Volltext Seite (XML)
Großes Hauptquartier, 24. September. (Wlb. Amtlich.) Eingegangen nachmittags 3 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern erreichte der Artilleriekampf nachmittags an der Küste und vom Walde von Houthoulst bis West- Hoek wieder große Stärke. An der Schlachtfront blieb die Kampftätigkeit auch nachts und am frühen Morgen gesteigert, ohne daß bisher neue englische Angriffe folgten. Gute Wirkung unserer artilleristischen Abwehr ließ sich am Verhalten der von uns beschossenen Batterien und an der Vernichtung zahlreicher Munitionsstapel feststellen. Bei Lens und St. Quentin, an dessen Kathedrale die Franzosen durch neue Beschießung ihr Zerstörungswerk fortsetzten, lebte die Feusrtätigkeit auf. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. In mehreren Abschnitten der Aisnefront und der Champagne schwoll mehrfach das Feuer zu grober Heftigkeit an Bei Erkundungsgefechten hatte der Gegner Verluste. Vor Verdun war der Feuerkampf nachmittags und während der Nacht sehr lebhaft. Auch heute morgen herrschte rege Gefechtstätigkeit auf dem Ostufer der Maas. 14 feindliche Flugzeuge sind abgeschossen worden. Leumanl Wüsthoff errang den LO. sustfieg, Leutnant Kissen- herth brachte 2 Gegner im Luflkampf zum Absturz. OeMcher Kriegsschauplatz: Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold »on Bayern. Unter der am Brückenkopf von Iakobstadt eingebrachten Beute von 55 Geschützen befinden sich eine bespannte Batterie und 5 schwere Geschütze von 20 bis 28 cm Kaliber. In der Stadt selbst fielen reichliche Vorräte «n Brot und Mehl in unsere Hände Nördlich von Baranowitschi und westlich von Luck entfaltete die russische Artillerie lebhafte Tätigkeit. Heeresgruppe des GeneralseldmarschaNs »»« Mackens»«. In den Bergen nordwestlich von Focsani und am Sereth vielfach rege Feuertätigkeit und Vorfeldgefechte. Bahnhof Galatz wurde mit beobachtetem Erfolg beschossen. Ma-etzsnische Frsnt. Die Lage ist unverändert. . Der Erste Generalquarttermelster Ludendorff Mwen umerneymen war er von Erfolg begleitet. JakoS- stadt wurde erobert, über 4000 Gefangene und über 50 Ge- schütz« waren die Beute. Der Kosakenheiman Kaledin. Seitdem Kornilow kaltgestellt und die von ihm an' gezettelte Bewegung anscheinend im Verebben ist, tritt als Hauptwiderpart des allmächtigen Kerenski immer mehr der Kosakenhetman Ka- ledin in die Erscheinung. Bor kurzem war seine Verhaftung gemeldet M worden, aber die Nach- L 4 richt scheint nicht ganz M gestimmt zu haben, denn D »» - -- M-W man erfährt jetzt aus amtlicher Petersburger V v Quelle, daß er in No- M j wotscherkask eine lange R / > Rede gehalten habe, um seine sehr zweideutige E Haltung gegenüber der vorläufigen Regierung zu rechtfertigen. Er habe, > sagte er, nie die poli- tische Trennung des Dongebietes von Rutz- land im Auge gehabt " / und sei im übrigen be- rtck. vor Gericht zu er scheinen und alle seine Handlungen zu erklären. — Der Hetman (russisch Ataman) ist bei den Kosaken der oberste Heerführer. Er wurde früher von dem gesamten Kosaken- ^c.lkc erwählt und hatte über Leben und Tod zu gebieten Alk -l" r der berühmte Kosakenhetman Mazeppa 1708 Li-- lotter der Feinde Rußlands ergriff, beschränkte Peter I. oie Hrirnanswürde auf das Amt eines Gouverneurs, unter Katharina 11. wurde sie ganz aufgehoben, und beule ist .Hetman" eigentlich nur noch ein Titel, der vrn keiner staatlich anerkannten Machtbefugnis begleitet wird Rückiriii Alexejews. Die Krise in Rußland ist trotz aller beruhigenden Versicherungen der Petersburger Telegraphen-Agentur noch immer nicht überwunden. Kerenski, dem man den Schnitt zu einem großen Organisator nicht absprechen kann, wird der widerstrebenden Gewalten nicht Herr. Das zeigt am besten folgende Meldung: General Alexejew ist von seiner Ltellnng als General» ftabschef zurückgetreten, da KcrcnSki darauf besteht, daß alle Offiziere, die verdächtig sind, sich an der Verschwörung Kornilows beteiligt zu haben, auö dem Gcncralstab aus- scheide«, ohne zu berücksichtigen, daß eS schwierig ist, sie zu ersetze«. Zum Nachfolger Alexeiews ist der frühere Befehls haber an der Südwestfront, General Tscheremjssow ernannt worden. Der Diktator trennt sich damit von dem Manne, dem er es in erster Linie zu verdanken hat, daß Kornilows Aufstand fehlschlug. Mit dem Ausscheiden Alexejews bat sich Kerenski nicht nur wieder einen neuen Feind gemacht, sondern er hat auch sein ganzes Kabinett in Gefahr zebiacht. 3500 Offiziere verlangen Auslandspässe. 3500 russische Offiziere ersuchten die Regierung um Auslandspässe mit der Erklärung, daß sie bei den gegen- uartigen Verhältnissen nicht imstande wären, zum Wohle fiußlands etwas zu unternehmen und glaubten, im Aus ande bessere Dienste leisten zu können. 78 dieser Offiziere vurde« verhaftet. Neueste Meläungen. Die Kämpfe in Ost und West. Berlin» 22. Sept. Wie uns von zuständiger Seit« mit. geteilt wird, verstärkt der Berlanf der Kämpfe am Kl. Sep iember, dem zweiten AngriffStag in Flandern den Ein ^rnck eines schweren englischen Mißerfolges. Die bis »erigen Erfolge der dritten Flandernschlacht bleiben noö «eit hinter denen der zweiten und ersten zurück, da eS dei Engländern nicht gelang, auch die kleinste Ortschaft z» nehmen, hilft sich der britische Heeresbericht ^damit, die kotalecn Benennungen einzelner genommener Gräben oder Stühpunkte, wie sic auf den Generalstabskarten üblich sind, aufznzählen. Im Osten ist die Eroberung von Jakobstadt ein er neuter Beweis, in welchem Maße die deutsche Führung sich die völlige Freiheit deS Handels trotz aller Entente- angrtffe im Westen bewahrt. Den Brückenkopf, den die Russen hier noch ans dem westlichen Dünanfer hielten, wurde von den Deutschen in raschem, erfolgreichem Angriff genommen. Nachdem die russischen Linien nordwest lich Jakobstadl durchbrochen waren, wnrde am Nachmittag der Lussci.Abschnitt überschritten nnd im weiteren Verlauf der Kämpfe Jakobstadt besetzt. Der ganze Brückenkopf ist in deutscher Hand, die Beute noch nicht zu übersehen. Die neuen Minister bet der Kaiserin. Berlin, 22. Sept. Die Kaiserin empfing heute im Neuen Palais den Justizminister Dr. Spahn, den Minister deS Innern Dr.Drews, den Kultusminister Dr.Schmidt, den Finanz minister Hergt und den Chef des Kriegsamts, Generalmajor Scheuch. Grubenunglück in Ungarn. Budapest, 22. Sept. In der Lupenyer Kohlengrube ent stand eine Explosion. SS Bergleute sind tot, fünf schwer- becwundet und öü leicht verwundet. Frankreichs Selbstsucht. Kopenhagen, 22. Sept. Im Suchomlinow-Vrozeß machte h. a. General Januschkewitsch die Aussage, daß die Russen seinerzeit gezwungen wurdxn, trotz größten Munitions- und Gewebrmangels in Ostpreüßen und Galizien offensiv vorzu- vehen, nur um die Franzdsen zu entlasten. . Französisch-italienischer Truppenaustausch. Zürich, 22. Sept. Zwischen Italien und Frankreich hat fin Austausch von Truppen stattgesunden. Unzuverlässige talienische Regimenter wurden an die Westfront geschickt und ind durch französische und englische ersetzt worden. Präsident Kerenski. Stockholm, 22. Sept. Kerenski beabsichtigt, demnächst nach Moskau zu fahren und sich dort feierlich zum Präsi denten der neuen russischen Republik ausrufen zu lassen. — Der bisherige Postminister Nikitin hat auch das Ministerium »es Innern übernommen. 2,. Fortdauer der Gegenrevolution in Rußland. i Kopenhagen, 22. Sept. Wie aus verschiedenen russischen Nachrichten hervorgeht, ist die Gegenrevolution noch nicht Unterdrückt. In Tobolsk wurden gegen 100 Personen unter der Anschuldigung verhaftet, an der Gegenrevolution beteiligt ,u sein. Einer der Verhafteten gestand, daß die ganze Garnison auf Seite der Gegenrevolution stehe. Berlin, 23 September. Im Monat August find an öandclSschisssraum insgesamt 808 000 Brutto-Register Tonnen durch Krirqsmnßnahmcn der Mittelmächte verienkl worden. Seit Beginn des uneingeschränkten U-Boot- Krieges sind damit 6 303 000 Br.-Reg. To. des für unsere Feinde nutzbaren Handelsschisfsraumes vernichtet worden. Berlin. 23. September. Der Kaiser hat am 18. Sep tember eine Reise angetreten, um die Truppen an der ru mänischen Front zu besuchen. In Budapest, wo er sine Autofahrt durch die Stadt machte, wurde er von der Be völkerung mit stürmischem Jubel begrüßt. In Curtea LL Arges, der ersten Stadt, die auf rumänischem Boden be- rührt wurde, besuchte der Kaiser die letzten Ruhestätten des Königs Carol und der Königin Elisabeth und legte auf den Gräbern des Königs Carol Kränze nieder. Am 21. 9. fuhy der Kaiser auf einem ungarischen Dampfer nach Cernavodas wo er mit dem König, dem Kronprinzen und dem Prinzeß Cyrill von Bulgarien zusammentraf. Die Majestäten blie ben zu längerer Besprechung beieinander, worauf König Ferdinand den Kaiser über die Brücke von Cernavoda auf das linke Donau-Ufer begleitete. Berlin, 23. September. In der Verfolgung der weichenden Russen wurde von Liwenhof slußwärts überall die Düna erreicht. Amsterdam. 23. September. „Algemeen Handels-I blad" berichtet aus London: Hiesigen Blättern wird aus Petersburg telegraphiert, daß dort ein Schreckensregiment herrsche. Die Bolschewiki verlangten den Tod Miljukows, Rodsiankos und 20 anderer. Duma-Mitglieder, denen sie vorwürfen, daß sie Kornilow unterstützt haben. Kerenski sei den Bolschiwiki gegenüber ebenso machtlos wie Kornilow gegenüber, den er nicht mit Lem Tode zu bestrafen wage. Man könne jeden Augenblick in Petersburg und Moskau bewaffnete Kundgebungen der Bolschewik: für den Frieden erwarten. Petersburg, 23. September. Kerenski erläßt einen Tagesbefehl an Heer und Flotte, in dem er die Bestrafung der Anhänger Kornilows verfügt. Die Offiziere, die in den Aufstand Kornilows verwickelt sind, sollen abgelöst werden; die Truppen, dre an dem Aufstand teilgenommen haben, werden von Lein Quartier des Großen Generalstabes entssrnt und durch tMe Truppen ersetzt; alle Schuldigen sollen vor Gericht qesWllt werden. Soldaten, die ihre Offi ziere auf einen Verdacht hin getötet haben, sind verhaftet worden. Amsterdam, 22. September. Algemeen Handels blad schreibt über die Antwortnoten Deutsch- lands und Hsterreich-Ungarns an den Papst, es werde darin e.ne Grundlage für weitere Verhandlungen gegeben, es bestehe aber wenig Aussicht, daß d:e Alliierten dazu bereit sein werden. Die katholische Tijd schreibt. Lijenigen, die eine Reihe konkreter Friedensvorschläge .- erwartet hätten, seien enttäuscht worden, aber denjenigen, die so gut w:e nichts erwartet hätten, aöten die Noten Loch einige Befriedigung. Letzte Vradtberickte äes „Misärufier Sägeblattes". Ein Großkampftag im U-Boot-Krieg. Berlin, 23. September, (tn Amtlich.) Nene U-Bootserf»lge: runb 53000 Brnttoregisterton- nen. Westlich Gibraltar versenkte eines unserer U-Bo»te in einer Nacht bie tief belabenen eng lischen Dampser „Clan Ferguson" (4808Br«tto- registertonnen), „Brob Neab" (5646 Bruttore gistertonnen) unb „Hnnsbribge" (3424 Br«tto- registertonnen). Im Mittelmeer wnrde« zahl reiche feindliche Transporte «ach Süd-Frankreich »nd Nord-Italien vernichtet, darunter der be waffnete amerikanische Dampfer „Wilmere" mit 7066 Tonne« Kohle, 1060 Tonnen Oel und 12 Lokomotive«, der neue bewaffuete euglische Damp fer „Chulmleigh" (4811 Bruttoregistertonnen) nnd der bewaffnete italienische Dampfer „Ansonia" (1438 Bruttoregistertonnen>. Die beide« letz teren mit insgesamt 8560 Tonnen Kohle. Der bewaffnete französische Dampfer „AmiralKersaint" (5570 Brnttoregistertonnen) versnchte erfolglos sich mit seiner wertvollen Ladung durch hart näckige Gegenwehr der Versenknng zu entziehen. Der Dampser wnrde im Feuergesecht, in dem seine Besatzung schwere Mannschastsverlnste erlitt, «iedergekämpst, der Kapitän gefangengenommen. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Die italienische Presse und die Antworten der Mittelmächte. Lngan», 24. September (tu.) Die italienische Presse erklärt sich von den Antworten Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns aus den Friedens vorschlag des Papstes sür gänzlich »nbesriedigt. — Der „Eorriere della Sera" nennt die deutsche Note ein Spiel mit pathetischen Thesen ohne realen Hintergrund. Kaiser Karl habe anstatt erst zu antworten, demütig den Pantoffel des Papstes gekützt. — Der „Seeolo" bezeichnet beide Notenals negatives Geschwätz. — „Giornale d' Italia", das Blatt Sonninos, nennt die Note« eine heimtückische Mischung von Lüge, Trug nnd Erpressung. — Die „Tribnna" betont den Unterschied in der Absaffnng der Antworten. Die österreichische Note sei wärmer und ver söhnlicher, aber es fehle auch in ihr an positive« Vorschläge«, die sich über die allgemeine» Phrase« erheben. Aus Stasi uns Lans. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen »ir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 24. September. — Was bie Woche brachte. Der Einzug des Herbstes, der nach den Wetteraussichtender^orvorhergehendenWoche sich mit Riesenschritten zu vollziehen scheinen sollte, hat in der - vergangenen Woche eine recht angenehme Unterbrechung er leiden müssen, die für die Menschheit und die Natur sehr wohl tuend war. Das Wetter der Verflossenen Woche erinnerte nicht an den Herbst; es brachte nur schöne Tage mit lieb lichem Sonnenschein, deren Wärmegrade sich mehrder Sommer hitze näherten. Alle Früchte können gut ausreifen, besonders der Wein, auch dem Wachstum der späteren Kartoffelsorten kommt die Wärme sehr zu stickten. Wir haben nur den einen Wunsch, daß das Wetter noch recht lange so bleiben möchte; die rauhe, kalte Winterszeit mit ihren Einschränkungen an Heizung und Beleuchtung kommt noch zeitig genug und unser Verlangen nach ihr ist nicht allzugroß. DieKirmes- feier kam, weil sie nur als ein örtlicher Festlag zu betrachten ist, nicht so zur Geltung als in Friedenszeiten. Wohl ließ die kirchliche Feier, wie immer, nichts zu wünschen übrig, das Gotteshaus war zahlreich besucht, doch die Fabriken, die meist mit Kriegsarbeit beschäftigt sind, mußten den Be trieb anfrechthalten. Gern besucht, auch von auswärts, wird der Ehrenfriedhof; es ist durch die Errichtung desselben ein inneres Herzensbedürfnis der ganzen Kirchgemeinde er füllt worden. Man bangt um die Aufbringung der Kosten für das groß« Kreuz, das den Platz noch zieren und ihm einen würdigen Abschluß geben soll, doch gibt es in der Kirchgemeinde an Wohltun gewöhnte Glieder gewiß noch genug, die es an einer erneuten Opfergabe nicht fehlen lassen werden. Unsere tapferen Heere im Osten schreiten in ihrem Siegeszuge unaufhaltsam vorwärts, schon ist Jakobstadt genommen, und man weiß nicht, was nach unseres Hinden burgs Willen der nächste Siegespreis sein wird. Im Westen sorgen unsere Truppen dafür, daß die eiserne deutsche Mauer den Feinden stand hält. Auch der zweite Angriffstag in der dritten großen flandrischen Schlacht verstärkte den Ein druck eines schweren englischen Mißerfolges. Den Eng ländern gelang es nicht, die kleinste Ortschaft zu nehmen, und somit bleiben die bisherigen Erfolge der dritten Flan dernschlacht weit hinter denen der zweiten und ersten zurück. Die Antwort der Mittelmächte auf die Friedensnste des Papstes ist nun erfolgt und bereits in ihrem Wortlant veröffentlicht worden. Sie ist wieder als ein Kunstwerk zu bezeichnen, in dem den päpstlichen Friedenswünschsn auf richtig beigepflichtet, doch ein Eingehen auf Einzelheiten, wozu es ja beim Beginn von Verhandlungen erst nötig ist, , vermieden wird. Unsere Faustpfänder werden nicht so leichten Kaufs aus der Hand gegeben, das wollen sich unsere Feinde für immer gesagt sein lassen. Das Vertrauen