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Ans Sachsen. Wilsdruff. 26. Juni 1907. Der Fleischergeselle Günther, der, wie seinerzeit ge meldet, mit dem Fleischergeselle» Elspig in einem Schlachthause zu Dresden einen Kampf auf Tod und Leben auSzufechten hatte, und diesem in der Notwehr vermutlich einen tödlichen Stich beibrachte, ist als geheilt entlassen worden. Vor den Strafrichter wird Günther nicht gestellt, da seine Schuld an dem Tode des Gegners nicht erwiesen ist. Wie dem „Döbelner Anzeiger" aus Dresden ge meldet wird, ist am Freitag der 10 jährige Knabe Otto Claus, welchem am 6. April von einem 16 jährigen Gärtnerlerliug im Apothekerpark zu Lommatzsch der Hals durchschnitten worden war, in der Diakontssenanstalt ge- storbeu. Der bedauernswerte Knabe war operiert worden und es hatte ihm auf 6 Zentimeter die Kehle weggeschnitten werden müssen, sodaß eine große offene Stelle am Halse entstanden war. Essen konnte er nicht durch den Mund, die eingenommene Speise kam zum Halse wieder heraus, und auch zu sprechen hätte er nie wieder vermocht. Die Ernährung erfolgte künstlich durch die Nase; Milch und Ei wurden dem Magen mittels Gummischlauchs, der am Kopfe festgemacht und durch die Nase bis zum Magen gelegt war, zugeführt. Das bemitleidenswerte Opfer eines ugeudlichen Messerhelden hatte außer diesen fast beispiel- osen Beschwernisse» beständig auch viel Schmerzen, sodaß der Tod eine wahre Erlösung gewesen ist. Der Lofchwiher Polizeihund „Laus" fand in >er Nacht zum Sonntag beim Heideschlößchen einen Kutscher, der durch einen Anprall seines Wagens an einen Baum vom Bock geschleudert und schwer verletzt worden war, und hat so vielleicht die Verblutung des Verun glückten verhütet. Der Kanal, der Leipzig mit der Saale verbinden oll, wird doch bedeutend teurer zu stehen kommen, als man anfänglich anzunehmen schien. Da sich das Stadt verordneten Kollegium in seiner nächsten Sitzung mit der Kanalfrage befassen wird, hat der Rat die Kostenanschläge einer genauen Nachprüfung unterziehen lassen und das vor Mitternacht die besten für den Schlaf sind, so gehe zeitig schlafen. Nichts macht früher alt, als das Umkehren von Tag und Nacht! 7. Gestatte deinen Kindern nicht daß sie sich im Bette unterhalten; dazu ist während de! Tages genügend Zeit und Gelegenheit vorhanden. Auch sollen Kinder direkt vor dem Zubettgehen nicht über Schul- arbeiten oder andere anstrengende Arbeiten grübeln. 8. Nimm dir vor, nicht die Hände vor dem Einschlafen unter oder über den Kopf zu legen. Aerztlich empfohlen ist das Einschlafen auf der rechten Seite (um das Her zu schonen), wobei man die Arme vor die Brust leg oder herabsinken läßt. 9. Vollblütige Menschen dürfen nicht zu niedrig, blutarme nicht zu hoch liegen. 10. Kannst du nicht einschlafen, so zähle recht langsam (nach dem Ticken der Uhr). Bist du aufgeregt, so lege dich einen Augenblick glatt auf den Rücken. 11. Nimm nie deine Sorgen mit ins Bett und denke nie vor dem Einschlafen über die Geschäfte des nächsten Tages nach! Nacht entschlüsse taugen selten, du aber bringst dich um den schönsten Schlaf! — Strftung für Augenleidende. Von einer Wohltäterin, die nicht genannt seins will, ist durch letzt - willige Verfügung unter dem Namen Johann.Bertha- Stiftung mit einem Stammkapitale von 200000 Mar eine auf Wunsch der Erblasserin mit Rechtsfähigkeit aus- gestattete Stiftung begründet worden, deren Zweck es ist, solchen armen, würdigen, im Königreich Sachsen heimats angehörigen Personen ohne Unterschied des Glaubensbe kenntnisses aus den Stiftungserträgniflen Unterstützungen zu gewähren, die infolge überkommene» Augenleidens oder durch Operation das Augenlicht ganz verloren haben oder denen der Arzt eine Kur verordnet, beziehentlich noch einer Operation oder aus sonst einem Grunde kürzere oder längere Schonung der Augen empfohlen hat. Im König reich Sachsen unterstützungswohnsttzberechtigte Augenkranke und Erblindete haben durch ärztliches Zeugnis und durch Leumunds- und Bedürftigkeitszeugnis ihrer Gemeindebe hörde begründete Gesuche spätestens bis 16. August an die zuständige Amtshauptmannschaft etnzureichen. — Für die morgen Donnerstag, nachm. 6 Uhr, statt findende öffentliche Stadtgemeinveratssitzung ist folgende Tagesordnung aufgrstellt worden: 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Eingabe des Herrn Kaufmann Walter Schmidt hier um Anlegung eines Fußweges vom unteren Park bis zum Fürstenweg. 3. Gesuch des Ratsexpedienten Herrn Lehmann um Aufbesserung seiner Gehaltsverhältnisse rc. 4. Gesuch des Herrn Bäckermeister Heinitze um Er- Mäßigung der Kosten für Errichtung des Geländers an der Parkstraße. 5. Gesuch um Gewährung einer Beihilfe zur Errichtung eines Andreas Hofer-Denkmals in Wien. 6. Bericht über den vorläufigen Abschluß der städtischen Kassen für das Jahr 1906. 7. Antrag des Herrn Stadt verordneten Loßner auf Zulassung des Stadtgemetnderats zu den Beratungen und Besichtigungen feiten des Schul vorstandes während der Schulbaufrage. — Mit der Herabsetzung der Strompreise beim städtischen Elektrizitätswerk in Wilsdruff beschäftigte sich erneut eine Versammlung der Kraft- und Lichtab- uehmer. Die Kraftabnehmer erklärten sich mit der Einführung etnesDoppeltarifes einverstanden, wenn in den Tagesstunden von v-12, i—6 im Sommer und 7—12, 1—6 im Winter der Preis der Kilowattstunde von 25 auf 20 Pfg. ermäßigt werde. Fgx das Licht bittet man den Preis der Kilowattstunde von 55 auf 50 Pfg. herabzusetzen. Bezüglich der großen Lichtabnehmer, an deren Erhaltung alle Beteiligten Interesse haben, gibt man dem Stadt gemeinderat eine Erhöhung der Rabattsätze anheim. Der Bericht über die Zusammenkunft der Stromabnehmer wird zunächst die Elektrizitätswerksdeputation und alsdann den Stadtgemeinderat beschäftigen. -- Für die Exkursion des Landwirtschastlich-n Vereins Wilsdruff nach Rittergut Niederottenhain und Georgewitz bet Löbau am Sonnabend, 13. Juli 1907 ist folgendes Programm festgesetzt worden: Ab Wilsdruff 6 Uhr 18, in Dresden-Hauptbahnhof 7 Uhr 43, ab Dresden 8 Uhr 53, in Löbau 10 Uhr 07. Fahrt nach den Weiden des Herrn Rittergutsbesitzer Crome in Nieder ottenhain, dort 10 Uhr 37, Besichtigung der Wirtschaft 1V, Stunden. Ab Ntederrottenhain 12 Uhr, in Löbau 12 Uhr 30. Gemeinsames Mittagsmahl im Wettiner Hof zu Löbau von 12 Uhr 30 bis 2 Uhr. Besichtigung des Kornhauses der Löbauer Kornhausgenossenschaft von 2 Uhr bis 2 Uhr 30- 3 Uhr Abfahrt vom KornhauS zu den Weiden des Herrn Gutsbesitzer Göbel in George witz und dessen Gutswirtschaft, dort 3 bis 5 Uhr, in Löbau 5 Uhr 30. Hierauf Besteigung des Löbauer Berges (sehr dankbare Partie, Restaurant auf dem Berge, Wagen fahren bis an den Fuß desselben) oder Besichtigung der Stadt (nach Belieben). Rückfahrt: ab Löbau 9 Uhr 42, in Wilsdruff 12 Uhr 22. Ungefährer Preis der Fahrt von Wilsdruff nach Löbau und zurück Mk. 7,40. Die Eisenbahnfahrkarten hat jeder Teilnehmer selbst zu lösen. Wer am Sonntag noch Zeit und Lust hat, fährt abends den 13. Juli nach Zittau, möglichst abends noch bis Oybin und verlebt den Sonntag in der herrlichen Umgebung deS Oydin. Die Rückfahrt von Zittau ist über Ebersbach. Bischofswerda und über Herrnhut-Löbau möglich. — Militürtouzert. Im Garten des „Hotels zum Adler" konzertiert am Freitag abend die Kapelle deS Dresdner Jägerbataillons unter Leitung deS Herrn Stabshornist Hellriegel. Bei ungünstiger Witterung findet das Konzert, dem Ball folgt, im Saale statt. — Das gestern abend abgehaltene Abonnements- Konzert der Stadtkapelle war gut besucht. — Unfall. Ein in Sora bediensteter Knecht wurde von einem Pferd gegen den Unterleib geschlagen. Er erlitt schwere innere Verletzungen und wurde dem Bezirks, krankenhaus in Wilsdruff zugeführt. — Wetteraussicht für morgen: Zunächst Regen, später aufklärend. Abnahme der Winde. Etwas wärmer. — In der letzten Sitzung der Meitzner Stadt- verordneten wurde die Einziehung des Stadttürmer postens für den 15. August beschlossen. Zwar wurde versucht, die alte liebe Einrichtung zu retten, das Kollegium konnte sich aber nicht entschließen, fernerhin noch jährlich 900 Mark auszugeben. Der gegenwärtige Stadttürmer erhält den Hausmannsposten im Rathause. Versuche, das trauliche, durch die „Gartenlaube" weltbekannt ge- wordene Bild des bewohnten Turmes zu erhalten, sind gescheitert. ES dürfte sich aber doch wohl noch, meint das „M. T.", ein Jndustrie-Jnvalid finden lasten, der ge- nügeud „fest auf den Beinen" ist, um die in jeder Be ziehung „freie" Türmerwohnung schätzen und das Läuten übernehmen zu können, zumal zu der Entschädigung für letztere Tätigkeit noch gelegentliche Einnahme» von Be suchern des Turmes hinzukommen. — In Breitenbach feiert am heutigen Dienstage Herr Karl Gelbrich mit seiner Ehefrau das goldene Ehejubiläum. Das ehrwürdige, hochgeachtete Jubel paar erfreut sich noch seltener geistiger und körperlicher Frische und Rüstigkeit. — Das „Dresdner Journal" schreibt: Eine eigen tümliche Erscheinung sind die E rd b eer b ö rs e n in Kötzschenbroda und Cossebaude. Während jene erst genannte schon seit Jahren beim Bahnhof Kötzschenbroda besteht und gegenwärtig saison des fraises hat, ist später auch im freundlichen Cossebaude im Garten der Talschenke, dort, wo der Weg zur Siebenecke htnausführt, eine Frucht börse für Erdbeeren und nun auch für Kirschen eingerichtet worden. Letztere Früchte werden, was die Sorte „Rot- zeitige" betrifft, an mehreren Stellen im Tale schon „rein gepflückt." Laut Anschlag sind mehrere Stunden am Tage für Auflieferung angesetzt. Da kommen denn von den Berge» fleißige Pflückerinnen mit Tragkörben und hänfen hier unter ihre duftige« Waren in zahlreiche» Schachteln und Körben an, die dann über Nacht weithin mittels Bahn befördert werden. bis 1000 Kilogramm Kirschen im Jahre zu tragen pflegen. Außerhalb Deutschland sind ausgezeichnetere Kirscheugegen- den die Umgegend von Grenoble in Frankreich, Tirol u. die Schweiz, Nordholland und Gelderland, die englische Grafschaft Kent, die norwegische Landschaft Hardanger, endlich Dalmatien. Dalmatien nebst Triest und Venedig ist der Bezirk, wo aus der marasca oder Sauerkirsche de weltberühmte Maraschino hergestellt wird. Daß auch da Holz des KirschbaumeS ausgezeichnet verwendbar ist, i bekannt. Das moderne Kunstgewerbe hat wieder auf di Vorliebe des Bürgerstils für das Kirschcnholz zurück- gegriffen, und in der Tat sind Möbel, die aus dem schön gemaserten Kirschenholze mit seinem herrlichen honigfarbenen Tone hergestellt werden, von einem ganz eigenen Reize der eine gewisse zarte Eleganz mit feiner Gemütltchket vereinigt. Das Holz der im 16 Jahrhundert aus Arabien nach Europa eingeführten Felsenkirsche (Wcichselholz) zeichne sich durch einen angenehmen Wohlgeruch aus und wir daher gern zu Pfeifenrohren, Schnupftabaksdosen und dergleichen verwandt. In Baden bei Wien befindet sich die Hauptkultur dieses Baumes, wo man jährlich etwa 400000 gerade, möglichst ästelose Stämme schneidet, aus denen beiläufig 2 Millionen Pfeifenrohre hergrstellt werden — Ehe du schlafe« gehst, beachte folgende gu gemeinte, ärztlich empfohlene Ratschläge: 1. Gehe «ich hungrig, aber auch nicht mit zu vollem Leib zu Bett. Auch spätes Trinken von starkem Kaffee, Bier, Punsch, Tee, Wein usw., sowie direkt vor dem Schlafengeher eingenommenes Abendbrot kann dich um de« Schla bringen. Schwer verdauliche Speisen, wie Aal, solltef du überhaupt nicht abends zu dir nehmen. 2. Hast du abends einen heißen Kopf, so nimm, bevor du zu Bett gehst, ein kaltes Fußbad. 3. Ist dir in der Magen gegend heiß, so trinke einen Schluck frisches Wasser. 4. Sehr zu empfehlen ist der Genuß eines Apfels, bevor man sich zur Ruhe legt. 5. Das ist der rechte Augen- blick zum Schlafengehen, wo man am gleichgültigsten ist. Wer sich in aufgeregtem Zustande niederlegt, bringt sich nicht selten um die ganze Nacht. 6. Da die Stunden Ergebnis de« Stadtverordneten in einer Zusammenstellung übermittelt. Nach dieser betragen die Kosten, die ursprünglich auf 11,9 Millionen Mk. veranschlagt worden waren und in der den Stadtverordneten zugegaogenen Vorlage auf Grund der Schätzung der Handelskammer auf 15 Millionen Mk. für Kanal und Hafenanlage beziffert worden sind, 18800000 Mk., wovon 15400000 Mk. auf den Kanal und 3400000 Mk. auf den Haken entfallen. Eine böse Geschichte hat sich eine Gutsbesitzerin in einem Dorfe nahe Mai-sbeLg selbst bereitet, die bereits im Vorjahre wegen fahrlässiger Milchsälschung vom Schöffengericht abgeurteilt wurde. Sie erschien abermals des gleichen Vergehens angeklagt vor dem Richter und mußre zugebrn, in zwei Fällen eine Kleinigkeit Wasser in die Milch gegossen zu haben, weil diese sehr fett war. Durch den vereidigten Chemiker Dr. Fickert-DreSden wurde bekundet, daß sich in der beanstandeten Milch er hebliche Waffermengen befanden. Der Vorsatz zur Milch verfälschung und die erlittene Vorstrafe tragen der Ange klagten eine empfindliche Strafe ein, die allen ähnlich Handelnden zur Warnung dienen möge: das Gericht er- kannte auf 500 Mk- Geldstrafe oder 50 Tage Gefängnis. Da sich eine große Anzahl Bürger in Sevuitz mit der Ablehnung der Wiederwahl des bisherigen Bürgermeisters Engelmann nicht einverstanden er klärt, fand dieser Tage eine öffentliche Protestversammlung statt. An die tausend stimmberechtigte Bürger waren er schienen. Es wurde vorgeschlagen, sich wegen eigenartiger Handhabung der Geschäftsordnung im Ratskollegium beschwerdeführend an die Kreishauptmannschaft Dresden zu wenden. Stadtrat Oppelt schlug vor, die Angelegenheit nochmals vor das Forum zu bringen, dann werde, da man wohl eingesehen habe, daß die überwältigende Mehrheit angesehener Bürger und Wähler nicht hinter dem gefaßten Beschlusse stehe, ein anderes Resultat erzielt werden. Dieser Vorschlag wurde angenommen. — Wird denn Bürger meister Engelmann Lust haben, zu bleiben, nachdem man seine Wiederwahl abgelehnt hatte?! Sprachecke -es Allgemeinen Deutschen Sprach vereins Zweigverein Freiberg. Rosegger über Sprachfüudeu. In einer hübschen Plauderei über „Sprachsünden" in seinem Buche „Sünderglöckel" behauptet Peter Rosegger, seine Muttersprache lerne man zwar auch in der Schule, aber noch bester im Leben. Dann wendet er sich gegen diejenigen Sprachbücher, die durch „ihre entsetzlichen Fremdwörter Artikel, Prädikat, Deklination, Substantiv, Subjekt, Konjugation, Adjektiv, Pronomen, Adverbium usw., die sie in die deutsche Sprache hineinzerren", dem deutschen Kinde die „Grammatik" und so die Muttersprache selbst gründlich verleiden. Rosegger wendet sich dann gegen fremden Schwall und Schwulst und redet einfacher, klarer gefälliger Sprache mit Recht das Wort. Dazu gibt er folgende hübsche Beispiele: Hat der Deutsche Zeit, so sagt er: „Es tritt an uns die dringende Aufforderung heran, für die Befestigung unserer Existenz bedacht zu sein". Hat er nicht Zeit, so sagt er: „Wir müssen unS unserer Haut wehren". Hat er Zett, so sagt er: „ES wäre höchst wünschenswert, wenn den Forderungen der Opposition Ausdruck verliehen würde". Hat er nicht viel Zeit, so meint er: „Die Gegenpartei soll ihre Meinung sagen". Ist der Mann gespreizt, so sagt er: „Eine Spezialbilanz würde die Handhabe bieten zur strikten Beurteilung der Position". Ist er einfach, so sagt er: „Eine besondere Rechnungsprüfung würde die Sache klar- legen". Weiter führt Rosegger dann an längeren Bei spielen vor, wie häufig der Gelehrtenstiel durch überflüssige oder fremde Wörter unkkar und unverständlich wird, wie z. B. „der Leser sich tummeln muß, in den Winkeln seines Gehirns rasch einen Schatten, scharfe Konturen nebst der Neugestaltung und dem literarischen Schaffen zusammenzusuchen wenn er liest, das der Schatten der herannahenden Neugestaltung des modernen literarischen Schaffens scharfe Konturen annimmt." Dann werden einige Redebilder vorgenommen, die wie z. B. „ins Auge fallen", „eine Rolle spielen" u. a. heutzutage zum Ueber- druß oft in der Schriftsprach everwendet werden. Endlich betont Rosegger den großen Wert der Mundart gegenüber dem Hochdeutsche», wenn dieses — wie ja leider noch gar so oft — „verkommen" ist, und betont (was auch vom Allgemeinen Deutschen Sprachverein stets anerkannt wird), daß der Schriftsprache aus den urdentschen Mundarten außerordentlich viel gutes und treffliches Sprachgut zu geführt werden kann. Vermischtes. * Eine freundliche Aufforderung. Die Pfälzer „Krischer", denen man gern etwas viel Urwüchsigkeit nach sagt, können auch recht höflich sein, sogar dann, wenn sie im Recht sind. In der in Lambrecht erscheinenden Tal post und im Neustadter Stadtanzeiger stand am 16. d. nachstehender „offener Brief", in dem eine Jagdgesellschaft die Waldfrevler ihrer Reviere in wohltuend zarter Weise um Rücksichtnahme bittet: „Ossener Brief. An die verehrlichen Waidsrevier der Orte Lambrecht, Lindenberg und Neidenfels richten wir die freundliche Bitte, nur während der Monate Juni und Juli von morgens 4 bis 7 Uhr und abends von 6 bis 9 Uhr die Waldgänge einzustellen, damit wir auf dem Pürschgang unsere paar Rehböcke ungestört schießen können. Wir versprechen dagegen während der ganzen übrigen Zeit die Herrschaften noch weniger zu belästigen, als die Leute, deren Berufspflicht es wäre, den Unfug wenigstens einigermaßen einzuschränken. Für die Stoppelkopf.Jagdgesellschaft: Bried."