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zu bestätigen. Wie der „Daily Telegraph" aus Tanger meldet, ist sechs Wegestunden von Fez liegende Stadt Sifrou von Berberstämmen geplündert worden. Die Lage Mac Leans soll sehr kritisch und fast hoffnungslos sein. Aus Sachsen. Wilsdruff, den 5. August 1907. Abenteuerfahrten ein er Buchhalterin Angeblich in London zweimal mit adligen Herren — Franz von der Eigen und v. Mallwitz — verheiratet gewesen ist die 1876 in Kalk bei Köln geborene, wegen Diebstahls und Betrugs wiederholt vorbestrafte „Buchhalterin" Marie Antoniette Holdau. Ihr erster Ehemann v. d. Eigen, mit dem sie mehrere Kinder zeugte, glaubte seinen Verpflich tungen dadurch genügt zu haben, daß er seiner „Ehefrau" aus dem freiherrlichen Vermögen eine Abfindungssumme von 60000 Mk. zukommen ließ. Dann fand die liebe- »edürftige „Freifrau" den Herrn von Mallwitz in London, »er aber nichts besseres zu tun wußte, als die Hälfte euer 60000 Mark zu verpulvern und spurlos zu ver» chwinden. Die abermals Verlassene wandte sich nach »em Kontinent und setzte als Hochstaplerin ihre Aden» euer in der Rheingegend fort. Ihre Spuren lassen sich n Stuttgart, Mainz, Karlsruhe, Frankfurt, Bonn ver» olgen. In 16 Fällen betrog sie dort Pensionatsin» faberinnen, Delikateßhändler und Putzmacherinnen um ohe Darlehen und Waren. Nebenbei pumpte sie Zofen und anderes Personal an. Das Beste war ihr gerade gut genug. Selten kaufte sie einen Hut unter 30 Mark und Roben nicht unter 100 Mk. Auch in Dresden rat sie als Hochstaplerin auf, mietete sich in Pensionen ein, unterließ aber die Bezahlung der beträchtlichen Zech» und Logisschulden. Zum Teil wurden die Schulden von gutmütigen Liebhabern getilgt. Das Ende vom Lied war, die Antoniette v. d. Etgen»Holdau am Sonnabend vor dem Dresdner Landgericht stand. Die Spuren einstiger Schönheit waren an der Angeklagten noch zu ehen. Ihre hochstaplerischen Straftaten versuchte sie in ostgem Lichte darzustellen. Die völlig mittellose Hoch» taplerin erhielt 3 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehr verlust. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts starb n Kapstadt ein ehemaliger Offizier der holländischen Kolonialarmee, Karl Friedrich Götze, der aus Sachsen folg haben, als verwirrte Köpfe zu machen. Das ist ja erst ein Stück, worüber Kritiker schlecht bedacht haben, eine solche reine Lehre aus dem lauteren Gotteswort. Bei solcher Klarlegung, daß es Kinder verstehen, soll es dann noch verwirrte Köpfe geben! Möchte doch ein jeder suchen, was ihm noch fehlt, damit alle nützliche Bausteine für den großen Gottes Reichsbau sein könnten! Gott segne Sie!" — Auch diese anonyme Zuschrift kann unsere Stellung gegenüber der Heilsarmee in nichts ändern. Wenn der Einsender die Heilsarmee als die einzige Verfechterin „wahrer Religion, bei der das Herz mitspreche", preist, so erlauben wir uns, gerade ganz gegenteiliger Meinung zu sein. Die Vorgänge bei der Versammlung im benach barten Röhrsdorf konnten nach alledem, was uns von einwandfreier Seite darüber berichtet wurde, unser Urteil über die Kultusübungen der Heilsarmee nur befestigen. Wir schließen uns dem an, was der evangelisch-reforme- rische Synodalrat in Neuenburg anläßlich einzelner Ueber» griffe der Heilsarmee in der Schweiz über die religiöse Betätigung der Heilsarmee vor ungefähr 20 Jahren sagte: „Die ganze Bekehrungsweise der Heilsarmee ist gewalttätig, eine eigentliche Ueberrumpelung des Menschen durch starke äußere Effekte, und daher sehr geeignet, Scheinbekehrungen zu stände zu bringen, welche weder Wurzel noch Bestand haben. Nicht scharf genug kann man die völlig wider» evangelische Weise verurteilen, mit welcher die Heilsarmee das Heilige mit dem Trivialen, dasGöttliche mit dem Komödienhaften, das Ernsteste mit dem Lächerlichen vermengt, und wie stein einem Atemzuge zugleich mit Gottes Wort die marktschreierischesten Mittel und jeden Humburg (Narreteidinge nennt es die Schrift) in Anwendung bringt, um die Seelen zu erretten. Ihr Treiben ist um nichts besser, als die Frömmigkeitsübungen einer, der blos 200000 Mark kostet. Beim Schulneubau haben wir das ja ganz genau. Die Freunde des Pro» jektes am alten Werk sagen: „das ist der billigste Bau» platz, weil wir da nichts zu kaufen, sondern blos zu bauen brauchen". Ich sage aber, es ist der teuerste Platz weil dort das Bauland allein wenigstens 50000 Mar schon kostet. Ich denke, daß es also auch für andere richtiger erscheinen muß, jetzt lieber 20—30000 Mar Anleihe mehr aufzunehmen für einen Schulbau an anderer Stelle, als für 50000 Mark Gebäude wegzureißen, gan abgesehen von den vielen Straßenbauten am alten Werk die sehr viel Geld kosten werden. — Mit der „höheren Fortbildungsschule", was Sie berichtigen, meine ich die „Fortbildungsschule mit erweiterten Zielen", die hie besteht. Der Ausdruck „höhere Fortbildungsschule" ist hier gang und gäbe, schon weil in dieser das Schulgeld vier mal so viel kostet als in der andern. Ich glaube auch, daß im Stadtgemeinderat jeder wußte, was ich da mit meinte. Hugo Loßner." - Der König», sächsische Mititürverei« sür Wilsdruff und Umgegend hielt vergangenen Sonn abend eine von 29 Kameraden besuchte Monatsver sammlung ab. Bei Gelegenheit dieser Sitzung wurde beschlossen, den 2. September als patriotischen Festtag wieder unter die Zahl der zu feiernden patriotischen Ge denktage aufzunehmen. Der Vorsitzende soll mit Herrn der Pharisäer und Schriftgelehrten, für welche der Herr nur Worte des Unwillens hat. Endlich liegt für unsere Kirche und für unser ganzes Volk eine förmliche Beleidi gung und Provokation darin, wenn die Heilsarmee auf marschiert mit der anmaßlichen Ankündigung, unser Land „erobern" zu wollen, gerade wie wenn sie iu Feindesland einrückte, gerade wie wenn wir heidnisches Land wären, noch völlig unberührt vom Geiste Christi und alles evangelischen Lebens bar." (O. Th. Kolde, Die Heils- armee.) — Im übrigen schließen wir uns aber vollkommen der Mahnung an, mit welcher der schweizerische Synodal rat in seiner Verordnung schließt: „Aber daß nun unsere Kirchgenoffen diese Herausforderung (durch die Heilsarmee) ja nicht beantworten durch Verunglimpfungen, Kränkungen und sogar Gewalttätigkeiten gegen die Salutisten!" — Hartha b. Tharandt, 5. Aug. Donnerstag, den 8. d. Mts., abends 8 Uhr wird Herr Leutnant Weigel, Sohn des z. Zt. in Hartha bei Tharandt auf Sommer frische weilenden Herrn Generalmajors z. D. Weigel, im Gasthofe zu Hartha einen Vortrag über seine Erleb nisse bei der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika während des Hottentottenaufstandes halten. Ueber 100 eigenen Aufnahmen entstammende Lichtbilder veranschau lichen die hochinteressanten Schilderungen, mit denen der genannte Offizier zum besten der Invaliden der Schutz truppe bereits im Flotten- bez. Konservativen Vereine von Großenhain und Meißen seine zahlreiche Zuhörerschaft begeistert hat. Das „Großenh. Tagebi" schreibt hierüber: „Es war ein Genuß, den lebendigen Schilderungen des Herrn Vortragerstatters zu lauschen und die begleitenden Lichtbilder zu schauen. Da war nichts Gemachtes, keine Ruhmrederet, sondern alles schlicht, ernst, vornehm, dabei volkstümlich im besten Sinne des Wortes, kurz eine Leistung, wie sie eben nur ein Angehöriger des Standes herauszubringen vermag, um den uns, wie weiland Fürst Otto von Bismarck einmal treffend gesagt hat, die anderen Völker beneiden, „da uns den deutschen Leutnant niemand nachmachen kann"." Der Reinertrag aus dem Vortrage soll zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden. — Die Familie Zinn in Nen-Rhüsa bei Nossen macht bekannt, daß sich seit Freitag früh ihr 7jähriger Sohn von zu Hause entfernt hat und noch nicht wieder dahin zurückgekehrt ist, auch trotz allen Suchens nicht aufgefunden werden konnte. Der Knabe war be kleidet mit einem schwarzen mit grünen Sternchen durch webten Schwitzer, mit schwarzen Hosen, ebensolchen Strümpfen und roten Schnallenschuhen. — Am Freitag abend gegen 11 Uhr fuhr in der Nähe der Florastraße in Stetzsch ein nach Dresden fahrender Wagen der elektrischen Straßenbahn in einen von entgegengesetzter Richtung kommenden Lastwagen, der sich wahrscheinlich ohne Licht auf dem Gleise bewegt hat. Die Deichsel drang durch die Wand des Vorder» Perrons in den Straßenbahnwagen ein; die Pferde wurden schwer verletzt. Menschen kamen jedoch nicht zu Schaden. — Auf eiue 25jährige Amtstätigkeit als Königlich sächsischer Bezirksarzt iah am 1. August Herr Medtzinalrat Dr. Erler in Meitze« zurück. Der Jubilar, am 16. Februar 1850 in Währungen (Ostpreußen) geboren, begann, nachdem er den 1870er Feldzug als Einjährig-Freiwilliger mitgemacht, seine ärztliche Praxis als Assistenzarzt in der Landesirrenanstalt Eberswalde. Nach mehrjähriger Tätigkeit im Carolahaus in Dresden, in der Korrektionsanstalt Hohnstein und als Bezirksarzt in Dippoldiswalde (vom 1. August 1882 an) kam er am 1. Oktober 1890 als Bezirksarzt nach Meißen. Der Jubilar, der seit 1882 Mitglied der Aerztekammer ist, wurde im April 1899 durch das Ritterkreuz 1. Klaffe des Albrechtsordens und im April 190l durch Verleihung »es Titels Medizinalrat ausgezeichnet. Der ärztliche Bezirksverein Meißen ehrte sein verdientes Mitglied am 25jährigen Gedenttage seiner Ernennung zum Königlichen Bezirksarzte durch ein herzliches Glückwunschschreiben. — Zum Schulneubau. Am Sonnabend fand durch Vertreter der königlichen Amtshauptmannschaft Meißen, der kgl. Bezirksschultnspektion und der Brand- kassen-Jnspektion Meißen eine Besichtigung der vom Schulvorstand in Vorschlag gebrachten Bauplätze für den Schulhausneubau — Bismarckstraße, altes Elektrizität-- werk und Hänsels Wirtschaft — statt. Es waren hierzu erschienen die Herren Amtshauptmann Lossow, Regierungs- affefsor Jahn, Bezirksschulinspektor Schulrat Dr. Gelbke, sowie ein Brandkasseninspektionsassistent; der gegenwärtig beurlaubte Vertreter der Medizinalbehörde, Herr Medizinal- rat Bezirksarzt Dr. Erler, wird seinerseits die Besichtigung erst später vornehmen. Man» wird mit Interesse ab- .zuwarten haben, auf welches der vom Schulvorstand in Vorschlag gebrachten Projekte sich die beteiligten Instanzen in ihrem schriftlichen Bericht einigen werden. — In der hiesigen Bürgerschaft ist es aufgefallen, daß jetzt — mitten im Jahre — ein Schulvorstands mitglied ausschied, während dir Mandate der übrigen Mitglieder nach dreijähriger Dauer am Jahresschluß ab- laufen. Man ist, wie wir erfahren, geneigt, hier eine weiter zurückliegende falsche Anwendung der gesetzlichen .Bestimmungen zu vermuten. Das Verfahren ist jedoch 'vollkommen korrekt und deckt sich mit den Bestimmungen hes Schulgesetzes. Das Gesetz kennt nämlich keine Er gänzungswahlen in der Form, daß beim Ausscheiden eines Mitgliedes der Nachfolger nur sür den Rest der Wahl periode des ersteren einzurücken hat. Das Gesetz kennt vielmehr nur dreijährige Wahlperioden für jede- neu- gewählte Mitglied. Im Juli 1901 schied hier ein Mit- glied vor Ablauf seiner Wahlperiode aus dem Schul- Vorstande aus. Es erfolgte eine Neuwahl, also für die Zeit bis 31. Juli 1904. Damals wurde nach dem Gesetz wieder für die Dauer von drei Jahren gewählt, fodaß jetzt eine erneute Wahl vorzunehmen war. Die übrigen Neuwahlen erfolgen beim Jahreswechsel; diesmal scheiden unseres Wissens drei Mitglieder aus. Praktische Gründe sprechen übrigens dafür, daß man die Wahl des einen Mitgliedes auf dem Wege des Dispenses ebenfalls auf ven Schluß des Jahres verlegt. , — Herr Stadtverordneter Lotzner schreibt uns: „Weil im Wochenblatt — letzte Nummer — zwei Artikel sich mit der Schulvorstandswahl und meinen Aus- fuhrungen dabei beschäftigen, muß ich Sie bitten, auch rnir noch einmal das Wort zu vergönnen, obwohl ich das Ächt gern tue, weil mit dem Ergebnis der Wahl nach meiner Meinung die ganze Sache zur allgemeinen Be- ftiedigung erledigt ist. Herrn Stadtverordneten Frühauf mllß ich erwidern, daß ich nicht von 30—40000, sondern von 20—30000 Mark gesprochen habe. Daß ich damit nicht meinte, bei einem solchen Bau käme es nicht darauf an, wenn so viel Geld zum Fenster hinausgeworfen würde, ist für jeden klar, der mich und meine Stellungnahme zum Schulneubau kennt. Herr Frühauf scheints aber doch nicht verstanden zu haben. Deshalb erwidere ich ihm hier das Folgende: Ein Bau, der 230 000 Mark kostet, kann viel billiger und zweckentsprechender sein, als Pfarrer sm. Ficker in Verbindung treten und diesen bitten, einen Teil seiner Kiiegserinnerungen durch Licht bilder illustriert den Zuhörer» zu bieten. Man will für den Sonntag Abend als den 1. September eine allgemeine Einladung erlassen- Weiter wurde mitgeteilt, daß die Herren Ktrchschullehrer Polster über seine vom deutschen Flottenverein gebotene Seereise und Lehrer Kühne über die Schlacht bei Kesselsdorf im Winterhalbjahre sprechen werden. Die Leseabende sollen in nächster Zeit wieder ausgenommen werden. Weiter teilte der Vorsitzende mit, daß sich in nächster Zeit am hiesigen Platze eine Orts- gruppe des deutschen Flottenvereins bilden wird. Anmeldungen nimmt Assistent Scherber vom König!. Eisen bahnbureau und der Vorsitzende des Militärvereins Kantor Hientzsch entgegen. Zur Zeit haben erfreulicherweise schon über 20 Herren ihren Beitritt zu dieser edlen, nationalen Sache erklärt. Der Jahresbeitrag beträgt 1, erwünschter 2—3 Mk., wofür eine Flottenzeitung all- monatlich den Mitgliedern geliefert wird. — Wetteransficht für morgen: Nach weit- verbreiteten Gewittern zeitweise heiter, aber veränderlich, strichweise Gewitter, veränderliche Winde, warm. — Ein Verfechter derHeUSarmee (in Röhrs- dorf?) schreibt uns anonym mit der Bitte um Aufnahme: „Bezugnehmend auf Ihre Notiz in voriger Nummer Ihres Wochenblattes, „Unsere Sonntagsbeilage", welche etwas über die Heilsarmee gebracht hat, möchte gesagt sein: Liebe Kritiker, Sie erkenne» es wohl an, daß die soziale Arbeit der Heilsarmee, die gewiß viel Not und Elend lindert, zu würdigen und zu einer guten Sache zu rechnen ist. Zugleich verurteilen Sie aber die geistliche oder religiöse Arbeit der Heilsarmee. Nun, meinen Sie, daß die Heilsarmee eine andere Religion bringt, oder haben Sie sich auf andere, schlechte, mit Unwahrheiten über die Heilsarmee herziehende Kritiker gestützt? Möchte doch ein jeder in die rechte Schmiede gehen und prüfen, ob der Stahl gut ist. Weiter möchte gesagt sein, wenn die Heils armee nicht eine wahre echte Religion hätte, wie sie die Bibel lehrt, würde sie nie die schwierige Arbeit auf geistlichem, als auf sozialem Gebiet in dem Maße verrichten können, wie sie es tut, und dabei solche große Erfolge haben. Formen und Zeromonien und andere Frömmigkeitsübungen sind niemals die wahre Religion, wenn das Herz unberührt und gleichgültig dabetbleibt, nein tm Leben muß es be wiesen werden, sagt Gottes Wort, und solches beweist die Heilsarmee gewiß, und gerade an diesen Punkt stößt sich mancher. Eins aber ist not! Weiter meinen Sie, lieber Kritiker, vor allem hätte die Heilsarmee nichts auf plattem Lande zu suchen und glauben vielleicht, daß kürzlich durch die in einem Orte stattgefundene Heilsarmee-Versammlung Wasser in die Elbe geschüttet worden wär. Mag ein Ort sein wie er will, die Wahrheiten des Evangeliums werden doch überall ihren Segen haben. Wie oft wirb gesagt: Friede, Friede, wo doch Menschen keinen Frieden haben. Ja, weiter soll sogar die Heilsarmee keinen anderen Er Aus Stadt and Land. MUttbnugeo ans dem Wertteile sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit danlbar entgegen. Wilsdruff, den 5. August 1907. — Ueber ei« recht anerke«nungswertes Vor gehe« des Ministers des Innern Grasen Hohenthal bet Veröffentlichung der Wahlrechts-Vorlage der sächsischen Regierung wird nachträglich aus Dresden berichtet. Mehrere Tage vor Bekanntgabe des Gesetzentwurfes im amtlichen „Dresdner Journal" erschienen nämlich in den verschiedenen Dresdner Tageszeitungen höhere Ministerialbeamte, um auch diesen Blättern im Auftrage des Ministers die bevorstehende Veröffentlichung anzukündigen. Den Chef redakteuren der betreffenden Zeitungen wurde gleich zeitig je ein Exemplar der Wahlrechts-Vorlage unter der Bedingung zu Information ausgehändigt, daß nicht vor der amtlichen Bekanntgabe davon Gebrauch gemacht werde. ' Bisher war über dieses Entgegenkommen gegenüber der Presse noch nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen. Jeden falls wird man anerkennen müssen, daß dieses Vorgehen des Ministers in dankenswertem Gegensätze steht zu dem Verhalten mancher untergeordneter Verwaltungs-Organe, die meist gerade der Presse an Zugeknöpftheit und Zurück- Haltung das Größmöglichste leisten und ihr am liebsten das Recht absprechen möchten, in öffentlichen Dingen mit hiueinzureden. Daß übrigens die sächsische Staatsregierung gerade in dieser Beziehung von jeher auf Seiten der Presse stand, haben wir schon wiederholt betont. — Daß die Jnferate«-Reklame, sofern sie richtig ausgeübt wird, großen Erfolg haben muß, dürfte bekannt sein. Trotzdem stehen ihr heute noch viele Firmen beinahe skeptisch gegenüber. Hören wir, wie sich der Chef des Berliner Welthauses Rudolf Hertzog über den Wert des Inserierens äußert. Er sagt: „Als ich nicht inserierte, hatte ich so geringen Absatz, daß ich bester getan hätte, mein Geschäft zn schließen. Dann begann ich zu inserieren. Ich wendete im ersten Jahre 1000 Mark daran und mein Absatz stieg auf 30000 Mark, im nächsten Jahre wendete ich 30000 Mark auf Inserate und mein Umsatz bezifferte sich auf Hunderttausende, und jetzt beträgt er Millionen und mein Gewinn steigt im Verhältnisse dazu. Alles was ich habe, meinen Weltruf, mein Mtlliouenge- schäft, verdanke ich nicht nur der Solidität meiner Geschäfts führung — es gibt noch Tausende von Firmen, die eben so reell wie ich ihre Kunden bedienen — sondern zu 99—100°/, den Zeitungsanzeigen." — Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden im Monate Juli des Jahres 1907 1183 Einzahlungen im Betrage von 147980 Mk. 35 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 499 Rückzahlungen im Betrage von 178846 Mk. 15 Pfennige.