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Aus Giadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 1. November. Morkblatt f»r de« L. November. konnemwfgana 8°' I! Mondunteraang 10" v. Honneauniergang 4" ff Mondaufgang S" R. — Soldat Paul Claus, Sohn des H^rn Claus, und Soldat Ernst Strauß, beide aus Wilsdruff, erhielten das Eiserne Kreuz 2. Klaffe. Letzterer ist bereits Inhaber der Friedrich August-Medaille. — Ueber den Verlauf des Festes zum 400jährigen Reformationsjubiläum, das dem Ernst der Zeit entsprechend auch in unserer Stadt recht würdig gefeiert wurde, kann folgendes berichtet werden. In einer öffentlichen Schulfeier am Vortage des Festes, zu der sich viele Bürger und auch Damen der Stadt eiugefunden hatten, wurde in einer von Herrn Oberlehrer Kühne meisterhaft durchgearbeiteten und darum auch Herz und Gemüt so sehr erfassenden Festrede, die von schonen Gedichts- und Gesangsvorttägen umrahmt war, den Kindern gezeigt, wie Luthers Reformationswerk durch die kirchlichen Mißstände, deren Beseitigung man aller dings nur von dem Papste erwartete, veranlaßt wurde und wie es dem deutschen Volke in allen Stücken die denkbar größte und beste Umbildung gebracht habe. Auch die deutsche Schule, wie wir sie jetzt haben, verdanken wir nur allein unserem Luther. In trefflicher Weise verstand der verehrte Herr Festredner die hervorragendsten Taten aus dem Leben und Wirken Luthers zu schildern. Der Eindruck der Rede war ein gewaltiger. Am Abend desselben Tages fand eine Abendmahlsfeier für die Jugend der Kirchfahrt statt. Nicht umsonst war die Bitte zu reger Beteiligung an dieser Feier gewesen, wohl d>e ganze Jugend, männliche wie weibliche, war an dem Tisch des Herrn erschienen, um das Werk Luthers mit würdigen zu helfen; die Fortbildungsschüler nahmen samt und sonders an der Abendmahlsfeier teil. Den Hauptanziehungspunkt bildete der überaus zahlreich besuchte Festgottesdienft am Mittwoch den 31. Oktober. Die von denEmporensherabwallendenFahnen der städtischenVereine, der herrliche Festgesang des Kirchenchores unter Leitnng des Herrn Oberlehrer Kantor Hientzsch und der Gemeindege sang der Lutherlieder stimmten schon festlich, doch noch reichlichere Erbauung bot die auf die Worte aus der Offen barung St. Johannes: „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone dir raube* gegründete, herzerhebende Predigt. Von den goldenen Worten aus derselben wollen wir als Gelöbnis die ins Haus mitnehmen und treu im Herzen be wahren: „Halte, was du hast". Als Schluß der Festlich keit folgte am Mittwochabend ein kirchlicher Familienabend im Gasthof zum Löwen, von dem in Wahrheit gesagt werden konnte: Ende gut, alles gut. Bei dem tiefreligiösen Sinn, der den Bewohnern unserer Stadt nachgerühmt werden kann, hatte sich, wie immer an solchen Abenden, eine sehr große Teilnehmerschar eingefunden, daß der große Saal mit dem anstoßenden Nebenraum überfüllt war. Was noch der weiteren Erläuterung bedurfte, wurde hier geboten. Auch hier war es wieder der Kirchenchor, der mir seinen lieblichen und mit voller Wirkung zu Gehör gebrachten Gesängen, die sämtlich dem Jubiläumsfeste angepaßt waren, zur Hebung der festlichen Stimmung so sehr beitrug. Im ersten Teile der Vortragsordnüng wurde in zündenden Reden des großen Reformators Luther gedacht, der zweite Teil bot ein allerliebstes und von den beteiligten jungen Damen reizend wiedergegebenes Theaterstück, betitelt „Der Tag bricht an!", ein Festspiel aus der Reformationszeit von Flora Fritzsche. In drei Abschnitten, von denen jeder einen Teil für sich bildele, wurde das große Reformations werk gerühmt. Herr Bürgermeister Küntzel gedachte in seinen Ausführungen über „Die Reformation und der Staat" der Fürsorge Luthers für den Staat und kennzeichnete Huther als den Begründer des modernen Staates, der ihm sein volles Recht wieder zurückgegeben habe. Die Rede des Herrn Oberlehrer Kühne, in der das Verhältnis der Re formation zur Schule hervorgehoben wurde, gipfelte in dem Satze: Unsere Macht auf geistigem Gebiete verdanken wir der Schule, und die Schule ist ein Werk Luthers. Die Achtung vor der Kinderseele legte Luthern die heilige Pflicht auf, neben der schon bestehenden Gelehrtenschule, die einzig und allein nur eine Vorbildungsstätte für die Geistlichkeit war, die Volksschule, wie sie sich bis auf unsere Zeit als größte Wohltat für das gesamte deutsche Volk erwiesen hat, zu gründen. Von dem Verhältnis der Reformation zum Haus sprach zuletzt noch Herr Pfarrer Wolke. Er begrüßte alle zu der heutigen Abendfeier Erschienenen als große Familie und zeigte, immer von dem Wittenberger Pfarr haus Luthers und seiner Käthe ausgehend, wie durch Luther dem Hause eine neue Seele gegeben worden sei und wie Luthers Haus mit seinem Leid und seiner Freude, mit seinem Fleiß und seiner Frömmigkeit heute noch als Muster vorbild für jedes Haus zu gelten hat. Seins Ausführungen schloß Herr Pfarrer Wolke mit der Mahnung: Gott gebe uns allen etwas von der Größe Luthers und seiner Käthe. Was bisher in Worten hervorgehoben worden war, brachte am Schlüsse Herr Apotheker Stadtrat Tzschaschel durch wohlgelungene Lichtbilder aus dem Familienleben Luthers noch sichtbar zum Ausdruck. Mit Dankesworten an die lieben Mithelfer, die der Berichterstatter aber auch auf den Veranstalter des Abends, Herrn Pfarrer Wolke, zu über tragen sich gestattet, schloß der kirchliche Familienabend und somit die gesamte Jubiläumsfeier in unserer Stadt. — Theater. Wie das Theaterbüro des Dresdner Schauspiel-Instituts meldet, war Herr Direktor Haupt am letzten Sonntag durch Krankheit verhindert, in der hiesigen Vorstellung mitzuwirken. So mußte die Partie des Keßler durch Herrn Preuschhoff vom Nlberttheater in Dresden im letzten Augenblick zur Darstellung übernommen werden. Eine Umbesetzung, die leider nicht ohne schädigenden Ein fluß auf die Gesamtleistung der Truppe blieb und die Auf führung der Schmetterlingsschlacht leider zu keiner guten werden ließ, war nicht mehr möglich. Da die Gesundheit des hier gern gesehenen Darstellers Haupt wieder hergestellt ist, wird er wieder mit seiner fröhlichen Kunst erfreuen können, denn lachen und lachen machen scheint seine Lebensaufgabe zu sein. Der für nächsten Sonntag angesetzte lustige Schwank: „Ein glücklicher Familienvater" dürfte das am meisten ge gebene Stück der deutschen Bühnenliteratur sein und hat sich bis heute als sehr zugkräftig und unterhaltend erwiesen. — Zur diesjährigen vierten Schwurgerichtsperiode wurden aus hiesiger Gegend ausgelost die Herren Privat mann Ortsrichter Johannes Gerlach in Wilsdruff und Privatmann Oskar Gerlach in Niederwartha. — Einberufung des sächsischen Landtages. Der nächste ordentliche sächsische Landtag ist vom König für den 12. November d. I. nach Dresden einberufen worden. — (M. I.) Hinweis. Die Nr. 250 der sächsischen Staatszeitung vom 26. 10. l7 enthält im amtlichen Teile eine Bekanntmachung über: Versorgung des Feldheeres und der Marine mit WeihnachtsUebesgaben, die für alle Kreise Wissenswertes enthält und daher der besonderen Be achtung empfohlen sei — Bezugsscheine für Militarpersonen. Für die Ausstattung der Heeresangehörigen sorgt in erster Linie die Heeresverwaltung. Wenn darüber hinaus bei dem einen oder anderen ein wirkliches Bedürfnis nach Woll sachen vorliegt, muß dies durch eine Bescheinigung des Disziplinarvorgesetzten nachgewiesen werden. Unstatthaft ist die mißbräuchliche Verwendung von Bezugsscheinen, insbesondere die Uebertragung der bezugsscheinpflichtigen Gegenstände auf andere Personen. Zuwiderhandlungen sind von den Ausfertigungsstellen unverzüglich anzuzeigen und werden mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis 15 000 Mark bestraft. — Niederwartha. (Ein Treibriemendiebstahl). Im August 1916 wurde in der Sägemühle von Gruhl in Niederwartha ein Treibriemen im Werte von 600 Mark gestohlen. Der Dieb Halle erst eine ganze Reibe Schwierig keiten zu überwinden, ehe er zu dem Riemen gelangte, deshalb nahm man damals an, es könne nur ein ehema liger Arbeiter der Firma oder sonst ein Bekannter des damals stillstehenden Werkes als Täter in Frage kommen. Später wurden der Polizei Winke gegeben, daß bei de» Arbeiter Friedrich Hermann Metzner in Gohlis Riemen- stücke zu finden seien. Es verhielt sich auch so und gegen M., der wegen Diebstahls vorbestraft ist, wurde das Straf verfahren eingeleitet. Das Schöffengericht, dem die Sache zunächst überwiesen war, sprach M. wegen Mangels an Beweisen frei. Gegen dieses Urteil legte der Staatsanwalt Berufung ein und nun hatte sich das Landgericht noch mit der Angelegenheit zu befassen. M. stellte wieder seine Schuld in Abrede. Die vorliegenden großen Treibrismen- stücke, die in seiner Wohnung vorgefunden wurden, will er von seinem Vater geerbt und aus seiner Heimat mitge bracht haben. Sein Vater wohnte in Reichenbach im Vogtlands und ist auch dort gestorben. Der Hersteller des Riemens, der als Zeuge anwesend war, kannte seine Arbeit an verschiedenen Merkmalen, zum Ueberfluß ist auch in mehreren Stücken der Geschäftsstempel des Herstellers deut lich zu sehen. Das Gericht war von der Schuld des An geklagten überzeugt und verurteilte ihn unter Zubilligung mildernder Umstände zu 10 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust. — Dresden. Leutnant Schnieber, der im Heeresbericht vom 27. Oktober genannte und mit dem Pour le msrite ausgezeichnete Erstürmer des Monte Matajur, ist der Bruder des Pastors Schnieber an der hiesigen Erlöserkirche. Er ist am 6. Juli 1895 geboren, also erst 22 Jahre alt! Zu Beginn des Krieges war er noch Kriegsschüler in Anklam und erst am 2. September 1914 wurde er zum Leutnant befördert — Zwickau. Von den bei Kriegsausbruch vorhandenen fünfundvierzig weißen und zwei schwarzen Schwänen leben zurzeit nur noch zehn weiße Schwäne, die übrigen sind im Laufe der Zeit eingegangen, einige davon auch erschlagen und gestohlen worben. Die Untersuchung hat ergeben, daß die Schwäne infolge gewisser schädlicher Bestandteile des Wassers zugrunde gegangen sind. — Leipzig. (GefahrvollerKampf mit einem Verbrecher). Seit Wochen wurden auf dem Güterbahnhofe Wahren bei Leipzig wie auf Eisenbahntransporten in der weiteren Um gebung Leipzigs besonders solche Güterwagen, in denen Fleisch verladen war, in einer Weise beraubt, daß der Schaden nach vielen Tausenden zu berechnen war. Seit kurzem wurden deshalb solche Transportzüge im geheimen durch Beamte, der Leipziger Kriminalpolizei begleitet, denen in vergangener Woche ein großer Schlag gegen die gewerbsmäßigen Eisen bahnräuber gelang. In zwei Eisenbahnwagen, worin ge frorene Schweine hingen, eingeschlossen, gelangten vier solcher Beamten nachts auf den Wahrener Bahnhof. Dort be merkten plötzlich die Beamten des einen Wagens, daß drei Männer in Eisenbahneruniform sich anschickten, den Wagen aufzubrechen. Die Beamten sprangen aus ihrem Versteck hervor, einer der Einbrecher flüchtete jedoch. Um sich zu retten, kroch der Einbrecher von der Seite her unter einen langsam rangierenden Güterzug und zwischen die Vorder- und Hinterräder eines Güterwagens. Trotz der augenschein lichen Lebensgefahr kroch der Kriminalschutzmann Tietze gleichfalls unter den laufenden Zug, wo er den Verbrecher zwischen beiden Schienen niederrang. Es gelang ihm sogar, den Verbrecher noch vor den heranrollenden nächsten Rädern unter dem Zug herauszuziehen. In dem Verhafteten wurde ein Hilfsschaffner Joseph Knobloch erkannt. Noch in der selben Nacht gelang es, zwei Wagenrücker als die Mittäter dingfest zu machen. In ihrem Besitze fand man so viele Schlösser, Schlüssel, Plomben usw., daß eine seit langem betriebene Beraubung der Eisenbahnwagen erwiesen werden wird. Die heutige Nummer umfaßt 4 Seite«. Herausgeber, Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlich für die Echristleitung: Oberlehrer i. R. Gärtner, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Grumbach. Lebensmittelversorgung. Freitag den 2. November: Verkauf von Kunsthonig auf rote Marke Nr. 10, 125 Gramm, Nudel« auf weiße Marke Nr. 4, 70 Gramm, Suppeumehl auf weiße Marke Nr. 5, 100 Gramm, Grieß, nur für Kinder unter 6 Jahren und alte Leute, auf weiße Marke Nr. 6, 125 Gramm Grumbach, am 31. Oktober 1917. Der Lebensmittel-Ausschuß. ^^^^"elversorguug. Sonnabend de« 3. November Fleischverkauf, 150 Gramm auf den Kopf, Kinder unter 6 Jahren die Hälfte. 10—11 Uhr:^ Ausgabe der Gasthauskartoffelmarkeu gegen Ablieferung des Abschnitts 5 der Landes kartoffelkarte (rechte obere Ecke). Kesselsdorf, am 30. Oktober 1917. Der Gemeindevorstand. Ein ordentliches, fleißiges HmMchen mit Kochkenntnissen kann so fort nach auswärts Stellung erhalten. Lohn 30—35 Mk. Näh. durch Frau Güldner, Dresdner Slraße 94. zor A s Hausmädchen und zum Gästebedienen kann sofort ein 18jähriges Mädchen Stellung erhalten. Lohn 30 bis 35 Mk. Näh. durch den Arbeits - Nachweis des Landeskulturrats, Dresdnerstr. 94. Fernspr.484. 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Gasthof „Goldener Löwe". Achtung! Sonntag den 4. November 1S17 Achtung' Ein glücklicher Familienvater. Schwank in 3 Akten von E. A. Görner. Einlaß 7 Uhr. Anfang 8 Uhr. Nachmittags 4 Ahr Ueb' immer Treu und Redlichkeit. Märchenspiel in 4 Aufzügen, frei nach Grimm. Alles weitere wie bekannt. Alle Freunde heiterer Kunst seien höflichst zum Besuch dieser Vorstellung eingeladen. «»« Das „Wilsdruffer TazeM" ist im Studt- und Louddezirk m Ws zu Hm verbreitet, er iß das FmitieiM des Bezirks. Anzeigen aller Art HM im „Wilsdruffer Tageblatt" de« gröfften Erfolg. Für I5. November oder 1. Dezember wird ein junges ffausmStlchen gesucht, welches auch Lust zur Kleintierzucht hat und etwas Gartenarbeit mit über nimmt. Angebote erbeten an Frau Oberjustizral Jahn, Kötzschenbroda, Schiller- Straße 1. Ehrliches, sauberes HmMlhen für sofort oder später gesucht. Bürgermeister Küntzel, 3»« Wilsdruff. Wir Weil WW, M- zelgeu dis 11Uhr vor mittags auszugM.