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und Tatsachen an Stelle der Platituden aufmarschieren ließ, war etwas Neues und die Wahlbezirke, in denen er gesprochen, ergaben die größten Majoritäten für die „Kaiser"-Kandidaten. Dernburg glaubt fest an die Zu kunft der deutschen Kolonien. Er hat schon freundliche Gruppen von mächtigen Kapitalisten veranlaßt, an Afrika, Samoa und Kiautschou ein finanzielles Interesse zu nehmen. Als Maschinenführer der Kolonial-Verwalturg läßt sich von seiner kräftigen Hand eine intelligente Leitung erwarten, au der es bis dahin gefehlt hat und die das Heil deS um das Dasein kämpfenden Deutschland über See bedeuten kann, wenn sich daS Material zum Aufbau daselbst vorfindet." Reu« Pioniere ertrunken. Eine neue Hiobspost kam aus dem deutschen Osten: In der Nähe von Königsberg hat sich ein schweres BootS- Unglück auf dem Pregel zugetrageu. Neun Pioniere find in Ausübung ihres Dienstes im Pregel ertrunken. Eine Rudersähre, bemannt mit siebzehn Mann, sollte einen gesunkenen Ponton heben. Sie begab sich nach der Un- glückSstelle, konnte aber dort nichts auSr chten und mußte wieder zurückfahren. Die Ruderfähre wurde teils durch Rudern, teils durch Treiben befördert. Eine Meile vor Königsberg begegnete ihnen ein Dampfer. Der Vize- Feldwebel rief den Kapitän des Dampfers an und bat ibn, mit der Ruderfähre am Dampfer anlegen zu dürfen, da die Mannschaften schon sehr erschöpft waren. Der Kapitän gestattete dies, die Ruderfährt wurde festgemacht, und der Dampfer fuhr weiter. Im selben Augenblicke geschah das Unerwartete. Die durch den Dampfer ver- ursachten Wellen schlugen über den Ponton und die Ruderfähre versank plötzlich. Im letzten Augen- blick kommandierte der Feldwebel, das Boot abzukappen, aber es war zu spät. Der Dampfer hielt an, kappte die Stränge ab und setzte Rettungsboote auS. Gerettet wurden nur ein Sergeant und sieben Manu. Neun Pioniere, darunter der Vizr-Feldwebel, find ertrunken. Sie liegen mit der Raderfähre zusammen auf dem Fluß bette. Die Ertrunkenen waren alle vorzügliche Schwimmer, konnten sich aber nicht retten, weil sie mit vollständiger Rüstung versehen waren und teilweise Mändel au hatten. Den Kapitän soll keine Schuld an diesem Unheil treffen. Ausland. Stichler Lynch t« New-York. AuS New-Aork wird berichtet: Ganz New-Bork be- findet sich in einer Art Kriegszustand. Von Tag zu Lag häufen sich die Sittlichkeitsattentate; eine furchtbare Reihe gräßlicher Verbrechen find in den letzten Woche« begangen worden, ohne daß es der fieberhaft fahndenden Polizei ge lungen wäre, der geheimnisvollen Täter habhaft zu werden. Die Sicherheitsbehörden haben zögernd ihre Ohnmacht tingestanden, dieser Flut von Verbrechen einen sicheren Damm entgegenzustellen; von HauS zu Haus eilen die Agenten, um Mädchen und Frauen und die Eltern kleiner Kinder zu warnen und sie abzuhalten, nach Eintritt der Dunkelheit noch die Straße zu betreten. Täglich bringt die gelbe Presse neue Berichte von geheimnisvollen Mord- taten und Angriffen auf kleine Mädchen, schaurige Illustrationen, sensationelle Details helfen der ohnehin erregten Bolksphantasie nach. Und die Folge ist nicht ausgeblieben: Richter Lynch hat seinen Einzug in New- Aork gehalten. Bei den geringsten Anlässen stauen sich die erregten Menschenmaflen zusammen, wilde Racheschreie ertönen und gierig schaut die entrüstete Menge auS nach Uebeltätern, an denen sie ihren langverhaltenen Ingrimm, ihre dumpfe, ohnmächtige Wut auslassen kann. Und legr daS entfesselte Volk seine Hand einmal auf ein Opfer, so kennt eS keine Ueberlegung und kein Erbarmen. Schon liegen eine Reihe von Opfern der Volkswut in Hospitälern und mehrere werden wohl nicht mehr lebend das Siechen- bett verlassen. Schuldigt und Unschuldige haben die Volksleidenschaft erfahren müssen. Der Fall von dem Schweden Kestner, der angeblich zwei kleine Mädchen in einen Keller locken wollte, ist schon kurz gemeldet. Die Menge bemächtigte sich des Attentäters und im Nu war er zu Boden gerissen und eine wütende Schar von Männern und Frauen stürzte über ihn. .Tötet ihn, lyncht ihn!" so er- tönten rings wütende, aufstachelnde Rufe, und in den Fenstern lagen Frauen, die Scherge« zur Lynchjustiz an- zuseuern. Im Augenblick höchster Not erschien ein Schutz, mann. Es gelang ihm, die Männer zur Herausgabe de« Schweden zu bringen. Anders aber die Frauen. Sie wollten ihr Opfer nicht herausgeben. Ihre Wut grenzte an Wahnsinn. Mit Nägeln und Zähnen fielen sie immer wieder über den Unglücklichen her. Der Schutzmann konnte nicht widerstehen. Die Menge war auf Tausende angeschwollen, wuchs immer mehr an. Sie bedurfte nur eines Führers, und dieser Führer kam. Der Polizist wurde beiseite geschleudert, als ob er ei» Kind wäre, von neuem viel die Horde über den Blutenden, Zitternden her, er wurde erfaßt und weitergeschleppt. Vor einem Wagen der elektrischen Bahn warf man ihn auf die Schienen. .Schleudert ihn hinein, laßt ihn in Fetzen fahren!' Der Wagenführer bremst. In wilder Erregung stürmt die Menge nun den Wagen, entsetzt wollen die Insassen fliehen, können nicht, ein stummes Ringen beginnt. Irgend einer auf der Straße hat ei«e Schlinge. Ein neuer Ge danke. .Hängt ihn, hängt ihn!" Sofort nimmt die Masse den neuen Ruf auf, der Wagen wird stehen ge- lassen, wieder schleppt man den Mann weiter. Der Be- dauernswerte ist buchstäblich nackt, bis auf die Schuhe find ihm alle Kleider vom Leibe gerissen. Am nächsten Laternpsahl klimmt bereits ein freiwilliger Henker empor und befestigt die Schlinge. Man hebt den Körper des sich umsonst der Uebermacht Sträubenden. In diesem Augenblick erscheinen die Polizeireserven. Ein erbitterter Kampf setzt ein. Endlich gelingt es, den Halbohnmächtigen herauszuhauen. Vor dem Revier sammeln sich Tausende in drohender Haltung; sie rüsten sich, die Wache zu stürmen. ES gelingt noch bet- zetten, den Verhafteten fortzuschleppcn, Sein Aufkommen ist zweifelhaft ... In der 120. Straße wird ein vier ¬ jähriges Mädchen attackiert. Es entsteht Lärm, der An- greiser entflieht. Eine wilde Meute macht sich auf die Jagd. Allen voran ein junger Mann. Irgend jemand hält ihn für den Verfolgten. Er wird niedergeschlagen, furchtbar mißhandelt und erst nachdem die Polizei ihn befreit hat, klärt sich der Irrtum. In der 34. Straße schlägt eine wütende Menge einen englischen Wahrsager halbtot, weil man steht, wie er mit zwei Mädchen auf der Straße spricht. Aehnltche Vorkommnisse werden aus allen Straßen berichtet. In Williamsburg wurde die Tochter des Senators Hasenflug von einem Italiener an- gefallen. DaS entschlossene Mädchen stößt den Angreifer zurück und flieht hilferufend. Sofort sammelt sich eine Menge, verfolgt den Italiener und bekommt ihn nach wilder Jagd zu fassen. Der Millionär Grebel wirft sich al« Volksführer auf, man schickt sich an, den Italiener aufzuknöpfen. Nur mit dem Revolver in der Hand ge lingt eS der Polizei, den übel zugertchteten Täter zu be freien. Ein anderer Italiener, der nichts verbrochen hatte, läuft eilends an einer aufgeregten Menge vorüber. Sofort stürzt sich die Heerde auf ihn, mißhandelt den vermeintlichen Verbrecher. Sterbend liegt er nun im Krankenhaus. Trotzdem dauern die Verbrechen fort. Am Sonntag verzeichnete der Poitzeibericht 13 Sittlichs- keitsattcutate in New-Aork, am Dienstag wurden den Be hörden sieben neue Verbrechen bekannt. Die Polizei leitet die Erregung auf die Einwanderer, mit denen man die Verbrechen in Verbindung bringt und die für die Ohn- macht der Polizei herhalten sollen. Schon spricht man von Repressalien und davon, daß den europäischen Ein wanderern die Erwerbung deS Bürgerrechtes erschwert werden müsse. Andere bringen die Verbrechen mit der Hitze in Verbindung, die nach der Statistik strtS ein An wachsen der Sittlichkeitsverbrechen mit sich bringt. Und in den Kirchen predigen die Geistlichen Buße und Einkehr und erklären alles aus der eitlen, genußsüchtigen Weltlichkeit New-Aorks, daS nächst Paris der ärgste Sündenpfuhl der Welt sei . . . Aus Stadt und Land. vkUtrilnug« auS dem Lejcckeise für diese Rubrik uehmeu wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 12. August 1S07. — Ungeachtet wiederholter an daS Publikum gerichteter Mahnungen, die Drucksache« so z« verpacke«, daß -a» Hineinschieben anderer Sendungen ver hindert wird, kommen noch immer so unzweckmäßig verpackte Drucksachen vor, daß man sie geradezu als Brieffallen bezeichnen muß. Die Beachtung der nach stehenden Winke für eine praktische Verpackung derartiger Sendungen empfehlen wir daher dringend im Interesse deS lieben Nächsten. Bei größeren Drucksachen, die unter Band verschickt werden sollen, bietet sich als wirk samstes Mittel zur Vermeidung breiter Spalten die An legung eines Kreuzbandes an Stelle des einfachen Streifbandes. Kann mau sich hierzu aber nicht entschließen, dann sollte wenigstens ein aus gutem Papier ge fertigtes Streifband so eng wie nur möglich um die Drucksache gelegt und außerdem eine feste kreuzweise Umsch nürung mittels Fadens oder Gummibandes her umgeschlungen werden. Bet Drucksachen, die unter größeren Briefumschlägen zur Absendung kommen sollen, wären tunlichst Umschläge anzuwenden, deren Verschlußklappe sich nicht am breiten oberen Rande, sondern an der schmalen Seite befindet. Jedenfalls soll man die Verschluß, klappe nicht in den Umschlag eiustecken. Soll der Inhalt vor dem Herausfallen geschützt werden, so ver wende man Umschläge, deren Verschlußklappe einen zungenartigen, zum Etnstecken in einen äußeren Schlitz des Umschlages eingerichteten Ansatz besitzen. Uebrigens hat die Papierindustrie bereits sichernde Drucksachenhüllen auch in anderen Formen auf den Markt gebracht; das Publi kum muß sich nur an deren Verwendung gewöhnen. — Der Verband der deutsche« Buchdruckerge hilfen besitzt jetzt laut Bilanz am 30. Juni d. I. ein Vermögen von Mk. 5643176,62 Pfg. Der Mitglieder- stand betrug am 30. Juni 50562. Welch enormen Auf schwung das Buchdruckergewerbe genommen hat, zeigt eine Statistik über die Zahl der Betriebe in den letzten zwanzig Jahren. 1887 zählte man 3800 Betriebe mit 56000 Arbeitern. Ende 1906 dagegen 6732 mit über 137000 Arbeitern. Die Zahlen haben sich also ungefähr verdoppelt. — Unsere Stubenfliege als Verbreitert« vo« Krankheiten. In dem kubanischen und in dem süd- afrikanischen Kriege hatte man die Erfahrung gemacht, raß Fliegen mit ihren Körpern ansteckende Stoffe ver schleppten und zu der Verbreitung gewisser Krankheiten beitrugen. Neue Untersuchungen, die Dr. Buchanan, ein Bakteriologe in Glasgow, angestellt hat, erstrecken sich nach dem „Lancet" auf die gewöhnliche Stubenfliege und die blaue Schmeißfliege, auch Aasfliege genannt. Nach ihm sind eS hauptsächlich die Füße, die infolge ihrer Form und Bildung geeignet sind, Ansteckungsstoffe zu verschleppen. Buchanan stellt die Forderung auf, daß einmal dafür Sorge getragen werden müsse, eine Berührung der Fliegen mit allen Ansteckungsquellen zu vermeiden, dann aber auch die Nahrungsmittel vor lebenden Fliegen zu chützen. — Achtung, der Nonnensalterflug beginnt! Ein bekannter Wilsdruffer Jnsektenkeuner schreibt uns: „Der Nonnenfalterstug hat jetzt begonnen und dürfte im Laufe dieser Woche seinen Höhepunkt erreichen. Die Falter sind ebenso häufig wie im vorigen Jahre. Wenn auch für unsere Gegend ein ersichtlicher Schaden kaum zu befürchten ist, so mag may immerhin die Vertilgung rieseS Schädlings unterstützen. Wer die geringe Mühe nicht scheut, kann die jetzt überall an Baumstämmen itzenden, oft weithin sichtbaren Falter durch einfaches Zerdrücken abtöten." Wir möchten hinzufügen, daß die Waldbesitzer erst kürzlich wieder von der königlichen Amts- Hauptmannschaft Meißen angewiesen wurden, dix Falter zu sammeln und zu vernichten. Die Aufsichtsbehörde wies hierbei daraufhin, daß die Zeit des Falterfluges unter allen Umständen mit allen Kräften ausgenützt werden muß (stehe Bekanntmachung im Nr. 82 dsS. Bl ). — Zu der mafle«haste« Bestraf««- von Mit- gliedern der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossen schaft durch die letztere schreibt ein Landwirt in Weißen born dem „Freib. Anz.": „Im hiesigen Orte fand am 3. und 4. April d. I. gleichfalls die erste Besichtigung der Betriebe durch die land- und forstwirtschaftliche Be rufsgenoffenschaft statt. Die vorgefundenen Mängel sind auf einem sog. Revistonsbefund bezeichnet worden. Auf diesem Schein steht: „Der Unternehmer hat obige, sowie etwa weiter vorhandene Mängel innerhalb drei (3) Wochen abzustellen und verpflichtet sich, für vorschriftsmäßige Zu stände im Betriebe Sorge zu tragen. Daß vorstehend aufgeführte Mängel tatsächlich bei der Besichtigung be standen haben, und daß ein Duplikat dieses Mängel- besundes an den Unternehmer auSgehändigt worden ist bez. wird, bestätigt!" Nun erhielt jeder Besitzer, in dessen Betriebe solche Mängel vorgefunden wurden, und daS sind wohl gut über V» der vorhandenen Betriebe, am 18. Juli d. I. einen Einschreibebriefe mit einer Straf- Verfügung von 1-4 Mk. und extra 50 Pfg. Kosten zur Deckung der Auslagen. Die von Jahr zu Jahr steigenden Beiträge werden so wie so schon als eise große Last empfunden. Daß bei solchem Vorgehen ein berechtigter Mißmut Platz greift, ist wohl leicht denkbar." — Sehr zutreffend äußert sich hierzu der „Freib. Anz.": „Die Be rufsgenoffenschaft befindet sich mit ihrer Strafverfügung formell im Recht. Eine andere Frage aber ist eS, wie schon betont wurde, ob e« notwendig oder auch nur opportun war, mit Strafverfügungen auch dort vorzugehen, wo der gute Wille zur Abstellung der Mißstände vor handen ist. Wir raten Ihnen und allen Beteiligten, Ge suche um Erlaß der ausgeworfeneu Strafe unter Dar legung der betreffenden Verhältnisse möglichst sofort ein zureichen und glauben bestimmt erwarten zu dürfen, daß dieses Gesuch Erfolg hat." — Ueber den Geschäftsgang der Wilsdruffer Möbelindustrie im besonderen und der des DreSoner Handelskammerbezirks im allgemeine« läßt sich der soeben erschienene Bericht der Dresdner Handelskammer für 1906 wie folgt aus: Im allgemeinen waren sämtliche berichtende Firmen mit dem Geschäftsgang im abgelaufrne« Jahre zufrieden. Der Umsatz nahm fast überall, zum Teil er heblich, zu. Die hohe« Rohstoffpreise machten Erhöhungen der Verkaufspreise nötig, denen freilich mehrfach heftiger Widerstand entgegengesetzt wurde. Die schon im Vorjahre lautgewordene Klage über die wenig schonende Be handlung, die die Möbel bei der Versendung mit der Bahn erfahren, wiederholt sich in diesem Jahre in mehreren Berichten. Es sollen ganz erhebliche Verluste durch die unsachgemäße Art, in der die Eisenbahnbediensteten mit den Möbeln umgehen, entstanden sein. Ersatz für den Schaden sei, wenn überhaupt, nur in unzureichender Weise zu erlangen. Beschwerden bei dem Eisenbahnverwaltungeu blieben unberücksichtigt. Abhilfe tue dringend not, solle den Fabrikanten nicht das Versandtgeschäft, auf das sie doch mehr oder weniger angewiesen sein, ganz verleidet werden. Ein Ausfuhrgeschäft kommt für die Möbelindustrie fast gar nicht in Betracht. Aus Dresden liegen Berichte von drei Firmen vor. Darnach stieg der Umsatz in Kunstmöbeln in recht erfreulicher Weise. Rokokomöbel, die von der einen Berichterstatterin als Besonderheit her- geuellt werden, sanden guten Absatz. Möbel im Jugendstil wurden dagegen gar nicht begehrt. Für künstlerisch aus- gcführte Innenausstattungen wurden im Durchschnitt gute Preise angelegt; stilgerechte, solid angeferttgte Möbel finden eben noch immer eine angemessene Bezahlung, für Durchschnittsware muß man mit wenig Geld vorlieb nehmen. Die Fabrikation photographischer Dekorations- möbel wurde von einer Firma, die früher diese Art Möbel vorzugsweise hergtstellt hatte, als unlohnend und mit der Kunstmöbelherstellung schwer vereinbar aufgegeben. Die Zahlung«- und Kredttverhältnisse find nach dem einen Berichte gegen früher besser geworden. Da« mag zuur Teil darin seinen Grund haben, daß an unsichere Zahler, mit denen man in der Zeit des Niederganges, um den Um satz zu erhalten, arbeiten mußte, nicht mehr oder doch nicht mehr so viel geliefert wird. Im allgemeinen wird von den Möbelhändlern nach diesem Bericht ein Ziel von drei bis sechs Monaten verlangt. Eine andere Firma blieb ihrem Grundsätze treu, nur gegen bar ohne jeden Abzug zu verkaufen und fand auch in ihrem Kundenkreis keinen Widerstand gegen diese Zahlungsbedingungen. Als Absatzgebiete werden in dem einen Berichte neben dem Jnlande noch Rußland, England und Rumänien genannt. Italien und die Schweiz — diese zum ersten Male seit vielen Jahren — erteilten der berichtenden Firma im abgelaufenen Jahre keine Aufträge. Die Arbeitslöhne er fuhren verschiedentlich Aufbesserungen. Ueber daS Ver halten der Arbeiter wird nicht geklagt. Sie gehören meist der Organisation an. Unorganisierten Arbeitern werde da« Bleiben im Betriebe verleidet. Mehrfach fanden Betriebserweiterungen und Neueinstelluugen von Arbeits kräften statt. Zwei Fabriken in Niedersedlitz und Potschappel, die ebenfalls bessere Möbel Herstellen, waren gut beschäftigt. Die Preissteigerung der Rohstoffe war sehr empfindlich, da die Verkaufspreise nicht oder doch wenigstens nicht entsprechend zu folgen vermochten. DaS Hauptabsatzgebiet der einen Fabrik, Süd- und Nord- deutschland, ist wegen des großen Wettbewerbes nur bet niedrigst gestellten Preisen zu erhalten. Sachsen gar und insbesondere Dresden werden mit Möbeln derart über schwemmt, daß die Preise hier keinen ausreichenden Nutzen mehr für den außerhalb der Stadt wohnenden Fabrikanten lassen. Beklagt wird das Ueberhandnehmen kreditunwvrdiger Leute unter den Dresdner Möbelhändlern. Die ZahlungS- und Kreditverhältnisse waren nach dem einen Berichte gut. Die Arbeiter gaben zu Klagen keinen Anlaß. Er wünscht wäre eine Erniedrigung der Frachten. Sehr schlecht ist nach dem Potschappeler Berichte die doxtige Vostverbiudung mit Dresden. Der Geschäftsgang einer CunnerSdorfer Fabrik, der anfangs etwas schleppend war, besserte sich im Herbst. Trotz der höheren Rohstoff-