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preise war eine Aufbesserung der Verkaufspreise unmöglich. Aus Wilsdruff wird uns berichtet, daß die Nachfrage nach Möbeln rege war und der Umsatz der betreffenden Firma erfreulich zunahm. Für die von der Berichterstatterin neben altdeutschen Möbeln in der Hauptsache hergestelllen modernen Sache« wurden gute Preise bezahlt, während die erstgenannten Möbel bei weitem weniger Nutzen lassen. Die infolge des Steigens der Rohstoffpreise notwendig gewordene Erhöhung der Verkaufspreise um 3—6 wurde anstandslos bewilligt. Aufträge kamen außer aus Sachsen aus Preußen und Bayern. Mit Schleswig- Holstein wurden erheblich größere Umsätze erzielt. Das Verhalten der Arbeiter wird als mustergültig bezeichnet. Da die Firma sehr vorsichtig bet der Ausführung von Aufträgen war, blieb sie von größeren Verlusten verschont. — Das gestern vom Turnverein Wilsdruff ver anstaltete Schauturnen mit Sommerfest nahm in allen seiuen Teilen einen sehr befriedigenden Verlauf. Das Schauturnen wurde mit Stabübungen unter Leitung deS derzeitigen Turnwartes, Herrn Ranft, eivgelettei; hierzu traten etwa 70 Turner aller Altersgrenzen an. Alsdann begannen die Pflichtübungen (Weit- und Hochsprung, Reck, Barren, Pferd, Bock) und zum Schluß das Kürturnen. Dem interessanten Schauspiel, das dem Verein alle Ehre machte, wohnten zahlreiche Freunde der Turnsache, sowie Vertreter der benachbarten Turnvereine bet; immerhin ließ der Besuch der Veranstaltung erkennen, daß man der wichtigen Arbeit der Turnvereine noch nicht in allen Kreisen mit dem erforderlichen Jntereffe begegnet. Es wäre recht wünschenswert, daß hierin eine Wandlung ein- träte. Unter Marschmusik zog man nach Beendigung des Turnens nach dem Konzertgarten des „Hotels weißer Adler" zum Sommerfest. Hier gab e» die üblichen Ueber- raschungen und Sehenswürdigkeiten: ein Panorama, in dem die Ereignisse deS 1870er Krieges in ungewohnter Naturtreue wiedergegeben waren; ein Zelt der „Kraft pietsche", die mit gewaltigen Eisenkugeln umgingen, als ob sie von Pappe wären; ferner ein Weltpanorama mit Spezialitäten, die sicher in keinem anderen Panorama von Ruf zu finden find. Daneben ga 8 Verkaufsstände aller Art, ferner die „Platzpolizei", die einen ungewohnten Amtseifer zeigte und alle Hände voll zu tu« hatte, um die mehr oder minder schweren Verbrecher am Geldbeutel zu strafen. Das Sommerfest, dem sich am Abend Tanz im „Hotel Adler" anschloß, war zahlreich besucht. — Der Gewerbeverei« Wilsdruff besucht am Dienstag, den 20. August die Gewerbeausstellung in Rabenau. Dabei ist auch ein Besuch der dortigen Holz- btegerei geplant. Die Hin- uud Rückfahrt erfolgt per Omnibus. — Wetterausstcht für morgen: Trocken und heiter, schwache Luftbewcgung, warm. Fortdauer des jetzigen Witterungscharakters wahrscheinlich. (Wollen's hoffen! Red. d. W. W.) — I« der Reerdeckmühle. Sonntag nachmittag. Ein prächtiger Sommertag. Holder Friede, süße Ein tracht ringsum. „Juhu!" schallts droben am Berghange. Ein lustiges Völklein „auS der Stadt", Mann und Weib, jung und alt, kommt von der Elbe her gezogen, voran zwei Ziehharmonikaspieler und einer mit dem Dreiangel, die im Schweiße ihres Angesichts Fragmente aus der „Lustigen Witwe" oder aus „Venus auf Erden" — anders gehts ja nicht mehr! — herunterwürgen. Männ lein wie Weiblein folgen im gleichen Schritt und Tritt. Der Anblick deS Zieles, der Neudeckmühle, löst einen all gemeinen Freudenschrei aus — der Großstädter tut im Marschieren nicht allzulange mit. Eine andere Gesellschaft hat den bequemeren Weg durch das Saubachtal gewählt, ein prächtiges Stück Erde, das sich seine natürliche Ur sprünglichkeit bewahrt hat und gerade deshalb eine bevor zugte Erholungsstätte für jeden Grieskram und Stuben hocker bildet. Im Gänsemarsch gehts den schmalen Steig entlang. Die Jungens vornweg. Vater trocknet sich von Zeit zu Zeit den Schweiß von der Stirn — „viel warm und wenig Bier" klagt er von Zeit zu Zett. Mutter neigt etwas stark zu körperlicher Fülle; pustend kraxelt sie über die spitzen Steine, mühsam humpelt sie dem Ehegesponnst nach, der aller Hitze zum Trotz flott dem Ziel zusteuert. Endlich ist'S erreicht. Die Jungens haben schon Quartier gemacht. Nicht zehn Pferde brächten sie von den Stühlen oder Bänken weg, die sie mit Beschlag belegten. Umständlich nimmt die Frau Mama Platz. Vater hat sich inzwischen schon nach der Bedienung umge- sehen. Da kommt sie herangeschwirrl. Vater trinkt ein Glas Lagerbier. Das ist schnell erledigt. Aber die Frau Mama und die Gören! „Gibts eine Ganze Kaffee, — oder eine Halbe? Was kostet sie? Wieviel Tassen gibts dazu? Oder haben Sie Bilzbrause, — oder Limetta? Oder, Ernst, wie wär'S denn mit einer Limonade? Aber die ist zu kalt. Nee, bringen Sie mir eine Halbe Kaffee und ein Stückchen Quark- und Streußelkuchen dazu. Kirschkuchen haben Sie nicht? Aber 6 Taffen dazu und ein Kännchen Heißes für die Jungen!" Jetzt wars raus. Die Hebe, die schweißtriefend ihres Amtes waltet, stand wie auf Kohlen — an fünf, sechs Tischen ruft man nach ihr, der eine artig, der andere grob, der andere gröber. Fürsorglich hat Mutter einen ganzen Korb Marschfourage mitgebracht. Eilig macht man sich an die Vertilgung — in unheimlich kurzer Zeit hat man mit dem ganzen Vorrat aufgeräumt. Jetzt erst hat man Zeit, sich mit der Umgebung bekannt zu machen. Ein ländliches Idyll, wie man es meilenweit tm Umkreis vergebens suchen wird. Nichts stört die ländliche Stille, als das Stimmengewirr der Ausflügler. Grünende Wiese«, Baumriesen ringsherum, im Tal das wild- romantische Bett der Saubach — es ist, als ob die Natur hier unmittelbarer zu uns spräche — ganz anders als in der Stadt, in der der moderne Mensch und Ueber- mensch der Natur dauernd ins Handwerk pfuscht, verbessert und verbösert. Kein Staub, kein Rauch, kein Automobil, kein Benzingeruch, kaum ein Radfahrer oder ein Kinder wagen. Ma« hat ja auch in der Großstadt Gartenrestaurants. Dort verkriecht man sich aber - unbekummertmm die Um- gebung - hinter seine Zeitung, schlürft seinen Kaffee und läßt im übrigen den lieben Gott einen frommen s Mann sein. Die Natur aber bringt auch die Menschen einander näher. Wildfremde Menschen teilen hier den Platz, während in der Großstadt jeder recht hübsch „für sich anfängt". Auch der schlimmste Hypochonder findet bald Gefallen an dem ländlichen Leben und Treiben. Zu hause wünscht er jeden Leierkasten und jedes Klavier tnS Pfefferland; hier summt er nach den rythmischen Tönen der Ziehharmonika selbstzufrieden den ältesten Gassenhauer mit. Und wie schmeckt es hier in Gottes freier Naturi Das kräftige Bauernbrot, die frischgewaschmesButter, der saftige Landschinken, den man in der Großstadt nur vom Hörensagen kennt, mundet beb weitem besser als das teuerste Menu, das man zu Hause aus den ellenlangen Speiscnkarten der Hotels zusammenbaut. Die Menschen kommen und gehen. Ein Gesangverein läßt von Zeit zu Zeit seine mehr oder weniger melodischen Weisen ertönen. Jede Gesellschaft hat ihre Witzbolde; alles nimmt an den heiteren Späßen teil. Flotte Turnerinnen in schmuckem Kostüm kommen im Saubachtal heraufgewandert. Hier und da ein blutjunges Liebespärche«, das bei Limonade und Zuckerbier die heißesten Ltebesschwüre wechselt. Vom Saal herüber klingen Töne aus der „lustigen Witwe" und im Chor singt man draußen im Garten mit: „Vilja, o Vilja, du Waldmägdelein, faß mich und laß mich dein Trautliebster sein!" Mit wahrer Todesverachtung dreht man sich trotz drückender Hitze im bunten Reigen. Die Schaukel und ein primitives Karussell — ein Wagenrad mit ein paar rohgezimmerten Brettern — sind stärker be gehrt als die Clous der Dresdner Vogelwiese. Dir Be dienung ist infolge des Andranges knapp. Drum geht man lieber anS Buffet, und mancher Großstädter, der aus der Haut fährt, wenn ihm der „Ober" beim Betreten des Stammlokales nicht sofort sein Leib- und Magen blatt auf den Tisch legt, beteiligt sich ohne Murren an dem Akt der Selbsthilfe. 8' ist mal was anderes! Die Kinder tummeln sich auf den Wiesen und im Gebüsch. Es ist eine Lust zu leben! Mutter drückt heute ein Auge zu, Wenns mal ein Loch oder einen Fleck im Anzuge oder im Kleid gibt; ein solcher Ausflug gehört ja nicht zu dem Alltäglichen, wie etwa der gesegnete Durst, den der Vater heute ent wickelt Die Schatten des Abends senken sich auf die Natur. Es wird still und stiller in der Mühle. Auf den hohen Baumriesen haben es sich die Hühner, die vorhin keck sich zwischen den Gästen bewegten, bereits zur Nachtruhe bequem gemacht. Man rüstet zum Abmarsch, um noch einmaljin vollen Zügen die Gaben der Natur im Sau bachtal und im Elbgelände zu genießen. Rüstig schrettetmanin der Abendkühle aus, und aus Hunderten von Kehlen erschallt ein frohe« Lied zum Lob und Preise der Natur. Im friedlichen T al liegt vereinsamt die gastliche Mühle. Am frühen Morgen grüßt das vielstimmige Konzert der gefiederten Sänger und das lustige Klappern der Mühle am Bach die Stätte menschlichen Frohsinns und menschlicher Erholung. — Der vom Landwirtschaftlichen Verein Possendorf angeregte Wunsch, eine Jungviehweide.Genossen- schäft zu gründen, ist nun in Erfüllung gegangen. Am vergangenen Sonnabend nachmittag wurde eine Ver sammlung im Gasthofe zu WeudischkarSdorf unter dem Vorsitze des Herrn Gutsbesitzer Winkler-Rippien ab gehalten, und es wurde dann, nachdem die mitanwesenden Herren Geh. Oekonomierat Andrä, Tierzuchtinspektor Bruchholz und Sekretär Reinke über Einrichtung, Zweck und Vorteile einer Jungviehweide in eingehender Weise gesprochen hatten, eine Jungviehweide. Genossenschaft ge gründet. Der neugegründeten Genossenschaft ist das Klebersche Gut in Wendischkarsdorf zum Kauf angeboten worden. Dieses Gut eignet sich in ganz vorzüglicher Weise zur Anlage einer Dauerweide. — In Mohorn ist ein Ortsfernsprechnetz in Betrieb genommen worden. An das Netz sind gegenwärtig 11 Teilnehmer in Mohorn, Grund, Herzogs Walde und Heida bei Niederschöna angeschlossen. — Die 5. Ferienstraskawmer beim Landgericht Dresden verhandelte gegen den Dienstknecht Kurt Paul Neumann aus Kesselsdorf wegen wiederholten Rück- fallSbetrugs und Unterschagung. Der 20 Jahre alte, schon mehrfach bestrafte Angeklagte diente bei dem Gutsbesitzer Obeudorfer in Burkhardswalde. Am 16. Juni unterschlug Neumann einen Anzug im Werte von 20 Mk., den er sich daselbst von dem Dienstknechte Heßler geliehen hatte. Dann versuchte er in Wilsdruff von dem Sohne seines vormaligen Dienstherrn ein Fahr, rad zu erschwindeln, ohne indessen Erfolg zu haben. Danach verkaufte der Angeklagte unbefugt ein Fahrrad im Werte von 120 Mk., das ihm der Kaufmann Bär in Dittmannsdorf geliehen hatte, an den Gastwirt Lindner in Gersdorf für 45 Mk- Am 2. und 4. Juli nahm er Gutsbesitzern in Obergorbitz und Neustadt unter dem hinterher nicht gehaltenen Versprechen, in Dienst treten zu wollen, je einen Mictstaler ab. Der Gutsbesitzer in Neustadt übergab am 5. Juli dem neu eingrtretenen Knecht sogar Pferd und Wagen, da Neumann erklärte, in Kesselsdorf bei den Eltern seine Habseligkeiten abholen zu wollen. Er stellte den Wagen im Gasthofe zu Cofie» baude ein und machte sich daselbst auch einer Zechprellerei nach Höhe von 1,70 Mk. schuldig. Mit dem Pferde be gab er sich nach Dresden, und bot es hier dem Roß- schlächter Schuster zum Kaufe an. Der Pferdeschlächter mißtraute aber dem Handel und veranlaßte die Festnahme des findigen Dienstknechts. Das Urteil lautete, unter Annahme mildernder Umstände, auf 1 Jahr 8 Monate Gefängnis und 3jährigen Ehrenrechtsverlust. Drei Wochen gelten als verbüßt. Aus Sachsen. Wilsdruff, 12. August 1907. Der Polizeiexpedient Fischer in Dresden hat von Verwandten in Amerika eine Million Mark geerbt. WUEine erschütternde Szene spielte sich in der vorder- gangenen Nacht an der Carolabrücke in Dresden ab. Ein etwa 30jähriger Mann wollte sich mit einem etwa 2V,jährigen Kinde in den Strom stürzen. Eine ihm nachgeeilte Schwester, die ein zweite? Kind auf dem Arme trug, suchte ihn mit inständigem Bitten davon abzuhalten. Die schreienden Kinder umklammerten den verzweifelten Vater, der schließlich durch Schutzleute an seinem Vorhaben verhindert wurde. Aus Leipzig wird über den verschwundenen Rechtsanwalt Burkas geschrieben: In AnwaUSkreisen war die Nachricht verbreitet, der seit Sonnabend, den 15. Juni, abgängige Rechtsanwalt Burkas l habe sich frei willig der Staatsanwaltschaft gestellt und sei in Unter suchungshaft genommen worden. Die Nachricht entbehrt jeder Begründung. Begründeten Zweifeln begegnet auch die vor einiger Zeit verbreitete Nachricht, daß BurkaS an die Staatsanwaltschaft eine Postkarte schrieb des In haltes, daß er sich nun das Leben nehmen werde, weil die geringen Barmittel, die er noch im Besitz hatte, er schöpft seien. Sollte wirklich eine solche Karte an die Staatsanwaltschaft gelangt sein, wäre es durchaus nicht ausgeschlossen, daß es sich wieder »meinen der bekannten dummen Scherze handelt, die sich manchmal Personen bei derartigen Gelegenheiten leisten. An einen Selbstmord deS Geflohenen will man nicht recht glauben, man neigt vielmehr allgemein der Ansicht zu, daß Burkas, der sich nach seiner Flucht längere Zeit in Leipzigs Nähe aufge halten haben dürfte, einen Freund und Helfer fand, der es ihm ermöglichte, in das Ausland oder über das große Wasser zu entkommen. Die von BurkaS veruntreute Summe soll tatsächlich uur etwa 2500 Mark betragen. Der 20 Jahre alte Schuhmachergesellr Otto Naumann, der am 25. März seine 28jährige Geliebte in deren Wohnung zu Leipzig erdrosselte, beraubte und deren Leichnam am Bettpfoften aufhing, soll morgen Dienstag früh, nachdem der König von seinem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch gemacht hat, im Hofe des Leipziger Landgerichts hingerichtet werden. Der Mörder war vom Schwurgerichte Leipzig Ende Mai zum Tode ver urteilt worden. Das Schaffot, mit dem zuletzl Arthur Schilling aus Chemnitz hivgerichtrt wurde, wurde vom Scharfrichter Brand aus Dresden nach Leipzig befördert. Der Musikdirektor Steindel auS Zwicke»« ist in Stuttgart unter dem Verdacht, seine drei kunstgeübten, mit ihm zum Steindel-Ouartett vereinten Söhne schwer mißhandelt zü haben, verhaftet worden. Der „Neckar- Zeitung" werden darüber folgende Einzelheiten gemeldet: Die Söhne Bruno, Max und Albin stehen jetzt im Alter von 14 bis 18 Jahren. Sie begleiten ihren Vater auf seinen Kuvstreisen und waren geübte Geiger und Cello spieler. Aber eine harte, unsäglich tranige Jugend haben die armen Kinder hinter sich. Durch Intervention eines Stadtmisstonars auS Stuttgart, dem der jüngste Sohn Albin sein Leid klagte, wurden Grausamkeiten bekannt, die an den bekannten Fall deS HauSlehrerS Dippold er innern. Das gegen den Vater eingeleitete staatSavwalt- schaftliche Verfahren führte zunächst zur Entziehung der Söhne auS dem väterlichen Hause und dann zur Sistierung des grausamen Mannes. Furchtbar sind die Schilderungen, die die armen Knaben über die Mißhandlungen des ent menschten Vater zu Protokoll gaben. Wenn bet den Proben das Zusammenspiel nicht beim ersten Male tadellos klappte, kam es zu fürchterlichen Szenen. Nach jedem Tonsotze hagelte es Hiebe. Mit Klavierzangen zwickte der alte Steinel seine Kinder in Arme und Beine. Das Stärkste leistete sich Steindel, alS er den entkleideten jüngsten Sohn auf einen glühenden Ofen setzte. Da ihm bei einer Wiederholung dieser abscheulichen Pro zedur der Ofen nicht mehr heiß genug erschien, schlug er den armen Jungen mit einem Besen derart, daß das Blut herabrann. Die eingehenden ärztlichen Untersuchungen konstatierten bei den drei Söhnen schwere körperliche Miß handlungen und völlig ungenügende Ernährung. Die Hauptverhandlung wird in Kürze vor dem Stuttgarter Landgericht statt finden. — Unter diesen Umständen ist es recht wunderlich, daß kürzlich ein Zwickauer Blatt ver suchte, daß Familienleben Steindels als mustergiltig hin zustellen. Eine gesunde Luft scheint in Pölbitz bei Zwickau zu sein, denn dort will der Totengräber seine Stelle ündigen, wegen Mangel an Beschäftigung, weil er noch 3 schulpflichtige Kinder hat. Es stirbt wenig. In 14 Tagen keine Leiche. DaS 4 Jahre alte Töchterchen deS auf dem Bahnhof Uuterwittgeusdorf stationierten Bahnassistent kam iu Abwesenheit feiner Mutter der Feuerung im Waschhause zu nahe; seine Kleider fingen Feuer und das Kind erlitt einen furchtbaren Flammentod. Am Mittwoch nachmittag hatte sich die 10jährige Tochter des Kutschers Alvin May in Wiesa b. Anna- bcrg mit ihrem 1'/,jährigen Bruoer, letzteren in einem Wagen sitzend, nach dem sogenannten Lhristenfelsen be geben, um Beeren zu suchen. Das Mädchen hatte hier den Wagen stehen gelassen. Durch die eigene Bewegung des Kindes jedoch war dieser ins Rollen gekommen und sauste mit einer großen Schnelligkeit den steilen Abhang hinuter in den 5 Meter breiten, 1'/, Meter tiefen Be triebsgraben der dortigen Holzschleiferei. Als das Mädchen dies bemerkte, sprang sie schnell entschlossen den Abhang hinunter und dann in den Graben, um ihren Bruder zu retten. Durch die Hilferufe des Mädchens wurde der 13jährige Knabe Karl Müller aufmerksam. Sofort eilte er nach der Unfallstelle und sprang in die tiefe Flut. Zunächst brachte er das 10jährige Mädchen, welches dem Ertrinken nahe war, wieder ans Land, sodann rettete er auch noch mit eigener Lebensgefahr das l'/sjährige Kind von dem sicheren Tode deS Ertrinkens. Die bei dem kleinen Kinde von hinzukommenden Personen angestellten Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg begleitet. Baron von Koenneritz Erdmaunsdorf hat am Montag abend auf seinem Revier einen prachtvollen weißen Rehbock erlegt. Von gestern vormittag */,11 bis nachmittags 4 Uhr sind in Oberwiesenthal 8 Häuser niedergebranut Das Feuer kam im Schubertschen Hause aus und ver breitete sich in so kurzer Zeit auf die benachbarten Häuser, daß an eine Rettung nicht zu denken war, zumal des