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ist ein seit 22 Jahren in dem Geschäft tätig gewesener Buchhalter verschwunden. Mit der Angelegenheit beschäftigt sich bereits die Staatsanwaltschaft. Am 26. August findet eine außerordentliche Generalversamm lung statt. Aus Ba«tz-« wird gemeldet, daß über das Ver mögen der Aktiengesellschaft Bautzner Kunstmühle (Be- triebsgesellschaft) am Dienstag vormittag das Konkurs verfahren eröffnet worden ist. Der Hauptbuchhalter Florenz ist unter Hinterlassung eines Kaffenfehlbetrages von 6000 Mk. spurlos verschwunden. Der Fabrikdirettor ist entlassen und dem Mühlenpersonal ist gekündigt worden. Ferner ist über das Vermögen des Inhabers der Spinnerei und Steinschleiferei Ernst Emil Hochauf der Konkurs eröffnet worden. Die Ehefrau des Wirtschaftsbefitzers Eisold von Lauterbach sprang auf dem Felde in eine Sense. Die Verletzung ist eine so furchtbare, daß die Aermste nach Anlegung eines Notverbandes sofort nach Dresden gebracht werden mußte. Die Jnteressenlosigkeit für die indirekten Landtagswahlen ergibt sich wohl mit am besten daraus, daß iu Löbau nur insgesamt vier Personen in die Ab- teilungsltsten, die vom Montag bis Mittwoch auslagen, Einsicht nahmen. Dabei find vorhanden 40 Urwähler der 1., 416 der 2. und 1142 der 3. Abteilung, und von diesen insgesamt 1598 Wählern sahen nur vier die Wahl listen ein! Bekanntlich beschäftigte die Zittauer städtischen Kollegien vor kurzem die Frage der Straßenbahntarif- Ermäßtgung, über die es sowohl im Ratskollegium wie auch im Stadtverordnetenkollegium zu langen und heftigen Auseinandersetzungen kam. Hierbei ist eS auch zwischen dem Stadtrat, Fabrikbesitzer Werner und der Mehrheit des Ratskollegiums zu Differenzen gekommen, die Stadt- rat Werner veranlaßten, sein Amt als Stadtrat uiederzulegen. Zu seiner Rechtfertigung veröffentlicht Stadtrat Werner seinen mit dem Ratskollegium geführten Briefwechsel. Die Angelegenheit, die peinliches Aufsehen erregt, gewinnt noch dadurch an Interesse, daß Fabrik- besttzer Werner im 1. städtischen Landtagswahtkreise von der freisinnigen Volkspartei als Kandidat aufgestellt worden ist. Wegen unglücklicher Liebe vergiftete sich in Zittau ein zu Besuch weilendes zwanzigjähriges Mädchen namens Wettschtck aus Radebeul. In Hirschfelde bei Zittau wurde der Tiefbau arbeiter Küden von einem kroatischen Arbeitskollegen in vergangener Nacht während eines Streites durch einen Dolchstich in den Hals getötet. Der Tod trat sofort ein. Der Getötete hinterläßt Frau und Kinder. Weil er den Zug versäumte!? Der 70jährige ehemalige Gasthofsbcsitzer Jähne in Großschönau begab sich dieser Tage auf den dortigen Bahnhof, um nach Bautzen zu fahren. Der Zug hatte jedoch den Bahnhof bereits verlassen, als Jähne ankam. Darauf ging er mit dem Koffer in der Hand zum sogenannten Pocheteiche und lief direkt ins Wasser. Ein Soldat des Zittauer Regiments sprang dem alten Manu sofort nach und brachte ihn ans Land; die angestellten Wieder belebungsversuche hatten keinen Erfolg. Am Sonnabend nachmittag stürzte sich aus dem 3. Stockwerke des Amtsgerichtsgebäudes zu Plaueu i. V. ein wegen Betrug in Haft genommener 21 Jahre alter Kopist, namens Paul Albert, nachdem er eben ver nommen worben war, auf die Straße hinab. Er er litt schwere Verletzungen und starb wenige Stunden darauf. In der jüngst in Anwesenheit des neuen Kreishaupt mannes Dr. Fraustadt-Zwickau in Adorf ab gehaltenen Sitzung des Bezirksausschusses erstattete der Amtshaupt, mann auch Bericht über die schon seit längerer Zeit zur Bekämpfung des Zigeunerwesens von den Oberbc- hörden angeordneten Maßnahmen. Er bemerkt unter Bezugnahme auf kürzlich durch die Tagespresse gegangene teilweise unrichtige und übertriebene Berichte, daß die auch anderwärts beklagte Zigeunerplage hier an der Grenze von drei Königreichen nie ganz zu beseitigen sein werde, es sei denn, daß, wie das jetzt in Ungarn beabsichtigt werde, die Zigeuner zwangsweise seßhaft gemacht würden. Die Bevölkerung könne selbst viel zur Besserung der Verhältnisse beitragen, wenn sie beim Nahen von Zigeunern Haus unv Hof tunlichst schließe und sich nicht durch Furcht, Aberglauben oder durch falsch angebrachtes Mitleid zur Leistung von Geldspenden bewegen lasse; vor allem aber müßten die Gast- und Schankwirte, entgegen der jetzigen Gepflogenheit einiger von ihnen, im Interesse ihrer Mit bürger in den meist mit reichlichen Barmitteln versehenen Zigeunern nicht willkommene Gäste erblicken, sondern sie von ihren Wirtschaften möglichst fernzuhalten suchen. Ein Jah" altes Zwillingskind des Buchhalters Bertram in Johanngeorgenstadt ist erstickt. Das- selbe war abends mit dem anderen Kinde zu Bett gebracht worden, als ganz kurze Zeit darauf Bertram, der sich ebenfalls niedergelegt hatte, ein verdächtiges Röcheln be merkte. Dem Kinde war das Gummihütchen mit dem Korke darin in den Hals gerutscht. Trotz sofort ange wandter Rettungsversuche ist das Kind gestorben. Anrze Lhrsnik. Ein nnwiükommerrer Fremder» Wien, 5 Aug. Hier verübte ein aus Berlin etngetroffener Mann in der Maßstraß ein unsittliches Attentat auf ein sechsjähriges Mädchen. Er flüchtete, als er sich entdeckt sah. Die Polizei stellt Erhebungen an, ob der Betreffende etwa mit dem Kindermörder in Berlin identisch ist. Der Irre als Brandstifter. Budapest, 5. Aug. In Bablona (Ungarn) wurde gestern der frühere Husaren- oberleutnant und Königliche Kämmerer Karl v.Loffonczy verhaftet, weil er aus reiner Brandlust in letzter Zeit dort zahlreiche Gebäude in Brand gesteckt hatte. Lossovczy wurde hierher ins Irrenhaus transportiert, weil er als gemeingefährlicher Geisteskranker erkannt wurde. Wölf- in Ost- und W-stpr-ntze«. Seit einiger Zeit wurde in der Oberförsterei Kaltenborn (Ostpreußen) ein Wolf bemerkt, der unter dem Wild ungeheuren Schaden anrichtete. Mehrere Treibjagden wurden vergebens ab gehalten, endlich hat man das Tier erlegt. Es ist ein 3 jähriges Tier und 1,75 Meter lang. — I« Schlogau (Westpreußen) treiben auch mehrere Wölfe ihr Unwesen. Einer zerriß bei einem Gutsbesitzer fünf Schafe in einer Nacht und richtete auch sonst vielen Schaden an. Tragifcher Vorfall. In Hammermühle wurde eine Frau nach der Geburt eines Kindes wahnsinnig und durchbiß ihrem Kinde die Gurgel, so daß es sofort starb. Ei« Kampf im Gefängnishof. Trier, 5. Aug In dem hiesigen Gerichtsgefängnis spielte sich in der Nacht zum Sonntag ein schwerer Kampf mit einem fliehen- den Verbrecher ab. Der vielgenannte und berüchtigte Verbrecher und Kircheuräuber Mostert, der hier in Unter suchungshaft sitzt, unternahm in der Nacht trotz seiner starken Fesselung einen Fluchtversuch. Er entkam durch zwei eiserne Türen in den Gefängnishof, wo ihn zwei Wärter niederschlugen und durch vier Schüsse töteten. Mostert hatte in den Jahren 1905 und 1906 an der Spitze einer Einbrecherbaude zahlreiche Kirchendiebstähle im Moselgebiete begangen. New Yorker Lynchjustiz an angeblichen Mädchenmördern. New-Jork, 5. Aug. Erregt durch die fortwährenden unsittlichen Angriffe auf junge Mädchen versuchte der Mob hier gestern verschiedene vermeintlich Schuldige zu lynchen. Ein Russe, names Georg Kestner, der beschuldigt wurde, ein Haus betreten zu haben, um ein Kind fortzuschlHpen, wurde beinahe totgeschlagen und dankt sein Leben nur dem Eingreifen der Polizei. Aehnliche Fälle ereigneten sich an mehreren anderen Stellen. Ein ganz schuldloser Italiener wurde berat mißhandelt, daß er voraussichtlich nicht mit dem Leben davo»kommen wird. Die Lage wird täglich schlimmer. Eine oberfränktfche Bauernschlacht hat in diesen Tagen stattgefunden. Ein Vtertelhundert Burschen von Lohkirchen hatten einen Ausflug nach Dirnaich ge macht, die Rothenwörther Burschen waren in Frauen- stattling, deshalb mußten die „Manner" anpacken, als die Lohkirchener auf dem Heimwege in Rothenwört im Hofraum noch eine Stehmab tranken und fest auftraten. Bald war die Rauferei im schönsten Gange, die Streiche fielen hageldicht. Als Waffen dienten nebst Stöcken und Maßkrügrn, schnell aufgegriffene Bierzangen und Bier fässer. Auch ein schwerer Bierkarren wurde als Sturm bock ins Gefecht gebracht. Die Schwerverletzten lagen umher wie die abgestochenen Kälber. Als Sieger zogen die Lohkirchener nach etwa dretviertelstündigem Kampfe davon. Ihre Verwundeten wurden aufs Rad gehoben und mit fröhlichem Siegessang zogen sie heim, während die auf der Wahlstatt gebliebenen vom Bader verbunden wurden. Der Schluß des Dramas dürfte sich im Gerichts saal abspielen. Alte Schätze. In Wertingen im Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg ist ein bedeutender Fund von Gold- und Silbermünzen gemacht worden. Die meisten Münzen enthalten die Bildnisse der beiden Kaiser Sigis mund und Karl V. Barrditei» a«f Beutezug. Aus Skala wird ge- meldet, daß dort nachts der Sohn des Gutspächters aus Gußtyuka, Solomon Axelrad, ermordet worden ist. Den Raubmord haben sechs Banditen verübt; sie raubten bares Geld und Goldwareu im Werte von mehreren Tausend Kronen. Ei«- «-«- s-nfatto«ell- Wendung im Ha«- proz-ff-. Frankfurt a. M., 6. Aug. Die Affäre Hau scheint eine sensationelle - Wendung zu Gunsten des Verurteilten zu nehmen. Dem Korrespondenten der „Franks. Ztg." in Karlsruhe machte der Verteidiger des Hau folgende neue Mitteilungen! Der Herr mit dem grauen Barte, der am 6. November 1906, am Tage des Mordes, hinter den beiden Damen Molitor herging und bisher nicht ermittelt werden konnte, ist nunmehr von der Verteidigung in Mannheim in der Personsdes Herrn Baron Karl von Lindenau aus Karlsruhe festgestellt worden. Der Baron bestätigte den Inhalt des von ihm an den Verteidiger geschriebenen Briefes ohne Unterschrift, in dem er den Hergang der Sache darstellt und bestätigt, daß Hau der Täter nicht ist. Herr von Lindenau gab heute mit folgender, vor den Rechtsanwälten Dr. Dietz und Dr. Gönner abgegebenen Erklärung die Autorschaft und die Richtigkeit dieses Briefes zu. Die Erklärung lautet: »Herr von Lindenau erklärt mit seiner Unterschrift, daß der von ihm an den Herrn Dr. Dietz gerichtete Brief vom 20. Juli 1907 von ihm geschrieben worden ist und daß der Inhalt des Briefes der Wahrheit entspricht" Die Ermittelung erfolgte durch die Hilfe des Kriminalkommissars Marx in Karlsruhe. Ei« Schlaf ohne Erwache«. Köln, 6. August In Kalk hatte eine Ehefrau ihren zehnmonatigen Sohn auf zwei Stühlen ein Bett zurecht gemacht. Als sie nach kurzer Zeit zurückkehrte, war das Kind tot. Es war mit dem Körper durch die Stuhllehne gerutscht und mit dem Kopfe in dieser hängen geblieben und so erstickt. Et«- «eu- Bluttat durch Zigeuner. In dem Orte Petroseni (Südungarv) wurde eine reiche rumänische Mühlenbesitzerin von vermutlich wallachischen Zigeunern in ihrer Wohnung überfallen und durch fünf zehn Messerstiche gelötet. Die Wohnung wurde ausge raubt. Die Einwohnerschaft ist in großer Aufregung über die neue Mordtat. Gendarmerie wurde zur Ver folgung der entkommenen Räuber aufgeboten. Aus dem Gerichtssaal. Ei« Soldat-uschind-r schlimmster Art stand vor dem Dresdner Kriegsgericht. Wegen Mißhandlungen, vorschriftswidriger Behandlung und Beleidigung Unter gebener in einer Unmenge von Fällen hatte sich der 1886 in Dresden geborene Unteroffizier Max Oskar Schmidt von der 2 Kompanie des Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 zu verantworten. Eine gegen den Angeklagten schon einmal aufgesetzte Verhandlung mußte vertagt werden, weil damals eine Reihe neuer Mißhandlungsfälle zur Sprache kamen, die Soldaten durch Drohungen von einer Meldung abgehalten und der Angeklagte schließlich einen Kameraden zu einer falschen Zeugenaussage bewegen wollte. Zwei Jahre hat der Soldatenschinder sein „Handwerk" betrieben und nie ist etwas zur Meldung gekommen, da die mißhandelten Soldaten offenbar durch die Drohungen: „Wenn ihr etwas meldet, dann passiert euch was!" eingeschüchtert worden sind. Als aber doch einmal Meldung gemacht wurde, kamen andere Soldaten auch mit ihren Beschwerden. Es traten immer neue Miß handlungen zutage und es wurde schließlich Anklage er hoben. Der Angeklagte hat die Soldaten gewöhnlich nicht anders tituliert als wie: Schweinebande, Dreckschweine, Lumpenbande, Hunde, Idioten, Gesindel, Esel usw. Wenn er früh die Mannschaftsstube betrat, dann war häufig sein erstes Wort: „Ihr Schweinebande!" Fortgesetzt sind die Soldaten seiner ganzen Korporalschaft geschlagen, ge stoßen, gepufft, gekniffen und „abgeschüttelt" worden. Dem Grenadier Trübe! hat der Angeklagte während der Re- krutenausdildung einen kräftigen Schlag in den Leib ver setzt, so daß Trübel ohnmächtig wurde. Dem Grenadier Gaudlitz schlug der Angeklagte mit der Faust an den Kopf. Als derselbe Soldat einmal in der Schützenlinie lag, hat ihm der Angeklagte mit dem Fuß auf den Kopf getreten und Sand ins Gesicht geworfen. Dabet ist der Soldat noch dreckiges Schwein genannt worden. Mehrere andere Soldaten sind von dem Unmenschen mit verschiedenen Gegenständen ins Gesicht und über die Hände geschlagen worden. Sogar eines Gewehrkolbens hat sich der Soldaten schinder zum Schlagen bedient; er schlug damit einen Soldaten so heftig auf den Helm, daß sich der Zierat verbog und der Helm Beulen bekam. Der Angeklagte be schimpfte den Soldaten auch noch mit Lausejunge, Lümmel usw. Erwähnt sei hier, daß der Angeklagte schon einmal wegen Mißhandlung und Beleidigung Untergebener vor dem Kriegsgericht gestanden hat. Es erfolgte damals aber nur Verurteilung wegen Beleidigung. Die Erziehungs methode des Angeklagten ging noch weiter. Auf der Mannschaftsstube hat er eines Tages einen Soldaten gegen Schränke und Kohlenkasten geworfen. Mehrere Soldaten sind „roter Hund" und „rotes Vieh" genannt worden. Als ein Soldat einmal einen Brief an seine Eltern schrieb, hat der Angeklagte ihn mit dem Worte „Aufwiegler" beschimpft. Der Soldat fragte darauf was dieser Ausdruck eigentlich bedeuten solle, worauf der, Angeklagte erwiderte: „Du bist ein richtiger roter Hund!' Es standen noch eine große Anzahl weiterer Fälle von Mißbrauch der Dienstgewalt bezw. Mißhandlungen unter Anklage. Wegen der Verleitung zu einer unrichtigen Zeugenaussage einem Kammerunteroffizier gegenüber ist auch Anklage auf Verleitung zum Meineide erhoben worden. Als der Angeklagte in dieser Angelegenheit das erste Mal nach dem Gericht bestellt wurde, ist er zu zwei Unteroffizieren gegangen und Hal diesen gesagt, wie sie aussagen sollen. Der Angeklagte gibt hierzu an, das es ihm ferngelegen habe, seine Kameraden zu einer falschen Zeugenaussage zu verleiten. Von den schwerwiegenden Mißhandlungen und Beleidigungen erklärte er nichts zu wissen! Einige Mißhandlungen bezeichnet er als „gering fügige Vorfälle", während er die Beleidigungen als Worte bezeichnet, die überall Vorkommen! Die Zeugen bekundeten übereinstimmend mit der größten Sicherheit, daß die Miß handlungen vorgekommen seien. Auch während dieser Be- weisaufnahme stellten sich noch einige neue Straftaten des Angeklagten heraus. Der Vertreter der Anklage führte selbst aus, daß der Angeklagte ein Soldatenschinder sei. Er bezeichnet sein ganzes Verhalten als eine große Gemeinheit, besonders auch, daß er einwandfreie Soldaten „roter Hund" und „rotes Vieh" genannt habe. Der An klagevertreter beantragt 10 Monate Gefängnis, betreffs der Verleitung zum Meineid aber Freisprechung. Das Urteil lautete wegen Beleidigung in 124 Fällen, Miß handlung iu 7 Fällen, vorschriftswidriger Behandlung in 11 Fällen, ferner wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt und Abhaltung Untergebener von einer Beschwerde auf 9 Monate Gefängnis und Degratation. Von der An klage des Meineids erfolgte Freisprechung Vermischtes. * Mü«chn-r G-mütlichr-tt. In München jährt sich der Tag, daß ein Soldat des Bekleiduvgsamtes mit seinem Freunde, einem Münzarbeiter, durch das wegen der Bachauskehr trocken gelegte Bett eines am königlichen Münzgebäude vorbeifließenden Stadtbaches mit Leichtigkeit in die Münzstätte eindrang, und dort 130000 Mark in Goldstücken erbeutete. Er war durch die Kammer des Wasserrades eingestiegen, das die Münze zum Antrieb ihrer Maschinen benützt und hat, einmal ins Gebäude etngedrungen, gar keine sonderlichen Schwierigkeiten und Hindernisse mehr zu überwinden gehabt. Und das Geld fand er in einem gewöhnlichen Kasten, in einer hölzernen Mulde offen bereit liegen. In seiner Berühmtheit ist der Münchner Münzräuber dann nur durch den Hauptmann von Köpenick abgelöst worden. Da jetzt wieder Bachaus kehr ist in München, so hat sich jemand das Vergnügen gemacht, den Weg, den der Münzräuber bei seinem Ein- bruch im vorigen Jahre nahm, zu untersuchen, und siehe da, er fand, daß nicht nur so ziemlich alles beim Alten geblieben war, sondern, daß auch für Einbrecher und solche, die es werden wollen, inzwischen noch verschiedene Er leichterungen eingetreten sind. Da ist zunächst der Stachel draht beseitigt, der das Ueberklettern der Mauer früher erschwert hatte. Die Eisentür mit dem abschraubbaren Schloß ist ebenfalls noch vorhanden, desgleichen zwei, nur mit einem Ruck jeweils zu öffnende Holztüren unter wegs. Es findet sich dort auch eine Schlosserwerkstatt mit allen nötigen Hilfswerkzeugeu zur Weiterarbeit. Die Türe zum Maschinenraum kann mit Leichtigkeit aus den Angeln gehoben werden; denn die hindernden Türbeschläge, die der Soldat voriges Jahr abgerissen hat, sind nicht einmal erneuert worden, ja sogar die Kegel im Türcharnier hat man nicht wieder ganz durchgetrieben. Dagegen hat