann Nestler, Heibi gs- dorf, Herzogswalde: bei Herrn Julius Böhme, Herzogs- Walde, Kaufbach: bei Herrn Gemeindediener Wätzig, Kaufbach, Kefselsdorf: bei Frau verw. Becker, Kesselsdorf (im Hause des Herrn Pätzold), Klipphaufen-Sachsdorf: bei Herrn BrunoKutschick Klipphausen, Röhrsdorf: bei Herrn Hausschlächter Oswald Fritzsche, Röhrsdorf, Sora, Lampersdorf und Lotze«: bei Herrn Wirt- schaftsbesitzer Rentzsch, Lotzen, in den übrigen Orten bei den Postboten oder Postanstalten. — Wir werden veranlaßt, auf die ungünstigen Verkehrsverhältniffe am Friedhof hinzuwetsen. Die Auffahrt und die Friedhosstraße sind dort so eng, daß kein Wagen umkehren kann. Die bei Begräbnissen beteiligten Geschirrführer müssen vielmehr über den Fried hof hinausfahren, um dort auf einem der Felder um zukehren. DaS führt natürlich zu Mißhelligkeiten und nimmt längere Zeit in Anspruch, da jeder Geschirrführer warten muß, bis sein Vorgänger nach dem Umkehren wieder am Friedhöfe vorgefahren ist. Begegnet ihnen hierbei noch anderes Fuhrwerk, dann entstehen Verkehrs störungen. Bei einem jüngst stattgefundenen Begräbnis haben sich, wie man uns mitteilt, aus dieser Ursache recht unliebsame Auftritte vor de« Friedhof abgespielt. Durch Ankauf von etwas Areal bezw. durch entsprechende Planierung würde man diesem Uebelstand dauernd und auf billige Weise begegnen. — Bei der Einladung zur Exkursion des La«d- wirtschafttiche« Vereins Wilsdruff am Sonn- abend, den 13. Juli 1907, nach Rittergut Niederottenhain und Georgewitz b. Löbau ist aus Versehen die Abfahrt Dr.-Hauptbahnhof 8 Uhr 53 Min. angegeben worden, sie ist aber schon 8 Uhr 45 Min. Die Rückfahrt ab Löbau erfolgt nicht 9 Uhr 42 Min, sondern schon 9 Uhr 21 Min. — Ei« Verei«swetti«rnen veranstaltet der hiesige Turnverein am nächsten Sonntag am Schützen hause. Die Uebungen beginne» früh 7 Uhr und werden während der Dauer des Gottesdienstes ausgesetzt. Die Preisverteilvng erfolgt am Abend im Vereiuslokale (Ton halle). Am Montag soll in Wätzels BuM ein Picknick abgehalten werden. — Fe«erlürm entstand am Freitag nachts gegen 1! Uhr. Es brannten im benachbarten Grumbach die Scheune deS Gutsbesitzers Eckelt und das angebaute Seitengebäude, in denen ein Teil der Heuernte unter gebracht war, aus. Der Besitzer hat versichert. Die Löschmannschaft Braunsdorf erwarb sich die erste, die Wilsdruffer freiw. Feuerwehr, die unter Führungjdes Herrn Branddirektor Geißler an der Brandstätte erschienen war, die zweite Spritzenprämie. Die Entstehungsursache deS Brandes ist unbekannt; «8 liegt aber der Verdacht der Brandstiftung nahe. Die Gebäude waren bereits im September 1904 in Asche gelegt worden; erst ziemlich spät stellte es sich heraus, daß böswillige Brandstiftung vorlag. — Wer Schwei« hat Junge Leute fingen am Sonnabend am Freibad ein Schwein ein. Der Be sitzer des Borstentieres scheint seinen Verlust noch nicht bemerkt zu haben, denn er machte seinen Anspruch bisher nicht geltend. Vielleicht hat er soviel Schwein, daß ihn der Abgang nicht schmerzt. — Wetterausficht für morge«: Ziemlich heiter und regnerisch, nordwestliche Winde, tühl. — Ein schmerzliches Vorkommis hat die Familie des Malermeisters MöbiuS in Noffe« betroffen. Das 2^ Jahre alte Töchterchen desselben trank in einem un bewachten Augenblicke aus einem vom Aufsatze des Wasch- tisches hinweggenommenen Fläschchen den ganz geringe» Rest einer von den Eltern dann und wann benutzten be ruhigenden Flüssigkeit. Diese war aber für den schwachen Kinder-Organismus viel zu stark; daö kleine Wesen war trotz sofort angewendeter Gegenmittel und schnell herbei- geholter ärztlicher Hilfe binnen einer Stunde eine Leiche. Aus Sachsen. Wilsdruff, 1. Juli 1907. Recht übel erging eS dieser Tage zwei Dresdner Damen, die eine gute Bekannte nach dem Hauptbahnhof Dresden geleitet hatte» und nun nach längerem Abschied- nehmen für einen Groschen nach dem Wettiner Bahnhofe zurückkehreu wollten. Noch eifrig im Gespräch über den soeben stattgefundenen Abschied, stiegen sie in den Zug, der sich alsbald in Bewegung setzte. Die Gegend aber schien ihnen fremd und als ste nach dem Wettiner Bahnhöfe fragten, erfuhren ste, daß ste bereits hinter Niedersedlitz seien und daß der Zug zum ersten Male in Schandau halte. Sie hatten unglücklicherweise den Schnellzug er wischt, der nicht einmal in Pirna hält. In Schandau standen nun die beiden, suchten ihr letztes Geld zusammen und erlegten unter Seufzen und Weinen den Fahrpreis. Für die Rückfahrt blieb auch nicht einen Heller. Erst gutmütige Reisende, die von dem Unglück hörten, bezahlten die Depeschengebühr, und als Geld eintraf, da fuhren sie erleichterten Herzens nach Dresden. Vor dem Schöffengericht Freiberg fand eine Ver- Handlung statt, die einen krassen Aberglauben grell beleuchtet. Der Gutsbesitzer Schm, in Colmnitz stand seit einer Reihe von Jahren in Colmnitz und Umgegend in dem Verdacht, ein Zauberer und Hexenmeister zu sein. Die Angeklagten, Handelsfleischer und Wtrtscbafts- besitz» Weigelt und Gutsbesitzer Oswald Böhme in Colm nitz waren nun beschuldigt, den genannten Schm, dadurch öffentlich beleidigt zu haben, daß ste ihn am 7. April d. I. im Trögerschen Gasthof zu Colmnitz der Hexerei und Zauberei beschuldigten. Schm, soll den Kühen eines der Angeklagten ins Maul gesehen haben und sie dadurch „behext" haben; dem anderen Angeklagten soll er durch Zauberei die Körner vom Felde weggeschafft und auf seine Getreideböden bezaubert haben. Die Beweisaufnahme, die sehr umfangreich war und drei Stunden dauerte, er gab, daß mehrere Zeugen wirklich noch an Hexerei und Zauberet glaubten, der eine mußte sogar zugestehen, daß er sich ein Enthexungsmittel gegen Schm, verschafft habe! Ein anderer erklärte, daß er selbst an und sür sich nicht au Zauberei glaube, aber wenn er in Not sei, müsse er doch daran glaube«. Fast alle Zeugen bestätigten, daß in Colmnitz das Gerücht, der Privatkläger könne hexen, umgeht. Eine Reihe von Zeugen beschrieb die feurige Erscheinung im Gute des Klägers, in der die aber gläubigen Landleute deu Drachen, daS Koboldchen erkennen wollten. Demgegenüber gab der als Zeuge vernommene Gemeindevorstand eine sehr natürliche Erklärung, wonach Wageulicht und Nebelluft die geheimnisvollen Feuerbilder erzeugt hatten und es ist nur bedauerlich, daß es ihm nicht gelungen war, die Einwohner von dem natürlichen Ursprung schon früher zu überzeugen.Obwohl die Angeklagten durch ihren Verteidiger Rechtsanwalt Blüher den beleidigen- den Charakter ihrer Hexenreden zu bestreiten suchten, ver urteilte sie das Schöffengericht doch zu je 25 Mk. Strafe und zwar Böhme wegen übler Nachrede, weil er selbst nicht ganz frei vom Hexenglauben war, Weigelt wegen verleumderischer Beleidigung, da er, ohne selbst an Zauberei zu glauben, die Zauberkunst Schm.'s nur besprochen hatte, um ihn in den Augen seiner abergläubischen Dorfgenoffen herabzusetzen. Außerdem wurden beide zu 50 Mk. Buße verurteilt, weil die Beleidigungen das Vermögen Schm.'s gefährden. Dem Privatkläger wurde das Recht zuge- stauden, das Urteil in Colmnitz auszuhängen. Kabale und Liebe. Der Freiberger „Anz." schreibt: Der gestern von uns mitgeteilte Kindesraub hat eine Vorgeschichte, die wie ein Roman aus dem Leben erscheint und dessen letztes Kapitel in unserem Freiberg spielt. Es ist die alte, ewig neue Geschichte vom Lieben und Leiden. In diesem Falle beginnt sie in Finnland auf der Besitzung einer alten baltischen Adelsfamilie. Geheimrat v. Lerche hatte in seiner Familie eine französische Gouvernante. Sein im Jünglingsalter stehender Sohn Karl verliebte sich in die einige Jahre ältere Französin. Da die Eltern des jungen Mannes von dem Liebes verhältnisse nichts wissen durften, brannte das Liebespaar eines Tages einfach nach Paris durch. Dort ließen sich die beiden jungen Leute kurz entschlossen kirchlich trauen. Die Eltern in Finnland erhielten davon keine Kenntnis. Später fiedelte das Paar nach Deutschland über. v. Lerche kam studienhalber nach Freiberg, seine Frau ging nach Dresden. Das Verhältnis hatte schon eine Trübung erfahren, als die junge Frau Mutter wurde. Dem jungen Manne kam zum Bewußtsein, daß er einen übereilten Schritt getan; er versuchte sich seiner Frau wieder zu ent ledigen und focht die Rechtsgiltigkeit der in Paris ge schloffenen Ehe an. Vor einigen Tagen nun erhielt Frau v. Lerche in Dresden die Aufforderung, zu ihrem in Freiberg erkrankten Manne zu kommen. Sie entsprach dieser Aufforderung, ließ aber zunächst das Kind, ein