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MM, sd M»E Erscheint wScheutlich dreimal und zwar Dienstags, DormerstagS und Sonnabends. Bezugspreis« vierteljährlich I Mk. 30 Pfg., durch die Post be- zogeu 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. UN- Nmgegen-. Amtsblatt Inserate werden MontagS, Mitwochs und^reitagS biS spätestms 12 Uhr angenommen. Jusertionspreis 15 Pig vro viergelvalteue KorpuSzekli. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirls Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 °/» Aufschlag. 'Lr die Kgl. AmLshauptmann schaff Meisten, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanueberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grano bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, ' ^'aufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsvorf, Schmtevewalve, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg Druck und Verlag von Zschunke 8- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. No. 14. Donnerstag, den 3l. Jannar 1907. ««. Jahrg. Da die Rinderpest im europäischen Teile des Türkischen Reiches eine größere iss-lusdehnung genommen hat, wild hierdurch in Erinnerung gebracht, daß die Ein- - ezw. Durchfuhr lebender Rinder, Schafe und Ziegen, ingleichen des fri'cheu Fleisches on diesen Tieren sowie aller von solchen stammender Teile in frischem Zustand aus r»en Hinterländern von Oesterreich-Ungarn verboten ist Zugleich wird auch die Einfuhr aller von Wiederkäuern stammender E zeugnifsc u frischem Zustand sowie von Dünger jeder Art und von nicht in Säcken verpackten e lumpen aus den bezeichneten Ländern untersagt. Dresden, den 17. Januar 1907. Ministerium des Innern. Nach der heute erfolgten Ermittelung des Ergebnisses der am 25 d. Mts. statt- gefundenen Wahl eines Abgeordneten zum Reichstage für den 6. Sächsischen Wahlkreis -i ft in diesem Wahlkreis Herr Redakteur Georg Horn in Lindenau bei KStzschenbroda mit 33843 klimmen von 60371 abgegebenen gültigen vttmmen zum Abgeordneten gewählt worden. Dresden, am 29. Januar 1907. Der Wahlkommiffar für die Reichstagswahl im ue» 6. Sächsischen Wahlkreise. Krug von Nivöa, Amtöhauptmann. Im Hinblick auf den heute eingetretenen starken Schneefall werden die Gemeinden und selbstänbigen Gulsbczirke veranlaßt, für das ungesäumte Schueeauswerfen auf de» öffentlichen Wegen und nach Befinden für die Absteckung von Winteroahnen besorgt zu sei». Sollte Eisbildung eintreten, so ist soweit eS nölig erscheint, auch auf den Kommunikattonswegen, insbesondere wenn sie bergiger Gegend auf bestimmten Strecken leicht zu Glatteisbilvung neigen, zum mindesten auf den Fußbahnen für rechtzeitiges Bestreuen mit Sand oder geeignetem Boden Sorge zu tragen. is« Meißen, den 28 Januar 1907. Die König!. Amtshauptmanuschaft. Sonnabeud, deu 2. Februar 1907, oorm 11 Uhr soll tu Gachsdorf eine Nähmaschine gegen sofortige Barzahlung meistbietend versteigert werden. SammaoU: Gasthof. »7r Wilsdruff, den 28. Januar 1907. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Bom 1. bls 14. Fcvruar M der 1. Termin Staatsgrundstener nach 2 Pfg. für die Steuereinheit, sowie die Hundesteuer, diese gegen Entnahme der Marken, an ine Stadlsteuereinnahme zu entrichten. Nach Ablauf der festgesetzten Frist wird gegen Säumige daS Mahn- und ev. Zwangsvollstreckungsverfahren eingelettet werde». Der Stadtrat. Wilsdruff, am 29 Januar 1907. Kahlenverger. psliEche Rnn-sch««. Wilsdruff, 30 Januar 1907. Deutsches Reich. Das Berliner Wahlergebnis und die Scherlpreffe. „Eine Wahlbeteiligung, fo uark, wie sie bisher noch bei keiner Reichstagswahl bestätigt worden sein dürste, hat es zuwege gebracht, daß die sozialdemokratische Partei , im neuen Reichstage eine um vieles schwächere Position Linnehmen wird, als sie bisher innehatte." So schreibt . der „Berliner Lokal-Anzeiger". Bekanntlich hat das Wahl- rrgebnis in der Reichshauptstadt zu diesem Wandel nichts belgeiragen, und prüft man die Stärke der Wahlbeteiligung in Berlin genau, bann erkennt man, daß sie nur wenig besser als früher gewesen ist. Während nämlich bei der Hauptwahl des Jahres 1903 von 444871 Berliner Wahl- berechtigten 116795 Nichtwähler waren, haben sich jetzt von 492237 Wahlberechtigten nach der bisherigen Zählung 111799 der Abstimmung enthalten. Also rund ein Fünftel '«sei Berliner Wähler ist der Urne ferngeblieben. Dieses ^Verhältnis ist bei der Bedeutung des gegenwärtigen Wahl- ' ampses ungünstig genug. Die parteilose Scherlpresse aber hat hieran ohne Zweifel einen großen Anteil: die ! Scharen ihres Stammpublikums sitzen in der Reichs- auplstadt und die Folge davon hat sich in der immer i. och dürftigen Wahlbeteiligung der Berliner Wähler aber- >. aals gezeigt. Ein Reiseerlebnis Dernburgs. Als Dernburg — so erzählte er kürzlich in Stuttgart — im Jahre 1893 durch Mexiko reiste, entgleiste der Eisen bahnzug, und Dernburg war Mit seinen Reisegefährten gezwungen, 24 Stunden am Platze zu bleibe». Da habe > un die ganze Regelung des stockenden Verkehrs ein inzelner Beamter mit einer Flagge vorgenommen, und lles habe sich rasch und glatt erledigt. Ein Reisebegleiter l Dernburgs habe hierbei ausgerechnet, wieviel Beamte in inem solchen Falle in Deutschland in Aktion treten würden, und er sei hierbei auf die Zahl 38 gekommen. (Große Heiterkeit.) Jener amerikanische Beamte, der allein .nd sicher den Eisenbahnverkehr dort gelenkt habe, sei odann noch der Gastgeber der Reisenden an jenem Tage r gewesen. Hierbei habe er, Dernburg, sich in dessen Wohnung mgesehen und gefunden, daß der Wackere Konrad Rumpf -ich und aus Böblingen (Wü ttemberg) war. (Große s. Heiterkeit.) Bäume als Zentrumsagitatoren. Wie die ultramontane „Rastatter Ztg." lyren „Gläu- < Zgen" erzählt, ist bet der Wahl wieder mal der Himmel rsn Bunde mit dem Zentrum gewesen. Zwei Holzknechle hatten voa ihrem Arbeitgeber zwei liberale Stimmzettel «erhalten mit der Drohung, daß sie entlassen würden, wenn i ie nicht liberal wählten. (Was füglich bezweifelt werden ^arf!) Bekümm rt steckten die beiden Arbeiter die Zettel ün ihre Brotbeutel und arbeiteten weiter. Da plötzlich «kürzte ein gefällter Baum unmittelbar neben ihnen zu Boden. Sie selbst entgehen der Gefahr, nur den Brot- sack und die Wahlzettel trifft der niederstürzende Stamm. Nun wissen sie, daß ste Zentrum zu wählen haben. Und kie „Rastatter Zeitung" verbreitet schleunigst die Kunde von dem wegweisenden Wunder. — Die Verquickung von Religion und Politik nimmt in den ganz schwarzen Gegenden in der Tat just heitere Forme» an. Die finanzielle Lage des Stöckerfchen „Reich" ist jo gefährdet, daß Herr Stöckel emen düngenden Auf ruf an „treue Protestanten" erläßt, in dem er eS als nötig bezeichnet, „daß evangelische Männer und Frauen in der Höhe von 30000 Mk. für das Blatt ein treten, damit es bestimmt weiter erscheinen kann." Herr Stöcker erzählt bei dieser Gelegenheit: „Eingroßgesinnter Patriot gch dazu 150000 Mk. Als diese Summe nicht ausreichte, haben Freunde der Sache große Opfer gebracht, der eine 10000 Mk., ein anderer 15000 Mk., ein dritter 36000 Mk. Ich habe vor vier Wochen zu einem Fonds von 60000 Mk. aufgerufen, ohne den Zweck zu be zeichne«, der damit gemeint sei. Aber es handelt sich um die Erhaltung des „Reich". Stöcker berichtet, daß sein damaliger Aufruf nicht den genügenden Erfolg hatte, und versucht es darum jetzt noch einmal mit einem Appell. Wenn das „Reich" eingehe, so gehe damit die große Summe von 250 000 Mk. verloren. Ausland. Hilfstätigkeit eines deutschen Kriegsschiffes. Aus Nagasaki, 20 Dezember, schreibt man der „Wettkorr.':-Jnderkleinen,hauptsächlich englrschenF.emden- gemeinde Nagasakis bildet eia Ereignis augenblicklich das Tagesgespräch, bei dem Offiziere und Mannschaften deS deutschen Kanonenbootes „Jaguar" eine rühmliche Rolle gespielt haben. Am 15. Dezember, 4^z Uhr morgens, brach in dem Hinterhause der englischen Firma Holme, Ringer L Co. ein Feuer aus, dar sich rasch verbreitete, und sowohl das hölzerne Ringersche Hauptgebäude, alt auch die benachbarten Baulichkeiten der deutschen Firma Kunst u. AlberS in Asche zu legen drohte. Das Feuer war auf dem gerade im Hafen ankernden deutschen Kanonen boot Jaguar sofort bemerkt worden. Der Kommandant, Graf von Posadowski-Wehner, begab sich mit zwei Offizieren und 40 Man« an Land, wo ste mit Hilfe eines Pumpdruckwerkes und anderer Geräte noch vor Eintreffen der japanischen Feuerwehr die Bekämpfung des entfesselten Elementes begannen und dank ihrem energischen, wohl geleiteten Vorgehen und der geschickten Benutzung eines Bootes als Wasserreservoire die Gebäude der deutschen sowohl wie der englischen Firma vor dem Aufgehen in Flammen retteten. — Allgemein herrscht die Ansicht, daß die Rettung der wertvollen Gebäude mehr der schnellen deutschen Hilfeleistung als der japanischen Feuerwehr zu verdanken ist, und das den deutschen Helfern allgemein gespendete Lob ist um so aufrichtiger, als »s von einer Seite kommt, die sich hierzu gewiß nicht ohne Grund ent schließt. Auch die sonst wenig deutschfreundliche Presse Nagasakis ist des Lobes voll für die energische und tat kräftige Hilfeleistung der deutschen Offiziere und Seeleute. — Die Chefs beider Firmen haben ihre lebhafte Dank barkeit für die „großen und unschätzbaren Dienste" aus gesprochen, die ihnen S. M. S. Jaguar durch Erhaltung ihrer Häuser geleistet hat und wollten ihrer Erkenntlichkeit durch Spendung eines namhaften Gelbbetrages Ausdruck geben, was jedoch vom Kommandanten in sehr höflicher Form abgelehnt wurde. Zwei Grubenkatastrsphen ereigneten sich am Montag, die eine, über die wir bereit- Einzelheiten drahtlich veröffentlicht haben, fandimSaar- gebtet statt, die andere, in ihrer Wirkung nicht minder schreckliche, erfolgte in Lisvin im Kohlenbecken von Calais. In beiden Fällen handelt es sich um Ex plosionen schlagender Wetter, und man möchte fast zu der Vermutung kommen, daß zwischen beiden Katastrophen ein ursächlicher Zusammenhang bestehe. lieber das Unglück in der Grube Reden bei St. Johann liegen folgende weitere Meldungen vor. Die durch die Explosion verschüttete Strecke der Grube liegt etwa zweitausend Meter weit vom Förderschacht enfernt und in einer Tiefe von 700 Metern. Bis Montag nach mittag 5 Uhr waren 77 Leichen geborgen, um 2 Uhr war eS gelungen, noch 4 Mann lebend ans Tageslicht zu bringen, unter ihnen den einen der beiden Steiger, deren Abteilungen durch das Unglück betroffen würben. Von den zutage geförderten Leiwen konnten nur 24 erkannt werden. Die Reltungsabteilungen der übrigen Saar- gruben sowie der Grube Frankenhausen mußten gegen 3 Uhr ihre eifrigen Arbeiten einstcllen, da neue Explosionen befürchtet wurden. Die Grube brennt noch. Nach Bergung der 77 Leichen brach Feuer in der Grube aus. Alle Rettungsmannschaften wurden zurückbeordert, und eben waren die letzten oben glücklich angekommen, als eine neue heftige Detoi ation gehört wurde. Eine neue Explosion hatte stattgcfunden, durch die a^er niemand ver letz! wurde. Die fünfte Tiefbausohle gilt als verloren. Zur Zeit beratschlagen dir oberen Grubenbeamten über weitere Maßnahmen, des Feuers Herr zu werden. Die ge borgenen Leichen sind nur zum kleinsten Teile zu erkennen; sie liegen i» den Verlesehäusern. Die Grube, in der sich die entsetzliche Katastrophe er eignet hat, ist Eigentum des preußischen Staates und ge hört zum Saarbrückener Kohlenrevier. In dem der Berg hauptmannschaften Reben unterstehenden Revier wird größtenteils nach Schlammkohlen geschürft. Erst vor kurzer Zeit wurden auch Fettkohlengruben angelegt. Diese Fett- kohlengruben sind der Schauplatz des heutigen Unglücks. Die Gesamtbelegschaft des Redener Berggebieles beträgt etwas über 6000 Mann, von denen nur wenige Hundert auf die neuen Feltkohlengruben enifallen. DaS Saarbrückener Steinkohlenrevier liegt in der Südspitze der preußischen Rheinprovtnz, erstreckt sich aber auch in die bayrische Pfalz und nach Elsaß-Lothringen. Das Zentrum des Reviers liegt zwilchen Saarbrücken und Ottweiler. Das produktive Kohlengebirge beträgt zwischen Luisemal an der Saar und Neunkirchen 24 Kilometer, die Größe, soweit es zutage tritt, 184 Qudratkilometer. In diesem Teil gibt es zwischen Duttweiler und Wahlscheid 77 abbauwürdige Flöze. Ueber die Katastrophe bei Lens wird gemeldet: In Grube 2 der Zeche von Liövin fand eine Explosion schlagender Wetter statt. Eine zahlreiche Menschenmenge drängt sich um den Schacht, die Gendarmerie hält die Ordnung aufrecht. Der Deputierte Lamendtn ist in die Grube hinuntergestiegen, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen. Um 2 Ugr nachmittags waren 681 Bergleute aus dem Schacht herausbefördert worden, von 812, die am