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Interessant ist auf der Weiterfahrt die Klippe Hjermsöstauren. Ihre Vorderseite ist mit Myriaden von Seevögeln bedeckt. Sobald der Dampfer auf der Durch fahrt durch den Sund pfeift, wird die Erregung unter den Vögeln ungeheuer. Einer lebenden Lawine gleich stürzen sie von ihren Rastplätzen herab, den Himmel ver finsternd. Sie erfüllen die Luft mit wehklagendem Schreien und mit dem Geräusch ihrer plumpen Flügel. Trotzdem erscheinen die am Felsen zurückgebliebenen Schwärme un- gemindert. Ihre Daunen und Federn, ihr Fleisch und ihre Eier sind eine wichtige Einnahmequelle. Der Kaiser hat der Jagd auf diesem Felsen wiederholt interessiert zugeseheo. Die Vogelsteller müssen eine wunderbare Be händigkeit und großen'Mut entwickeln in der Ersteigung scheinbar fast unzugänglicher Felsenwände, in die Pflöcke getrieben sind. Die Schwärme bestehen aus Alken, Möven, Eiderenten, Tauchern und Lummen. An Jngö vorüber erreicht die Hohenzollern das Ziel der Reise, das Nordkap, einen 315 Meter hohen Vorsprung unter dem 71° 10'40" nördl. Breite. Es liegt nicht auf dem Festland, sondern auf Magerö, der nördlichsten Insel Norwegens und damit Europas. Magerö ist sehr lang und schmal, durchschnitten von Fjorden, die tief ins Land eiudringen. Der erste Anblick des Nordkaps, das einem Keile gleich ans dem Eismeer aussteigt, ist imponierend. Seine Nordseite steigt fast senkrecht aus dem Meere. Der Aufstieg geschieht vom Hornrücken aus, wo ein Pfad an- gelegt wordm ist. Auf dem Gipfel des Nordkaps bc- findet sich eine Steinwarte zum Andenken an den ersten Besuch Kaiser Wilhelms II. Der Aufstieg dauert eine Stunde. Die Reize des Nordkaps sind unvergeßlich. Nach Westen und Norden öffnet sich das Meer bis zum Hori zont, erleuchtet von den Strahlen der Mitternachtssonne. Am anderen Morgen wendet die Dacht nach Süden, nach Deutschland zurück. Vermischtes. * Gefahrvolle Jagd. Weit im Norden, auf dem steilen, schwer zugänglichen „Vogelberge", zwischen den Färöer auf einem kleinen Felsplateau, von dem an allen Seiten fast lotrecht und Hunderte von Metern tief die schroffen Felswände jäh gegen das Meer abfallen, haust seit Jahren ein unternehmender Jäger mit seinem Stabe. Eine Schar von 10 Männern und einige 20 Frauen, harte, schweigsame, ernste Leute, die sich mit ihrem Führer in die Gefahren des Jagdberufes teilen, setzen da um einen Korb gesprenkelter Seevogeleier und um einige Vogel- bälge täglich ihr Leben aufs Spiel. Wagnisse, vor denen selbst erprobte Bergsteiger zaudern würden, werden in stiller Selbstverständlichkeit unternommen; die Einsamkeit in dem weltabgeschiedenen Eiland hat die Nerven gestählt, der Kampf mit den rauhen, steilen Felsen ist zur Gewohn heit geworden. Denn zu den Brutstätten der fürsorgliche« Seevögel führen keine Pfade; in den Rissen und Grotten, die sich im Laufe der Jahrtausende in den grauen, steilen Felswänden gebildet haben, haben die Tiere ihre Schlupf winkel. Nur wenige, schlecht ergiebige Brutstätten können von kühnen und waghalsigen Steigern erklommen werden; die besten Plätze aber befinden sich in den unzugänglichen Mitten der Klippen, wo die Felsen sich überhängend über das Meer wölben. An einem Seile muß der Jäger sich herablassen; droben auf dem Felskamme stemmen sich drei oder vier seiner Genossen gegen das Seil, an dem hängend der Eiersammler sich hinabläßt in die schwindeln den Tiefen. Ein Ausgleiten der Genossen droben, ein verwitterter Stein vielleicht, der Halt geben sollte und abbröckelt, und der Wagemutige stürzt hinab in die Tiefen, reißt seine Kameraden vielleicht mit sich, und mit zer schmetterten Gliedern versinken sie in die Fluten. Es ist nicht selten, daß das Tagewerk in einer solchen Tragödie endet; schweigend geht man dann über das Unabänderliche hinweg und am nächsten Tage beginnt die Arbeit mit der gleichen stillen Selbstverständlichkeit wie zuvor. Mit einem Sack an der Seite, einer dicken Mütze, die ein An prallen an die Felswände dämpft, läßt sich der nächste hinab, durchforscht die Risse und Spalten, gibt durch einen Ruf oder eineu laugen Ruck am Sei! den Genossen ein Zeichen und wird wieder htnaufgezogen, bald mit reicher Beute, bald mit ärmlicher. Manche Abenteuer dringt der Beruf. Einer der besten und sichersten Steiger, Estrup, war eines Tages, so erzählt „ss sais rout", in einer Höhe von 60 m über m Meere, 40 m unter dem oberen Rande, auf eine selten reiche Grotte gestoßen. Mit einem Haken gefestigte er das Seil und ging ins Innere der Grotte. Als er. mit reicher Beute zurückkehrt, ist das Seil ver schwunden. Schon senkt sich der Abend. Er schreit, ruft — umsonst. Die Untersuchung der Felswand erklärt das Geschehnis. Zwei kämpfende Vögel haben das Seil gestreift, die Kameraden oben fühlten den Druck, zogen das Seil empor, und als sie die Leichtigkeit spürten, wußten sie: Estrup ist verloren. Estrup ist abgestürzt. Sie waren fort, die Unglücksbotschast zu künden. Die Dunkelheit nahte. Die Rückkehr der Vögel stand bevor. Estrup wußte, was das bedeutete. Die betrogenen Tiere, starke, spitzschnäblige, flügelgewalttge Raubmöven, scheuen in Verteidigung ihrer Brut vor einem Angriff auch gegen Menschen nicht zurück. Mehr als einer der Jäger konnte in solchen Fällen nur mühsam seine Augen retten. Hilfe war nicht zu erwarten; die droben mußten ihn längst aufgegeben haben. Estrup unternahm etwas Verzweifeltes. Mn nichts als einem grifffesten schwedischen Messer aus gerüstet, wagte er den Aufstieg an der lotrechten Felswand. Zoll um Zoll, über dem Abgrund hängend, arbeitete er sich empor. Zehn Stunden lang hing er an der Wand, bis die 40 m erklommen waren. Aber er erreichte den Rand. Ohnmächtig sank er oben zusammen. Dort fanden ihn dann die Genossen. * Der Todeskampf im Geschützturm. Die furchtbare Explosion in einem Geschützturm des amerika nischen Panzers „Georgia" wird in Boston nach den jetzt vorliegenden genaueren Schilderungen auf die vorzeitige Entzündung der Geschoßladung zurückgeführt. Man nimmt an, daß ein Funken vom Schornstein durch di obere Oeffnung des Turmes eindrang, die nicht verschlossen war, und so die Katastrophe herbeigeführt hat. In dem selben Augenblick verwandelte sich der kleine, abgeschlossene Raum zu einer wahren Hölle. Schmerzverzerrte Männer wurden gegen die Metallwände geschleudert, andere wanden sich im Todeskampf am Boden. Viele von ihnen wurden bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Andere hatten, als die Hilfe kam, das Augenlicht verloren. Trotzdem wurden wenigen Sekunden der Katastrophe Taten von Aufopferung und Geistesgegenwart getan, die verdienen, nicht vergessen zu werden. Einer der Matrosen sah einen Funken springen; mit einem instinktiven Ruck warf er sich auf die Munitionskammer, schloß die Oeffnung im letzten Augenblick und rettete so das Schiff vor völliger Ver nichtung. Ein anderer schützte mit seinem eigenen Körper den Leutnant Goodrich, der, troydem von furchtbaren Schmerzen gepeinigt, wild stöhnend den Gang sich hinauf schleppte, mit brennenden Kleidern und Haaren stürzte sich verzweifelt ins Meer. Von einem Boot wurde er sofort aufgefischt, aber nur, um wenige Minuten später zu sterben. Von den 18 Matrosen und zwei Offizieren, die im Turm sich befanden, ist nur ein einziger, der Midshipman Kimball, relativ unverletzt davongekommen. Im kritischen Augen blick riß er unwillkürlich die Mütze vors Gesicht, warf sich platt auf den Boden, nnd wie durch ein Wunder kam er mit einigen Brandwunden davon. Während in dem ge schlossenen Turme das Verderben wütete, wartete die Mannschaft draußen im Sonnenschein ungeduldig auf den fälligen Schuß des 8 Zoll-GeschützeS. Neun Tote sind in Boston bereits ans Land gebracht. Im Chelsea- Hospital liegen noch sechs Verstümmelte im hoffnungs- losen Todeskampf. Ans dem Gerrehtssaal. Mailand, 21. Juli. Scheußliche Verbrechen wurden in einem von Nonnen geleiteten hiesigen Kinderasyl von den mit der Aussicht betraust» Personen an Kindern verübt. Mehrere Kinder sind an einer häßlichen Krankheit erkrankt. Die Vorsteherin und mehrere Angestellte sind flüchtig, die Vizevorsteherin wurde ver haftet. Gegen mehrere Personen wurden Haftbefehle erlassen. Wie der Erzbischof feststellte, legten die Nonnen sich fälschlich den Titel und das Gewand von Ordens- schwestern bei. Unter dem Verdächte, sich an den Kindern vergangen zu haben, wurde in Turin ein angeblicher Priester verhaftet. Der ebenfalls verhaftete geistliche Direktor der Mailänder Anstalt hat, wie hierzu weiter gemeldet wird, schon als Beichtvater am Turiner Frauenkrankenhause eine wahre Meisterschaft auf dem Gebiete der Perversität bewiesen. Es wurde eine obszöne Korrespondenz zwischen ihm und den angeblichen Nonnen, denen kleine Mädchen anvertraut waren, vor gefunden. Auch die Nonnen waren infiziert. Der Pfarrer des Kirchspiels, zu dem die Anstalt gehört, bekundet, er habe dem Polizeipräsidenten, der später strafweise versetzt wurde, die Anstalts-Orgien angezeigt, aber kein Gehör gefunden. Kardinal Ferrari, der Erzbischof von Mai land, hatte in gegen die Anstalt ausgegebenen Erlassen den Geistlichen verboten, dort Kultushandlungen zu ver richten. Der Bruder des Anstaltsgeistlichen, der selbst Geistlicher ist, stellt ihn als Opfer seiner eigenen Herzens- güte hin. Der klerikale Corriere d'Jtalia regt an, die Klerikalen möchten in der Kammer die Regierung interpellieren, warum sie ihre Warnungen unberück sichtigt gelassen habe. Der Vatikan hat die Bischöfe angewiesen, auf die Orthodoxität ihrer geistlichen Anstalten scharf aufzupaffen. Es werden Massenmaßregelungen erwartet. Arrrze Lhrsnik. In fremden Tasche«. Lindau, 24. Juli. Das Lindauer Tageblatt meldet: In dem Schnellzugverkehr München—Lindau—Schweiz machen sich in den letzten Tagen ir ternationale Taschendiebe bemerkbar. Zwei Reisenden wurden Brieftaschen mit 400 bezw. 600 Mark gestohlen. Dem Amerikaner Rockfellow wurde eine Brief tasche mit 20000 Pfund Sterling in Kreditbriefen, lautend auf Muroe L Co. in Paris, entwendet. Die Kreditbriefe sind gesperrt. Im Kampf mit eine«» Einbrecher. Berlin, 24. Juli. Am Dienstag abend wollte Kriminalkommissar Kunze mit drei Beamten den wegen zahlreicher Diebstähle gesuchten Arbeiter Rössel in der Wohnung seiner Braut verhaften. Bei dem Ringkampf mit dem Kommissar schoß der Verbrecher fünfmal und verwundete sich und seine Braut ziemlich schwer. Raubmordversuch au einer Greist«. Sagan, 24. Juli. Heute vormittag wurde in der Hetdeldsrgstraße an der 83jährigen Witwe Lenke ein Raubmordversuch ver- übt. Die Frau wurde schwerverletzt in das Krankenhaus gebracht Der mutmaßliche Mörder wurde in der Person eines Steinmetzes verbastet. Am offene« Feuer. Rostock, 23. Juli. Die Mecklenburger Blätter melden aus Taren: Schwere Brand wunden erlitt der vierjährige Sohn eines Händlers, der dem Feuer zu nahe gekommen war, wobei seine Kleidung Feuer fing und das Zeug dem Knaben vollständig vom Leibe brannte. Er wurde in das Krankenhaus gebracht, wo ihm die schweren Wunden verbunden wurden. Eingesandt. (Ohne Verantwortung der Redaktion.) Dem Eilender in voriger Nummer sei folgendes er. widert: Die Entwickelung der Stadt Wilsdruff hängt mit den Zeitverhältnissen zusammen, wie dies bei jedem anderen Platz auch der Fall ist. So hat z. B. die Stadt Nossm mehrere Hauptbahnen und doch findet dort wenig Zuwachs statt. Trotzdem besitzt aber Nossen eine stattliche, neue Schule. Allerdings hätte Wilsdruff Nossen mindestens dreimal überflügelt, wenn es nur eine Hauptbahn halte. Woran liegt bass Es ist bckannterweise die Nähe der Großstadt. Die großen Städte sind kolossal gewachsen, der Zuzug findet heutzutage nur nach und um die Groß stadt statt, in Orte, die schnell und billig von der Groß- stadt zu erreichen sind und billige Wohnungen haben. Wilsdruff ist die Dresden am nächsten gelegenste Stadt und die Vororte, welche zwischen Dresd^n-Tharandt, Meißen-Dresden liegen, vergrößern sich natürlich schneller, W il sie bessere Verkehrslinien, mehr Ansiedlung bereits haben. Wegen Tharandt, Cossebaude und anderen Orten baute man auch keine Eisenbahnen; man legte sie zwischen großen Städten an und die Vororte, wo die Schienen- stränge gehen, haben sich naturgemäß mehr entwickelt. Mit der Zeit dringt auch von Dresden aus die Ansiedlung mehr in unsere Gegend und warum sollte da nicht vielleicht in 10 Jahren eine Bahnverbindung von Dresden oder der Elbe her, oder Niederhermsoors-Wilsoruff umgebaut werden. Ferner kommt eine neue Familie, so fragt diese erst nach den Schulverhällnissen. Es wäre nicht richtig, wollte man jetzt sparen und die alte Schule auf- bauen. In 10 Jahren würde mau cs bereuen, weil die alte Schule wieder zu klein ist. Es ist eine Verbesserung der Schule beabsichtigt, mit Angliederung einer Selekta und Koch- und Haushaltschule. Es ist ja nur mit Freuden zu begrüßen, wenn ein Fortscyritt da ist, und dies alles ist nur in einem Neubau entspechend unterzubringen, welcher gleichzeitig eine Zierde sein soll. Ein jeder weiß, wie die Postschule fihlt. Möge man versuchen, in der alten Schule einen Ersatz für die Fachschule zu schaffen. Nicht Schnur und Blombe am Kneipp-Bild und dem Namen „Kath ¬ bekommen, sondern Schmers ZWOe-Wrikm Mich». G. m. b. H. S73S reiner" können Sie ihn erkennen. Es sind unzählige Nach ahmungen im Handel, die, um das Publikum zu täuschen, dem Kathreiner-Paket so ähnlich als irgend möglich gemacht werden. Weisen Sie alle solche Nachahmungen zurück! Wenn Ihr Kaufmann den echten „Kathreiner" nicht hat, dann schreiben Sie wegen Angabe einer Bezugsquelle an sind sichere Zeichen dafür, daß Sie den echten „Kathreiner" Man verlange nur Waltsgott's Prä ssrvstiv- Losins als beste« Schutz gegen WunRauksn unck üblen Kvrueb äsr füsss, in der Apotheke zu Wilsdruff in Dosen L 80,40 u 25 pfg. zuMil-nnNes Mlkduck w? krkindn-. Von Ingenieur ir. VloiM. S, S7S0 eimslrckesi- I. — kostenlos. Wer für sein LeLlsektpkerü den höchste« Fleischpreis erzielen will, wende sich selbst an die kooovblävktsrvi von Bru«o Ehrlich, Deuben. Nichtlaufende Pferde werden sofort per Waaen abgebolt. us bcklNiiNsfüs AL kauft zu höchsten Preise« die älteste Roßschlächterei von k. kävnevk, ?ot- 8vbsppvl. Telephon Nr. 735. 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